German Entrepreneur Indicator Executive Summary Der EO German Entrepreneur Indicator zeigt: Wer einmal den Sprung ins Unternehmertum gewagt hat, der gründet immer weiter. Unternehmer scheuen sich nicht davor, im Verlauf ihrer Karriere neue Branchen zu erobern. Unternehmer sind Unternehmer, weil sie nach größtmöglicher Freiheit streben. Was Unternehmer mürbe macht: Immer Motivator sein zu müssen, die ständige Sorge vor schlechter Geschäftsentwicklung, der andauernde Kampf mit der Bürokratie. Über Deutschlands Qualität als Gründerland scheiden sich die Geister. Scheitern gehört zum Unternehmersein dazu. Deutschland hat zu wenig gute Mentoren für junge Gründer. Unternehmer erwarten von einem Verband Austausch unter Entrepreneuren und keine Politik. Unternehmer blicken optimistisch ins Geschäftsjahr 2015. 1. Der Trend geht zum „Viertunternehmen“ Wer einmal den Sprung ins Unternehmertum gewagt hat, der gründet immer weiter: Rund die Hälfte der befragten Entrepreneure (49 Prozent) hat bereits vier Unternehmen oder mehr gegründet. Den Unternehmergeist scheint also nichts mehr zu beflügeln als das Gründen selbst. Keine Angst vor neuem Terrain Die Umfrage belegt zudem: Die Redensart „Schuster bleib bei deinen Leisten“ hat für moderne Unternehmer keine Gültigkeit mehr. Die große Mehrheit (84 Prozent) der „Multigründer“ ist mit ihren Unternehmen nicht nur in einem sondern in unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig bzw. bereits tätig gewesen. 2. Das Streben nach Selbstverwirklichung treibt Unternehmer an Rund zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Unternehmer war vor der Selbstständigkeit als angestellter Mitarbeiter tätig. 36 Prozent haben direkt nach der Schule, Ausbildung oder dem Studium eine eigene Firma gegründet. Unabhängig vom Werdegang geben 76 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass die große Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit sie am meisten am Unternehmertum begeistert. Erst danach folgt mit einigem Abstand „finanzielle Unabhängigkeit“ (50 Prozent) als Antriebsmotiv. Top-5 Motive für Unternehmensgründungen Frage: Was begeistert Sie am Unternehmersein am meisten? 1. 2. 3. 4. 5. Größtmögliche Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit: 76 % Finanzielle Unabhängigkeit: 50 % Eigene Ideen und Visionen verwirklichen: 38 % Vielfältigkeit und Abwechslung im Arbeitsalltag: 34 % Eine gute Geschäftsidee zum Leben erwecken: 33 % Mehrfachnennungen möglich 1I5 German Entrepreneur Indicator Der Wunsch nach Verantwortung oder Langfristigkeit ist eher zweitrangig Für die meisten Gründer ist es zunächst zweitrangig, ob ihre Firma auch kommenden Generationen ein Begriff sein wird. Lediglich jeder vierte Entrepreneur ist von der Möglichkeit begeistert, etwas zu schaffen, das langfristig Bestand hat. Und nur etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) wünscht sich, bis zum Ende der eigenen Erwerbstätigkeit in dem Unternehmen zu verbleiben, das er oder sie gegründet hat. Noch weniger Strahlkraft hat das Arbeitgebersein. Verantwortung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen, empfinden lediglich 17 Prozent der Befragten als besonders attraktiven Aspekt des Unternehmerseins. 3. Jeder dritte Unternehmer hat den Schritt in die Selbstständigkeit schon einmal bereut Insgesamt ist die Zufriedenheit unter Unternehmern groß. 66 Prozent der Befragten haben noch niemals bereut, sich selbstständig gemacht zu haben. Allerdings hat ein Drittel (34 Prozent) der Unternehmer durchaus schon einmal Situationen erlebt, in denen sie mit dem Unternehmerdasein gehadert haben. Trägheit macht Unternehmer rasend Das bedeutet jedoch nicht, dass Unternehmersein keinerlei Schattenseiten mit sich bringt. Im Gegenteil: Ständig Menschen antreiben zu müssen, stört die Befragungsteilnehmer am meisten, dicht gefolgt von der Angst vor einer negativen Geschäftsentwicklung. Platz drei der negativen Dinge, die das Unternehmertum mit sich bringt, belegt der hohe bürokratische Aufwand. Die 5 größten Schattenseiten des Unternehmer-Daseins Frage: Welche Aspekte finden Sie am Unternehmer-Dasein am unattraktivsten? 1. 2. 3. 4. 5. Die Trägheit der anderen: Ständig Leute schieben, motivieren, treiben zu müssen: 43 % Die Angst vor negativer oder gar bedrohlicher Geschäftsentwicklung: 41 % Hoher bürokratischer Aufwand: 34% Wenig Zeit für Familie, Freunde und Hobbys: 33 % Sich ständig mit Beschwerden oder Unzufriedenheit von z. B. Kunden, Mitarbeitern oder Investoren auseinander setzen zu müssen: 31 % Mehrfachnennungen möglich Unternehmer sind bei der Bewertung des Gründungsklimas in Deutschland uneins Immer wieder beklagen Experten und Lobbygruppen die schlechten Rahmenbedingungen, die Deutschland seinen Unternehmen bietet. Fragt man die Gründer selbst, zeigt sich ein differenzierteres Bild. Tatsächlich bewerten 42 Prozent der Befragten das Gründungsklima in Deutschland als schlecht. Ebenso viele Unternehmer sind jedoch auch der Meinung, ihr aktueller Unternehmensstandort biete ihnen ideale wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Auch überraschend: Das Steuerniveau für Unternehmen wird von fast genauso vielen Gründern als angemessen betrachtet wie als zu hoch. Klare Einigkeit herrscht hingegen in der Bewertung der Schulen und Hochschulen. Nur wenige der befragten Unternehmer sind der Meinung, dass die Bildungsinstitutionen genug für die Förderung des 2I5 German Entrepreneur Indicator unternehmerischen Denkens in Deutschland tun. Zudem wird beklagt, dass es hierzulande zu wenig qualifizierte Fachkräfte gibt, die für den Aufbau junger Unternehmen benötigt werden. Auch in Sachen Innovationsgeist können deutsche Unternehmen noch eine Schippe drauf legen, wenn es nach den Entrepreneuren geht. Ich stimme der Aussage (eher) zu. Ich stimme der Aussage (eher) nicht zu. Deutsche Unternehmer müssen innovativer werden. 55 % 17 % In Deutschland herrscht ein gründungsfeindliches Klima. 42 % 27 % 43 % 21 % 10 % 73 % 19 % 55 % 38 % 44 % Mein aktueller Unternehmensstandort bietet meinem Geschäft ideale wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Schulen und Hochschulen in Deutschland fördern unternehmerisches Denken in ausreichendem Maß. In Deutschland stehen genügend junge, hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung, die für den Aufbau neuer Unternehmens benötigt werden. Im Grunde ist das Steuerniveau in Deutschland angemessen und belastet Unternehmer nicht über Gebühr. 4. Erfolgreiche Unternehmer kennen sich mit dem Scheitern aus Wer ein Unternehmen gründet, darf keine Angst vor dem Scheitern haben. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man mit der einen oder anderen Unternehmensgründung auf die Nase fällt. Rund die Hälfte (55 Prozent) der befragten Entrepreneure ist bereits mit einer oder sogar mehreren Unternehmensgründungen gescheitert Aus Fehlern werden Unternehmer klug Das Positive an diesem Ergebnis: Die große Mehrheit (95 Prozent) der „Gescheiterten“ gibt an, dass diese Erfahrung sie als Unternehmer bzw. als Unternehmerin besser und erfolgreicher gemacht hat. Tatsächlich sind viele der Gründe, die von Unternehmern am häufigsten als Ursache für das Scheitern genannt werden, auch auf fehlende Erfahrung zurückzuführen – wie zum Beispiel eine falsche Einschätzung der Marktentwicklung, Probleme beim Aufbau der Organisation oder grobe Managementfehler. Die 5 häufigsten Ursachen für das Scheitern einer Unternehmensgründung Frage: Was waren Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für das Scheitern der Gründung? 1. 2. 3. 4. 4. 5. Eine falsche Einschätzung der Marktentwicklung: 57 % Differenzen mit den Geschäftspartnern: 43 % Organisationsmängel: 30% Fehler in der Produktgestaltung: 28 % Mangelnde Liquidität: 28 % Grobe Managementfehler: 22 % Mehrfachnennungen möglich 3I5 German Entrepreneur Indicator Zu wenig erfahrene Mentoren für junge Gründer Ein Weg, um grobe Fehler zu vermeiden, ist ein reger Austausch mit geeigneten Mentoren, Beratern und erfahrenen Unternehmern – bereits im Gründungsprozess. Allerdings geben nur etwa ein Drittel (31 Prozent) der befragten Unternehmer an, dass es in Deutschland ausreichend geeignete Ansprechpartner für junge Gründer gibt. 5. Unternehmer wollen Austausch mit anderen Unternehmern – aber nicht im Verband Nur etwa jeder fünfte befragte Unternehmer (19 Prozent) engagiert sich in einem klassischen Unternehmerverband. Die verbleibenden 80 Prozent geben als Hauptgrund für ihr Desinteresse neben Zeitmangel (56 Prozent) vor allem die störende Bürokratie und die hohe Zahl an Gremien (61 Prozent) an. Weshalb Unternehmer Verbände meiden Frage: Warum engagieren Sie sich derzeit nicht in einem Unternehmerverband? 1. 2. 3. 4. 5. Verbände sind zu bürokratisch und gremienlastig: 61 % Ich habe zu wenig Zeit für ein derartiges Engagement: 56 % In Verbänden geht es mir zu politisch zu: 38 % Verbände sind zu wenig auf persönliches Lernen und Wachsen ausgerichtet: 34 % Verbände sind mir zu spießig: 24 % Mehrfachnennungen möglich Entrepreneure wünschen sich eine Unternehmervereinigung mit Hands-on-Mentalität Jeder vierte Unternehmer erwartet von einer Unternehmervereinigung Lobbyarbeit und nur 14 Prozent sind der Meinung, ein Verband sollte öffentlich Position zu wirtschaftspolitischen Fragen beziehen. Ein deutlich größerer Anteil der Entrepreneure ist jedoch der Auffassung, dass eine sinnvolle Unternehmervereinigung den Einzelnen ganz praktisch dabei unterstützen sollte, geschäftlich erfolgreich zu sein – durch Know-how-Transfer (68 Prozent), Networking (56 Prozent) oder praktische Unterstützung (42 Prozent). . Eine gute Unternehmervereinigung macht Unternehmer geschäftlich noch erfolgreicher Frage: Was erwarten Sie von einer sinnvollen Unternehmervereinigung? 1. Eine Unternehmervereinigung sollte eine Plattform für Know-how-Transfer bieten: 68 % 2. Eine Unternehmervereinigung sollte neue geschäftliche Chancen eröffnen: 56 % 3. Eine Unternehmervereinigung sollte praktische Unterstützung bei den alltäglichen Herausforderungen von Unternehmern bieten: 42 % 4. Eine Unternehmervereinigung sollte bei der Suche nach neuen Inspirationen, Trends und Ideen unterstützen: 38 % 5. Das Engagement in einer Unternehmervereinigung sollte ganz unbürokratisch funktionieren: 30 % Mehrfachnennungen möglich 4I5 German Entrepreneur Indicator 6. Deutsche Unternehmer erwarten boomende Geschäfte Die deutliche Mehrheit der befragten Unternehmer (77 Prozent) geht im ersten Halbjahr 2015 von steigenden Umsätzen aus. Weitere 17 Prozent erwarten ein gleichbleibendes Geschäft und nur fünf Prozent der Entrepreneure rechnen mit rückläufigen Umsätzen. Entsprechend planen mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Befragten, ihre Teams zu vergrößern und in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einzustellen. Nur vier Prozent planen hingegen, die Zahl der Vollzeitmitarbeiter abzubauen. 7. Über den EO German Entrepreneur Indicator Der German Entrepreneur Indicator wurde von Mitte Januar bis Ende März 2015 zum ersten Mal von der Entrepreneurs‘ Organization Deutschland erhoben. An der online-basierten Umfrage haben insgesamt 101 Unternehmer teilgenommen. Jeder Befragungsteilnehmer ist Gründer eines Unternehmes, das aktuell einen Umsatz zwei Millionen Euro oder mehr erwirtschaftet. Ziel der Umfrage ist es, herauszufinden, was Unternehmer antreibt, welche Herausforderungen sie zu meistern haben. Zudem sollen die Ergebnisse zeigen, wie Unternehmervereinigungen dazu beitragen können, Unternehmer noch erfolgreicher zu machen. 5I5
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