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10 JAHRE SAP ARENA
Mittwoch
2. SEPTEMBER 2015
MANNHEIMER
MORGEN
Hand in Hand
für die Sicherheit
Feuerwehr, Polizei, Rotes Kreuz – in der SAP Arena
haben sie alle ihren festen Platz.
Die Zentrale „Arena Control“ hat 24 Stunden alles, Außenbereich und den Innenraum, im Blick. Von Beginn an betreuen die
BILD: PROSSWITZ
Sicherheitsdienste Lieblang GmbH, hier Security Director Zeljko Gojsic, die Arena.
Höflichkeit
stärker als
Muskelkraft
Oft um die 10 000 Menschen in einem Raum – wer sich beruflich mit
Sicherheitsfragen befasst, der bekommt da schnell graue Haare. Allein die Menschenmasse gilt als Risiko. Jens Tischer seufzt daher, wenn
man ihn auf die SAP Arena anspricht. Aber der Beamte aus der Abteilung Vorbeugender Brandschutz
der Mannheimer Berufsfeuerwehr
sagt dann: „Wenn nur alle so wären!“
Die SAP Arena sei nämlich „wirklich
vorbildlich“, was die Risikovorsorge
angehe: „Es gibt gute Sicherheitskonzepte, alle nötigen Einrichtungen und vor jeder Veranstaltung genaue Absprachen“, lobt er.
Die Feuerwehr hat, wie Polizei
und Sanitäter, einen eigenen Kommandoraum in der SAP Arena. „Und
für die Nebenhalle der Arena, die ja
für 3000 Leute zugelassen sind, gibt
es auch noch mal einen Kommandoraum – dahin könnten wir notfalls
ausweichen“, berichtet Tischer von
der „doppelten Sicherheit“.
Von dem Raum, wo bei jeder Veranstaltung ein Beamter des gehobenen Dienstes und ein weiterer Kollege sitze, habe man „Einblick in die
gesamte Arena“. Von hier aus könne
man, per Mikrofon oder automatischer Bandansage, eine eventuelle
Evakuierung anordnen, aber auch
die Brandmeldeanlage überwachen.
„Wir räumen ja nicht bei jedem
Alarm“, erläutert Tischer – es könne
sich ja auch um einen Fehlalarm
handeln. Das prüfen dann jene zwei
Feuerwehrleute, die bei jeder Veranstaltung in der Arena Streife laufen.
Sie haben auch ein Auge darauf, dass
die Fluchtwege freibleiben, im Gebäude und davor. Gibt es Popkon-
zerte mit Bühnen, kommen mindestens zwei weitere, beim Einsatz von
Pyrotechnik noch mehr Feuerwehrleute hinzu. Sie würden von der Arena bestens ausgestattet. „Es gibt
Kohlendioxidlöscher, es gibt überall
Wandhydranten und zwei SafetyCars, so eine Art Sackkarren, mit 50
Kilo Pulver, Löschdecken, Sandeimern, um Fackeln zu löschen, und
weiterem Gerät“, zählt Tischer auf.
Man sei daher „bestens ausgestattet“, hebt er hervor.
Stets mindestens ein Arzt
Auch bei der Polizei hängt es vom
Anlass ab, wie viele Beamte präsent
sind und ob sie die eigene kleine Wache, die es in der Arena hat, besetzt.
„Jede Veranstaltung wird im Vorfeld
beurteilt und individuell kategorisiert“, erzählt ebenso Uwe Karl, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter
des Deutschen Roten Kreuzes
(DRK), der für die Dienste in der Arena zuständig ist. Je nach Veranstaltung sind zwischen zehn und 40 Einsatzkräfte vor Ort – meist aus dem
Kreisverband Mannheim, oft aber
unterstützt aus benachbarten Kreisverbänden Rhein-Neckar/Heidelberg, Bergstrasse und Karlsruhe. Die
Helfer seien „in kleinen Gruppen in
der Arena strategisch verteilt, so dass
sie schnellstmöglich bei einem Notfall eintreffen können“, so Karl. Dazu
sitzen im Sanitätsraum mindestens
ein Arzt, manchmal auch zwei Notärzte. Stets startbereit wartet ein Rettungswagen am Eingang. Das Spektrum reiche von banalen Schnittwunden, über chronische Erkrankungen bis zu akut lebensbedrohlichen Notfällen, so Uwe Karl. pwr
Am Eis
entflammt
die Liebe
Unvergessen bleibt den EishockeyFans der 17. Apri 2007: Die SAP Arena bebt, denn die Adler sind Meister.
Während sich die Zuschauer in den
Armen liegen und den Titel zelebrieren funkt es in Reihe 9 im Stehblock.
Dort treffen sich Helga Volkmann
und Stefan Ludwig, kommen sich
langsam näher und lassen es dann
beim ersten Kuss in der Fankneipe
richtig krachen.
Ihre Liebesgeschichte aus der
SAP Arena erzählten sie nach einem
„MM“-Aufruf in unserer Zeitung
ausführlich. Dass die Beiden auch
heute noch kein Spiel der Adler verpassen und traditionell in Reihe 9 die
Spiele verfolgen, versteht sich von
selbst: „Das ist wie ein zweites
Wohnzimmer“, sagt Helga Volkmann über die SAP Arena, „wie eine
zweite Familie“. Eine Leidenschaft,
die offenbar vererbt wurde. Denn
auch Stefan Ludwigs Sohn brennt
für Eishockey – und man kann es
kaum glauben: Seine große Liebe hat
er ebenfalls bei einem Adler-Duell
kennengelernt.
ls/abo
H. Volkmann und S. Ludwig lernten sich in
BILD: STURM
der SAP Arena lieben.
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Zeljko Gojsic ist seit Eröffnung der Arena dabei, seit 2009 als
Sicherheitsdirektor. Passiert ist wenig. VON PETER W. RAGGE
P
rivat war er noch nie auf
einem Konzert hier. Und
doch verpasst Zeljko Gojsic
kein Event in der SAP
Arena. „Ich bin zwar selten zu sehen,
aber immer da“, sagt der 44-Jährige.
Wenn man ihn sieht, ihn wahrnimmt, droht etwas falsch zu laufen.
Nur bei ganz besonders prominenten Gästen steht er mal direkt daneben. Gojsic will und soll unsichtbar
bleiben, dann war er effektiv.
Schließlich ist er, wie auf seiner Visitenkarte steht, „Security Director“ –
verantwortlich für die Sicherheit in
und um das Gebäude herum.
Gojsic war „vom ersten Tag dabei“, so sein Chef Frank Forell, Geschäftsführer der Lieblang Service
GmbH. Deren Tochter SDL Sicherheitsdienste Lieblang GmbH hat
wiederum schon seit der Eröffnung
den Auftrag, für die Sicherheit der
Arena zu sorgen. „Und Gojsic hat
sich hochgearbeitet, er ist da richtig
hineingewachsen“, lobt Forell den in
Kroatien geborenen gelernten Elektrotechniker. Zwar war Gojsic früher
auch mal Türsteher, er hat kräftige
Oberarme – aber in der SAP Arena
war er von Beginn an „Supervisor“,
also Vorgesetzter einiger Ordner.
Seit 2009 trägt er für Lieblang die Gesamtverantwortung für das Objekt.
Streifen mit Hunden
Die Mannheimer Dienstleistungsgruppe erhielt – nach einer Ausschreibung – noch vor der Eröffnung
den prestigeträchtigen Auftrag, sich
um die SAP Arena zu kümmern. Der
Vertrag läuft noch bis 2019. „Wir sind
mehr als reiner Dienstleister. Es ist
eine echte, gute Partnerschaft geworden“, betont Forell. Über 4500
Mitarbeiter gehören zu dieser traditionsreichen Firma, die schon Generalunternehmer der Olympischen
Spiele 1972 München und der Bundesgartenschau Mannheim 1975
war, einst mit vielen Sackträgern als
Stauerei- und Umschlagsbetrieb im
Hafen gegründet wurde.
Doch nun ist keine Muskelkraft
gefragt, sondern soziale Kompetenz
und Fingerspitzengefühl: „Muskeln
können von Vorteil sein“, sagt
Gojsic, „aber darum geht es nicht in
erster Linie!“ Vielmehr seien „Fröhlichkeit, Höflichkeit, korrektes Auftreten, gute Umgangsformen ganz,
ganz wichtig“, wenn er einen Mitarbeiter neu einstelle, hebt der Sicherheitsdirektor hervor.
Dabei muss er nicht oft jemand
einstellen – die Fluktuation sei gering, sagt er. 50 Mitarbeiter seien
noch aus der Zeit der Eröffnung da.
Insgesamt gibt es 25 Voll- und 15
Teilzeitstellen bei Lieblang nur für
die SAP Arena, meist für die Teamund Einsatzleiter, dazu rund 250
Aushilfen. Alle sind „mindestens unterrichtet nach § 34a GewO“ – sprich
haben sich von der Industrie- und
Handelskammer vorgegebenen, in
der Gewerbeordnung geregelten
Kursen und einem Test unterzogen:
„Das ist Grundvoraussetzung. Wir
legen wert auf geschultes Personal“,
unterstreicht Forell.
Irgendjemand von den LieblangLeuten sitzt immer in der Arena –
rund um die Uhr. „Arena Control“,
die
Sicherheitszentrale,
muss
24 Stunden besetzt sein. Soweit keine Veranstaltung ist, im sogenannten „Off Modus“ der SAP Arena, gibt
es Streifen rund um das Gebäude auf
dem Gelände – mit Hunden. So verhindert man Vandalismus, Sprayereien oder Ähnliches.
Vor jedem Event besprechen im
„Sicherheitsbriefing“ Gojsic und
sein Team mit dem an dem Abend
verantwortlichen Manager der Arena, zudem mit Polizei, Feuerwehr,
Sanitätsdienst sowie Vertretern des
Veranstalters, worauf es ankommt.
Danach richtet sich, wie viele Mitarbeiter Gojsic wo postiert. Ausgerüstet sind sie mit einer „Positionskarte“, auf der verzeichnet ist, was
ihre Aufgabe an diesem Abend ist,
wo die nächsten Toiletten, Notausgänge, Hydranten sind. An orangenen oder schwarzen T-Shirts mit der
international gültigen Aufschrift
„Steward“ (statt Security) können
die Besucher die Sicherheitsmitarbeiter erkennen. Doch sie sehen sich
eher als Helfer denn als Aufpasser.
„Wir hatten in den zehn Jahren 1100
Veranstaltungen mit acht Millionen
Besuchern – gemessen daran ist eigentlich nichts vorgefallen“, ist Forell dankbar. „Manchmal gibt es alkoholisierte Personen, die müssen
wir eben hinausbegleiten“, berichtet
Gojsic.
Aber sonst hätten er und sein
Team es mit einem „super Publikum“ zu tun: „Wir haben eigentlich
keine Probleme!“ Was manchmal
vorkomme, sei der Versuch, Tickets
auf dem Parkplatz illegal zu verkaufen – doch diese „Händler“ würden
mit den Kameras der die gesamte
Arena abdeckenden Videoüberwachung oft entdeckt. „Wir können heranzoomen und dann von der Sicherheitszentrale aus die Polizei
hinschicken“, erzählt Gojsic.
Wir haben
eine lange
Leitung.
Nackte Frauen rausgetragen
Manchmal, aber ganz selten, ist er
aber doch sichtbar. 2006, als Klitschko hier kämpfte, hat er ihn persönlich „betreut“, wie er sagt – das Wort
„bewacht“ mag er erkennbar nicht.
Als bei der ersten Live-Übertragung
von „Germany’s next Topmodel“
Aktivistinnen der FeministinnenGruppe „Femen“ mit einem NacktAuftritt provozierten, gehörte der
Chef zu den Ordnern, die anpackten
und die Frauen hinaustrugen.
Und in diesem Jahr, bei der Bombendrohung, war er natürlich auch
mittendrin. „Da hat das ganze Team
einen Top-Job gemacht, ruckzuck
geräumt. In knapp zehn Minuten
war die Halle leer, ohne Panik, ohne
Verletzte. Dafür sind wir später sehr
gelobt worden von der Polizei“, freut
sich Gojsic, auch wenn es der „pure
Stress“ gewesen sei. Schließlich
habe man solch eine Evakuierung
nie üben können. „Wir haben das
mal trainiert, mit 100 Statisten, aber
das ist ja gar nichts“, so Gojsic.
Lieber erinnert sich der 44-Jährige indes an den Tag, als die Adler in
Ingolstadt Meister wurden und das
in Mannheim rund 12 000 Fans feierten. „Da war ich von 16 bis 5 Uhr
da. Das war heftig – aber richtig klasse“, strahlt er.
Insgesamt sind es ganze 7.756 Leitungskilometer, mit denen wir als Zukunftsversorger
die Menschen in Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar mit Strom, Gas,
Wärme und Wasser versorgen. Und auch die SAP Arena setzt bei Strom und Fernwärme auf die Partnerschaft mit MVV Energie.
Wir gratulieren der SAP Arena zum 10. Geburtstag!
www.mvv-energie.de
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