Der Pfaffenhofener Ausgabe 4 / KW 17 FREITAG, 24. APRIL 2015 Preis: gratis! Nichts für Elefanten! Traditionell und modern Ein Besuch in der Porzellan-Werkstatt von Birgitta Schrader wird zum sinnlichen Vergnügen Begeisterung und Gespür für die Kunden zeigen Eva und Margot Kanzler im Modehaus Seite 7 Seite 3 „SCHMECKT MA NED“ Hellmuth Inderwies im Gespräch mit dem Kabarett-Debütanten Stefan Reischl Seite 4 FESTSOMMER Vorbereitung für „Natur in der Stadt 2017“ läuft Seite 5 QUALIFIKATION Mit Auszubildenden aus allen Bereichen startet die BDS-Azubi-Akademie Seite 6 NEUES GEWAND Im Café „Molly Bloom“ bleibt Hartmut Eitner Torten und Kuchen treu Seite 7 BELICHTUNG Fotos: Schaipp; Trapp Drei Ausstellungen begleiten vom Atelier zur Digitalfotografie Seite 8 Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft von Lorenz Trapp Am Anfang, so steht es in der Schöpfungsgeschichte, schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer – „tohu wa bohu“. Gut also, dass er weitergearbeitet hat, mit Licht und Pflanzen, mit Sonne, Mond und Sternen, mit Tieren und Menschen, und als er das Seinige getan hatte, krempelten eben wir Menschen selbst die Ärmel hoch, bis die Welt so war, wie sie sich heute unserem staunenden Auge darbietet – mit Augenschutz und Tierschutz, mit Lärmschutz und mit Pflanzenschutz, mit Grenzschutz und mit vielen Schutzen mehr. Nicht zu vergessen: der Denkmalschutz. Da sind wir gerade fleißig dabei, unserer Stadt einen Riesenstempel der Natur ins Herz zu drücken, auf dass alles blühe und gedeihe, wie es eigentlich Gott schon hätte geschaffen haben sollen, da tauchen diese Damen und Herren auf, wollen ein Denkmal schützen und bremsen unseren Arbeitseifer. Denn bei den Bauarbeiten an der Arlmühle auf dem Gelände des künftigen Bürgerparks, der im Rahmen der „Kleinen Landesgartenschau 2017“ entstehen soll, sind alte Mauern, Fundamente und ein alter Mühlstein gefunden worden. Was haben wir zu erwarten? Ein keltisches Oppidum? Ein Hallertauer Pompeji? Bei einem Ortstermin mit Vertretern des Landesamtes für Denkmalpflege wurde bestätigt, dass es sich bei den Funden um Überreste der alten Arlmühle sowie bauliche Reste aus verschiedenen Zeiten handelt. Wer hätte das gedacht? Es gibt Leute, die sich wünschen, dass der Mensch aus der Geschichte, aus der Vergangenheit lernen möge, um die Zukunft besser zu gestalten. Das Erforschen der Vergangenheit ist dazu unabdingbar. Lassen wir sie also weitergraben. Der Bau der Fischtreppe, heißt es, könne schon in der kommenden Woche „unter den Augen der Archäologen“ fortgesetzt werden, und die „Kleine Landesgartenschau 2017“ bleibt im Plan. Da werden sich die Fische freuen. Freuen werden auch wir Besucher uns, wenn die „Gartenschau“ pünktlich ihre Pforten öffnet und wir das Areal betreten dürfen wie einen zoologisch-botanischen Garten: Aaah, so schön kann die Natur sein!, werden wir begeistert rufen, gut, dass unsere Forscher so fleißig und akribisch in der Vergangenheit gebuddelt haben und das Wissen über die Natur so zauberhaft zu demonstrieren in der Lage sind! Und unsere Architekten werden begeistert sein über die Erkenntnisse, die sie sich aus der Anordnung der vorgefundenen Fundamente vom Vorgängerbau des ehemaligen Schlachthofbaus erschließen konnten. Wieder was gelernt. Nicht nur wir lernen aus der Vergangenheit und suchen die Zukunft. Archäologen (Sie wissen: Das sind die Damen und Herren, die ihre Augen gerade über die Fischtreppe halten) haben festgestellt, dass der homo sapiens, also quasi du und ich, vor 40 000 Jahren seinen Wanderstab in die Hand genommen und sich aufgemacht hat, seine Gene in den Rest der Welt zu tragen, was Menschen halt so machen. Lustigerweise lebte der homo sapiens damals in Afrika; in Europa, auch im Neandertal, tummelte sich zu dieser Zeit ein Nachfahre des homo erectus, der erste Mensch mit dem aufrechten Gang, der jedoch, so lehrt die Geschichte (sic!), nicht zwingend mit Aufrichtigkeit in Verbindung gebracht werden darf. Kurz und gut: Der homo sapiens ist, wie der Name schon sagt, nicht blöd, und so musste der Neandertaler im Laufe der Zeit die Segel streichen, bis auch ganz Europa erhobenen Hauptes das Siegel des homo sapiens tragen durfte. Und der homo sapiens in Afrika war stolz darauf, dass er zur geistigen Entwicklung Europas beitragen durfte. Bis er vor einiger Zeit aus dem Fenster blickte: Irgendwie schufen die Europäer Himmel und Erde. Und seine Erde war wüst und leer – „tohu wa bohu“, karges Land und schmale Ernten, Armut, Ausbeutung, marodierende Banden, Bomben, Gewehre und allgegenwärtige Gewalt. Also macht er sich auf übers Mittelmeer, in die Welt seiner europäischen Artgenossen mit diesen wundervollen Oasen, die alles schützen, was zu schützen ist – mit Augenschutz und Tierschutz, mit Pflanzenschutz und Lärmschutz, mit Denkmalschutz und vielen Schutzen mehr. Nicht zu vergessen: der Grenzschutz. Da wird der homo sapiens erst mal staunen. Und ich bin gespannt, was der homo sapiens bis 2017 aus der Gegenwart lernt. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, unsere Innenstadt hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert. Dass der Hauptplatz und einige Straßen in der Altstadt heute sehr viel ansprechender gestaltet sind, dass es deutlich mehr Leben in der Stadt gibt als früher und dass auch etliche Gebäude schön renoviert wurden, ist nicht zuletzt der finanziellen Unterstützung durch die Mittel der Städtebauförderung von Bund und Land zu verdanken. Vor 30 Jahren ist Pfaffenhofens Altstadtgebiet in das Bayerische Städtebauförderungsprogramm aufgenommen worden. Rund 5,7 Millionen Euro für 17 Baumaßnahmen hat Pfaffenhofen seitdem an Städtebauförderung bekommen. Viele Bereiche der Altstadt, allen voran der Hauptplatz, sind bereits saniert. Das Ergebnis erleben wir jeden Tag: Das Stadtbild ist attraktiver, die Innenstadt lebendiger geworden. Und weitere Projekte stehen bevor. 30 Jahre Städtebauförderung in Pfaffenhofen – das ist für uns ein guter Grund, beim bundesweiten „Tag der Städtebauförderung“ am Samstag, 9. Mai, mitzumachen. Ich darf Sie alle, liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, herzlich dazu einladen. In einer Ausstellung im Rathaus und bei eigens konzipierten Stadtspaziergängen wollen wir für Sie erlebbar machen, welche Gebäude, Plätze und Straßenzüge saniert wurden und wie dadurch die Innenstadt aufgewertet wurde. Für alle kleinen Baumeister wird zudem ein Riesensandkasten vor dem Rathaus aufgebaut, in dem die Mädchen und Buben den ganzen Tag nach Herzenslust wühlen, spielen und bauen können. Die beiden Stadtspaziergänge beginnen am 9. Mai um 14 bzw. 15 Uhr vor dem Rathaus. Altbürgermeister Hans Prechter und ich werden Sie zu ca. 20 Stationen führen, u. a. zum Flaschlturm, durch Türltor- und Löwenstraße, rund um den Hauptplatz und als Höhepunkt auf den Kirchturm, von wo sich die gesamte Altstadt im Überblick betrachten lässt. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos, da aber die Teilnehmerzahlen begrenzt sind, müssen wir um eine Anmeldung bitten (im Internet unter www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de/staedtebaufoerderung oder telefonisch unter 08441 405500). Wie Pfaffenhofen konkret von der Städtebauförderung profitiert hat und was sich in den letzten 30 Jahren verändert hat, wollen wir Ihnen auch in einer Ausstellung im kleinen Sitzungssaal im 2. Stock des Rathauses mit vielen Informationen und Vorher-nachher-Bildern zeigen. Eröffnet wird die Ausstellung am 9. Mai um 9.30 Uhr und auch an den folgenden Tagen ist sie noch zu sehen. Falls Sie also am 9. Mai keine Zeit haben, den Tag der Städtebauförderung zu besuchen, steht Ihnen die Ausstellung noch bis zum 13. Mai offen. Aber eigentlich rechne ich am 9. Mai mit Ihnen: Ich würde mich sehr freuen, Sie um 9.30 Uhr in der Ausstellung und am Nachmittag beim Stadtrundgang begrüßen zu dürfen! Herzlich Ihr Thomas Herker, Bürgermeister Freitag, 24. April 2015 Baustellen zwischen alt und neu Pfaffenhofen verändert sich auch in den nächsten Jahren sichtbar von Claudia Erdenreich Vor fünf Jahren wurde der Hauptplatz grundlegend umgestaltet, es gab einige Abrisse und Neubauten. Bis vor kurzem dachten viele Pfaffenhofener noch, damit seien die größten Veränderungen und Baumaßnahmen abgeschlossen. Erst jetzt wird vielen klar, dass dies erst der Anfang war, der Beginn einer Verwandlung von der eher unscheinbaren Kleinstadt hin zu einer wirklich sehens- und liebenswerten Stadt. Einer Stadt, die man herzeigen, präsentieren kann. Nach dem Abbruch des Schlachthofes wird erst klar, welchen Umfang dieses Areal hat, das gerade noch eine Brache war und sich nun binnen zwei Jahren zum Zentrum der Gartenschau wandeln soll und wird. Viele können es noch gar nicht fassen, ein Park, ein richtiger Park wird entstehen, und das in einer Stadt, die bisher einfach nur gebaut hat. Lange wurde vor allem Wert darauf gelegt, Neues und Nützliches zu schaffen, um fast jeden Preis, finanziell wie optisch. Und jetzt geht es um Schulen, Parks, Touristen, Rundund Radwege, vielleicht sogar um ein Museum. Das Ganze passiert in einer Geschwindigkeit, der manche nur schwer folgen können, so rasant sind die Pläne, Beschlüsse und Veränderungen. Es passiert, was viele nicht für möglich gehalten hätten, und es passiert, weil plötzlich alle Scheu vor Veränderungen, vor gravierenden Eingriffen verflogen ist. Es werden Dinge gewagt, die jahre- und jahrzehntelang unter „geht nicht, braucht man nicht, wird nichts“ abgehandelt wur- Renovierung zum Geburtstag: 300 Jahre Spitalkirche von Roland Scheerer Lieber Dr. Christopher Harrison, Sie fragen mich, wie es mir heute geht, und da muss ich Ihnen sagen: Nun ja, man lebt, der leidige Job, dies und jenes, bisschen was Dermatologisches, Sie kennen es ja vielleicht selbst, ansonsten im Großen und Ganzen zufrieden, danke der Nachfrage. Aber nach dem Angebot, das Sie mir heute unterbreiten, wird ja wohl schon bald in meinem Leben nichts mehr so sein, wie es war. Zuerst einmal, Dr. Harrison, wollte ich Ihnen zu ihrem Namen gratulieren. Der weckt gleich Vertrauen. Angelsächsisch solide, nicht etwa irgendein windiger Inder. Ungefähr so wie: Kinderarzt Dr. Engel. Und dann arbeiten Sie, Harrison, für die Lloyds-Bank in London. Ich bin in Finanzsachen nicht bewandert, aber das klingt doch auch für mich sehr beeindruckend, mit diesem Doppel-L am Anfang. Um so dankbarer und beschämter bin ich, dass Sie in dieser Angelegenheit ausgerechnet an mich gedacht haben, einen kleinen Provinzschreiberling irgendwo im fernen Deutschland. Es hat Ihnen sicher viel Mühe bereitet, meine Mailadresse ausfindig zu machen und ihre letzten Brocken Deutsch zusammenzukratzen, um mir von dem Hubschrauberabsturz zu berichten. Woher wussten Sie nur von mir? Ja, es war im vergangenen Jahr, genau am 8. Juni 2012 – stimmt das auch wirklich, Harrison? –, als der Heli mit dem 45-jährigen Geschäftsmann Ron Blamlage und seiner 43-jährigen Frau Rebecca an Bord „in Florida Sumpf“ stürzte. Wie Sie mir voll Anteilnahme berichten, kamen auch die Kinder des Paares, Brandon (15), Boston (13), Beau (11), und die 8-jährige Roxanne ums Leben, ebenso wie der Pilot. Warum Sie, Harrison, diese Geschichte, die man tatsächlich im Internet finden kann, verändert und aus dem Kleinflugzeug einen Hub- den. Mit der wilden Entschlossenheit einer fröhlichen, reichen Stadt geht dann doch praktisch alles. Manche ganz großen Ideen müssen platzen, so wird es keine Surfwelle auf der Ilm geben, keine Tiefgarage unter der Gartenschau und keine UBahn direkt zum Bahnhof. Das ist selbst kreativsten Geistern, selbst in Pfaffenhofen einige Nummern schrauber gemacht haben? Meinen Sie, Hubschrauber gehe noch mehr ans Herz? Oder haben Sie das in Ihrer Betroffenheit verwechselt, waren es doch Hubschrauber, mit denen die Bergungskräfte den Absturzort erreichten? Das werden Sie mir sicher alles berichten, wenn wir unsere kleine „sensible Transaktion“ sicher über die Bühne gebracht haben und uns bei einem Gläschen Bier endlich persönlich kennen lernen. Denn es ist für Sie, Dr. Harrison, schwer erträglich, dass, in Worten, sechzehn Millionen fünfhunderttausend „Pfund und Pfund Sterling“, die den Unfallopfern gehörten, herrenlos auf einem Konto Ihres Arbeitgebers herumliegen, was in der Tat eine Schande ist, all das schöne Geld, und einfach so herumliegen. Und da ist es nur nachvollziehbar, dass Sie mir helfen wollen, in den Besitz we- nigstens eines großen Teils der Summe zu kommen. Dr. Harrison, mehr noch denn als Finanzexperten schätze ich Sie als Autor, denn nun haben Sie die Unfallgeschichte verwoben mit der Pressemeldung, dass die LloydsBank sich von einer Reihe von Filialen trennen will, und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, warum wir, wie Sie schreiben, jetzt sofort, innerhalb von genau sieben Tagen, handeln müssen. Denn ist die Filiale erst verkauft, was bereits im nicht mehr allzu weit entfernten Jahr 2013 der Fall sein soll, dann kommen wir nie wieder an die Kröten heran! Die Unternehmerfamilie Blamlage gehörte zu den ganz großen Wohltätern von Kansas City. Sie engagierte sich in unzähligen Vereinen und Komites; ein Baseballstadion, ein Park und ein Einkaufszentrum sind nach ihr benannt. Und dennoch, Dr. Harrison, ist Ihre langwierige Suche nach Erben ergebnislos geblieben. Es ist ein Mysterium: Niemand will mit diesen Leuten etwas zu tun gehabt haben. Wahrscheinlich ist es das düstere Schicksalszeichen des Unfalls, das die abergläubischen Menschen zu groß. Aber alles andere klappt, Kultur wie in einer Großstadt, neugierige Gäste rundherum, eine Gartenschau und ein Park in einer Stadt, die bisher Grün nur als Farbe kannte und die Ilm als bemitleidenswertes Bächlein. Zwischen all den Neubauten wird saniert und renoviert, plötzlich erinnert man sich auch an die Vergangenheit, ohne die Tourismus nicht funktioniert. Das barocke Dachwerk der Spitalkirche wird ab sofort aufwändig saniert, teuer aber mit Zuschüssen. Diese Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters feiert auch bald Geburtstag, sie wurde zwischen 1716 und 1719 gebaut. Alt und neu, das würde wunderbar als Feier zur Gartenschau passen und wenn es ganz gut läuft, könnte sogar noch ein Museum dazukommen. Ob Pfaffenhofen dann rund ist, gesättigt, fertig? Das wird sich zeigen, vermutlich war das alles nur ein Anfang, der Beginn einer weiteren, unaufhaltsamen Entwicklung, die wenige verschreckt und viele sehr erfreut. Ein wenig muss man aufpassen, dass zwischen all der Betriebsamkeit noch Platz ist für Ruhe, für Erholung, fürs Genießen der Neuheiten. Dafür wird sicher auch der Bürgerpark sorgen, auf den alle sehr neugierig sein dürfen. davon abhält, die Finger nach dem Geld auszustrecken. Und da reifte in Ihrem Büro „in North West London“ der wasserdichte Plan, mich, Roland Scheerer, als „nächsten Angehörigen / Begünstigter des Verstorbenen“ aus dem Hut zu zaubern. Sie haben sogar schon einmal im Voraus „alle notwendigen rechtlichen Dokumente, die wir verwendet werden, um diese Behauptung wir machen gesichert“. Alles, was noch fehlt, ist, meinen Namen „zu den Dokumenten füllen und legalisiert es in den Hof und die Lloyds Bank hier, um Ihnen zu beweisen, als berechtigten Empfänger“. Das klingt, Dr. Harrison, nicht übel, und ich denke, Sie können auf mich zählen, denn „ehrliche Zusammenarbeit, Verschwiegenheit und Vertrauen“ sind zufällig meine Spezialität. Keiner wird von unserem kleinen Plan erfahren, ich schwör’s, zumal Sie mir garantieren, „dass dies unter einer legitimen Anordnung, die Sie von einem Verstoß gegen das Gesetz hier in England und in Ihrem Land zu schützen wird ausgeführt.“ Sie bieten mir vierzig Prozent. Das halte ich für fair. Das Einzige, was Sie von mir brauchen, ist „1. Vollständiger Name, 2. Telefonnummer, 3. Kontaktadresse, 4. Alter / Geschlecht, 5. Kern Job / Beruf“. Das werde ich Ihnen alles umgehend mitteilen, nur bei „Kern“ bin ich mir nicht so sicher: Geht da ein normaler Kirschkern, oder sollte es schon ein Avocado- oder Atomkern sein? Und dann werde ich innerhalb von fünf Bankarbeitstagen die Summe auf dem Konto haben. Vierzig Prozent von sechzehneinhalb Millionen Pfund, das sind, lassen Sie mich kurz rechnen, über neun Millionen Euro, nun, ziehen wir mal großzügig Steuern ab, da bleiben mir immer noch an die vier. Ich plane, damit ein kleines Baseballstadion zu errichten, das ebenso wie die dazugehörige Hotdog-Bude und der Anfahrtsweg meinen Namen tragen soll. Ich werde keine Kolumnen mehr schreiben, sondern dort jeden Sonntag Hotdogs verkaufen, und das wird mein neues Leben sein. Nach Ihnen, Dr. Harrison, werde ich ein Blumenbeet oder einen Parkplatz benennen. DIE SEITE 3 Freitag, 24. April 2015 Der Pfaffenhofener | Seite 3 Traditionell und modern von Lorenz Trapp Begeisterung und Gespür für die Bedürfnisse der Kundin machen Einkaufen im Modehaus Kanzler zum Erlebnis – auch für Männer A Modehaus Kanzler Löwenstraße 18 – 20 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 89494 www.modehaus-kanzler.de lso dieser Versuchung sollte man einfach widerstehen. Denn wie wohl sähe es aus, wenn ein gestandener Mann auf ein Holzpferd steigt und mit der Zunge schnalzend Peitschenknall simuliert? Noch dazu in einem Fachgeschäft für Damenmoden? Ziemlich dämlich wahrscheinlich. Was uns Männer allerdings nicht davon abhalten sollte, die Dame des Herzens zum Kanzler in die Löwenstraße zu begleiten. Schließlich gibt es dort auch eine hübsche Theke, an der man, auf einem Barhocker reitend und Espresso schlürfend, die Zeit problemlos überbrücken kann, in der sich die Dame des Herzens mit dem Sortiment im Modehaus Kanzler vertraut macht. Manchmal übt die „next Generation“ im Hause Kanzler bereits den perfekten Service am Kunden; wenn nämlich Emma und Amelie, die Töchter von Eva Kanzler, den Kaffee oder ein anderes Getränk servieren, blitzt schon auf, was das Flair im „Kanzler“ ausmacht: Die Kundin – und natürlich deren Begleiter – fühlen sich wohl beim Einkauf. Und wer seinen Espresso von Eva und Margot Kanzler kredenzt bekommt, kann ganz nebenbei auch einiges über die Familiengeschichte und die Gewerbetradition der Kanzlers in Pfaffenhofen erfahren. Maria Kanzler mit Sohn Manfred (2.v.l.) und seinen Geschwistern „Ich habe auf der Löwenstraße das Fahrradfahren gelernt“, erinnert sich Margot Kanzler, die 2004 in das Geschäft ihrer Schwester Eva mit eingestiegen ist, „damals, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts lag noch der Duft der Malzabfälle im Hinterhof der Brauerei am Hauptplatz in der Luft, und beim Bauer Niedermaier vorne gab’s noch Milchkühe mitten in der Stadt!“ Manfred Kanzler, ihr Vater, hatte in dieser Zeit dazu noch Hopfenanbau betrieben. Die Hopfendarre und der Hopfenboden befanden sich ebenfalls dort – neben und über dem damaligen Tex- tilgeschäft ihrer Mutter Paula. Eva Kanzler hat die Geschichte der Familie bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt: 1797 erwirbt der Rotgerber Lorenz Kanzler das Rotgerberanwesen in der Münchener Str. 18 sowie die Bäckerbehausung mit dem an der Stadtmauer liegenden Turm in der Scheyerer Str. 6. Zwar wird ihm der Durchbruch der Stadtmauer zugunsten seines Betriebes genehmigt, das Aufhängen von Leder an öffentlichen Wegen und Straßen wird ihm jedoch verboten. Sein Nachfahre, der Weißgerber Ludwig Kanzler, erwirbt 1904 zwei Anwesen in der da- Die Kanzlers in zwei Generationen: Eva, Emma, Margot und Amelie mals so genannten Judengasse, die heutigen Löwenstr. 16 und 18, und steigt nebenerwerbstätig ins Hopfengeschäft ein. Sein Sohn Alfons betreibt ab 1927 in der Hausnummer 18 eine Teigwarenfabrik (Nudeln beim Kanzler!) und erweitert den Betrieb drei Jahre später um einen Eiergroßhandel. Der Zweite Weltkrieg veränderte vieles: Nach Alfons Kanzlers Tod im April 1945 wird der Betrieb eingestellt, und dessen Frau Maria, eine geborene Schrag, erwirbt 1946 die Genehmigung zum Textilhandel. Die gelernte Verkäuferin und Witwe mit vier Kindern führt von da an in der Löwenstraße ein Textilgeschäft und legt in den schweren Nachkriegsjahren den Grundstein für das heutige Traditionsunternehmen. 1957 übergibt sie den Betrieb an ihren Sohn Manfred und seine Frau Paula, eine geborene Böswirth, die aus dem Textilgeschäft mit Vollsortiment mit der Zeit ein Modehaus machen. „Und schon sind wir in der Gegenwart“, schließt Eva Kanzler den Blick in die Chronik des Hauses Kanzler. Sie trat 1995 die Nachfolge ihrer Eltern an und spezialisierte sich auf Damenmode. Letztes Jahr begann mit Abriss und Neubau in der Löwenstr. 20 die Umgestaltung des Traditionsunternehmens, und vor gerade mal vier Wochen eröffnete das modernisierte und neu ausgerichtete Modehaus Kanzler in der Löwenstr. 18 – 20 auf einer Gesamtfläche von 280 Quadratmetern – mit neuer Optik und erweitertem Sortiment. „Wie viele Frauen“, erklären Eva und Margot Kanzler, „lieben auch wir Shoppen, Mode und Schmuck“. Diese Begeisterung und diese Liebe zur Mode sind im Modehaus Kanzler nicht nur zu sehen, sondern vor allem zu spüren. Wer mag, kann mit einem Gläschen Sekt durch das Geschäft schlendern und sein Lieblingsstück finden oder sich erst mal bei Kaffee und ausgewählten kleinen Köstlichkeiten ausgiebig beraten lassen – so stellt man sich echtes WohlfühlShoppen vor. Dazu gehört an erster Stelle ehrliches Interesse und Gespür für die Bedürfnisse der Kundin – und ihren eigenen Stil. Nicht von ungefähr also gibt es im Modehaus Kanzler Kundinnen, die schon in zweiter Generation dort einkaufen. Sportlich-funktionelle Marken und klassische Damenmode bestimmen das Sortiment, und Eva Kanzler plant für die Zukunft, Höhepunkte aus der abwechslungsreichen Firmengeschichte als jährliches Thema im Geschäft darzustellen. Demnächst machen da wohl die Nudeln (siehe oben!) einen interessanten Anfang, und weil Einkaufen bei ihnen ein Erlebnis sein soll, bieten Eva und Margot Kanzler auch Bio-Tees und ausgewählte österreichische Schnäpse einer Feinbrennerei vom Bodensee. Das Herz im Hause Kanzler allerdings ist und bleibt das modische Outfit. Wer Genaueres darüber wissen will: „Von Stall bis Ball“, so formulieren es Eva und Margot Kanzler salopp, „findet der Kunde bei uns alles!“ Einfach mal reinschauen bei den beiden und ihrem kompetenten Team wäre natürlich auch eine Option – eventuell gar mit Espresso! KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener K abarett ist in der Hallertau seit langer Zeit schlechthin der Besuchermagnet unter den darstellenden Künsten. Ob da Gerhard Polt, Bruno Jonas, Sigi Zimmerschied, Herbert und Schnipsi, Wolfgang Krebs, Christian Springer oder Monika Gruber u. a. als Gäste ihre Aufwartung machten, die Säle waren stets überfüllt mit einem begeisterten Publikum. Nun hat sich aus den eigenen Reihen einer auf den Weg gemacht, um sich in diesem Genre Sporen zu verdienen. Der Pfaffenhofener Stefan Reischl bestand im Soundkeller beim Stegerbräu, in dem gleichermaßen kein Platz leer blieb, mit seinem Programm „Des schmeckt ma ned“ eine durchaus erfolgreiche Feuertaufe. Seine vielfach aus der Problematik des gesellschaftlichen und politischen Alltags aufgegriffenen Sachverhalte und sein artistisches Spiel mit der Sprache erinnerten den Interviewer an eine Vorstellung des klassischen Ehepaars des Kabaretts „Herbert und Schnipsi“ (Hans Meilhammer und Claudia Schlenger), mit denen er nach ihrem erstmaligen fulminanten Auftritt in der Nieder- scheyerer Dreifachturnhalle im März 2008 ein recht aufschlussreiches Gespräch über ihre vergleichbare Thematik „Weil wir uns net geniern!“ führen konnte. Ähnliche Fragen galten dem Pfaffenhofener Debütanten: Inderwies: Das Kabarett hat zumindest in Deutschland in seiner Geschichte außerordentliche Höhen und Tiefen durchstehen müssen. Gegenwärtig scheint es wieder einmal einen Boom zu erleben. Wo mögen die Gründe hierfür zu suchen sein? Reischl: Zunächst denke ich, dass Genres der Kunst wie Vieles im Leben einem „Auf“ und „Ab“ oder einem „In“ und „Out“ unterliegen. Wenn das Kabarett heute in der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen wird, so mag das den neuen Medien, wie dem Internet und diversen Multimedia-Plattformen zu verdanken sein, mit denen ein jeder relativ leicht ein breites Publikum erreicht und sich so einer breiten Masse präsentieren kann. Ich würde da nicht unbedingt von einem Boom sprechen. Zum andern mag diese Entwicklung vor allem auch mit einer Freitag, 24. April 2015 Übersättigung im gegenwärtig oft recht seichten Unterhaltungsbereich zusammenhängen. Die Menschen sind kritischer und anspruchvoller geworden. Inderwies: Premiere und zweimalige Wiederholung deines Programms „Des schmeckt ma ned!“, das du als Debütant zum Auftakt einer hoffentlich anhaltenden kabarettistischen Präsentation dargeboten hast, sind auf ein breites öffentliches Interesse gestoßen. Wie hast du diese ersten Auftritte auf der Bühne persönlich empfunden? Reischl: Seltsamerweise war ich bei der Premiere außerordentlich ruhig und gelassen, obwohl der Soundkeller bis auf den letzten Platz gefüllt war. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass das Publikum fasziniert war und mitgegangen ist. Bei den beiden Wiederholungen sind mir ein paar Fehler unterlaufen, weil ich wohl zu schnell zu hohe Ansprüche an mich gestellt habe, obwohl es mir ja noch an Bühnenerfahrung fehlt. Dazu gehört vor allem die Vertrautheit damit, dass nicht jedes Publikum auf die gleiche Art und Weise „Des schmeckt ma ned“ Stefan Reischl nach erfolgreichem kabarettistischen Debüt im Interview mit … … Hellmuth Inderwies Bühnengag Auf der Bühne im Soundkeller beim Stegerbräu reagiert. Aber auch da hat es mir einfach Spaß gemacht, Menschen zum Lachen und zum Nachdenken zu bringen. Von Vorteil war es, den Soundkeller im Stegerbräu mit seiner recht intimen Atmosphäre für das Debüt gewählt zu haben. Da springt der Funke hin zum Publikum viel schneller über. Man sollte allenthalben in altbayerischen Gaststätten ein volksnahes künstlerisches Programm anbieten, um die alte Wirtschafts- bzw. Wirtshauskultur, die ja vom Aussterben bedroht ist, zu erhalten. Inderwies: Was bewegt einen, dessen Beruf in einem ganz anderen Bereich angesiedelt ist, nun plötzlich auch einen künstlerischen Weg einzuschlagen und sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu verwirklichen? Reischl: Was bewegt einen erfolgreichen Versicherungsvertreter, seinen Beruf aufzugeben und sich der Bildhauerei zu widmen? Es geht tatsächlich um Selbstverwirklichung. Und diese finde ich als ein Mensch, der den Dingen des Lebens aufgeschlossen gegenübertritt und sich mit ihnen auseinandersetzt, in erster Linie im kreativen Umgang mit der Sprache. Dass dies für mich ein inneres Anliegen ist, weiß ich lange, dass ich aber auch ein gewisses Talent hierfür besitze, das habe ich erst sehr spät gemerkt, obwohl mich das Kabarett mit seinen vielschichtigen Ausdrucksformen der Sprache schon immer fasziniert hat. Ich gehöre eben zu denen, die gewissermaßen für einen Sprung ins kalte Wasser ein bestimmtes Alter erreicht haben müssen. Auch die Lebensumstände spielen dabei eine Rolle. Das Feedback aus meinem persönlichen Umfeld auf meine ersten Auftritte verleiht mir augenblicklich einen gewaltigen Motivationsschub: „Das hätte ich dir nie zugetraut! Endlich machst du das, was du schon immer hättest tun sollen!“ Inderwies: Gibt es Vorbilder, die dich dazu motiviert haben, diesen Weg einzuschlagen? Reischl: Ich bin mit „Scheibenwischer“, Polt und Co. aufgewachsen. Reicht das als Antwort? Autogramm für den Stegerwirt Premiere im Soundkeller Inderwies: Gewiss reicht das! Dieter Hildebrandt gehörte zu den ganz Großen des deutschen Kabaretts. Er war ja auch Mitbegründer der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Zurück zu deinem Premierenprogramm, das 90 Minuten dauert! Das ist für den Soloauftritt eines Debütanten ein ansehnliches Pensum. Auf welchem Weg ist es entstanden? Reischl: Von Anfang an war ich mir darüber im Klaren, dass es ein abendfüllendes Soloprogramm sein müsse und da kann man das Publikum nicht nach fünfzehn Minuten wieder nach Hause schicken, weil ein Einzelner auf der Bühne nur Langeweile verbreitet. Wenn man ganz alleine für eine solche Veranstaltung die Verantwortung trägt, dann bedeutet dies für einen Anfänger im Vorfeld eine ungeheuere Belastung, bis er interessante Inhalte gefunden und sie in eine bildhafte und überraschende Sprachform gebracht hat: Das heißt unermüdlich „Sichten – sichten – sichten! Denken – denken – denken! Umsetzen – umsetzen – umsetzen! Üben – üben – üben! Wiederholen – wiederholen – wiederholen!“ Eine regelrechte Ochsentour! Aber ich habe mir dabei Zeit gelassen, um möglichst stabil im Text zu stehen. Inderwies: Lagen hierbei Gewichtung und Intention mehr auf der Unterhaltung im Sinne einer Comedy oder sollte der gesellschaftskritische Charakter in erster Linie in Erscheinung treten? Wo ist dein Programm anzusiedeln? Reischl: Ich mag schon den Begriff „Comedy“ nicht sonderlich gern. Er klingt für mich so ein bisschen nach Kaugummi. Wenn man diesen kaut, verliert er nach kurzer Zeit seinen Geschmack und wird zur zähen geschmacklosen Masse, die man gelangweilt ausspuckt. Ich habe schon angedeutet, dass Unterhaltung in den Medien heutzutage oft zu oberflächlich und eben viel zu seicht über die Bühne geht, vielfach nur als kurzlebiger Gaumenschmaus. Mir schwebt da eher so eine Art „Umweltverträgliches Kabarett mit nachhaltigen Texten aus ökologischem Satzbau“ vor. Inderwies: Die Sprache besitzt demnach den höchsten Stellenwert? Reischl: Dass sich Sprache als ein Organismus verändert, gehört zu ihrer Geschichte. Sie ist aber für mich der wichtigste Ausdruck kultureller Identität, die es zu schützen und zu pflegen gilt, und das vor allem in einer Zeit zunehmender sprachlicher Rationalisierung und „Ver-abkürzung“: Allerweltsanglizismen ohne Aussagekraft, Kürzel, symbolhafte Zeichen und eine oft katastrophale grammatisch-stilistische Form, die nicht selten Sprachverwirrung stiftet, sind vielfach Mode geworden. Ich bin da etwas altmodisch, wenn es um den Verlust der Muttersprache geht, zumal in meinem kabarettistischen Programm manches Wortspiel eingebaut ist, das eben nur in meiner Muttersprache – und dazu gehört mein bayerischer Dialekt – ausgedrückt und verstanden werden kann. Kabarett muss auch Sprachkultur und damit Spracherziehung sein. Inderwies: Welche Wirkung soll beim Publikum erzielt werden? Kann Kunst überhaupt einen Beitrag leisten, um die Gesellschaft hin zu einer höheren Lebensqualität zu führen? Reischl: Wenn der Mensch nur schwerlich aus seiner Geschichte etwas zu lernen imstande ist, bin ich mir nicht sicher, ob Kunst die Welt hin zum Besseren verändern kann. Das heißt aber nicht, dass man sich deswegen nicht ständig darum bemühen muss. Einen Anstoß über sich nachzudenken und sich selbst zu erkennen, vermittelt die Kunst allemal. STADTKULTUR Freitag, 24. April 2015 Der Pfaffenhofener | Seite 5 Thomas Herker, Bürgermeister Eva Linder, Geschäftsführerin E va Linder ist zusammen mit Walter Karl Geschäftsführerin bei der Natur in Pfaffenhofen 2017 GmbH. Die Gartenbauingenieurin ist absoluter Profi, seit 30 Jahren betreut sie die entsprechende Veranstaltungen in Bayern. Begonnen hat sie dabei mit der IGA in München. Bis 2022 stehen die Orte fest, an denen eine Gartenschau stattfinden wird, für jedes Jahr gibt es zahlreiche Bewerbungen. Zusammen mit einigen Mitarbeiterinnen hat Eva Linder ein Büro in der Türltorstraße bezogen, ab jetzt wird intensiv und vor allem auch für alle sichtbar geplant und gebaut. Bisher liefen die Vorbereitungen für die kleine Landesgartenschau eher im Hintergrund und waren auch für die Pfaffenhofener nicht direkt wahrnehmbar. Erst mit dem Abriss des Schlachthofes zeigte sich der neu entstehende Park, der allen auch nach der Gartenschau als Bürgerpark zur Verfügung stehen wird. Der Spatenstich für die Baumaßnahmen wird in diesem Juli erfolgen. Danach wird es Baustellenführungen geben, weitere Infoveranstaltungen und Veröffentlichungen, um die Pfaffenhofener auf dem Laufenden zu halten. Wie groß das Interesse ist, zeigte die kürzlich anberaumte Informationsveranstaltung im Festsaal des Rathauses. Unter dem Motto „Du bist Gartenschau“ kamen mehr als 200 Bürger, um sich über Planungen, Baumaßnahmen und Highlights zu informieren und um Die genauen Planungen werden jetzt umgesetzt. Ein wunderbarer Festsommer Vorbereitungen für „Natur in der Stadt 2017“ laufen von Claudia Erdenreich das Organisationsteam kennenzulernen. Die zahlreichen interessierten Pfaffenhofener erfuhren dabei, wie das rund acht Hektar große Gelände, bestehend aus drei Teilen zur Erholungsfläche in der Stadt wird. Bürgermeister Thomas Herker machte klar, dass es hierbei nicht nur um die Gartenschau geht, sondern der Bürgerpark bleiben wird, als erster Pfaffenhofener Park. Walter Karl von der „Natur in Pfaffenhofen GmbH“ hatte ausgerechnet: Der entstehende Park ist im Verhältnis so groß wie der Englische Garten in München! „Die Gartenschau wird in die Zukunft wirken“, betonte er. Immerhin entsteht damit der erste Park in Pfaffenhofen. Ein Stadtpark wurde allerdings schon viel früher geplant. Wie Andreas Sauer vom Stadtarchiv herausfand, hatte der „Verschönerungsverein“ bereits Ideen zu einer „englischen Anlage“ unter Einbeziehung der Ilm. Gartenbauingenieurin Eva Linder bringt ihr Fachwissen von der „Gesellschaft zur Förderunge der bayerischen Landesgartenschau“ ein. Die inzwischen bestens etablierten Veranstaltungen gibt es seit 1980, immer in geraden Jahren als Landesgartenschau in größeren Städten, in ungeraden Jahren als „Natur in der Stadt“ in kleineren Orten. Die Fachfrau wohnt in Ingolstadt, hat damit kurze Wege. Ihr macht es immer wieder Spaß, etwas aufzubauen, „bis zum schönen Ende“, wie sie lachend betont. „Den Pfaffenhofenern wird eine Menge geboten werden“: Während der zwölf Wochen dauernden Gartenschau sind insgesamt rund 1.500 Veranstaltungen geplant, man rechnet mit rund 300.000 Besuchern. Das wird selbstverständlich auch eine Herausforderung für die Stadt, die Gastronomie muss sich auf 10.000 Besucher an Spitzentagen einstellen. Gerade in Pfaffenhofen, wo die Gartenschau sehr zentral liegt, werden viele Gäste die Möglichkeit nutzen, auch die Stadt anzusehen. Die verschiedenen Vereine werden sich mit vielfältigen Angeboten beteiligen, weiteres Engagement und Ideen sind herzlich willkommen. Es werden Führungen durch die Gartenschau angeboten, selbstverständlich werden auch die Natur in Pfaffenhofen an der Ilm 24. Mai – 20. August 2017 www.gartenschau-pfaffenhofen.de Stadtführungen gefragt sein, für die Besucher werden verschiedene Angebote geschnürt. „Der typische Gartenbaubesucher erwartet Blütenpracht und Informationen“, weiß Eva Linder. Es werden Vereine erwartet, Senioren auf Tagesauflügen, aber auch junge Familien, die ein umfangreiches Kinderprogramm und schöne Spielplätze zu schätzen wissen. Parkprobleme sieht die Fachfrau hier nicht, es wird ausgewiesene Parkflächen geben, die nach ihrer Erfahrung von fast allen Besuchern angefahren werden. Busse können die Gäste direkt am Eingang aussteigen lassen und dann einen Busparkplatz anfahren, Bahnreisende und Individualgäste fahren mit Shuttle-Bussen und die Einheimischen und Pendler werden ihre gewohnten Parkplätze weiter für sich haben. Die Parkplätze werden ausreichen „Wir sind im Zeitplan“, beruhigt Geschäftsführerin Eva Linder die Skeptiker. Es wird zwar auch einmal Herausforderungen geben, denn jede Gartenschau ist anders, aber sie sieht keine Probleme. Obwohl keine Großbaumpflanzungen geplant sind, dürfen sich die Besucher auf ausreichend Grün und Schatten freuen sowie auf einen wunderbaren Sommer 2017. Das ganz besondere Flair dieser Großveranstaltung überträgt sich regelmäßig auf die Einheimischen. Eva Linder ist überzeugt: „Die Menschen werden begeistert sein!“ STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Freitag, 24. April 2015 Kulturtermine Fotos „Wer kennt wen“ zeigt unbekannte Fotos, die Vernissage findet am 24.5. um 19.30 Uhr im Haus der Begegnung statt. Ausbilder der teilnehmenden Betriebe, KUS-Vorstand Johannes Hofner, KUS-Projektkoordinatorin Melanie Krauß, Geschäftsführer des BDS Oberbayern West Uwe Jennerwein und Landrat Martin Wolf mit der Startklasse der BDS-Azubi-Akademie im Landkreis Pfaffenhofen. Neu Das Kreativquartier lädt am 25.4. um 19.30 Uhr zur Vernissage der Ausstellung 150 Jahre Fotografie „Historisch neu interpretiert“. Kunst Kunstwerke der Stadt können wieder am 7.5. ab 15 Uhr in der Artothek im Anbau der Spitalkirche ausgeliehen werden. Musik Die Stadt lädt am 9.5. um 10 und 10.30 Uhr zu einer kostenlosen musikalischen Stadtführung, Treffpunkt am Rathaus. Picknick Im InterKulturGarten findet am 9.5. von 14 bis 20 Uhr ein offenes Picknick statt, Ausweichtermin 16.5. Bands „Saitensprung“, das Nachwuchsbandfestival, steigt am 15.4. ab 12 Uhr auf der Alten Stadionwiese neben dem Freibad. Ausstellung Zum 40. Todestag von Eduard Luckhaus zeigt der Neue Pfaffenhofener Kulturverein ab 15.5., 19.30 Uhr Skizzen und Entwürfe in der Kulturhalle. Bücher Massimo Danielis zeigt „Künstlerbücher“ in der Städtischen Galerie, Vernissage am 22.5. um 19.30 Uhr. Jazz Am 22.5. spielt KUU! ab 21 Uhr eine Mischung aus Jazz, Punkrock und elektronischer Musik in der Künstlerwerkstatt. Graffiti Unter dem Motto „Kreativ an die Wand“ findet am 23.5. von 10 bis 17 Uhr ein Graffiti-Workshop der Stadtjugendpflege statt. E s macht den Azubis Spaß“, fasst Melanie Krauß die Erfahrungen aus anderen Landkreisen mit der Akademie zusammen. Sie ist Mitarbeiterin im Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm (KUS) und betreut dort verschiedene Projekte im Bereich Wirtschaftsentwicklung, wozu auch die Azubi-Akademie zählt. Derzeit kümmern sich sieben Fachleute in der Spitalstraße um Wirtschaft und die Bereiche Freizeit, Erholung und Tourismus im Landkreis. Melanie Krauß, die ursprünglich aus der Nähe von Regensburg stammt, studierte im Rheinland Medien- und Kulturwissenschaft. Seit gut einem Jahr arbeitet sie in Pfaffenhofen für das Kommunalunternehmen. Als Teil des KUS-Teams berät auch Melanie Krauß Existenzgründer, begleitet Unternehmen bei der Neuansiedelung, sitzt mit Fachstellen zusammen am Runden Tisch des Landratsamtes und betreut Bestandsunternehmen. Landrat und Unternehmer bei der Gründungsveranstaltung Zusatzqualifikationen für Auszubildende BDS-Azubi-Akademie startet im Landkreis von Claudia Erdenreich Die erste Klasse der Akademie startet Das neueste Projekt des KUS ist die Azubi-Akademie, die es, initiiert vom Bund der Selbständigen, seit 2006 in Bayern gibt. Die Grundidee ist so einfach wie erfolgreich: Gerade kleinere mittelständische Betriebe können kaum innerbetrieblichen Unterricht neben den Berufsschulen anbieten. Hierfür schließen sich in der Azubi-Akademie ganz unterschiedliche Betriebe eines Landkreises zusammen. Jede Firma übernimmt eine Unterrichtseinheit zu fachübergreifenden Themen. Die Auszubildenden dieser Betriebe werden in einer Klasse zusammengefasst und erhalten ein Schuljahr lang circa alle drei Wochen vier Stunden Unterricht in einem der Betriebe. Zeitpunkt und Inhalt bestimmen die teilnehmenden Unternehmen dabei selber. Schon bei der Auftaktveranstaltung stellte sich heraus, dass besonders Themen zur Sozialkompetenz gefragt sind. Die ersten Unterrichtseinheiten drehen sich um „Azubi-Knigge“, um Erarbeitung eines Wertesystems oder Melanie Krauß, Ansprechpartnerin für Azubis und Unternehmen die Frage, wie ein mittelständischer Unternehmer tickt. Derzeit nehmen 14 Betriebe aus dem ganzen Landkreis teil mit insgesamt 26 Lehrlingen. „Eine sehr gute Zahl für den Start“, findet Melanie Krauß. Ganz bewusst können sich Unternehmen aller Branchen beteiligen, anders als in der Berufsschule lernt hier auch einmal der Metzgerlehrling neben dem Mediengestalter. „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zur Berufsschule, sondern als Ergänzung“, betont die Koordinatorin. Es gibt keine Hausaufgaben, statt dessen Einblick in ganz unterschiedliche Firmen. Die bewusst gewählte Branchenvielfalt reicht derzeit vom Hotel bis zur Schreinerei, von der Computerfirma bis zum Maler. Auch Fabian Stahl von der Stahl GmbH steht hinter dem Projekt, von ihm werden gleich drei Auszubildende teilnehmen. Die Azubi-Akademie ist offen für Unternehmen aller Branchen und Größen, die Firmeninhaber oder Geschäftsführer gestalten die Unterrichtseinheiten selber. Für die Azubis bietet das neben spannender Abwechslung und zusätzlicher Qualifikation auch ein Netzwerk zu anderen jungen Menschen. Man lernt sich untereinander kennen, wenn man ein Jahr lang immer wieder zusammen trifft. Die Azubis organisieren sich untereinander, bilden Fahrgemeinschaften, schulen im Unterricht auch ihre Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen. Auszubildende aus allen Branchen Die teilnehmenden Auszubildenden genießen in aller Regel den spannenden und abwechslungsreichen Unterricht und wissen die Chance zu schätzen. Die Teilnahme ist nach Anmeldung sowohl für die Azubis als auch die Unternehmen verpflichtend, der Unterricht entfällt lediglich in den Schulferien, insgesamt gibt es rund 12 Unterrichtseinheiten. Das Jahr schließt mit einem Zertifikat ab, das auch den Lebenslauf der Teilnehmer positiv ergänzt. Mittelständische Unternehmen tragen mit dem Unterricht auch zum Erfolg des Wirtschaftsstandortes bei, beugen dem Fachkräftemangel vor. Gut ausgebildete Nachwuchskräfte sind ein Gewinn für alle. Der Unterricht ist dabei kostenlos, die Unternehmer halten ihre Unterrichtseinheiten ehrenamtlich. Da jeder nur ein bis maximal zwei Einheiten pro Jahr gestaltet, hält sich der Aufwand für alle in Grenzen. „Ein Geben und Nehmen“, fasst Koordinatorin Melanie Krauß zusammen, die für alle Fragen rund um das Projekt zur Verfügung steht. KUS Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen Melanie Krauß Spitalstraße 7 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 4007446 www.kus-pfaffenhofen.de „Kunst im Gut“ – drei Tage Kulturfrühling im Klostergut Scheyern IMPRESSUM Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: [email protected] Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Gleich drei Tage öffnen sich vom 1. bis 3. Mai die Tore des Klosterguts Scheyern für die 31. Kunst im Gut. Viel Neues zeigt Veranstalterin Margit Grüner zum diesjährigen Frühlingsfestival mit Kunst, Musik und Theater. Schon von weitem sieht man den Skulpturengarten des ehemaligen Klosterguts, wo Bildhauer ihre Werke ausstellen und ihre Kunst vorführen. Rund 100 Künstler und Kunsthandwerker aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland sind in diesem Jahr eingeladen. Maler und Bildhauer zeigen aktuelle Werke verschiedenster Stile. Die teilnehmenden Designer, Schreinermeister, Keramiker, Restauratoren, Goldschmiede und TextilDesigner sind allesamt professionelle Vertreter ihres Fachs. Diese große Ausstellung, das Herzstück von Kunst im Gut, füllt alle Innenräume, Höfe und Gärten des weitläufigen Klosterguts mit zeitgenössischer Kunst und Kunsthandwerk. Zwei Sonderschauen setzen künstlerische Akzente: Wolfgang Mussgnug zeigt Glaskunstwerke. Das Schrobenhausener Künstlerpaar Annemarie Mießl & Richard Gruber gestaltet eine gemeinsame Werkschau mit Zeichnungen, Skulpturen und Plastiken aus Bronze und Layout: Monika Lang Anzeigen: Claudia Sünder Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 05 Mobil: 01 71 / 1 22 27 22 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Osiander, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister, Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 22. 05. 2015 00 bis 19.00 Uhr geöffnet 1. / 2. / 3. Mai 2015, jeweils von 10. er unter 12 Jahren frei Eintritt pro Person 7,50 Euro, Kind Tel. 08441 803834 er, Grün it Marg Info: / Veranstalterin von Bayern old Leop z Schirmherr: S.K.H. Prin -gut.de und auf Facebook st-im .kun www : ramm Prog und Mehr Info zu Ausstellung Stein. Das eigene Talent entdecken und ausprobieren kann man in Kunstaktionen und Workshops vom Drechseln, Siebdrucken bis zum Vergolden. Ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm für Groß und Klein mit Live-Musik, Theater, Märchen, Zirkus, Bier- und Kaffeegarten machen „Kunst im Gut“ zu einem Erlebnis für die ganze Familie. STADTKULTUR Freitag, 24. April 2015 P orzellan! Man denkt wohl schnell an Marco Polo, den Venezianer, der im 13. Jahrhundert die Kunde von diesem edlen Material, das die Chinesen als Tafelgeschirr benutzten, nach Europa brachte. Oder fällt Ihnen der berühmte Elefant im Porzellanladen ein? Sollten Sie stolzer Besitzer eines Exemplars dieser Gattung sein, Sie dürfen es gerne mitbringen, wenn Sie Birgitta Schrader in ihrer Porzellanwerkstatt besuchen. Allerdings: Nur gucken, nicht umschmeißen! Der Pfaffenhofener | Seite 7 Seit Jahresbeginn arbeitet Birgitta Schrader in ihrer neuen und größeren Werkstatt im Reichertshausener Ortsteil Lausham, wo auch ihre Arbeiten ausgestellt sind. Nach dem Volontariat in der bekannten Keramikwerkstatt von Petra Magda- Nichts für Elefanten! Puristische Ausstrahlung und zarte Farbigkeit machen einen Besuch in Birgitta Schraders Porzellan-Werkstatt zum sinnlichen Vergnügen von Lorenz Trapp Porzellan-Werkstatt Birgitta Schrader Reichertshausener Straße 16 85293 Reichertshausen-Lausham Tel. 0173 2849400 www.birgittaschrader.de N Ein Kleinod in neuem Gewand ur 285 Schritte vom Hauptplatz entfernt, einen Katzensprung quasi für uns Sportler und Nichtsportler, zieht sich das gastronomische Kleinod „Molly Bloom“ in der Spitalstraße ein neues Gewand an, besser gesagt: einen neuen Chef. Zu Entspannung und Genuss lädt ab sofort Hartmut Eitner ein. Kennengelernt hat der gebürtige Schwabe die Stadt und ihre Menschen bereits bei seiner Tätigkeit in der Buchhandlung Pesch und war sofort begeistert von der Herzlichkeit und der Offenheit, mit „Zugereisten“ ins Gespräch zu kommen. „Grund genug“, sagt Hartmut Eitner und lächelt, „hier meine Zelte bzw. mein Bistro aufzuschlagen!“ Mit seinem erfahrenen Team bietet er im Tagescafé durchgehend die Köstlichkeiten aus der Küche an – und natürlich aus dem Backofen, denn der Schwerpunkt bei „Molly Bloom“ liegt auf den Kuchen und Torten: „Selbst gemacht und immer frisch!“ Die Frühstücksvariationen mit frischen Landeiern und Bio-Tees aus fairem Handel serviert Hartmut Eitner übrigens den ganzen Tag – für Langschläfer also auch am Nachmittag! Mittags, wenn’s schnell gehen muss, bietet „Molly Bloom“ eine deftige Suppe oder einen schmackhaften Eintopf; Weißwürst‘, Wiener und Debreziner gibt’s immer, weitere Schmankerl nennt die Tageskarte. Eine wunderschöne Idee ist die „Mitnehm- und Bring-Bibliothek“: Aus dem MollyBloom-Bücherregel darf ein Buch mitgenommen, wieder zurückgebracht oder durch ein anderes ersetzt werden – oder in der Abendsonne auf der Terrasse gar gelesen werden. Die Räumlichkeiten mit Service sind selbstverständlich für private Feiern und geschlossene Veranstal- tungen buchbar. Darüber hinaus bietet Hartmut Eitner freies WLAN, und auch Haustiere dürfen mit ins Café – „in angemessener Größe“, lacht Hartmut Eitner, „aber bei einem Elefanten würde ich ein Auge zudrücken!“ Alt, jung, links, rechts – bei Hartmut Eitner sind vorurteilsfrei jede und jeder willkommen, und bei so lena Kammerer studierte sie an der Münchener Akademie der Bildenden Künste in der Keramikklasse bei Prof. Klaus Schultze und Prof. Norbert Prangenberg. Anschließend arbeitete sie „mehr handwerklich“ in Richtung Gebrauchsgeschirr, allerdings relativ sporadisch: „Arbeit, Familie und meine zwei Kinder mussten schließlich auf die Reihe gebracht werden“. Doch seit vier Jahren kann sie ihrer Arbeit wieder mehr Zeit widmen – und der Entscheidung für das Porzellan. „Mit Porzellan zu arbeiten“, erklärt Birgitta Schrader, „bedeutet mehr als Drehscheibe und Brennofen“. Ihr Porzellan wird vom Ansetzen und Einfärben des Limoge-Porzellanpulvers bis zum fertigen Serviceteil von Hand gearbeitet. Das Pulver wird mit Wasser angemacht und in Gipsformen gegossen. Diese Formen designt sie selbst und lässt sie von einem Modellbauer nach ihren Vorgaben fertigen. Nach einer kurzen Standzeit wird die Porzellanmasse wieder ausgegossen, und an der Wand der Gipsform hat sich eine feine Porzellanschicht abgesetzt. Einen Tag später ist diese Schicht soweit getrocknet – man spricht vom „lederharten“ Zustand –, dass das Gefäß aus der Form gestülpt werden kann. Mit Messer und Schwamm begradigt Birgitta Schrader die Ränder, und nach zwei bis drei Tagen Trockenzeit folgt der Schrühbrand auf 980 °C. Nach dem Schrühen werden die noch porösen Gefäße das erste Mal poliert. Auf der Außenseite trägt Birgitta Schrader Schellack auf, damit beim darauf folgenden Glasieren in die Außenfläche keine Glasur gelangen kann. Nach dem zweiten Brand, dem Glasurbrand bei 1250 °C, ist der Scherben (nicht zu verwechseln mit der Scherbe!) absolut dicht – und spülmaschinenfest! Er wird ein zweites Mal poliert, um die angenehme Haptik zu erreichen. „Ich habe“, sagt Birgitta Schrader, „viel experimentiert, um die Dinge so zu bekommen, wie ich sie haben will“. Deshalb bleibt die Mischung ihres Porzellans auch weiterhin das „Betriebsgeheimnis“ von Birgitta Schraders Porzellan-Werkstatt. Ihr Porzellan jedoch ist ein traditionelles Tafelservice, das durch Form- und Farbgebung, durch seine Materialität und seine Dünnwandigkeit außergewöhnlich und modern wirkt. Die puristische Ausstrahlung in Verbindung mit der sanften Haptik und der zarten Farbigkeit ist ein sinnliches Vergnügen für alle, die Porzellan lieben. Und sollten Sie beim Besuch in Birgitta Schraders Porzellan-Werkstatt tatsächlich einen Elefanten dabei haben: Halten Sie ihn im Zaum! bunt gemischter Gästeschar kann Einem durchaus mal „Molly Bloom“ über den Weg laufen – muss ja nicht unbedingt die untreue Gattin aus James Joyces Roman „Ulysses“ sein. Und wenn: Ein Espresso bei „Molly Bloom“ wirkt auch da Wunder! (lot) ANSICHTEN Seite 8 | Der Pfaffenhofener Belichtungszeit: Drei Vaterunser lang Ausstellung über 150 Jahre Fotografie im Rathaus von Claudia Erdenreich or 150 Jahren eröffnete das erste Fotostudio in Pfaffenhofen. Zu diesem Jubiläum präsentiert die Stadt gleich drei Ausstellungen in kurzer Folge. Die erste Ausstellung der Reihe zeigt historische Aufnahmen und Fotoapparate. Präsentiert werden dabei im Foyer und im ersten Stock des Rathauses Fotos von 1850 bis 1950. Sie erlauben einen ganz anderen Blick auf die Stadt, aber auch auf die Menschen dieser Zeit. Konzipiert wurde die Ausstellung von Stadtarchivar Andreas Sauer, der immer noch auf der Suche ist nach dem verschollenen „ersten“ Foto aus Pfaffenhofen, auf dem die Liedertafel 1849 abgelichtet ist. „Bitte lächeln“ galt vor 150 Jahren nicht für Fotografien, dafür waren die Belichtungszeiten viel zu lang. „Drei Vaterunser lang“ erklärt Andreas Sauer schmunzelnd. So lange konnte niemand lächelnd still halten, zudem bewahrte man für die seltenen Aufnahmen Würde und Haltung. Dennoch gelang es bald, auch Kinder zu fotografieren und Situationen einzufangen, die wie zufällig aussahen. Die ersten Fotografen waren zudem oft auch Kunstmaler, nachkolorierte Bilder waren bald in Mode. Ebenso kamen um 1900 Postkarten mit Fotos auf. Vom ersten Atelier zur Digitalfotografie Solange es keinen Fotografen in Pfaffenhofen gab, mussten die Menschen bis München oder Ingolstadt fahren, um Fotografien anfertigen zu lassen oder Reisefotografen abwarten. Andreas Bauer eröffnete das erste Fotostudio im März 1865 in der Ingolstädter Straße. Ganz sicher war er sich anfangs nicht mit seiner Geschäftsidee, er war gleichzeitig noch als Sattler, Tapezierer und Hopfenzwischenhändler tätig. Er war trotz seiner anfänglichen Zweifel bald erfolgreich, konnte sein Atelier mehrmals an bessere und größere Standorte verlegen und auch immer wieder in neueste Technik investieren. Ein Sohn und Enkel führten das Atelier noch bis 1945 weiter. Zeitgleich zu den drei Ausstellungen erschien eine neue Ausgabe der Pfaffenhofener Stadtgeschichte mit dem Titel: In Szene gesetzt – die Anfänge der Fotografie in Pfaffenhofen und ihre Entwicklung ab 1865. In dieser 15. Folge der Stadtgeschichte geht Andreas Sauer detailliert und spannend auf die Entwicklung der Fotografie in Pfaffenhofen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, auch einige historische Aufnahmen der Ausstellung sind abgedruckt. Sebastian Daschner, Kulturmanager Andreas Sauer, Stadtarchivar In Szene gesetzt – 150 Jahre Fotografie in Pfaffenhofen Bis 16. Mai im Rathaus Wer kennt wen 25. April bis 17. Mai im Haus der Begegnung Thomas Herker, Bürgermeister Historisch neu interpretiert 26. April bis 10. Mai in der Alten Kämmerei Freitag, 24. April 2015
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