Borkener Zeitung vom 20.01.2016 Ressort: Borkener Zeitung / Heiden Auflage: Gattung: Tageszeitung Reichweite: 16.695 (gedruckt) 16.830 (verkauft) 17.075 (verbreitet) 0,03 (in Mio.) „Sie lernen, um hier zurechtzukommen“ An der Ludgerusschule in Heiden wird Deutsch mit Spaß von Ehrenamtlichen vermittelt Von Hubert Konert HEIDEN . Dick vermummt kommt Mojlur Molik ins Klassenzimmer. „Kalt geworden!“, ruft Benedikt Kemper, der am Lehrerpult sitzt, dem 36-Jährigen zu. Der Bangladescher lächelt und streift den schweren Schal ab. Der Mann aus Südasien kennt andere Temperaturen im Januar. Tagsüber ist es dort um die 22 Grad warm. Molik ist einer von 50 Menschen, die montags um 18.30 Uhr in die Ludgerusschule kommen. Der KAB-Rechtssekretär Benedikt Kemper hat das Angebot im August vergangenen Jahres ins Leben gerufen. „Wir haben das bei der KAB in Metelen abgeguckt“, sagt der 56-Jährige. Von dort haben Kemper und Mitstreiter auch die ersten Lehr-Materialien. Unterrichtet wird nach dem Thannhauser Modell. Es sei ein lebenspraktisches Konzept. Deutsch mit Spaß vermittelt – ehrenamtlich. Einer der ersten, die eintreffen ist Hussien Alsehll. Der 24-Jährige kommt aus Syrien. „Schule, Tisch, danke, bitte, Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Wörter: Urheberinformation: © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH Entschuldigung“ lauten die ersten Worte, die er gelernt hat. Mohamad Zlika (17) aus Syrien lernt in einer Gruppe junger Männer und hat klare Vorstellungen. Er sagt: „Ich komme nach Deutschland, um zu lernen und zu studieren.“ Abdalrazak Alsehll (18) aus Syrien strahlt: „Hallo, Tschüss, dankeund bitteschön“, bringt der junge Syrer nahezu akzentfrei über die Lippen. Ammar Zalikla aus Syrien hat sich zunächst auf das Alphabet und die Zahlen konzentriert. „Wie geht es Dir?“, fragt der 19-Jährige freundlich und wartet auf die Antwort. Wie kaufe ich beim Bäcker ein? Die Gruppe von Erdmuthe Schnaus verlässt die Schulbank an diesem Montag und geht vor die Tür. In der Bäckerei Becker ist „Learning-by-doing‘‘ – also Lernen durch Handeln – angesagt. „Fortgeschritten“ charakterisiert Schnaus die Sprachkenntnisse der Teilnehmer. „Helles Brot ist bei den Teilnehmern beliebter als dunkles Brot“, berichtet Meggi Becker. Sie macht die Gruppe hinter der Theke mit Backwaren wie Brötchen, Brot und Kuchen vertraut. Außerdem üben die Teilnehmer den Umgang mit Wechselgeld. „Im Ausland habe ich positive Erfahrungen gemacht“, sagt Dietmar Lutzny auf die Frage, warum er sich in dem Projekt einbringt. Der weit gereiste DiplomÖkonom stellt seit Langem Kontakte zwischen der Fernuni und regionalen Unternehmen her. Russen, Chinesen und Ungarn hat er Praktika im Münsterland vermittelt. „Die Kriegsflüchtlinge verdienen unsere Unterstützung“, sagt der 71-Jährige. Die Flüchtlingsproblematik gehe ihm nahe, räumt er ein, weil seine Eltern aus Schlesien fliehen mussten. „Die Menschen wollen die Sprache lernen, damit sie zurechtkommen“, sagt Benedikt Kemper. Einige bekommen Einzelunterricht. Es gibt auch die Alphabetisierungsgruppe. [email protected] Tel. 02861/944-116 Dietmar Lutzny Wie kaufe ich beim Bäcker ein? Sprachtraining an der Theke bei Becker: „Was kostet ein helles Brot, bitte?“Konert Hussien Alsehll (24) Mohamad Zlika (17) Mojlur Molik (36) Benedikt Kemper Abdalrazak Alsehll (18) Ammar Zalikla (19) 430 (c) Borkener Zeitung
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