19 Rotschers Bike Tour 2015 mit Bild.docx

Rotschers Biketour
Oh Gott, Kula’s Bike.....eigentlich nicht korrekt, absolut falsch sogar - mit einem
„Bike“ hat das rein gar nichts zu tun! Ein Velo, ja das ist es, aber nun wollen wir den
Kula nicht (noch mehr) quälen (als er sich selbst....), unser Freund bleibt er alleweil
und in unserem Kreise gibt es auch andere Kandidaten, die mit ihm in dieser
Richtung durchaus mithalten können, oder konnten? Ja, sogar ich muss mich an der
Nase nehmen, gurkte ich doch tatsächlich noch mit einem 26 Zöller durch die
Gegend...
Wir waren uns aber alle einig, sehr viele Wort an diesen 2 – 3 Tagen, wo wir
tatsächlich etwas ernst gesagt und möglicherweise auch so gemeint haben, gab es
eh äusserst selten. Für den Ernst des Lebens sind aber genau solche Wochenenden
ja überhaupt nicht geplant, den Spassfaktor hoch und höher, das ist doch das Ziel!
Genau dieses Ziel wurde aber fast verfehlt, nein sagen wir eher auf dem Weg dazu
hart geprüft....es wird klar, wenn wir die Facts vor Augen führen: Am Freitag 1'800
Höhenmeter und etwa 80 km. Am Samstag erneut 1'100 Höhenmeter mit 40 km.
Bitte auf der Zunge vergehen lassen......
Am Freitag Abend nach Ankunft der ausgedehnteren Tour wurde es uns mit jeder
Minute der Erholphase klarer, was wir heute geschafft haben! Nach und nach wichen
die Anstrengungsfalten der Euphorie. Und der Spassfaktor schnellte nach oben, wie
geplant, also doch!
Die „rote Linie“an diesem Weekend ist schnell gefunden: Rotscher’s Organisation,
Planung und Führung! Und es gab einfach nichts zu meckern, es hat alles
funktioniert, für Improvisationen hatte es Zeit und auch für die neuen Bremsklötze
von Kula’s 2-Rad. Selbst der sehr bescheidene (fast hätte ich den beschämenden
geschrieben...) Anmeldungstsunami unserer Mit- und ohne Glieder, nicht mal das hat
unseren Roger aus der Ruhe gebracht. Er hat das ganze heroisch mit nur 7
Masochisten (inklusive ihm selbst) durchgezogen, als wären es 50 gewesen.
An dieser Stelle könnte ich doch glatt kurz die Bike-Band dieses Wochenendes
vorstellen: Düdel mit dem neuen Dudelsackmodel „seven-stents“, schillernder Gast
aus der Kapelle Heirassa Heiri (Trompete), Hans Litschi an der Stossposaune
(immer wieder für Stosssprüche aufgelegt...), Willi vom Züriseetrio Seebuebä (mit
seiner Komposition „mein Herz flattert“) an der Zitter, Kula an der Mundharmonika
(bekannt vom „Spiel mir das Lied vom toten Velo“) und Roger als Dirigent. Ach ja,
und ich, total unmusikalisch.
Die Band funktionierte einwandfrei, die unendlich und immer wiederkehrenden
Aufstiege wurden geschluckt, verdaut und nicht abgespeichert. Umso tiefer
eingekerbt hat sich der einzige wirkliche trail. Der hatte es in sich! Unser Trompeter
lieferte sich mit einer grösseren Wurzel ein Gefecht, die Wurzel gewann und fegte
Heiri mit einem klaren Foul fast in den k.o.. Er verlor dabei fast das Mundstück.
Düdel Dudelsack nahm den Parcours laufend in Angriff und beendete ihn auch genau
so. Er wollte dem Wald seine Jungfräulichkeit lassen. Kula suchte auf dem trail nach
einem hartgummi-ähnlichen Teil (zB. ein überfahrener Mungg), damit irgendein
talentierter Schnitzer daraus Bremsklötze basteln könnte. Irgendwie haben sich seine
verabschiedet und es schien fast ausgeschlossen, dass jemand im Kanton
Graubünden das 27 Jahre alte Velo (Hans meinte zwar, Kula sei bereits damit in die
Schule gefahren) mit neuen Klötzen ausrüsten könnte. Das schier Unmögliche ist
eingetreten, am nächsten Tag, in Disentis beim Skilift, hatte ein Velogeschäft doch
tatsächlich die richtigen Ersatzteile!
Die halbe Stunde Pause nach Aufbruch war kein Problem, Kula hatte dadurch ein
wenig Sicherheit zurückgewonnen und im übrigen hätte uns die Pause gefehlt! Am
Tag zuvor brauchten wir für die ersten 10 km garantiert 3 Stunden. Keine 5 Minuten
vergingen, da war ein Kaffee fällig. 10 Minuten später hat eine Schaltung gestreikt
und die Kette runtergeworfen. Wieder etwas später musste jemand dringend aufs
Klo. Die Gelegenheit gepackt, wurde erneut ein Kaffee aufgesucht – und Willi’s Bike
geflickt. Nach dem 31. Halt wusste niemand mehr einen Grund zum Anhalten und so
fuhren wir dann doch zügig zum Mittagessen.
Der Samstag war geprägt durch den höchst interessanten Schaltprozess von Heiri.
Nach dem ersten misslungen Versuch war ich sicher, dass kein einziger Zahn mehr
am Kranz war. Im Geiste habe ich bereits gerechnet, wie lange es dauert, bis der
Mech alle Zähne wieder angeschweisst hat. Fehlalarm, Heiri trompetete in höchsten
Tönen und spielte sich in Kletterstimmung! Am höchsten Punkt des Samstags bei
Milez genoss er in der eigentlich geschlossen Ustria Planatsch zusammen und dem
äusserst sympathischen Besitzer und mir einen Süssmost, bis - etwa eine halbe
Stunde später – die restlichen 5 Masochisten eintrafen. Der Downhill war locker für
die Muskeln, aber schier nicht auszuhalten für meinen Kopf: Die fast 1'000 mühsam
erkämpften Höhenmeter wurden über die Asphalt-Strasse vernichtet!...
Der Kopf erholte sich rasch beim EXTREM guten Essen im Golfclub Sedrun.
Der Abend des Samstags wurde im Spa eingeläutet! Die Sauna war aufgeheizt, die
Stimmung gereizt und die Kräfte verheizt. Was genügend Wärme alles so verändern
kann! Die Reizungen verklangen, die Band wurde ruhiger, der eine verliess sogar die
Kapelle – und da ich nichts über den Sonntag, also über das weitere Disentiser-BikeGeschehen berichten kann, liegt es auf der Hand, dass ich als Berichterstatter die
Jungs dem Abend und dem Sonntag alleine überliess...
Um dem ganzen Bericht eine Wendung zu geben, hier ein paar Worte, was ich am
Sonntag erlebt habe: Meine Gesichtsfarbe deutlich verändert….
Also ich fahre selber auch gerne schnell, manchmal sehr schnell. Ich habe auch
meistens schnelle Autos….nun, was ich aber am Sonntag erfahren durfte (im
wahrsten Sinne des Wortes) hat meine Vorstellungskraft diesbezüglich bei Weitem
überschritten. Ein wahnsinniger Wahnsinn! Ich hätte nicht im Traume daran gedacht,
was da abgeht. Nicht einmal in meinen kühnsten Albträumen….
Ich habe Sandro (Pilot der Taxifahrt) vor dem Start gesagt, ich hätte keine Angst und
blindes Vertrauen. Irgendwie, so meine ich, kann ich eigentlich erst heute sein
verschmitztes Lachen endlich richtig deuten….
Vor einer Haarnadelkurve, ja eigentlich vor jeder verdammten Kurve und deren hat
es sehr viele am Bergrennen Gurnigel, einfach weiter zu beschleunigen, obwohl
sämtliche Anzeichen wie Bäume, Leitplanken, Feuchtigkeit auf dem Boden,
Laubblätter, Kieselsteine, Zuschauer, überfahrene Mäuse und Rehe etc. klar darauf
hindeuten, nun endlich die Bremse leicht zu touchieren…..
Einmal, vielleicht nach Kurve 8 oder 9 kam in mir kurz der Gedanke „nie mehr“, der
Adrenalin-Fluss mindestens im Format eines Niagara-Wasserfalls hat diese Idee
aber sowas von weggespült…
Als zuerst die Vorderachse kurz, dann die Hinterachse heftig von der Ideallinie
wegrutschte, also dann doch das klar Vorhersehbare eintrat, also dass die Räder den
Halt verlieren, hat Sandro kurz das Steuerrad losgelassen und - ich glaube mit
demselben verschmitzten Lachen wie am Anfang - dem Porsche schon innerhalb
weniger als einer Tausendstel-Sekunde wieder sämtliche 420 PS herausgequetscht.
Man muss das erlebt haben, keine Widerrede, mit einfach glauben was da erzählt
wird? Vergessen! Kein Film und keine Worte können die Gefühle, die man in diesen
2 Min. 10 Sekunden (ungefähr diese Zeit hätten wir für die 3,7 km benötigt meinte
Sandro) erlebt beschreiben. Und diese nur 2 Minuten waren endlos lange, ehrlich, ich
habe noch nie im Leben so lange auf die Zielflagge gewartet…
Danke, es war es mehr als Wert! Nun weiss ich auch, dass man VIEL schneller in die
Kurven fahren kann, als ich es bisher jemals tat…..
Gemeinsam haben Autorennen und Biken wohl doch so einiges: Sein Gefährt
jederzeit unter Kontrolle haben, die Piste kennen und trotz Risiken geniessen, oder
vielleicht gerade die Risiken geniessen?
In diesem Sinne allen VIEL GENUSS!