Präsentation Susanne Steininger

im Landkreis Osnabrück
AK 7:
Schulabsentismus und Ordnungswidrigkeitenverfahren
- von Symptomen und Reaktionen 1
Warum Schulverweigerer in den Blick nehmen?
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Grundannahmen
Schulverweigerung ist ein Prozess.
Die Gründe für Schulverweigerung sind vielfältig.
Ursachen können Brüche und Instabilitäten im
sozialen Umfeld oder in der Schule sein.
Schulverweigerung tritt unterschiedlich häufig und
regelmäßig auf.
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aktive und passive Schulverweigerung
passiv:
aktiv:
Anwesenheit
ohne Beteiligung am
Unterricht
und
Schulleben
wiederholtes
unentschuldigtes
fehlen bis zum
Totalausstieg
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Schulverweigerung hat viele Facetten
Schulangst
Zurückhalten
Schulphobie
Schulschwänzen
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Schulangst
„Roxana war zunächst in der Hauptschule. Dort hing sie
dem Unterrichtsstoff hinter her. Da sie zudem die Schule
aufgrund des Umzugs der Familie wechseln musste
fehlten ihr die stabilen sozialen Kontakte. In der
Hauptschule war in den vergangenen ca. drei Jahren kein
regelmäßiger Schulbesuch möglich. Sie war dann
Teilnehmerin in einem außerschulischen Angebot. Das
Projekt hat sie auf eigenen Wunsch im Januar 2014
verlassen.
Zum Schuljahresende wurde sie in einer Jugendwerkstatt
vorgestellt (SIJU SEK II). Die zuständige Pädagogin hat
sich aufgrund des gezeigten Verhaltens noch nachträglich
gegen sie als Teilnehmerin ausgesprochen.
Aktuell Schülerin in einer BBS – dort bislang keinen Tag
anwesend. Hausbesuche bislang erfolglos.
Der FD Jugend hat in der Vergangenheit Angebote
gemacht. Seinerzeit wollte die Familie die Situation selber
lösen – nun fordern die Eltern Unterstützung ein, jetzt
distanziert sich der FD Jugend von Angeboten, auch weil
Roxana selbst keinen Bedarf signalisiert.
Arrestantritt steht aufgrund des OWI - Verfahrens bevor!
Leistungsanforderungen nicht
gerecht werden können
Leistungsangst
Keine oder sehr geringe sozialen
Bindungen zur Peergroup
Keine oder sehr geringe soziale
Bindungen
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Schulphobie
Klientin X (16) leidet an einer sozialen Phobie (diagnostiziert) und ist stark
übergewichtig (Adipositas). Es treten unter anderem psychosomatische Symptome
auf (Herzrasen, Panikattacken, Übelkeit, etc.) in Verbindung mit einem stark
vermindertem Selbstbewusstsein.
Das geringe Selbstbewusstsein, sowie die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper
tragen maßgeblich zu ihrer Verweigerungshaltung bei.
Hilfe nimmt sie kaum an, geht zwar sporadisch zu einer ambulanten Psychotherapie,
jedoch auf Drängen der Mutter, ohne intrinsische Motivation.
Klientin X befindet sich in einer Art Teufelskreis:
Aus Angst vor negativer sozialer Bewertung vermeidet sie soziale Kontakte bis hin
zum Schulbesuch, wird dadurch unter Umständen auf Grund ihres Verhalten
vermeintlich oder tatsächlich negativ bewertet und ihre Angst wird bestätigt (selffulfilling prophecy).
Im Bereich Schulleistung könnte Klientin X laut Aussagen des hier relevanten
Umfeldes (LehrerInnnen, Schulleiterin, Mutter) den Realschulabschluss erreichen,
würde aber bei fortgesetzter Schulverweigerung ohne Schulabschluss ihre
Regelschulzeit beenden und auf eine Berufsschule wechseln.
Sie befindet sich zurzeit im Hauptschulzweig einer Oberschule in der 9.
Klassenstufe.
Unentschuldigte Fehlzeiten wurden gemeldet und ein erstes Kontingent an
Sozialstunden muss Klientin X ableisten (ein weiteres könnte in Kürze folgen).
Trennungsängste zu
wichtigen außerschulischen
Bezugspersonen
Meist ausgelöst durch
schwere private
Vorkommnisse
Meist kein Bezug zur Schule
Häufig durch das soziale
Umfeld toleriert
Kommunikation mit ihr findet wenn überhaupt über die Mutter statt, da sich Klientin X
beim ersten Hausbesuch des Fachberaters nicht aus dem Zimmer traute.
Die Beziehung zwischen Mutter und Klientin X scheint problembehaftet zu sein,
wobei genauere Kenntnisse der Fachberatung noch nicht vorliegen.
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Zurückhalten
Martina B. besucht die 8. Klasse einer Hauptschule. Dort
kommt es regelmäßig zu entschuldigten und unentschuldigten
Fehltagen. Die Lehrkräfte haben auch bei den entschuldigten
Fehltagen den Verdacht, dass diese ungerechtfertigt
entschuldigt werden. Das Mädchen wirkt für ihr Alter sehr reif
und selbstständig. An den Tagen der Anwesenheit zeigt sie
sich sehr abgespannt und übermüdet. Ihre schulischen
Leistungen waren bis zur 6. Klasse durchschnittlich. Seit
Klasse 7, haben sich diese jedoch massiv verschlechtert. Die
Versetzung in Klasse 9 ist gefährdet. Martina B. hat zwei
jüngere Geschwister.
Die Mutter von Martina ist psychisch an Depressionen
erkrankt, so dass sie sich des Öfteren nicht in der Lage sieht,
ihren Haushalt zu bewerkstelligen und sich adäquat um die
Kinder zu kümmern. Da die Familie aus einem sozial
schwachen Milieu kommt, fehlen ihr die Kompetenzen und auf
Grund der Depressionen die Kraft, sich externe Hilfe für die
Familie zu organisieren. Martina übernimmt vermehrt die
Mutterrolle für ihre Geschwister und erledigt die Aufgaben im
Haushalt (Erziehung, Geschwister in den Kindergarten
bringen, etc.) .
fehlendes Verständnis für
Schulpflicht
fehlendes Vertrauen der
Eltern in das Schulsystem
familienorganisatorische
Gründe (z.B. fehlende
Kinderbetreuung)
andere kulturelle/religiöse
Gründe
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Schulschwänzen/Schulverweigerung
Dennis ist 16 Jahre alt. Er muss jetzt zur
Berufsschule.
Die ist riesig und er muss morgens 45 Minuten mit
dem Bus fahren.
Er hat im BVJ Metall einen Platz bekommen.
Eigentlich wollte er im Bereich Büro was machen, aber
da hat er keinen Schulplatz bekommen. Er war zu
spät mit der Anmeldung.
Die Jungs in seiner Klasse kennt er alle nicht und was
ihm dieses Jahr bringen soll sieht er nicht.
Er hat er nur ab und zu den Bus verpasst und kam zu
spät, dann hat aber keiner darauf reagiert und so
passierte es öfter, bis hin zu Tagen und Wochen.
Jugendliche werden von
den Unterrichtsinhalten
nicht erreichen
Sinnhaftigkeit des
Schulbesuchs wird in
Frage gestellt
Soziales Umfeld bekommt
es nicht mit
Beginnt häufig mit zu Spät
kommen und steigert sich
dann
Jetzt muss er Sozialstunden ableisten und hofft, dass
er im Sommer endlich frei ist.
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Schulabsentismus im
Landkreis Osnabrück:
Annäherung aus unterschiedlicher
Perspektive
Ergebnisse der
Schulbefragung 2011
S. Overmann M.A.
Erziehungswissenschaften und
Soziologie
Dipl. Psych. M. K. List1
1
Leibniz-Institut für die Pädagogik der
Naturwissenschaften und Mathematik
Quantitative Studie –
Facetten der Schulverweigerung
Fehlen:
–
–
Insgesamt 139 von 512 SuS (28%)
Gy: 25%; RS: 26%; HS: 33%
Gründe für das Fehlen:
Häufigste Nennungen
–
–
–
„Ich hatte keine Lust auf Schule“ (50%)
„Ich wollte aussschlafen“ (32%)
„Der Unterricht war langweilig“ (27%)
Ergebnisse
Der Einfluss einer positiven emotionalen
Bindung an Lehrkräfte und Schule ist
maßgeblich für den Aufbau von tragfähigen
und wertschätzenden Beziehungen in der
Schule.
Der Lernstoff sollte für die Schüler einen
Transfer ermöglichen und mit Lebens- und
Berufszielen verknüpfbar sein.
Ergebnisse
Durch partizipative Prozesse verinnerlichen
Schüler Schulnormen und Regeln zum
schulischen Miteinander und setzen diese
entsprechend um.
Das Erleben von Selbstwirksamkeit und
Erfolgserlebnisse wecken die Bereitschaft
zur Verantwortungsübernahme und zu
Engagement für die Gemeinschaft.
Fazit
Unterstützung auf schulischer Ebene
–
–
–
Förderung der Beziehung zwischen Schülern und
zwischen Schülern und Lehrkräften
Ermöglichen von Selbstwirksamkeitserfahrungen
Unterrichtszeiten verändern
Unterstützung auf außerschulischer Ebene
–
–
(frühzeitige) sozialpädagogische Betreuung
Elternarbeit
und jetzt …
von den Ursachen zur Handlung!
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Flächenlandkreis
Optionskommune
21 Städte und Gemeinden
359.000 Einwohner
ca. 130.000 Einwohner unter 30 Jahren
ca. 25.000 Schüler
50 allgemeinbildende Schulen (ohne
Grundschulen)
7 Förderschulen
4 berufsbildende Schulen
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Landkreis Osnabrück
Geschäftsbereich Wirtschaft und Arbeit
MaßArbeit kAöR
Jugendhilfeausschuss
Bildungsausschuss
Ausschuss für Soziales
Berufsorientierung
in der Schule
Übergang in
die Ausbildung und Begleitung
Zusätzliche Angebote der
Aktivierung und Qualifizierung
Kommunale
Arbeitsvermittlung
Migrationszentrum
Angebote für
Schulverweigerer
Regionale
Arbeitskreise
Jugendsozialarbeit
Beirat
Arbeitsmarktrelevante
Akteure der Region
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Übergangsmanagement (§ 13 SGB VIII)
Schule und Beruf im Landkreis Osnabrück
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Schulverweigerung in Zahlen
Landkreis Osnabrück
419 gemeldete Personen
934 Anzeigen
15080 Fehltage
Durchschnittsalter 16 Jahre
19
Rechtliche Grundlagen
•
Jeder Jugendliche in Niedersachsen ist
12 Jahre schulpflichtig.
•
Schulpflichtverletzung ist eine
Ordnungswidrigkeit (§ 176 Abs. 1 NSchG)
•
Einleitung eines Bußgeldverfahrens (§
176 Abs. 2 NSchG)
•
Sozialstunden und Freizeitarrest (§ 98
OWiG)
Unsere Ziele
Meldesystem
Fachberatung
•
Langfristige Senkung der
Schulverweigererzahlen
Handreichung
•
Verbindliche Kooperationsstrukturen mit den
Schulen aufbauen
•
•
•
Frühzeitiges Agieren
Jedem Schulverweigerer ein Angebot
Zuverlässige Datenerfassung
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Handreichung
Schulverweigerung
Fachverfahren Schulpflichtverletzung
•
•
•
•
Onlinemeldung der Schulpflichtverletzungen
Integriert alle am Prozess beteiligten Stellen
Transparenz der Verfahrensschritte
Verkürzung der Verfahrensdauer
www.schulpflichtverletzung.de
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Fachberatung Schulverweigerung
Außerschulische Angebote
•
Auf Kurs Junior (Sekundarbereich I)
Motivation und Stabilisierung schulmüder und
schulverweigernder Jugendlicher mit dem Ziel der
Wiedereingliederung in die Schule.
•
Auf Kurs (Sekundarbereich II)
Erfüllung der Berufsschulpflicht in den fünf Jugendwerkstätten
mit dem Ziel der beruflichen Integration.
•
Deine Chance
Sozialpädagogisches Angebot zur Begleitung und Erfüllung der
Sozialstunden aufgrund von Schulverweigerung.
Susanne Steininger
Übergangsmanagement Schule - Beruf
www.massarbeit.de
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