Jugendliche lernen Berufe hautnah kennen (738 kB, PDF)

REGION
Südostschweiz | Montag, 15. Februar 2016
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Der FDP sind
die Wähler
nicht wurst
Interessante
Einblicke: Die Gäste aus
Tadschikistan begutachten
den Gemüseanbau, kontrollieren
die Temperatur der Milch im Kessi,
prüfen die Waren im Hofladen und
fachsimpeln im Stall mit dem
Benkner Fredi Jud über das
Braunvieh (von links oben im
Uhrzeigersinn).
Bilder Claudia Kock Marti
Benkner Kühe bringen
Tadschikinnen zum Staunen
Tadschikische Käserinnen sind in der Region für einen Wissensaustausch zu Besuch: Die Frauen begutachen
in Benken einen Bio-Hof, stellen in Schwanden Mutschli her und schauen die hiesige Berglandwirtschaft an.
von Claudia Kock Marti
W
ir freuen uns riesig,
euch wiederzutreffen.» Herzlich werden die tadschikischen Gäste von Trix
Lehmann und Simone Burki begrüsst.
Letzten Dezember hatten Lehmann,
Burki sowie Michela Esposto und Jelena Moser – alle vier erfahrene Käserinnen – das zentralasiatische Gebirgsland besucht, um einen Einblick in die
dortige Milchverarbeitung und Landwirtschaft zu erhalten. Aber auch, um
ihr Wissen über Techniken und Rezepte mit tadschikischen Käserinnen auszutauschen.
Beim aktuellen Gegenbesuch steht
nun eine Führung auf dem Hof der Familie Jud in Benken auf dem Programm. Vorher haben die Gäste bereits eine Hofkäserei und einen Bauernhof mit Mutterkuhhaltung in
Graubünden besichtigt sowie im Plantahof in Landquart ein Training in der
Käseherstellung absolviert, wie sie
fröhlich erzählen.
Fredi Jud junior erwartet die Frauen bereits vor seinem Laufstall in Ben-
ken. «Ein Drittel läuft bei uns über die
Viehhaltung mit Milch und Fleisch.
Ein Drittel über die Direktvermarktung von Gemüse, Backwaren und
Obst sowie ein Drittel über Kompostierung», sagt Jud.
Doppelt so schwere Kühe
Mit dem Block in der Hand und dem
Übersetzer an ihrer Seite hören die
Frauen gespannt zu. Die 20 Milchkühe
machen ihnen Eindruck – sind sie
doch doppelt so schwer wie ihre Kühe.
Sie wollen wissen, wie viele Liter Milch
eine Schweizer Kuh gibt, wer die Milchkontrolle macht, wem der Hof gehört
und ob der Jungbauer schon verheiratet sei. Eine Frage nach der anderen
wird beantwortet und dazwischen
auch gescherzt.
Die weitere Hofführung zu Wintergemüsen und Salatsetzlingen, die in
der Wärme von Tunneln gedeihen,
Obstbäumen und Legehennen, übernimmt Fredi Jud senior. Die ökologische Vielfalt sei A und O des Biobetriebs. Im Hofladen und in der Bäckerei
erwartet seine Frau Rösli den Besuch
mit Zopfteig zum Flechten. Beim Mittagessen – Gschwellti und Käse – er-
klärt Jud, worauf es beim Marketing
ankommt. Und wie wichtig persönliche Präsenz am Markt in Glarus sei.
Die Tadschikinnen Rukhsora Usmonova und Mafchuda Ablokulova von
der Milchkooperative in Gonchi sowie
Aisuluv Jenalieva und Andas Jumaeva
von der Kooperative im Bergdorf Jirgatol sind stets ganz Ohr. «Wer erbt in der
Schweiz den Hof?», möchten sie erfahren. Und auch, wer die pensionierten
Eltern pflege.
Gibts bald tadschikische Mutschli?
Im Grüt in Schwanden ist am nächsten
Tag die Herstellung von Mutschli angesagt. 120 Liter Kuhmilch werden im
Kessi langsam erwärmt. «Wir möchten,
dass sie jeden Schritt verinnerlichen»,
sagt Trix Lehmann dazu: «Was wichtig
«Das ist viel mehr
als ein Austausch
übers Käsen – wir
sind Freundinnen
geworden.»
ist, wie man anfängt und wann die Kulturen in die Milch gegeben werden.»
Die Glarnerinnen halten sich dieses
Mal bewusst zurück. Langsam giesst
eine der Tadschikinnen das Lab dazu,
während andere nochmals die Arbeitsschritte notieren. Eine Kaffeepause haben sich nun alle verdient. In der Küche wird munter weitergeplaudert.
Projektkoordinatorin Zarina Urakova erklärt, dass UN Women Tadschikistan den «Cheese exchange» organisiert. Der Austausch gehöre zu einem
Projekt, das verlassene Frauen aus Migrantenfamilien in Tadschikistan stärken soll. Finanziell unterstützt wird es
von Norwegen sowie von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).
«Die Leute hier sind so gastfreundlich», sagen die Frauen. «Das ist viel
mehr als ein Austausch übers Käsen.
Wir sind richtige Freundinnen geworden», sagt Michela Esposto aus Ennenda. Bei ihr wohnen die Tadschikinnen
noch bis morgen. Nebst Käseherstellung im Grüt in Schwanden stehen
noch ein Besuch auf den Weissenbergen und ein Alphorn-Workshop in
Schwändi auf dem Programm.
Die Roadshow der FDP See-Gaster mit
dem träfen Titel «Politik ist uns nicht
Wurst!» machte am Freitag von 17 bis
19 Uhr vis-à-vis des Bahnhofes Uznach
und tags darauf in Gommiswald Halt.
Einige der 15 Kandidierenden der
Hauptliste – vertreten durch Peter Zuberbühler, Rita Hüppi-Kälin, Elisabeth
Brunner-Müller, Anselm Artho, Stanislav Mazura Koch, Herbert Küng, Brigitte Pool, Michael Rütsche und derjenigen der Jungfreisinnigen mit Michael
Helbling – nutzen die Gelegenheit, um
mit den Besuchern bei einer GratisBratwurst und Getränken ins direkte
Gespräch zu kommen.
Mit offenem Ohr für die Sorgen,
Ängste und Bedenken der Wählerschaft wurden Anregungen aufgenommen und praxistaugliche sowie politisch umsetzbare Verbesserungsvorschläge diskutiert. Die Freisinnigen treten bei den Wahlen in Kombination
mit den Jungfreisinnigen mit insgesamt 23 Kandidierenden auf zwei Listen an, um für mehr Freiheit und einen
schlanken, aber leistungsfähigen Staat
zu kämpfen.
Die nächsten Zwischenhalte der
«Politik ist uns nicht Wurst»-Veranstaltungen finden am Freitag, 19. Februar,
in Eschenbach (Zentrum Ebnet, von
17 bis 19 Uhr) und am Samstag, 20. Februar, in Jona (Molkereistrasse/Bank
Linth, 10 bis 12 Uhr) statt. Die FDP SeeGaster und die Jungfreisinnigen laden
alle Interessierten herzlich zu einem
Imbiss mit anregenden Politgesprächen ein. (eing)
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79 172 Exemplare, davon verkaufte Auflage 75 294
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Ein ausführliches Impressum erscheint in der Samstagsausgabe
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Jugendliche lernen Berufe hautnah kennen
Bereits zum siebten Mal fand die Berufs-Info See-Gaster statt. Der Anlass richtet sich an Jugendliche der zweiten Oberstufe und unterstützt
sie in ihrem Berufsfindungsprozess. Zunehmend mehr Betriebe nützen die Gelegenheit und stellen ihre Berufe direkt im Betrieb vor.
«Welche Berufslehre passt zu mir? Kann
ich eine weiterführende Schule besuchen oder soll ich eine Lehre machen?
Was ist eigentlich die Berufsmatura?»
Alljährlich befassen sich Jugendliche
intensiv mit solchen Fragen und setzen
sich im Berufsfindungsprozess mit
ihren Interessen und Fähigkeiten auseinander. Ein wichtiger Schritt dabei sei,
die Berufswelt kennenzulernen, teilt die
Berufs- und Laufbahnberatung SeeGaster mit.
Was macht ein Fachmann Betriebsunterhalt genau, welche Tätigkeiten übt
eine Fachfrau Information aus? Welche
schulischen Voraussetzungen erfordert
eine Geomatikerlehre?
Antworten auf viele Fragen
An der Berufs-Info See-Gaster (bisher:
Berufs-Expo See-Gaster) erhielten die
Jugendlichen der zweiten Oberstufe im
Linthgebiet die Gelegenheit, solche Fragen zu klären. Der berufskundliche
Südostschweiz, Montag, 15. Februar 2016
Grossanlass wurde wiederum von der
Berufs- und Laufbahnberatung SeeGaster organisiert. Vergangene Woche
strömten rund 650 Jugendliche aus und
lernten vier ihrer Berufsfavoriten näher
kennen.
Engagierte Berufsbildnerinnen und
Berufsbildner aus überwiegend regionalen Betrieben zeigten den Jugendlichen die Haupttätigkeiten ihres Berufes.
Zudem informierten sie sie über die
schulischen und persönlichen Voraus-
setzungen, den Lohn, die Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Arbeitszeiten. Nicht selten durften die Jugendlichen auch selber Hand anlegen: Da
wurde verdrahtet, vermessen, Tee gemischt, dekoriert, Gemüse gerüstet oder
gemauert.
Über 100 Berufe vorgestellt
Heuer wurden über 100 Berufe in 192
Veranstaltungen vorgestellt. Ursprünglich fanden die Berufsinformationen
ausschliesslich in den Schulräumen
des BWZ Rapperswil-Jona statt. Seit
2015 haben Firmen und Geschäfte die
Möglichkeit, ihren Beruf direkt im Betrieb vorzustellen. Diese Variante wird
zunehmend genutzt: 55 Prozent der
Veranstaltungen finden vor Ort statt.
Auch Jugendliche, die mit einer
schulischen Ausbildung liebäugeln, kamen auf ihre Kosten. Sie konnten sich
über sämtliche möglichen Weiterbildungsmöglichkeiten informieren. (eing)