Analyse „Generationengerechtes Wohnen in Niedersachsen – Perspektive 2035“ ermöglicht landesweite Orientierung und standortgenaue Aussagen von Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender Investitions- und Förderbank Niedersachsen - NBank Viele ländliche Räume in Niedersachsen verlieren Einwohner und Haushalte. Die meisten Großstädte dagegen wachsen wieder. Weiteres neues Bauland für nicht mehr vorhandene junge Familien hilft den ländlichen Kommunen genauso wenig, wie immer mehr teure Neubauprojekte das knappe bezahlbare Wohnungsangebot in den Städten erhöht. Wohnungsmärkte in Niedersachsen entwickeln sich in Land und Stadt unterschiedlich. Diesen Trend bekräftigt die neue NBank-Wohnungsmarktbeobachtung. Was unsere Studie in vielen Karten und Grafiken dokumentiert, sind für die Akteure vor Ort konkrete Herausforderungen – z.B. in der Stadt Einbeck im strukturschwachen Südostniedersachsen. Darum haben wir die Stadt im Landkreis Northeim als eines von sechs über das Land verteilte „Schaufenster Wohnen“ ausgewählt. In diesen Schaufenstern reflektieren Akteure aus Wohnungs- und Bauunternehmen sowie Stadt- und Kommunalverwaltungen Herausforderung und Chancen, denen sie sich an ihren Standorten und Wohnungsmärkten gegenübersehen. allein nicht immer allen individuellen Ansprüchen genügt. Für eine Steuerung mit Augenmaß sollten jedoch die vorhandenen Instrumente der Innenentwicklung wie das Baulücken- / Leerstandskataster noch stärker genutzt werden. Die ausgewählten Schaufenster sollen andere Regionen anregen, es ihnen nachzutun. So musste sich die Einbecker Wohnungsbaugesellschaft (EWG) etwas einfallen lassen, um der schwierigen Marktlage in der strukturschwachen Region zu begegnen: die EWG-WGs. „Mit den EWG-WGs haben wir ein zugkräftiges Angebot für Erstmieter: moderne, trendy möblierte WG-Zimmer, die wir einzeln vermieten“, beschreibt Birgit Rosenbauer, Geschäftsführerin der EWG, das Konzept. Die Zielgruppe sind Schüler einer überregionalen Berufsschulklasse für Pflanzentechnologie in Einbeck. Sie kommen aus einem großen Umkreis zum Blockunterricht und suchen für diese Zeit vor Ort eine günstige Wohnung. In diese Marktnische sind die EWG-WGs jetzt gestoßen. Ideen wie die EWG-WGs werden im Land händeringend vor allem dort gebraucht, wo in den kommenden Jahren die Einwohner und in der Folge die Haushaltszahlen stark abnehmen werden. Denn hier werden künftig deutlich weniger Wohnungen benötigt (Abb. 1). Leerstände sind vorgezeichnet. Damit umzugehen, ist die wesentliche Herausforderung. Ein geringes Maß an Neubau wird indes weiterhin nötig bleiben, weil der Bestand 4 Grafik: NBank Schrumpfung und Alterung begegnen Wohnungsüberhänge (beige) und Wohnungsneubaubedarfe (blau) (inklusive Wohnungsabgang) in Prozent des Wohnungsbestands 2013 124 93 -9,0 79 0 65 7,5 57 16,0 Niedersachsen Überhänge: 4,0 % Kommunen Prozent Niedersachsen Neubaubedarfe: 7,6 % Datenbasis: NBank-Wohnungsbedarfsprognose 2013 bis 2035 Kartenbasis: Lutum+Tappert DV Beratung Abb. 1 Wohnungsneubaubedarfe und Wohnungsüberhänge bis 2035 Analyse von ihren gewünschten Preisvorstellungen für einen möglichen Verkauf in der Regel verabschieden müssen (Abb. 3). In einigen Fällen fehlen Kaufinteressenten sogar vollständig. Betroffen ist zum einen der ländliche Raum. Zum anderen werden heutige Pendlerwohnorte im „zweiten Ring“ der Suburbanisierungsphase der 1960er und 1970er Jahre künftig immer weniger attraktiv. Umso mehr sind innovative Lösungen gefragt, um adäquates Wohnen im Alter zu ermöglichen. Euro 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 Grafik: NBank Gleichzeitig mit dem Rückgang der Einwohnerzahlen steigt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Für den Übergang Leerstände mit jungen Bewohnern zu füllen, ist das eine. Das andere und entscheidendere bleibt aber auch für die EWG in Einbeck, Wohnungen für ältere Menschen barrierefrei umzubauen. Unter anderem in Kooperation mit dem Roten Kreuz werden zusätzliche Serviceleistungen angeboten. Nur so können sich die EWG-Bestände auf dem Markt weiter behaupten. Aber nicht nur in Südniedersachsen, auch im Nordosten des Landes und in Teilen der Küstenlandkreise stellen die stark zurückgegangenen Einwohnerzahlen die Kommunen vor große Herausforderungen. Und diese Herausforderungen wachsen in dem Maß, in dem die Einwohnerzahlen weiter zurückgehen und die Menschen älter werden. Die höchsten Anteile älterer Menschen finden sich im Süden und im Nordosten Niedersachsens. Hier sind Jüngere vielfach abgewandert. Naturgemäß steigt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in diesen Regionen nicht mehr so stark wie in Regionen mit einer noch jüngeren Altersstruktur, wie z.B. in weiten Teilen Westniedersachsens. Dort wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in den nächsten Jahren spürbar nach oben gehen. Außerdem wandern nicht mehr so viele kinderreiche Familien wie einstmals in die Region. Die Zahl der potenziellen Mütter und die Kinderzahl pro Familie werden daher zurückgehen. Mit der Alterung steigt die Zahl derer, die aus einem großen Eigenheim in eine kleinere, barrierearme Wohnung ziehen möchten (Abb. 2). Dafür müssen sowohl geeignete Wohnungen verfügbar sein als auch finanzielle Mittel, z.B. aus dem Verkauf des Eigenheims. Diese Erlöse bilden für die älteren Haushalte die Grundlage für einen Umzug in eine barrierearme, zentral gelegene (Eigentums) Wohnung. Vor allem ältere Bewohner in peripheren Regionen mit geringer Eigenheimnachfrage werden sich 50.000 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Niedersachsen Oldenburg / Münsterland südliches Hamburger Umland südliches Niedersachsen Hannover, Landeshauptstadt Lüneburg, Hansestadt Datenbasis: OGA Abb. 3 Kaufpreise für Eigenheime in ausgewählten Regionen Grafik: NBank Boomtowns nicht nur dem Markt überlassen Veränderung der Haushaltszahlen vom 31.12.2013 bis 31.12.2035 (Basis: Zensus 2011, Mikrozensus; Berechnungen und Schätzungen der CIMA) 76 47 17,0 91 27,0 92 42,0 112 60,0 Kommunen Prozent Niedersachsen: 34,8 % Datenbasis: NBank-Haushaltsprognose 2013 bis 2035 Kartenbasis: Lutum+Tappert DV Beratung Abb. 2 Über-65-Jährige in kleinen Haushalten 2013 bis 2035 Ganz anders stellt sich die Lage in den wirtschaftlich dynamischen Regionen dar (Abb. 1). Städte und Kommunen mit günstigen Arbeitsmarktbedingungen sind attraktiv für überregionale Zuzüge, die sich an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen orientieren. Darüber hinaus suchen immer mehr Familien die Zentren als Wohnstandorte. Damit steigt vor allem die Nachfrage nach geeigneten Mietwohnungen. Viele befristete Arbeitsverhältnisse oder Arbeitgeber, die eine hohe räumliche Mobilität einfordern, stehen im Gegensatz zum klassischen Wohneigentum junger Familien am Stadtrand oder im Umland. Außerdem sind die Mobilitätskosten gestiegen. Pendler müssen viel Geld und (Frei)Zeit aufwenden. Wohneigentum bedarf allgemein einer langfristig verlässlichen finanziellen Basis. Es bindet überdies Eigentümer an den ausgewählten Wohnstandort. Dass die vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten und gute Infrastrukturen große Städte attraktiv für Zuzüge insbesondere von jungen Menschen und Familien machen, zeigen die Zahlen für Wolfsburg und Braunschweig. Hier werden bis 2035 rund 20 Prozent mehr Familienhaushalte erwartet. Damit entstehen Herausforderungen wie der Ausbau der Bildungs- und Betreuungsinfrastrukturen, die Integration von Migrantenfamilien sowie das ausreichende Angebot an familiengerechtem Wohnraum. In Großstädten gibt der Wohnungsbestand die gesuchten Qualitäten im gefragten Umfang kaum her. Größere Räume, zusätzliche Arbeits- oder Spielzimmer und ein moderner Schnitt mit offener Küche sind in den Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen der Nachkriegszeit selten vorhanden. g 5 Analyse Auch muß der Wohnraum bezahlbar bleiben. Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen fällt es gerade in den wachsenden Großstädten immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das entsprechende Angebot wächst nicht mit oder geht zurück. Die derzeit stark steigende Zahl von Flüchtlingen verschärft die Situation. Zu ihrer dezentralen Unterbringung werden immer mehr preisgünstige Wohnungen angemietet. Wichtige Instrumente, bezahlbaren Wohnraum zu sichern, sind die Wohnraumförderung des Landes und das Wohngeld. Ungeachtet der steigenden Flüchtlingszahlen kann die öffentliche Förderung indes nur unterstützen und Härten abmildern. In den Städten leisten die vielen kommunalen Wohnungsunternehmen einen unverzichtbaren Beitrag, Menschen mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Durch die hohe Zuwanderung von Menschen mit Migrationshintergrund und ohne ausreichende finanzielle Mittel stoßen Wohnraumförderung und privates Engagement jedoch an ihre Grenzen. Hier bleibt die Politik gefordert, neue Möglichkeiten der Unterstützung auszuloten. Flüchtlinge in Mietwohnungen? Die Zahl der Flüchtlinge, die aus Krisengebieten nach Europa kommen, hat in der jüngsten Vergangenheit stark zu genommen. In der amtlichen Wanderungsstatistik werden sie als Zuzüge aus dem Ausland erfasst. Die zugangsstärksten Herkunftsländer, aus denen die Asylantragsteller nach Niedersachsen kommen, sind derzeit Syrien, Kosovo, Irak und Serbien. Insgesamt überwiegen jedoch noch deutlich die arbeitsmarktorientierten Zuzüge vor allem aus dem Osten und Südosten Europas (Abb. 4). Als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt tritt nur ein Teil der Flüchtlinge in Erscheinung, und dies sogar mit einer gewissen 40.000 Niedersachsen (bereinigt): Saldo Insgesamt nach Herkunftsregion 35.000 30.000 Verzögerung. Nach einer ersten dreimonatigen Phase der Unterbringung in einer zentralen Aufnahmeeinrichtung (in Niedersachsen an den Standorten Braunschweig, Bramsche, Friedland und zukünftig Osnabrück) werden die Asylsuchenden auf die Städte und Gemeinden verteilt. Dabei müssen große Städte mehr Menschen aufnehmen als kleine. Die Unterbringung der Asylsuchenden soll in der Regel in Gemeinschaftsunterkünften erfolgen. Alternativ steht es den Kommunen frei, die Kosten einer Mietwohnung zu übernehmen. In den einzelnen Bundesländern und Kommunen wird dies sehr unterschiedlich gehandhabt. In Niedersachsen wird ein großer Teil der Flüchtlinge dezentral untergebracht. In Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten, insbesondere in den dynamischen Städten und ihrem direkten Umfeld, ist es meist preiswerter, die Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, als knappen Wohnraum anzumieten. Dementsprechend wird in den Städten und ihrem Umfeld die Gemeinschaftsunterkunft häufiger genutzt als in der Fläche. Gerade in Regionen mit Leerständen kann die dezentrale Unterbringung dagegen ein sinnvolles und für die Kommunen kostensparendes Vorgehen sein. Mittelfristig muss bei wachsenden Flüchtlingsströmen mit einer Erschöpfung der für Gemeinschaftsunterkünfte mobilisierbaren Kapazitäten gerechnet werden. In der Folge werden die Kommunen in stärkerem Maße auf eine dezentrale Unterbringung in Wohnungen zurückgreifen müssen. Mit dieser zusätzlichen Nachfrage dürfte sich der Druck auf das vielerorts ohnehin angespannte preisgünstige Segment weiter erhöhen. Betroffen sind besonders die großen Städte. Sie haben aufgrund ihrer Einwohnerzahl relativ viele Flüchtlinge aufzunehmen. Gleichzeitig kämpfen sie bereits heute häufig mit den größten Engpässen beim preisgünstigen Wohnraum. Niedersachsen steuert diesen Entwicklungen entgegen. 2016 wird das Land die Mittel für Betreuung und Unterbringung von Asylbewerbern mehr als verdoppeln. Darüber hinaus werden für die soziale Wohnraumförderung 400 Millionen Euro zusätzlich zu den knapp 40 Millionen Euro aus den Kompensationszahlungen des Bundes über die NBank bereitgestellt. 25.000 Kommunale Daten und Informationen 20.000 15.000 10.000 5.000 0 -5.000 -10.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2013 Sonstiges Russische Förderation/ Kasachstan Vereinigte Staaten Baltikum übriges Amerika Osteuropa (PL, CZ, H, SLO) Afrika Türkei China süd-östliches Europa (u.a. RO, BG, SRB) südliches Europa (GR, I, E, P) übriges Asien/ Australien/ Ozeanien Syrien, Arabische Republik übriges Europa Russische Förderation/ Kasachstan Abb. 4 Aussenwanderungssaldo Niedersachsen 6 2012 Wechselnde Trends wie die aktuellen Flüchtlingsströme oder die Veränderungen in der Altersstruktur fordern die Kommunen kontinuierlich heraus. Umso notwendiger ist ein planvolles Handeln der lokalen Akteure und Entscheider. Ein historisches Stadtbild allein reicht heute nicht mehr aus, um die Standortattraktivität zu erhalten. Brigit Rosenbauer von der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft hat dies erkannt. Darum unterstützt die EWG die örtliche Bürgerinitiative „Sch(l) aufenster Einbeck“. Die Initiative setzt sich mit Gewerbeleerständen auseinander. Möglichst viele leere Schaufenster sollen mit einfachen Mitteln beleuchtet und mit lokalen oder regionalen Themen attraktiv gestaltet werden. Das Ziel dieser Aktion: die Innenstadt nachhaltig und sinnvoll neu beleben und die Einbecker im Einsatz für ihre Stadt mobilisieren. Die EWG hilft den Initiatoren, indem sie Vermieter für das Projekt wirbt, deren Objekte sie verwaltet. Damit solche Aktionen zum gewünschten Erfolg führen, benötigen Initiatoren und Planer verlässliche Informationen zu den lokalen Entwicklungen. Diese erhalten sie über die Kommunalprofile der NBank. Die Profile unterstützen Schlüsselakteure vor Ort wie Birgit Rosenbauer, aber auch Stadtbauräte, Kreis- Analyse entwickler oder Wirtschaftsförderer in ihrem Bemühen um eine bessere zukünftige Entwicklung ihrer Städte und Gemeinden. Die Profile enthalten eine Vielzahl wohnungsmarktrelevanter und wirtschaftlicher Daten und Indikatoren. Sie liefern Informationen zum Bauland, zum Wohnungsbestand und dessen Veränderung sowie zur Immobilienpreisentwicklung. Darüber hinaus stellt das Kommunalprofil sozioökonomische Indikatoren, den Arbeitsmarkt und nicht zuletzt die Prognose der Einwohner- und Haushaltszahlen dar. Jedes Profil vergleicht den Zielstandort mit zwei weiteren Gebietseinheiten. Jedes Profil vergleicht den Zielstandort mit zwei weiteren Gebietseinheiten. Das sind entweder vergleichbare Kommunen, Landkreise oder das Land Niedersachsen. In den letzten Jahren zogen wieder mehr Menschen nach Niedersachsen als von hier fort. Davon haben allerdings in erster Linie die großen Ausbildungs- und Arbeitsmarktzentren profitiert. Der Landkreis Northeim und auch die Stadt Einbeck haben durch die Wanderungen per Saldo Einwohner verloren (Abb. 5). in den Jahren 2000, 2013 und 2035. In Einbeck wird der Anteil der über 75-Jährigen von zehn Prozent (2000) auf 17 Prozent (2035) steigen. Während sich im Jahr 2000 noch die Hälfte aller Einbecker in der ersten Lebenshälfte befand, wird dies im Jahr 2035 nur noch für knapp 40 Prozent der Stadtbevölkerung gelten. Diese Ergebnisse bestätigen die Strategie der EWG, ihre Wohnungsangebote verstärkt auf die Senioren und damit auf barrierearmes Wohnen in zentralen Lagen auszurichten. In Niedersachsen stagnieren aufgrund der aktuell hohen Zuwanderungszahlen aus dem Ausland die Haushaltszahlen. Auch die Verkleinerung der Haushalte hält an: Immer weniger Personen bilden durchschnittlich einen Haushalt. Im Landkreis Northeim wie in Einbeck gehen die Haushaltszahlen jedoch deutlich zurück (Abb. 6). Abb. 6 Kommunalprofil Einbeck, LK Northeim & Niedersachsen – Auszug Seite 10: Haushalte Abb. 5 Kommunalprofil Einbeck, LK Northeim & Niedersachsen – Auszug Seite 9: Bevölkerung Weil die Zahl der Sterbefälle kontinuierlich die Zahl der Geburten übersteigt und sich dies in den kommenden Jahren verstärkt fortsetzen wird, fällt die Prognose für Einbeck wie auch für den Landkreis Northeim mit einem Minus von mehr als 20 Prozent bis 2035 deutlich ungünstiger aus als für das Land insgesamt. Mit dem Rückgang der Einwohnerzahlen von 2013 bis 2035 wächst das Durchschnittalter der Bevölkerung – in Niedersachsen um drei auf 47 Jahre, im Landkreis Northeim um gut vier auf 51 Jahre und in Einbeck um drei auf 50 Jahre. Das Kommunalprofil zeigt die Anteile der wohnungsmarktrelevanten Altersgruppen Der deutlich rückläufige Anteil der Menschen im Alter von 30 bis 45 Jahren spiegelt sich wider im Bedeutungsverlust der großen Haushalte mit drei und mehr Personen. In 35 Jahren geht der Anteil dieser Haushalte in Niedersachsen von knapp 30 auf 22 Prozent zurück. In Regionen mit hohem Durchschnittsalter leben bereits heute in drei von vier Haushalten ein oder höchstens zwei Personen. Bis 2035 wird dies in Einbeck für vier von fünf Haushalten gelten. Damit ist das typische Bauträgergeschäft im Bereich Eigenheime auf dem Rückzug. Dies gilt mit wenigen Ausnahmen landesweit. g 7 Analyse Fazit Die neuen Herausforderungen an den Wohnungsmärkten zu bewältigen heißt einerseits, das Wachstum in den großen Städten sozialverträglich zu managen. Andererseits gilt es, mit Schrumpfung und Alterung umzugehen. Dabei gibt es Strategien, die gleichermaßen für wachsende wie auch für schrumpfende Märkte geeignet sind. Dazu gehören z.B. Maßnahmen zur (Re-) Aktivierung von Baulücken und Leerständen in zentralen Lagen oder die Beteiligung der Bewohner im Quartier bzw. vor Ort. In engen großstädtischen Märkten geht es darum, auch in Zukunft bezahlbare Wohnungsangebote für alle Einkommensgruppen bereit zu stellen. Kommunen mit rückläufigen Einwohner- und Haushaltszahlen tun z.B. gut daran, mobile Angebote zur Nahversorgung mitzudenken. Ob schrumpfend oder wachsend: Althergebrachte Denkweisen sind auf den Prüfstand zu stellen. Kommunen sollten sich mit ihrer zukünftigen Entwicklung auseinandersetzen und diese strategisch planen. Dies setzt einerseits fundierte Kenntnisse über die aktuelle Situation sowie über das Woher und das Wohin voraus. Andererseits müssen die grundlegenden Wirkungszusammenhänge bekannt sein. Dabei verändern sich die Rahmenbedingungen unterschiedlich schnell. Gefragt sind also möglichst rollierende Analysen und darauf aufbauende Konzepte zur Standortentwicklung. Im besten Fall berücksichtigen diese Konzepte neben dem Thema Wohnen auch alle Themen der Daseinsvorsorge und der wirtschaftlichen Entwicklung und sind darüber hinaus regional abgestimmt. Ziel ist eine starke Region mit attraktiven Standorten. h Gedaschko auf Sommertour in Südniedersachsen Zwei Tage, vier Stationen, viele Gespräche – GdW-Präsident Axel Gedaschko war auf seiner wohnungswirtschaftlichen Sommertour Gast in Südniedersachsen. Es war eine Tour „zum Anfassen“, denn in Salzgitter, Goslar, Osterode und Northeim wurde der GdW-Präsident durch die Bestände gefahren, um Neubau-, Modernisierungs- und soziale Maßnahmen „hautnah“ zu erleben. Grobes Fazit: Trotz ähnlicher Ausgangsbasis reagieren die Wohnungsunternehmen mit ganz unterschiedlichen Strategien auf die Herausforderungen des durchgreifenden demografischen Wandels. Begleitet von vdw-Verbandsdirektor Heiner Pott, machte Gedaschko zunächst bei der Wohnbau Salzgitter halt, wo er von Geschäftsführer Detlef Dürrast und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Stratmann empfangen wurde. Beide berichteten 8 über die Besonderheiten der Stadtentwicklung: die enorme Zahl an Arbeitsplätzen und die dennoch rapide zurückgegangene Einwohnerzahl; die gravierenden Leerstände in den Beständen auswärtiger Immobilieninvestoren; die Übernahme und Entf
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