Rotschers Biketour Oh Gott, Kula’s Bike.....eigentlich nicht korrekt, absolut falsch sogar - mit einem „Bike“ hat das rein gar nichts zu tun! Ein Velo, ja das ist es, aber nun wollen wir den Kula nicht (noch mehr) quälen (als er sich selbst....), unser Freund bleibt er alleweil und in unserem Kreise gibt es auch andere Kandidaten, die mit ihm in dieser Richtung durchaus mithalten können, oder konnten? Ja, sogar ich muss mich an der Nase nehmen, gurkte ich doch tatsächlich noch mit einem 26 Zöller durch die Gegend... Wir waren uns aber alle einig, sehr viele Wort an diesen 2 – 3 Tagen, wo wir tatsächlich etwas ernst gesagt und möglicherweise auch so gemeint haben, gab es eh äusserst selten. Für den Ernst des Lebens sind aber genau solche Wochenenden ja überhaupt nicht geplant, den Spassfaktor hoch und höher, das ist doch das Ziel! Genau dieses Ziel wurde aber fast verfehlt, nein sagen wir eher auf dem Weg dazu hart geprüft....es wird klar, wenn wir die Facts vor Augen führen: Am Freitag 1'800 Höhenmeter und etwa 80 km. Am Samstag erneut 1'100 Höhenmeter mit 40 km. Bitte auf der Zunge vergehen lassen...... Am Freitag Abend nach Ankunft der ausgedehnteren Tour wurde es uns mit jeder Minute der Erholphase klarer, was wir heute geschafft haben! Nach und nach wichen die Anstrengungsfalten der Euphorie. Und der Spassfaktor schnellte nach oben, wie geplant, also doch! Die „rote Linie“an diesem Weekend ist schnell gefunden: Rotscher’s Organisation, Planung und Führung! Und es gab einfach nichts zu meckern, es hat alles funktioniert, für Improvisationen hatte es Zeit und auch für die neuen Bremsklötze von Kula’s 2-Rad. Selbst der sehr bescheidene (fast hätte ich den beschämenden geschrieben...) Anmeldungstsunami unserer Mit- und ohne Glieder, nicht mal das hat unseren Roger aus der Ruhe gebracht. Er hat das ganze heroisch mit nur 7 Masochisten (inklusive ihm selbst) durchgezogen, als wären es 50 gewesen. An dieser Stelle könnte ich doch glatt kurz die Bike-Band dieses Wochenendes vorstellen: Düdel mit dem neuen Dudelsackmodel „seven-stents“, schillernder Gast aus der Kapelle Heirassa Heiri (Trompete), Hans Litschi an der Stossposaune (immer wieder für Stosssprüche aufgelegt...), Willi vom Züriseetrio Seebuebä (mit seiner Komposition „mein Herz flattert“) an der Zitter, Kula an der Mundharmonika (bekannt vom „Spiel mir das Lied vom toten Velo“) und Roger als Dirigent. Ach ja, und ich, total unmusikalisch. Die Band funktionierte einwandfrei, die unendlich und immer wiederkehrenden Aufstiege wurden geschluckt, verdaut und nicht abgespeichert. Umso tiefer eingekerbt hat sich der einzige wirkliche trail. Der hatte es in sich! Unser Trompeter lieferte sich mit einer grösseren Wurzel ein Gefecht, die Wurzel gewann und fegte Heiri mit einem klaren Foul fast in den k.o.. Er verlor dabei fast das Mundstück. Düdel Dudelsack nahm den Parcours laufend in Angriff und beendete ihn auch genau so. Er wollte dem Wald seine Jungfräulichkeit lassen. Kula suchte auf dem trail nach einem hartgummi-ähnlichen Teil (zB. ein überfahrener Mungg), damit irgendein talentierter Schnitzer daraus Bremsklötze basteln könnte. Irgendwie haben sich seine verabschiedet und es schien fast ausgeschlossen, dass jemand im Kanton Graubünden das 27 Jahre alte Velo (Hans meinte zwar, Kula sei bereits damit in die Schule gefahren) mit neuen Klötzen ausrüsten könnte. Das schier Unmögliche ist eingetreten, am nächsten Tag, in Disentis beim Skilift, hatte ein Velogeschäft doch tatsächlich die richtigen Ersatzteile! Die halbe Stunde Pause nach Aufbruch war kein Problem, Kula hatte dadurch ein wenig Sicherheit zurückgewonnen und im übrigen hätte uns die Pause gefehlt! Am Tag zuvor brauchten wir für die ersten 10 km garantiert 3 Stunden. Keine 5 Minuten vergingen, da war ein Kaffee fällig. 10 Minuten später hat eine Schaltung gestreikt und die Kette runtergeworfen. Wieder etwas später musste jemand dringend aufs Klo. Die Gelegenheit gepackt, wurde erneut ein Kaffee aufgesucht – und Willi’s Bike geflickt. Nach dem 31. Halt wusste niemand mehr einen Grund zum Anhalten und so fuhren wir dann doch zügig zum Mittagessen. Der Samstag war geprägt durch den höchst interessanten Schaltprozess von Heiri. Nach dem ersten misslungen Versuch war ich sicher, dass kein einziger Zahn mehr am Kranz war. Im Geiste habe ich bereits gerechnet, wie lange es dauert, bis der Mech alle Zähne wieder angeschweisst hat. Fehlalarm, Heiri trompetete in höchsten Tönen und spielte sich in Kletterstimmung! Am höchsten Punkt des Samstags bei Milez genoss er in der eigentlich geschlossen Ustria Planatsch zusammen und dem äusserst sympathischen Besitzer und mir einen Süssmost, bis - etwa eine halbe Stunde später – die restlichen 5 Masochisten eintrafen. Der Downhill war locker für die Muskeln, aber schier nicht auszuhalten für meinen Kopf: Die fast 1'000 mühsam erkämpften Höhenmeter wurden über die Asphalt-Strasse vernichtet!... Der Kopf erholte sich rasch beim EXTREM guten Essen im Golfclub Sedrun. Der Abend des Samstags wurde im Spa eingeläutet! Die Sauna war aufgeheizt, die Stimmung gereizt und die Kräfte verheizt. Was genügend Wärme alles so verändern kann! Die Reizungen verklangen, die Band wurde ruhiger, der eine verliess sogar die Kapelle – und da ich nichts über den Sonntag, also über das weitere Disentiser-BikeGeschehen berichten kann, liegt es auf der Hand, dass ich als Berichterstatter die Jungs dem Abend und dem Sonntag alleine überliess... Um dem ganzen Bericht eine Wendung zu geben, hier ein paar Worte, was ich am Sonntag erlebt habe: Meine Gesichtsfarbe deutlich verändert…. Also ich fahre selber auch gerne schnell, manchmal sehr schnell. Ich habe auch meistens schnelle Autos….nun, was ich aber am Sonntag erfahren durfte (im wahrsten Sinne des Wortes) hat meine Vorstellungskraft diesbezüglich bei Weitem überschritten. Ein wahnsinniger Wahnsinn! Ich hätte nicht im Traume daran gedacht, was da abgeht. Nicht einmal in meinen kühnsten Albträumen…. Ich habe Sandro (Pilot der Taxifahrt) vor dem Start gesagt, ich hätte keine Angst und blindes Vertrauen. Irgendwie, so meine ich, kann ich eigentlich erst heute sein verschmitztes Lachen endlich richtig deuten…. Vor einer Haarnadelkurve, ja eigentlich vor jeder verdammten Kurve und deren hat es sehr viele am Bergrennen Gurnigel, einfach weiter zu beschleunigen, obwohl sämtliche Anzeichen wie Bäume, Leitplanken, Feuchtigkeit auf dem Boden, Laubblätter, Kieselsteine, Zuschauer, überfahrene Mäuse und Rehe etc. klar darauf hindeuten, nun endlich die Bremse leicht zu touchieren….. Einmal, vielleicht nach Kurve 8 oder 9 kam in mir kurz der Gedanke „nie mehr“, der Adrenalin-Fluss mindestens im Format eines Niagara-Wasserfalls hat diese Idee aber sowas von weggespült… Als zuerst die Vorderachse kurz, dann die Hinterachse heftig von der Ideallinie wegrutschte, also dann doch das klar Vorhersehbare eintrat, also dass die Räder den Halt verlieren, hat Sandro kurz das Steuerrad losgelassen und - ich glaube mit demselben verschmitzten Lachen wie am Anfang - dem Porsche schon innerhalb weniger als einer Tausendstel-Sekunde wieder sämtliche 420 PS herausgequetscht. Man muss das erlebt haben, keine Widerrede, mit einfach glauben was da erzählt wird? Vergessen! Kein Film und keine Worte können die Gefühle, die man in diesen 2 Min. 10 Sekunden (ungefähr diese Zeit hätten wir für die 3,7 km benötigt meinte Sandro) erlebt beschreiben. Und diese nur 2 Minuten waren endlos lange, ehrlich, ich habe noch nie im Leben so lange auf die Zielflagge gewartet… Danke, es war es mehr als Wert! Nun weiss ich auch, dass man VIEL schneller in die Kurven fahren kann, als ich es bisher jemals tat….. Gemeinsam haben Autorennen und Biken wohl doch so einiges: Sein Gefährt jederzeit unter Kontrolle haben, die Piste kennen und trotz Risiken geniessen, oder vielleicht gerade die Risiken geniessen? In diesem Sinne allen VIEL GENUSS!
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