Christologie 1. Alte Kirche und Mittelalter 2 - EKHN

Examensvorbereitung ST von Simon Ahäuser
Christologie
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Christologie
1. Alte Kirche und Mittelalter
Chalkedon (451): Die Einheit Christi „in zwei Naturen“: „einen und denselben..., der in zwei
Naturen unvermischt, unverwandelt, ungetrennt, unzerteilt erkannt wird.“
Anselm von Canterbury: Satisfaktionslehre – Stellvertretende Genugtuung Jesus Christus am
Kreuz für die Sünden der Menschen. Die Notwendigkeit der Menschwerdung Jesus Christus wird
mittels der Vernunft bewiesen (Cur Deus homo): Der Mensch schuldet seinem Schöpfer
Unterwerfung. Wegen der Sünde verweigert er sie aber. Wegen der Ehre Gottes und der
Gemeinschaft von Gott und Mensch muss der Mensch Genugtuung leisten in Form von etwas, was
größer ist als alles außerhalb von Gott. Dies kann nur Gott kommen, muss aber vom Menschen
geleistet werden. Jesus Christus als Gott-Mensch nimmt den Tod am Kreuz als größtmögliches
Opfer hin. Da er den Ertrag nicht braucht, gibt er ihn den Menschen.
Petrus Abaelard: Gegenentwurf zu Anselm. Der Tod Jesus Christi ist Ausdruck der Liebe Gottes.
Sie soll keine Gegenliebe hervorrufen, keine Genugtuung. Gott kann einfach aus Liebe – ohne eine
Entschädigungsleistung – versöhnen.
2. Reformation
Luther: Zwei-Naturen-Lehre übernommen aber eigene Prägung erhalten: Gedanke der
communicatio idiomatum (wechselseitige Mitteilung der Eigenschaften) weiterentwickelt:
Aufgrund der Personeneinheit Christi können die Eigenschaften einer Natur auch von der Person als
ganzer ausgesagt werden. Eigenschaften der göttlichen Natur können daher auch von der
menschlichen Natur ausgesagt werden (Ubiquität beim Abendmahl).
Calvin: Lehre vom dreifachen Amt Christi (Prophet, Priester und König). Messias bedeutet
Gesalbter. Dementsprechend ist Christus ähnlich der gesalbten Personengruppen des AT.
Christus ist Prophet (1Kön 19,16): Verkündigung des göttlichen Willens durch Jesus; Er ist Priester
(Lev 4,3) im stellvertretendem Leiden, im Sühnetod sowie der Fürbitte des Erhöhten; Er ist König
(1Sam 10,1) im Verzicht auf königliche Herrschaft und der folgenden Erhaltung und Regierung der
Welt/Kirche durch den Erhöhten.
3. Neuzeit
Schleiermacher: Christologie ist Darstellung und Selbstbekenntnis des Glaubens. Sie dient nicht
zur Begründung des Glaubens. Glaube ist geschichtlich. Er bezieht sich auf Geschichte, weil er sich
in der Historizität Jesu seiner eigenen Geschichtlichkeit versichert. Geschichtlich ist der Glaube in
Form des Christentums/der Kirche.Der Erlöser, als historische Person ist der Anfang der Kirche als
eine (der Welt gegenüber gesetzte, aber selbst) geschichtlichen Größe.
Ernst Troeltsch: Er trennt die historische Frage vom Bild des Glaubens. Man muss auf die
ausschließliche Sonderstellung Jesu in der Geschichte verzichten. Das Bild vom historischen Jesus
ist kein Anknüpfungspunkt der Christologie → Nicht von Jesus her, sondern auf Jesus hin. Weiter
stellt er die Christologie in den religionsgeschichtlichen Zusammenhang. Es „strömt für den Zweck
der Deutung in das zu deutende Faktum eine Fülle von Leben ein, in dessen Beleuchtung es tiefer
gewurzelt und wirkungsreicher erscheint als in seiner bloßen begrenzten Historizität.“ Wie bei
Schleiermacher und Ritschl wird die Erlösung als geschichtliches Geschehen dargestellt.
Karl Barth: Die Offenbarungslehre ersetzt den neuprotestantischen Religionsbegriff. Glaube ist
nicht aus Formen kulturellen und geschichtlichen Selbst- und Weltbewusstseins ableitbar. Es ist die
Grundform, wie sich Gott unserem Bewusstsein erschließen kann. Inkarnation bedeutet das
„Entstehen von Glauben in der Geschichte“. Es ist ein Punkt, an dem Gott ermöglicht, dass der
Glaube sich selbst an eine bestimmte Geschichte (in der sich Gott soteriologisch festgelegt hat)
bindet. Christologie ist das Bild, das der Glaube von seinem Entstehen und Bestehen in der
Geschichte in sich entwirft.
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Adolf von Harnack: Er unterscheidet zwischen dem Evangelium als eigentlichem Grund des
Glaubens und der dogmatischen Lehre über Person und Werk Jesu Christi, die er ablehnt. In Jesu
Verkündigung gehört der Vater, aber nicht der Sohn.
Reimarus: Jesus verstand sich als politischer Befreier seines (des jüdischen) Volkes. Die
Errichtung eines weltlichen Reiches gelang ihm nicht. Nach seinem Tod haben die Jünger eine
Lehre vom geistlich leidenden Erlöser der ganzen Menschheit erfunden.
Bultmann: Er wendet sich von der liberalen Theologie ab. In dem Buch Jesus präsentiert Bultmann
1926 einen konstruktiven Gegenentwurf zu dieser: Es geht ihm darin ausdrücklich nicht darum,
Jesus als historische Figur zu untersuchen, sondern den Anspruch seiner Verkündigung zu erfassen.
Bultmann zufolge richtet sich der christliche Glaube nicht auf Jesus als Person, sondern auf das
durch ihn verkörperte Kerygma. „Christus ist in das Kerygma auferstanden“.
In seiner 1941 geschriebenen Schrift Neues Testament und Mythologie setzt er die These, dass das
Neue Testament aus einem mythologischen Weltbild heraus geschrieben wurde, das inzwischen von
einem wissenschaftlichen Weltbild abgelöst worden sei. Exemplarisch setzt Bultmann sich mit zwei
weiteren Aspekten christlicher Mythologie auseinander, der Präexistenz Christi und der
Jungfrauengeburt Jesu. Bei beiden Punkten gehe es nicht darum, Jesu historische Herkunft zu
klären, sondern seine Bedeutung für den Glauben zu verdeutlichen. Er will nach Schmithals den
Mythos nicht eliminieren, sondern neu interpretieren werden.
Bonhoeffer: Im Zentrum steht: Jesus Christus und vom Wesen des Christentums. Darin sah er im
Sinn von Karl Barths Dialektischer Theologie Wissen, Moral, Kirche und Religion als vergebliche
Wege zu Gott. „Soll Mensch und Gott zusammenkommen, so gibt es nur einen Weg: den Weg
Gottes zum Menschen.“Christus könne nicht in einem An-sich-sein, sondern nur in seinem Fürmich-sein, in gegenseitiger personaler Bezogenheit und nur in der Gemeinde gedacht werden.
„Third Quest“: Sie hat ein sozialgeschichtliches Interesse statt primär ein theologisches, anstelle
der Abgrenzung die Einordnung in das Judentum und die Offenheit auch für nicht-kanonische
Quellen.
Theißen: Historische Plausibilitätskriterium: Was im jüdischen Kontext plausibel ist und die
Entstehung des Urchristentums verständlich macht, dürfte historisch sein!
4. Historizität der Auferstehung
Da die Auferstehung Naturgesetze durchbricht, wird sie seit der Aufklärung stark angezweifelt.
Schon nach Paulus ist sie Grundpfeiler des Christusglaubens. (1Kor 15).
Lüdemann: Die Auferstehung ist nicht plausibel, es sind Visionen der Jünger.
Pannenberg: Er sieht bei Lüdemann ein falsches Geschichtsverständnis. Warum sollte Gott nicht
in die Geschichte eingreifen können? Warum sollten die Naturgesetze nicht durchbrochen werden
können.
Dalferth: Er wendet gegen Lüdemann ein, dass die Auferstehung kein historischer Sachverhalt sei,
sondern zum Ausdruck bringe, wie die ersten Christen Jesu Tod und sein Lebendigsein
zusammengebracht hätten.