Arbeitgeber Bundeswehr – richtig aufgestellt für die Zukunft?

11
vbb magazin
November 2015 • 54. Jahrgang
Der Bundeswehrbeamte
Zeitschrift des Verbandes
der Beamten der Bundeswehr
Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“
Arbeitgeber
Bundeswehr –
richtig aufgestellt
für die Zukunft?
vbb_11_2015.indd 1
Seite 4 <
Herbstsitzung des
Bundesvorstandes –
Weichen gestellt
Seite 40 <
Asyl und
Verwaltung:
Flüchtlingen
schneller helfen
23.11.15 15:33
vbb_11_2015.indd 2
23.11.15 15:33
vbb
–14
<< vbb
Jan Brenner
<<
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
nur mal so ...
In der Nacht vom 5. auf den 6. November
wurde das 7. Besoldungsänderungsgesetz durch den Deutschen Bundestag
verabschiedet. Und was für unsere Interessengemeinschaft von Bedeutung ist
– der Verband der Beamten der Bundeswehr e.V. (VBB) hat seine Spuren in dem
Gesetz hinterlassen.
Neben den Veränderungen bei den Stellenobergrenzen, für die sich der VBB
maßgeblich und im Alleingang eingesetzt hatte und die dem Verteidigungsressort jetzt ermöglicht, in größerem
Umfang Förderungsdienstposten auszubringen, ist die Erhöhung der Feuerwehrzulage für die 2.500 Beamtinnen und Beamten im feuerwehrtechnischen Dienst
ein sehr gutes Ergebnis unserer Verbandsarbeit. Dass dabei – sozusagen im
Geleitzug – neben anderen Verbesserungen auch die Erhöhung der Zulage für
den Dienst zu ungünstigen Zeiten möglich gewesen ist, freut uns umso mehr.
Die Bretter, die wir bei alledem zu bohren hatten, waren ziemlich dick, aber die
Mühen haben sich im Interesse der Beamtinnen und Beamten in der Bundeswehr gelohnt. Unser großes Ziel, den
§ 26 Bundesbesoldungsgesetz (Stellen­
obergrenzen) ganz zu streichen, haben
wir nur verschoben. Das ist wie bei den
Tarifverhandlungen: Maximalforderung
auf der einen Seite, akzeptables Ergebnis
am Ende der Verhandlungen.
Unser Dank gilt daher allen denen im
Parlament und in den beteiligten Ressorts, die uns wohlwollend begleitet und
unterstützt haben. Bei aller Freude über
das Erreichte möchte ich Ihnen aber eine
Episode mit fadem Beigeschmack aus
den unzählig geführten Gesprächen
nicht vorenthalten. Ein, wie wir meinen,
gutes Argument zur Abschaffung der
Stellenobergrenzen war unter anderem
das Ergebnis einer Abfrage des Bundesministeriums des Innern (BMI), wonach
sich keine oberste Bundesbehörde mehr
an die Obergrenzen hält. Auf meine Bitte, eine Norm, an die sich keiner hält,
könne man ja auch streichen, wurde mir
entgegnet: Na ja, wenn sich keiner mehr
daran hält, dann kann sie ja auch beibehalten werden. Wenn man will, kann
man die Aussage humoristisch aufnehmen. Auf der anderen Seite zeigt sie
aber auch ganz deutlich, wie groß doch
die Entfernung zwischen einem Amt, das
mit Besoldungsgruppe B 11 besoldet
wird und den Problemen des mittleren
Dienstes in der größten Flächenverwaltung schon geworden ist. Si tacuisses ...
Am 5. November 2015 hat unser Verband
eine Einladung des BMI wahrgenommen,
im Rahmen einer Anhörung Stellung zum
Praxisaufstieg zu nehmen (s. Seite 12).
Dieser Bitte sind wir nachgekommen.
Gerade dem Verteidigungsressort, als
dem größten in der gesamten Bundesverwaltung, muss daran gelegen sein,
<< Impressum
Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle des VBB. Baumschulallee 18 a, 53115 Bonn. Telefon: 0228.38927-0. Telefax: 0228.639960.
Redaktion: Bundesgeschäftsstelle des VBB. Internet: www.vbb-bund.de. E-Mail: [email protected]. Herausgeber der dbb seiten: Bundes­­leitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Bund der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und des privaten Dienstleistungssektors – Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin. Telefon: 030.4081-40. Telefax: 030.4081-5598. Internet: www.dbb.de.
E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Dr. Walter Schmitz. Redaktion: Christine Bonath, Jan Brenner. Fotos: dbb, fotolia,
MEV. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Sämtliche Personenund Berufsbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlechter. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift erscheint
10-mal im Jahr und ist für VBB-Mitglieder im Beitrag eingeschlossen. Nicht­mitglieder können die Zeitschrift durch den Verlag
beziehen. Verlag: dbb verlag gmbh. Friedrichstraße 165, 10117 Berlin. ­Telefon: 030.7261917-0. Telefax: 030.7261917-40. Internet:
www.dbbverlag.de. E-Mail: [email protected]. Versandort: ­Geldern. Her­stellung: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Marktweg 42 – 50, 47608 Geldern. Layout: FDS, Geldern. Anzeigen: dbb verlag gmbh, Mediacenter, Dechenstraße 15 a, 40878
Ratingen. Telefon: 02102.74023-0. Telefax: 02102.74023-99. E-Mail: media­[email protected]. Anzeigenleitung: Petra OpitzHannen. Telefon: 02102.74023-715. Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, Telefon: 02102.74023-714. Anzeigendisposition: Britta
Urbanski. Telefon: 02102.74023-712. Anzeigentarif Nr. 57 (dbb magazin) und Nr. 41 (vbb magazin), gültig ab 1.10.2015. Druckauflage: dbb magazin: 591 756 (IVW 3/2015). Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinen. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet. Sämtliche Personen- und Berufsbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlechter.
ISSN 0521-7814
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
Herbstsitzung des Bundesvorstandes –
Weichen gestellt
4
Die Bundesvorsitzenden von VBB, VAB
und VSB beim „Tag der Standorte“
in Berlin
6
Zivile Karriere in der Bundeswehr in der
Zukunft noch attraktiv?
8
Strukturelle Verbesserungen schaffen
8
Verbesserungen für Beamtinnen und
Beamte gefordert
9
7. BesÄndG verabschiedet – VBB gelingt
Erhöhung der Bundeswehrfeuerwehrzulage und der Stellenobergrenzen
9
Arbeitgeber Bundeswehr –
richtig aufgestellt für die Zukunft?
10
Praxisaufstieg – Fachgespräche
mit dem BMI aufgenommen
12
Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr –
VBB, dbb und DBwV unterzeichnen
Positionspapier12
Sachstand zum Thema Beförderung
nach A 8
13
„Hilfestellung“13
VBB vor Ort bei den Kollegen der
Bundeswehrfeuerwehr in Bückeburg
13
Personalratswahlen 2016 – Grundsätze
für die Vorbereitung von Personalrats­
wahlen – „Berliner Beschlüsse 1984“14
VBB bereitet
Wahlvorstandsschulungen vor
15
Vorbereitung auf den Ruhestand –
Pilotseminare für ausscheidende
Zivilbeschäftigte 2016 sind online
15
Ratgeber für den Ruhestand
16
Aus unseren Bereichen und
Landesverbänden16
Personalnachrichten25
Blutspendetermine Dezember 2015
26
<< dbb
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
<<
dbb vorteilswelt
27
Tag der Deutschen Einheit:
„Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse
in Gefahr“
28
Flüchtlingszustrom:
Deutlich mehr Personal erforderlich 28
Urteil zu tödlicher Messerattacke
im Jobcenter:
Beschäftigte besser schützen
29
Staatsfinanzen in Gefahr:
­Steuergerechtigkeit herstellen
30
Der Fall des Monats
31
Flüchtlingsregistrierung der
­Bundespolizei: An der Grenze
32
In eigener Sache:
Geht nicht, gibt`s nicht
37
Europäische Flüchtlingspolitik:
Historische Bewährungsprobe
38
Asyl und Verwaltung:
Flüchtlingen schneller helfen
40
die andere meinung:
Schlanker Staat ganz stark
44
Interview mit Dr. Dieter Romann,
­Präsident des
Bundespolizei­präsidiums
46
3
Verband der Beamten der Bundeswehr
<< Editorial
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 3
23.11.15 15:33
vbb
den Praxisaufstieg in veränderter Form beizubehalten. Der
VBB hatte sich bereits in der
Vergangenheit für die Durchlässigkeit der Laufbahnen
­engagiert. Auch deshalb unterstützen wir das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
in dessen ­Bestreben, diese Aufstiegsverfahren auch künftig
als leistungssteigerndes und
leistungsförderndes Element in
der beruflichen Entwicklung
beizubehalten. Ein modernes
Laufbahnrecht muss in der
Lage sein, auf die unterschiedlichen privaten wie beruflichen
Lebensmodelle eine Antwort
zu geben. Laufbahnausbildung,
Ausbildungsaufstieg, Praxisaufstieg, Fernstudium sowie
das Stellenbesetzungsverfah-
Viele der Themen, über die wir
in unserer Verbandszeitung berichten, sind ebenso auf der Internetseite des Verbandes und
auf der facebook-Seite des VBB
nachzulesen. Gerade die Entscheidung, auch in den sozialen Medien vertreten zu sein,
hat sich als richtig erwiesen.
Sie müssen nicht Mitglied bei
facebook sein, um die Informationen, die der Verband dort
einstellt, lesen zu können. Ich
bin es übrigens auch nicht.
Aber Sie können über die Internetseite unseres VBB (www.
vbb-bund.de) die Schaltfläche
„facebook“ anklicken, um die
neuesten Berichte zu lesen –
fast in Echtzeit, mit uns diskutieren und somit aktiver Teil
unserer Verbandsarbeit werden.
Allein in der ersten Novemberwoche haben fast 6.000 Menschen unsere Seite angeklickt
und fast 5.000 Leserinnen und
Leser haben den Artikel über
das Ergebnis des 7. Besoldungsänderungsgesetzes gelesen.
Das ist für uns ­Verpflichtung
und Ansporn für unsere Verbandsarbeit im Interesse der
zivilen Kolleginnen und Kollegen in der Bundeswehr.
Also werden Sie ein Teil von
Deutschlands bester Interessenvertretung für Bundeswehrbeamtinnen und Bundeswehrbeamte – als geneigter
Leser oder als Mitglied.
Herzlichst
Ihr
Wolfram Kamm
Herbstsitzung des Bundesvorstandes –
Weichen gestellt
Nach der Begrüßung und organisatorischen Hinweisen zum
Tagungsverlauf stand eine Personalmaßnahme auf der Tagesordnung. Auf Vorschlag der
Bundesleitung und nach eigener Vorstellung hat der Bundesvorstand einstimmig den
Leitenden Regierungsdirektor
Klaus-Peter Schäfer aus dem
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
<
< Leitender Regierungsdirektor
Klaus-Peter Schäfer
(BAPersBw) in die Bundesleitung als weiteres Mitglied kooptiert. Kollege Schäfer wird
seine vielfältigen beruflichen
Erfahrungen aus den verschiedensten dienstlichen Verwendungen in die Arbeit des Verbandes einbringen.
und Verteidigungsressort sind
aufgerufen, im Rahmen der
parlamentarischen Beratungen
zum 7. Besoldungsänderungsgesetz ein Zeichen zu setzen.
Ein Zeichen des Anerkennens
der herausragenden Leistungen
der Kolleginnen und Kollegen
der Bundeswehrverwaltung. Im
Besonderen durch die sich verstärkende Inanspruchnahme
von Zivilpersonal der Bundeswehr im Rahmen der Flüchtlingskrise, ist eine signifikante
strukturelle und finanzielle Verbesserung dringend ­geboten.
Hierbei wurde nochmals auf
den Forderungskatalog des Verbandes im Rahmen des Bundeswehrattraktivitätssteigerungsgesetzes verwiesen, der
zahlreiche Lösungs­vorschläge
aufzeigt. Personalgewinnungszuschlag, Personalbindungszuschlag, Technikerzulage, die Erhöhung der Feuerwehrzulage
sowie der Wegfall der Stellen­
obergrenzen nach § 26 Bundesbesoldungsgesetz (BBesG) sind
zielführende Instrumente um
Personal zu halten und Nachwuchskräfte zu gewinnen. In
diesem Zusammenhang wird
nochmals die Entscheidung als
VBB
Die Herbstsitzung des Bundesvorstandes des Verbandes der
Beamten der Bundeswehr e.V.
(VBB) war keine wie jede andere. Durch den Bereich Nordrhein-Westfalen organisiert
und in Bochum durchgeführt,
trafen sich die Mitglieder des
Bundesvorstandes zur jährlichen Außensitzung. An Themen war – wie üblich – kein
Mangel. 7. Besoldungsänderungsgesetz, Veränderungen in
der Personalgewinnungsorganisation, Novellierung des Soldatenbeteiligungsgesetzes sowie die Personalratswahlen
2016 sind nur vier Schlagworte
einer umfangreichen Tagesordnung.
VBB
Verband der Beamten der Bundeswehr
4
ren nach § 27 Bundeslaufbahnverordnung (BLV) sind zusammengenommen ein breit
gefächertes und notwendiges
Angebot an leistungsstarke
und leistungswillige Beamtinnen und Beamte. Diese Auffassung haben wir anlässlich des
Beteiligungsgespräches deutlich gemacht. Zusammen mit
attraktiv dotierten Dienstposten und den erforderlichen
Planstellen, um ohne Wartezeiten befördern zu können, bildet
das alles die Grundlage unserer
Verbandsarbeit.
Der Bundesvorstand bekräftigte seine Auffassung, dass Attraktivität auch gelebt werden
muss. Vor allem darf sie nicht
nur einer Statusgruppe zugestanden werden. Parlament
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 4
23.11.15 15:33
Der Bundesvorstand kritisiert
die Absicht des BMVg, im Rahmen einer Novellierung des
Soldatenbeteiligungsgesetztes
(SBG) mittelbar auf die Größe
und die Zusammensetzung der
Personalvertretungen Einfluss
zu nehmen. Das Verteidigungsministerium ist der AufVBB
Nachdem die internen organisatorischen Veränderungen
des BAPersBw in Angriff genommen worden sind, wird
mit Spannung die Entscheidung zur Neuorganisation der
Nachwuchsgewinnung erwartet. Mit Unverständnis nimmt
der Bundesvorstand zur Kenntnis, dass die Entscheidung
hierzu wieder aus dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) zurück zum
­BAPersBw verlagert wurde.
Dieses gibt jedoch dem Verband auf der anderen Seite die
Möglichkeit, unter anderem
auf den ­Missstand in den Pla-
nungen hinzuweisen, den
Nachfolgeorganisationen der
kleinen Karrierecenter die Behördeneigenschaft abzuerkennen. Mit dieser Entscheidung
verblieben als eigenständige
Dienststellen in der Bundeswehrverwaltung nur noch die
Bundeswehrdienstleistungszentren sowie möglicherweise
fünf große Servicecenter als
Nachfolgeorganisation für die
Karrierecenter mit Assessmentcenter. Damit entfiele für
den höheren Dienst die Möglichkeit, sich durch das Leiten
einer Dienststelle zusätzlich
für andere Aufgaben mit einer
leitenden Funktion zu qualifizieren.
dringen, um so die Qualität der
Personalratsarbeit auch in der
Zukunft zu gewährleisten.
In Vorbereitung der für das
Jahr 2016 anstehenden Personalratswahlen, bekräftigte der
Bundesvorstand seine „Berliner Beschlüsse“ (s. Seite 14).
Aufgrund der Neuorganisation
der Bundeswehr und der Organisationsstruktur der Bundeswehr mussten diese seit 1984
geltenden Vorgaben angepasst
werden. Darüber hinaus wurden Entscheidungen zur Durchführung von Wahlvorstandsschulungen getroffen, eine
Arbeitsgruppe zur organisatorischen Begleitung der Personalratswahlen eingerichtet sowie ein finanzieller Rahmen für
den anstehenden Wahlkampf
beschlossen.
Nachdem anlässlich der Frühjahrssitzung mit Kollegen Stefan Hucul der Spitzenkandidat
des VBB für den Hauptpersonalrat gewählt wurde, oblag es
dem Bundesvorstand, in der
Herbstsitzung die Reihung der
VBB-Liste bis Platz Nr. 30 vorzunehmen. Da sich im Rahmen
eines „Interessenbekundungsverfahrens“ über 100 Kolleginnen und Kollegen für eine Mitarbeit im Hauptpersonalrat
gemeldet hatten wurde beschlossen, die weitere Reihung
außerhalb der Sitzung durch
zwei Mitglieder des Bundesvorstandes vornehmen zu lassen und die Zustimmung des
Bundesvorstandes im Wege
des Umlaufverfahrens einzuholen.
5
Verband der Beamten der Bundeswehr
richtig herausgestellt, nur einige wenige und als von besonderer Bedeutung identifizierte
Sachthemen in Parlament und
Verteidigungsressort zu kommunizieren. Das Gesetzesvorhaben solle nicht durch zu viele
Forderungen überfrachtet werden, um so das Scheitern von
Kernforderungen zu vermeiden.
fassung, dass die in der Folge
der Bundeswehrreform entstandenen neuen Personalvertretungen im Besonderen in
der Bundeswehrverwaltung zu
groß und zu ineffizient sind. In
einer, bei einem Gespräch des
Verbandes mit Staatssekretär
Gerd Hoofe angeregten und
von ihm daraufhin eingerichteten Arbeitsgruppe hat der VBB
stets darauf hingewiesen, dass
vonseiten des VBB keine Kritik
an der Verbesserung von
­Beteiligungsrechten für Soldatinnen und Soldaten geübt
werde. Aber sowohl in den Gesprächen mit dem Staatssekretär, Abgeordneten des Deutschen Bundestages wie auch
in seiner Stellungnahme hat
der VBB darauf hingewiesen,
dass Personalvertretungsrecht
Organisationsfolgerecht ist.
Eine klassische und zentrale
Aufgabe einer Personalvertretung erwächst aus der Beteiligung in Personalangelegenheiten. Hier besteht für die
Vertreter der Soldatengruppe
kein klassisches Beteiligungsrecht wie bei Arbeitnehmern
und Beamten, sondern nur
eine Anhörung. Da eine mögliche Verkleinerung der Personalratsgremien überpropor­
tional zulasten der zivilen
Vertreter in den Personalräten
geht, befürchtet der Bundesvorstand eine Überlastung der
zivilen Personalräte und damit
einhergehend eine Verschlechterung der Personalratsarbeit.
Der Bundesvorstand unterstützt die Bundesleitung in der
Absicht, in den weiteren Gesprächen auf eine Änderung zu
VBB
VBB
vbb
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 5
23.11.15 15:33
vbb
Für das langjährige Mitglied
des Bundesvorstandes, Gerhard Burmeister, war die
Herbstsitzung auch seine letzte aktive Teilnahme, da er wegen Erreichens der Altersgrenze Ende Oktober in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist. Über 30 Jahre war Gerhard Burmeister Mitglied des
Bundesvorstandes des VBB,
über 20 Jahre Mitglied des
Hauptpersonalrates (HPR)
beim Bundesministerium der
Verteidigung, als Vorsitzender,
stellvertretender Vorsitzender
des HPR und Gruppensprecher
der Beamtengruppe. Seine herausragenden Leistungen im
HPR hat die Bundesministerin
Verabschiedung wird traditionell in der nächsten Herbstsitzung des VBB erfolgen.
Im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens wurde Gerhard Burmeister für 30 Jahre
ununterbrochene Tätigkeit in
Funktionen des Verbandes der
Beamten der Bundeswehr die
Ehrenmedaille verliehen. Daneben wurde dem ehemaligen
Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg, Wolfgang
Reusch, der aus dienstlichen
Gründen nicht am Bundesvertretertag 2014 des VBB hatte
teilnehmen können, wegen
seiner Verdienste um den Verband die Ehrenmitgliedschaft
des VBB verliehen. Wolfgang
Reusch, wie auch der ehemalige Bereichsvorsitzende von
Berlin, Brandenburg, Freistaat
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Freistaat Thüringen, Klaus-Peter
Schubert, der ehemalige Bereichsvorsitzende des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung
der Bundeswehr, Dr. Frank
Hintz, sowie der ehemalige Beisitzer im Bundesvorstand, Jürgen Essig, wurden aus dem
Bundesvorstand verabschiedet, da sie seit dem Bundesvertretertag 2014 dem Bundesvorstand nicht mehr
angehören.
VBB
Die Bundesvorsitzenden von VBB, VAB und
VSB beim „Tag der Standorte“ in Berlin
Der Einladung der Bundesministerin der Verteidigung, Frau
Dr. Ursula von der Leyen, folgend, nahmen die Bundesvorsitzenden von VBB, VAB und
VSB am 22. Oktober 2015 am
„Tag der Standorte“ in Berlin
teil.
In neun parallel laufenden Panels (Themen: Betreuungslücken schließen, Unterstützung
aus einer Hand, ortsunabhängiges Arbeiten, gesunder Arbeitsplatz, Tag der Bundeswehr, Kommunikation im
Agendaprozess, u. a.) wurde
zunächst ein Überblick über
den jeweiligen Umsetzungsstand gegeben. Im Anschluss
bestand sodann die Möglichkeit die Erfahrungen der Umsetzung aus den einzelnen
Standorten kundzutun und darüber entsprechend zu diskutieren.
Zielsetzung dieser Veranstaltung ist neben der Information
u. a., dass (weitere) Ideen für
die Gestaltung der Agenda in
den Standorten sowie Dienststellen entwickelt werden und
Impulse für die Weiterentwicklung der Agenda aufgenommen werden können.
VBB
Verband der Beamten der Bundeswehr
6
der Verteidigung, Frau Dr. Ursula von der Leyen, im Rahmen
der Arbeitstagung der Personalräte des BMVg im Frühjahr
dieses Jahres durch die Verleihung des Ehrenzeichens der
Bundeswehr in Gold gewürdigt. Der Bundesvertretertag
hat Gerhard Burmeister im Oktober 2014 die Ehrenmitgliedschaft in Anerkennung seiner
Verdienste um den Verband
der Beamten der Bundeswehr
verliehen. Der Bundesvorsitzende Wolfram Kamm bedankte sich namens des Bundesvorstandes für die stets
loyale und überaus qualifizierte Mitarbeit in den Gremien
des Verbandes. Die offizielle
Seit Mai 2014 existiert die
Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv.Attraktiv.Anders.“
Beim „Tag der Standorte“ sollte
nun im Dialog über die bisherigen Erfahrungen bei der Umsetzung der 30 untergesetzlichen Maßnahmen, aber auch
der im Bundesgesetzblatt veröffentlichten 25 Maßnahmen
des Artikelgesetzes berichtet
werden.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 6
23.11.15 15:33
vbb_11_2015.indd 7
23.11.15 15:33
vbb
Zu diesem wichtigen Thema
hatten die Abgeordneten
­Rainer Arnold und Thomas
­Hitschler in ihrer Funktion als
verteidigungspolitischer Sprecher und Berichterstatter für
den Einzelplan 14 der SPD-Bundestagsfraktion zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Herr Arnold legte die Schwerpunkte auf den Handlungsbedarf zur Attraktivität bei Ar-
fen will, braucht ein mehr an
Durchlässigkeit zwischen den
Laufbahngruppen – gerade
auch für lebensältere Kolleginnen und Kollegen.
bahnverordnung die geeigneten Instrumente. Darüber
hinaus müsse auch über eine
größere „Ämterspreizung“
nachgedacht werden.
Hierfür sind der Praxisaufstieg
und das Stellenbesetzungsverfahren nach § 27 Bundeslauf-
Die Veranstaltungsreihe wird
fortgesetzt und der VBB wird
weiter berichten.
Strukturelle Verbesserungen schaffen
Unter diese Überschrift hatte
der Bundesvorsitzende des
Verbandes der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) sein Gespräch mit dem haushaltspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes
Kahrs, gestellt.
Dienstpostenbewertungen entgegenstehen. Diese, sowie auch
finanzielle Verbesserungen bei
der Bundeswehrfeuerwehr sind
Teil der Vorschläge des VBB für
das Besoldungsänderungsgesetz. Hierfür hat Herr Kahrs
­seine Unterstützung zugesagt.
Dabei warb Wolfram Kamm für
Verbesserungen bei den Beamtinnen und Beamten im Zuge
der Beratungen um das 7. Besoldungsänderungsgesetz, das
noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Im Besonderen
der einengenden ­Regelungen
des § 26 Bundesbesoldungsgesetz (BBesG), dessen Regelungen attraktiven und den Aufgabenzuwächsen entsprechenden
Einig war man sich auch, dass
laufbahnrechtliche Regelungen
leistungsorientiert ausgestaltet werden müssen, um Leistung honorieren zu können.
Nicht Abschaffung von Durchlässigkeit zwischen den Laufbahngruppen, sondern ein
mehr an Durchlässigkeit ist das
Gebot der Stunde, will man attraktive Arbeitsplätze in der
Bundeswehr anbieten.
VBB
Verband der Beamten der Bundeswehr
8
In der Anmoderation der Veranstaltung wurde durch die
beiden Abgeordneten verdeutlicht, dass aus den Erfahrungen
des Attraktivitätssteigerungsgesetzes und der dabei erfolgten Vernachlässigung der zivilen Beschäftigten, Lehren
gezogen werden müssen.
Schlussfolgerungen hieraus,
das Abfragen der Probleme im
zivilen Bereich – auch in Bezug
auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes – dem solle diese
Veranstaltung dienen und einen kontinuierlichen Prozess
einleiten.
beitnehmern und Beamten
sowie auf mögliche Verschlechterungen der Beteiligungsrechte für das Zivilpersonal im Rahmen der Veränderung des
Soldatenbeteiligungsgesetzes.
Der Bundesvorsitzende des
VBB bedankte sich für die Einladung und wies darauf hin, dass
eine solche Runde schon viel
früher hätte stattfinden sollen.
Die Vorschläge des VBB lägen
auf dem Tisch. Aus Sicht des
Verbandes sei neben der Abschaffung der Stellenobergrenzenverordnung, der Erhöhung
der Bundeswehrfeuerwehrzulage auch die Wiedereinführung der Technikerzulage zwingend erforderlich, um die für
notwendig erachtete Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr auch mit Leben zu erfüllen. Darüber hinaus erteilte der
Bundesvorsitzende allen Überlegungen des Bundesinnenministeriums eine Absage, den
Praxisaufstieg in seiner jetzigen Form abzuschaffen. Wer
für Beamtinnen und Beamte
attraktive Arbeitsplätze schaf-
VBB
Zivile Karriere in der Bundeswehr in der
Zukunft noch attraktiv?
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 8
23.11.15 15:33
vbb
Verbesserungen für Beamtinnen und
Beamte gefordert
Dr. Brandl hat seine Unterstützung zugesagt.
7. BesÄndG verabschiedet – VBB gelingt
Erhöhung der Bundeswehrfeuerwehrzulage und der Stellenobergrenzen
Das parlamentarische Verfahren im Bundestag zum 7. Besoldungsänderungsgesetz ist nun
abgeschlossen. Mit diesem Gesetz konnten endlich einige für
die Bundeswehrbeamtinnen
und -beamten wichtige Ergänzungen zum Attraktivitätssteigerungsgesetz ­(BwAttraktStG)
aus dem Mai dieses Jahres umgesetzt werden.
der Beratungen mit guten Argumenten erfolgreich einsetzen können. Das Gesetz sieht
nun als Kompromisslösung
eine Obergrenzenregelung für
alle Verwaltungsbereiche und
Laufbahnen vor, wie sie bislang
als Ausnahmeregelung in der
Bundesobergrenzenverordnung ausschließlich für Oberbehörden vorgesehen ist.
Insbesondere wurde die wiederholte Forderung des VBB
nach Erhöhung der Stellenzulage für den Feuerwehrdienst
durchgesetzt. Weiter hatte sich
der VBB maßgeblich und im
Alleingang für den Wegfall der
Planstellenobergrenzen (§ 26
BBesG) eingesetzt.
Damit wird die komplizierte
und ungerechte Verordnung ab
2016 außer Kraft gesetzt. Im
Ergebnis werden durch die
Bank alle bisherigen Obergrenzen verbessert. Dies macht den
Weg frei, die Bundeswehrverwaltung nach einheitlichen
Maßstäben ungeachtet der
­Behördenebenen mit Beförderungsämtern auszustatten und
die dazu notwendigen Planstellen zu verhandeln. Mit diesen beiden Maßnahmen sind
wichtige Verbandsziele erfolgreich auf den Weg gebracht
worden.
Letzteres war wohl für die
Haushaltspolitiker noch ein zu
großer Wurf, zumal sie durch
das BMF gegenteilig beraten
wurden. Der VBB hat sich hier
aber mit einer konzertierten
Aktion bis kurz vor Abschluss
Was wurde sonst noch erzielt?
Die seit 2009 im Zuge der Einführung der Erfahrungsstufen
gegenüber des früheren Besoldungsdienstalters verschlechterte Situation bei der Einstellung von Beamten, die zunächst
privat finanziert ein Masterstudium als Eingangsvoraussetzung
mitbringen müssen, ohne dass
zumindest ein Teil der Qualifikationsvoraussetzung als Vor­
erfahrungszeit anerkannt werden konnte, wird nun zum Teil
korrigiert. Ab 2016 kann diesem
Personenkreis dafür zumindest
zwei Jahre (also eine Stufe) anerkannt werden. Dies führt zu einer um eine Stufe verbesserten
Eingangsbesoldung. Leider
bleibt diese Regelung Neueinstellungen vorbehalten. Diese
Maßnahme hat das BMI im Alleingang überraschend in das
Gesetz eingebracht.
Wir fordern hier eine Stufennachzeichnung für alle Beam-
9
ten, die seit 2009 eingestellt
wurden. Angesichts überschaubarer Zahlen an Einstellungen im höheren Dienst
dürfte dies verwaltungstechnisch machbar sein. Zweitens
stellt sich die Frage, warum
dies auf das Masterstudium
beschränkt ist. Auch Bachelorabschlüsse insbesondere
im technischen Dienst sind
­privat vorfinanzierte Einstellungsvoraussetzungen. Aus
welchem Sachgrund wird hier
unterschiedlich verfahren? In
diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass solche
Qualifizierungszeiten ab 2016
bei der Einstellung von Soldaten wesentlich großzügiger
behandelt werden. Hier tut
sich eine Gerechtigkeitslücke
auf. Der VBB wird hier am Ball
bleiben.
Verband der Beamten der Bundeswehr
Im Besonderen die Streichung
des § 26 im Bundesbesoldungsgesetz ist aus der Sicht
des VBB dringend geboten, um
die Attraktivität des Dienstes
in der Bundeswehr durch bessere Dienstpostenbewertungen zu steigern. Nur so kann
man dem Ansatz des Verteidigungsressorts gerecht werden,
ein attraktiver Arbeitgeber zu
werden. Daneben ist es für die
fast 2.500 Bundeswehrfeuerwehrbeamten unerlässlich, die
Zulage des feuerwehrtechnischen Dienstes zu erhöhen, um
so einen stärkeren finanziellen
Ausgleich für den belastenden
Schichtdienst zu gewähren.
VBB
In einem Gespräch mit dem Mitglied des Haushaltsausschusses,
Dr. Reinhard Brandl, CSU, bat der
Bundesvorsitzende des Verbandes der Beamten der Bundeswehr e.V. (VBB), Wolfram Kamm,
um Unterstützung für notwendige Verbesserungen für die
­beamteten Kolleginnen und Kollegen im Rahmen des 7. Besoldungsänderungsgesetzes.
Positiv zu verzeichnen ist die
Anhebung der Stundensätze
für Dienst zu ungünstigen Zeiten um 50 Prozent.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 9
23.11.15 15:33
vbb
Ferner wurden wichtige Maßnahmen zur Begleitung des
Einsatzes von Beamten und
Soldaten zur Unterstützung
der Flüchtlingshilfe ergriffen:
Einführung einer neuen Stellenzulage für den Einsatz beim
Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge auch für nach dort
abgeordnete Beamte und Sol-
daten, ebenso dafür die Einführung einer wöchentlichen
Reisebeihilfe, Verbesserungen
bei den Hinzuverdienstgrenzen für Pensionäre, einschließlich derjenigen, die sich in der
Flüchtlingshilfe auf Arbeitsvertragsbasis trotz Ruhestand
noch einmal zur Verfügung
stellen.
Insgesamt konnte in Ergänzung zu dem anfänglich zurückhaltenden Regierungsentwurf durch engagiertes
Eintreten des VBB ein wesentlich verbessertes Gesamtpaket geschnürt und wichtige
erste Schritte für weitere Verbesserungen und Modernisierungen im öffentlichen
Dienstrecht angestoßen werden. Die Beamtinnen und
­Beamten der Bundeswehr
wurden durch den VBB erfolgreich in den Blickpunkt
der Politik positioniert, was
eine gute Ausgangsbasis für
die weitere Entwicklung in
der nächsten Legislaturperiode bildet.
Arbeitgeber Bundeswehr –
richtig aufgestellt für die Zukunft?
Verband der Beamten der Bundeswehr
10
„Aktiv.Attraktiv.Anders.“ Was
bedeutet das für die Beschäftigten? Beim Blick zurück ist
selbst der Insider überrascht,
wie sehr sich die Bundeswehr
gewandelt hat. In einer veränderten Umwelt mit veränderten Ansprüchen muss zweifellos auch die Bundeswehr
neuen Anforderungen gewachsen sein, wer würde das bestreiten wollen. Aber wo steht
die Bundeswehr heute, nach
der aktuellen Neuausrichtung
nach Kassenlage? Selbstverständlich wird dieser Umbau
von der politischen Kaste als
großer Erfolg wahrgenommen,
denn in überzeugenden und
oft auch teuren Präsentationen werden die Vorzüge der
neuen Aufbauorganisation gepriesen. Daneben gab es noch
in vielen Fällen eine neue Ablauforganisation mit vielen
neuen Vorschriften, die während des laufenden Betriebes
zu erstellen sind. Diese große
Chance haben einige Bereiche
genutzt, um weitreichende
­Regelungen zu erstellen, die
Zuständigkeit und Verfahren
über Wirksamkeit und Ziel­
erreichung heben. Alle machen
alles richtig, aber das Gesamtergebnis ist bisher nicht so
recht überzeugend, wenn man
die Pressemeldungen liest.
Flankiert wurde und wird das
ganze durch einen massiven
Personalabbau und mannigfaltige Einsätze weltweit.
„Aktiv“ trifft also zu, denn das
bedeutet für die meisten Be-
schäftigten viele Überstunden
in einer überbordenden Bürokratie, die von operativer Hektik in einer chronisch unter­
finanzierten Organisation
gekennzeichnet ist. Ironischerweise führt diese Absicht, sich
verfahrensseitig bestmöglich
abzusichern dazu, dass die
jährlich eingeplanten Haushaltsmittel nicht vollständig
genutzt werden können. Kreativität braucht Freiraum, aber
ist der noch vorhanden? Die
gefühlte Ohnmacht führt bei
manchen Kolleginnen und Kollegen zu Enttäuschung, denn
die allermeisten wollen eben
ihren Teil zum Gesamterfolg
beitragen, denn Erfolg motiviert.
Obwohl mit der Neuausrichtung einmal mehr Abläufe beschleunigt und vereinfacht
werden sollten, ist an der Basis
noch zu oft das Gegenteil zu
spüren. Legen wir unser Augenmerk auf den Bereich der
Ausrüstung. Die Bestandsaufnahme im Rüstungsbereich
war tatsächlich ein richtiger
und mutiger Schritt zur Modernisierung des Rüstungswesens.
Die Zielsetzungen der Agenda
Rüstung sind aus anderen Modernisierungsansätzen wohlbekannt und anerkannt, aber
was hilft den Kolleginnen und
Kollegen konkret vor Ort? Als
Soforthilfe wäre eine bessere,
aktive Kommunikation durch
die Leitung dringend angeraten, damit dieses wichtige Projekt kein Strohfeuer wird. Hin-
zu kommen Anwürfe von
außen: Offensichtlich kann jeder die Bundeswehrverwaltung verunglimpfen („Chaos in
Koblenz“) und die üblichen Klischees werden aufgewärmt.
Die betroffenen Kolleginnen
und Kollegen müssen sich für
das vereinzelte Fehlverhalten
anderer rechtfertigen; das
sonst erfolgreiche Handeln in
vielen Projekten wird unter
den Teppich gekehrt. Erstaun­
licherweise ist in der öffentlichen Wahrnehmung fast immer der Auftraggeber schuld,
der Auftragnehmer nie. Aber
ist das tatsächlich so, oder liegen die Probleme woanders? In
der Mehrzahl der Fälle werden
eben nicht Steuergelder verschwendet, sondern es wird
seit Jahrzehnten als öffentlicher Auftraggeber agiert und
damit in die gewerbliche Wirtschaft investiert sowie Arbeitsplätze gesichert!
Die öffentliche Verwaltung
wird gerne mit Unternehmen
verglichen, das sollte auch auf
dem Feld der Außendarstellung erfolgen. Nicht alles ist
schlecht! Hier besteht akuter
Handlungsbedarf, denn wenn
sich das Negativimage durch
zögerliches Agieren verfestigt, ist der „Kampf um die
besten Köpfe“ verloren, noch
bevor er richtig begonnen
hat. Will man zulassen, dass
das zentrale Thema Ausrüstung der Bundeswehr in der
Presse nur als Problem identifiziert wird?
Damit sind wir mitten im Thema „Attraktiv“. Beim Werben
um neue Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sollte das vorhandene Personal nicht vergessen
und dessen Arbeitsbedingungen spürbar verbessert werden. Es gibt ein Attraktivitätssteigerungsgesetz nicht für
Beamte, den Beförderungsstau
im mittleren Dienst, den Mangel im gehobenen technischen
Dienst, eine sehr komplexe ITLandschaft, häufig zu wenig
Drucker, trotz 41-Stunden-Woche viele Überstunden, keine
Technikerzulage, Stellenkegel,
zu lange Vakanzen bei Nachbesetzungen und so weiter, leider
mit geringer Hoffnung auf Verbesserung. Dazu gibt es jede
Menge eiliger Sonderaufgaben
sowie Arbeitsgruppen neben
der eigentlichen Organisation,
die die Agenda Rüstung voranbringen sollen. Leider fehlt allenthalben das notwendige
Personal an den richtigen Stellen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Nun sollen
­Berater- oder Unterstützungsleistungen in großem Stil eingekauft werden, und hier gilt
wie so oft: Guter Rat ist teuer!
Der VBB begrüßt alle Maßnahmen, die unseren Kolleginnen
und Kollegen die Arbeit erleichtert und die Attraktivität
fördert. Aber sollte vor dem
Zugriff auf externe Leistungen
nicht die interne Optimierung
stehen? Schließlich sind externe Leistungen detailliert zu definieren, zu vergeben und zu
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 10
23.11.15 15:33
vbb
überwachen, damit diese im
System Bundeswehr den erhofften Nutzen bringen. Dazu
benötigt man echte Experten,
die aber schon an anderweitige Aufgaben gebunden sind.
Kurzfristig gibt es nur einen
Weg aus diesem Dilemma:
Wenn wir das notwendige
Neue in den Griff bekommen
wollen, müssen wir auch das
überholte Alte loslassen dürfen!
Der VBB erwartet hier wesentliche Impulse, wie die Kolleginnen und Kollegen auf dem
Weg zum neuen Rüstungs­
management von altem Ballast
befreit werden. Die derzeitige
Übergangsphase macht keinen
glücklich.
„Anders“. Die Bundeswehr ist
„Anders“ als die gewerbliche
Wirtschaft und wird überwiegend positiv wahrgenommen.
Zunehmend negativ belegt ist
aber das Thema Ausrüstung,
gerade auch durch selektive
Berichterstattung und Häme
gegenüber dem „Beschaffungsamt“. Dies muss tatsächlich „Anders“ werden!
Das Wichtigste wie immer zum
Schluss: Damit diese Bundeswehrreform nicht eine von vielen Reformen wird, sind nun
konkrete Maßnahmen umzusetzen. Die Kolleginnen und
Kollegen müssen die Agenda
Rüstung als echte Verbesserung vor Ort empfinden. Die
Agenda Attraktivität muss umgehend alle Bundeswehrangehörigen erreichen, damit die
Agenda Rüstung zum Erfolg
wird. Dies stärkt das Vertrauen
und hebt die Arbeitszufrieden-
heit. Festzuhalten bleibt, dass
nicht nur die materiellen Bedingungen, sondern auch soziale Parameter die Stellschrauben für einen attraktiven
Arbeitgeber Bundeswehr sind.
Der VBB fordert deshalb attraktive Arbeitsplätze und unterstützt alle konstruktiven
Maßnahmen hin zu einer modernen Bundeswehrverwaltung. Wir stimmen der Staatssekretärin Dr. Suder zu:
Tatsächlich ist sehr viel passiert in den letzten Monaten.
Sachen gehen vorwärts. Reden
hilft!
Aus unserer Sicht sollte Staatssekretärin Dr. Suder dazu beitragen, die Außendarstellung
zu verbessern, die Verfahren
auf das Wesentliche zu reduzieren und vor allem die Attraktivität für die Kolleginnen
und Kollegen spürbar werden
lassen. Das wäre ein großer
Schritt nach vorn. Der VBB
bleibt dran, denn:
„Die Bundeswehr besteht nicht
allein aus Soldatinnen und Soldaten. Ohne die Arbeit, die die
zivilen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Bundeswehr
leisten, könnte die Truppe ihren Auftrag nicht erfüllen.“
Dies ist der Ausschussdrucksache 18(12)512 vom 13. Oktober
2015 zu entnehmen, gerichtet
an den Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages.
Nun sind Sie an der Reihe: Was
meinen Sie? Wo sollte sich der
VBB Ihrer Meinung nach einbringen? Schreiben Sie uns unter:
[email protected]
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 11
23.11.15 15:33
vbb
Praxisaufstieg – Fachgespräche mit dem
BMI aufgenommen
Es ist eigentlich nichts Neues.
Schon immer hatte sich der Verband der Beamten der Bundeswehr e.V. (VBB) für eine attraktive Laufbahngestaltung und vor
allem für die Durchlässigkeit der
Laufbahnen eingesetzt.
12
Verband der Beamten der Bundeswehr
Der VBB hat die Gelegenheit
genutzt, seine verbandliche Position nochmals zu verdeutlichen. Wer attraktive Arbeitsplätze haben will und Interesse
für den Arbeitgeber BundesJan Brenner
Um dieses Thema auch aus
Verbandsinteresse weiter in
der Diskussion zu halten, hat
der Verband die Gelegenheit
genutzt, zusammen mit dem
dbb auf Einladung des Bundesministeriums des Innern (BMI)
am 5. November 2015 an einem Beteiligungsgespräch zur
Fortführung im Besonderen
des Praxisaufstieges teilzunehmen. Diesem Gespräch zugrunde lag zum einen die für das
Jahr 2015 vorgesehene Überprüfung des Praxisaufstieges
und zum anderen die durch
Richterspruch notwendige Änderung dieser Aufstiegsform,
die ein „Zulassungsalter“ von
45 Jahren als rechtswidrig gesehen hatten.
wehr wecken will, muss Regelungen halten oder neu schaffen, die diesem Anspruch auch
gerecht werden. Dem kann
durch die Durchlässigkeit der
Laufbahnen Rechnung getragen werden. Nicht jeder Interessierte möchte die Möglichkeit des Ausbildungsaufstieges
für sich nutzen oder kann aufgrund der persönlichen Lebensumstände an einem der
neu eingerichteten Fernstudiengänge teilnehmen. Gerade
der Praxisaufstieg hat sich in
der Vergangenheit im Verteidigungsressort bewährt, bot er
doch gerade lebensälteren,
leistungsstarken Kolleginnen
und Kollegen die Möglichkeit,
nach erfolgter Ausbildung die
Laufbahn zu wechseln. Angesichts einer großen Vielzahl
von unbesetzten Dienstposten, beispielsweise im gehobenen technischen Dienst, wäre
es geradezu fahrlässig, auf den
Praxisaufstieg zu verzichten.
Deshalb tritt der VBB für einen
modifizierten Erhalt dieser Aufstiegsform ein, die auch qualifi-
zierten Tarifbeschäftigten als
Teil des beruflichen Angebots
ermöglicht werden muss.
In diesem Zusammenhang hat
der VBB sich nochmals für den
Erhalt des Stellenbesetzungsverfahrens nach § 27 Bundeslaufbahnverordnung (BLV)
ausgesprochen. Beide Formen
der beruflichen Entwicklung
sind fester Bestandteil des
Qualifizierungsangebotes im
Verteidigungsressort. Wenn
andere Bundesministerien ihren Beamtinnen und ­Beamten
diese Chancen nicht eröffnen,
dürfen unsere Kolleginnen
und Kollegen nicht darunter
leiden.
Demnächst werden die obersten Bundesbehörden Gelegenheit haben, in einem Ressortgespräch ihre bereits schriftlich
vorgebrachten Bewertungen
und Verfahrensvorschläge einzubringen.
Der VBB wird Sie in dieser Angelegenheit auf dem Laufenden halten.
Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr – VBB, dbb
und DBwV unterzeichnen Positionspapier
Bereits Anfang des Jahres fand
– basierend auf einer Initiative
unseres Verbandes – mit Vertretern von VBB, dbb und
DBwV beim dbb eine Arbeitstagung zum Thema „Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr“ statt
– der Verband der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) hat bereits damals darüber berichtet.
In diesem ersten Gespräch
wurden die gegenseitigen
­Vorstellungen der jeweiligen
Interessenvertretungen dargestellt und es wurde versucht,
Schnittmengen zu identifizieren.
Diese Schnittmengen wurden
nunmehr in dem erneuten Termin am 3. November 2015 in
einem gemeinsamen Positionspapier festgehalten. Sie lauten:
Die SaZ legen grundsätzlich
eine Laufbahnprüfung nach der
Bundeslaufbahnverordnung
(BLV) ab. Angleichungsbedarf
zwischen der Soldaten- und der
Bundeslaufbahnverordnung ist
zu identifizieren und so weit
wie möglich zu decken.
Die Instrumente der BLV, inhaltlich geeignete, gleichwerti-
ge Qualifikationen und berufliche Erfahrungen, die als
Soldaten erworben wurden,
anzuerkennen, sind zu nutzen.
Auch Zeiten des Vorbereitungsdienstes sowie der beamtenrechtlichen Probezeit können in geeigneten Fällen
verkürzt werden.
Die Übernahme in das Beamtenverhältnis erfolgt grundsätzlich im Eingangsamt oder
im ersten Beförderungsamt.
Um diese Übernahme attraktiv zu gestalten, ist den
­ehemaligen SaZ in einem hö-
heren Dienstgrad eine besitzstandswahrende Zulage zu
zahlen.
Der Verband der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) machte
einmal mehr deutlich, dass
auch zukünftig das Prinzip der
Bestenauslese eingehalten
werden muss. Schon im Interesse der ausscheidenden
­SaZler sollte darauf geachtet
werden, dass diese umfassend
qualifiziert werden, um sich
auch langfristig weiterent­
wickeln zu können.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 12
23.11.15 15:33
vbb
Sachstand zum Thema Beförderung nach A 8
Grund der für die Betroffenen
mehr als misslichen Situation
waren zwei, bei unterschiedlichen Verwaltungsgerichten
anhängige Klageverfahren.
Während das eine Verfahren
nicht mehr anhängig ist,
­befindet sich das zweite verwaltungsgerichtliche Streitverfahren derzeit beim Oberverwaltungsgericht (OVG)
Münster zur Entscheidung. Das
OVG Münster hat es nach Vortrag des Bundesamtes für Per-
sonalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) abgelehnt,
für den Kläger eine Planstelle
„reservieren“ zu lassen, um im
Falle eines positiven Ausganges in seinem Sinne sofort befördert werden zu können. Eine
solche Verfahrensweise hätte
zum Ergebnis gehabt, dass alle
anderen Kolleginnen und Kollegen, die derzeit „beförderungsreif“ sind und für deren
Beförderung eine Planstelle zur
Verfügung steht, hätten befördert werden können.
Diese Ablehnung ist nicht zu
beanstanden, da höchstrichterlich (durch das Bundesverwaltungsgericht) so bereits entschieden. In der Konsequenz
„Hilfestellung“
Im Magazin „Die Bundeswehr“ des Deutschen BundeswehrVerbandes wird auf der
Seite 58 zur Beförderungssituation nach Besoldungsgruppe
A 8 Stellung genommen, nachdem die dort organisierten
­Beamtinnen und Beamten
hierzu nachgefragt hätten.
Die Frage wird dann in dem Artikel wie folgt beantwortet:
Zitat: „Die Beamten, die ein berechtigtes Interesse haben, befördert zu werden, sind in der
Situation, dass nicht ausrei-
chend Dienstposten zur Verfügung stehen. Die Situation,
dass nicht ausreichend Dienstposten zur Verfügung stehen,
wird durch den Stopp insoweit
verschlechtert, dass die Beamten länger warten müssen.“
Um Irritationen bei den Lesern, den betroffen Kolleginnen und Kollegen sowie den
„verbeamteten Mitgliedern“
des Deutschen Bundeswehr
Verbandes zu vermeiden, erlauben wir uns in kollegialer
Weise fachliche Hilfestellung
zu geben und verweisen hier-
bedeutet das jedoch, dass derzeit über 200 Kolleginnen und
Kollegen auf eine Beförderung
warten.
Sollte bis zum Ende des Jahres
2015 kein Urteil des OVG
Münster vorliegen, werden
weit über 300 Kolleginnen und
Kollegen betroffen sein, die
nicht befördert werden können. Das ist umso problematischer, da die Planstellen wegen
der sogenannten Diskontinuität des Haushaltes am Jahresende verfallen, also nicht in
das Haushaltsjahr 2016 übertragen werden können. Das bedeutet in der Konsequenz, dass
die nicht erfolgten Beförderungen dann quasi „zulasten“ des
zu im Besonderen auf unsere
nachstehende Information
zum Thema.
Allgemein möchten wir anmerken, dass Wartezeiten bei
Beförderungen ihre Ursache
nicht, wie in dem besagten Artikel beschrieben, in einem
Fehl an Dienstposten hat, sondern darin, dass die organisatorisch ausgebrachten Dienstposten – in diesem Fall gebündelte Dienstposten der Wertigkeit A 6–A 8 Besoldungsordnung A nicht zu 100 Prozent durch Haushaltsmittel –
hier Planstellen, abgedeckt
sind. Dieses kann in der Folge
möglicherweise zu Warte­
neuen Haushaltes gehen und
die entsprechende Anzahl weniger an Beförderungen nach
Besoldungsgruppe A 8 erfolgen können.
Der Verband der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) hat sich
zusammen mit der Beamtengruppe im Hauptpersonalrat
beim BAPersBw dafür eingesetzt, alles Erforderliche und
Notwendige zu tun, um diese,
für die Beteiligten nachteilige
Situation zu einem Abschluss
zu bringen.
Der VBB wird Sie in bewährter
Art und Weise auf dem Laufenden halten und Sie fachlich
kompetent informieren.
zeiten bei Beförderungen führen.
Gerne bieten wir „verbeamteten
Mitgliedern“ des Deutschen BundeswehrVerbandes an, Mitglied
im Verband der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) zu werden. Mit einer Mitgliedschaft im
VBB werden Ihre statusbezogenen Angelegenheiten fachlich
kompetent wahrgenommen.
Darüber hinaus kommen Sie mit
einer Mitgliedschaft im VBB in
den Genuss, das gesamte Leistungsspektrum des Deutschen
Beamtenbundes als der größten
Beamtenorganisation in der
Bundesrepublik Deutschland in
Anspruch nehmen zu können.
VBB vor Ort bei den Kollegen der
Bundeswehrfeuerwehr in Bückeburg
Nachdem der Verband der Beamten der Bundeswehr e.V. (VBB)
letzten Monat die Kollegen der
Bundeswehrfeuerwehr in Celle
besucht hat, stand am 5. November 2015 der versprochene Besuch in Bückeburg an. Mit den
Kollegen wurden die vielschichtigen Probleme, mit denen die
Bundeswehrfeuerwehr gerade
zu kämpfen hat, ausführlich erörtert und diskutiert. Dabei
wurde einmal mehr wieder
deutlich, dass dies keine Einzelprobleme sind und in der Regel
immer wieder die gleichen Fragen aufkommen, über die wir
hier auch berichten. Dies ist vor
allem die Dienstplangestaltung,
die 48-Stunden-Regelung, die
Urlaubsberechnung, die Ablehnung von Sonderurlaub, die Vergütung der Mehrarbeitszeit etc.
Der VBB hat vor einigen Jahren
eine 112-Broschüre herausgegeben, welche die wichtigsten
13
Verband der Beamten der Bundeswehr
Seit geraumer Zeit werden keine Beförderungen mehr zur Regierungshauptsekretärin/zum
Regierungshauptsekretär mehr
vorgenommen.
Regelungen zusammengefasst
hat und auf Fragen Antworten
lieferte. Diese werden wir nun
überarbeiten und neu auflegen, um den Kolleginnen und
Kollegen eine Arbeitshilfe an
die Hand zu geben. Sobald diese fertig ist, werden wir berichten ...
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 13
23.11.15 15:33
vbb
Personalratswahlen 2016
Grundsätze für die Vorbereitung von Personalratswahlen – „Berliner Beschlüsse 1984“
2016 stehen die gesetzlich vorgeschriebenen Personalratswahlen an. Aus gegebener Veranlassung weisen wir für die
bevorstehenden Personalratswahlen 2016 und der damit
verbundenen Aufstellung von
Kandidatenlisten – wie in den
Vorjahren – auf die nachstehenden „Berliner Beschlüsse
1984“, die der Bundesvorstand
in seiner Herbstsitzung 2015
bekräftigt und aufgrund der
Neuorganisation der Bundeswehr und der Organisationsstruktur der Bundeswehr angepasst hat, hin:
Verband der Beamten der Bundeswehr
14
<<
Vorwort
Der Verband der Beamten der
Bundeswehr hat bei allen zurückliegenden Personalratswahlen in den Beamtengruppen der Personalvertretungen
aller Stufen stets hohe Mehrheiten erreicht. Angesichts der
schwieriger gewordenen beamtenpolitischen Lage, der
verengten Verteilungsspielräume und der einschneidenden Veränderungen durch die
Reform der Bundeswehr bedarf es besonderer Anstrengungen, die bisherige dominierende Rolle des Verbandes
abzusichern und die guten Ergebnisse früherer Wahlen zu
wiederholen oder noch zu
steigern.
Dazu gehören die überzeugende Selbstdarstellung des Verbandes und seiner Arbeit, eine
klare und ansprechende Wahlaussage, die rückhaltlose
­Einsatzbereitschaft aller Mitglieder und Organisationseinheiten sowie Kandidaten, die
auf allen Ebenen den VBB repräsentieren und dem Wähler
die Listen des Verbandes als
die einzig Wählbaren erscheinen lassen können.
Der Bundesvorstand hat in seiner Sitzung vom 12. bis 14. Oktober 2015 die Maßnahmen
zur Vorbereitung von Personalratswahlen eingehend erörtert
und die folgenden Grundsätze
beschlossen:
1. Aufstellung von Listen
1.1 Wahlvorschlagslisten des
Verbandes sind unter strenger Beachtung demokratischer Grundsätze aufzustellen und durch die dafür
zuständigen Verbandsorgane zu beschließen.
1.2 Z
uständige Organe sind:
– Der Bundesvorstand für die
Wahl des Hauptpersonalrates beim Bundesministerium der Verteidigung.
– In den Bereichen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und
Bundesministerium der
Verteidigung tritt für die
Wahl des örtlichen Personalrates der Bereich an die
Stelle der Standortgruppe.
– Für die Wahl der Bezirkspersonalräte in der Bundeswehrverwaltung sowie in
den militärischen Oberbehörden sind die Bereiche/
Landesverbände zuständig,
in deren verbandsorganisatorischer Zuständigkeit diese
ihren Sitz haben. Dieses gilt:
a) w
enn der Zuständigkeitsbereich des Bezirkspersonalrates nur einen Bereich/Landesverband
berührt oder
b) gemeinsam mit anderen
beteiligten Bereichen/
Landesverbänden unter
Federführung des für
den Sitz des Bezirkspersonalrats zuständigen
Bereichs-/Landesverbandes, wenn die Zuständig-
keit des Bezirkspersonalrates sich über mehrere
(nicht alle Bereiche/Landesverbände) erstreckt.
– die Standortgruppen für
die Wahl der örtlichen Personalräte beziehungsweise
Gesamtpersonalräte. Sind
bei der Wahl von Gesamtpersonalräten mehrere
Standortgruppen beteiligt,
koordiniert die für den Sitz
des Gesamtpersonalrates
zuständige Standortgruppe
das Zusammenwirken der
beteiligten Standortgruppen.
1.3 D
ie Meinungsbildung bei
der Aufstellung der Listen
ist in den zuständigen Organen auf eine möglichst
breite Basis zu stellen.
In den Standortgruppen
sind dazu Mitgliederversammlungen oder Teilversammlungen für die Mitglieder der Dienststelle/
Behörde einzuberufen, für
die der Personalrat zu wählen ist. Mitglieder, die
­anderen Dienststellen
­angehören, oder Ruhestandsbeamte sollen an
den Versammlungen nicht
teilnehmen und sind bei
der Aufstellung der Wahlvorschlagslisten nicht
stimmberechtigt.
Der Bundesvorstand fasst
seine Beschlüsse auf der
Grundlage der Vorschläge
und Beiträge der Bereiche/
Landesverbände.
1.4 L egitimiert sind ausschließlich nach Nr. 1.1 bis Nr. 1.3
zustande gekommene Vorschlagslisten mit dem Kennwort: VBB Verband der Beamten der Bundeswehr e.V.
im dbb.
1.5 Über Ausnahmen von den
Regelungen nach Nr. 1.1 bis
Nr. 1.4 beschließt der
­Bundesvorstand. Die Beschlussfassung kann erforderlichenfalls im Umlaufverfahren herbeigeführt
werden.
2. Auswahl der Kandidaten
2.1 D
ie Auswahl der Kandidaten erfolgt vorrangig nach
Eignung und Befähigung.
Das bisherige Engagement
und die Leistungen möglicher Kandidaten für den
VBB sind besonders zu
­berücksichtigen.
2.2 R
egionale Gesichtspunkte
und die Zugehörigkeit zu
bestimmten Laufbahngruppen sind gebührend zu beachten, können jedoch gegenüber Eignung und
Befähigung des Kandidaten
nicht den Ausschlag geben.
Entscheidend sind das Gesamtbild der Liste und die
uneingeschränkte Arbeitsfähigkeit.
2.3 Bei der Auswahl der Kandidaten kommt der Gesamtpersönlichkeit des Bewerbers
und seinem Bekanntheitsgrad bei den Wählern erhebliche Bedeutung zu.
2.4 Die möglichen Kandidaten
müssen Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit und
ohne Vorbehalte für die Zielsetzungen des VBB eintreten. Ihnen muss bewusst
sein, dass sie als Mitglieder
des VBB durch den Vorschlag
der zuständigen Gremien in
die Listen des Verbandes
aufgenommen werden.
2.5 Alle Kandidaten müssen
grundsätzlich bereit sein,
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 14
23.11.15 15:33
vbb
2.6 Die personelle Kandidatenauswahl erfolgt in den
­zuständigen Gremien (Abschnitt 1.3) durch Abstimmung. Maßgeblich ist die
Wahlordnung des Verbandes.
3. Konkurrenzlisten
3.1 Alle nicht nach Nr. 1 dieses
Beschlusses zustande
­gekommenen Vorschlagslisten gelten als Konkurrenzlisten im Sinne der folgenden Bestimmungen.
3.2 Nicht als Konkurrenzlisten
sind Wahlvorschläge zu betrachten, für die der Bundesvorstand nach Nr. 1.5
eine Ausnahmeregelung
beschlossen hat.
3.3 Die Unterstützung von
Konkurrenzlisten oder von
einzelnen Kandidaten solcher Listen und die Kandidatur auf Konkurrenzlisten
durch Mitglieder des VBB
sind in der Regel wichtige
Gründe im Sinne des § 5
Abs. 1 Nr. 3 der Satzung des
VBB; sie führen zum Ausschluss aus dem Verband.
3.4 Als Unterstützung im Sinne
der Nr. 3.3 ist insbesondere
die Sammlung von Unterschriften und die Werbung
für Konkurrenzlisten oder für
einzelne Kandidaten von
Konkurrenzlisten anzusehen.
3.5 V
erstöße von Mitgliedern
nach Nr. 3.1 bis Nr. 3.4 sind
durch die Standortgruppen
über die Bereiche/Landesverbände beziehungsweise
unmittelbar durch die Bereiche/Landesverbände der
Bundesleitung mitzuteilen.
Die Bundesleitung ergreift
unverzüglich die notwendigen Maßnahmen.
4. Sonstiges
4.1 Die Mitgliedschaft im Verband der Beamten der Bundeswehr ist grundsätzlich
unvereinbar mit einer Mitgliedschaft in Gewerkschaften und Verbänden,
deren Zielsetzung den satzungsmäßigen Grundsätzen des VBB zuwiderläuft.
4.2 Zu den konkurrierenden
Gewerkschaften oder Verbänden im Sinne der Nr. 4.1
gehört insbesondere der
Deutsche Gewerkschafts-
bund mit seinen Gliederungen wegen seiner unverändert beamtenfeindlichen
Haltung in der Dienstrechtsfrage.
4.3 Welche anderen Gewerkschaften oder Verbände als
konkurrierende Organisationen anzusehen sind, entscheidet der Bundesvorstand im Einzelfall. Seine
Beschlüsse sind mit Begründung den Standortgruppen bekannt zu geben.
4.4 Verstöße gegen Nr. 4.1
des Beschlusses sind der
Bundesleitung durch die
Bereiche/Landesverbände
bekannt zu geben. Die Bundesleitung ergreift die erforderlichen Maßnahmen
im Benehmen mit dem betroffenen Bereich/Landesverband.
VBB bereitet Wahlvorstandsschulungen vor
Der VBB bietet Wahlvorstandsschulungen in 2015 und Anfang 2016 an. Diese Aufgabe
haben die erfahrenen Praktiker
Rolf Heep, Wolfhard Engler und
Gerhard Burmeister übernommen.
VBB
Die Vorbereitungen der Personalratswahlen 2016 haben
­begonnen. Der Wahlvorstand
führt die Wahl des Personalrats durch, so die aktuelle Vorschrift. Der eingesetzte Wahlvorstand hat eine schwierige
Aufgabe übernommen, die er
ohne gründliche Vorbereitung
kaum bewältigen kann. Daher
steht ihm eine vorbereitende
Schulung zu.
15
Interessenten wenden sich bitte an die Bundesgeschäftsstelle des VBB.
Vorbereitung auf den Ruhestand –
Pilotseminare für ausscheidende
Zivilbeschäftigte 2016 sind online
Wir hatten bereits früher auf der
Homepage des Verbandes der
Beamten der Bundeswehr e.V.
(VBB), bei facebook und auch in
der Zeitung darüber berichtet –
das BMVg plant ein Pilotprogramm für die Durchführung
von Seminaren zur Vorbereitung
auf den Ruhestand.
Was für die Soldatinnen/Soldaten bereits gang und gebe ist,
wird nun endlich auch für die
Zivilbeschäftigten angeboten
– wenn auch erst einmal zur
Erprobung. Zwischenzeitlich
liegen uns nun weitere Neuigkeiten zu diesem Pilotprogramm vor:
Die Seminare richten sich an
Beamtinnen/Beamte, Richterinnen/Richter und Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer, die
innerhalb der nächsten zwölf
Monate aus der Bundeswehr
ausscheiden.
Es werden drei Seminare in
Form eines Drei-Tages-Lehr-
Verband der Beamten der Bundeswehr
sich für die Arbeit in der
Personalvertretung von ihren dienstlichen Aufgaben
freistellen zu lassen.
gangs und drei weitere Veranstaltungen als Tagesseminare
angeboten.
Die dreitägigen Seminare werden am Bildungszentrum der
Bundeswehr durchgeführt. Die
Termine lauten:
>>2. bis 4. Mai 2016 in Berlin
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 15
23.11.15 15:33
vbb
>>23. bis 25. Mai 2016 in Mannheim
>>4. bis 6. Oktober 2016 in
Oberammergau.
Bei den Tagesseminaren wurden Standorte gewählt, die einen hohen Anteil an Zivilbeschäftigten aufweisen. Sie
finden statt am:
>>23. August 2016, Zentrum
­Innere Führung, Koblenz
>>7. September 2016, BMVg
Hardthöhe, Bonn
>>11. Oktober 2016, Führungsakademie Bw, Hamburg.
Die Lehrgänge wurden in den
Lehrgangskatalog aufgenom-
men. Sie finden die dreitägigen
Seminare unter der Lehrgangsnummer 902507, die Tagesseminare unter der Lehrgangsnummer 902508.
Themen der Lehrgänge werden
u. a. die finanzielle Absicherung durch Versorgung, Rente
und VBL, aber auch die Aspekte der Veränderung in der Partnerschaft, die Vorsorgevollmacht und das Erbrecht sein.
Eine Seminaranmeldung ist ab
sofort möglich!
Das Merkblatt, aber auch die
entsprechenden Anträge auf
Lehrgangsteilnahme können
im Intranet abgerufen werden.
Sie liegen des Weiteren auch
der Bundesgeschäftsstelle des
VBB vor, sodass sie auch bei
uns angefordert werden können.
Getreu dem Motto – besser
spät als nie – begrüßt der VBB
ausdrücklich diese Maßnahme und wird sich dafür einsetzen, dass es nicht beim Pilotprogramm bleibt, sondern
diese Informationsveranstaltungen zu einem festen Bestandteil im Seminarangebot
werden.
Wird uns doch immer vorgehalten, dass die ganzen Maßnahmen für die Soldatinnen
und Soldaten – ohne es Ihnen
neiden zu wollen – Maßnahmen sind, um erst einmal mit
den Beamtinnen und Beamten
gleichzuziehen, so zeigt sich
doch auch hier wieder einmal,
dass dies keine Einbahnstraße
ist. Auch bei den Soldatinnen/
Soldaten gibt es genügend positive Maßnahmen, die auf den
Beamtenbereich übertragen
werden könnten ... ganz im Sinne des ausgegebenen Slogans:
Die Bundeswehr – ein Personalkörper!
Da sich gerade in der letzten
Zeit doch viel getan hat – man
denke nur an das Pflegestärkungsgesetz/die Pflegereform
2015 als Beispiel – ist es mal
wieder an der Zeit, den Ratgeber
durchzusehen und zu überarbei-
ten. An dieser Stelle danken wir
sehr herzlich den Kollegen Martin Kammler, Manfred Schenke
und Peter Balmes, die sich dieser
Aufgabe mit fachlicher Unterstützung angenommen haben.
Die Überarbeitung wird nun
noch einige Zeit in Anspruch
nehmen, wir werden aber berichten, wenn die Aktualisierung abgeschlossen ist und
­unsere Mitglieder über die entsprechenden Änderungen/
Neuheiten unterrichten.
<< Aus unseren Bereichen und Landesverbänden
<< Bereich Schleswig-Holstein/Hamburg/
Mecklenburg-Vorpommern
VBB
Verband der Beamten der Bundeswehr
16
Eine der vielen Leistungen des
Verbandes der Beamten der
Bundeswehr e.V. (VBB) ist der
„Ratgeber für den Ruhestand“,
welchen unsere Mitglieder zu
Beginn ihrer Pensionierung
ausgehändigt bekommen.
VBB
Ratgeber für den Ruhestand
Vorsitzender: Peter Maschmeyer, 24063 Kiel, Postfach 51 30,
Telefon (0431) 384-5292
<<
VBB-Frauen tagen in Krummbek
Eine gute Tradition wurde
­fortgeführt: Auf Einladung
von Kollegin Simone Rahn,
­Bereichsfrauenvertreterin und
stellvertretende Bereichsvorsitzende des Bereiches I –
Schleswig-Holstein/Hamburg/
Mecklenburg-Vorpommern –
trafen sich am 6. und 7. No-
vember 2015 VBB-Frauen in
Krummbek im tiefsten Schleswig-Holstein, um das (fast) vergangene Jahr 2015 noch einmal Revue passieren zu lassen.
Als Gast durften wir die Referentin der VBB-Bundesgeschäftsstelle, Frau Cora Nixtatis, be-
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 16
23.11.15 15:33
vbb
grüßen. Im Rahmen eines von
Kollegin Rahn gehaltenen Vortrages zur Personalentwicklung in der Bundeswehrverwaltung entwickelte sich vor
dem Hintergrund des letzten
Beurteilungsdurchganges für
den gehobenen Dienst bzw.
den zur Zeit laufenden Beurteilungsdurchgang für den mittleren Dienst sowie der Stellenbündelung A 6–A 8 eine
lebhafte Diskussion.
Weitere Themen waren u. a.
die leistungsbezogene Besol-
dung, der Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr, das Stellenbesetzungsverfahren sowie das Attraktivitätsprogramm.
Die Teilnehmerinnen haben
die, soweit erkennbaren, bisherigen Ergebnisse bewertet. Einig war frau sich wieder einmal darüber, dass sich bisher
nur geringe zählbare Ergebnisse für die zivilen Angehörigen
der Wehrverwaltung, ob nun
im Beamten- oder Beschäftigungsverhältnis, ableiten lassen.
Die Kolleginnen stellten darüber hinaus fest, dass sich diese
Entwicklung auch deutlich im
Intranet widerspiegelt: Die Erwähnung des zivilen Bereiches
und somit auch dessen Wahrnehmung nimmt laufend ab.
Für eine deutlich verbesserte
Teilhabe der zivilen Angehörigen der Bundeswehr an den
vielfältigen (Verbesserungs-)
Programmen einzutreten tut
also not.
Die Kollegin Nixtatis hatte
dazu die neuesten Informatio-
nen aus dem VBB im Gepäck
und konnte zu etlichen Themen direkte Rückmeldung geben, wie der Verband dazu
steht bzw. sich dieser annimmt.
Am Ende der Veranstaltung
waren sich alle Teilnehmerinnen einig, dass daher ein regelmäßiger Informationsaustausch so wichtig ist wie noch
nie und fassten einstimmig folgenden Beschluss: Fortsetzung
folgt ...
<< Bereich Niedersachsen/Bremen
Vorsitzender: Wolfhard Engler, Bundesamt für das Personal­
management der Bundeswehr, Servicecentrum Nord,
Hans-Böckler-Allee 16, 30173 Hannover, Telefon (0511) 284-3906
Unter der bewährten Organisationsleitung des Kollegen Ulrich Nielebock trafen
sich Kolleginnen und Kollegen der Standortgruppe
Hannover zum diesjährigen
Bowlingturnier. Zwei Stunden lang standen Spiel und
Spaß im Vordergrund. Der
1. Preis ging 2015 überraschend an Stefanie Heyenn.
Platz 2 belegte Norbert
Krettek (der Vorjahressieger). Der stellvertretende
Vorsitzende Nielebock beschied sich als guter Gastgeber mit Platz 3.
VBB
Bowling
<<
<
Ulrich Nielebock, Stefanie Heyenn,
Norbert Krettek (von links).
<< Bereich Nordrhein-Westfalen
Nachruf
17
Klaus-Dieter Dudek
Am 26. September 2015 verstarb im Alter von 77 Jahren
Regierungsamtmann a.D.
Klaus-Dieter Dudek. Kollege
Dudek war bis zur Auflösung
der Standortgruppe Hildesheim im Sommer 2015 über
20 Jahre lang deren Vorsitzender. Schon während seiner ­aktiven Dienstzeit im Berufsförderungsdienst des
Kreiswehrersatzamtes Hildesheim strahlte Kollege Dudek stets Optimismus und
gute Laune aus. Sein Engage-
Verband der Beamten der Bundeswehr
Standortgruppe Hannover
ment für die Förderung des
Zusammenhalts zwischen
den Kolleginnen und Kollegen am ehemals großen
Bundeswehrstandort
­Hildesheim war vorbildlich,
auch nach seiner Pensionierung.
Unser Mitgefühl gilt seiner
Frau und seiner Familie.
Für den Vorstand
Jörg Herzog
Vorsitzender
VBB
<<
Vorsitzender: Karl-Heinz Witthüser, Bundesamt für das
Personalmanagement der Bundeswehr, Dienstort Düsseldorf,
Wilhelm-Raabe-Straße 46, 40470 Düsseldorf
Telefon (0211) 959-2032
<<
Gegen den Trend
Die Umgliederung der Bundeswehr zeigte in den letzten Jahren auch Folgen für die Präsenz
des VBB in der Fläche. Da durch
die Schließung von Dienststellen der Nachwuchs in den
Standorten fehlte, existieren
einige Standortgruppen durch
<
Der Vorstand der VBB-Standortgruppe Euskirchen: S. Berchtold, S. Kohlmeyer, M. Bodden, D. Hockertz, H.-G. Mertes und M. Dreker (von links).
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 17
23.11.15 15:33
vbb
Bisher wurden hier die VBBMitglieder durch den Bereich
Bonn betreut, was sich aufgrund der Entfernung (ca. 30
Kilometer) nicht immer ganz
einfach gestaltete. Zudem
gab es durch die Schließung
des Bundeswehrstandortes
Traben-Trarbach und die
­Umsetzung der Kollegen
nach Euskirchen hier einen
erheblichen Personalzuwachs
insbesondere im Beamtenbereich.
Auf Initiative des Standortgruppenvorsitzenden aus Traben-Trarbach, Thomas Korthals, und mit Unterstützung
des Bundesvorstandes wurden am 21. Oktober 2015 die
VBB-Mitglieder am Standort
Euskirchen zur Gründung einer
neuen Standortgruppe eingeladen.
Zu dieser Versammlung konnte
als Gast auch der Bundesvorsitzende Wolfram Kamm begrüßt werden.
Obwohl es für das meistgebrauchte Wort in solchen Versammlungen „WIEDERWAHL“
diesmal keine Anwendung
gab, konnten die Vorstandswahlen schnell abgehakt
­werden. Der neu gebildete
Vorstand hat folgende Zusammensetzung: Vorsitzender
Hans-Georg Mertes, stellvertretende Vorsitzende Melanie
Bodden, Kassenwart Markus
Dreker, stellvertretender Kassenwart Dieter Hockertz,
Schriftführer Stephan Kohlmeyer und stellvertretende
Schriftführerin Sigrid
Berchtold.
VBB
Zusammenlegung mit Nachbarstandortgruppen leider nun
nicht mehr. Anders nun geschehen in Euskirchen!
Dem frisch gewählten Vorstand der VBB-Standortgruppe
Euskirchen sei an dieser Stelle
der Dank für die Bereitschaft
ausgesprochen, sich dieser
neuen Herausforderung zu
stellen.
Im Anschluss an die Wahl war
noch Zeit für einen Informationsaustausch, wobei der Bundesvorsitzende Wolfram
Kamm zu einigen aktuellen
Themen – und hier insbesondere zum „Einsatz von Bundeswehrbeamten in der Flüchtlingshilfe“ – vortrug. In der
Diskussion wurde festgestellt,
dass sich die Ereignisse und die
Reaktionen der Bundeswehr
hierauf in den letzten Wochen
überschlagen haben. Offensichtlich droht auch die Bundeswehr an ihre Grenzen zu
stoßen. Als besonders kritisch
wurde angesehen, dass die
rechtlichen Bedingungen für
diesen Hilfseinsatz in vielen
Bereichen nicht eindeutig feststehen. Dies hat zur Folge, dass
Beamte unter nicht geklärten
Rahmenbedingungen ihre
mehrwöchige Abordnung im
Rahmen der Flüchtlingshilfe
antreten müssen. Hier besteht
für die Führungen des Verteidigungs- und Innenministeriums
noch einiger Klärungsbedarf.
Remagener Brücke eingerichtet ist.
weltweite Bekanntheit erreicht.
Für die Führung durch das Museum konnte auf Ratschlag des
Vorsitzenden der Standortgruppe Bad Neuenahr/Ahr­
weiler, Kollege Schmidt, der
­Initiator des Museums, der
langjährige Bürgermeister von
Remagen, Hans Peter Kürten,
gewonnen werden. Er hat
durch den Verkauf von Steinen
dieser Brücke als Souvenir
Für die Traben-Trarbacher Kollegen wird diese zweistündige
Führung ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Zwei Stunden
lebendiger Geschichtsunterricht endeten mit der eindringlichen Aufforderung von Herrn
Kürten, „jeden Tag mit Herz
und Verstand für den Frieden
zu arbeiten und dabei zunächst
bei sich selbst zu beginnen“.
auch des Polizeipräsidiums
Westhessen gab. Dabei war
festzustellen, dass nicht nur
die Bundeswehr zahlreichen
Organisationsstrukturände-
rungen unterworfen war, sondern auch die Polizei Hessen.
<< Bereich Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland
Vorsitzender: Gerhard Bernahrndt,
Wehrtechnische Dienststelle 41 der Bundeswehr
Kolonnenweg, 54296 Trier, Telefon (0651) 9129-2253
<<
Standortgruppe Traben-Trarbach
Der diesjährige Ausflug führte die Standortgruppe Traben-Trarbach an den Rhein
nach Remagen. 70 Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkrie-
<<
ges war das Hauptziel des
Ausfluges das Remagener
Friedensmuseum, das im Innern der Brückentürme auf
der am Kriegsende zerstörten
Standortgruppe Wiesbaden
Besichtigung des Polizeipräsidiums Westhessen in Wiesbaden
Die StOGrp Wiesbaden hatte
im Rahmen ihres Veranstaltungskalenders für das Jahr
2015 zur Besichtigung des Polizeipräsidiums Westhessen in
Wiesbaden eingeladen.
Kollege Rhiel, der die Veranstaltung organisiert hat, konnte
leider nur 15 Mitglieder begrüßen – allesamt „Ruheständler“
der StOGrp Wiesbaden. Das
Thema hätte jedoch eine noch
P.B.
Verband der Beamten der Bundeswehr
18
größere Resonanz verdient,
aber dass keine „Aktiven“ teilgenommen haben, war wohl
dem Zeitpunkt am frühen
Nachmittag geschuldet.
Empfangen und begrüßt wurde die Besuchergruppe von der
Leiterin Stabselement „Presseund Öffentlichkeitsarbeit“ des
Polizeipräsidiums Westhessen,
der Ersten Kriminalhauptkommissarin Petra Volk, die zunächst einen Überblick über
die Organisationsstruktur der
Hessischen Polizei und damit
Die letzte große Polizeiorganisationsänderung mit Wirkung
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 18
23.11.15 15:33
vbb_11_2015.indd 19
23.11.15 15:33
vom 1. Januar 2001 zählt wohl
zu den einschneidensten in
der Geschichte der Polizei
nach dem Zweiten Weltkrieg.
Hierbei ging das Polizeipräsidium Wiesbaden in das Polizeipräsidium Westhessen
über, ­eines von sieben neu geschaffenen Flächenpräsidien,
und ließ dabei auch seinen
Namen. Das Präsidium ist wiederum in sieben Direktionen
aufgeteilt.
Die große Polizeiorganisationsänderung wird mit Sicherheit
nicht die letzte in der Geschichte der hessischen Polizei
und insbesondere der Wiesbadener Polizei sein, denn die
Aufbau- und Ablauforganisation sowie die Arbeitsweise unterliegen ständigen Überprüfungen.
Jeder Notruf über die 110 landet zunächst auch hier – aber
nicht jeder der eingegangenen
Notrufe zieht automatisch einen Polizeieinsatz nach sich.
Von den täglich etwa 800 entgegengenommenen Notrufen
führen nur 30 Prozent zu einem tatsächlichen Einschreiten
der Polizei.
Danach ging es in den Keller,
wo sich die „Verwahrräume“
befinden. Eine Vielzahl von Räumen in Form von Einzel- und
Doppelzellen oder größeren
Räumen für ganze ­Gruppen, die
auch teilweise videoüberwacht
werden. Sie dienen z. B. zur Ausnüchterung oder Unterbringung nach Festnahmen.
Von diesen nüchternen Funktionsräumen brachte ein Aufzug
die Gruppe in das Dachgeschoss, wo das Kriminalmuseum eingerichtet wurde. Eine
interessante Sammlung aus
mehr als hundert Jahren Kriminalgeschichte des Wiesbadener Polizeipräsidiums.
So findet man dort eine umfangreiche Sammlung von Polizeiuniformen der vergangenen
Jahrzehnte und eine Unmenge
von Polizeimützen aus aller
Welt.
Viele Exponate beziehen sich
auch auf Kriminalfälle, die bundesweites Aufsehen erregt
<< Landesverband Baden-Württemberg
hatten – so zum Beispiel der
Entführungsfall Timo Rinnelt,
der mittlerweile schon 50 Jahre zurückliegt, aber vielen noch
im Gedächtnis ist.
Mit diesem Museumsbesuch
schloss die höchstinteressante
Informationsveranstaltung
und Besichtigung im Polizeipräsidium Westhessen.
Kollege Rhiel bedankte sich bei
Frau EKHK’in Volk für ihre interessanten Ausführungen, bei
den anwesenden Kolleginnen
und Kollegen für ihr Erscheinen.
Die Veranstaltung klang in einer in der Nähe liegenden
Gaststätte bei diversen
­Getränken und einem Vesper­
imbiss mit reger Diskussion
über die Veranstaltung aus.
VBB
Verband der Beamten der Bundeswehr
20
Nach dieser Einführung begann eine Führung durch das
Präsidium, einem nach dem
Zweiten Weltkrieg von den
Amerikanern als US-Hospital
genutzten Gebäudekomplex
der Wehrmacht.
Besonderes Interesse fand die
im 24-Stunden-Betrieb mit jeweils sechs Beamten pro
Dienstschicht besetzte Führungs-und Einsatzzentrale. Sie
stellt das Herzstück der Kommunikation im täglichen Polizeidienst dar. Von hier aus stehen die Einsatzsachbearbeiter
mit den Polizeirevieren und jedem im Einsatz befindlichen
Funkstreifenwagen, der Feuerwehr und den Rettungsleitstellen in ständigem Funkkontakt.
P.B.
vbb
Vorsitzende: Karin Voit, Hochschule des Bundes für
öffentliche Verwaltung – Fachbereich Bundeswehrverwaltung –,
Seckenheimer Landstraße 10, 68163 Mannheim,
Telefon: (0621) 4295-4450, Telefax: (0621) 4295-4222, BwKz: 5331
<<
Standortgruppe Mannheim
Besuch der Mercedes-Benz AG
Die Standortgruppe Mannheim
des VBB veranstaltet neben ihren monatlichen Treffen attraktive Führungen und Ausflüge, um die Gemeinschaft zu
stärken und zu informieren.
Am 15. Oktober 2015 trafen
sich in Anwesenheit des Vorsitzenden der Standortgruppe,
Dr. Kaltwang, und des Leiters
der Seniorengruppe, ROAR a. D.
Herbert Rösch, interessierte
Ruhestandsbeamte und
­Dozenten des Mannheimer
Bildungscampus bei der
­EvoBus GmbH (MercedesBenz AG).
Mercedes-Benz und Mannheim
verbindet eine ganz besondere
Geschichte – das wurde schon
bei einer kurzen Einführung der
Gastgeber von Evo-Bus sehr
deutlich. Die 125-jährige Tradition im Automobilbau spiegelt
sich auch in der Produktion von
Omnibussen bei der Evo-Bus
­wider. Ein Großteil der vielen
Mercedes-Benz-Omnibusse auf
den Straßen Deutschlands, Europas und der Welt kommt aus
der Mannheimer Fertigung. Insgesamt sind bei der Evo-Bus
GmbH 8.500 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter beschäftigt.
Der Werksführer besichtigte
mit der Gruppe die Produkti-
onsstätten von den ersten
­Arbeitsschritten der Schweißer
(Erstellung der Omnibus-Skelette) über die Hochzeiten
(Verbindung von Motoren und
Aufbauten) bis zum Innenausbau zu verkaufsfertigen Produkten. Mit verständlichem
Stolz vermerkte er, dass der
Standort Mannheim in der
Busfertigung die Evolution von
traditioneller Handarbeit hin
zu robotergestützter HighTech-Produktion optimal vollzogen habe. Mit diesem Erfolg
und nachhaltiger Produktnachfrage seien auch die
­ rbeitsplätze in Zukunft gesiA
chert.
Der für den Besuch bei der
­Evo-Bus GmbH verantwortliche
Pensionär, Dr. Nikolaus Steinebach bedankte sich bei der
Werksführung mit einer besonderen Flasche Bergsträsser
Wein. Er wünschte der Evo-Bus
weiteren unternehmerischen
Erfolg. Der auch bisher zwischen den Bildungsstätten der
Bundeswehr in Neuostheim und
der Mercedes-Benz AG bestehende gute Kontakt sollte auch
in Zukunft erhalten bleiben. > vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 20
23.11.15 15:33
vbb
<<
Nachruf
VBB
Wir trauern um unseren Kollegen
Regierungsoberamtsrat a.D.
Helmut Trella
* 2. Dezember 1923 † 30. September 2015
Er gehörte der Generation an,
deren Jugend von Krieg,
Flucht und Vertreibung und
dann von Entbehrung, Arbeit,
Zupacken und Aufbauen bestimmt war. Er war geprägt
von hohem Pflichtbewusstsein, Disziplin, Fleiß, Verantwortungsgefühl und menschlicher Geradlinigkeit. Stets fiel
er durch seine freundliche Art
auf, wobei auch der Humor
absolut nicht zu kurz kam.
Geboren wurde er in Hindenburg in Oberschlesien, wo er
auch aufwuchs. Nach dem
Reichsarbeitsdienst trat er
1942 in die Wehrmacht ein
und wurde im gleichen Jahr
an die Ostfront versetzt. Er
wurde Offizier und erhielt
mehrere Tapferkeitsauszeichnungen, darunter das Eiserne
Kreuz erster Klasse. 1944 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst
nach fünf Jahren entlassen
wurde.
Er fand eine Anstellung beim
Arbeitsamt Wilhelmshaven.
Am 1. Juli 1956 trat er als einer der „Männer der ersten
Stunde“ in die Bundeswehrverwaltung ein und zwar
beim damaligen Wehrbereichsgebührnisamt III in Düsseldorf. Ab 1962 konnte er
seine pädagogischen Fähigkeiten und Neigungen verwirklichen, zunächst bei den
Bundeswehrverwaltungsschulen in Huntlosen und
Mannheim sowie ab 1979 an
der neu gegründeten Fachhochschule des Bundes –
Fachbereich Bundeswehrverwaltung – in Mannheim.
Für eine ganze Generation
von Nachwuchsbeamten war
er der Fachmann für Arbeits-,
Tarif- und Sozialversicherungsrecht, wobei seine Tätigkeit besonders von seinem
umfangreichen praktischen
und theoretischen Wissen geprägt war. Einen Namen hat
er sich auch durch zahlreiche
Publikationen und wissenschaftliche Abhandlungen
­gemacht.
Für seine herausragenden
Leistungen wurde er mit dem
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahre 1985 trat er
in den Ruhestand ein.
Zu erwähnen sind auch seine
Erfolge auf sportlichem Gebiet. So war er früher ein erfolgreicher Leichtathlet. Bei
Sportwettkämpfen des Deutschen Reiches erhielt er 1941
einen Bestpreis.
Auch im Ruhestand war er aktiv und hat die Kollegen kompetent beraten. Seine Hilfsbereitschaft und Kameradschaft
waren vorbildlich.
Bis zuletzt nahm er an unseren monatlichen Treffen teil,
die er insbesondere auch
durch seine Lebenserfahrung
als Zeitzeuge bereicherte. Er
war 58 Jahre Mitglied des
VBB.
21
Wir werden unseren Kollegen
und Kameraden Helmut Trella
sehr vermissen.
Die Standortgruppe
Mannheim des VBB
VBB
<< Bereich Berlin, Brandenburg, Freistaat Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Freistaat Thüringen
Vorsitzende: Astrid Bittkau,
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr,
Referat I 2.3.5, Prötzeler Chaussee 25, 15344 Strausberg,
Telefon: (03341) 58-2400
<<
Verband der Beamten der Bundeswehr
Am 7. Oktober 2015 haben
wir auf dem Hauptfriedhof
Mannheim von Helmut Trella
Abschied genommen.
Standortgruppe Strausberg
Am 9. September 2015 trafen
sich die VBB-Mitglieder der
Standortgruppe zum traditionellen Grillfest im Restaurant
Kreta in Strausberg. Trotz des
schlechten Wetters waren 50
Mitglieder der Ortsgruppe der
Einladung des Vorstandes gefolgt.
Bei netten und interessanten
Gesprächen verbrachten wir
einen geselligen Nachmittag,
bei dem wir auch viele Senioren begrüßen konnten. Der
Vorstand nutze die Gelegenheit, um die Kollegen ­Rudolph
und Scorna mit der Ehrennadel
in Silber auszuzeichnen.
<
Auszeichnung für die Kollegen Michael Rudolph und Ronald Scorna.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 21
23.11.15 15:33
vbb
VBB
<< Bereich Bundesministerium der Verteidigung
Vorsitzender: Ingo John, Bonn/Berlin,
Telefon (0228) 1222900, Telefon (030) 182422900
Schatzmeister/Mitgliederverwaltung: Torsten Witz,
Telefon (0621) 4295-2300, Telefax (03222) 3751757,
Postanschrift: V
BB-Bereich BMVg, c/o Torsten Witz,
Am Herrenhof 4, 53913 Swisttal
<<
Verband der Beamten der Bundeswehr
22
Quartalstreffen der Pensionäre Bereich VIII
am 6. Oktober 2015
Der Bundesvorsitzende
informierte die Ruheständler/
-innen des Bereichs VIII:
„Aktuelle Entwicklungen im
Beamtenbereich und in der
Bundeswehr“
wesenden grüßte er auch vom
Kollegen Manfred Hartung, CoSprecher der Senioren Bereich
VIII, der aus terminlichen Gründen leider nicht dabei sein
konnte.
So lautete das Thema des Vortrages bei dem vierten Quartalstreffen der Ruhestandsbeamtinnen und -beamten des
Bereichs VIII/BMVg am 6. Oktober 2015 im Mannschaftsheim
auf der Hardthöhe in Bonn.
Mit einem besonders herzlichen Applaus wurde dann der
Bundesvorsitzende Wolfram
Kamm begrüßt. Für den Kollegen Kamm war das ein echtes
Heimspiel, hatte er doch alle
Anwesenden vorab persönlich
begrüßt und dabei viele ihm
persönlich bekannte Kolleginnen und Kollegen wiedersehen
können.
Der Sprecher der Ruhestandsbeamten des Bereichs VIII,
Manfred Schenke, begrüßte die
Kolleginnen und Kollegen und
hieß besonders die in dieser
Runde neu Hinzugekommenen
herzlich willkommen. Alle An-
Der Bundesvorsitzende hatte
dann für seine Ausführungen
die konzentrierte Aufmerksam-
keit der Zuhörerinnen und Zuhörer. So verging die eingeplante Zeit des Vortrags wie im
Fluge. Hinweise aus dem Publikum, aber auch Zusatzfragen
bewiesen, wie sehr Kollege
Kamm mit seinen Ausführungen das Interesse der Zuhörerinnen und Zuhörer getroffen
hatte.
Im Namen aller Anwesenden
dankte Kollege Schenke dem
Kollegen Wolfram Kamm herzlich für den Besuch und den
spannend dargebrachten und
informativen Vortrag. Dabei
stellte er auch heraus, wie bemerkenswert es sei, dass das
Interesse der Versammelten
ganz wesentlich den allgemeinen berufspolitischen Ausführungen galt und sich nicht
etwa auf besondere Aspekte
im Zusammenhang mit dem
Ruhestand beschränkte. Den
Besuch des Bundesvorsitzenden bezeichnete er als Höhepunkt der Veranstaltungen dieses Kreises im Jahr 2015.
Mit dem Hinweis auf das
nächsten Quartalstreffen am
5. Januar 2016 um 14.00 Uhr
im Mannschaftsheim auf der
Hardthöhe wurde die Veranstaltung beendet. << Termine
Termine der Pensionäre Bereich VIII
2016
Stammlokal: Mannschaftsheim Hardthöhe Bonn
>>Kontakt
Sprecher Ruhestandsbeamte Bereich VIII/BMVg
OAR a.D. Manfred Schenke – Telefon (0228) 6847609
E-Mail: [email protected]
>>Stellvertretender Sprecher Ruhestandsbeamte
Bereich VIII/BMVg
OAR a.D. Manfred Hartung – Telefon (0228) 624316
Allgemeines zu den Veranstaltungen
Neben konkreten thematischen Referaten und Vorträgen sind
diese Treffen für viele Kolleginnen und Kollegen und deren Angehörige eine schöne Gelegenheit zur persönlichen Begegnung
bei Kaffee und Kuchen. Auch „Neuruheständler“ und „Neuruheständlerinnen“ sind besonders herzlich eingeladen. Schauen
Sie doch einmal bei uns vorbei.
5. Januar 2016, 14.00 Uhr (Stammlokal)
>>Erörterung und Planung des Programms für 2016. Diskutiert
werden soll dabei auch die Durchführung einer gemeinsamen
Reise sowie Zeitpunkt und Themen eventueller zusätzlicher
Veranstaltungen (Vorträge oder Exkursionen). Vorschläge
und Anregungen sind jederzeit und auch vorab herzlich willkommen.
Hinweis:
Es liegen dann auch die VBB-Kalender zur Mitnahme aus!
5. April 2016, 14.00 Uhr (Stammlokal oder Exkursion)
>>Einzelheiten werden im VBB-Magazin veröffentlicht.
5. Juli 2016, 14.00 Uhr (Stammlokal oder Exkursion)
>>Einzelheiten werden im VBB-Magazin veröffentlicht.
4. Oktober 2016, 14.00 Uhr (Stammlokal oder Exkursion)
>>Einzelheiten werden im VBB-Magazin veröffentlicht.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 22
23.11.15 15:33
vbb
Anne Balmes
<< Bereich Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik
und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw)
Vorsitzender: Jakob Milles,
56068 Koblenz, Rheinstraße 5,
Telefon (0261) 15717
<<
Veranstaltung der Pensionäre des Bereiches IX
zu aktuellen Entwicklungen in der
Bundesbeihilfeverordnung
Versorgung des dbb beamtenbund und tarifunion, Herrn Thilo Hommel, der die Einladung
von Balmes gerne zum Anlass
nahm, den Koblenzer VBB-Ruheständlern in der knapp zweistündigen Veranstaltung wertvolle Informationen rund um
die Themen Beihilfe und Versorgung zu überbringen.
Der Vortrag wurde unterstützt
durch eine PowerPoint-Präsentation mit den wesentlichen
Inhalten zu Grundsätzen, Zahlen und Fakten aus dem Be-
reich des Beihilfe- und Versorgungsrechtes des Bundes mit
dem Einstieg: Die Beihilfe ist
das eigenständige Krankensicherungssystem für Beamte
(+ Richter), sie umfasst die Aufwendungen des Dienstherrn
im Rahmen der Fürsorgepflicht
für Krankheits-, Pflege- und
Geburtsfälle sowie Maßnahmen der Früherkennung i. d. R.
als Kostenerstattung. Hierbei
ergänzen die Leistungen der
Beihilfe die Eigenvorsorge, die
aus den lfd. Bezügen zu bestreiten ist (i. d. R.: PKV). Im öffentlichen Dienst zählte der
Bundesbereich im Jahr 2012
insgesamt 640.000 und beim
Bund 176.000 Versorgungsempfänger. Herr Hommel wies
darauf hin, dass seit 1. Januar
2009 für alle Beamte/-innen
durch das gesetzliche Krankenversicherungsgesetz (GKV)
Versicherungspflicht besteht.
Auf Nachfrage zur Fürsorgepflicht des Bundes unterstrich
23
Verband der Beamten der Bundeswehr
Der Sprecher der Ruhestands­
beamten/-innen des Bereiches
IX, BAAINBw, Peter Balmes,
hatte zur Veranstaltung „Aktuelle Entwicklungen in der Bundesbeihilfeverordnung“ ins
Haus Horchheimer Höhe eingeladen. Balmes konnte neben
den der Einladung zahlreich
­gefolgten Ruheständlern die
Leiterin der Koblenzer VBB-­
Bereichsgeschäftsstelle, Frau
Ulrike Niehl, begrüßen. Sein besonderer Gruß galt dem Referenten aus dem Berliner Geschäftsbereich Besoldung und
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 23
23.11.15 15:33
vbb
Wichtig, so Hommel, hierbei zu
wissen: Beihilfe gehört nicht
zum Kernbestand der hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums und das System der Beihilfe kann jederzeit
ohne Berührung von Art. 33 (5)
GG geändert werden. Der
<<
Verband der Beamten der Bundeswehr
24
Dienstherr hat jedoch Vorkehrungen zu treffen, dass der
amtsangemessene Lebensunterhalt bei Eintritt besonderer
finanzieller Belastungen z. B.
durch Krankheitsfälle nicht gefährdet wird. „Art der Vorkehrungen“ (wie Dienstbezüge,
Sachleistungen, Versicherungspflicht) liegen im Ermessen des
Dienstherrn. Somit „ergänzt“
die Beihilfe die Alimentierung,
also keine „laufende“ Leistung,
sondern nur „anlassbezogen“:
bei Krankheit. Nach Darlegung
dieser Grundsätze folgten Zahlen und Fakten zu Beihilfeentwicklung und Leistungsumfän-
Pensionäre zu Gast im Theater Koblenz
Der Sprecher der Pensionäre
des VBB Bereiches IX, BAAINBw
in Koblenz, Peter Balmes, hatte
die Pensionäre des Bereiches zu
einer Führung im Theater Koblenz eingeladen. Nach einer Begrüßung durch den Intendanten Markus Dietze im Foyer
erhielten die Ruheständler vor
Beginn der Führung durch Pressereferent Markus Scherer Informationen zur Historie und
über die Art und Organisation
und Spielplanprogramm des im
Auftrag des Trierer Kurfürsten
und Erzbischof Clemens Wenzeslaus im Jahre 1787 errichteten Theaterbaues in der Koblenzer Neustadt, unweit des
Kurfürstlichen Schlosses.
bis zur Uraufführung und Projekten des Musiktheaters für
junge Menschen ist das Spek­
trum gefasst.
Daneben bietet das Theater Lesungen, Mati­neen, eine LateNight-Reihe, Werkeinführungen, Publikumsgespräche,
theaterpädagogische Angebote
ge unter den Hinweisen auf die
ständigen Anpassungen der
Beihilfevorschriften- und Verordnungen mit Reduzierung
von Leistungen. Es erfolgten
jedoch auch geringfügige Verbesserungen in der Abschaffung des Eigenanteils in der
Praxisgebühr bzw. sind Leistungsverbesserungen mit
­Übertragung des Pflege-Neuausrichtungs-Gesetzes in die
Bundesbeihilfeverordnung (z. B.
Demenzbetreuung) geplant.
Sowohl während des Vortrages
als auch im Anschluss hatten
die Teilnehmer zahlreiche Fragen an den Referenten zu eige-
nen beispielhaften Beihilfe­
fällen mit reger Diskussion.
Hommel sagte nach Abschluss
der Diskussionsbeiträge und erschöpfender Beantwortung aller anstehenden Fragen gerne
zu, für weitere Fragen zum Beihilfethema auch nach der Veranstaltung jederzeit in seinem
Büro in Berlin in direkter Ansprache zur Verfügung zu stehen. Peter Balmes bedankte
sich abschließend für die überbrachten wertvollen Informationen für die Ruheständler im
Namen aller Anwesenden bei
Thilo Hommel mit einem Weinpräsent.
und Führungen hinter die Kulissen. Der Jugendclub sowie eine
Gruppe spielbegeisterter erwachsener Amateurspieler
­ergänzen das Programm.
Festung Ehrenbreitstein, im
Kindergarten, der Grundschule
und für Schüler der Mittelstufe.
Damit wird das Spielplanangebot des Theaters Koblenz dem
Anspruch an ein Stadttheater
gerecht und bereichert maßgeblich das kulturelle Leben der
umliegenden Regionen an
Rhein und Mosel, Hunsrück, Eifel und Westerwald. Hier sind
fast 200 Mitarbeiter aus ca. 23
Spielorte sind neben dem Großen Haus die Probebühne 2 sowie die neue Probebühne 4 im
Erweiterungsbau. Mobile
­Produktionen ermöglichen
Theateraufführungen auf der
Anne Balmes
Referent Hommel, dass nicht
alle Kosten gedeckt sein müssen: „Die Hinnahme gewisser
Härten ist aufgrund generalisierender Regelungen (z. B.
Pauschalsätze, Höchstbeträge)
zulässig und geboten, wenn
die Fürsorgepflicht im Wesenskern nicht verletzt wird.“
So erfuhren die Besucher, dass
das Theater Koblenz am Mittelrhein der alleinige erhaltene
klassizistische Theaterbau und
im Gegensatz zum Logentheater das früheste erhaltene Beispiel eines Rangtheaters in
Deutschland ist. Das Theater
Koblenz ist ein Dreispartentheater mit eigenem Ensemble für
Schauspiel, Musiktheater und
Ballett. Das Repertoire umfasst
Oper, Musical, Schauspiel, Ballett, Kinder- und Jugendtheater
aus allen Epochen und Genres.
Der Spielplan mit 25 Premieren
bietet den Theaterbesuchern
einen Streifzug durch die Theatergeschichte: von der antiken
Tragödie über die Barockoper
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 24
23.11.15 15:33
vbb
Nationen fest angestellt, die 27
verschiedene Berufe ausüben.
Im blau, grau und weiß gestalteten Zuschauerraum mit 500
Sitzplätzen erläuterte Scherer
die dreigeschossige, frei schwebende, hufeisenförmig angeordnete Rangordnung, die Besonderheiten der Bemalung an
Wänden und Decke und die
Bauart des Bühnenbereiches
mit beidseitigen Logen und
Doppelsäulen.
Intendant Markus Dietze informierte die Besucher über das
umfassende breitgefächerte
Spielprogramm und über die
vielfachen Möglichkeiten des
Erwerbs eines Abonnements
und der Sitzplatzkategorien
am Theater Koblenz. Intendant
und Pressesprecher übernahmen nach Aufteilung je eine
Gruppe und führten diese bei
ihrem Rundgang vom Keller bis
zum Dachgeschoss hinter die
Kulissen des Theaters. Unter
sach- und fachkundiger Führung und detaillierten Erläuterungen in den Bereichen Bühnentechnik auf und unter der
Bühne, Schreinerei, Schlosserei,
Malerei, Kleiderkammer, Näherei, Maske, Probebühne und
Ballettsaal erlebten die Besucher unvergessene Eindrücke
im Theater Koblenz mit dem
Blick hinter die Kulissen in den
Bereichen des Altbaus und des
lichtdurchfluteten, neu errichteten Anbaus.
Peter Balmes bedanke sich zum
Schluss der Führung im Namen
der Besuchergruppe sowohl
bei Intendant Dietze als auch
bei Pressereferent Scherer mit
einem Weinpräsent und organisierte vor dem Theater Koblenz ein Erinnerungsfoto mit
Besuchergruppe, Intendant
und Pressereferent. << Personalnachrichten
zum Direktor BAAINBw
Jan Gesau, Koblenz
zur Leitenden Technischen
Regierungsdirektorin
Marion Zekorn, Koblenz
zum Leitenden Technischen
Regierungsdirektor
Christoph Goebel, Koblenz
zum Technischen Regierungsdirektor
Dr. Tobias Gensty, Koblenz
Guido Bett, Manching-Ingolstadt
zum Technischen Oberregierungsrat
Daniel Hilpert, Dresden
zur Oberregierungsrätin
Christine Rhein, Wunstorf
zum Oberregierungsrat
Jülf Draheim, Kiel
Jörg Hoyer, Rostock
zum Technischen Regierungsrat
Martin Weyand, Koblenz
zum Technischen Regierungsoberamtsrat
Markus Müther, Manching-Ingolstadt
zur Technischen Regierungsamtsrätin
Andrea Oertel, Flensburg
Kerstin Klein, Hannover
zur Regierungsamtsrätin
Sandra Engels, Koblenz
Uta Paasch, Bonn
zum Regierungsamtsrat
Andreas Fühner, Koblenz
zur Regierungsamtfrau
Nadine Sasse, Hannover
Christiane Bause, Hammelburg
zum Regierungsoberinspektor
Michael Münx, Bonn
Michael Schütt, Bonn
zur Regierungsinspektorin
Sylvia Richert-Göttsche, Bremerhaven
zum Technischen
Regierungsamtsinspektor
Ralf Bohlen, Koblenz
Günther Sedlmayer, Manching-Ingolstadt
zur Regierungshauptsekretärin
Kerstin Felber, Hannover
Saskia Mitterhuber, Sonthofen-Kempten
Gabriele Schwarz, Sonthofen-Kempten
Christine Schmitt, Hammelburg
zum Regierungshauptsekretär
Siegbert Auer, Hammelburg
zur Regierungsobersekretärin
Mira Sonnet, Koblenz
Die besten Wünsche
für den ­Ruhestand
dem Leitenden Technischen
Regierungsdirektor a.D.
Eberhard Wuttke, Konz
dem Leitenden Regierungsdirektor a.D.
Hans Werner Forster, Dresden
den Oberregierungsräten a.D.
Rolf-Jürgen Pätzold, Koblenz
Horst Wildberger, Sonthofen-Kempten
den Technischen
Regierungsoberamtsräten a.D.
Volker Walter, Manching-Ingolstadt
Herbert Spies, Manching-Ingolstadt
dem Regierungsoberamtsrat a.D.
Erwin Stegmeier, Manching-Ingolstadt
dem Technischen Regierungsamtsrat a.D.
Klaus Schäfer, Manching-Ingolstadt
dem Regierungsamtsinspektor a.D.
Wolfgang Luderich, Bonn
dem Hauptbrandmeister a.D.
Alfons Müller, Hammelburg
der Regierungshauptsekretärin a.D.
Elke Klee, Hammelburg
25
dem Technischen
Regierungshauptsekretär a.D.
Hans-Joachim Götz, Torgelow
dem Regierungshauptsekretär a.D.
Helmut Hesselink, Üdersdorf
der Technischen
Regierungsobersekretärin
Anja Albrecht, Koblenz
dem Regierungsobersekretär a.D.
Waldemar Geist-Engelhaupt, Hammelburg
Erratum:
Mit tiefstem Bedauern stellen wir richtig:
Im Heft 10/2015 hatten wir unter der
­Rubrik „In stiller Trauer …“ den Kollegen
Regierungsamtsrat a.D. Uwe-Dirk
­Gallasch, Köln, aufgeführt.
Verband der Beamten der Bundeswehr
Wir gratulieren zur Ernennung
Richtig ist:
Der Kollege ist nicht verstorben.
Wir entschuldigen uns in aller Form für
das Versehen und die dadurch ausgelösten Unannehmlichkeiten in der Familie
sowie bei seinen Freunden und Bekannten.
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 25
23.11.15 15:33
vbb
<< In stiller Trauer ...
... gedenken wir unseren verstorbenen Kolleginnen
und Kollegen
Regierungsamtsrat a.D. Dieter Augsburg, Hammelburg
Regierungsobersekretär a.D. Willy Bastian, Flensburg
Technischer Regierungsamtsrat a.D. Hans-Walter Bogen,
Manching-Ingolstadt
Oberregierungsrat a.D. Wolfgang Bohn, Stuttgart
Seehauptkapitän a.D. Hans-Friedrich Hein, Kiel
<< Zahlreiche
Regierungsamtmann a.D. Thomas Hellige, Flensburg
Leitender Regierungsdirektor a.D. Dr. Josef Hutt, Koblenz
Regierungsoberamtsrätin a.D. Eva-Maria Jaunig,
Neustadt/Weinstraße
Regierungshauptsekretär a.D. Friedrich Lohrer, Stuttgart
Baudirektor a.D. Kurt-Leopold Müller, Koblenz
Regierungsoberamtsrat a.D. Helmut Trella, Mannheim
Regierungsamtsrat a.D. Bernd Zausch, Kiel
<< Hinweis
. . . der genannten Ereignisse in den Personalnachrichten liegen sicher schon einige Zeit zurück.
Dennoch soll auf eine Veröffentlichung nicht verzichtet werden. Wir meinen, dass das im überwiegenden Interesse der betroffenen Kolleginnen
und Kollegen ist.
Verband der Beamten der Bundeswehr
26
Schriftleitung
Soweit Veröffentlichungen fehlerhaft sind, werden sie
selbstverständlich in korrigierter Form erneut bekannt
gegeben.
Die wiederholte und korrigierte Bekanntgabe wird dann
mit dem Buchstaben (K) gekennzeichnet. Die Schriftleitung
bittet, fehlerhafte Bekanntgaben rasch zu melden, damit
zeitnah eine Korrektur veranlasst werden kann, und entschuldigt sich bei den Betroffenen für das Versehen.
Blutspenden heißt Leben retten
Der Blutspendedienst Bw führt seit über 50 Jahren in den Liegenschaften der
Bundeswehr Blutspendetermine durch.
Als zusätzlicher Service wird bei den meisten angebotenen Terminen kostenlos
die Möglichkeit angeboten, sich in die international vernetzte StammzellspenderDatei der Stefan-Morsch-Stiftung aufnehmen zu lassen. Dabei handelt es sich um
eine durch den Inspekteur des Sanitätsdienstes genehmigte Kooperation.
Spenden Sie Blut für lebensbedrohlich erkrankte Kameradinnen und Kameraden
in den Einsatzlazaretten des ­Auslands und in den Bw-Krankenhäusern! Darüber
hinaus werden auf ­Anfrage auch zivile Krankenhäuser in ganz Deutschland mit
Blut versorgt.
Kontakt: ZInstSanBw Koblenz-Laborabteilung V/Blutspendedienst
Telefon: 0261/896-77504
Kurzfristige Terminänderungen werden im intranet Bw veröffentlicht:
http://Fachinfo.ZSan/Blutspende
Blutspendetermine im Dezember 2015
Datum
Zeit
Kaserne oder Straße PLZ
Ort
01.12.2015 08.30 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Konrad-Adenauer-Kaserne
50968 Köln Amt für Heeresentwicklung
02.12.2015
08.30 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Konrad-Adenauer-Kaserne
50968 Köln Amt für Heeresentwicklung
03.12.2015
08.30 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Zentrum für IT der Bw/IT Zentrum Bw 53879
Euskirchen
08.12.2015
08.30 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Luftwaffen-Kaserne
51147
Köln-Wahn
09.12.2015 08.30 – 12.00 u. 13.00 – 16.00 Luftwaffen-Kaserne
51147
Köln-Wahn
10.12.2015
08.30 – 12.00 u. 13.00 – 15.00 Luftwaffen-Kaserne
51147 Köln-Wahn
14.12.2015
08.30 – 12.00 u. 13.00 – 15.00 Hunsrück-Kaserne
56288 Kastellaun
15.12.2015
09.30 – 12.00 u. 13.00 – 15.00 General-Delius-Kaserne
56727 Mayen
> vbb magazin | November 2015
vbb_11_2015.indd 26
23.11.15 15:33
Beste Marken. Beste Rabatte.
Exklusiv für dbb-Mitglieder.
ch.
r
XXL-Christmas – satte Rabatte
wie beim Weihnachtsmann!
r
ro
mit eirate
das
C4
W/
n
n eiaus
nrag,
tdri-
der
n
hen
n eilieh bei
bergeo
ww.
usen die
des
er
r
10 % Rabatt
10 % Rabatt
20 % Rabatt
20 % Rabatt
30 % Rabatt
bis zu
27 % Rabatt
15 % Rabatt
18 % Rabatt
bis zu
15 % Rabatt
28 % Rabatt
17 % Rabatt
... und weitere rund 160 bekannte
Markenshops mit besten Rabatten auf
der Einkaufs- und Erlebnisplattform.
Froschbilder ©julien tromeur - Fotolia.com
lienögere
12 % Rabatt
bis zu
Stand November 2015, Angebote freibleibend
er
ugs
Die
ng
über
eils-
www.dbb-vorteilswelt.de
as
2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 27
23.11.15 15:34
dbb
Tag der Deutschen Einheit:
„Einheitlichkeit der
Lebensverhältnisse in Gefahr“
„Die Vereinigung von Ost und
West haben wir gut hinbekom­
men. 25 Jahre nach der Wie­
dervereinigung ist es aber an
der Zeit, unser Staatswesen
erneut unter die Lupe zu neh­
men. Denn die Einheitlichkeit
der Lebensverhältnisse ist
durch politische Kleinstaaterei
in Gefahr“, sagte der dbb Chef
am 2. Oktober 2015.
aktuell
28
Grundsätzlich habe sich der
Föderalismus bewährt, so
Dauderstädt weiter. Das Sub­
sidiaritätsprinzip müsse wei­
terhin geachtet werden. „Das
bedeutet aber nicht, dass für
die Einheitlichkeit der Lebens­
verhältnisse nicht noch mehr
getan werden könnte. Als
Beispiele seien die innere Si­
cherheit, das Bildungswesen
oder die Beamtenbesoldung
genannt. In diesen Bereichen
haben sich viele Bundesländer
in den vergangenen Jahren
auseinandergelebt. Das tut
einer Gesellschaft auf Dauer
nicht gut.“
©Graphies.thque – Fotolia.com
© Graphies.thèque ­ Fotolia.co
Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit hat der dbb
Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt davor gewarnt,
sich auf den Erfolgen der deutschen Einheit auszuruhen.
Besonders ärgere ihn, sagte
der dbb Chef, wenn der öffent­
liche Dienst für politische Fehl­
entwicklungen verantwortlich
gemacht werde. „Angesichts
der oft fehlenden Ressourcen,
einer permanenten Produktion
von neuen Gesetzen und Vor­
schriften und des nicht immer
ausgeprägten politischen Eini­
gungswillens zwischen Bund
und Ländern muss man den
Kolleginnen und Kollegen gro­
ßen Respekt zollen, dass sie
ihre Aufgaben so erfolgreich
erfüllen.“
Flüchtlingszustrom:
Deutlich mehr Personal erforderlich
Angesichts des Flüchtlingszustroms fordert der dbb eine möglichst kurz­
fristige personelle Entlastung für Bundesverwaltung, Länder, Kommunen
und Sozialversicherung, damit diese ihre Aufgaben im Zusammenhang mit
Registrierung und Unterbringung, aber auch langfristig für die Integration
tatsächlich bewältigen können.
Um möglichst schnell Hilfestel­
lungen zu bieten, spricht sich
der dbb für ein freiwilliges Hin­
ausschieben des Ruhestands­
eintritts von Kolleginnen und
©doom.ko – Fotolia.com
Zu diesem Ergebnis kommt
eine Arbeitsgruppe des dbb
Bundesvorstandes, die am
24. September 2015 in Berlin
getagt hat. „Die Kolleginnen
und Kollegen leisten eine groß­
artige und hochmotivierte Ar­
beit – jedoch ist bei vielen auf­
grund der täglich steigenden
Flüchtlingszahlen die Grenze
der Belastbarkeit erreicht“, er­
klärte Hans­Ulrich Benra, dbb
Vize und Fachvorstand Beam­
tenpolitik nach der Sitzung.
tigung von Versorgungsemp­
fängern ist das alte Beamten­
verhältnis nicht berührt; der
alte Ruhegehaltssatz (Versor­
gungsabschlag und so weiter)
wird nicht verändert.
Kollegen des öffentlichen
Dienstes aus. Soweit personal­
wirtschaftlich vertretbar, sollte
von der Möglichkeit von Abord­
nungen Gebrauch gemacht
werden. Eine weitere leicht
umsetzbare Lösung ist die Be­
schäftigung von Ruhestands­
beamtinnen und ­beamten auf
Honorarbasis oder auf Basis
eines befristeten Arbeitsver­
trages. Bei freiwilliger Beschäf­
Darüber hinaus sind generell
zusätzliche Mitarbeiter im öf­
fentlichen Dienst notwendig.
Der dbb fordert seit Langem,
gerade wegen des sich verschär­
fenden demografischen Wan­
dels, verstärkte Bemühungen
zur Gewinnung von beruflichem
Nachwuchs. Benra: „Die Politik
muss Prioritäten setzen und für
eine aufgabengerechte Perso­
nalausstattung sorgen. Nun
sind die Verantwortlichen in
Politik und Verwaltung in der
Pflicht, den regulären Personal­
aufwuchs sicherzustellen und
zusätzlich alle möglichen Perso­
nalreserven zu mobilisieren. Der
dbb bietet seine Expertise und
einen umfassenden Dialog auf
allen staatlichen Ebenen an.“
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 28
23.11.15 15:34
Pflegestärkungsgesetz II:
Wichtige Neuausrichtung
destages am 30. September
2015 eingeladen war.
Neben finanzieller Planungssicherheit für Familien ermögliche es die Novelle, einzelne
Pflegeeinrichtungen leichter
‚zu vergleichen. „Der Erleichterung über die Feststellung eines erhöhten Pflegebedarfs
und damit höheren Zuschüssen der Pflegekasse folgte
< Klaus Dauderstädt, Vorsitzender Deutscher Beamtenbund (dbb), als
Sachverständiger vor dem Ausschuss für Gesundheit, Anhörungssaal,
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Deutscher Bundestag
bisher schnell der Schock über
damit verbundene stark steigende Zuzahlungen. Konflikte
mit der jeweiligen stationären
Einrichtung waren häufig die
Folge. Die vorgesehene Neuregelung schafft hier Abhilfe
und wird insofern vom dbb
ausdrücklich begrüßt“, so
Dauderstädt weiter.
Urteil zu tödlicher Messerattacke im Jobcenter:
29
Beschäftigte besser schützen
Die Tat des am 28. Oktober
2015 vom Landgericht Ansbach
wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilten 29-Jährigen, der am 3. Dezember 2014
in einem Jobcenter in Rothenburg ob der Tauber einen
61-jährigen Psychologen mit
Messerstichen tödlich verletzt
hatte, sei ein weiterer trauriger
Höhepunkt der Eskalation von
Gewalt gegen Staatsbedienstete, so Dauderstädt. Allein in
den vergangenen drei Jahren
kostete diese Gewalt mehrere
Mitarbeiter von Dienststellen
das Leben: So starben die Sachbearbeiterin einer Führerscheinstelle in Schleswig, weil
sie einem Lkw-Fahrer die Fahr-
Andrey Burmakin - Fotolia
Anlässlich des Urteils im Prozess über die tödliche Messerattacke auf einen
Mitarbeiter des Jobcenters in Rothenburg ob der Tauber hat der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt erneut verstärkte Maßnahmen zum
Schutz der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes gefordert. Angesichts
sich häufender verbaler und tätlicher Übergriffe bis hin zu Bedrohungen
mit tödlicher Folge nehme die Angst unter den Beschäftigten zu, sagte
Dauderstädt am 28. Oktober 2015 in Berlin.
erlaubnis verweigerte, und ein
Gerichtsvollzieher in Karlsruhe,
der bei einem Mann pfänden
wollte. Im Jobcenter Neuss
wurde eine Mitarbeiterin von
einem Kunden erstochen, im
Finanzamt Rendsburg ein Beamter erschossen. Laut Bundesinnenministerium wurden
2014 bundesweit rund 700
Mitarbeiter von Rettungsdiensten angegriffen, ebenso
60 000 Polizisten und Vollzugsbeamte.
„Wir haben es mit einer nicht
hinnehmbaren Verrohung zu
tun, der wir entschlossen entgegentreten müssen“, forderte
der dbb Chef. „Wir müssen die
Beschäftigten besser schützen,
etwa durch Sicherheitsschleusen, Alarmsysteme und räumliche Umstrukturierungen.“
So könnten beispielsweise
Einzel- durch Großraumbüros
ersetzt werden, in denen transparente Glaswände die Vertraulichkeit der Gespräche sicherten, gleichzeitig aber auch eine
bessere Aufsicht möglich machten. „Regelmäßige Konfliktschulungen für die Beschäftigten müssen Standard werden“,
so Dauderstädt. Auch seitens
der Politik erwarte man „deutlich mehr Anstrengungen, die
die Beschäftigten besser schützen. Aggression und eine zunehmende Ablehnung behördlicher Maßnahmen sind ein
gesamtgesellschaftliches Problem“, warnte Dauderstädt.
„Ein Staat, der seine Bürgerinnen und Bürger nicht mehr erreicht und in keinen von gegenseitigem Respekt geprägten
Dialog mehr treten kann, ist
kein tragfähiges Modell für
die Herausforderungen, die
vor uns liegen.“
aktuell
„Die vorgesehene Neuregelung, dass die Restkosten für
die vollstationäre Unterbringung, die nicht von der Pflegeversicherung getragen werden,
künftig nicht mehr mit dem
Maß der Pflegebedürftigkeit
steigen, ist ein Paradigmenwechsel“, sagte der dbb Chef,
der als Sachverständiger bei
der Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bun-
Marco Urban
Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt
hat das geplante Pflegestärkungsgesetz II begrüßt. Die Neuregelungen gäben Betroffenen
und ihren Familien Planungssicherheit.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 29
23.11.15 15:34
dbb
Staatsfinanzen in Gefahr:
Steuergerechtigkeit herstellen
aktuell
30
< Thomas Eigenthaler, Dr. Wolfgang Schäuble und Klaus Dauderstädt trafen
im Vorfeld des Tages der Steuergerechtigkeit zu einem Gedankenaustausch im Finanzministerium in Berlin zusammen (von links).
„Steuergerechtigkeit ist ein hohes Gut und gehört in die besten Hände“, betonte dbb Chef
Dauderstädt am 30. September
2015 in Berlin. „Schulen, Kindergärten, Sicherheit, Gesundheit,
Infrastruktur, Kultur – all das
will finanziert werden. Die Beschäftigten in den Finanzämtern kümmern sich engagiert
und motiviert darum, Steuern
nach Recht und Gesetz gleichmäßig zu erheben – unter oft
schwierigen Rahmenbedingungen: Chronisch unterbesetzt,
können sie ihrem Auftrag nur
unzureichend nachkommen,
müssen jahrein, jahraus milliardenschweren Steuerhinterziehungen hinterherschauen. Steuerbetrüger wiegen sich getrost
in Sicherheit, wenn nur noch
alle Jubeljahre kontrolliert und
geprüft wird. Steuert die Politik
in Sachen Personal nicht dringend nach, um auch die Tausenden Altersabgänge in der
Steuerverwaltung in den kommenden Jahren zu kompensieren, sind unsere Staatsfinanzen
in Gefahr“, warnte Dauderstädt.
Auch die Bürgerinnen und Bürger würden dann nicht mehr
einverstanden sein mit der für
das Gemeinwesen notwendigen
Steuererhebung: „Warum soll
der Ehrliche dumm sein und für
andere mitzahlen?“
Allein bei der Einkommen- und
Körperschaftsteuer beliefen
sich die Steuerausfälle auf
schätzungsweise 30 Milliarden
Euro pro Jahr, bei der Umsatzsteuer seien es weitere 20 Milliarden, machten dbb Vize und
DSTG-Chef Thomas Eigenthaler deutlich. Hinzu kämen Mindereinnahmen durch Steuertricks großer Konzerne. „Die
Zahl der rund 110 000 Beschäftigten in den Finanzverwaltungen muss um mindestens
15 000 bis 20 000 erhöht werden, um einen gerechten,
gleichmäßigen und zeitnahen
Steuervollzug sicherzustellen“,
forderte Eigenthaler. So seien
auch mehr Betriebsprüfungen
und Kontrollen von Einkommensmillionären möglich. Bei
der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen sollten Regelungen geschaffen werden, um
Länder für Investitionen in einen besseren Steuervollzug zu
belohnen. Derzeit würden einnahmestarke Länder bestraft,
weil sie Mehreinnahmen weitgehend abgeben müssten,
während Empfängerländer sich
auf den Finanzausgleich verlassen und bei Personal sparen
könnten. „Wer mehr für den
Steuervollzug tut, muss am
Ende auch mehr behalten dürfen“, so Eigenthaler.
„Tag der Steuergerechtigkeit
– Gemeinsam.Zukunft.Steuern!“ Unter diesem Motto
veranstaltete die DSTG am
30. September 2015 einen
bundesweiten Aktionstag.
An verschiedenen Orten in
Deutschland, so in Berlin, Dortmund, Hannover, Trier, Saarbrücken, Stuttgart und Wiesbaden,
machten Beschäftigte der Finanzämter in Vor-Ort-Aktionen
auf Defizite im deutschen Steuersystem aufmerksam. „Wir
haben für die Öffentlichkeit
sichtbar gemacht, dass eine
gut aufgestellte Steuerverwaltung für ein funktionierendes
Gemeinwesen unverzichtbar
ist“, sagte Eigenthaler.
< Gespräch im Bundesinnenministerium
BMI
BMF/Jörg Rüger
Der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt und dbb Vize Thomas Eigenthaler, zugleich Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), haben die Politik zu mehr Engagement bei der
Umsetzung der Steuergerechtigkeit aufgefordert. Anlässlich des „Tags der Steuergerechtigkeit“ kritisierten Dauderstädt und Eigenthaler die mangelhafte Personalausstattung der Finanzämter, durch die
dem Staat und damit dem Gemeinwesen jährlich hohe Milliardenbeträge „durch die Lappen“ gehen.
Zu einem ersten Gedankenaustausch mit Innenstaatssekretär
Hans-Georg Engelke sind am 7. Oktober 2015 dbb Chef Klaus Dauderstädt und die Fachvorstände Tarifpolitik und Beamtenpolitik,
Willi Russ und Hans-Ulrich Benra, in Berlin zusammengetroffen.
Engelke hatte am 10. August die Nachfolge von Cornelia RogallGrothe angetreten. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die
Auswirkungen der Flüchtlingsbewegung auf den öffentlichen
Dienst sowie das Thema Gewalt gegenüber Beschäftigten in der
öffentlichen Verwaltung, zu dem BMI und dbb im April 2016 eine
gemeinsame Veranstaltung planen. Positiv bewertet wurde zudem von beiden Seiten das Engagement und die Ergebnisse in der
Demografiestrategie der Bundesregierung, die zuletzt am 22. September 2015 in Berlin vorgestellt worden sind. Des Weiteren wurden Aspekte der Einkommensrunde mit Bund und Kommunen im
Frühjahr 2016 sowie Fragen des Dienst- und Mitbestimmungsrechts angeschnitten. Im Bild Hans-Ulrich Benra, Klaus Dauderstädt, Hans-Georg Engelke und Willi Russ (von links).
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 30
23.11.15 15:34
dbb
Der Fall des Monats
Lebenszeit-Arbeitskonto:
Anspruch auf finanziellen Ausgleich
Das Lebenszeit-Arbeitskonto einer Lehrerin im Angestelltenverhältnis wies ein Guthaben in Höhe von
118,5 Stunden auf. Lebenszeit-Arbeitskonten dienen dazu, Lehrkräften einen gleitenden Übergang
in den Ruhestand zu ermöglichen. Das zuständige
Kultusministerium erließ Richtlinien zu Art und
Weise der Führung des Lebenszeit-Arbeitskontos
und traf auch eine Regelung, unter welchen Voraussetzungen das Guthaben bei einem Wechsel der Arbeitsstätte zu einem anderen Arbeitgeber oder
Dienstherrn mitgenommen werden könne.
Die vom Dienstleistungszen­
trum West vertretene Lehrerin kündigte ihr Arbeitsver-
hältnis, um in einem anderen
Bundesland dem Ruf zur
Hochschullehrerin folgen zu
können. Der neue Arbeitgeber
verweigerte die Übernahme
des Zeitguthabens; der alte
Arbeitgeber verweigerte die
Auszahlung des Zeitguthabens. Das DLZ West setzte
sich für dieses Einzelmitglied
erfolgreich ein.
Das Arbeitsgericht Offenbach
am Main entschied mit Urteil
vom 28. Juli 2015, Az.: 1 Ca
261/14, dass der von uns vertretenen Klägerin ein Betrag
von 4 899,39 Euro zwecks
­Ausgleichs der angesparten
­Lebensarbeitszeit zustehe.
Zur Begründung führte das
­Arbeitsgericht aus, dass ein
­ersatzloser Wegfall jeglichen
­Erstattungsanspruchs im vorliegenden Fall gegen den die
gesamte Rechtsordnung beherrschenden Grundsatz von
„Treu und Glauben“ wider­
sprechen würde.
Der dem angelegten Lebenszeit-Arbeitskonto zugrunde­liegende formularartige ­Vertrag
benachteilige die ­betroffene
Arbeitnehmerin unangemessen, weshalb ein Ausgleich in
Geld zuzusprechen war.
Das Urteil ist noch nicht
rechts­kräftig. Wir werden über
den Ausgang des Verfahrens
in­formieren. ak
© Finanzfoto – Fotolia.com
< Info
Der dbb gewährt den Einzelmitgliedern seiner Mitgliedsgewerkschaften berufsbezogenen Rechtsschutz. Zuständig dafür sind die Juristen in
den dbb Dienstleistungszen­
tren in Berlin, Bonn, Hamburg,
Nürnberg und Mannheim. Das
dbb m
­ agazin dokumentiert
den „Fall des Monats“.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 31
23.11.15 15:34
dbb
Flüchtlingsregistrierung der Bundespolizei:
fokus
32
Jan Brenner (10)
An der Grenze
In Rosenheim hat die Bundespolizei von jeher ein Auge auf Menschen und Waren, die unerlaubt aus
dem nahen Österreich nach Deutschland drängen. Schließlich ist Oberbayerns drittgrößte Stadt ein
wichtiger Eisenbahn- und Autobahnknotenpunkt. Da sich dort auch die Routen der Flüchtlinge vereinen,
die via Italien über den Brenner oder vom Balkan in immer größerer Zahl nach Deutschland strömen,
setzt die Bundespolizeiinspektion Rosenheim seit Monaten alle verfügbaren Kräfte für die Registrierung
unerlaubt einreisender Flüchtlinge ein. Die Beamtinnen und Beamten arbeiten rund um die Uhr. Zu
Dienstbeginn wissen sie nie, wie vielen Schicksalen sie begegnen werden. Eine Momentaufnahme.
Rosenheim, 6. Oktober 2015.
In Reih und Glied stehen sechs
Einsatzfahrzeuge auf dem
kleinen Parkplatz links neben
dem Bahnhofsgebäude. Die
Fahrzeugbesatzungen, junge
Beamtinnen und Beamte der
Bundespolizei, sind ausgestiegen und bereiten sich zum wiederholten Mal während ihrer
Schicht auf ihren Einsatz vor.
Sie tragen Schutzwesten und
Funkgeräte, am Gürtel sind
Dienstpistole, Reizgas-Spraydose, Schlagstock und Handschellen befestigt. Einige
streifen die robusten Einsatzhandschuhe über, andere blaue
Einweghandschuhe. Kurz vor
der Einfahrt des Regionalzugs
aus Kufstein, der nach dem Halt
in Rosenheim weiter Richtung
München fahren wird, postiert
sich ein Teil der Gruppe auf
dem Bahnsteig von Gleis 3.
Der Zug fährt ein. Der Krawall,
den ein argloser Beobachter
angesichts der Präsenz von
Bundespolizisten in voller
Montur erwartet haben mag,
bleibt aus. Denn es sind keine
gewaltbereiten Hooligans auf
dem Weg ins Fußballstadion,
die auf den Bahnsteig treten,
sondern „normale“ Reisende:
Pendler, Schüler, auch Paare,
die in der gut 60 000 Einwohner zählenden Kreisstadt Ein-
käufe erledigen möchten – und
die Gruppe unerlaubt eingereister Personen, denen der
Bundespolizeieinsatz gilt:
Flüchtlinge aus den Kriegs- und
Krisengebieten Afrikas, des Nahen Ostens oder Zentralasiens,
die – wie so viele in diesen Tagen – hoffen, in Deutschland
ein besseres Leben zu finden.
Im eingefahrenen Zug wurden
schon bei der Grenzkontrolle
15 Personen ohne gültige Ausweisdokumente oder Visa ausfindig gemacht: In diesem Fall
handelt es sich um junge Männer, deren dunkle Hautfarbe
die afrikanische Herkunft verrät. Sie tragen Sportschuhe,
Jeans, T-Shirts, Rucksäcke und
– obwohl der Oktobertag angenehme 20 Grad bietet –
mehrheitlich gefütterte warme Jacken. Ruhig folgen sie den
Anweisungen der Bundespolizisten und lassen sich durch die
Unterführung aus dem Bahnhofsgebäude geleiten.
<
< Warten auf den nächsten Zug: Rainer Scharf, der Sprecher der Bundespolizeiinspektion Rosenheim (rechts), begrüßt die Einsatzkräfte.
Zunahme der
Schleuserkriminalität
„Das war jetzt ein vergleichsweise kleiner Aufgriff, wahrscheinlich weil es sich um einen
Nahverkehrszug handelt. Aus
den InterCitys, die planmäßig
alle zwei Stunden in Rosenheim
stoppen, wenn die Österreicher
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 32
23.11.15 15:34
dbb
< … dort werden sie auf unerlaubte Gegenstände durchsucht und ihre Personalien festgestellt, soweit das zu diesem Zeitpunkt möglich ist.
Bilder von der überfüllten
Bahnhofsunterführung in Rosenheim beigetragen, die durch
die Presse gingen. „Wann und
wie viele Flüchtlinge auf dem
Weg zu uns sind, erfahren wir
entweder kurz vor ihrem Eintreffen von unseren Kollegen,
die in den Zügen Personenkontrollen vornehmen, oder erst
hier am Bahnhof. In einzelnen
Zügen, das hat die Vergangenheit gezeigt, müssen wir mit
Großgruppen mit bis zu 150
unerlaubt Eingereisten rechnen. Die Personen werden nach
der Kontrolle am Rosenheimer
Bahnhof in Gewahrsam genommen.“
Die Frage, ob seine Kollegen
ihren Dienst deshalb bewaffnet versehen, weil sie befürchten, angegriffen zu werden, beantwortet Rainer Scharf ernst:
schend hinzugezogen werden.“
Die Miene des Polizeihauptkommissars bleibt ernst, als er
die Größenordnung in Zahlen
fasst, die der Flüchtlingsstrom
bis zum Sommer dieses Jahres
angenommen hat. „Von Januar
bis August 2015 hat die Bundespolizeiinspektion Rosenheim rund 27 000 unerlaubt
eingereiste Personen festgestellt. Allein im August kamen
9 500 Menschen, so viele wie
im gesamten Jahr 2014. Tendenz steigend.“
Seit der vorübergehenden
Wiedereinführung der Grenzkontrollen zu Österreich am
13. September 2015 sei die Arbeitsbelastung in der Bundespolizeiinspektion Rosenheim
zwar noch weiter gestiegen,
aus polizeilicher Sicht brächten
sie in der derzeitigen Situation
< Die Bundespolizisten geleiten eine kleine Gruppe unerlaubt eingereister
Personen zum Aufnahmezelt gegenüber des Bahnhofes …
aber auch Vorteile, urteilt
Scharf. „Wir haben in dieser
Region von jeher mit unerlaubt einreisenden Personen
zu tun und registrieren seit einigen Jahren eine deutliche
Zunahme der Schleuserkriminalität. Seit wir wieder jeden
Grenzübertritt kontrollieren
und uns nicht auf stichprobenartige Kontrollen im Schienenund Straßenverkehr beschränken müssen, können wir in
jedes Fahrzeug hineinschauen
und feststellen, ob darin Personen sind, die auf illegale
Weise ins Land gebracht werden. Außerdem unterbinden
die Grenzkontrollen einen völlig unkontrollierten Zustrom
unerlaubt eingereister und
bislang nicht registrierter
Personen. Wir stellen immer
wieder fest, dass die Mehrzahl
der Migranten noch nicht
registriert ist, obwohl sie die
EU-Außengrenze längst hinter
sich gelassen haben.“
<
UMF 40 Euro,
TUN 12,41 Euro
Die Neuankömmlinge wurden
inzwischen zu einem Zelt gegenüber des Bahnhofs gebracht, wo sie gemeinsam mit
„Aufgriffen“, wie es im Polizeijargon heißt, aus vorhergehenden Zügen die ersten Stationen
ihrer Registrierung durchlaufen. „Solange die Kapazitäten
ausreichen, erledigen wir die
ersten Schritte hier. Wenn großer Andrang herrscht, bringen
wir die Menschen gleich in die
Inspektion, wo für alle die weitere Registrierung erfolgt.“ Und
wenn auch dort die Kapazitäten erschöpft sind? „Wenn gar
nichts mehr geht, müssen wir
die Züge weiter fahren lassen,
bis nach München, oder einen
33
fokus
„Als Bundespolizisten wissen
wir vor einer Kontrolle, sei es
auf der Straße oder im Zug,
nicht, wen wir tatsächlich vor
uns haben. Es kann sich um einen unbescholtenen Bürger
oder einen gesuchten Verbrecher handeln. Wir wissen nicht,
ob ein mit Haftbefehl gesuchten Straftäter, sich einer Festnahme gegebenenfalls mit
Waffengewalt entziehen will.
Gegeben hat es einen solchen
Fall jedenfalls schon. Im Übrigen können wir als Polizeibeamte zu allen nur denkbaren
polizeilichen Anlässen überra-
Jan Brenner (10)
wegen der Menschenmassen,
die in die Züge nach Deutschland drängen, den Bahnverkehr
nicht unterbrechen, holen wir
an manchen Tagen allein in Rosenheim bis zu 300 unerlaubt
eingereiste Personen aus den
grenzüberschreitenden Zügen“,
kommentiert Rainer Scharf die
Szene. Viel deutlicher muss der
Sprecher der Bundespolizei Rosenheim nicht werden. Zur Veranschaulichung der Mengen
von Menschen, die geduldig abwarten, was immer im heiß ersehnten Deutschland mit ihnen
geschehen mag, haben auch
< Die Bundespolizeiinspektion Rosenheim …
… zählt mit ihren Bundespolizeirevieren Freilassing, Weilheim,
Kempten und Lindau zu den größten Flächeninspektionen
Deutschlands. Sie ist bahn- und grenzpolizeilich zuständig für das
deutsch-österreichische Grenzgebiet, das sich auf rund 650 Kilometer vom Berchtesgadener Land bis zur Bodenseeregion erstreckt.
Zu den Kernaufgaben ihrer 550 Beschäftigten gehört es, gegen
illegale Migration und Schleusungskriminalität vorzugehen und
auf über 1 150 Bahnkilometern und in etwa 200 Bahnhöfen und
Haltepunkten für die Sicherheit der Bahnreisenden zu sorgen. Infolge der hohen Arbeitsbelastung, die der anhaltende Flüchtlingszustrom mit sich bringt, wird das Stammpersonal der Bundespolizeiinspektion seit der vorübergehenden Wiedereinführung regulärer
Kontrollen an der EU-Binnengrenze zu Österreich durch rund mehr
als 600 Beamtinnen und Beamte der Bundesbereitschaftspolizei
verstärkt. Seit dem 6. Oktober 2015 helfen in Rosenheim zudem
80 Zollbeschäftigte bei der Registrierung von Flüchtlingen.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 33
23.11.15 15:35
dbb
fokus
34
anderen Bahnhof, wo die Kollegen übernehmen können“, antwortet Scharf. Er wirkt fast ein
wenig erleichtert, als er von einem Kollegen im Zelt die Zahl
der bisher Eingetroffenen erfährt: 160 Personen bis zum
frühen Nachmittag. „Das ist
gut, dann dauert es nicht so
lang“, sagt er. Bei der Aufnahme der Neuankömmlinge im
Zelt wird aber schnell deutlich,
dass die Zeitersparnis nicht
den Bundespolizisten zugutekommt, sondern den Flüchtlingen. Das liegt nicht zuletzt an
der bewusst respektvollen Haltung, mit der die Beamtinnen
und Beamten den Flüchtlingen
begegnen. Zunächst wird jede
Person in einem abgetrennten
Bereich auf verbotene Gegenstände durchsucht, in englischer Sprache nach dem Alter
und der Herkunft befragt und
mit einem nummerierten Armband ausgestattet. Es folgt
eine eingehende Kontrolle des
mitgeführten Gepäcks. Geld
und Wertsachen werden sorgfältig registriert, in einem Plastikbeutel verwahrt und alles
mit der Nummer des Armbands
gekennzeichnet.
So lässt sich jederzeit herausfinden, welches Gepäckstück
und welcher Beutel mit Wertsachen wem gehört: „UMF 40
die einzige Möglichkeit, Kontakt zu ihren Angehörigen
zu halten“, vermutet Rainer
Scharf. Die Ankömmlinge werden samt Gepäck mit Bussen
zur Fortsetzung der Registrierung zur Sporthalle auf dem
Gelände der Bundespolizeiinspektion gebracht.
<
Euro“ steht samt der Registrierungsnummer auf einem der
Wertsachenbeutel. „Unbegleiteter männlicher Flüchtling“,
übersetzt Rainer Scharf die
Kürzel, „ein Minderjähriger,
möglicherweise aus Eritrea.
Er wird nach der Registrierung
dem Jugendamt übergeben,
das sich weiter um ihn kümmert. „TUN 12,41 Euro“ informiert unter anderem der Inhaltszettel eines anderen
Beutels. „Tunesier, ohne Ausweisdokumente aus dem
von Innsbruck kommenden
EuroCity 82 geholt“, erklärt
Scharf. Einige andere Beutel
bergen deutlich geringere
Geldbeträge, die Wenigsten
enthalten Schmuck oder auch
nur eine Armbanduhr; doch in
fast allen liegt ein Smartphone. „Die Phones sind für viele
< Bargeld in Euroscheinen und ein Smartphone zählen zu den Besitztümern eines männlichen Afghanen, der am 6. Oktober 2015 ohne
gültige Papiere in Rosenheim aus dem Zug geholt wurde.
Warten auf
den EURODAC-Treffer
Spätestens beim Abgleich der
Fingerabdrücke wird deutlich,
dass es sich bei der Flüchtlings-
puter“ den zuständigen Beamten meldet, ob ein „EURODACTreffer“ vorliegt. Zeit genug
für den Medizincheck, den
Mitarbeiter der Ambulanz
Rosenheim in der ehemaligen
Umkleide der Sporthalle durchführen.
Ein Krankentransportwagen
fährt langsam vor und nimmt
eine junges, vermutlich aus
Syrien stammendes Paar mit
zwei kleinen Töchtern auf: Verdacht auf Windpocken. Zwei
junge Männer kehren in die
< In der Sporthalle der Polizeiinspektion wird die Registrierung fortgesetzt.
Klappt es nicht mit der Befragung, helfen Dolmetscher wie diese junge
Eritreerin (rechts).
registrierung um echte erkennungsdienstliche Polizeiarbeit
handelt. „Die Einreise ohne
gültige Papiere ist nach deutschem Recht ein Rechtsverstoß, der uns zwingt, die
betreffenden Personen in Gewahrsam zu nehmen“, erläutert Rainer Scharf, „durch den
Abgleich ihrer Fingerabdrücke
mit der europäischen Datenbank EURODAC können wir
zweifelsfrei ermitteln, ob die
betreffende Person bereits in
einem anderen EU-Land registriert wurde oder eine Straftat
begangen hat.“ Gelegentlich
komme es vor, dass Straftäter
sich unter die Migranten mischen, um wieder nach Deutschland zu gelangen. „Gemessen an
der großen Zahl der unerlaubt
Einreisenden ist das aber eher
selten“, weiß Scharf.
Etwa eine Stunde kann es dauern, bis der „Fingerabdruck-Com-
Halle zurück. Die Diagnose haben ihnen die Medizinhelfer
mit dickem Filzstift auf die
weißen einmal verwendbaren
Schutzanzüge geschrieben, die
sie jetzt tragen: Krätze – ein extrem ansteckender Hautparasit.
Die Halle ist mit Feldbetten
ausgestattet, wie schon im
Bahnhofszelt stehen Getränke,
Obst und Backwaren auf langen Tischen bereit. In Pappkartons warten Spielsachen und
Kuscheltiere auf kleine Interessenten. Auf provisorischen
Regalen liegen Babywindeln in
drei Größen und diverse Hygieneartikel bereit.
<
Tigrinya-Dolmetscher
verzweifelt gesucht
Die Flüchtlinge, die auf ihren
Lagern mehrheitlich schweigsam und irgendwie schicksalsergeben auf die Fortsetzung
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 34
23.11.15 15:35
dbb
ihrer Registrierung warten, bieten ein buntes Bild: farbenfroh
gekleidete Frauen mit zart gebräunter Haut, tief verschleierte Muslima, nach westeuropäischen Standard gekleidete
Schwarzafrikaner. „Ich habe
hier trotz der unterschiedlichen
Nationen und Religionen noch
keinen Tag Unruhe erlebt“, sagt
Scharf. „In Rosenheim treffen
sich die Flüchtlingsströme der
Brenner- und der Balkanroute.
Die Hauptherkunftsländer 2015
sind Eritrea, Syrien, Afghanistan, Irak und Nigeria. Viele sprechen kaum oder nur sehr wenig
englisch“, erklärt er und zeigt
auf die Dolmetscher, die an
kleinen Tischen mit Flüchtlingen sprechen. Anfangs sei es
schwer gewesen, genügend
Dolmetscher für in Deutschland
wenig verbreitete Sprachen,
zum Beispiel das vorwiegend in
Eritrea und Äthiopien gebräuchliche Tigrinya, zu finden. „Inzwischen haben wir Hunderte Kontaktdaten und können, wenn
nötig, rund um die Uhr einen
Dolmetscher rufen.“ Ziel der
Befragung – mit oder ohne Dolmetscher-Unterstützung – ist
die Feststellung von Namen,
Geburtsdatum und Herkunftsland. „Natürlich fragen wir auch
nach der persönlichen Situation
der Menschen, wo sich ihre Familien aufhalten, welche Gründe sie zur Flucht bewogen haben“, sagt der Sprecher der
Bundespolizeiinspektion.
Die Berichte von Leid und die
Not, mit denen die Beamtinnen und Beamten konfrontiert
werden, macht sie aber nicht
blind gegen die Machenschaften der Kriminellen, die diese
Menschen gegen Zahlung
enormer Geldsummen auf
eine lebensgefährliche Reise
schicken. „Wir fragen sie auch
immer nach den Schleusern,
die manche Flüchtlinge noch
nach ihrer Ankunft in Deutschland unter Druck setzen, etwa
durch Einbehalten ihrer Papiere, und sie zwingen wollen,
ihre Schulden abzuarbeiten“,
sagt Scharf. „Monatlich gehen
uns rund 50 Schleuser ins
Fahndungsnetz. Die meisten
fassen wir auf den Autobahnen, wenn sie die Menschen
wie Vieh in Autos gepfercht
nach Deutschland, Schweden
oder England bringen wollen.
Manchmal haben wir aber auch
bei den Befragungen der Zugreisenden Erfolg. Alle Informationen werden hier in der
Inspektion im Ermittlungsdienst gesammelt und aus-
gewertet, der sich mit dem
Aufspüren und Zerstören
der Schleusernetzwerke
beschäftigt.“
<
Anlaufbescheinigung
in maximal einem Tag
„Damit ist unser Auftrag erfüllt“, kommentiert Rainer
Scharf den Registrierungsvorgang, der – je nach Andrang
und persönlicher Problemlage – maximal einen Tag dauern kann. „Wir geben ihnen
die Adresse der Erstaufnahmeeinrichtung, bei der sie
ihren Asylantrag stellen müssen und fahren sie zurück
zum Bahnhof, wo sie mit
dem nächsten Zug legal nach
München weiterfahren können. Auf alles weitere haben
wir keinen Einfluss. Beim Stellen des Asylantrags ist kein
Bundespolizist mehr dabei.“
35
fokus
< In zehn Sprachen verfasste Fragebögen helfen bei der Feststellung der Personal-Stammdaten. Diese Daten
werden zusammen mit den Fingerabdrücken (unten) und einem Porträtfoto im Anlaufdokument vermerkt.
So lässt sich die Identität jeder registrierten Person unverwechselbar feststellen.
Von der Turnhalle geht es
weiter in die „Bearbeitungsstraße“. Im Gebäude eines
ehemaligen Materiallagers
entsteht in weiteren Arbeitsschritten die „Anlaufbescheinigung“. Mit diesem Papier,
das die Identität jedes Flüchtlings mit Namen, Geburtsdatum, Größe, Haar- und Augenfarbe, Fingerabdrücken
und Lichtbild beschreibt,
können die Migranten ihren
Asylantrag stellen.
Text: Christine Bonath
Fotos: Jan Brenner
< 1 000 bis 2 000 unerlaubt einreisende Personen …
… stellt allein die Bundespolizeiinspektion Rosenheim seit Wiedereinführung der Grenzkontrollen am 13. September 2015 im Durchschnitt täglich fest. Sie werden in Gewahrsam genommen und
registriert. Nach der Registrierung erhalten sie eine sogenannte
Anlaufbescheinigung, die ihre Identität zweifelsfrei beschreibt,
und werden an die für sie zuständige Erstaufnahmeeinrichtung
verwiesen. Pro Tag werden dort zudem zwei bis fünf verdächtige
Schleuser festgestellt und in Gewahrsam genommen.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 35
23.11.15 15:35
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 36
23.11.15 15:35
dbb
In eigener Sache:
Geht nicht, gibt’s nicht
Das ist es, was die Bundesrepublik ihnen ermöglichen muss,
wenn dem Asylantrag stattgegeben wurde. Was der öffentliche
Dienst zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms und zu ihrer Inte­
gration zu tun und bereitzustellen hat, ist bekannt. Doch es fehlen dafür die Mittel und das notwendige ­Personal.
Was finanziell in den nächsten Jahren auf Bund, Länder und Kommunen zukommen wird, ist ebenfalls bekannt, doch hier fehlt immer noch ein schlüssiges Gesamtkonzept, das alle Beteiligten
nach der Maßgabe ihrer Möglichkeiten einbindet und vor allem
kurzfristigen Aktionismus zur Schadensbegrenzung vermeidet. Alle Entscheidungen und Investitionen müssen nachhaltig wirken. Das wird nur in
einer konzertierten Aktion gelingen, die sehr viel
Geld erfordert, das durch bloßes Umverteilen oder
durch kurzsichtige Sparmaßnahmen, etwa zulasten der Beschäftigten im öffentlichen Dienst,
nicht aufzubringen sein wird.
Haben die Verantwortlichen auf allen politischen
Ebenen, bestärkt durch die Föderalismusreform,
bislang ein zentral gelenktes Vorgehen eher behindert statt gefördert, tut die Schuldenbremse
ein ­Übriges: Finanzminister und Bundesregierung
sollten eine Aussetzung ­erwägen, um die notwendigen Mittel zur Überwindung der Flüchtlingskrise
auf dem Kreditmarkt zu beschaffen. Geht nicht,
gibt’s nicht. Doch wer es gewohnt ist, mit Weitsicht zu argumentieren, verliert leicht den Blick für
das Naheliegende. Zeit zu handeln ist jetzt. sm
37
aktuell
©Robert Kneschke – Fotolia.com
Die Bundesrepublik Deutschland steht vor einer der größten
Heraus­forderungen seit der Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg oder der Wiedervereinigung vor 25 Jahren: 1,5 Millionen
Menschen sind bereits in diesem Jahr eingereist, die aus ihren
Heimatländern aus Furcht vor Verfolgung und Tod geflüchtet
sind. Viele weitere werden folgen und um Asyl ersuchen, solange
es in den Herkunftsländern nicht gelingt, stabile politische Verhältnisse zu schaffen. Die Flüchtlinge wollen in Deutschland wohnen, arbeiten, ihre Kinder in Kitas und Schulen geben. Kurz: Sie
wollen dauerhaft hier leben.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 37
23.11.15 15:35
© nito – Fotolia.com
dbb
Europäische Flüchtlingspolitik:
Historische
Bewährungsprobe
Die Länder der Europäischen Union erleben seit
einigen Monaten eine in der europäischen Nachkriegsgeschichte einmalige Wanderbewegung.
Hunderttausende Menschen suchen in Europa
eine Zuflucht vor Krieg und Vertreibung. Einigkeit herrscht in Europa, dass es nun schnellen
und effizienten Handelns bedarf, um der Lage
Herr zu werden. Bei der Frage nach dem Wie
offenbaren sich allerdings große Konflikte. Die
bisherige europäische Asylpolitik – Dublin III –
steht vor dem endgültigen Aus. Tragfähige neue
Lösungen sind noch nicht in Sicht. Europa driftet
auseinander.
spezial
38
In ihrer Regierungserklärung
vom 15. Oktober 2015 sagte
Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Kein anderes Thema
macht in diesen Tagen so deutlich, wie groß die Herausforderung ist, die Europa angesichts
der vielen Menschen zu bestehen hat, und wie stark diese
uns fordert. Deshalb müssen
wir eine europäische Antwort
auf die Frage finden, wie Europa auf Herausforderungen wie
Krieg und Verfolgung in unserer Nachbarschaft reagiert.“
Die Regierungserklärung fand
im Vorfeld des Europäischen
Rats statt, der später am selben Tag eine europäische Antwort auf die Krise finden sollte.
„Es ist nicht übertrieben, diese
Aufgabe als historische Bewährungsprobe Europas zu bezeichnen“, so Merkel. Es sei
klar, dass die Bewältigung
dieser Bewährungsprobe nur
gelingen könne, wenn parallel
an vielen Stellen und auf allen
Ebenen angesetzt werde: national, in den Kommunen, den
Ländern, beim Bund genauso
wie in Europa und global in der
Außen- und Entwicklungspolitik. „Denn es gibt ihn nicht,
den einen Schalter, den wir zur
erfolgreichen Bewältigung dieser Herausforderung einfach
umlegen könnten, und dann
wäre es geschafft“, erklärte die
Kanzlerin. Neben dem besseren Schutz der Außengrenzen
müsse ein dauerhafter und
verbindlicher Verteilungsmechanismus in Europa ein Teil
der Lösung sein.
Im Vorfeld des Gipfels hatte
auch Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker seine Entschlossenheit in der Flüchtlingspolitik deutlich gemacht. „Die
europäischen Staats- und Regierungschefs haben sich vor
drei Wochen auf eine Reihe
konkreter Maßnahmen verständigt, die dringend ergriffen werden müssen. Die Kommission
hat all ihre Zusagen erfüllt.“ Die
Kommission habe mehr Geld
für die Flüchtlingskrise bereitgestellt, und die Haushaltsbehörde habe den Berichtigungshaushaltsplan bereits
angenommen. „Wir haben unsere Experten nach Griechenland und Italien gesandt, um
das Hotspot-Konzept umzusetzen und die Umverteilungsregelung anzuwenden, und wir
haben alle Mitgliedstaaten eindringlich zur ordnungsgemäßen
Anwendung der Vorschriften
des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems aufgefordert. Wir haben konkrete Ergebnisse erzielt, aber die Mitgliedstaaten müssen noch mehr tun.
Hehren Worten müssen nun
konkrete Maßnahmen im Heimatland folgen“, mahnte Juncker. Auch Wochen nach dem
Beschluss, 160 000 Menschen
auf andere Länder zu verteilen,
waren es Ende Oktober 2015
tatsächlich erst 19 Personen.
Mit seinen Worten wies Juncker auch darauf hin, dass die
Europäische Kommission früh
auf ein europäisches Vorgehen
in der Flüchtlingspolitik gedrängt hatte und von einigen
Staaten ausgebremst worden
war. Das faktische Scheitern
des Dublin-III-Verfahrens, das
einen Verbleib der Asylsuchenden im europäischen Erstaufnahmestaat vorsah, war in
Brüssel schon deutlich länger
erkannt worden als in den
Mitgliedstaaten.
Im September hatten die
Mitgliedstaaten sich auf die
Aufteilung von 160 000 Flüchtlingen mit vorläufigem Aufenthaltsort vor allem in Italien
und Griechenland geeinigt. Die
Staats- und Regierungschefs
versuchten anschließend auf
dem Rat am 15. Oktober eine
weitere Annäherung, nachdem
sich der Ton zwischen den Regierungen einiger Mitgliedstaaten im Vorfeld immer
weiter verschärft hatte. Die
Europäische Kommission hatte
in einem Bericht dargelegt,
dass weiterhin ernsthafte Defizite bei der gemeinsamen
Flüchtlingspolitik herrschten.
Der Rat einigte sich auf die
Einrichtung sogenannter Hotspots an den Außengrenzen
der Europäischen Union. Hier
soll die erste Identifizierung,
Registrierung und Aufnahme
der Personen, die internationalen Schutz beantragen, vorgenommen werden. Darüber hinaus wurde ein gemeinsamer
Aktionsplan über den Ausbau
der Zusammenarbeit zwischen
der EU und der Türkei bei der
Flüchtlingshilfe und der Migrationssteuerung gebilligt. Der
Erste Vizepräsident der Kommission, Frans Timmermans,
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 38
23.11.15 15:35
© nito – Fotolia.com
dbb
und der für Nachbarschaftspolitik zuständige Kommissar
Hahn hatten diesen am selben
Tag in Ankara ausgehandelt.
Schon wenige Tage später reiste Angela Merkel in die türkische Hauptstadt, um mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan
Einzelheiten des Plans zu besprechen. Der Türkei werden
Visaerleichterungen für den
Aufenthalt von türkischen
Staatsbürgern und finanzielle
Unterstützung in Aussicht gestellt, im Gegenzug soll sich
diese verpflichten, die Stellung
der Flüchtlinge in der Türkei zu
verbessern. So soll es zum Beispiel soziale Leistungen für
Flüchtlinge im Gesundheitsbereich geben.
Trotz der Versuche der Europäischen Kommission, eine
einheitliche Position zu erzielen, scheinen sich die Mitgliedstaaten eher weiter auseinanderzuentwickeln. Während
sich etwa der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán
selbst zum „Grenzschutz-Kapitän“ ernannt hat und die Befestigung der Grenzen seines
Landes vorantreibt, spricht sich
die deutsche Kanzlerin entschieden gegen Zäune mitten
in Europa aus. Am 8. Oktober
bezog Kommissionspräsident
< 17-Punkte-Plan der EU-Staatschefs gegen das Chaos
> Am 26. Oktober 2015 kamen die europäischen Staats- und Regierungschefs auf Einladung von Kommissionspräsident Juncker in
Brüssel zusammen, um akute Lösungen für die Flüchtlingssituation
zu finden. Der ausgehandelte 17-Punkte-Plan hat drei Schwerpunkte:
> 1. Schutz gewähren: Die vordringlichste Aufgabe sei es nun für Unterkünfte zu sorgen und eine menschliche Behandlung der Migranten entlang der Westbalkanroute zu gewährleisten.
> 2. Gemeinsames Management der Migrationsströme: Der einzige
Weg, in der derzeitigen Situation Ordnung zu schaffen, bestehe
darin, die unkontrollierten Flüchtlingsströme zu verlangsamen.
> 3. Grenzmanagement: Die Staats- und Regierungschefs verpflichteten sich, ihre Maßnahmen zum Grenzmanagement besser zu
koordinieren.
> Die vollständige Beschlussliste zum Nachlesen:
http://ec.europa.eu/news/2015/10/20151022_de.htm
Juncker Stellung im Namen der
Kommission: „Jetzt ist nicht
die Zeit von Mauern und Zäunen zu sprechen, auch wenn
diese Argumentation meist gut
in der Öffentlichkeit ankommt.
Europa hatte lange genug eine
Mauer. Wie brauchen jetzt keine weitere, schon gar nicht
zwischen Mitgliedstaaten der
Europäischen Union. Das steht
gegen das europäische Projekt.
Wir müssen nun unsere Ärmel
hochkrempeln und uns an die
Arbeit machen. Wie brauchen
jetzt Bürgersinn und nationales Verantwortungsbewusstsein.“
sy
39
spezial
Ein weiteres Ergebnis der Ratsberatungen war eine Einigung
auf einen verstärkten Schutz
der europäischen Außengrenzen. Dazu soll einerseits das
Mandat der europäischen
Grenzschutzagentur Frontex
voll ausgeschöpft werden, darüber hinaus sollen die operationellen Kapazitäten gestärkt
und Frontex befugt werden,
„auf eigene Initiative irreguläre
Flüchtlinge rückzuführen und
die EU-Außengrenzen proaktiver zu schützen“, heißt es in
einer Pressemitteilung der
Europäischen Kommission.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 39
23.11.15 15:35
©hydebrink – Fotolia.com
dbb
Asyl und Verwaltung:
Flüchtlingen schneller helfen
Offiziell werden in Deutschland für das Jahr 2015 rund 800 000 Flüchtlinge erwartet. Inoffizielle Schätzungen gehen sogar von bis zu 1,5 Millionen aus. Während die Hilfsbereitschaft innerhalb weiter Teile
der Bevölkerung beispiellos ist, ächzen Bund, Länder und Kommunen unter den Folgen des Flüchtlingsstroms: Personal und Ausstattung sind dem Ansturm nicht gewachsen. Die Bürgerkriegsfolgen im
Nahen Osten und in Afrika werden zur größten Herausforderung für Deutschland nach der Wende.
Bundesminister des Innern
vorgelegten Entwurf eines
Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes verabschiedet.
©Matthias Stolt – Fotolia.com
fokus
40
Quasi im Schnelldurchgang hat
sich die Bundesregierung mit
den Ministerpräsidenten der
Länder auf eine Reihe von
Maßnahmen zur Bewältigung
der Flüchtlingskrise geeinigt.
Die Gesetzesänderungen sollen zum 1. November 2015 in
Kraft treten. Bundeskanzlerin
Angela Merkel und Bundesinnenminister Thomas de Maizière trafen sich am 24. September 2015 im Kanzleramt
mit den Ministerpräsidenten
sowie dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für
Arbeit und neuen Leiter des
Bundesamtes für Migration
und Flüchtlinge, Frank-Jürgen
Weise. „Wir allein in Deutschland können die Herausforderung der Flüchtlingsprobleme
nicht lösen.“ betonte Merkel
und forderte erneut Solidarität
in Europa ein. Die Bundesregierung und die Länderchefs waren sich einig, dass vor allem
die Fluchtursachen bekämpft
werden müssen. Doch vor Ort
in Deutschland bleibt der
Handlungsdruck hoch. „Wir
brauchen eine faire Verteilung
der Lasten“, sagte Merkel. Der
Bund beteiligt sich strukturell,
dauerhaft und dynamisch an
den Kosten, die bei der Aufnahme der Asylbewerber und
Flüchtlinge entstehen. Künftig
unterstützt der Bund die Län-
der mit einer Pauschale von
670 Euro pro Flüchtling und
Monat. Diese Mittel fließen
von der Registrierung bis zum
Abschluss des Verfahrens. Damit werde ein „atmendes System“ geschaffen, das sich an
der Dauer der Asylverfahren
und der Zahl der Flüchtlinge
orientiere. „Der Bund übernimmt zwei Risiken: für die
Bearbeitungsdauer und für
die Zahl der Asylbewerber“,
sagte Merkel. Zudem beteilige sich der Bund mit 500 Millionen Euro pro Jahr am sozialen Wohnungsbau und gebe
350 Millionen Euro pro Jahr für
unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge. Auch das freiwer-
dende Betreuungsgeld komme
den Ländern zugute.
<
Beschleunigtes
Asylverfahren
Zudem modernisiert Deutschland seine Asylgesetze. Um der
wachsenden Zahl an Asylanträgen Herr zu werden, reichen
die alten Gesetze in der vorliegenden Form nicht mehr aus.
Es dauert schlicht zu lange, bis
Asylanträge beschieden sind.
Damit Flüchtlinge nicht bis zu
sechs Monate in Ungewissheit
über ihre Zukunft leben müssen, ohne arbeiten zu dürfen,
hat das Bundeskabinett am
29. September 2015 den vom
Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière äußerte sich
zufrieden über den Beschluss:
„Dieses große Gesetzespaket
hat vier Ziele: Wir wollen Vorschriften wegräumen, die uns
bisher daran hindern, schnell
anständige Unterkünfte,
winterfeste Unterkünfte für
Flüchtlinge zu bauen.“ Weiter
wolle die Bundesregierung
die Integration der bleibeberechtigten Asylbewerber verstärken. So soll es von Beginn
an Sprach- und Integrationskurse geben. Außerdem sollen
Flüchtlinge, die bleiben, so
schnell wie möglich in Arbeit
gebracht werden.
Auch die Verfahren für Menschen, die nicht in Deutschland
bleiben dürfen, dauern bisher
zu lange. „Wir tun uns schwer,
sie tatsächlich dazu zu bewegen, unser Land zu verlassen.
Das ändern wir mit einer ganzen Reihe von Vorschriften“, so
de Maizière. Darüber hinaus
sollen auch Fehlanreize reduziert werden, indem klargestellt wird, dass Menschen, die
nicht politisch verfolgt werden
und die nicht aus einem Bür-
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 40
23.11.15 15:35
<
Neuregelungen
Mit dem Gesetz werden das
Asylverfahrensgesetz (jetzt
Asylgesetz), das Asylbewerberleistungsgesetz, das Aufenthaltsgesetz, das Baugesetzbuch und weitere Gesetze
geändert. Durch eine Änderung
der Umsatzsteuerver teilung
nach dem Finanzausgleichsgesetz entlastet der Bund die Länder von Kosten für Asylbewerber, unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge und bei der Kinderbetreuung. Außerdem werden
die Leistungen des Bundes für
den sozialen Wohnungsbau im
Rahmen der Entflechtungsmittel aufgestockt.
Albanien, Kosovo und Montenegro werden zu sicheren Herkunftsstaaten im Sinne von
Art. 16 a Abs. 3 Grundgesetz
bestimmt, um die Asylverfahren der Staatsangehörigen dieser Länder weiter zu beschleunigen. Um die Asylverfahren zu
priorisieren und zügig bearbeiten zu können, sollen Asylbewerber verpflichtet werden
können, bis zu sechs Monate
– solche aus sicheren Herkunftsstaaten bis zum Abschluss des Verfahrens – in
Erstaufnahmeeinrichtungen
zu bleiben. Die Landesregierungen können Rückführungen
vollziehbar Ausreisepflichtiger
aus humanitären Gründen zukünftig nur noch für maximal
drei Monate aussetzen.
Um die Unterbringung von
Asylbewerbern und Flüchtlingen zu erleichtern, werden
Abweichungen von bauplanungsrechtlichen Standards
ermöglicht, ebenso gibt es
Erleichterungen bei den Vorschriften zum Einsatz erneuerbarer Energien und den energetischen Anforderungen an
Wärmeschutz und Anlagentechnik in Gebäuden für Asylbewerber und Flüchtlinge.
Der bisher mit dem „Taschengeld“ abgedeckte Bedarf soll
künftig, sofern mit vertretbarem Verwaltungsaufwand
möglich, in Erstaufnahmeeinrichtungen in Form von
Sachleistungen oder Wertgutscheinen erbracht werden. In
anderen Gemeinschaftsunterkünften kann ebenso verfahren werden. Geldleistungen
werden höchstens einen Monat im Voraus ausgezahlt.
Vollziehbar Ausreisepflichtige,
die unter keinen Umständen
für ein Bleiberecht in Betracht
kommen und deren Ausreisedatum und Reisemöglichkeit
feststehen, bekommen die
Leistungen nur noch bis zum
festgelegten Ausreisedatum.
Wer das Datum verstreichen
lässt, erhält fortan grundsätzlich nur noch Leistungen zur
Krankenbehandlungen bei Asylbewerbern gegen Kostenerstattung zu übernehmen. In diesem
Zusammenhang kann die Ausgabe einer elektronischen Gesundheitskarte vereinbart werden. Die Leistungen sollen sich
wie bisher im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes bewegen. Asylsuchende, die über
eine abgeschlossene Ausbildung
in einem medizinischen Heilberuf verfügen, können in die medizinische Erstversorgung von
anderen Asylsuchenden in den
(zentralen) Aufnahmeeinrichtungen und Unterkünften eingebunden werden.
Der Bund öffnet die Integrationskurse für Asylbewerber mit
guter Bleibeperspektive und
stockt die hierfür vorgesehenen
Mittel weiter. Der Bund unterstützt Länder und Kommunen
zudem beim Neubau von Wohnungen und bei der Ausweitung des Bestands an Sozialwohnungen.
<
Schleuser bekämpfen
Die Strafbarkeit von Schleusern
wird verschärft. Künftig gilt für
sie eine Mindestfreiheitsstrafe
von drei Monaten. Um diese
Regelungen umsetzen zu können, braucht der öffentliche
Dienst vor allem mehr Personal. So hat zum Beispiel das
Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) 1 000 neue
Stellen für den Asylbereich aus
dem Nachtragshaushalt für
2015 erhalten. Neun Wochen
nach Inkrafttreten des Nach-
41
Deckung seines Bedarfs an
Ernährung und Unterkunft
einschließlich Heizung sowie
an Mitteln zur Körper- und
Gesundheitspflege.
Für Asylbewerber aus sicheren
Herkunftsstaaten, die ab dem
1. September 2015 einen Asylantrag gestellt haben, wird ein
Beschäftigungsverbot eingeführt. Dies gilt während des
Asylverfahrens und wenn der
Asylantrag abgelehnt ist.
<
Früher integrieren
Die Einführung der Gesundheitskarte bleibt den Ländern
überlassen, der Bund schafft die
dafür notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen. Die
gesetzlichen Krankenkassen
sollen von den Ländern verpflichtet werden können, die
Mittel entsprechend dem gestiegenen Bedarf auf. Darüber
hinaus wird eine verstärkte Vernetzung zwischen Integrationskursen und berufsbezogenen
Sprachkursen hergestellt, unter
verstärkter Einbeziehung der
Bundesagentur für Arbeit. Kurzfristig sollen auch im Rahmen
des Arbeitsförderungsrechts
Maßnahmen zur Vermittlung
erster Kenntnisse der deutschen
Sprache gefördert werden.
Personen mit guter Bleibeperspektive werden künftig bereits
frühzeitig die für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt erforderlichen vermittlungsunterstützenden Leistungen der
aktiven Arbeitsförderung erhalten können. In den Fällen,
in denen die Kommunen Kostenträger sind, geben die Länder die vom Bund erhaltenen
fokus
gerkriegsland kommen, keine
Bleibeperspektive haben.
©Wissmann Design – Fotolia.com
©hydebrink – Fotolia.com
dbb
tragshaushalts hat das Bundesamt bereits über 600 neue
Mitarbeiter für die Besetzung
dieser Stellen ausgewählt: Für
mehr als 260 wurden bereits
konkrete Einstellungszusagen
ausgesprochen, 350 weitere
Bewerberinnen und Bewerber
erhalten ihre Zusage in Kürze.
Bis Ende November sollen die
1 000 neuen Mitarbeiter eingestellt sein. Verglichen mit 2014
werden dann 450 weitere Asylentscheider im Bundesamt
arbeiten. Neben den Asylentscheidern wird zur Beschleunigung der Verfahren insbesondere auch Personal für die
Annahme der Asylanträge benötigt. Auch dieses Personal ist
in den 1 000 neuen Stellen enthalten.
Bereits Ende 2014 und Anfang
2015 hat das BAMF 650 neue
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 41
23.11.15 15:35
dbb
Mitarbeiter eingestellt und damit die Zahl der Entscheidungen
deutlich erhöht – dadurch hat
das Bundesamt schon jetzt weit
mehr Asylentscheidungen als
im ganzen Jahr 2014 getroffen.
Für die Einarbeitung des neuen
Personals wurde in Nürnberg
ein Qualifizierungszentrum eingerichtet. Beschäftigte in der
Aktenanlage können in wenigen
Wochen eingearbeitet werden,
Asylentscheider innerhalb von
drei Monaten.
In enger Abstimmung mit den
Ländern errichtet das Bundesamt gegenwärtig an den
Standorten neue Außenstellen,
an denen die Länder ihrerseits
neue Erstaufnahmeeinrichtungen mit mindestens 500 Plätzen installieren. Sieben neue
Dienststellen hat das Bundesamt in 2015 bereits eröffnet,
bis Jahresende werden voraussichtlich 25 weitere hinzukommen.
Bis zum 1. November 2015
nehmen darüber hinaus alle
vier sogenannten Entscheidungszentren des Bundesamts
ihren Betrieb auf. In diesen
neuen Einrichtungen werden
von jeweils rund 60 Mitarbeitern entscheidungsreife
Asylverfahren entschieden
<
nn
fokus
42
Vorübergehend wird das Bundesamt auch durch Ministerien
und Behörden unterstützt. So
werden seit Oktober 150 Kollegen des Bundesinnenministeriums und seiner Geschäftsbereichsbehörden sowie anderer
Ressorts beim BAMF eingesetzt. Die Zollverwaltung hat
Unterstützung durch 210 Mitarbeiter zugesagt und auch das
Bundesministerium der Verteidigung wird rund 400 Beschäftigte entsenden. Zudem hat
die Telekom ihre Hilfe angeboten. Auch liegen Angebote
ehemaliger Mitarbeiter des
Bundesinnenministeriums und
des Bundesamts zur vorübergehenden Unterstützung vor,
zudem Unterstützungsangebote einiger Bundesländer. Ihre
Einsatzmöglichkeiten werden
kurzfristig geprüft.
„Königsteiner Schlüssel“ fest.
Die Quote richtet sich zu zwei
Dritteln nach Steuereinnahmen und zu einem Drittel nach
der Bevölkerungszahl des Bundeslandes. Die Quote wird
jährlich neu ermittelt. Im Jahr
2015 hat Nordrhein-Westfalen
die höchste und Bremen die
niedrigste Quote Asylsuchender aufzunehmen.
(Standorte Berlin, Nürnberg,
Mannheim und ein Standort in
NRW, übergangsweise in Bonn,
anschließend in Unna).
<
Länderquoten
Ein Asylsuchender wird einer
bestimmten Ersthilfeeinrichtung zugeordnet. Diese „Verteilung“ stützt sich auf mehrere Kriterien und wird mithilfe
des Systems „EASY“ (Erstverteilung von Asylbegehrenden)
ermittelt. „Verteilung“ bedeutet dabei, dass Asylsuchende
nach bestimmten Kriterien einer Erstaufnahmeeinrichtung
zugeordnet werden, die für sie
zuständig ist. Bevor die Verteilung beginnen kann, muss sich
der Ausländer als asylsuchend
melden. Das kann er entweder
bereits während der Einreise
tun. Hierzu wendet er sich an
die Grenzbehörde, die ihn dann
an die nächstgelegene Erstaufnahmeeinrichtung weiterleitet. Dies gilt allerdings nicht,
wenn die Einreise verweigert
werden muss, etwa weil er aus
einem sicheren Drittstaat eingereist ist. Oder er meldet sich
erst im Inland als asylsuchend
und wird dann ebenfalls an die
nächstgelegene Erstaufnahmeeinrichtung verwiesen.
Nach der Erstregistrierung
(lesen Sie dazu auch unseren
Report auf den Seiten 12 bis 15)
findet die „Verteilung“ statt,
also das Zuordnen zur zuständigen Erstaufnahmeeinrichtung.
Diese wird mithilfe des Systems
„EASY“ ermittelt, das die Verteilung bundesweit verwaltet.
Sofern sich der Asylsuchende
nicht bereits in der zuständigen
Einrichtung befindet, muss er
sich zu derjenigen begeben, die
ihm zugeteilt wird. In der Außenstelle des Bundesamtes, die
dieser Erstaufnahmeeinrichtung zugeordnet ist, stellt er
dann seinen Asylantrag.
Wie viele Asylsuchende in
die 16 Bundesländer verteilt
werden, legt der sogenannte
Weltweites Leid
Auch wenn viele Asylsuchende Sicherheit und Glück in
Deutschland suchen, betrifft
das Problem die gesamte westliche Welt. Laut Zahlen der
Flüchtlingsorganisation „Pro
Asyl“ gibt es derzeit weltweit so
viele Flüchtlinge wie nie seit
dem zweiten Weltkrieg. Allein
bis Mitte 2014 waren weltweit
51,2 Millionen Menschen auf
der Flucht. Über 80 Prozent aller
Flüchtlinge bleiben allerdings in
ihren Herkunftsregionen – entweder in der Hoffnung auf eine
mögliche Rückkehr in ihre Heimat oder weil ihnen die Möglichkeit zur weiteren Flucht
fehlt. In Deutschland wurden
2014 rund 173 000 Asylanträge
gezählt. Rund jeder Zweite wurde anerkannt. Das war die vierthöchste Zahl in der Geschichte
der Bundesrepublik. Bis August
2015 wurde diese Zahl bereits
mit 231 302 Erstanträgen auf
Asyl übertroffen. Mit Folgeanträgen waren es 256 938 Asylanträge.
Um Zuständigkeiten besser als
bisher zu koordinieren, hat das
Bundeskabinett Anfang Oktober ein Koordinierungskonzept
zur Bewältigung der Flüchtlingssituation beschlossen. Die
Stabsstelle leitet Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Sein
Ständiger Vertreter ist der im
Bundeskanzleramt für die
Bund-Länder-Koordinierung zuständige Staatsminister Helge
Braun. Nach dem Beschluss soll
die operative Koordinierung
fachlicher, organisatorischer,
rechtlicher und finanzieller
Aspekte der Flüchtlingslage
im Bundesinnenministerium
br
(BMI) bleiben.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 42
23.11.15 15:35
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 43
23.11.15 15:35
dbb
die andere meinung:
Schlanker Staat ganz stark
fokus
44
Dies sind Tage des Durcheinanders, der Unruhe, des drohenden Kontrollverlustes. Es sind
Tage, in denen dieses wohlgeordnete, rundum abgepufferte
Deutschland eine Ahnung davon bekommt, was Chaos sein
könnte. Und immer mittendrin: die Polizei. Normalerweise schaut die Presse kritisch
auf die Polizei. Normalerweise
spüren Journalisten Übergriffen von Beamten nach, recherchieren Fälle von Machtmissbrauch, decken Rechtsbrüche
im Dienst auf. Normalerweise
ist das Verhältnis von Polizei
und Medien angespannt. Aber
gerade ist nichts normal.
Und deshalb sollte man es
ruhig einmal aussprechen:
Dass neben all den freiwilligen
Helfern auch die Polizei, und
vielleicht die Polizei ganz besonders, in diesen Tagen Fabelhaftes leistet. In den Erstaufnahmeeinrichtungen, beim
Schutz von Unterkünften, beim
Kampf gegen rechte (und linke)
Schläger und Brandstifter, bei
Demonstrationen und Kundgebungen. Was da an Überstunden zusammenkommt,
an ruhiger Professionalität und
Engagement weit über alle
Dienstvorschriften hinaus, das
ist schon großartig. Respekt.
Nebenher regelt die Polizei
auch noch den Verkehr, jagt
Mörder und Drogendealer,
sichert die Spiele der FußballBundesliga. Fehlt eigentlich
nur noch ein großer Terroranschlag und das System wäre
©Heiko Barth – Fotolia.com
Dies sind unruhige Tage. Stunde um Stunde strömen Flüchtlinge nach
Deutschland, keiner weiß mehr ganz genau, wie viele es sind, und es kommen immer weitere nach. Die Gemeinden stoßen an ihre Grenzen, Betten
werden knapp, Impfstoffe, Plätze in den Schulen. Die Erschöpfung wächst,
die Anspannung steigt. Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte sind fast
alltäglich geworden, in Dresden demonstriert wieder Pegida, in Köln wird
die OB-Kandidatin Opfer eines offenbar rechtsradikal motivierten Attentats.
am Limit. Oder darüber hinaus.
Und all das muss die Polizei mit
Mannschaftsstärken erledigen,
die in den letzten Jahren politisch absolut verantwortungslos runtergefahren worden
sind. Eines jedenfalls ist jetzt
klar: Deutschland wird in den
nächsten Jahren nicht weniger
Polizei brauchen, sondern
deutlich mehr.
Man könnte auch sagen:
Deutschland wird in den nächsten Jahren einen ziemlich starken Staat brauchen.
Wenn nicht alles täuscht, wird
diese Republik reichlich in Bewegung geraten durch die
Flüchtlinge, die hier ankommen, und zwar für lange Zeit.
Um die Migranten zu integrieren, wird sich diese Gesellschaft verändern müssen. Wir
werden Verteilungskämpfe erleben, um billigen Wohnraum
zum Beispiel, um schlecht bezahlte Jobs oder kostenlose
Gesundheitsvorsorge. Wir wer-
den auf Gewohnheiten und Besitzstände verzichten müssen,
es wird Ärger geben, Ausschreitungen, Anschläge womöglich,
neue Ghettos, Reibereien zwischen Ethnien und Religionen.
Das wird ungemütlich, nicht
selten schmerzhaft und immer
politisch brisant. Es wird Ängste auslösen, vor Überfremdung, vor unbekannten Kulturen, womöglich Rassismus und
Xenophobie fördern; das kann
wahrscheinlich gar nicht anders sein. Integration, wenn sie
Erfolg haben soll, vollzieht sich
im Konflikt.
Damit das gelingt, muss die
Gesellschaft flexibel sein, umsichtig und ein bisschen lässig.
Und die staatlichen Institutionen müssen stark sein.
Schlank, aber stark. Denn nur
starke Institutionen – eine gut
ausgebildete und gut ausgerüstete Polizei, unabhängige
und selbstbewusste Gerichte
– können den Rahmen schaffen, innerhalb dessen sich die
neuen und die alteingesessenen Deutschen aneinander
reiben und irgendwie gemeinsam einrichten.
Ordnung und Sicherheit sind
kein Selbstzweck, schon klar,
aber ohne Ordnung und Sicherheit ist alles nichts. Regeln aufzustellen und sie auch durchzusetzen, das ist die Aufgabe des
Rechtsstaates – und, ganz nebenbei, auch der Grund, warum die Flüchtlinge zu uns kommen: Sie wissen, was Chaos
und Anarchie ist, sie suchen
Ruhe, Frieden, Stabilität für
ihre Familien.
Im Westen ist es gerade Mode,
Institutionen per se zu verachten, ihre Schwächung und Auflösung zu bejubeln. Es gibt
ganze Industrien, die Finanzmärkte etwa oder die global
operierenden Datenkonzerne,
die ein massives Interesse an
schwachen staatlichen Institutionen haben, weil sie davon
profitieren. Aber die Gesellschaft kommt nicht ohne Institutionen aus. Wenn das noch
eines Beweises bedurft hätte
– die Polizei in Bund und Ländern erbringt ihn gerade, Tag
für Tag.
Dr. Heinrich Wefing
< Der Autor …
… Jahrgang 1965, ist stellvertretender Ressortleiter
Politik bei der Wochenzeitung DIE ZEIT. Er studierte
Jura und Kunstgeschichte
in Bonn und Freiburg und
machte nach dem zweiten
Staatsexamen Hospitanzen
bei der ZEIT und der FAZ, für
deren Feuilleton er elf Jahre
schrieb. Seit 2008 arbeitet
er bei der ZEIT in Hamburg.
Seine Schwerpunkte:
Rechtspolitik, Netz und
Gesellschaft, USA.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 44
23.11.15 15:35
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 45
23.11.15 15:35
dbb
Interview mit Dr. Dieter Romann, Präsident des Bundespolizeipräsidiums:
Wir schalten auf positiven Krisenmodus
Die Hoffotografen
aktuell
46
< Dr. Dieter Romann, Präsident des Bundespolizeipräsidiums
<
dbb magazin
Die Bundespolizei steht infolge der Flüchtlingsproblematik vor einer der größten
Herausforderungen ihrer
Geschichte. Die personellen
Ressourcen werden ihr Limit
erreichen und 3 000 Neueinstellungen in den nächsten
drei Jahren aktuell kaum
Abhilfe schaffen. Was ist
zu tun?
<
Dieter Romann
Nicht nur die Bundespolizei
steht vor einer ihrer größten
Herausforderungen. Die
Große Koalition hat großes
Vertrauen in die Frauen
und Männer in unserer
Organisation. Das ehrt uns,
nimmt uns aber auch besonders in die Pflicht. Nicht
nur unsere Aus- und Fortbildungsorganisation, sondern die gesamte Bundespolizei wird alles dafür tun,
in den nächsten drei Jahren
3 000 zusätzliche Einstellungen vorzunehmen und die
entsprechende Ausbildung
sicherzustellen. Wir schalten auf positiven Krisenmodus, auch in diesem
Bereich.
<
dbb magazin
Längst nicht alle Flüchtlinge,
die nach Deutschland strö-
men, können von der Bundespolizei registriert werden. In der Presse war sogar
von „Durchwinken“ die
Rede. Birgt der unkontrollierte Zuzug Gefahren für
die innere Sicherheit?
<
Dieter Romann
Gestatten Sie mir bitte zunächst eine Klarstellung:
Im Rechtssinne ist jemand
Flüchtling erst nach Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft in einem rechtsstaatlichen Verfahren. Der
Sprache kommt auch hier
eine besondere Bedeutung
zu. Zu Ihrer Frage. Ja, das
birgt Gefahren. Einige An-
rainer- und Mitgliedstaaten
entlang der Balkanroute organisieren schengen- und
dublinwidrig täglich den
friktionsfreien tausendfachen Transit der Migranten
bis an unsere Südgrenze.
Hierdurch ist die Bundesrepublik faktisch zu einem
Außengrenzstaat mutiert,
allerdings rechtlich ausgestattet nur mit den schengen- und dublinbedingten
Instrumentarien eines Binnenlandes. Man könnte
auch von einem Wegfall
der Geschäftsgrundlage
sprechen. Im Ergebnis ist
Deutschland derzeit – neben dem Zustrom aus Syri-
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 46
23.11.15 15:35
dbb
dbb magazin
Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, Beamte aus anderen Bereichen, etwa von
der Mindestlohnkontrolle
beim Zoll, für die Registrierung von Migranten heranzuziehen?
<
Dieter Romann
In der Situation, in der sich
unser Land derzeit befindet,
müssen alle Anstrengungen
unternommen werden, um
die Herausforderungen zu
bewältigen. Das Bundesministerium der Finanzen
unterstützt das Bundesministerium des Innern seit
Anfang Oktober 2015 zeitlich befristet für die Dauer
von sechs Monaten mit 320
Beamtinnen und Beamten
aus der Zollverwaltung. Diese werden jeweils zur Hälfte
zur Unterstützung des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge und der Bundes-
<
dbb magazin
Stichwort Abschiebung:
Auch diese Zahlen werden
deutlich weitersteigen. Die
Bundespolizei braucht für
diese Aufgabe dringend
mehr Personal, aber die
Personaldecke bleibt dünn.
Woran liegt das?
<
Dieter Romann
Für Abschiebungen sind
grundsätzlich die Länder
zuständig, veranlasst werden sie in den meisten Fällen von den Ausländerbehörden. Die Bundespolizei
leistet hier Amtshilfe für
die Länder im Bereich des
Vollzugs der Rücküberstellung. In der Bundespolizei
sind derzeit rund 630 Beamte für einen Einsatz in
der Begleitung von Rückführungen besonders qualifiziert. Im Hinblick auf
die aktuelle Entwicklung
stellt sich die Bundespolizei darauf ein, den prognostisch zu erwartenden
Anstieg bei Rückführungen
bewältigen zu können. Zu
diesem Zweck bitten wir
weitere Mitarbeiter, sich
für diese spezielle Aufgabe
zusätzlich zu qualifizieren.
Der Regierungsentwurf
für den Haushalt 2016 und
2017 sieht darüber hinaus
eine Zuweisung von neuen
150 Planstellen für den
Aufgabenbereich Rückführung vor.
<
dbb magazin
Die zunehmende Gewalt
gegen Beschäftigte des
öffentlichen Dienstes
macht längst nicht mehr
vor einer Uniform halt und
trifft auch Kolleginnen und
Kollegen der Bundespolizei,
etwa auf Bahnhöfen oder
in Fußballstadien: Braucht
die Polizei Polizeischutz,
Herr Romann?
<
Dieter Romann
Der Schutz von Bürgern und
die Eigensicherung unserer
Polizeibeamten sollte immer in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Das
Gewaltpotenzial gegenüber
Bundespolizisten der vergangenen Jahre ist nach
wie vor auf einem hohen
Niveau. Bei jedem vierten
Angriff trugen die Bundespolizisten Verletzungen davon. Ungefähr jeder zweite
Angriff erfolgt bei Einsatzlagen des täglichen Dienstes. Ich freue mich, dass sich
auch die Justiz des Themas
verstärkt annimmt. Ein Beispiel: Im November 2014
wurde ein Bundespolizist
nach Ausschreitungen von
Fußballstörern im Essener
Hauptbahnhof angegriffen
und dabei bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Im Juni
2015 erging das Urteil
gegen einen Beteiligten.
Er wurde zu sechs Jahren
Haft wegen versuchten
Totschlags verurteilt. Solche Urteile sind der beste
Polizeischutz!
47
aktuell
<
polizei eingesetzt. Dort leisten sie wertvolle Arbeit. Sie
entlasten damit angespannte Bereiche. Hierfür bin ich
den Kolleginnen und Kollegen des Zolls ausdrücklich
sehr dankbar.
< Dr. Dieter Romann …
… Jahrgang 1962, studierte
Jura an der Rheinischen
Friedrich-Wilhelm Universität Bonn. Nach dem ersten
Staatsexamen promovierte
er 1996 an der Hochschule
für Verwaltungswissenschaften in Speyer. 1993 trat
Romann in das Bundesinnenministerium ein, wo er
zunächst mit Fragen des
Dienstrechts befasst war
und darauf folgend mit der
Reform der Abteilung Bundesgrenzschutz hin zur Bundespolizei. Ab 2000 war er im
Bundesinnenministerium in der Abteilung Ausländerrecht
und -politik tätig und an der Formulierung der Anti-TerrorGesetze und des Zuwanderungsgesetzes beteiligt. Von
2005 bis 2009 leitete Romann das Referat für Polizeiliche
Grundsatz- und Einsatzangelegenheiten, ab 2009 das Referat Ausländerterrorismus und Ausländerextremismus. Zuletzt hatte er in dieser Funktion die Fachaufsicht über das
BKA sowie das Bundesamt für Verfassungsschutz in den
Themenbereichen Islamischer Terrorismus und Salafismus
inne. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ernannte Dieter Romann 2012 zum Präsidenten des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam.
Bundespolizei/Die Hoffotografen
en und dem Irak – auch mit
einer hohen Zahl irregulär
einreisender Drittstaatsangehöriger aus anderen
Regionen, wie etwa dem
Westbalkan, Afghanistan,
Pakistan, Eritrea sowie aus
vielen Ländern Afrikas konfrontiert. Die Sicherheitsbehörden des Bundes und der
Länder erhalten in diesem
Zusammenhang auch Hinweise auf Personen, die in
Verbindung zu militanten
Gruppen in Krisenregionen
gestanden oder für diese
gekämpft haben sollen.
Diesen Hinweisen gehen
Polizei und Verfassungsschutzbehörden in jedem
Einzelfall unverzüglich und
umfassend nach.
> vbb magazin | dbb seiten | November 2015
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 47
23.11.15 15:35
vbb_11_2015_dbb_seiten.indd 48
23.11.15 15:35