Der klare Blick - DIE LINKE. Chemnitz

www.derklareblick.de
DIE LINKE.Chemnitz
Der klare Blick
24. Jahrgang • Nummer 287 • Mai 2015
6. Sachsenburger Dialog
Foto: Wikipedia.de
Aktuelles aus der Stadtratsfraktion
Die Stadtratssitzung am 6. Mai stand ganz im Zeichen des
Themas Schule. Die Verwaltung wollte die Aufhebung des
Standortes der Grundschule Altendorf (Foto) und legte zeitgleich die Teilschulnetzplanungen für Grund- und Oberschulen
vor. Auf der Tagesordnung stand weiterhin die Schließung des
Freibades Erfenschlag und die Grünanlagensatzung sowie
diverse Beschlussanträge der Fraktionen, unter anderem der
Antrag unserer Fraktion zum Gebäude der ehemaligen HansSager-Grundschule und zur Einführung von Krankenkarten für
Asylsuchende. Für hitzige Debatten sorgten die Anträge zum
Gedenktag für Heimatvertriebene und zur finanziellen Förderung des AJZ. Lesen Sie weiter auf den Seiten 6/7.
Petition für 8. Mai als Gedenktag
Gedenken zum Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom
Hitlerfaschismus in Chemnitz. Foto: Brete
„Der Deutsche Bundestag möge beschließen: Der Deutsche
Bundestag fordert die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, um dem 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg den Status eines gesetzlichen Gedenktages zu verleihen.“
Eine Petition dazu ist zu finden und zu zeichenen unter:
dasND.de/achtermai
Spendenempfehlung: 0,50 Euro
Frankenberg, Freitag bis Sonntag, 5. - 7. Juni
Sachsenburger Dialog
Eine Veranstaltung der LAG Sachsenburg in Kooperation mit
der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
09669 Frankenberg/Sachsen
Freitag, 5. Juni
17 Uhr im Haus der Vereine in Frankenberg
„Bahnsteig-Begegnung“, Kennenlernen der Teilnehmer,
Vorstellen der Arbeit der LAG Sachsenburg, gemeinsames
Abendessen, Filmangebot; „Na, bist Du auch hier ... Wege
nach Sachsenburg“.
Samstag, 6. Juni
10 Uhr im Haus der Vereine in Frankenberg
Vortrag und Diskussion: Michael Düsing/Freiberg „Judenverfolgung in Freiberg 1933-1945“ (angef.),
12.30 Uhr Mittagessen
14 Uhr im Haus der Vereine in Frankenberg,
„Ausstieg gegen Einstieg“ - Verein Projekt 21 II e. V., Raus
aus der Neonazi-Szene aber wie? Michael Ankele stellt das
Aussteigerprogramm vor.
18 Uhr Konzert mit DJANGO REINHARDT im Haus der Vereine in Frankenberg.
Sonntag, 7. Juni
9 Uhr in der Fischerschänke in Sachsenburg
Beratung der Lagerarbeitsgemeinschaft
10 Uhr geführte Spaziergänge über das Gelände des ehemaligen KZ Sachsenburg, Öffnung der Ausstellung.
12 Uhr Mittagessen in der Fischerschänke möglich.
14 Uhr Gedenkfeier am Mahnmal für die Häftlinge
des KZ Sachsenburg
15 Uhr „Edwin - Thälmann-Kurier“, Vortrag über Walter
Trautzsch von Bertram Seidel in der Fischerschänke.
Das Gelände der ehemaligen Zwirnerei und Spinnerei am
Zschopauufer, wo sich das KZ Sachsenburg befand.
2
aus dem parteileben/Aktuelles
Linke Zeitung für Chemnitz
1. und 8. Mai in unserer Stadt - DIE.LINKE war dabei
Editorial: In eigener Sache
Liebe Leserinnen und Leser,
seit Januar diesen Jahres
setzen wir das im November 2013 und 2014 vom 8.
bzw. 10. Stadtparteitag des
Stadtverbandes DIE LINKE.
Chemnitz beschlossene
Konzept zur Neugestaltung
das „Klaren Blicks“ mit
abwechselnd einer kleineren
und einer größeren Ausgabe
um. Das Heft mit thematischem Schwerpunkt (wieder
im Juni mit dem Schwerpunkt Stadtentwicklung)
wird dabei einem deutlich
größeren Adressatenkreis
in Vereinen und Verbänden zugänglich gemacht.
Da eine Zeitung und die
damit verbundene redaktionelle und journalistische
Arbeit nichts Statisches ist,
Impressum
Herausgeber:
DIE LINKE. Stadtverband Chemnitz,
09126 Chemnitz, Rosenplatz 4,
Tel.: 5 61 90 60; Fax: 56 19 06 17
www.dielinke-chemnitz.de
Mail: [email protected]
Verantw. Redakteur, Satz und
Layout: Margitta Zellmer
Verlag: Eigenverlag
Druck: Druckerei Willy Gröer GmbH &
Co. KG, Kalkstraße 2, 09116 Chemnitz
Vertrieb: Eigenvertrieb
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion widerspiegeln. Die
Redaktion behält sich das Recht vor,
Beiträge gekürzt wieder zu geben.
Unverlangt eingesandte Manuskripte
werden nach Maßgabe der Redaktion
in den Redaktionsplan eingeordnet.
Die Zeitung ist im Internet unter www.
derklareblick.de veröffentlicht.
Red.-Sitzung 6/15: 26.5.2015,
14.30 Uhr, Rosenplatz 4, (öffentlich)
Erscheinungstag 6/2015: 18.6.2015
was mittels Beschluss auch
gleich fertig entwickelt und
umgesetzt ist, brauchen wir
Eure/Ihre Unterstützung.
Zum Einen wünschen wir uns
Meinungen, Anregungen und
Kritiken, um unsere Zeitung
leserorientiert weiterentwickeln und unsere Arbeit
reflektieren zu können. Zum
Anderen sucht das Redaktionsteam Unterstützung von
Genossinnen und Genossen,
die selbst gerne journalistisch
arbeiten. Wenn du mit und
bei uns schreiben, interviewen und berichten möchtest
oder deine vielen Kontakte
zu Menschen in dieser Stadt
und dein Gespür für Themen, die Chemnitz bewegen,
einbringen möchtest, bist
du uns herzlich willkommen.
Unverzichtbarer Bestandteil
unseres neuen Konzeptes ist
auch ein Mehr an Kontroverse und Debatte, wozu auch
die Leserbriefe beitragen
sollen, die nicht alle Platz in
der aktuellen Ausgabe finden
können. Siehe dazu Seite 5.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern informatives, gedankenanregendes Lesevergnügen.
Euer Redaktionsteam
Öffnungszeiten
der Geschäftsstelle
Rosenplatz 4:
Mo: 09:00 - 12:00 Uhr
Di: 12:00 - 18:00 Uhr
Mi: geschlossen
Do: 09:00 - 17:00 Uhr
Fr: geschlossen
Der diesjährige 1. Mai stand
unter dem Motto „Die Arbeit
der Zukunft gestalten wir!“.
Hauptredner auf der Zentralen Kundgebung auf dem
Neumarkt war in diesem Jahr
der Sächsische Vorsitzende
der LINKEN Rico Gebhardt.
Er forderte, angesichts der
rasanten Veränderungen der
Arbeitswelt müsse sich die
LINKE immer wieder für die
Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
einsetzen und „notfalls auch
auf die Straße und vor die Betriebstore gehen und kämpfen.“ Bei allem Wandel sei
eines noch immer gleich: „Es
sind unsere Köpfe und Hände, die diese Veränderungen
gestalten!“ Es sei eine Frage der volkswirtschaftlichen
Vernunft, dauerhaft für ordentliche Löhne zu sorgen.
Er geißelte im Folgenden die
real existierende Zwei-DrittelGesellschaft in unserem prosperierenden Land und appellierte an die Solidarität der
Schwachen.
Eine Woche später, am 8.
Mai, gedachten auf dem Sowjetischen Friedhof viele
Chemnitzerinnen und Chemnitzer der 1100 Kriegsgefangenen der Roten Armee und
Zwangsarbeiter, die hier ihre
letzte Ruhe gefunden hatten.
Der 8. Mai 1945 war für Millionen Menschen ein Tag der
Hoffnung und Zuversicht.
Doch die Bewertung dieses
Datums ist bis heute umstritten, seine Bedeutung als Tag
der Befreiung wird nicht allgemein anerkannt.
Der 70. Jahrestag der Befreiung war Anlass zur Erinnerung und zur Besinnung
auf die Lehren des Krieges.
Dieses Jubiläum wurde begangen als dringliche Mahnung zu Frieden und Menschlichkeit in einer Welt, in der
Kriege geführt werden und
weitere drohen, Terrorismus
die Menschen in Schrecken
versetzt und menschliche
Not, menschliches Elend
weltweit in Erscheinung tritt.
Rico Gebhardt sprach auf der
Maikundgebung des DGB auf
dem Neumarkt.
Fotos: Brete, Pastor
Bürgerkonsultationen zu sozialen Angelegenheiten des OV
Chemnitz und Umgebung der Gesellschaft zum Schutz von
Bürgerrecht und Menschenwürde e. V. (GBM) jeden 1.und 3.
Donnerstag im Monat 9-12 Uhr oder nach Vereinbarung im Veranstaltungsraum des Rothaus e.V. , Lohstraße 2, 09111 Chemnitz. Die
Mitglieder der Projektgruppe behandeln das Anliegen persönlich,
vertraulich und unbürokratisch. Die Projektgruppe arbeitet unabhängig d.h. steht nicht in Abhängigkeit von einer Einrichtung oder
einem Kostenträger und ist konfessionsfrei, weltanschaulich und
parteipolitisch neutral.
Diese Hilfe ist kostenlos und kann nicht bei Behörden als rechtsverbindliche Auskunft benützt werden.
(Telefon 0371 50346847, E-Mail: [email protected])
Linke Zeitung für Chemnitz
aus dem Parteileben/aktuelles
3
„Man müsste ..., man sollte …“ reicht nicht
"Wer aber ist die Partei? ... Wir
sind sie, Du und ich und ihr –
wir alle …"
Mit diesen Worten von Bertolt Brecht haben wir als Arbeitskreis Zukunft im Auftrag
des Stadtvorstandes die Gespräche mit unseren Mitgliedern in den Ortsverbänden,
den Arbeits- und Interessengemeinschaften
begonnen
– wohlwissend, dass es nicht
leicht ist, über das Morgen in
zirka zehn Jahren zu reden
und noch schwieriger, es zu
gestalten. Ich habe an zehn
Diskussionsrunden
teilgenommen und zahlreiche Gespräche geführt.
Überall wurde das „Hineingehen“ in die Ortsverbände begrüßt. Dies sollten wir bereits
als eine Schlussfolgerung für
unser Zukunftsprojekt festhalten, kamen wir doch so mit
25 bis 30 Prozent unserer Genossinnen und Genossen ins
Gespräch.
Auf die Frage: „Was ist die
Partei für Dich?“ waren die typischen Antworten: politische
Heimat, Bündnis Gleichgesinnter und Ort des Erfah-
rungsaustausches.
Gleichzeitig wurde das Festhalten
am Erfurter Programm immer
wieder betont.
Bei aller Orientierung auf die
praktische Politik mit Forderungen nach mehr Information
trotz eigener Meinungsbildung
waren aber für viele der vorwiegend „älteren“ Mitglieder
Darlegungen zur Geschichte
der Partei und der eigenen
Entwicklung ein wichtiges
Thema.
Des Weiteren wurden auch
Forderungen nach stärkerer
theoretischer Arbeit laut, so
z.B.:
– Was verstehen wir als LINKE unter demokratischem Sozialismus?
– Was ist für uns unter heutigen Bedingungen Friedenspolitik?
– Was ist linker Pluralismus
sowohl in der Partei als auch
in der politischen Verantwortung in der Stadt, im Land und
im Bund?
– Wie kann eine Spaltung der
Partei verhindert werden? Keine Flügel- und Machtkämpfe!
– In der Erinnerungskultur die
Geschichte beider deutscher
Staaten aufarbeiten, nicht zulassen, dass jedes Erinnern
an Leben unter sozialistischen
Bedingungen
diskreditiert
wird.
Zahlreich kamen auch inhaltlich-organisatorische
Hinweise wie zwei oder dreimal
jährlich
Gesamtmitgliederversammlungen,
stärkere
Präsenz in den öffentlichen
Medien einschließlich Internet, bessere Information über
Beschlüsse des Stadtvorstandes, weitere inhaltliche
Aufwertung der Beratungen
mit den Vorsitzenden der
Ortsverbände, bessere Erfassung und Unterstützung der
Arbeit vieler Genossinnen und
Genossen, die ehrenamtlich in
Verbänden, Vereinen, Bürgerinitiativen u.ä. arbeiten. Dies
beginnt in den Ortsverbänden,
wo wir die Erfahrungen über
Zusammenschlüsse ebenfalls
aufarbeiten werden.
Kritisch gesehen wurden die
Überalterung unserer Partei
und die unzureichende Mitgliedergewinnung.
Kritisiert
wurde häufig auch die man-
gelnde Wirksamkeit unserer
Partei außerhalb von Wahlen
z.B. durch Projektarbeit, Stände mit Materialverteilung im
Stadtzentrum und den Ortsverbänden.
Bei allen überlegenswerten
Hinweisen, Kritiken und Vorwürfen liegt aber hier gleichzeitig der wunde Punkt, denn
zu oft fiel die Formulierung:
„Man müsste …“ und „Man
sollte …“.
Wer aber ist MAN? „Wer ist die
Partei? Du und ich und ihr …“.
Ganz in diesem Brechtschen
Sinne sollten WIR ALLE als
nächstes die Kampagne zu
prekären Lebensverhältnissen
mit zahlreichen Gesprächen
unter Genossen, Bürgerinnen
und Bürgern angehen und mit
vielen inhaltlichen sowie organisatorischen Vorschlägen
und Bereitschaftserklärungen
zu Mittun nicht nur über das
Morgen reden, sondern es
bereits gestalten: was, wann,
wo, wie und mit wem.
Denkt bitte darüber nach – bis
zu unserer Zukunftskonferenz
am 30. und 31. Mai 2015!
Ingeburg Wetzel
Durchführung von Wahlen im Stadtverband
Der Stadtvorstand beschließt:
1. Auf der Grundlage der Wahlordnung der Partei DIE LINKE
werden im Stadtverband Chemnitz im Zeitraum 1. Juni bis 30.
September 2015 Wahlen durchgeführt:
1.1. In den Ortsverbänden des Stadtverbandes Chemnitz
werden im Zeitraum vom 1. Juni 2015 bis 30. September 2015
der Vorstand des Ortsverbandes (Vorsitzende/r, Stellvertreter, Schatzmeister/Kassierer, weitere Vorstandsmitglieder –
entsprechend der Größe des Ortsverbandes und der notwendigen Aufgabenverteilung innerhalb des OV) gewählt.
ACHTUNG! Ortsverbände die aufgrund einer Fusion bereits gewählt haben, oder aus personellen Gründen nicht
mehr in der Lage sind die Funktionen zu besetzen, werden gebeten, sich bitte bis 30. Juni zur Klärung an den
Stadtvorstand zu wenden.
1.2. In den Arbeitsgemeinschaften, Interessengemeinschaften und Plattformen des Stadtverbandes Chemnitz
werden im Zeitraum 01. Juni 2015 bis 30. September 2015 die
Sprecher*innen (1 bis 2) sowie weitere Verantwortliche entsprechend der Arbeitsinhalte gewählt.
2. Der 11. Stadtparteitag des Stadtverbandes Chemnitz
der Partei DIE LINKE. findet am Sonnabend, dem 21. November 2015, 09.00 - ca. 16.00 Uhr, im Luxor, Hartmannstr,
9 – 11, 09111 Chemnitz statt.
2.1. Der Stadtparteitag findet als Gesamtmitgliederversammlung statt. Die Wahl von Delegierten in den Ortsverbänden
entfällt somit.
2.2. Vorläufige Tagesordnung :
• Begrüßung, Wahl der Tagungsleitung und der Kommissionen
• Bericht des Stadtvorsitzenden
• Bericht zur Ortsverbandsstruktur
• „DIE LINKE. Chemnitz 2025 – Zukunftsstrategie“
• Ggf. Satzungsfragen
• Wahl von Delegierten zu den Bundesparteitagen 2016/2017
• Wahl des Stadtvorstandes
• Wahl der Finanzrevisionskommission
• Ggf. Nachwahl Landesrat
2.3. Mit der inhaltlichen und personellen Vorbereitung wird der
Stadtvorstand beauftragt. Für die organisatorische Vorbereitung ist die Geschäftsstelle verantwortlich.
2.4. Vorschläge und Bewerbungen für alle neu zu wählenden
Gremien nimmt formlos bis 30. Oktober die Geschäftsstelle
des Stadtverbandes Chemnitz, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz, entgegen. (Frist für die Einarbeitung in die Materialien)
Bewerbungen können auch zum Parteitag erfolgen.
2.5. Antragsschluss für den Stadtparteitag ist der 06. November, 18.00 Uhr, in der Geschäftsstelle.
3. Im Anschluss an den Stadtparteitag findet am 21. November ab 16 Uhr die Wahlveranstaltung der Delegierten
für die Landesseniorenkonferenzen 2016 und 2017 statt.
Die Einladung erfolgt fristgerecht und satzungsgemäß.
4. Der Beschluss ist ortsüblich zu veröffentlichen. In Vorbereitung und in Auswertung des Stadtparteitages erfolgt im “Der
klare Blick“ eine Veröffentlichung.
4
aktuelles
Linke Zeitung für Chemnitz
„Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz neu verfilmt vom MDR
Was am 1. April 2015 um
20:15 Uhr geschah, war eine
Sensation. Anlässlich des 70.
Jahrestages der Befreiung
des KZ Buchenwald am 11.
April 1945 zeigte die ARD zur
besten Sendezeit die Neuverfilmung des Romans „Nackt
unter Wölfen“ von Bruno
Apitz. Mit 5,45 Millionen Zuschauern erreichte der Film
eine Quote von über 17 Prozent und lag damit auf Platz
1 an diesem Tag. Doch nicht
allein in dem Zuschauererfolg
liegt die Sensation begründet,
sondern vor allem auch in der
Tatsache, dass überhaupt
zu diesem Thema ein Spielfilm gedreht wurde und noch
dazu nach Motiven eines
DDR-Bestsellerromans. Der
letzte (west)deutsche Spielfilm, der die Grauen der Konzentrationslager ausführlich
behandelte, war der 1977
gedrehte Streifen „Aus einem
deutschen Leben“ von Theodor Kotulla. Jahrzehntelang
wagte sich kein deutscher
Filmemacher mehr an dieses
Thema.
Mit der vom MDR initiierten
nunmehr dritten Verfilmung
des Romans „Nackt unter
Wölfen“ (1960, DDR-Fernsehen; 1963, DEFA) erlangt
auch der Autor Bruno Apitz
endlich
gesamtdeutsche
Anerkennung. Obwohl sein
Roman in über 30 Sprachen
übersetzt wurde, eine Gesamtauflage von drei Millionen Exemplaren erreichte
und damit erfolgreicher war
als z.B. Günter Grass mit
der „Blechtrommel“, ist er in
Westdeutschland bis in die
Gegenwart nahezu unbekannt geblieben.
Auch in der DDR war der
große Erfolg dieses Romans
nicht abzusehen gewesen.
Bruno Apitz (r.) und Frank Beyer (l.) mit Herbert Köfer bei Dreharbeiten zum DEFA-Film „Nackt unter Wölfen“ am 16. August
1962. Foto: Bundesarchiv Bild 183-A0816-0001-001.
Apitz musste jahrelang gegen vielfältige Widerstände
ankämpfen. Sowohl die DEFA
als auch der Schriftstellerverband lehnten seine Entwürfe
ab. Erst nach mehreren Überarbeitungen konnte sein Buch
1958 bei dem damals noch
relativ unbedeutendem Mitteldeutschen Verlag in einer
Auflage von zunächst 10.000
Exemplaren erscheinen und
wurde sofort zum Bestseller.
Entgegen zum Teil bis heute
verbreiteter Sichtweisen ist
der Roman „Nackt unter Wölfen“ weder ein Auftragswerk
der SED noch ein historischer
Tatsachen- oder Erlebnisbericht. Apitz verarbeitet in ihm
seine Erlebnisse von acht
Jahren Haft im KZ Buchenwald und verdichtet diese auf
einen Zeitraum von wenigen
Monaten. Insofern basiert der
Roman einerseits auf realen
Geschehnissen und Personen, ist aber anderseits zugleich eine Fiktion. Daher erübrigen sich auch die immer
wiederkehrenden Diskussi-
Für unseren internationalen Leserkreis suchen wir
jederzeit Marx-Engels-Werke (blaue Reihe). Bitte
geben Sie diese in der Geschäftsstelle der Partei
DIE LINKE, Rosenplatz 4, ab. Wir danken Ihnen im
Namen unserer Leser.
Buchhandlung ANNA BLUME, Patrick Pritscha
onen und Auseinandersetzungen darüber, ob sich denn
tatsächlich alles genauso abgespielt hat oder nicht.
Als reiner Erlebnis- bzw.
Tatsachenbericht hätte die
Arbeit von Bruno Apitz zur
damaligen Zeit in der DDR
vermutlich überhaupt nicht
erscheinen können. Dies
hängt mit einem sehr unrühmlichen Kapitel der DDRGeschichte zusammen: 1947
gründete sich die Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes (VVN) als überparteilicher Interessenverband von
Opfern des Nationalsozialismus. Eine Aufgabe dieses
Verbandes war das Sammeln von Erlebnisberichten
von Verfolgten und deren
Herausgabe im verbandseigenen VVN-Verlag. Im Laufe weniger Jahre wurde der
VVN-Verlag zum wichtigsten
deutschen
Publikationsort
authentischer Lagerberichte.
Im Jahre 1951 wurde der Ver-
lag von staatlichen Organen
der DDR (z. B. dem Amt für
Literatur und Verlagswesen)
angewiesen, sein Verlagsprogramm zu ändern. Statt „Vergangenheitsbewältigung“ zu
betreiben, solle der VVN nun
„nach vorne“ schauen und
aktuelle politische Themen
bearbeiten. Die bisherige
Publikationsarbeit wurde z.T.
als „Greul-, Leidens-, und KZLiteratur“ diskreditiert. Letztendlich erfolgte Anfang 1953
in der DDR die Zwangsauflösung des VVN, ebenso des
VVN-Verlags und das Vermögen und die Archive wurden
beschlagnahmt. Damit verloren die NS-Verfolgten in der
DDR sowohl ihren mitgliederbasierten Interessenverband
als auch die Möglichkeit einer
relativ eigenständigen Öffentlichkeits- und Erinnerungsarbeit. Erst seit der Wende sind
viele der damals gesammelten Erlebnisberichte wieder
für die Forschung zugänglich.
Mit der erweiterten Neuausgabe von „Nackt unter Wölfen“, erschienen 2012 beim
Aufbau-Verlag,
die
auch
die
Entstehungsgeschichte des Romans dokumentiert, und der Neuverfilmung
des Buches durch den MDR
2015, ist ein Klassiker der antifaschistischen Literatur wieder populär gemacht worden.
Dafür gebührt den beteiligten
Akteuren Dank und Respekt.
Zugleich zeigt es, dass auch
70 Jahre nach dem Ende des
NS-Regimes ein waches Interesse an der Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit
besteht und dass jede Generation ihren Zugang dazu finden kann.
Patrick Pritscha
Geburtstagskonzert für und mit
Ludwig Streng zu seinem 60.
5. Juni 2015, 19 Uhr,
Quer Beet, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz
Eintritt: 10 Euro. Reservierung unter: 0177-2231335 oder
[email protected]
Linke Zeitung für Chemnitz
Leser*innenforum, Diskussion und
Leserbriefe "Der klare Blick"
Auf der Seite http://www.dielinke-chemnitz.de/partei/derklare-blick/diskussionsforum/ werden alle Leser*innenbriefe der Zeitung "Der klare Blick" veröffentlicht, da aus Platzgründen nicht alle Zuschriften in der Printausgabe erscheinen
können. Leserbriefe spiegeln nicht zwingend den Standpunkt
unserer Redaktion wieder. Sie sollten vielmehr als Weg verstanden werden, andere Ansichten kennenzulernen.
Für den Inhalt sind die Verfasser*innen verantwortlich.
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen.
Kontakt und Zusendung von Leserbriefen:
[email protected]
Erfahrungen aus den Ortsverbänden
Gegenwärtig
beschäftigen Mitglieder versammlungen
sich unsere Ortsparteiorga- eine neue Organisationsform
nisationen im Rahmen der – den Politfrühschoppen –
Zukunftsstrategie
unserer durchzuführen. Dieser findet
Partei mit den unterschied- aller zwei Monate an einem
lichsten Themen, um die Lin- Sonnabend statt. Die letzten
ke attraktiver zu gestalten. zwei Veranstaltungen dieser
Neben einer Verbesserung Art standen unter den Theder inhaltlichen Arbeit gehört men
dazu auch eine effektivere or- - war die DDR ein Unrechtsganisatorische Struktur. Ent- staat?
sprechend des Beschlusses - Griechenland.
des Stadtvorstandes haben Bei einer Teilnahme von jewir Anfang des Jahres da- weils zehn Genossinnen und
mit begonnen, aus kleineren Genossen wurde intensiv und
Ortsverbänden einen größe- teilweise auch konträr disren schlagkräftigeren Orts- kutiert. Die Veranstaltungen
verband West zu bilden.
fanden großen Anklang und
Bei uns ist es ein großes Pro- wir hoffen, dass sich an den
blem, vor allem auch die noch nächsten Politfrühschoppen
im Arbeitsprozess stehenden noch mehr Mitglieder beteiliGenossinnen und Genossen gen. Die Themen werden von
aktiver mit in die Parteiarbeit unseren Genossinnen und
einzubeziehen. Etliche von Genossen selbst vorgeschlaihnen arbeiten außerhalb von gen.
Sachsen bzw. die Zeiten der Vielleicht gelingt es uns so,
Mitglieder versammlungen die jüngeren Genossinnen
sind nur schwer zu vereinba- und Genossen aus unserem
ren. Deshalb haben wir uns Ortsverband besser in die
entschlossen, neben den aller Parteiarbeit einzubeziehen.
zwei Monate stattfindenden
Wolfgang Eberwein
Offener Brief: Meine liebe Stadtratsfraktion,
in unserem Wahlprogramm Altar des Kapitals. Schöne
heißt es: „... keine Einschrän- Linke, aber dann lauthals von
kung des öffentlichen Lebens der Solidarität singen. Dadurch Restriktionen und Ver- mit seit ihr schlimmer als die
bote ...“
konservativen Konservativen,
Mit euren letzten Beschlüssen die ihr Programm mit einer
zur Grünflächensatzung op- gewissen Überzeugung präfert ihr unsere humanistische sentieren. Ihr aber spielt das
Grundüberzeugung den kapi- Spiel, wie Heine es so schön
talistischen Verwertungsinte- beschreibt , ihr predigt soziressen, ihr geht den Weg weg ale Gerechtigkeit und Gleichvon den geschwächten Men- heit (Wasser) und trinkt den
schen hin zu Überlegungen, konservativen Wertungsintedass alles den Kapitalinte- ressen-Wein. Nochmal, lieressen zu opfern ist auf dem be Fraktion, so gewinnt man
leserbriefe
5
Die Entsolidarisierung geht leider weiter
Den hier und da geäußerten gewerkschaften mehr Biss.
ablehnenden Standpunkten Die sogenannten kleinen
zum Streik der Lokführerer Gewerkschaften sind gerade
(GdL) kann ich mich als Ge- deshalb entstanden, weil sich
werkschaftmitlied überhaupt Gewerkschaftmitglieder bzw.
nicht anschließen. Die An- abhängig Beschäftigte nicht
wendung des Streikrechts zur mehr ausreichend vertreten
Durchsetzung der Interessen fühlten. Im Übrigen waren
abhängig Beschäftigter kann es die Verantwortlichen der
doch nicht an willkürliche Be- Bahn, die z.B. aus Kostendingungen, wie Einkommens- gründen im Osten die Verstrukturen in Form einer Neid- beamtung aushebelten und
dabatte oder die Betrachtung den damit auch den Lohn
der Profitrate von Konzernen drückten. Bei den Lehrern
oder gesamtgesellschaftlicher geschah gleiches.
Auswirkungen auf den Einzel- Der Umverteilung des Reichnen, gebunden werden, denn tums von unten nach oben,
dann muss man konsequen- dem Sozialabbau
sowie
terweise das Streikrecht ein- Einschränkungen demokraschränken oder gar abschaf- tischer Rechte kommt man
fen. Aber dies will doch gerade nicht mit eine devoten Haldie schwarz-rote Bundesregie- tung gegenüber den Herrrung mit allen Mitteln durchset- schenden bei, da hilft nur Aufzen und wir sollen dafür auch begehren, manchmal eben
noch Beifall klatschen.
auch Streik. Der Streik ist ein
Der Erfolg gewerkschaft- legitimes und wirkungsvolles
licher Tätigkeit ist vor allem Mittel zur Durchsetzung sovon einer
konsequenten zialer Forderungen im reichsInteressenvertretung
der ten Staat der Euro-Zone.
Mitglieder abhängig und da Übe heute Solidarität, denn
wünschte man sich seitens morgen bist du vielleicht dran.
des DGB bzw. von EinzelRaimon Brete
Wieder Neues entdeckt
17 Wanderlustige der LINKEN folgten am 16. Mai der
Einladung der AG Seniorenund Behindertenpolitik zur
Wanderfahrt nach Leubsdorf
im Flöhatal.
Manfred Porstmann führte
uns nach der kurzen Zugfahrt vom Ausgangspunkt
Bahnhof Leubsdorf ortskundig auf der Wanderstrecke.
Gute Stimmung, Sonne und
frische Frühlingsluft beglei-
teten uns längs des Flöhaflusses und bald grüßte die
denkmalgeschützte
Holzbrücke in Hohenfichte. Im
dortigen Gasthof sorgte sich
jeder um sein leibliches Wohl
und bald saßen wir entspannt in der Regionalbahn – Ziel:
Chemnitz Hauptbahnhof.
Das Ziel für die Herbsttour
hat Rolf Diez schon vor Augen.
Gerda Uhlmann
keine neuen WählerInnen. So
treibt man sie in die falsche
Ecke. Bitte lest unser gemeinsam verfasstes Wahlprogramm und setzt es um. Und
beugt euch nicht jeglicher
Verwertungslogik, die Menschen nur als Konsumenten,
also als verächtliches, ein geknechtes Wesen sehen, und
erinnert euch an unsere gemeinsamen humanistischen
und sozialistischen Werte.
Warum beugt ihr euch euren
rot-rot-grünen Träumen, wenn
so etwas Menschenverachtendes dabei herauskommt?
Macht um jeden Preis kann
nicht linke und soziale Politik
ersetzen. Wo ist euer soziales
Gewissen? Wahrscheinlich
im Gestaltungstaumel der
Verwertungslogik
untergegangen. Na toll!
Nochmal Heine: „Ich habe
Drachenzähne gesät und Flöhe geerntet! Und diese sind
noch zahnlos!“ Mike Melzer
(Lesen Sie zu diesem
Thema auch auf Seite 7)
6
stadtrat
Linke Zeitung für Chemnitz
Aus der Stadtratssitzung am 6. Mai:
Die Fraktion DIE LINKE hat der Aufhebung der Grundschule
Altendorf nicht zugestimmt; ebenso der Rest des Stadtrates
nicht. Hierzu der Redebeitrag von Angela Müller, schulpolitische Sprecherin:
Unser Motto ist „Kurze Wege
für kurze Beine“. Die Altendorfer Grundschule ist ein
saniertes Schulgebäude, in
dem die Grundschüler ihre
Grundschulzeit
verbringen
möchten. Leider plant die
Stadtverwaltung etwas anderes. Wir als Fraktion werden der Schließung nicht
zustimmen. Mit großer Verspätung bekamen wir die
Schulnetzplanung. Unser Ziel
ist es, mit Eltern sowie Kreiselternrat
zusammenzuarbeiten. Bei der Schulnetzplanung stellen wir fest, dass die
Pablo-Neruda- sowie Gebrüder-Grimm-Grundschule in
diesem Schulbezirk schon an
ihre Grenzen gehen; Schülerzahl stark ansteigend.
Die Schülerzahlen der Schulnetzplanung sind teilweise
nicht identisch mit den An-
meldezahlen. Vor der Schulnetzplanung wurde in der
Altendorfer Grundschule mit
der Zahl 14 als Anmeldezahl
gearbeitet, womit die Stadt
ein leichtes Spiel gehabt hätte. Die Zahl, um eine Klasse 1 zu bilden, beträgt 15.
Wir als Stadträte sollten mit
Blick auf die nächsten Jahre
schauen. Mit steigenden Zahlen in Kitas und Wachstum
in diesem Schulbezirk wird
diese Grundschule weiter gebraucht. Für dieses Jahr beträgt die Anmeldezahl 19.
Wir sind uns sicher, wenn
endlich mit offenen Karten
gespielt wird, ist die Altendorfer Schule ein sicherer Schulstandort. Wir sollten einmal
an unsere Kleinen denken.
Diese sind unsere Zukunft.
Damit bitte ich um Ablehnung
des Verwaltungsvorschlags.
Der Vorschlag der Verwaltung zur Schließung des Erfenschlager Freibades wurde von der Tagesordnung genommen und
soll erneut im zuständigen Ausschuss diskutiert werden. Hierzu der Standpunkt von Heiko Schinkitz, sportpolitischer Sprecher der Fraktion:
Mit Blick auf die kommunale
Bäderlandschaft, deren Problemlagen und die dazu anstehenden Entscheidungen
wird die Fraktion DIE LINKE
dem ergänzten Verwaltungsvorschlag zur Einstellung des
Badbetriebes in Erfenschlag
zustimmen.
Die Absicht zur Schließung
des Freibades Erfenschlag
als kommunales Freibad ist
nicht neu. Sie besteht bereits
seit dem Jahr 1997. Dank des
bürgerschaftlichen Engagements der Mitglieder des SSV
Textima Chemnitz e.V. und
weiterer Freunde des Erfenschlager Bades konnte der
Bäderstandort
Erfenschlag
trotz immer komplizierter wer-
dender Rahmenbedingungen
16 Jahre erhalten werden. Dafür danken wir allen Akteuren.
Auf Grund der dargestellten
Situation hat der Stadtrat seine Entscheidung noch einmal vertagt und die Vorlage
zur wiederholten Vorberatung
in den Schul- und Sportausschuss verwiesen. Ziel der
weiteren Beratungen muss
es aus Sicht meiner Fraktion
sein, trotz Einstellung des
Badbetriebes durch die Stadt
Chemnitz die Option der
Aufrechterhaltung durch die
Erfenschlager Bürgerschaft
auch nach dem „Ausscheiden“ des SSV Textima Chemnitz e.V. umfassend binnen
Jahresfrist zu prüfen.
Die heftigsten Debatten erfolgten um den Antrag der Fraktion
Pro Chemnitz, der darauf abzielte, dass die Stadt Chemnitz ab
dem Jahr 2016 keine städtischen Finanzmittel mehr für das
Alternative Jugendzentrum Chemnitz zur Verfügung stellt. In
der Sitzung stellte die CDU-Fraktion einen Änderungsantrag,
der die Belastbarkeit der Vorwürfe der Fraktion Pro Chemnitz
auf Grund von Informationen seitens des Verfassungsschutzes
überprüfen sollte. Die Ablehnung der Fraktion DIE LINKE begründete Katrin Prischa (Auszüge aus ihrer Rede):
Das AJZ auf der Chemnitztalstraße. Foto: Rudolf Henkel
Ich war lange Jahre Mitglied
im AJZ. Und das zu einer
Zeit, als die Lesung aus der
Autobiographie einer Ex-Terroristin, erschienen in einem
renommierten Verlag, schon
einmal fast zum Entzug der
Förderung und zur Schließung des AJZ geführt hätte.
Die Lesereise umfasste damals dutzende Städte. Diesen Aufschrei „Wie könnt Ihr
nur! Das gehört verboten!“
gab es nur hier in Chemnitz
und – das möchte ich an
dieser Stelle auch sagen –
sorgte für gehöriges Unverständnis andernorts.
Ja, wir haben viel über Gewalt und Linksextremismus
geredet. Und ja, wir haben
uns damals Linksextremisten
ins Haus geholt, um von ihnen aus erster Hand – und
unter den Augen des Verfassungsschutzes – zu erfahren, welche Verhältnisse sie
so handeln ließ, wie sie es
taten – zu den befürchteten
linksterroristischen Anschlägen kam es damals wie heute
nicht. Vielmehr wurde immer
wieder herausgestellt, dass
Gewalt die Probleme der Zeit
nicht löst und dass es zur
Demokratie – mit all ihren
Defekten und Abnutzungs-
erscheinungen – derzeit und
auch in näherer Zukunft keine
Alternative gibt. (…)
Will man Demokratie dagegen nachhaltig schwächen,
definiert man Denkverbote
und artikuliert lautstark seine Empörung über Dinge,
die man nicht versteht oder
gutheißt. Dass die CDU auf
einen Pro-Chemnitz-Antrag
aufspringt, ist besorgniserregend. Und es ist ein Novum.
Fast noch mehr beunruhigt
mich, dass Sie die Freiheit
der Kunst in Frage stellen. Ich
bin mir nicht sicher, ob Ihnen
klar ist, was Sie damit auslösen. (…)
Fakt ist: Das AJZ treibt, weit
über seinen Auftrag in der
Jugendhilfe und über die von
der Stadt geförderten Projekte hinaus in dieser Stadt
immer wieder Entwicklungen
voran. Was auf den ersten
Blick problematisch scheint,
sorgt auf den zweiten Blick
dafür, dass Chemnitz gerade für junge Leute mit ihren
unterschiedlichsten Ansprüchen und Bedürfnissen zunehmend attraktiv wird.
Der vollständige Redebeitrag
ist auf der Homepage www.
linksfraktion-chemnitz.de zu
finden.
Tel.: (03 71) 4 88 13 20 oder 13 21 • Fax: (03 71) 4 88 13 95
www.linksfraktion-chemnitz.de • e-mail: [email protected]
Linke Zeitung für Chemnitz
Eine intensive und kontroverse Diskussion ging dem Vorschlag der Verwaltung zur neuen Grünanlagensatzung voraus. Vorgesehen ist, das bereits im vergangenen Jahr erprobte Alkoholverbot in einigen Bereichen der Innenstadt in
diese Satzung aufzunehmen und somit auch in Zukunft zu
praktizieren. Die Mehrheit der Fraktion sprach sich für diese
Regelung aus, die Jörg Hopperdietzel, ordnungspolitischer
Sprecher, hier begründet:
Natürlich sind Verbote kein linker
Ansatz zur Ordnungspolitik. Nichtsdestotrotz müssen
wir uns den Problemen des verstärkten
Alkoholkonsums in
der Innenstadt und den damit einhergehenden Problemen stellen. Pöbeleien und
Belästigungen
gegenüber
Besuchern und Gewerbetreibenden haben seit Bestehen
der Allgemeinverfügung im
Jahr 2014 drastisch abgenommen. Eine Verdrängung
mit nun neuen Schwerpunktgebieten ist nicht bekannt.
In den vorab geführten Gesprächen mit in der Innenstadt tätigen Streetworkern
wurde Einverständnis mit
dem Vorschlag der Verwaltung signalisiert.
Nun schlagen zwei Seelen
in meiner Brust, weil ich die
Wirksamkeit der bisherigen
Allgemeinverfügung
nicht
ignorieren
kann, aber auch den
linken Ansatz des
Ordnungsrechtes im
Kopf habe.
Da der Verstoß gegen das Alkoholverbot ordnungsrechtlich nicht
geahndet wird – auf diesem
Punkt hat unsere Fraktion bestanden – habe ich der Fraktion die Zustimmung zur Beschlussvorlage empfohlen.
In der Folge ist es nun wichtig, ein Konzept zu klaren
Regelungen zum Umgang
mit der Grünanlagensatzung
und der Polizeiverordnung im
Sinne von Prävention vor Repression zu erstellen, wobei
wir auf große Unterstützung
aus den Reihen der Genossinnen und Genossen hoffen. Gern bin ich auch bereit,
in den Ortsgruppen bzw. im
Stadtvorstand zum Thema zu
diskutieren.
Sprechstunden - Stadträtinnen/
Stadträte - Fraktion DIE LINKE
Juni 2015
Jeden Donnerstag, 16:00 -17:30 Uhr, Hans-Joachim Siegel
Ort: Bürgerservicestelle/Rathaus Röhrsdorf, Rathausplatz 4
08. Juni, 15:00 - 16:00 Uhr, Dr. Eberhard Langer
Leimtopf, Ulbrichtstraße 4
15. Juni, 16:00 – 17:00 Uhr, Susanne Schaper,
Fraktionsvorsitzende
Ort: Rathaus, Markt 1, Zimmer 111
15. Juni, 15:00 – 16:00 Uhr, Dietmar Berger,
stellv. Fraktionsvorsitzender
Ort: Leimtopf, Ulbrichtstraße 4
17. Juni, 16:00 – 17:00 Uhr, Katrin Pritscha
Ort: Rathaus, Markt 1, Zimmer 111
17. Juni, ab 18:00 Uhr, Thomas Scherzberg
und Dagmar Weidauer
Ort: „Bürgertreff“, Flemmingstr. 8, Haus 19
22. Juni, ab 13:00 Uhr, Kai Tietze
Ort: Bürgeramt/Rathaus Wittgensdorf, Rathausplatz 1
23. Juni, ab 17 Uhr, Hubert Gintschel,
Ort: Bürgertreff „Gleis 1“, Oberfrohnaer Str. 2
26. Juni, 16:30 – 18:00 Uhr, Sabine Pester
Ort: Bürgertreff „Bei Heckerts“, Wilhelm-Firl-Straße 23
Nach Vereinbarung – Tel. Nr. 488 1320
stadtrat
7
Der auf Initiative der Fraktion DIE LINKE und von sechs weiteren im Stadtrat vertretenen Fraktionen mitgetragene Beschlussantrag zur Einführung einer Gesundheitskarte für
Asylsuchende wurde von der Fraktionsvorsitzenden Susanne
Schaper begründet:
Gesundheit und die Versorgung im Fall von Krankheit
nimmt für alle Menschen einen zentralen Stellenwert im
Leben ein, so auch für Flüchtlinge. Doch gerade Flüchtlinge unterliegen in diesem
Bereich besonderen Schwierigkeiten. Wenn ein Asylbewerber zum Arzt will, dann ist
das nicht so einfach. Er muss
jede Behandlung beim Sozialamt beantragen, jede Rechnung wird von diesem geprüft.
Diese Praxis bringt nicht nur
viel Verwaltungsaufwand mit
sich. Sie verlangt auch von
den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern eine kurzfristige
Entscheidung im Rahmen
des Ermessensspielraums,
birgt aber das Risiko einer
falschen oder zu spät getroffenen Entscheidung.
„Das Modell ist ein großer Erfolg.“ sagt die AOK Bremen/
Bremerhaven. Seit vielen
Jahren übernimmt die Krankenkasse die Betreuung der
Asylbewerber in Bremen,
seit einigen Jahren auch die
der Flüchtlinge in Hamburg.
Auch für die Behörden lohnt
sich die Partnerschaft mit der
Krankenkasse. Indem sie mit
der Abrechnung die Kassen
beauftragen, sparen sie Personal und teure Software.
Für Asylbewerber bedeutet die Chipkarte ein Stück
Freiheit. Sie können, wenn
sie Schmerzen haben oder
krank sind, unbürokratisch
zum Arzt. Dort erhalten sie
ähnliche Leistungen wie gesetzlich Versicherte. Die Behandlungskosten seien in
beiden Stadtstaaten dadurch
nicht gestiegen - vielleicht
auch, weil die Asylbewerber
auf besondere Behandlungen
chronischer Krankheiten und
freiwillige Zusatzleistungen
der Kassen verzichten müssen. Derzeit prüfen Bund
und Länder eine Ausweitung
des Modells von Bremen und
Hamburg.
Die breite Reihe der Einreicher des Antrags, sieben
Frak tionen,
zeigt die große
Befür wor tung
dieses Anliegens. Wir bitten
die Chemnitzer
Stadt ver waltung,
diesen
Prozess intensiv zu unterstützen
und
Möglichkeiten
zur Einführung
einer Gesundheitskarte für
Asylsuchende
zu prüfen.
Bitte
beteiligen Sie sich
intensiv an den
derzeitigen
Diskussionen
im
Freistaat
Sachsen, beim
sächsischen
Städteund
Die Einführung einer Gesundheitskarte für Gem ein d et ag
Asylsuchende befürworten sieben Frakti- und an allen
anderen geboonen im Chemnitzer Stadtrat.
Foto: Andreas Morlok/Pixelio.de tenen Stellen.
8
landtag
Linke Zeitung für Chemnitz
Besuch der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Chemnitz
Die Linken Landtagsabgeordneten Susanne Schaper
und Klaus Bartl besuchten
am 16. April gemeinsam mit
dem MdB Michael Leutert und
einigen Stadträten der Chemnitzer Linksfraktion in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE)
für Asylbewerber in Chemnitz.
So leicht kommt niemand
da hinein, außer denen, die
dort arbeiten oder als Neuankömmlinge in Deutschland
dem Freistaat Sachsen zugewiesen worden sind. Der
Präsident der Landesdirektion
machte auf nachdrückliches
Bitten den Besuch der Parlamentarier möglich.
Beim Betreten des eingezäunten und bewachten Geländes stellt sich Ernüchterung
ein. Weder die Flüchtlinge
noch die dort Beschäftigten
leben in rosigen Verhältnissen.
Ein viel zu kleiner Aufnahmebereich; enge Flure; spartanisch eingerichtete Zimmer
mit Doppelstockbetten aus
Metallrohr, Tisch, Stühle, schmale Spinde, gefliester Boden;
Sanitärräume ohne optischen
Schutz in den Dusch- und
Waschbereichen; ein winziger
Raum für den - lebenswichtigen - wöchentlichen Orientierungsunterricht und ein kahler Außenbereich, der viel zu
wenig Sitzplätze und keinerlei
Rückzugsmöglichkeiten bietet. Immerhin sind in der EAE
auch bis zu 100 Kinder untergebracht. Außer einem Spielzimmer und einem Sandkasten gibt es nichts, womit sich
kleine Kinder beschäftigen
könnten. Man muss sich fast
schämen, dass es ein reiches
Blick in eines der spartanisch eingerichteten Zimmer.
Foto: Katrin Pritscha
Land nicht auf die Reihe bekommt, die Erstunterbringung
von Flüchtlingen würdevoll und
etwas freundlicher zu gestalten.
Der Führung durch das Gelände folgte ein sehr informatives
Gespräch mit dem Präsidenten
der Landesdirektion und der
Leitung der Einrichtung.
Es kam zur Sprache, dass die
Landesdirektion schon länger
größere
Flüchtlingszahlen
erwartet als noch zu diesem
Zeitpunkt das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge.
Die bundesweite Prognose,
die dann Anfang Mai vom
Bundesamt auf 450.000 korrigiert wurde, ist letztendlich
die Grundlage der Meldungen
an die Kommunen, wie viele
Flüchtlinge sie voraussichtlich aufnehmen müssen. Ist
die Prognose zu gering angesetzt, wird den Kommunen die
Möglichkeit genommen, sich
auf den wirklichen Unterbringungsbedarf einzustellen. Notunterkünfte und Akzeptanzprobleme in der Bürgerschaft
sind mitunter die Folgen.
Eine der Fragen, die wir hatten, war: Warum verbietet die
Susanne
Schaper
und
Klaus Bartl: Der Besuch in
der EAE in Chemnitz bestärkt auch in der Überzeugung, dass es nur einen
sinngebenden Weg gibt, die
Situation in den Erstaufnahmeeinrichtungen wie in den
Asylbewerberunterkünften, so lange es sie noch gibt, nachhaltig zu ändern. In das Flüchtlingsaufnahmegesetz müssen
für alle entscheidenden Faktoren einer menschenwürdigen
Unterbringung und Behandlung von Flüchtlingen verbindliche
Parameter rein - vom Ausstattungsstandard bis zur gesundheitlichen Betreuung von Anfang an.
Landesdirektion den Vereinen für Migrationsarbeit, wie
der AG In- und Ausländer
e.V. oder dem Sächsischen
Flüchtlingsrat, auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung Beratungen für
Asylbewerber
anzubieten?
Seit Jahren ist es den Vereinen nur möglich, mit den Bewohnern der EAE durch den
Zaun Kontakt aufzunehmen
und Beratungen auf der Straße in privaten Fahrzeugen
durchzuführen. Das derzeit
vorhandene große politische
Interesse an dem Thema hat
an diesem unhaltbaren Zustand nichts geändert. Die
Begründung, wenn die Vereine mit ihren Beratungsangeboten hinein dürften, so
müsste man auch rechte Vereine reinlassen, wirkte doch
sehr bemüht. Zumal es in
der Bundesrepublik doch genügend Beispiele dafür gibt,
dass genau das funktionieren
kann, wie in der Hessischen
Erstaufnahmeeinrichtung in
Gießen oder der Erstaufnahmeeinrichtung Niedersachsen in Braunschweig.
Ein Asylverfahren ist kompliziert und für die Flüchtlinge
nur schwer verständlich. Also
sollte es doch jedem einleuchten, dass eine Beratung
vor Ort der beste Weg wäre,
dem Asylsuchenden zu seinem Recht zu verhelfen und
gleichzeitig der erste Schritt
der Integration. Die Willkommenskultur fängt an der
Haustür an!
Susanne Schaper
und Klaus Bartl, MdL
Ausreichende Finanzierung statt warmer Worte gefordert
Entscheidend für eine Willkommenskultur in der Gesellschaft ist auch eine
Landespolitik, die Asyl als humanitäre Pflicht und Migration als Selbstverständlichkeit
anerkennt und das auch offensiv vertritt. Diese Haltung
muss sich auch finanziell
niederschlagen. Zwar wurden
mit Blick auf die steigenden
Zahlen im neuen Doppelhaushalt die Ausgaben für die
Unterbringung von Asylbe-
werbern erhöht. Auch für die
Betreibung der Erstaufnahmeeinrichtungen stehen jährlich sieben Mio. Euro mehr
zur Verfügung. Aber dass
die hier eingeplanten Beträge nicht ausreichend sind,
räumt inzwischen selbst die
Koalition ein. Wurde bei den
Haushaltsberatungen vor wenigen Wochen der Antrag der
LINKEN noch abgelehnt, mit
Blick auf die zu erwartenden
höheren
Flüchtlingszahlen
und die Unterfinanzierung der
Kommunen bei ihrer Integrationsaufgabe insbesondere die
Pro-Kopf-Pauschale entsprechend zu erhöhen, so stellt
der CDU-Fraktionschef Frank
Kupfer inzwischen selbst fest,
dass eine Finanzierungslücke
von mindestens 50 Millionen
Euro bei der Unterbringung
und Betreuung von Flüchtlingen in Sachsen besteht. Völlig aus dem Blick geraten sind
die nicht ausreichenden Mittel
für Sprachkurse. Das
ist
besonders problematisch, da
hier doch der
Schlüssel für
den Zugang
zu Bildung und Arbeit und
letztlich zu einer selbst bestimmten Lebensperspektive
der betroffenen Menschen
liegt.
Nico Brünler, MdL
Linke Zeitung für Chemnitz
9
bundestag
Der „Fall G36 – Worum es wirklich geht
G36 – Die Bezeichnung steht
schon seit Monaten nicht mehr
nur für das Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr. Sie
steht spätestens seit der Vorlage des Prüfberichts zum
G36 auch für einen weiteren
Beschaffungsskandal
des
Verteidigungsministeriums.
Daneben aber wird das Gewehr mehr und mehr zu einem
Beispiel für Machtpolitik einerseits und die Herausbildung
eines „militärisch-industriellen
Komplexes“ andererseits.
Rund 170.000 Stück des
G36 wurden durch das Verteidigungsministerium
von
der Rüstungsfirma Heckler
& Koch (H&K) seit 1995 gekauft. Knapp 200 Millionen
Euro hat dies die öffentliche
Hand gekostet. Leider gibt es
ein nicht unwesentliches Problem: Das Gewehr schießt bei
Erwärmung – ob von innen
oder außen – nicht mehr präzise. Dass es Probleme geben
könnte, hätte man von Anfang
an wissen können. Bereits
1993, als das Anforderungsprofil festgelegt wurde, gab es
interne Warnungen, dass aufgrund der geplanten schnellen
Anschaffung die Zeit nicht zur
Erprobung ausreiche. Passiert ist daraufhin nichts. Der
verantwortliche Minister war
Volker Rühe von der CDU.
In den Jahren ab 2010 häuften sich die Hinweise, dass
es Probleme gibt. Das wurde
mehrfach in offiziellen Untersuchungen bestätigt, doch
passiert ist wieder nichts. Mehr
noch: Der Einschätzung, dass
von H&K und dem Ministeriums-Apparat versucht worden
sei, die negativen Tests nicht
nach außen dringen zu lassen
und kritische Medienberichte
zu verhindern, lässt sich nur
schwer widersprechen. Die
Minister hießen in diesen Jahren Karl-Theodor zu Guttenberg und Lothar de Maiziere.
Offiziell bestätigt wurde die
mangelnde Treffgenauigkeit
erst 2015 durch eine ausgiebige Prüfung, die von der
Ein Wunder im
Verteidigungsministerium
Es gibt noch Zeichen und
Wunder! Eines hat sich im
Ver teidigungsministerium
ereignet. Dieses leistet sich
einen eigenen TV-Sender
für die Soldaten im Ausland.
Schade, dass die das Programm kaum schauen, weil
fast alles Wiederholungen
anderer Sender sind. Deshalb habe ich vor einem Jahr
gefragt, wieviel der Spaß die
Steuerzahler bislang gekostet
habe. Antwort des Ministeriums: Wissen wir nicht, weil
keine Daten gesammelt wurden. Jetzt kritisiert der Bundesrechnungshof die Verschwendung von 50 Millionen
Euro bei Bundeswehr-TV. Wo
kommt denn die Zahl auf einmal her? Entweder es ist ein
Wunder oder das Ministerium
gibt manchen Abgeordneten
nicht so gerne Auskunft.
Michael Leutert
Von der Leyens Milliardengrab Meads
„Ministerin von der Leyen hat
offenkundig aus den Kostenexplosionen bei Rüstungsgroßprojekten nichts gelernt.
Mit der Beschaffung von
Meads hebt sie ein weiteres
Milliarden-Grab aus“, erklärt
Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE,
zu Medienberichten, nach
denen das Verteidigungsministerium die Beschaffung
des Raketenabwehrsystems
Meads plant. Buchholz weiter: „Meads ist keine defensive Maßnahme, sondern Teil
eines Aufrüstungsprogramms
der Bundeswehr. Es leistet
dem Wettrüsten mit Trägerraketen und Abfangsystemen
Vorschub. Die Kosten für die
Beschaffung werden vier bis
fünf Mrd. Euro betragen. Steuergeld, das für Kitas, sanierte
Brücken, funktionierende digitale Infrastruktur sinnvoll und
besser angelegt wäre.“
jetzigen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
veranlasst worden war. Dennoch ist der „Fall G36“ in der
Öffentlichkeit nicht zuletzt
ein „Fall von der Leyen“. So
warf ihr unter anderem das
Magazin „Spiegel“ ohne belastbare Belege vor, von den
Vertuschungsversuchungen
gewusst zu haben, die H&K
und führende Beamte ihres
Ministeriums 2013 gemeinsam unternommen hatten.
Nun kommt es selten vor,
dass man als LINKER eine
CDU-Ministerin in Schutz
nehmen muss. Doch trifft von
der Leyen wenig Schuld an
der Misere. Im Gegenteil: Wir
müssen die sonstige Politik
der Ministerin nicht mögen,
um zu erkennen, dass es hier
nicht zuletzt darum geht, eine
potentielle Kanzlerkandidatin
im internen Machtspiel der
Regierungskoalition zu beschädigen. Vor allem aber
lenkt die Kritik an von der
Leyen vom eigentlichen Problem ab: Den Verbindungen
zwischen Rüstungsindustrie
und Politik, in diesem Fall
dem in Jahrzehnten gewachsenen Filz zwischen H&K
und
dem
Apparat im
Ver te i d i gungsministerium.
Linke Politik
muss zum
Ziel haben, hier aufzuklären
und zu einer dauerhaften Veränderung jener Strukturen
beizutragen, die den Skandal um das G36 erst möglich
gemacht haben. Ein Untersuchungsausschuss
wird
dazu mit seinem begrenzten
Auftrag nicht ausreichen.
Bessere Möglichkeiten bietet
eine Kommission mit unabhängigen Fachleuten, die im
parlamentarischen
Auftrag
Vorschläge für die dauerhafte
Beseitigung der Seilschaften
von Rüstungsfirmen und Politik sowie für eine wirkungsvolle Kontrolle von Rüstungsprojekten erarbeitet. Dies ist
um so wichtiger, als es nicht
nur um das G36, sondern
letztlich um alle großen Rüstungsvorhaben der letzten
Jahrzehnte geht, von denen
keines wie vorgesehen fertiggestellt wurde. Es muss aufgeräumt werden.
Michael Leutert, MdB
Die skandalträchtige Waffe. Bild: Takahara Osaka [CC BY-SA 3.0]
10
rosa-luxemburg-stiftung
Linke Zeitung für Chemnitz
schaft wird die Politik fortgesetzt, die zur Krise geführt hat, obwohl es durchaus Zweifel am Kapitalismus selbst gab. Wenn
weder Markt noch Staat die Probleme einer komplexen Ökonomie lösen können, dann muss über Alternativen nachgedacht
werden. Diese sind nur in der demokratischen Lösungskompetenz der Vielen zu finden. In den vergangenen Jahrzehnten
gab es immer wieder Vorstöße zu demokratischen Alternativen der Art und Weise, wie wirtschaftliche Prozesse organisiert werden können.
Einige dieser Vorschläge will der Vortrag vorstellen und die mit
ihnen verbundenen Probleme erörtern.
Freitag, 29. Mai, 18.00 Uhr
Filmvorführung und Diskussion:
„Häuser erhalten! Räume eröffnen“
Mit Holger Lauinger, Regisseur (Berlin)
Lesecafé Odradek, Leipziger Straße 3, 09113 Chemnitz
Leerstand bedeutet in vielen Köpfen Stillstand, Verfall und Abriss. Das muss aber nicht sein. Der Verein „HausHalten“ organisiert mit den Modellen „Wächterhaus“ und „Ausbauhaus“
neue Kooperationen zwischen Nutzern und Eigentümern und
bieten so Chancen, die Lebens- und Arbeitswelt selbst zu gestalten. Kreative und soziale Potentiale finden Räume. Der
Film „Häuser erhalten. Räume eröffnen!“ will Anregung für die
Gestaltung unserer Stadt sein. Ein Film von Daniel Kunle &
Holger Lauinger (D 2014, 25 min)
Im Anschluss diskutieren der Regisseur und Vertreter der
Urbane Polemik e.V. über Aussichten und Probleme an konkreten Projekten in Chemnitz.
Dienstag, 9. Juni, 13 Uhr
Intensivseminar:
Aktuelle Fragen materialistischer Staatstheorie II
Mit Prof. Dr. Alex Demirovic, Frankfurt (Main)
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
und des Studentenrates der Technische Universität Chemnitz
Seminarraum NK004, Zentrales Hörsaalgebäude (Orangerie),
TU Chemnitz, Reichenhainer Straße 90, 09126 Chemnitz
Nach einer kurzen Zusammenfassung der grundlegenden Begriffe geht es um aktuelle Fragen der staatlichen Entwicklung
und um den Wettbewerbsstaat, Transnationalisierung, Governance. Hinzu kommen Ausführungen zu den Herrschaftstechnologien: also Gewalt, Disziplin und Gouvernementalität, um
Machtformen unterhalb des Staates besser begreifen zu können. In der ersten Sitzung des Seminars wurden grundlegende
Begriffe der materialistischen Staatstheorie besprochen. Diese werden kurz zusammengefasst, um auch neu Interessierten die Möglichkeiten der Teilnahme zu bieten.
Im weiteren geht es dann um aktuelle Fragen der staatlichen
Entwicklung und die Einführung wichtiger Begriffe zur Bestimmung des kapitalistischen Staates: Wettbewerbsstaat, Transnationalisierung, Governance. Hinzu kommen sollen auch
Ausführungen zu den Herrschaftstechnologien: also Gewalt,
Disziplin und Gouvernementalität, um Machtformen unterhalb
des Staates besser begreifen zu können.
Dienstag, 9. Juni, 19 Uhr
Vortrag und Diskussion
Wirtschaftsdemokratie, Rätedemokratie und freie Kooperationen
Mit Prof. Dr. Alex Demirovic, Berlin
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen in
Kooperation mit der Volkshochschule Chemnitz
Veranstaltungssaal DAStietz, Moritzstr. 20, 09111 Chemnitz
Seit 2007 durchlaufen die zentralen kapitalistischen Gesellschaften eine große und multiple Krise. Diese Krise ist nicht
ausgestanden. Von Regierung und großen Teilen der Wirt-
Dienstag, 16. Juni, 19.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Der schmale Grat - Widerstand im KZ Buchenwald
Mit Bernd Langer, KuK (Berlin)
Eine gemeinsame Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Rothaus e.V. Chemnitz
Veranstaltungssaal Rothaus, Lohstraße 2, 09111 Chemnitz
„Haben wir alles richtig gemacht?“ ist der Titel eines Interviews
mit Paul Grünewald, der mit Karl Peix und Walter Krämer – beide wurden 1941 ermordet – eine Widerstandsgruppe im Krankenrevier des KZ Buchenwald bildete. Insbesondere Krämer
war in der DDR als „Arzt von Buchenwald“ populär, im Roman
„Nackt unter Wölfen“ setzte ihm Bruno Apitz ein literarisches
Denkmal. Doch die einfache Schwarz-Weiß-Beschreibung von
antifaschistischen Helden unterschlägt die komplizierten Verhältnisse in den Konzentrationslagern. Während nach Krämer
Schulen, Straßen usw. benannt wurden, fand Karl Peix später
kaum noch Erwähnung. Dabei war er zunächst von zentraler
Bedeutung für den Widerstand in Buchenwald, verstrickte sich
aber zunehmend in Machenschaften mit der SS, Vorwürfe gehen bis hin zu Mord.
Im Gespräch berichtet Grünewald mit seltener Offenheit
über das Dilemma von notwendiger Zusammenarbeit mit
SS-Schergen, Korruption, Geldbeschaffung und politischem
Selbstverständnis.
Der Vortrag zu dem auf CD erschienenen Interview wird auf
die Lebenswege der Handelnden eingehen und die Geschichte des Widerstands erzählen.
Sonnabend, 20. Juni, 11.00 Uhr
Junge akademische Reihe
Die Wiederkehr der Sozialfaschismusthese
in maoistischen K-Gruppen
Mit Benjamin Schumann (Chemnitz)
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen mit
dem Rothaus e.V.
Veranstaltungssaal Rothaus, Lohstraße 2, 09111 Chemnitz
Die Sozialfaschismusthese steht in der heutige Forschung
überwiegend für das historische Versagen der Kommunistischen Internationalen gegenüber dem aufkommenden Faschismus. Die Analyse reduzierte den Faschismus auf seine
den Kapitalismus stützende Funktion und erklärte die Sozialdemokratie zum Hauptfeind. Abgelöst durch die sogenannte
Dimitroff-Formel wurde die These erst nach der machtpolitischen Festigung des deutschen Faschismus revidiert. Umso
erstaunlicher ist die Wiederkehr der Thesen in einigen maoistischen K-Gruppen der westdeutschen „Neuen Linken“. Dort
richtete sich die These nicht nur gegen die Sozialdemokratie,
sondern vor allem gegen die Staaten des Ostblocks. Wie kam
es dazu?
In der Vorstellung der Masterarbeit werden verschiedenen
kommunistische Faschismusdeutungen vorgestellt, die Entstehung der maoistischen Bewegung nachvollzogen sowie die
Ursachen der Wiederkehr diskutiert.
Linke Zeitung für Chemnitz
Termine ...
Alle Veranstaltungen sind öffentlich
26.05., 18.00 Uhr, Rosenplatz 4
Beratung des Stadtvorstandes DIE LINKE mit den
Zusammenschlüssen des Stadtverbandes
30. und 31.05., LUXOR, Hartmannstr. 9-11
Zukunftskonferenz des Stadtverbandes
01.6., 19.00 Uhr, Turmbrauhaus, 1. Stock
Stammtisch DIE LINKE. Chemnitz
06.-07.06., Bielefeld, Bundesparteitag DIE LINKE
11.06., 18.00 Uhr, Rothaus e.V., Lohstr. 2
Beratung der IG Frieden-Gerechtigkeit-Solidarität
13.06., 10.00 Uhr, Rothaus e.V., Lohstr. 2
"Kuba und das fortschrittliche Lateinamerika.
Internationalismus heute und die Rolle der Linken"
Diskussionsveranstaltung mit Harri Grünberg
(Vorsitzender Netzwerk Cuba), Unterstützt von Cuba Si CHEmnitz
16.06., 18.00 Uhr, Rosenplatz 4, AG Raum
Beratung der AG betrieb&gewerkschaft
17.06., Rosenplatz 4, 1. OG
ab 15.00 Uhr Annahme von Sachspenden für Kuba
16.00 Uhr Beratung der AG Cuba Si
18.06., 09.00-17.00 Uhr, Rosenplatz 4
Posttag für die OV und neue Ausgabe DKB
10.00 Uhr, Rosenplatz 4, Quer Beet
Beratung der AG Senioren- und Behindertenpolitik
14.00, Rosenplatz 4, AG Raum
Beratung der AG Lisa
17.00 Uhr, Beratung der Kommunistischen Plattform
17.30 Uhr, Rosenplatz 4, Quer Beet
Beratung mit den OV-Vorsitzenden
19.06., 18.00 Uhr, Rosenplatz 4, Quer Beet
Beratung des Stadtvorstandes
18.00 Uhr, Rothaus e.V., Lohstr. 2
Filmvorführung "Die KRAFT DER SCHWACHEN"
mit Diskussion. MdL Susanne Schaper und der Film-
produzent Dr. Tobias Kriele werden diese Veranstal-
tung begleiten
25.06., 17.30 Uhr, Rosenplatz 4, AG Raum
Beratung der AG Ökologie und Verkehr
Schon mal vormerken:
„Die meisten Pappnasen waren gar nicht dabei“
Dr. Peter-Michael Diestel (CDU) - letzter Innenminister der
DDR - über die Wende und 25 Jahre deutsche Einheit
Donnerstag, 25. Juni 2015, 18.30 Uhr
Schloßbergmuseum Chemnitz, Renaissancesaal
11
termine
Nachruf
Mit tiefer Betroffenheit
und Trauer nehmen wir
Abschied von unseren
Genoss*innen
Christa Schreiber
Erika Meyer
Harry Schubert
In dieser schweren Stunde
drücken wir den Hinterbliebenen ganz fest die Hand
und sprechen ihnen unsere tief empfundene Anteilnahme aus.
DIE LINKE.
Stadtvorstand Chemnitz
Die Mitglieder
der Ortsverbände
Neue IG:
Petri Heil
Im Mai 2015 hat sich die Interessensgemeinschaft „Angelsport“ im Stadtverband der
LINKEN gegründet. Wir sind
seit Beginn der Angelsaison
ständig in Chemnitz und im
Umland unterwegs und erkunden die verschiedenen
Gewässer des Anglerverbands Südsachsen Mulde/
Elster e.V.
Wir würden uns freuen, wenn
sich unsere Gruppe vergrößert. Wenn ihr im Besitz eines
gültigen
Fischereischeins
und einer Angelerlaubnis
seid, meldet euch einfach zur
Planung gemeinsamer Ausflüge unter:
[email protected].
Herzlichen
Glückwunsch
allen
Weggefährt_innen,
die im Juni einen runden
Geburtstag feiern:
• zum 90. Geburtstag
11.06. Marga Richter
17.06. Marga Simon
• zum 85. Geburtstag
04.06. Wolfgang Enders
10.06. Christa Eberhart
• zum 80. Geburtstag
14.06. Rudolf Fickert
17.06. Hugo Rogge
• zum 70. Geburtstag
01.06. Bernd Burkert
21.06. Wolfgang Schumann
• zum 65. Geburtstag
03.06. Gudrun Horn
Wir wünschen Euch viel
Gesundheit, alles erdenklich Gute.
DIE LINKE.
Stadtvorstand Chemnitz
Bürgersprechstunden von
Abgeordneten
MdB Michael Leutert
18. Juni ab 9 Uhr im Wahlkreisbüro, Rosenplatz 4.
MdL Klaus Bartl
1. Juni und 29 Juni ab 16
Uhr im Bürgerbüro, Rothaus, Lohstraße 2.
Vorstandssprechtage im Juni:
Die Mitglieder des Stadtvorstandes haben am 4./11./18.
und 25. Juni von 9 bis 17 Uhr, Rosenplatz 4, ein offenes
Ohr für eure Fragen und Probleme.
DIE LINKE. Stadtverband Chemnitz • Tel.: (0371) 5 61 90 60 • Fax.: (0371) 56 19 06 17
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Garfields Rückkehr
Es war der letzte Tag im alten Jahr, als
es geschah. Die Straße schlängelte sich
friedlich durch die Häuser mit den gepflegten Vorgärten. Manchmal blinzelte
die Sonne hinter den grauen Wolken
hervor. Fast alle Anwohner befanden
sich im nahe gelegenen Shoppingcenter. Sie kauften für die bevorstehende
Silvesterparty ein. Henry hatte sich auf
das mitternächtliche Feuerwerk gefreutauf die tausend verglühenden, bunten
Sterne am Himmel. Doch es kam anders. Der letzte Tag des Jahres wurde
zu dem Tag, an dem sein geliebter Kater Garfield überfahren wurde. Einfach
so. Dabei war er erst zwei Jahre alt. In
den zwei Jahren war er immer problemlos auf samtenen Pfoten über die Straße
gelangt. Und überhaupt: Mehr als zwölf
Autos am Tag kamen hier nie entlang.
Doch zwölf Autos waren eben eines zu
viel. Garfield war sofort tot. Wenigstens
musste er nicht leiden. Er fand im Garten
hinter dem Haus seine letzte Ruhestätte. Der Vater sägte ein Kreuz aus Holz:
Garfield.
Im Winter wurde es sehr ruhig. Henry
vermisste die Spuren im Schnee, die
Garfield hinterlassen hätte - Pfötchenmuster in Zuckerwatte. Ein Garten ohne
Garfield, das war wie ein Kindergeburtstag ohne Süßigkeiten, ein Rummelplatz
ohne Autoskooter oder Schule ohne Pause. Es wurde März. Die ersten Schneeglöckchen streckten ihre Köpfchen in die
kalte Sonne. Henry fragte sich wie jedes
Jahr, woher die Blumen wussten, dass
der Frühling kommt. Dem April folgte der
Mai. Nach und nach sprossen neue Blätter aus den Zweigen. Das Gras wucherte
hoch.
Eines Tages - der Mai neigte sich dem
Ende - funkelten zwei schmale grüne
Augen aus dem dichten Gras des Gartens hervor. Als Henry stehen blieb,
waren die Augen verschwunden. Henry zuckte mit den Schultern und ging
ins Haus. Schnell hatte er den Vorfall
vergessen. Doch nur bis zum nächsten
Tag. Als er von der Schule kam, meinte er ein schwaches, klägliches „Miau“
zu hören. Das Geräusch kam aus dem
dichten Gras. Vorsichtig schlich Henry
hin- und fand: Nichts. Später zockte er
mit seinem Freund Jan am PC und vergaß die Augen und das „Miau“. Bis zum
nächsten Tag. Wieder kam Henry von
der Schule. Wieder hörte er das kläg-
Linke Zeitung für Chemnitz
Der klare
Kinderblick
liche „Miau“. Doch diesmal sah er ein
Stück braunes Fell zwischen dem Gras
hervorschimmern. Mit leisen Schritten
pirschte sich der Junge an das Fellbündel und fand eine Katze mit grünen
Augen, die jämmerlich miaute. Sogleich
wurde ihm der Grund für ihren Kummer
klar. Das rotbraune Fell war zerschlissen
und mit kahlen Stellen überzogen. Henry entdeckte mehrere kleine Wunden
am Körper der Katze - ein ausgehungerter Streuner. Henry taufte die Katze
Gerlinde. Das klang beinah wie Garfield
nur eben weiblich. Schnell rannte er ins
Haus und fand das Gesuchte: Resttrockenfutter von Garfield. Auch die Näpfe des Katers waren noch da. Henry
füllte alles auf, um es dann vors Haus
zu stellen. Vertraut mit dem Charakter
der Minitiger ging Henry erst mal weg.
Und tatsächlich: Gerlinde kam aus ihrem
Grasversteck. Elegant schlich sie zu den
Futternäpfen. Dann fraß sie ihn restlos
leer. Henry brachte ihr Katzenleckerlis
als Nachspeise. Gerlinde verdrückte die
ganze Tüte, um dann den Wassernapf
leer zu schlabbern. Rasch hatte das Tier
Vertrauen zu ihrem Retter gefasst. Gerlinde blieb. Henry brachte ihr von nun
an jeden Tag Futter. Dafür erwartete ihn
Gerlinde bereits an der Hausecke, wenn
er von der Schule kam. Innerhalb weniger Tage war Gerlindes Fell dichter und
glänzte. Die Wunden verheilten. Bald
gehörte sie wie einst Garfield zur Familie. Doch etwas unterschied Gerlinde
von Garfield: Die Katze hatte Angst vor
der Straße.
Text und Foto: Yvonne