LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Drucksache 16/10718 12.01.2016 Kleine Anfrage 4273 der Abgeordneten Ingola Schmitz FDP Was tut die Landesregierung zur Sicherung und Stärkung der Rechte der Frauen in unserem Staat? Im arabischen Raum werden über 90 Prozent der Mädchen Opfer von Genitalverstümmelungen, sexuelle Belästigung ist an der Tagesordnung. So sind im bevölkerungsreichsten arabischen Land Ägypten Frauen erschütternder Gewalt ausgesetzt. Laut der Kinderschutzorganisation Unicef sind 91 Prozent der erwachsenen Frauen in Ägypten verstümmelt. Sie wurden im Kindesalter beschnitten. Bei der – meist ohne jede Narkose und unter unhygienischen Bedingungen – ausgeführten Prozedur wird den Mädchen die Klitoris teilweise oder ganz amputiert. Oft werden dabei auch Teile der Schamlippen abgeschnitten. Fast jede ägyptische Frau – 99,3 Prozent – erlebt nach der Studie der britischen Thomson Reuters Stiftung im Laufe ihres Lebens sexuelle Belästigung. Tatsächlich hat sich die Sicherheitslage im Land seit der Absetzung Mubaraks im Frühjahr 2011 deutlich verschlechtert. Frauen werden heute regelmäßig Opfer von aggressiven Übergriffen, bei denen Täter sie oft in aller Öffentlichkeit drangsalieren. Auf dem Tahir-Platz kam es in den vergangenen Monaten mehrmals am helllichten Tag zu Massenvergewaltigungen. Zweitschlechtestes Ergebnis im Negativ-Ranking erzielt der Irak. 1,6 Millionen Frauen seien verwitwet und damit meist auch in finanziellen Nöten. Nur 14,5 Prozent der Frauen hätten Arbeit. Tausende von im Laufe des Krieges Vertriebenen seien in die Prostitution gezwungen worden. Saudi-Arabien belegt den Autoren der Studie zufolge den drittschlechtesten Platz. Zwar dürften Frauen erstmals seit 2015 an Lokalwahlen teilnehmen, doch anderweitig seien ihre Rechte stark eingeschränkt. So sei Vergewaltigung in der Ehe kein Delikt. Frauen dürften zudem nicht Auto fahren und bräuchten die Erlaubnis eines männlichen Verwandten, um zu reisen oder sich medizinischen Eingriffen zu unterziehen. Syrerinnen seien nicht nur den Gefahren der Kriegshandlungen, sondern vermehrt auch sexueller Gewalt ausgesetzt. Einige Flüchtlingsmädchen seien bereits mit 12 Jahren Datum des Originals: 12.01.2016/Ausgegeben: 13.01.2016 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/10718 verheiratet worden, schreiben die Autoren, die Syrien den viertschlechtesten Platz auf der Liste zuordnen. Es folgt der Jemen. Nur das Archipel im Indischen Ozean, die Komoren, schneiden gut ab. 35 Prozent erwachsener Komorerinnen haben Arbeit, und sexuelle Gewalt wird streng geahndet: Die Hälfte aller Insassen des Gefängnisses von Moroni sitzt wegen Sexualstraftaten hinter Gittern. Die meisten Flüchtlinge in Deutschland kommen aus diesen soeben geschilderten Gebieten mit einem völlig anderen Verständnis von Grundwerten und Demokratie. Sie kommen mit einer vollkommen anderen Vorstellung von Solidarität und öffentlichem Eigentum zu uns. Und sie haben Familienvorstellungen und ein Frauenbild, die weder mit den Menschenrechten noch mit unserer rechtsstaatlichen Verfassung vereinbar sind. Am Silvesterabend 2015 versammelten sich auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln nach den Worten des ehemaligen Polizeipräsidenten etwa 1000 Männer, die „dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum“ stammen. Aus der Menge hätten sich Gruppen von mehreren Männern gebildet, die Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt hätten. Albers sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung. Der Polizei lagen bis Montag (04.01.) 60 Anzeigen vor, darunter auch Diebstähle von Taschen, Handys und Geldbörsen. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern aus, die sich bisher noch nicht gemeldet haben. Die Polizei hatte die Ansammlung auf dem Bahnhofsplatz nach eigener Darstellung beobachtet und den Platz schließlich vorübergehend räumen lassen, weil Böller in die Menge geworfen wurden – der vielfach Missbrauch sei den Beamten zunächst aber nicht aufgefallen. Der Flüchtlingsrat berichtet, dass es in den vergangenen Monaten mehrfach sexuelle Übergriffe auf Bewohnerinnen gegeben habe. „Wir haben nach und nach von verschiedenen Fällen erfahren, in denen Frauen und Kinder von Männern sexuell belästigt wurden.“, sagte Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrates, dem „Kölner Stadtanzeiger“. Dabei bemängelt er die die schlechten Bedingungen in den Kölner Flüchtlingsheimen. „Da fehlt es an so einfachen Dingen, wie einer Tür mit Schloss, damit alleinstehende und alleinerziehende Frauen hinter sich abschließen können.“, sagte Prölß. In Massenunterkünften wie etwa Hallen gebe es zum Teil überhaupt keine Türen. Bisher scheint noch kein politisches Bildungskonzept „Verantwortliches Leben in einem freien und demokratischen Staat“ angedacht. Schon auf die ersten Alarmzeichen wird durch unseren Staat nicht reagiert, es werden keine notwendigen Stoppsignale auch gegenüber Flüchtlingen gesetzt, obwohl Artikel 2 der Genfer Flüchtlingskonvention genau dies vorsieht: „Jeder Flüchtling hat gegenüber dem Land, in dem er sich befindet, Pflichten, zu denen insbesondere die Verpflichtung gehört, die Gesetze und sonstigen Rechtsvorschriften sowie die zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung getroffenen Maßnahmen zu beachten.“ Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Inwiefern sieht die Landesregierung ein politisches Bildungskonzept „Verantwortliches Leben in einem freien und demokratischen Staat“ in Erstaufnahmeeinrichtungen vor? 2. Wann soll ein solches Konzept unter besonderer Berücksichtigung des Status von Frau und Familie in unserer Gesellschaft nach Auffassung der Landesregierung umgesetzt werden, beziehungsweise, falls kein Konzept vorgesehen ist, warum nicht? 2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 16. Wahlperiode Drucksache 16/10718 3. Welche Probleme sind der Landesregierung mit Flüchtlingen bereits aus den Regionen gemeldet worden? (Bitte auflisten nach Bezirken.) 4. Wie viele Straftaten von Flüchtlingen werden und wurden landesweit bisher geahndet? Bitte differenziert nach Gewalt- und Sachdelikten regional aufschlüsseln. 5. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung zur Sicherung und Stärkung unseres Rechtsstaates, wenn nach Aussagen der Gewerkschaft der Polizei bereits bei den Vorfällen in Köln eine völlig neue Dimension der Gewalt vorläge, der man nicht gewachsen sei? Ingola Schmitz 3
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