Hofgeismar · Bad Karlshafen · Oberweser Donnerstag, 30. Juli 2015 Ganz ungeniert mal nachgefragt Das Projekt „Liebesparcours“ wird zehn Jahre alt – Aufklärung steht auch weiterhin im Mittelpunkt VON MICHAELA PFLUG HOFGEISMAR. Es gibt nur wenige Projekte für Jugendliche, die auch nach zehn Jahren nichts an Attraktivität verloren haben. „Das gilt besonders für den Mitmachparcours „Liebeswelten“, stellte Vize-Landrätin Susanne Selbert bei einem Besuch der Gustav Heinemann-Schule fest. In der Hofgeismarer Schule fand 2005 auch der Auftakt des Gemeinschaftprojektes der Beratungsstelle für bewusste Elternschaft (BBE) und des Beratungszentrums des Arbeitskreises gemeindenahe Gesundheitsversorgung (AKGG) statt. Die „Liebeswelten“ sind ein Mitmachprojekt, das Jugendliche ab 12 Jahren auf interaktive und anschauliche Weise an die Themen der Sexualität heranführen soll. An vier Stationen geht es unter anderem um Verhütung, das erste Mal, Mythen und Partnerschaft. Nach dem Parcours werden die Themen von den vier betreuenden Sozialpädagogen in den Klassen vertieft. In den vergangenen zehn Jahren wurden die Inhalte des Projektes immer wieder aktualisiert. Zu Beginn stand etwa HIV/Aids noch deutlicher im Fokus. Beim Parcours können auch te neben dem Projekt auch die Schulsozialarbeit der GHS. In den zehn Jahren des Projektes sind allein in Hofgeismar 80 Klassen mit 2000 Schülern informiert worden. Insgesamt sind es laut Auskunft der BBE im Landkreis Kassel mehr als 6000 Schüler gewesen. Kontakt AKGG: 05 61/ 8 16 44 44 und per Email an [email protected], Informationen zur Beratung vor Ort (zum Beispiel in Hofgeismar) auf www.akgg-beratungszentrum.de Liebesparcours macht Station an der Gustav-Heinemann-Schule in Hofgeismar: Schüler einer siebten Klasse mit Kontakt BBE: BBE-Mitarbeiterin Diana Damen, Schulleiter Christoph Schwab und Vize-Landrätin Susanne Selbert. Foto: Pflug 05 61/89 53 77 und per Email an Erwachsene noch etwas ler- chen mit dem Thema umge- auch, dass die Arbeit an den [email protected], weitere nen, gab Vize-Landrätin Sel- hen. Einer der Gründe dafür Stationen anders als Unter- Informationen auf www.bbebert zu. Sie schaute bei eini- ist laut dem Schulleiter der richt ohne Bewertung ist und kassel.de. gen Stationen den Schülern GHS, Christoph Schwab, dass mehr Spaß macht. Auch durch Beide bieten umfangreiche über die Schulter und zeigte die Schüler bei externen Per- das Sammeln von Punkten Beratung rund um Familiensich beeindruckt, wie gelassen sonen offener und freier sind. und die Spiele, ergänzt Kolle- planung, Sexualität und und ungeniert die Jugendli- Anja Pfeil von der BBE betont gin Diana Damen. Selbert lob- Schwangerschaft an. Keine Frage ist zu heiß oder zu heikel Fragen und Antworten zu den Themen Sexualität, Verhütung und Körperbewusstsein KREISTEIL HOFGEISMAR. Im Mitmachparcours „Liebeswelten“ werden einige Fragen besonders häufig von den Kindern und Jugendlichen gestellt. Daher haben wir uns mit den SozialpPädagogen der AKGG und der Beratungsstelle Kassel für Bewusste Elternschaft über diese Fragen und die Antworten unterhalten und dokumentieren eine Auswahl. ? ! Warum hängen meine Hoden schief? Die Hoden hängen schief und das ist auch gut so. Denn nur so sind bestimmte Bewegungen, zum Beispiel das Überschlagen der Beine, schmerzfrei. Würden die Hoden nämlich direkt nebeneinander hängen, würden sie bei bestimmten Bewegungen aneinander reiben. ? ! Ab wann darf ich eigentlich Sex haben? Nach dem Gesetz ist es erlaubt, dass Jugendliche ab 14 Jahren Sex haben dürfen. Aber auch ab diesem Alter gibt es einige Einschränkungen. Der Sexualpartner von unter 16-.Jährigen darf zum Beispiel nicht wesentlich älter sein (als Grenze wird etwa ein Alter von 21 Jahren definiert). Außerdem darf kein Abhängigkeitsverhältnis bestehen wie etwa zu einem Lehrer oder eine Zwangslage ausgenutzt werden. Nachzulesen in den Paragraphen 182 und 174 des Strafgesetzbuches. ? Warum darf ich mit 14 Jahren schon Sex haben und erst ab 18 Jahren Pornos schauen? Pornos schaffen ein recht eindimensionales Bild von Sexualität. Der regelmäßige Konsum von Pornografie, also Fantasiefilmen, im Jugendalter beschränkt eventuell den Raum zur Entwicklung einer eigenständigen Erotik / Sexualität. ! ? Können Mädchen ab der ersten Periode schwanger werden? ! Ja, Mädchen können theoretisch bereits vor der Menarche, der ersten Blutung, schwanger werden. Die erste Blutung setzt einen vorangegangenen Eisprung voraus und somit ist das Mädchen bereits zu diesem Zeitpunkt empfänglich. ? ! Kann das Jungfernhäutchen durch das Benutzen von Tampons kaputt gehen? Nein. Die natürliche Öffnung des Jungfernhäutchens ist so groß und elastisch, dass ein normaler Tampon ohne Probleme hineingeht. ? ! Wo sollte man Kondome kaufen? Kondome gibt es in Apotheken, Supermärkten, Drogeriemärkten und am Automaten. Generell sollte man Kondome lieber nicht am Automaten holen, da diese teilweise schon sehr alt sind und die Automaten, wenn sie draußen hängen, teilweise starker Hitze durch Sonnenstrahlen aus- gesetzt sind. Das kann die Kondome porös machen. ? ! Wollen Jungs oder Mädchen mehr Sex? Hier kann man keine allgemeingültige Aussage treffen. Ob und wie häufig jemand Sex haben möchte, hängt von vielen Faktoren ab. So kann es durchaus auch mal Phasen geben, in denen man garnicht an Sex interessiert ist. An anderen Tagen hat man dann wieder sehr viel Lust. Das ist sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen so und völlig normal. ? ! Wirkt die Pille nicht, wenn ich Alkohol trinke? Der Konsum von Alkohol an sich beeinflusst die Wirkung der Pille nicht. Muss man sich allerdings wegen des Alkoholgenusses übergeben, kann es sein, dass die Pille nicht mehr wirkt. Dann sollte man zwar die Pille wie gewohnt bis zum Beginn der normalen Pillenpause weiternehmen, aber zudem zusätz- lich mit Kondom verhüten. ? ! Ab wieviel Jahren kann ich die „Pille danach“ kaufen? Die „Pille danach“ gibt es ab 14 Jahren rezeptfrei in der Apotheke. Bevor man 14 ANZEIGE Wir schicken Sie in den Urlaub! Gewinnen Sie attraktive Reisen bei unserem Gewinnspiel. Jeden Samstag -ReiseZeit in der Jahre alt ist, benötigt man hierfür die Zustimmung des Erziehungsberechtigten. (mia)
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