Die neue Pipeline für Europas Energiezukunft

HINTERGRUNDINFORMATION
Februar 2016
Nord Stream 2: Die neue Pipeline für Europas Energiezukunft
Der Zugang zum Erdgas wird ein zunehmend entscheidender Faktor für die
Europäische Union. Der globale Bedarf an Erdgas steigt kontinuierlich bei zunehmend schwindenden heimischen Vorkommen. Um den Bedarf zu decken und
global wettbewerbsfähig zu bleiben, benötigt die EU langfristig sichere Erdgasquellen. Die neue Nord Stream 2-Pipeline durch die Ostsee wird die europäische Erdgasversorgungssicherheit und den Binnenmarkt stärken und zugleich helfen, die
klimapolitischen Ziele der EU zu unterstützen.
1. Verlässlichkeit durch sichere Infrastruktur für eine langfristige Versorgung
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Zusätzliche Erdgasimporte in die EU durch die Ostsee werden die rückläufige
Eigenproduktion ausgleichen und einen Teil des steigenden Bedarfs decken.
Nord Stream 2 wird eine wettbewerbsfähige, zusätzliche Versorgungsoption
sein. Als direkte Verbindung zu einigen der weltgrößten Erdgasvorkommen
wird es die Erdgasversorgung der EU noch stabiler machen und so einen
wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit leisten.
Aufgrund seiner günstigen Eigenschaften und den damit verbundenen niedrigen CO2 Emissionen dürfte der EU-28 Gasbedarf leicht ansteigen, auf circa 500 Milliarden Kubikmeter im
Jahr 2035. Gleichzeitig wird die heimische Förderung in der EU und Norwegen in den
nächsten 20 Jahren um etwa 100 Milliarden Kubikmeter sinken. Bis 2035 wird sich dieser
Rückgang in der Eigenproduktion in den Niederlanden auf 40 Milliarden, in Großbritannien
und Norwegen jeweils auf 25 beziehungsweise 24 Milliarden Kubikmeter belaufen. Der Bedarf nach Erdgas kann nur durch zusätzliche Importe in Höhe von über 140 Milliarden
Kubikmeter pro Jahr – gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre – gedeckt
werden.
Die zusätzlichen Erdgasimporte in die EU erfordern den Bau zusätzlicher Transportinfrastruktur. Das umfangreiche Infrastrukturprojekt Nord Stream 2 kann ungefähr ein
Drittel des zusätzlichen Importbedarfs decken. Der steigende Bedarf an Importen wird
wahrscheinlich auch über weitere Versorger und Quellen (etwa LNG) bedient.
Nord Stream 2 wird aus dem großen Erdgasfeld Bowanenkowo auf der nordrussischen
Jamal-Halbinsel beliefert werden. Dieses Feld umfasst 4,9 Billionen Kubikmeter Erdgasreserven, mehr als doppelt so viel wie die nachgewiesenen Reserven der EU (1,9 Billionen).
Nord Stream ist die direkte Verbindung zwischen den weltweit größten Erdgasvorkommen in Russland (47 Billionen Kubikmeter) und dem EU-Erdgasnetz.
Nord Stream 2 wird die vorhandenen Transportwege komplementieren: Die Pipelines
durch die Ukraine, die Jamal- sowie die Nord Stream-Pipelines und die durch das Schwarze
Meer geplanten Leitungen, werden jeweils ergänzende Versorgungsrouten sein, die gemeinsam die langfristige Energiesicherheit auf dem europäischen Kontinent gewährleisten.
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2. Die wirtschaftlichen Vorteile von Nord Stream 2: Bezahlbare Energieversorgung zur Förderung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit
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Als modernes Offshore-Erdgas-Transportsystem mit einem hohen Maß an
Effizienz und Verlässlichkeit wird Nord Stream 2 es ermöglichen, die
wichtigsten EU-Abnahmemärkte zu wettbewerbsfähigen Preisen mit Erdgas
zu versorgen.
Die zusätzlichen Erdgasmengen aus der Nord Stream 2-Pipeline werden die
Liquidität der europäischen Erdgas-Hubs steigern. So kann Erdgas dorthin
geliefert werden, wo es benötigt wird. Dies wird zur Stärkung und Weiterentwicklung des EU-Binnenmarktes beitragen.
Russland ist der weltweit größte Erdgasexporteur und verfügt über eine über 40-jährige
Erfahrung im Export nach Westeuropa. In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl
russische als auch internationale Energieunternehmen große und langfristige Investitionen
in den russischen Erdgasförderungsgebieten getätigt, um neue Felder auszubauen und die
Produktion zu erhöhen. Infolge dieser Investitionen zählen russische Erdgasvorkommen
zu den kostengünstigsten Versorgungsquellen für Europa. Gleichzeitig stehen in
Russland große Erdgasvorräte zur Verfügung, die auch kurzfristig geliefert werden können.
Russisches Pipeline-Erdgas ist daher die beste Option für die europäische
Erdgasversorgung – sowohl in wirtschaftlicher als auch in umwelttechnischer Hinsicht.
Das Erdgas erreicht das europäische Erdgasnetz an der deutschen Ostseeküste, wo ein
Drittel des Gesamtvolumens weiter nach Nordwesteuropa transportiert werden kann, in
Regionen, in denen die heimische Förderung bereits nachlässt. Die verbleibenden zwei
Drittel des Erdgases aus der Nord Stream 2-Pipeline werden über den Central European
Gas Hub (CEGH) weiter in den europäischen Markt eingespeist. Der CEGH-Hub im
österreichischen Baumgarten bietet eine ideale Anbindung an die benachbarten Länder
und ist auch für größere Gasmengen zur Versorgung von Märkten in Zentral-, Südost- und
Südeuropa ausgelegt. Damit wird in den jeweiligen Erdgasmärkten eine ähnliche Liquidität
und Wettbewerbsfähigkeit wie in Nordwesteuropa gefördert.
Die zusätzliche Erdgasversorgung wird den Ausbau der Erdgasinfrastruktur und eine
erhöhte Vernetzung fördern. Die Hubs im Nordwesten Europas werden durch eine neue
„Erdgas-Autobahn“ von Nordwesten nach Südosten mit den Erdgasmärkten in Zentral- und
Südosteuropa verbunden. Die neuen Verbindungen werden dazu beitragen, Kapazitätsengpässe im EU-Erdgasnetz zu beseitigen und somit den Transport zusätzlicher Erdgasmengen von, zu und zwischen den Hubs ermöglichen.
Durch eine verlässliche und zusätzliche Versorgung, einen Ausbau der Infrastruktur und
einen stärker integrierten Binnenmarkt werden Industrie und Haushalte in der EU von
einer erhöhten Versorgungssicherheit und niedrigeren Preisen profitieren. Insbesondere die europäische Industrie bedarf bezahlbarer Energie, wenn sie Ihre Produktion nicht
in andere Regionen auslagern soll.
Die privat finanzierte Investition in Nord Stream 2 wird einen großen wirtschaftlichen
Impuls für viele europäische Wirtschaftssektoren geben, etwa in den Bereichen Stahlindustrie, Maschinenbau, Bauwesen, Rohrverlegung, Logistik, Umweltuntersuchungen und
Monitoring. Die neue Erdgas-Versorgungsinfrastruktur bedarf keiner Subventionen und
wird keine Kosten für den europäischen Steuerzahler verursachen.
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3. Im Einklang mit der Umwelt: Nachhaltige Versorgung für eine
klimafreundliche Energiewende
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Ein wettbewerbsfähiger Markt ermöglicht, das ökologische Potenzial von
Erdgas noch besser auszuschöpfen. Erdgas bietet eine vielfältige, bezahlbare
und kohlenstoffarme Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels.
Damit werden Kohlenstoffemissionen reduziert und die Kosten niedrig
gehalten.
Nord Stream 2 baut auf bewährte, sichere und umweltverträgliche PipelineTechnologie auf.
Die EU hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. So sollen die CO2-Emissionen gegenüber
1990 bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent, bis 2030 um 40 Prozent verringert werden. Da
Elektrizitäts- und Heizkraftwerke sowie die Industrie und der Transportsektor nach wirtschaftlich sinnvollen Mitteln suchen, den CO2-Ausstoß zu verringern, wird das für die
meisten Mitgliedstaaten eine erhebliche Umstellung im Energiesektor bedeuten.
Erdgas ist eine kostengünstige und nachhaltige Lösung, um den Klimaschutzzielen der EU
zu entsprechen. Gaskraftwerke produzieren je nach verwendeter Technologie circa 50 Prozent weniger Kohlendioxid als Kohlekraftwerke. Damit leistet Gas den kostengünstigsten
Beitrag zur Emissionsverringerung, wenn Kohlekraftwerke durch moderne Gas- und
Dampfturbinen-Kraftwerke ersetzt werden. Mit ihrer Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter
könnte die Nord Stream 2-Pipeline, den gesamten Kohlendioxidausstoß der europäischen
Stromerzeugung um 14 Prozent senken, wenn das Gas anstelle von Kohle genutzt würde.
Der gasbefeuerten Stromerzeugung kommt eine Schlüsselrolle zu, da sie die unbeständigen erneuerbaren Energien komplementieren wird. Gas findet zudem neben der
Strom- und Wärmeerzeugung vielseitige Verwendungen als Chemierohstoff oder Kraftstoff.
In Gebieten, die durch einen funktionierenden Gasmarkt für Versorger und Investoren
attraktiv sind profitieren Verbraucher nicht nur von einer verlässlichen und wettbewerbsfähigen Erdgasversorgung, sondern auch vom ökologischen Potenzial, das mit der verstärkten Nutzung von Gas verbunden ist. Erdgas ist ein wichtiger Teil des deutschen
Energie-Mixes und wird in jedem zweiten deutschen Haushalt zum Heizen benutzt. Einer
Studie zufolge ist Erdgas in Deutschland die günstigste Option zur Verringerung der
Emissionen aus der Stromerzeugung. Der Bau von Nord Stream 2 als Teil einer sicheren,
verlässlichen und nachhaltigen Stärkung des europäischen Gasmarktes wird eine klimafreundliche und wirtschaftliche Energiewende ermöglichen.
Wie schon beim Bau und Betrieb der ersten Nord Stream Pipelines sind sichere sowie umweltverträgliche Lösung integraler Bestandteil des aktuellen Projektes. Offshore-Gaspipelines sind die ökologisch sinnvollste Weise, Erdgas zu transportieren. Sie benötigen weder
energieintensive Verflüssigungs- und Wiederverdampfungsanlagen noch Verdichtungsanlagen, was den Brennstoffverbrauch verringert. Zudem können Offshore-Pipelines deutlich
schneller und mit niedrigeren Umweltauswirkungen als Onshore-Pipeline gebaut werden.
Das umweltbezogene und sozio-ökonomische Monitoring von Nord Stream zeigt, dass der
Bau der ersten Nord Stream-Pipeline keine unvorhergesehenen Umweltauswirkungen auf
die Ostsee hatte. Zudem bestätigt es eine positive Entwicklung in der Erholung des Ökosystems nach dem Bau. Alle Monitoring-Ergebnisse zeigen, dass etwaige Umweltauswirkungen durch die Baumaßnahmen geringfügig, lokal begrenzt und vorwiegend von
kurzer Dauer waren.
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4. Fazit: Nord Stream 2 macht Europas Erdgasversorgung
sicherer, bezahlbarer und nachhaltiger
Nord Stream 2 leistet einen Beitrag zu den drei Hauptzielen der EU-Energiepolitik:
• Nord Stream 2 wird die Versorgungssicherheit erhöhen, indem es eine weitere
Transportroute für die zusätzlichen Gasmengen bietet, die zur Kompensierung der
rückgängigen heimischen Förderung benötigt werden.
• Nord Stream 2 wird den Energiebinnenmarkt der EU fördern und dazu beitragen,
dass Erdgas weiterhin ausreichend verfügbar und bezahlbar bleibt.
• Nord Stream 2 wird die Transportroute mit den geringsten Umweltauswirkungen
sein. Gleichzeitig bietet es Zugang zu zusätzlichem Erdgas, das Kohle ersetzen
kann – und damit die Möglichkeit, Emissionen schnell und günstig zu verringern.
Die hochmoderne Nord Stream 2-Pipeline wird eine verlässliche, wirtschaftliche und umweltverträgliche Erdgasversorgung für die nächsten Jahrzehnte bieten. Dabei wird das
Projekt an die positive Erfahrung der bestehenden Nord Stream Pipeline sowie an die
langfristige Energiepartnerschaft zwischen der EU und Russland anknüpfen.
Wichtigste Projektkennzahlen
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Das Projekt wird von der Nord Stream 2 AG mit Sitz in Zug (Schweiz) entwickelt.
Unterzeichner des Gesellschaftervertrages: Gazprom: 50 Prozent, BASF/Wintershall:
10 Prozent, Engie: 10 Prozent, E.ON: 10 Prozent, OMV: 10 Prozent, Shell: 10 Prozent
Investitionsaufwand: Etwa 8 Milliarden Euro, vollständig aus privaten Mitteln finanziert,
30 Prozent durch Eigenkapitalbeteiligungen der Anteilseigner, die verbleibenden 70 Prozent
durch externe Finanzmittel
Rechtsstatus: Genehmigungen erforderlich von den fünf Ländern, durch deren ausschließlichen
Wirtschaftszonen die geplante Route verläuft – Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und
Deutschland.
Technisches Design: Zwei parallele Leitungen mit einem Durchmesser von 48 Zoll, etwa
1200 km lang (abhängig von der finalen Route), mit einer jährlichen Kapazität von je 27,5
Milliarden Kubikmeter, von der russischen Küste südwestlich von Sankt Petersburg bis zur
deutschen Küste in der Nähe der Anlandestation der Nord Stream Pipeline.
Jeder Leitungsstrang wird jeweils aus ca. 100.000 betonummantelten, 24 Tonnen schweren
Rohrstücken bestehen, die auf dem Meeresboden verlegt werden.
Den Bau der Pipelines übernehmen spezialisierte Verlegeschiffe. An Bord der Schiffe werden
die einzelnen Rohrstücke verschweißt und als Pipeline auf den Boden der Ostsee verlegt. Der
Bauablauf erfordert eine logistische Unterstützung von Häfen an der Ostsee, in denen
Rohrummantelungswerke und Lagerflächen für die Rohre eingerichtet werden.
Der Bau der Leitungen erfolgt in den Jahren 2018 und 2019, die Inbetriebnahme ist für Ende
2019 geplant.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Nord Stream 2 AG
Gotthardstrasse 2
6300 Zug, Switzerland
[email protected]
www.nord-stream2.com
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