Wirtschaft und Abrechnung 34 KV-Blatt 09.2015 Missbrauch vorbeugen Auf richtige Entsorgung von Fentanylpflastern hinweisen Ein bedenklicher neuer Trend am Drogenmarkt lässt seit einiger Zeit Polizei und Ärzteschaft aufhorchen: Der Missbrauch von Fentanyl-Schmerzpflastern als Quelle für einen intravenös konsumierbaren Opioid-Sud. Die KV-BlattRedaktion erreichen in regelmäßigen Abständen Anrufe von besorgten Niedergelassenen, die über einen oder mehrere Fälle vermutlicher Erschleichung von Schmerzpflastern berichten. * Dabei ähneln sich häufig die „Geschichten“, die beim Arzt vorstellige Personen erzählen, um sich eine größere Menge Fentanylpflaster zu erschleichen. Meist wird von einer chronischen Schmerzerkrankung oder schmerzhaften Spätfolgen einer Verletzung berichtet, die regelmäßig mit Fentanyl behandelt würden. Doch der eigene Bestand der Pflaster sei nun aufgebraucht und der Hausarzt sei im Urlaub, habe keinen Termin frei etc. Häufig erfährt der behandelnde Arzt erst Tage später, dass der vermeintliche Patient mit einer ähnlichen Geschichte bereits durch zahlreiche Praxen der Stadt oder des Landkreises „gepilgert“ sei. Pflaster werden ausgekocht Anzeige Ist ein der Erschleichung Verdächtigter in den Besitz einer größeren Menge von Schmerzpflastern gekommen, werden diese häufig gewinnbringend weiterverkauft und anschließend „ausgekocht“, um einen opioidhaltigen Sud daraus zu gewinnen. Und dieser hat es in sich, denn das im Schmerzpflaster enthaltene Fentanyl ist ca. 80-mal stärker als Morphin. Die Wirkung des ausgekoch- Medizinrecht Dr. Marc Christoph Baumgart Rechtsanwalt Fachanwalt für Medizinrecht Meierottostraße 7, 10719 Berlin Tel.: 88 62 49 00, Fax: 88 62 49 02 www.ra-baumgart.de ten Suds sei kaum kalkulierbar, wie Andreas von Blanc von der Abteilung Qualitätssicherung der KV Berlin erklärt. Bratzke: Pflaster richtig entsorgen Doch nicht nur der Missbrauch der Pflaster zum Zweck der Rauschmittelgewinnung schafft Bedenken: Im Fall einer unsachgemäßen Entsorgung stellen Fentanylpflaster ein hohes Gesundheitsrisiko dar, etwa für Kinder. Kommen diese mit unbeaufsichtigt herumliegenden Pflastern in Berührung, kann das fatale Folgen haben. Bundesweit kam es in den vergangenen Jahren zu Todesfällen, wenn etwa kleine Kinder ein abgelegtes Schmerzpflaster in den Mund nahmen oder es sich im Spiel selbst auf die Haut klebten. KV-Vorstandsmitglied Burkhard Bratzke bittet daher alle Ärzte, die Fentanylpflaster verschreiben, ihre Patienten verstärkt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Pflastern zu sensibilisieren: „Mittlerweile bieten die Pharmafirmen eigene Entsorgungssysteme an, in denen die abgelegten Fentanylpflaster für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden können. Es ist sehr wichtig, die Patienten darüber aufzuklären“, so Bratzke. Darüber hinaus besteht für Fentanyl-Patienten die Möglichkeit, die gebrauchten Pflaster zum Entsorgen in die Apotheke zu bringen – dies allerdings nicht immer kostenlos. ck * BittelesenSiehierzuauchdieMeldung„Fentanyl-Missbrauch?“auf Seite8 Neues Portal zur Arztsuche Offene Hausarztstellen in Rheinland-Pfalz In Rheinland-Pfalz werden Hausärzte zunehmend gesucht. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Bedarfsplan, den der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen im Juni vorgelegt hat. Bereits im Mai dieses Jahres hat die Kassenärztliche Vereinigung RheinlandPfalz das Online-Portal „Ort sucht Arzt“ freigeschaltet, um niederlassungswillige Ärzte und unterversorgte Gemeinden zusammenzubringen. Die Zahl offener Hausarztsitze ist in der ersten Jahreshälfte 2015 auf 93 gestiegen, hinzu kommen weitere 50 offene Facharztsitze. Unter der Webadresse www.ortsuchtarzt.de, eingerichtet und verwaltet von der KV Rheinland-Pfalz, können sich Gemeinden präsentieren, die in Zukunft oder bereits heute einen Haus- oder Facharzt suchen. Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, die Vorstandsvorsitzende der KV Rheinland-Pfalz, wertet das Portal als Angebot an die Gemeinden im Wettbewerb um die begrenzte Ressource Arzt resp. Psychotherapeut. Ultes-Kaiser befürchtet, dass sich ohne einen grundlegenden Paradigmenwechsel im deutschen Gesundheitswesen künftig nicht mehr ausreichend junge Menschen für eine Niederlassung als Arzt oder Psychotherapeut entscheiden werden. Das just vom Bundestag verabschiedete GKV-VSG erschöpfe sich ihrer Ansicht nach in Scheinproblemen und konterkariere die Freiberuflichkeit: „Es werden sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen Arztsitze wegfallen.“ Vor diesem Hintergrund sei die Aufkaufregelung statistisch überzähliger Arztsitze geradezu absurd. red/kvrlp
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