Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23. Juni 2015 in Berlin Forum 2: Stimmen aus der Praxis: Ergebnisse der bundeslandspezifischen Regionalkonferenzen Referentin: Dr. Sarah Meier (Regiestelle Schwerpunkt-Kitas) Moderation: Katrin Pischetsrieder (Deutsches Jugendinstitut) Protokoll: Franziska Roggenbuck (Regiestelle Schwerpunkt-Kitas), Leon Schwartz In einem 30-minütigen Impulsvortrag erläuterte die Referentin den Entstehungshintergrund und die politische Einbindung des Berichts „Bundeslandspezifische Regionalkonferenzen 2012-2013 – Ergebnisse der Weltencafés“ 1. Zudem stellte sie exemplarisch die zentralen Ergebnisse von drei Auswertungskategorien aus der Perspektive der Praxis vor, die eine wesentliche Basis für eine qualitativ hochwertige (sprachliche) Bildungsarbeit in der Kita darstellen: 1) Austausch im Team: Ein regelmäßiger und zielgerichteter Austausch im Team ist grundlegend für das Gelingen sprachlicher Bildungsarbeit in Kindertageseinrichtungen. Dieser dient zum einen dem Informationsaustausch und ermöglicht den Wissenstransfer, zum anderen dient er der Verständigung auf gemeinsame pädagogische Orientierungen. Teaminterner Austausch sollte auch für gemeinsame Reflexion genutzt werden. 2) Rolle der Kita-Leitung: Die zentralen Aufgaben der Kita-Leitung liegen u.a. in der Koordination, Unterstützung und Motivation des Teams zum gemeinsamen Austausch sowie der Förderung der Konzeptionsentwicklung zu alltagsintegrierter sprachlicher Bildung. Die Leitung ist damit verantwortlich für eine nachhaltige Verankerung von sprachlicher Bildung in der Einrichtung. Als Voraussetzungen wurden neben Personalführungskompetenzen und der eigenen Überzeugung der Relevanz sprachlicher Bildungsarbeit insbesondere zeitliche Ressourcen thematisiert. 3) Externe Unterstützung/Prozessbegleitung: Externe Unterstützung durch Fachberatungen und Weiterbildner/innen wird als wichtige Hilfestellung für die Arbeit in den Kitas angesehen. Der Blick von außen kann helfen, tradierte Konzepte und Denkmuster zu durchbrechen und mit Hilfe einer unvoreingenommenen Perspektive neu Gelerntes umzusetzen. Zusammenfassung der Diskussion Die anschließende 20-minütige „Murmelrunde“ unter Sitznachbar/innen gleicher Funktion (z.B. Sprachexpert/innen, Kita-Leitungen, Träger oder Fachberatungen) diente der vertieften Auseinandersetzung mit dem Input. Nachfolgend wurden diese Impulse mittels der Methode der „Fish-Bowl“ diskutiert, wobei mehrere Leitfragen die Diskussion strukturierten. Zum einen wurde erörtert, was gute Ressourcen seien, die in den Kitas bereits zur Verfügung stehen und was bereits an guten Strukturen und Netzwerken entstanden sei. Als sehr wichtig wurde dabei der regelmäßige und zielgerichtete Austausch innerhalb des Teams und auch zwischen den Einrichtungen bezeichnet. Die Entwicklung einrichtungsübergreifender Qualitätsstandards sowie der Austausch zu guten Ansätzen haben sich förderlich für eine qualitativ hochwertige Implementierung sprachlicher Bildung erwiesen. Außerdem wurde die Begleitung durch Landesinstitute oder Fortbildungen als sehr hilfreich erachtet. Ebenfalls als förderlich nannten mehrere Teilnehmende Tandemfortbildungen für Erzieher/innen und Lehrkräfte (z.B. 1 http://www.fruehe-chancen.de/was-politik-leistet/schwerpunkt-kitas-spracheintegration/regionalkonferenzen/ 1 Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23. Juni 2015 in Berlin „MitSprache“ 2). Einige Teilnehmende hoben die Vorteile videogestützter Reflexion hervor, die die Interaktionen zwischen Erzieher/innen und Kindern deutlich verbessere. Zum anderen widmeten sich die Diskutierenden der Frage, was sie noch von wem bräuchten, um sprachliche Bildung in den Einrichtungen zu verankern. Einigkeit herrschte darüber, dass für den Austausch (Verfügungs-)Zeit ohne Kinder benötigt werden. Die Teilnehmenden wünschten sich eine bundesweite Angleichung der Vorgaben zu den Verfügungszeiten. Des Weiteren wünschten sie sich eine Erzieher/innenausbildung, die an aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse angepasst ist und zugleich die praktische Anbindung der Inhalte einfordert. Unterstützt wurde die Forderung einer Teilnehmerin nach Beachtung der Flüchtlingsthematik sowie des Themas Inklusion, die die Kitas zunehmend vor Herausforderungen stellten und sinnvoll mit alltagsintegrierter sprachlicher Bildung verknüpfbar seien. Als besonders wichtig erachteten die Teilnehmenden eine bessere Verzahnung von Kitas und Schulen hinsichtlich der sprachlichen Bildungsarbeit. Ein institutionenübergreifender Ansatz, der die gesamte Bildungskarriere eines Kindes umfasst bzw. Erzieher/innen und Lehrkräfte verknüpft, wäre hier vielversprechend. Zuletzt wurde diskutiert, was getan werden könne, um das bereits Erreichte am Leben zu erhalten. Alle Teilnehmenden erachteten die Verstetigung der Ansätze von alltagsintegrierter sprachlicher Bildung als wichtig. Dazu müsse der Austausch von Wissen im Team und einrichtungsübergreifend beibehalten werden. Ebenso benannte eine Trägervertreterin Fachberatung, Teambegleitung und Fortbildungen als sehr hilfreiche Unterstützung bei der Verstetigung, wobei die Kitaleitung eine Schlüsselrolle einnimmt. Durch Besuche vor Ort und Wertschätzung (auch finanzieller Art) können Träger noch mehr für alltagsintegrierte sprachliche Bildung aktivieren und motivieren. Eine andere Teilnehmerin empfahl, (lokale) Entscheidungsträger in der Politik regelmäßig über das Thema zu informieren, damit diese stets auf dem aktuellen Stand sind. Fazit Eine Verstetigung der guten Ansätze im Bundesprogramm wird von allen Teilnehmenden angestrebt. Um dies zu erreichen, werden sowohl der Austausch im Team als auch der einrichtungsübergreifende Diskurs als wichtig und hilfreich eingeschätzt. Wissenschaftliche Begleitprogramme und (externe) Unterstützungsstrukturen, z.B. durch externe Fachberatungen, sowie Weiterbildungen können die Umsetzung und Verstetigung sinnvoll begleiten. Außerdem seien für eine erfolgreiche Qualitätsentwicklung und -sicherung (im Bereich sprachlicher Bildung) die Überzeugung von der Relevanz des Themas sprachliche Bildung der Kita-Leitung sowie des gesamten Teams, eine entsprechende Festschreibung in der pädagogischen Konzeption der Einrichtung, die Verfassung kitaübergreifender Qualitätsstandards sowie Prozessbegleitung und Fortbildungen wesentlich. Überdies müsse die Weiterentwicklung institutionenübergreifender Sprachförderprogramme und gemeinsame Weiterbildung von Erzieher/innen und Lehrer/innen vorangetrieben werden – hier gebe es noch deutlichen Ausbaubedarf. In thematischer Hinsicht wird gewünscht, die Umsetzung von alltagsintegrierter sprachlicher Bildung stärker mit den Themen Inklusion und Flüchtlingen zu verknüpfen. Bezüglich der Ausbildung von Fachkräften wird die Notwendigkeit der Anpassung an aktuelle Herausforderungen und eine bessere Verknüpfung von Theorie und Praxis eingefordert. Nicht zuletzt wurden Forderungen nach einer langfristigen Finanzierung von Funktionsstellen für 2 http://www.stiftung-fairchance.org/sprachfoerderung-mit-mitsprache 2 Bundeskongress „Mehr Qualität in Kitas. Impulse aus dem Bundesprogramm Sprache und Integration“ am 23. Juni 2015 in Berlin alltagsintegrierte sprachliche Bildung formuliert. Resümierend wurde deutlich, dass viele dieser Forderungen sich mit den Angeboten im Rahmen des neuen Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ überschneiden. 3
© Copyright 2025 ExpyDoc