Partizipation von benachteiligten Jugendlichen – Voraussetzungen und Chancen Tagungsbericht des Fachtages am 21. September 2015 in Raunheim im Rahmen des Projektes „Zeit für Helden“ Seite |1 Inhaltsverzeichnis Einleitung ...................................................................................................................2 Vorstellung des Projektes „Zeit für Helden“ ...........................................................2 Projektpräsentationen „Zeit für Helden“ .................................................................3 Fachvortrag: „Helden brauchen Unterstützung – Was Erwachsene für Jugendengagement tun können“ .............................................................................5 Workshops zu Voraussetzungen und Chancen von Partizipationsprojekten mit benachteiligten Jugendlichen ..................................................................................7 Abschlussplenum und zentrale Ergebnisse des Fachtages .................................8 Seite |2 Einleitung Der Fachtag wurde von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte Hessen e.V. veranstaltet und widmete sich der Fragestellung, welche Rahmenbedingungen es braucht, damit Jugendliche für Engagement sowie Partizipationsprojekte gewonnen werden können und welche Chancen die Beteiligung von Jugendlichen bietet. Diskutiert wurde anhand der Ergebnisse des Partizipationsprojektes „Zeit für Helden“, das vom 01.10.2013 bis zum 30.09.2015 von der LAG durchgeführt und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert wurde. Unter den Teilnehmenden am Fachtag waren JugendarbeiterInnen, MitarbeiterInnen von Ministerien sowie Projektbeteiligte von „Zeit für Helden“. Vorstellung des Projektes „Zeit für Helden“ Zu Beginn des Fachtages stellte die Projektkoordinatorin Katrin Liederbach die zentralen Bausteine sowie den aktuellen Stand von „Zeit für Helden“ dar. Das Projekt zielte darauf, benachteiligte, weniger organisierte Jugendliche, vorwiegend mit Migrationshintergrund, der drei Hattersheimer Stadtteile Hattersheim, Eddersheim und Okriftel für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen und am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen sowie ihre Fremdwahrnehmung zu verbessern. Die Jugendlichen wurden mithilfe örtlicher KooperationspartnerInnen wie Stadtteilbüro, Kirchen, sowie Vereine, Schulen und Jugendmigrationsdienst angesprochen. Daraus entstanden verschiedene Stadtteilgruppen, die unterstützt durch je zwei Honorarkräfte, zunächst im Rahmen eines gemeinsamen Wochenendes Eigenschaften sammelten, die einen Helden ausmachen und ihren persönlichen Stadtteilhelden identifizierten. Anschließend traten sie an diesen heran und führten mit ihm sowie seinen Angehörigen, FreundInnen und KollegInnen Interviews. Daraus entstanden Plakate und Filme, die der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Auf öffentlichen Plakatwänden waren die Helden der Jugendlichen in den einzelnen Stadtteilen sichtbar und in einem Film wurden sie auf zwei Veranstaltungen Interessierten präsentiert. In einem zweiten Teil wurden die Jugendlichen selbst zu Helden. Sie planten auf der Grundlage eigener Bedarfe Stadtteilprojekte und führten diese selbstständig durch. Sie qualifizierten sich für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Erwerb der Jugendleitercard. Aus diesem Engagement heraus existieren nun aktive Projektgruppen in Hattersheim und Okriftel, die nachhaltige Ideen zur Weiterarbeit haben. Während der Projektlaufzeit galt es, unterschiedliche Stolpersteine zu überwinden, die überwiegend auf eine mangelnde Infrastruktur und bürokratische Kooperationswege zurückzuführen waren. Seite |3 Projektpräsentationen „Zeit für Helden“ Im Anschluss an die Projektvorstellung von Frau Liederbach präsentierten die Honorarkräfte von „Zeit für Helden“ ihre verschiedenen Stadtteilprojekte. Im Stadtteil Okriftel fand sich durch die Kooperation mit der Jugendarbeiterin der evangelischen Kirche bereits zu Projektbeginn eine aktive Gruppe zur Mitarbeit. Obwohl die Gruppe überwiegend nicht der Zielgruppe der benachteiligten, weniger organisierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund entsprach, wurden sie in das Projekt integriert, da zum Projektzeitraum im Stadtteil keine Jugendarbeit existierte, die Zugang zu anderen Gruppen hätte schaffen können. Die Jugendlichen identifizierten einen berenteten Lehrer, der ehrenamtlich mehrere Chöre im Stadtteil leitet, als ihren persönlichen Stadtteilhelden, da er sich mit großer Leidenschaft für junge Menschen vor Ort einsetze. Sie führten Interviews mit seiner Frau, seinen ehemaligen KollegInnen und Jugendlichen, die in seinen Chören mitwirken. Es entstanden ein Film, der das besondere Engagement des Chorleiters würdigte und ein Plakat, das an zentralen Plätzen in Okriftel für einen Zeitraum von zehn Tagen sichtbar war. Die Okriftler Jugendlichen entwickelten im Rahmen eines zweiten Wochenendworkshops die Projektidee eines Barfußpfades im Stadtteil. Durch die jährliche Kirchenfreizeit ist ihnen ein Barfußpfad vertraut und sie schätzen daran, dass dieser jüngere und ältere Menschen gleichermaßen begeistert und sie haben Spaß an der Bewegung in der Natur. Die Jugendlichen haben sich mit der Bürgermeisterin zu einem Stadtteilrundgang getroffen, um ihr die Fläche in der Nähe des Mainufers zu zeigen, die sie sich für ihren Barfußpfad gut vorstellen könnten. Die anschließenden Nachforschungen der Bürgermeisterin haben ergeben, dass es sich bei der Fläche leider um Hochwassergebiet handelt, weshalb sie ihnen das Anlegen eines Barfußpfades in der örtlichen Grundschule als Möglichkeit offerierte. Die Jugendlichen aber wünschten sich einen öffentlichen Platz, der für jedermann immer zugänglich ist. Die Bürgermeisterin erwähnte mögliche Unfallrisiken und wollte sich für die Jugendlichen über weitere denkbare Flächen und Risiken informieren und diese alsbald darüber in Kenntnis setzen. Da die Projektlaufzeit sich dem Ende neigte, mussten sie ihre Projektidee schließlich leider aufgeben. Seite |4 In Hattersheim beteiligte sich auf Wunsch der zuständigen Sozialpädagogin die SchuB-Klasse1 der Heinrich-Böll-Schule am Projekt. Sie ernannten den Ersten Vorsitzenden des Hattersheimer Tierparkes zu ihrem Stadtteilhelden. Sie besuchten ihn im Tierpark und bastelten im Unterricht Tiere, die sie auf dem Hattersheimer Wochenmarkt den BesucherInnen präsentierten, um auf die Situation des Tierparkes aufmerksam zu machen und Spenden für den Verein zu sammeln. Diesem wurden die öffentlichen Gelder gestrichen und er finanziert sich ausschließlich durch Spenden und profitiert vom ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder. Die SchülerInnen waren fasziniert vom tatkräftigen Einsatz des Ersten Vorsitzenden und freuen sich über den Erhalt des Tierparkes, den sie bereits selbst aus Kindheitstagen kennen und mit ihren Familien besuchen. Sie präsentierten ihren Helden ebenfalls durch einen Film und Plakate an zentralen Plakatwänden im Stadtteil der Öffentlichkeit. In Eddersheim wird die Jugendarbeit ausschließlich von Vereinen durchgeführt und der kommunale Jugendarbeiter, der für alle drei Hattersheimer Stadtteile zuständig war, beendete zwei Monate nach Projektbeginn seine Tätigkeit und wurde bis kurz vor Projektende nicht ersetzt. Durch diese Voraussetzungen war es schwierig, in Eddersheim an Jugendliche heranzutreten. Die Rekrutierungsversuche über die örtlichen Sportvereine führten nicht zum Erfolg. Über die Freiwillige Feuerwehr konnten zunächst Jugendliche gefunden werden, die interessiert waren und sich über ihren Stadtteilhelden austauschten. Sie sind jedoch kurz nach Beginn ihrer Projektarbeit kollektiv wieder ausgestiegen, da sie aufgrund ihres Engagements in der Feuerwehr und dem bevorstehenden Schulabschluss über zu geringe zeitliche Ressourcen verfügten. In Kooperation mit der Stadt Hattersheim wurde daraufhin für ca. drei Monate eine aufsuchende Arbeit initiiert, mit dem Ziel, mögliche Bedarfe von Kindern und Jugendlichen in Eddersheim zu ermitteln. Mit einem Bauwagen mit Spielen ausgestattet suchten der Hattersheimer Jugendarbeiter und eine Honorarkraft von „Zeit für Helden“ einmal wöchentlich die Jugendlichen in der Siedlung „Neue Heimat“ auf, in der viele Familien mit Migrationshintergrund leben. Bereits von Anfang an nahmen viele Kinder und Jugendliche das mobile Angebot wahr und die Mitarbeitenden kamen schnell mit den jungen Menschen und ihren Eltern ins Gespräch. Viele äußerten einen Bedarf an Jugendarbeit vor Ort und vor allem Kinder kamen zur aufsuchenden Arbeit. Darüber hinaus wurde ein großer Bedarf an Gemeinwesenarbeit vor Ort sichtbar. Versuche, die Kinder und Jugendlichen in den Jugendraum, der seit längerer Zeit geschlossen ist, zu locken, scheiterten teilweise am langen Fußweg (ca. 15-20 Minuten) und der mangelnden Ausstattung des Raumes. Der Jugendraum wird mittlerweile ausschließlich von Vereinen genutzt, sodass er nicht jugendgerecht eingerichtet ist und immer wieder in seinen Urzustand zurückversetzt werden musste. Die aufsuchende Arbeit endete in Absprache mit der 1 SchuB steht für „Schule und Betrieb“ und richtet sich an SchülerInnen, die gefährdet sind, ihren Hauptschulabschluss zu schaffen. Sie werden über zwei Jahre sozialpädagogisch begleitet und sind drei Tage in der Schule sowie zwei Tage in einem Betrieb. Durch die spezielle Förderung und den Kontakt zu Firmen werden sie zum einen im Absolvieren ihres Schulabschlusses gefördert und zum anderen werden durch den Kontakt zu Betrieben ihre Ausbildungschancen erhöht. Seite |5 Stadt zum Jahresende 2014. Da zu diesem Zeitpunkt keine Rückmeldung seitens der Stadt erfolgte, wie es mit der örtlichen Jugendarbeit in Bezug auf Eddersheim und dem Jugendraum weiter gehen könne, mussten die aktivierten Jugendlichen zurückgelassen und Eddersheim als Projektstandort im Rahmen von „Zeit für Helden“ endgültig aufgegeben werden. Zu Beginn des Jahres 2015 stieg die SchuB-Klasse aufgrund von zunehmendem Schulstress auf Wunsch der Lehrkräfte ebenfalls aus dem Projekt aus, sodass im letzten Drittel des Projektes erneut TeilnehmerInnenakquise betrieben wurde. Der Hattersheimer Jugendarbeiter motivierte viele Jugendliche zu einem ersten Treffen im Stadtteilbüro und es entstanden zwei weitere Projektideen. Während sich die eine Jugendgruppe ein Benefiz-Fußballturnier wünschte, plädierte die andere für eine Benefiz-Party im Hattersheimer Jugendzentrum, das ebenfalls nicht mehr regelmäßig geöffnet ist. Beide Gruppen trafen sich von da an in regelmäßigen Abständen um ihr Projekt zu planen. Ziel von beiden war ebenfalls die Unterstützung des Hattersheimer Tierparkes. Die Eintrittsgelder der Party sowie die Einnahmen aus Getränke- und Essensverkauf des Turniers und der Party sollten komplett dem Tierpark zugutekommen. Die Jugendlichen entwickelten kreative Ideen und hatten große Freude an der Planung ihrer ersten eigenen Veranstaltungen. Sie nutzten ihre Kontakte zu örtlichen Vereinen und versuchten, diese in ihr Projekt mit einzubeziehen. Im Sommer fand schließlich zunächst das Benefiz-Fußballturnier statt. Über 60 Jugendliche kamen und spielten mit viel Spaß ein faires Turnier. Die darauffolgende Party war leider weniger gut besucht, wurde aber mit viel Leidenschaft seitens des Planungsteams vorbereitet. Fachvortrag: „Helden brauchen Unterstützung – Was Erwachsene für Jugendengagement tun können“ Rebekka Bendig vom Institut für partizipative Prozesse und Trainings in Berlin hielt einen Fachvortrag über die Unterstützungsmöglichkeite n von Jugendengagement seitens der Fachkräfte. verschiedenen Sozialgesetzbüchern verankert Sie grenzte zunächst die Begriffe „Engagement“ und „Beteiligung“ voneinander ab und identifizierte beides als Aufgabe der Jugendarbeit, die in ist. Zentraler Bestandteil der Seite |6 Jugendarbeit sei das Verstehen der Lebenswelten der Zielgruppe. Anhand des Lebensweltenmodells der Sinusstudie veranschaulichte sie, dass Jugendliche, die an Jugendarbeit teilnehmen, häufig eine geringe Affinität zu Engagement aufwiesen und ihre Lebenswelt häufig von Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen geprägt sei. Dennoch sei die Sensibilisierung wichtig, dass Jugendliche an unterschiedlichen Lebenswelten partizipieren. Frau Bendig stellte darüber hinaus „Stolpersteine“ bei der Aktivierung von Jugendlichen für Engagement und Partizipation dar. Mangelndes Interesse, fehlende Ausdauer und Verlässlichkeit sowie ein Mangel an Ideen oder Konflikte innerhalb einer Gruppe könnten das Engagement von Jugendlichen hemmen. Sie stellte ferner Voraussetzungen für Engagement dar, wie das Er-leben von Aktivität und Wirksamkeit, offene Augen und Ohren für die Lebenswelt der Jugendlichen, Bedarfsund Lebensweltanalysen mit Jugendlichen sowie das Bieten von Aneignungsräumen und die durchlässige Gestaltung von Angeboten, die Ein- und Ausstiege ermöglichen. Konflikte könnten zur Qualifizierung von Teams genutzt werden, Jugendliche müssten begleitet und gehört sowie Begegnungen von Jugendlichen unterschiedlicher Lebenswelten gefördert werden, auch wenn diese Voraussetzungen einen langen Atem bräuchten. Sie lieferte Beispiele für Jugendengagement aus der Praxis und plädierte für eine sogenannte „Perlentaucher-Haltung“, die den Blick auf das Positive richtet und der die Annahme zugrunde liege, dass es immer Positives gebe, das es zu entdecken gelte. Frau Bendig bezog die Gruppe mit ein und regte diese zum Nachdenken über ihr eigenes Engagement an. Kooperationsvereinbarungen mit der Stadt und das Anpassen von Strukturen an Jugendliche stellte sie als weitere Möglichkeiten zur Förderung des Jugendengagements dar. Sie stellte ein Partizipationsdreieck bestehend aus den Ecken Haltung, Methode und Struktur als Voraussetzung für gelingende Partizipation dar. Nur wenn alle drei Voraussetzungen geschaffen seien, könne Partizipation gelingen. Im Anschluss an ihren Vortrag diskutierte die Gruppe über die Situation in verschiedenen hessischen Kommunen und profitierte von der Expertise der Referentin, die Anregungen zur Überwindung von Stolpersteinen gab. Seite |7 Workshops zu Voraussetzungen und Chancen von Partizipationsprojekten mit benachteiligten Jugendlichen Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden des Fachtages die Möglichkeit, sich drei verschiedenen Workshops zuzuordnen, um einzelne Aspekte von Partizipation detaillierter diskutieren zu können. Die Gruppe verteilte sich gleichmäßig auf die Workshops zu Projektideen, Rahmenbedingungen und Mehrwert/Zielgruppenakquise. Der Workshop „Projektideen“ beschäftigte sich mit der Frage, mit welchen Inhalten Jugendliche für Partizipationsprojekte begeistert werden können. Offenheit, Anlass und Perspektive sowie die Erweiterung des Horizontes wurden als zentrale Voraussetzungen für Partizipationsprojekte mit Jugendlichen identifiziert. Darüber hinaus diskutierte die Gruppe Chancen, Herausforderungen und Grenzen bei derartigen Projekten mit jungen Menschen. Chancen können die positive Erfahrung der Eigenwirksamkeit darstellen und Herausforderungen sind persönliche Sympathien und Vertrauen sowie das Ermessen, wie weit man als JugendarbeiterIn steuernd eingreift. Mögliche Grenzen können in einer geringen Eigenmotivation der Jugendlichen oder ihrer mangelnden Mobilität liegen. Im Workshop „Rahmenbedingungen“ diskutierten die Teilnehmenden darüber, welche Rahmenbedingungen es braucht, damit Partizipationsprojekte gelingen können und was tragfähige Alternativen zu mangelnden Rahmenbedingungen darstellen könnten. Die Teilnehmenden kritisierten bürokratische Hürden, mangelnde personelle und finanzielle Ressourcen sowie die Risiken von zeitlich begrenzten Projekten. Kontinuierliche AnsprechpartnerInnen für die Jugendlichen vor Ort identifizierten sie als zentrale Rahmenbedingung. Sie plädierten dafür, die Rahmenbedingungen der Jugendlichen stets mitzudenken und sich verändernde Strukturen, wie z.B. geringere zeitliche Ressourcen aufgrund der Zunahme von Ganztagsschulen, mitzudenken. Tragfähige Alternativen zu mangelnden Rahmenbedingungen könnten temporäre Lösungen sein und die Realisierbarkeit von Projekten sei stets mit zu berücksichtigen. Aufgrund von Abhängigkeiten sei es häufig schwierig, abzuwägen, ab wann und ob die Öffentlichkeit in Form von Medien eingeschaltet werden sollte, um Druck auf die Verwaltung auszuüben. Im dritten Workshop zu „Mehrwert und Zielgruppenakquise“ wurde diskutiert, wo der Mehrwert bei der Einbeziehung von benachteiligten Jugendlichen liegt und wie partizipationsunerfahrenere Jugendliche für Partizipationsprojekte motiviert werden können. Die Gruppe sammelte den Mehrwert für verschiedene Ebenen. Für den Seite |8 Stadtteil biete Jugendengagement die Möglichkeit der Vandalismus Prävention durch Identifikation mit dem Stadtteil. Die Kommune könne sich mit Partizipationsprojekten entweder schmücken oder diese als störend empfinden, wenn Jugendliche Bedarfe anmelden. Für die Jugendarbeit vor Ort ist das Engagement von jungen Menschen insofern positiv, dass sie damit ihrem gesetzlichen Auftrag nachkomme und den Anschluss an die Interessen der Jugendlichen habe sowie zur demokratischen Bildung beitrage. Für die Jugendlichen selbst bedeute Partizipation und Engagement Mitsprache, Anerkennung, Vertrauen, Raum zum Ausprobieren in einem geschützten Umfeld sowie Bildung und das Lernen, mit negativen Erfahrungen umzugehen. Als Zugangswege und Schlüsselpersonen zur Rekrutierung von Zielgruppen, die bisher weniger organisiert sind, identifizierten die Teilnehmenden offene Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit, Schule, aufsuchende Jugendarbeit sowie „Helden“ und Vereine und Institutionen. Abschlussplenum und zentrale Ergebnisse des Fachtages Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen wurden anschließend im Plenum kurz vorgestellt und die Gruppe merkte an, dass ein zentrales Ergebnis des Fachtages darin bestehe, den Wert der pädagogischen Arbeit gegenüber den AuftraggeberInnen und der Öffentlichkeit besser darzustellen und Durchhaltevermögen eine wichtige Kompetenz im Rahmen der Jugendarbeit sei. Jugendliche müssten immer einbezogen werden in die Entwicklung von Projektideen und die Entwicklung von Projekten aus Bedarfen der Zielgruppe heraus sei produktiver als die Indoktrinierung von Projekten von außen. Zudem dürften Projekte keine hauptamtlichen Mitarbeitenden ersetzen, sondern lediglich als Ergänzung dazu fungieren, denn ohne Hauptamtlichkeit sei die Rekrutierung von Gruppen kaum möglich und die Nachhaltigkeit nicht gewährleistet. Die Gruppe ist sich einig, dass Zielgruppe und Inhalte in der offenen Jugendarbeit vielfältig seien und es sich lohne, für die Belange der Jugendlichen gemeinsam mit ihnen einzustehen und die Energie, die es dafür braucht, eine wichtige Kompetenz der Mitarbeitenden darstellt. Der Fachtag war eine gelungene Veranstaltung, auf der kontrovers diskutiert wurde und der Erfahrungsaustausch sowie die kollegiale Beratung eine zentrale Bedeutung hatten. Der methodische Wechsel von Vortrag, Input, Plenum und Workshop förderte Seite |9 den lebendigen Fachaustausch der Teilnehmenden, die sich z.T. noch im Studium befinden, aber auch auf mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung im Arbeitsbereich der offenen Jugendarbeit zurückblicken. Mehr Informationen zum Projekt „Zeit für Helden“ und der Arbeit der LAG Soziale Brennpunkte Hessen e.V. erhalten Sie unter www.zeitfuerheldenhessen.de, www.lagsbh.de oder https://www.facebook.com/lag.jugendbildungswerk . Katrin Liederbach Jugendbildungsreferentin LAG Soziale Brennpunkte Hessen e.V. Moselstraße 25 60329 Frankfurt/M. Phone: 0049 (0)69 257828-0 Fax: 0049 (0)69 257828-55 E-Mail: [email protected] Internet: www.lagsbh.de
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