SPIELZEIT 2014/2015 LINKSAMMLUNG UND LESETIPPS NORA ODER EIN PUPPENHEIM Schauspiel von Henrik Ibsen Premiere: 09.01.2015, Podium zusammengestellt von Carlotta Rogge und kommentiert von Daniel Grünauer 0731 161 4402 [email protected] Liebe Leserinnen und Leser, liebe Theaterbegeisterte, wie lässt sich NORA heute noch plausibel erzählen? Die Ulmer Fassung endet ohne die Äußerung des Wunsches nach „dem Wunderbaren“, einer Idealvorstellung von autonomen Partnern, die sich auf Augenhöhe begegnen. Unsere Nora unterbricht sich kopfschüttelnd mit den Worten: „Ich glaube an keine Wunder mehr“ und geht. Eine Ehe ohne Abhängigkeitsgefälle ist für sie nicht einmal mehr im Bereich des Denkbaren. Noras Leben im goldenen Käfig, ihre erotischen Machtspiele als übermütig-flatterhaftes Püppchen in den Händen des großen Erlösers Helmer erscheinen beim Lesen wenig wünschenswert, stellenweise gar widerwärtig. Was treibt das Paar, dem wir seine Liebe zueinander nicht absprechen wollen, zu solcherart Bevormundung bzw. Unterwerfung? Helmer will von seiner Frau nicht gerettet werden; er will von ihr bewundert werden. Dafür glaubt er sich ihr gegenüber als Alleinherrscher und moralisch unanfechtbarer Bestimmer aufspielen zu müssen . Nora, geprägt von den lebenslangen Erfahrungen als devote, geliebte, vor allem aber beschützte Tochter, kennt nur den einen Wunsch: Die Erlösung und Errettung durch den Einen, der sie trotz Schimpf und Schande schirmen, sich der ganzen Welt entgegenstellen, alles auf sich nehmen und für die Liebe zu ihr seine Ehre opfern würde. Dieser Wunsch hat an Gültigkeit und hoffnungsvoller Sehnsucht nichts verloren. Ibsens Stück speist sich aus der angstvollen Lüsternheit vor dem Blick ins eigene Wohnzimmer ebenso wie aus dem Glauben an moralischen Fortschritt. Im Folgenden finden Sie Sekundärmaterial und weiterführende Informationen zu Ibsens NORA. Barbara Frazier / Daniel Grünauer 1 Link- und Literatursammlung · NORA ODER EIN PUPPENHEIM · Theater Ulm · 2014/2015 1. Linktipps zu Autor und Stück Der 1828 in Norwegen geborene Dramatiker Henrik Ibsen gilt heute als einer der wichtigsten und prägenden Vertreter des literarischen Naturalismus. Die folgende Auswahl an Linktipps soll einen Überblick zu seiner Person sowie zum Stück geben. Basisinformationen zu Ibsens Biographie bzw. eine Auflistung seiner wichtigsten Lebenstationen finden Sie hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Henrik_Ibsen http://www.dibb.de/henrik-ibsen-naturalismus.php Im Folgenden können Sie sich einen allgemeinen Eindruck vom Inhalt des Stückes verschaffen: http://de.wikipedia.org/wiki/Nora_oder_Ein_Puppenheim 1973 wurde Ibsens Drama in der Regie von Joseph Losey mit Jane Fonda in der Titelrolle verfilmt: https://www.youtube.com/watch?v=XiZQlhNHX2s Eine gemeinfreie Übersetzung des Stückes ist bei Projekt-Gutenberg zu finden: http://gutenberg.spiegel.de/buch/ein-puppenheim-1704/1 Einen kompakten Überblick zum Autor als „Kind seiner Zeit“ gibt Tilman Spengler im Fernsehbeitrag der Reihe KLASSIKER DER WELTLITERATUR: http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/klassiker-der-weltliteratur/henrik-ibsen-drama-nora-oder-ein-puppenheim100.html Die österreichische Autorin Elfriede Jelinek nutzte sowohl Ibsens NORA als auch seine STÜTZEN DER GESELLSCHAFT als Ausgangsmaterial für ihr Lehrstück WAS GESCHAH, NACHDEM NORA IHREN MANN VERLASSEN HATTE?: http://www.rowohlt-theaterverlag.de/stueck/Was_geschah_nachdem_Nora_ihren_ Mann_verlassen_hatte_oder_Stuetzen_der_Gesellschaften.72392.html Gedanken zur Inszenierung von Jelineks Stück am Düsseldorfer Schauspielhaus: http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article120834986/Elfriede-Jelinek-setztIbsens-Nora-fort.html 2 Link- und Literatursammlung · NORA ODER EIN PUPPENHEIM · Theater Ulm · 2014/2015 2. Links zu Themen in NORA An dieser Stelle bieten wir Ihnen eine Übersicht über wichtige Themenfelder des Dramas. Die gesellschaftliche Rolle der Frau wird im historischen Kontext ebenso kritisch betrachtet, wie die Institution Ehe. Als wesentliches Thema der literarischen Strömung des Naturalismus gilt die Entwicklung der Emanzipationsbewegung der 8oer und 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Eben diese These wird in folgendem Artikel näher beschrieben: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35256/aufbauphase-imkaiserreich Die mit der Familie Ibsen befreundete Schriftstellerin Laura Kieler wurde im Oktober 1878 Gegenstand einer hitzigen Pressekampagne. Der Vorfall diente Ibsen gewissermaßen als Vorlage für sein heute berühmtestes Werk: https://books.google.de/books?id=M_qughx4QxwC&pg=PA28&lpg=PA28&dq=nora+la ura+kieler&source=bl&ots=5JeNAP4ez9&sig=FiB7A5C8RlWGAMdWQr9fSKMPGhc&hl =de&sa=X&ei=BQ-tVKnsEInuUMONhIgL&ved=0CEIQ6AEwBA#v=onepage&q=nora%20 laura%20kieler&f=false Nora erkennt im Laufe der Handlung des Dramas ihre Ehe mit Torvald als Zwang und für beide Parteien „quälendes Neben-Einander-Herleben“. Dazu ein spannender Artikel: http://diefreiheitsliebe.de/politik/ist-die-ehe-als-institution-noch-zeitgemas/ Über Paar-Ideologie und Feminismus schreibt die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken in dem folgenden Artikel: http://www.zeit.de/2014/50/feminismus-literatur-barbara-vinken Einen ausführlichen Beitrag zum Thema Gleichberechtigung und den Rechten der Frau in der heutigen Gesellschaft finden Sie hier: http://universal_lexikon.deacademic.com/243925/Gleichberechtigung%3A_Die_Stellung_der_Frau_heute „Der verletzbare Mann“, „Die Frau als unabhängiges Wesen“: Eine Auseinandersetzungmit der Veränderung des Selbstverständnisses der Frau und des Frauenbildes in der Gesellschaft heute: http://ef-magazin.de/2010/05/25/2155-maennliche-abhaengigkeit-in-beziehungenemotionale-und-finanzielle-stricke 3 Link- und Literatursammlung · NORA ODER EIN PUPPENHEIM · Theater Ulm · 2014/2015 3. Literatursammlung Im Folgenden haben wir Ihnen eine Auswahl zur wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Autor und seinem Werk im historischen Kontext zusammengestellt: Bänsch, Dieter: Grundlagen und Gedanken zum Verständnis des Dramas. Frankfurt am Main 1991. Büttner, Ludwig u.a.: Das europäische Drama von Ibsen bis Zuckmayer. Dargestellt an Einzelinterpretationen. Frankfurt am Main 1960. Collin, Josef. Henrik Ibsen. sein Werk,seine Weltanschauung, sein Leben.Heidelberg 1910. Ferguson, Robert: Henrik Ibsen. Eine Biographie.München 1998. Freund-Spork, Walburga: Henrik Ibsen, Nora ( Ein Puppenheim). Stuttgart 2006. Hamburger, Käte: Ibsens Drama in seiner Zeit.Stuttgart 1989. Rüdiger, Bernhardt: Textanalyse und Interpretation zu Henrik Ibsen ’Nora ( Ein Puppenheim)’. Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen. Hollfeld 2013. 4
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