Auf richtige Entsorgung von Fentanylpflastern hinweisen / Neues

Wirtschaft und Abrechnung
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KV-Blatt 09.2015
Missbrauch vorbeugen
Auf richtige Entsorgung von
Fentanylpflastern hinweisen
Ein bedenklicher neuer Trend am Drogenmarkt lässt seit einiger Zeit Polizei
und Ärzteschaft aufhorchen: Der Missbrauch von Fentanyl-Schmerzpflastern
als Quelle für einen intravenös konsumierbaren Opioid-Sud. Die KV-BlattRedaktion erreichen in regelmäßigen
Abständen Anrufe von besorgten
Niedergelassenen, die über einen oder
mehrere Fälle vermutlicher Erschleichung von Schmerzpflastern berichten. *
Dabei ähneln sich häufig die „Geschichten“, die beim Arzt vorstellige Personen
erzählen, um sich eine größere Menge
Fentanylpflaster zu erschleichen. Meist
wird von einer chronischen Schmerzerkrankung oder schmerzhaften Spätfolgen einer Verletzung berichtet, die regelmäßig mit Fentanyl behandelt würden.
Doch der eigene Bestand der Pflaster
sei nun aufgebraucht und der Hausarzt sei im Urlaub, habe keinen Termin
frei etc. Häufig erfährt der behandelnde
Arzt erst Tage später, dass der vermeintliche Patient mit einer ähnlichen
Geschichte bereits durch zahlreiche
Praxen der Stadt oder des Landkreises
„gepilgert“ sei.
Pflaster werden ausgekocht
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Ist ein der Erschleichung Verdächtigter
in den Besitz einer größeren Menge von
Schmerzpflastern gekommen, werden
diese häufig gewinnbringend weiterverkauft und anschließend „ausgekocht“,
um einen opioidhaltigen Sud daraus
zu gewinnen. Und dieser hat es in sich,
denn das im Schmerzpflaster enthaltene Fentanyl ist ca. 80-mal stärker als
Morphin. Die Wirkung des ausgekoch-
Medizinrecht
Dr. Marc Christoph Baumgart
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Medizinrecht
Meierottostraße 7, 10719 Berlin
Tel.: 88 62 49 00, Fax: 88 62 49 02
www.ra-baumgart.de
ten Suds sei kaum kalkulierbar, wie
Andreas von Blanc von der Abteilung
Qualitätssicherung der KV Berlin erklärt.
Bratzke: Pflaster richtig entsorgen
Doch nicht nur der Missbrauch der
Pflaster zum Zweck der Rauschmittelgewinnung schafft Bedenken: Im Fall
einer unsachgemäßen Entsorgung
stellen Fentanylpflaster ein hohes
Gesundheitsrisiko dar, etwa für Kinder.
Kommen diese mit unbeaufsichtigt
herumliegenden Pflastern in Berührung,
kann das fatale Folgen haben. Bundesweit kam es in den vergangenen Jahren
zu Todesfällen, wenn etwa kleine Kinder
ein abgelegtes Schmerzpflaster in den
Mund nahmen oder es sich im Spiel
selbst auf die Haut klebten. KV-Vorstandsmitglied Burkhard Bratzke bittet
daher alle Ärzte, die Fentanylpflaster
verschreiben, ihre Patienten verstärkt
für einen verantwortungsbewussten
Umgang mit den Pflastern zu sensibilisieren: „Mittlerweile bieten die Pharmafirmen eigene Entsorgungssysteme
an, in denen die abgelegten Fentanylpflaster für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden können. Es ist sehr wichtig, die Patienten darüber aufzuklären“,
so Bratzke. Darüber hinaus besteht für
Fentanyl-Patienten die Möglichkeit, die
gebrauchten Pflaster zum Entsorgen
in die Apotheke zu bringen – dies allerdings nicht immer kostenlos.
ck
* BittelesenSiehierzuauchdieMeldung„Fentanyl-Missbrauch?“auf
Seite8
Neues Portal zur Arztsuche
Offene Hausarztstellen
in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz werden Hausärzte
zunehmend gesucht. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Bedarfsplan, den
der Landesausschuss der Ärzte und
Krankenkassen im Juni vorgelegt hat.
Bereits im Mai dieses Jahres hat die
Kassenärztliche Vereinigung RheinlandPfalz das Online-Portal „Ort sucht Arzt“
freigeschaltet, um niederlassungswillige
Ärzte und unterversorgte Gemeinden
zusammenzubringen.
Die Zahl offener Hausarztsitze ist in der
ersten Jahreshälfte 2015 auf 93 gestiegen, hinzu kommen weitere 50 offene
Facharztsitze. Unter der Webadresse
www.ort­sucht­arzt.de, eingerichtet und
verwaltet von der KV Rheinland-Pfalz,
können sich Gemeinden präsentieren,
die in Zukunft oder bereits heute einen
Haus- oder Facharzt suchen. Dr. Sigrid
Ultes-Kaiser, die Vorstandsvorsitzende
der KV Rheinland-Pfalz, wertet das
Portal als Angebot an die Gemeinden
im Wettbewerb um die begrenzte
Ressource Arzt resp. Psychotherapeut.
Ultes-Kaiser befürchtet, dass sich ohne
einen grundlegenden Paradigmenwechsel im deutschen Gesundheitswesen
künftig nicht mehr ausreichend junge
Menschen für eine Niederlassung als
Arzt oder Psychotherapeut entscheiden
werden. Das just vom Bundestag verabschiedete GKV-VSG erschöpfe sich ihrer
Ansicht nach in Scheinproblemen und
konterkariere die Freiberuflichkeit: „Es
werden sowohl in städtischen als auch
ländlichen Regionen Arztsitze wegfallen.“ Vor diesem Hintergrund sei die
Aufkaufregelung statistisch überzähliger
Arztsitze geradezu absurd.
red/kvrlp