2015-10-28

VIECHTACH
Weiteres Ex-Medent-Gebäude wird Flüchtlingsheim
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Nummer 250
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Seite 25
Bürgermeister Franz Wittmann bestätigt Unterkunft in Oberschlatzendorf – Vertrag zwischen Landratsamt und Regener Unternehmer geschlossen
Von Daniel Ober
Viechtach. Neben dem ehemaligen, von der Stadt zurück erworbenen Medent-Gebäude im Gewerbepark Riedbach-West soll nun
auch das Ex-Medent-Gebäude im
Gewerbegebiet Oberschlatzendorf
eine Unterkunft für Asylbewerber
werden. Das bestätigte Bürgermeister Franz Wittmann auf Nachfrage des Viechtacher BayerwaldBoten.
Wie Bürgermeister Wittmann
mitteilte, sei das Gebäude von einem Unternehmer aus Regen, der
schon mehrere Räumlichkeiten im
Landkreis erworben und als Asylbewerberunterkünfte angeboten
hat, gemietet worden. Die Mietdauer soll Wittmann nach zwei
Jahre betragen.
Nach der Anmietung des ExMedent-Gebäudes soll der Unternehmer es dann dem Landratsamt
als Unterkunft für Flüchtlinge angeboten haben. Demzufolge würde es sich bei dieser Unterkunft
nicht um eine zentrale, von der Regierung betreute Unterkunft, sondern um eine vom Landratsamt betriebene, also eine Erst-/Notunter-
kunft wie in Ruhmannsfelden oder
eine dezentrale Unterkunft handeln.
Wie Bürgermeister Wittmann
bestätigt, habe das Landratsamt
das Gebäude auch schon besichtigt. Der Mietvertrag zwischen
dem Unternehmer und dem Landratsamt soll demnach schon beschlossene Sache sein.
Seit Montag weiß Bürgermeister
Wittmann nun sicher, dass Asylbewerber in das Ex-Medent-Gebäude im Gewerbegebiet Oberschlatzendorf einziehen. Er vermutete
gegenüber der Heimatzeitung,
dass dies schon in den nächsten
Tagen der Fall sein könne. Wie viele Asylbewerber in dem Gebäude
unterkommen sollen, ist bislang
unbekannt.
Weder der Unternehmer, der das
Gebäude angemietet und dem
Landratsamt angeboten haben
soll, noch Landratsamtssprecher
Heiko Langer äußerten sich gestern zu der Unterkunft. Langer
stellte klar: „Wir melden eine Asylunterkunft erst am Tag des Einzugs, oder maximal einen Tag davor.“ Dies tue das Landratsamt
auch aus Sicherheitsgründen.
KURZ NOTIERT
Gemeinde soll Entscheidung
über Asylheim überdenken
Ärzte belasten angeklagte Pflegemutter schwer
Dritter Verhandlungstag im Prozess um schwer misshandelten Buben – Therapeut: Kind ist lebenslang geschädigt
Drachselsried. Bürgermeister Hans Hutter Von Franz Hackl
teilte gestern mit, dass der Drachselsrieder GeDeggendorf. Woher stammen
meinderat in seiner Sitzung am 13. Oktober die schweren Verbrennungen,
die Nutzungsänderung des Hotels Rieder Eck
mit denen der kleine David
zur Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewer(Name geändert) im Juni 2014
ber einstimmig abgelehnt hat. Einen entsprechenden Antrag hätten zwei Kaufinteressen- von seiner Pflegemutter ins Kliten gestellt. Die Untere Bauaufsichtsbehörde nikum Deggendorf gebracht
des Landratsamtes Regen habe nun mitgeteilt, wurde? Diese Frage stand im
dass das Bauvorhaben zulässig sei. Die Ge- Mittelpunkt am gestrigen dritten
meinde sei daher angehalten, den Antrag er- Tag des Prozesses am Landgeneut zu überprüfen und gegebenenfalls den richt Deggendorf, in dem sich
Beschluss überdenken. Sonst, so Hutter, beab- ein Ehepaar aus dem Landkreis
sichtige das Landratsamt, das Einvernehmen Regen wegen schwerer Misszu ersetzen. Der vorgelegte Antrag sehe min- handlung eines Pflegekindes
destens 85 Betten im Hotel Rieder Eck vor. Mit verantworten muss. Dabei wurden bereits bestehenden 45 Betten in Drach- de vor allem die Pflegemutter
selsried seien dies 130 Asylbewerber und so- durch Aussagen von Ärzten
mit mehr als fünf Prozent der Gemeindebevöl- schwer belastet. „Solche Verkerung. Hutter nach sollten zunächst Kommu- brennungen habe ich noch nie
nen Asylbewerber aufnehmen, die bislang gesehen“, sagte eine Kinderärznoch keine haben.
− dao/vbb tin, als sie vom Gericht mit Fotos
des schwer verletzten Buben
Auto mit Paletten zugeparkt
konfrontiert wurde.
Viechtach. Am Montag gegen 20 Uhr haben
„Misshandlung von Schutzzwei Angestellte einer Reinigungsfirma ihren befohlenen in Tateinheit mit
Firmenwagen vor der Lieferzufahrt eines Su- schwerer
Körperverletzung“
permarktes in der Schmidstraße abgestellt und wird dem Ehepaar (36 und 35
mit ihrer Arbeit im Verbrauchermarkt begon- Jahre alt) vorgeworfen, das
nen. Gegen 1.15 Uhr kam eine Lebensmittel- selbst fünf eigene Kinder hat und
lieferung an. Da die Zufahrt zum Lieferbereich schon oftmals Pflegekinder „bedurch das Firmenfahrzeug verparkt war, stellte anstandungsfrei betreut hat“,
der Anlieferer die Lebensmittelpaletten vor,
wie es in einer Stellungnahme
hinter und neben dem Auto ab und setzte seine
des Jugendamtes Deggendorf
Tour fort. Die Angestellten der Reinigungsfirma verständigten gegen 2.30 Uhr nach getaner heißt. Mit dem vierjährigen, entDavid
Arbeit die Polizei, da ihr Auto durch die abge- wicklungsgestörten
scheinen
die
Pflegeeltern
aber
stellten Paletten teilweise zerkratzt war und sie
nicht wegfahren konnten. Ein Teil der Paletten überfordert gewesen zu sein,
musste umgelagert werden. Der Schaden am denn im Sommer letzten Jahres
Auto beläuft sich auf rund 200 Euro.
− vbb wurde er laut Anklage „roh misshandelt“, wobei ihm schwerstMüll in Waldstück abgeladen gradige Verbrennungen zugefügt worden seien.
Kollnburg. Am Montag gegen 13.30 Uhr ist die
Verhandelt wird vor der 1.
Polizei Viechtach über eine illegale Müllablagerung in einem Waldstück bei Ogleinsmais Großen Jugendkammer am
informiert worden. Ein Unbekannter hat wohl Landgericht, in der die Vorsitin der Nacht auf Montag im Wald neben dem zende Richterin Gisela Schwack
Parkplatz an der Staatsstraße einen alten Öl- bemüht ist, durch zielgerichtete
ofen, Möbelteile und sonstigen Restmüll ent- Nachfragen bei Zeugen und
sorgt. Mitarbeiter des Bauhofes haben den Sachverständigen Klarheit über
Müll beseitigt. Die Polizei ermittelt und bittet die Vorgänge um den kleinen
um Hinweise unter " 09942/9404-0. − vbb Buben zu gewinnen. Dabei geht
ZAHL DES TAGES
10
Kunstschaffende aus der Region haben seit dem Sommer im Wald bei
Kollnburg ein bemerkenswertes
Kunstprojekt verwirklicht. Auf Anregung von
Waltraud und Hanspeter Uhl sind entlang des
Wanderpfades „Burgstallweg“ etliche Bäume
und Felsen farbenfroh verziert oder mit bunten
Zeichnungen versehen worden. „Bemalter
Wald“ nennt sich das Projekt, das nun bei einem Rundgang offiziell seiner Bestimmung
übergeben wurde.
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In dieses Ex-Medent-Gebäude im Gewerbegebiet Oberschlatzendorf sollen demnächst Asylbewerber einziehen. Das teilte Bürgermeister Franz Wittmann mit. Ein Regener Unternehmer soll mit dem Landratsamt bereits einen
Mietvertrag hierzu abgeschlossen haben.
− Fotos: Ober
es oft ins Detail, so dass auch am
dritten Verhandlungstag die Sitzung wieder vom frühen Vormittag bis in den späten Nachmittag
dauerte.
Als erste Zeugin wurde gestern eine Polizeibeamtin aufgerufen, die aufklärte, wie die mutmaßliche Misshandlung überhaupt bekannt wurde. Nachdem
der kleine David im Juni 2014
von den Ärzten im Klinikum untersucht worden war, habe es
„Widersprüche zu den Aussagen
der Pflegemutter“ gegeben, berichtete die Kriminalerin, weshalb das Krankenhaus die Polizei verständigt habe. Noch am
gleichen Abend sei man zum
Haus der Pflegeeltern gefahren,
habe die Örtlichkeit fotografiert
sowie Smartphone und Laptop
sichergestellt. Noch vor Ort habe sie mit ihrem Kollegen einen
„Selbstversuch“ über die Gefahren einer erhitzten Terrassenplatte gemacht, aber „mein Unterarm ist nur heiß geworden“.
„Geradezu geschockt“
Geradezu geschockt vom
Ausmaß der Verletzungen zeigte
sich eine Kinderärztin, als ihr
vom Gericht Fotos von den Verbrennungen am Gesäß des Kleinen vorgelegt wurden. Die Ärztin aus dem Landkreis Deggendorf hatte auf Wunsch des Jugendamtes David im März untersucht, noch bevor dieser in
die Obhut der Pflegeeltern kam.
Dabei habe sie ein „gut gepflegtes Kind“ gesehen, Kratzspuren
oder sonstige Verletzungen habe
sie nicht festgestellt. Auf Nachfrage des Gerichts, welche Erfahrungen sie mit Verbrennungen habe, erklärte die Kinderärztin, dass sich „zunächst Blasen bilden und diese dann aufplatzen,
das
Ganze
ist
Die Verteidiger des angeklagten Ehepaares: Reinhard Perlet (l.)
aus Deggendorf und Dr. Ronny Raith aus Kirchberg. − Foto: Binder
wahnsinnig schmerzhaft“. Verbrennungen wie auf den Fotos
von David „habe ich noch nie
gesehen“, diese „können nicht
durch ein bisschen Wärme entstehen“.
Schwer belastet wurde die
Pflegemutter auch von Ärzten
am Klinikum Deggendorf, wohin die 35-Jährige den Kleinen
mehrere Tage nach dem Vorfall
gebracht hatte, nachdem sie sich
offenbar nicht mehr zu helfen
wusste. „Die Verletzungen und
die Erzählung der Pflegemutter
haben einfach nicht zusammengepasst“, sagte eine Assistenzärztin, die David als erste behan-
delt hatte. Man habe schwere
Verbrennungen bis zum 3. Grad
(4 bedeutet „verkohlt“) festgestellt, der Kleine habe „gewimmert“.
„Ein liebes Kind“
Bei ihrem Beruf als Kinderkrankenschwester hätte die
Pflegemutter merken müssen,
„dass das Kind sofort in ärztliche
Behandlung gehört, eine Brandsalbe reicht da nicht mehr“.
Ähnlich äußerte sich eine Fachärztin für Kindermedizin, die
aber anfügte, dass sich die Pflegemutter am Abend der Einlieferung nach dem Zustand des
Buben erkundigt habe.
Mehr als eine Stunde stand
dann der Leiter einer therapeutischen Kindereinrichtung in
München, wo David seit August
2014 untergebracht ist, dem Gericht Rede und Antwort. Der Familientherapeut schilderte den
inzwischen Fünfjährigen als
„sehr positives und liebes Kind,
die Mitarbeiter mögen ihn sehr“.
Dies dürfe aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass der Kleine „hochgradig entwicklungsverzögert, lernbehindert und
traumatisiert ist“, was auf eine
„starke Vernachlässigung von
klein auf“ zurückzuführen sein
dürfte. Er sei inzwischen „absolut gruppenfähig“, sei aber bei allem Tun überaus vorsichtig und
suche ständig Zuwendung.
Hinzu komme, dass ihn die
zugefügten Verletzungen und ihre Behandlung sehr belasten.
David habe „aufwendige Transplantationen am Gesäß“ hinter
sich, auch eine spezielle Sitztherapie habe man entwickelt. Der
Familientherapeut widersprach
in diesem Zusammenhang der
Darstellung der Pflegemutter,
dass David ein reduziertes
Schmerzempfinden habe. „Er
hat eher ein sehr gutes Empfinden, was ihm wohl tut“, sagte er
im Zeugenstand.
Die psychischen Schäden
werde David aber nie ganz überwinden, „er wird immer kämpfen: Ist die Welt zu mir gut oder
böse?“ Der Therapeut schloss
mit der Bemerkung: „Es war sicher keine gute Idee, zwei Pflegekinder in eine fünfköpfige Familie zu geben.“
Nach drei langen Verhandlungstagen wird der Prozess voraussichtlich am kommenden
Dienstag zu Ende gehen. Dann
soll nach den Schlussplädoyers
das Urteil verkündet werden.
Ausraster eines Discogängers beschäftigt Justiz
Zweiter Verhandlungstermin – Gutachten über Drogen im Getränk liegt noch nicht vor – Fortsetzung im November
Von Daniela Albrecht
Viechtach. Vor dem Amtsgericht ist am Dienstagvormittag
der Prozess um den Ausraster eines Discogängers fortgesetzt
worden. Dem 26-Jährigen aus
dem Landkreis Deggendorf wird
vorgeworfen, stark alkoholisiert
wild um sich geprügelt zu haben
bei einem Discobesuch Ende
vergangenen Jahres.
Wie am ersten Verhandlungstag Anfang Oktober bekannt
wurde, soll der Mann mit 2,14
Promille Alkohol im Blut auf
dem Kopf eines anderen Gastes
sein Whiskeyglas zerschmettert
und dann weiter auf ihn eingeprügelt haben. Daraufhin wurde
der 26-Jährige von den Türstehern aus dem Lokal geworfen –
wogegen er sich wild gewehrt
habe. Er soll sich losgerissen haben, zurück in die Disco sein
und dort laut Anklage dem Discobetreiber, einem anderen
Gast und einem zufällig anwesenden Taxifahrer mit der geballten Faust ins Gesicht geschlagen
haben. Die nächsten Opfer des
Mannes waren zwei Polizisten.
Einen der beiden Beamten soll
der Mann angegriffen und ver-
letzt haben. Außerdem soll er sie
wüst beschimpft haben. Nach
seiner Festnahme soll er sie während der Fahrt ins Krankenhaus
Viechtach auch bedroht haben.
PERSONALISIERTE AUSGABE FüR KOLLNBURG (ABO.-NR. 3209939)
Angeklagt ist er deshalb zusammenfassend des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, der
Beleidigung sowie der versuchten und gefährlichen Körperverletzung in mehreren Fällen.
Vor Gericht hatte der Mann
beim Prozessauftakt behauptet,
an die fraglichen Ereignisse keine Erinnerung mehr zu haben.
Aber nicht nur wegen des Alkohols, den er getrunken hatte an
dem Abend. Er sprach den Verdacht aus, ein Betäubungsmittel
oder eine Droge in sein Getränk
gemischt bekommen zu haben.
Er habe nach einem Toilettenbe-
such mehrere „salzähnliche
Kristalle“ im Glas bemerkt.
Um Klarheit darüber zu bekommen, ob und weshalb die
Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt eingeschränkt war, hat das Gericht eine umfassende toxikologische
Analyse vom Blut des Angeklagten in Auftrag gegeben. Diese
liegt noch nicht vor. Bei der Verhandlung gestern standen deshalb lediglich die persönlichen
Verhältnisse des Angeklagten im
Mittelpunkt. Im November wird
die Verhandlung fortgesetzt.