1. Rundbrief vom März 2016

Trägervereine Mission 21
Basler Mission BM
Evangelische Mission im Kwango EMIK
Herrnhuter Mission HM
Studenten des Nile Theological College mit Leiter Santino Odong Othol (rechts neben Mathias).
Die Qualität macht den Unterschied:
Projektberatung im Südsudan
Projektberatung & Koordination
Projekt-Nr. 179.1011
Dorina und Mathias Waldmeyer
1. Rundbrief
März 2016
Südsudan
Liebe Leserinnen und Leser,
nun sind wir gerade einmal seit vier Wochen im östlichen Afrika – und haben das
Gefühl, schon eine Ewigkeit hier zu sein, so viel haben wir bereits erlebt. Das liegt vor
allem daran, dass wir kurz nach unserer Ankunft in Nairobi gleich zwei Dienstreisen
absolviert haben.
Die Begegnungen und Eindrücke waren für uns spannend und lehrreich. Zuerst nahmen wir an einem Workshop in Tansania teil, wo wir die anderen Landeskoordinatoren und Partnerkirchen in Afrika kennen gelernt haben. Im Anschluss reisten wir in
den Südsudan, um die Partner unseres Kooperationsprogramms zu treffen. Begleitet
hat uns unser Kollege Ulrich Bachmann, Teamleiter Afrika bei Mission 21. Ulrich hat
in den letzten Jahren intensiv zum Südsudan gearbeitet und das Land regelmässig besucht. Wir haben mit Freude von seinen Erfahrungen und Kontakten gelernt und
fühlten uns damit sehr gut eingeführt in das Land und die Materie.
Anflug auf Juba
Wir waren aufgeregt, bevor es Anfang Februar gleich für eine Vorstellungsreise nach
Juba, die Hauptstadt des Südsudans, ging. Wir hatten ja bisher nur Fotos gesehen und
Traditionelle Rundhütten beim Anflug auf Juba.
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Berichte gehört. Der Anflug war wunderschön. Aus dem Flugzeug konnten wir die
landestypischen Rundhütten sehen sowie den weissen Nil, der sich quer durch die
Stadt zieht.
Der Flughafen in Juba ist nicht gross, ganz im Gegensatz zu dem Andrang, der auf
dem Flugfeld herrscht. Hier landen nicht nur die Linienflieger, sondern auch alle
Flugzeuge der Hilfsorganisationen, wie der Vereinten Nationen oder des Roten Kreuzes.
Der Flughafen in Juba.
Kaum wird die Flugzeugtür geöffnet, schlägt einem die trockene Hitze von mehr als
40 Grad entgegen. Nach dem Fussmarsch über das Rollfeld passiert man ein Zelt der
Weltgesundheitsorganisation, in dem die Körpertemperatur gemessen wird, um die
Ankommenden auf Krankheiten zu überprüfen.
In Juba bekommt man sehr schnell das Gefühl, keine gewöhnliche Stadt zu betreten.
Kurz vor uns war eine UN-Maschine aus Indien gelandet, die Dutzende Soldaten der
UNMISS-Friedensmission eingeflogen hat. Das Gedränge beim Einreiseschalter war
entsprechend gross.
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Als wir den Flughafen hinter uns gelassen hatten, kamen wir schnell in die Innenstadt. Hier gibt es keine ellenlangen Staus wie in Nairobi. Einige Autos sind unterwegs, viele davon gehören internationalen Hilfsorganisationen an.
Später hören wir bei einem Treffen mit unseren Partnern, dass über 125 internationale und rund 250 nationale Hilfsorganisationen in Juba vertreten sind. Und das fällt
auf. Man sieht vergleichsweise wenig Zivilgesellschaft auf den Strassen der Innenstadt. Nur in abgelegeneren Gegenden kann man hinter Mauern ärmliche Behausungen erahnen. Erst als wir an einem Abend an den Nil fahren, in einen anderen Teil der
Stadt, führt uns die Strecke durch ein Viertel mit lokaler Bevölkerung. Es ist ein buntes Treiben, Getränke und kleine Snacks werden an der Strasse angeboten. Junge
Männer stehen an der Strasse und plaudern, während die Frauen Lebensmittel verkaufen oder schwere Sachen schleppen.
Seit dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts Ende 2013 gibt es viele Flüchtlinge, die
aus der Region Greater Upper Nile unter anderem nach Juba geflüchtet sind. Unsere
gesamte Partnerkirche, die Presbyterian Church of South Sudan (PCOSS), musste
ebenfalls fliehen. Heute hat die Leitung der PCOSS nur ein kleines Büro, das ihr die
lokale Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt hat. Die meisten unserer Projektkoordinatoren und -koordinatorinnen schlafen in UN-Camps ausserhalb der Stadt,
denn da ist es sicherer. Das hofft man zumindest. Erst vor einer Woche ist es im früheren Gebiet der PCOSS in Malakal zu einem bewaffneten Übergriff auf ein UN-Camp
gekommen, bei dem rund 40 Menschen starben und an die 100 verletzt wurden. Die
Übergriffe treffen insbesondere die schutzsuchende und wehrlose Zivilgesellschaft.
Aber auch Juba ist derzeit vor allem von der stetig anwachsenden bewaffneten Kriminalität betroffen.
Treibstoff und Nahrungsmittel werden unbezahlbar
Die zunehmende Instabilität ist vor allem der hohen Inflation und den ausbleibenden
Einnahmen der Regierung geschuldet. Da der Südsudan keine Raffineriekapazitäten
hat, um die eigenen Ölvorkommen im Norden des Landes zu verarbeiten, müssen für
den Weitertransport hohe Transitgebühren an den Sudan gezahlt werden. Zusammen
mit dem Einbruch des Weltmarktpreises und dem Anhalten der Kämpfe nahe der ressourcenreichen Gebiete führt dies dazu, dass kaum Einnahmen erwirtschaftet werden. Dabei ist der Verkauf des Öls die wichtigste Einnahmequelle des Landes.
Mittlerweile ist der Staat zahlungsunfähig und kann auch Löhne nicht mehr zahlen,
was die Regierung dazu bewegt, immer mehr Geld zu drucken. Dies führt dazu, dass
das Südsudanesische Pfund rapide an Wert verliert und die Preise explodieren.
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Das Gebäude der PCOSS, das die lokale Kirchgemeinde zur Verfügung gestellt hat.
Kostete eine Trinkwasserflasche im letzten Jahr noch ein Südsudanesisches Pfund,
muss man heute das Sechsfache dafür zahlen. Viele Menschen, darunter auch unsere
Das Leben in Juba: Viele junge Männer haben keine Arbeit.
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Partner, können sich kaum mehr etwas zu essen oder abgepacktes Trinkwasser leisten. Einer unserer Projektkoordinatoren berichtet uns, dass Mütter ihre Kinder auf
dem Markt zum Verkauf anbieten, da ihnen die Mittel fehlen, um ihre eigenen Kinder
zu versorgen.
Auch die Preise für Diesel steigen und der Kraftstoff wird knapper. Dies kann laut
dem Schweizer Kooperationsbüro in Juba bald dazu führen, dass die Arbeit für eine
Zeit lang niedergelegt werden muss, denn die Stromversorgung der ganzen Stadt
läuft auf Dieselgeneratoren. Bislang hat Juba keine zentrale Stromversorgung, und
nur selten werden dezentrale alternative Energiequellen wie Sonnenenergie genutzt.
Der Bau eines Wasserkraftwerks im Nil liegt seit Jahren mangels Finanzierung brach.
Und solange die politische Situation so fragil ist wie im Moment, wird sich daran
nichts ändern.
Strasse in Juba.
Der Glaube an den Frieden ist gross
Das Erstaunliche an den Menschen im Südsudan sind ihre Hoffnung und der unermessliche Glaube daran, dass sich bald alles zum Guten wendet. Sie hoffen, dass sich
die Regierung der nationalen Einheit bald formt – dies hätte bereits im Februar geschehen sein sollen– und dass sich die Konfliktparteien endlich an das im August
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2015 unterschriebene Friedensabkommen halten. Ausländische politische Analysten,
die in Juba angesiedelt sind, zeigten sich in Gesprächen weit weniger optimistisch.
Ein Gesprächspartner sagte, dass er derzeit einen Fortgang der aktuellen Situation als
Best-Case-Szenario ansieht. Das heisst, bestenfalls wird es nicht zu einer Ausweitung
bewaffneter Übergriffe und einem weiteren Anstieg der Inflation kommen.
Wir können es all unseren Partnern und den Menschen im Südsudan nur wünschen
und ebenfalls hoffen, dass die Optimisten am Ende Recht behalten. Wir werden jedenfalls unser Möglichstes tun, um unsere Partner in dieser Situation zu bestärken
und ihnen Hoffnung zu geben.
Besuch beim Nile Theological College (NTC)
Am letzten Tag unserer Vorstellungsreise in Juba hatten wir das Glück, dass wir das
Nile Theological College (NTC) kurzfristig besuchen durften. Das NTC, eine von der
PCOSS betriebene Ausbildungsstätte, hat nach dem Konflikt und der Schliessung in
der Stadt Malakal Anfang 2014 erst im letzten Juni in Juba wieder eröffnet. Mittlerweile hat man es sogar geschafft, Teile der früheren Bibliothek aus Malakal zu retten
und in die Hauptstadt zu bringen. Im Moment studieren am College 17 Studenten.
Die wieder aufgebaute Bibliothek des Nile Theological College (NTC).
Einige von ihnen haben erst im letzten Sommer mit dem Studium begonnen, andere
sind aus Malakal geflüchtet und nun wieder am NTC eingeschrieben. Einer der Stu-
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denten erzählte uns, dass er in Malakal während Auseinandersetzungen angeschossen worden sei. Danach war er in Khartoum im Spital. Noch heute hat er die Kugel im
Oberschenkel, denn sie ist bei dem Schuss stecken geblieben. Auf die Frage, ob wir
Fotos von den Studenten machen dürften, bekamen wir als Antwort: «Natürlich dürft
ihr uns fotografieren. Ohne euch hätten wir nicht die Möglichkeit, am NTC zu studieren!»
Es ist schön zu sehen, dass unsere Projekte trotz der fragilen und unbeständigen Situation weiterlaufen können. Für dieses Jahr ist angedacht, im NTC Kurse zu Friedens- und Versöhnungsarbeit anzubieten, denn bisher blieb kaum die Zeit, das
Erlebte aufzuarbeiten. Nicht alle Studenten und Dozenten haben es geschafft, aus
Malakal zu fliehen. Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt und haben Kommilitonen, Lehrkräfte und Kollegen im Konflikt verloren. Andere wiederum sind in verschiedene Himmelsrichtungen geflohen, wo sie bis heute oft in Flüchtlingscamps
leben.
Das Hauptgebäude mit den Lehrerbüros des NTC im Hintergrund, vorne ein Klassenzimmer für die Studenten.
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Unterricht in einem der Seminarräume des Nile Theological College (NTC).
Einleben in Nairobi
Zurück in Nairobi haben wir zunächst einmal begonnen, unser neues Lebensumfeld
aufzubauen: Wir haben uns etwas eingerichtet, Ausschau nach den nächsten Einkaufsmöglichkeiten gehalten und Möglichkeiten der Freizeitbetätigung und des Abschaltens gesucht. Wir haben ein tolles Yoga-Studio gefunden. Entstanden ist es aus
einem Projekt, das arbeitslose Jugendliche hier in Kenia unterstützt. So hat man angefangen, Stipendien für die Ausbildung zum Yogalehrer an Jugendliche zu vergeben.
Das Yogastudio profitierte in der Folge von der Vielzahl lokaler Trainer und die Jugendlichen fanden eine Arbeitsstelle. Eine simple und tolle Idee, wie wir finden.
Nairobi ist trotz der Grösse und der vielen Autos erstaunlich grün. Der Karura Forest,
der sich mitten in der Stadt befindet, beinhaltet einen 30 Kilometer langen Wanderweg. Hier haben wir an einem Sonntagnachmittag einen wunderschönen Spaziergang unternommen und dabei viele Schmetterlinge und Äffchen beobachtet.
Ausserdem liegt der Nairobi Nationalpark direkt an der Stadtgrenze. Bislang hatten
wir allerdings keine Zeit, dorthin zu fahren. Letzte Woche hätten wir das auch nicht
gebraucht, denn vier Löwen sind aus dem Park ausgerissen und haben den Verkehr
in Nairobi-Stadt lahm gelegt.
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Der Nationalpark liegt direkt an der Stadtgrenze von Nairobi (Foto: Make it Kenya Photo/Stuart Price)
Zu den herausfordernden Seiten Nairobis zählen der unberechenbare Verkehr – je
nach Wochentag und Tageszeit braucht man für dieselbe Strecke mal 15 und mal 90
Minuten – und das stetige Kriminalitätsrisiko, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Es gibt Stadtteile, die man weder tagsüber noch am Abend betreten sollte. Und
auch sonst hört man immer wieder Geschichten, dass im dichten Verkehr Autos überfallen werden oder es bewaffnete Einbrüche in Häuser gibt. Die Identifizierung von
vertrauenswürdigen Personen, wie zum Beispiel Taxifahrern, ist deshalb zentral.
Ein Thema, das uns stark beschäftigt, ist das unheimlich teure Leben hier in Nairobi.
Nairobi ist eine rasch wachsende Hauptstadt, und durch die immer reicher werdende
Oberschicht steigen die Preise für Produkte und Dienstleistungen stetig. Mieten und
Lebensmittel sind genauso teuer wie in Deutschland oder sogar der Schweiz. Produkte sind jedoch oft von minderer Qualität. Man fragt sich, wie Menschen ohne gutes Einkommen hier ihren Unterhalt bestreiten können. Von unseren Bekannten
haben wir erfahren, dass ihre Hausangestellten jeden Morgen zwei Stunden aus den
Aussengebieten nach Nairobi City fahren und abends wieder retour. Wir sind gespannt, wie sich Nairobi und das Leben der Bevölkerung in Zukunft entwickeln werden.
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Wir danken unseren Freunden und Familien für die persönliche Unterstützung und
natürlich Ihnen allen für die Unterstützung des Kooperationsprogrammes Südsudan!
Herzliche Grüsse aus Nairobi,
Dorina und Mathias Waldmeyer
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Blick auf den weissen Nil.
Spenden können gerne auf eines der folgenden Konten überwiesen werden
(für projektgebundene Spenden bitte Projektnummer 179.1011 angeben):
Mission 21, Missionsstrasse 21, Postfach 270, CH-4009 Basel
Schweiz: PostFinance, SWIFT POFICHBE, IBAN CH58 0900 0000 4072 6233 2
Deutschland: Sparkasse Lörrach-Rheinfelden,
SWIFT SKLODE66, IBAN DE39 6835 0048 0001 0323 33
Impressum
Herausgeber: Mission 21, Missionsstrasse 21,
Postfach 270, 4009 Basel, Schweiz
Alle Bilder © Mission 21, sofern nicht anders erwähnt.
Dorina und Mathias Waldmeyer
Nairobi
Telefon Dorina Waldmeyer:
Kenia: +254 792 925 787, Südsudan: +211 915 447 439
Telefon Mathias Waldmeyer:
Kenia: +254 792 925 786, Südsudan: +211 915 447 437
E-Mail:
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[email protected]
[email protected]
Mission 21 setzt in 20 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen mit 70 Partnerorganisationen Zeichen der Hoffnung auf der Grundlage des Evangeliums. In rund 100 Projekten stehen
Armutsbekämpfung, Bildungsarbeit,
Gesundheitsförderung, Friedensarbeit und Frauenförderung im Mittelpunkt. Mission 21 hat den Status
einer gemeinnützigen Organisation
und wird unterstützt vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund
sowie von der eidgenössischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit.