Süß-Wein aus getrockneten Beeren

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24. September 2015
Süß-Wein aus getrockneten Beeren
Ein neues Produkt im Weingut Moosmann in Buchholz ist womöglich die
klimageeignetere Alternative zum Eiswein.
Michaela Moosmann mit den Beeren, die in den gut durchlüfteten Kisten trocknen.
Foto: Ringwald
WALDKIRCH. Ein neues Produkt hat Familie Moosmann vom gleichnamigen Buchholzer
Weingut vorgestellt, einen 2014er "Opal *S". Nach dem Weingesetz wird – oder besser
gesagt muss – dieser Wein als "Deutscher Wein aus eingetrockneten Trauben" bezeichnet
werden. Der Name ist schon ziemlich sperrig – einfacher könnte man sagen, es ist ein
Süßwein – in etwa wie ein Eiswein, nur doch anders, aus der Müller-Thurgau-Traube.
Bei der Präsentation dieses Weines kommt Michaela Moosmann – badische Weinkönigin des
Jahres 1999/2000 – richtig ins Schwärmen. "Angenehm lebendig" nennt sie den Wein mit
einer Restsüße von 129 Gramm und einer Säuere von 6,8 Gramm und das bei 9 Prozent
Alkohol.
Trotz der hohen Süße habe der Wein was "frisches und leichtes" mit floralen Aromen von
Jasmin und Flieder. In der Farbe zeigt sich der Opal *S in einem dunklen Strohgelb.
Traditioneller Süßwein in Baden sei der Eiswein, so Michaela Moosmann. Seine Produktion
werde aber immer schwieriger, da es für die Eisweinlese mindestens etwa 8 Grad minus
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24.09.2015 08:53
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haben müsse; schließlich muss das Lesegut gefroren sein. Diesen Umstand nennt Michaela
Moosmann "eigentlich schade".
In südlichen Ländern gibt es witterungsbedingt keinen Eiswein, gleichwohl aber Süßweine.
Analog zu deren Prinzip – er wird teilweise als "Strohwein" bezeichnet – hat Familie
Moosmann 2014 ein Experiment gestartet: Am 16. September wurden die reifen MüllerThurgau gelesen, dann trockneten die Beeren fünf Wochen, ehe sie am 27. Oktober
gekeltert wurden. Aus diesem Saft entstand der nun präsentierte Opal *S. Mit dieser Art
der Lese und des Ausbaus hat Georg Moosmann Neuland betreten, gleichwohl aber bereits
ein gewisses Know-How im Betrieb: Sein Mitarbeiter, Weinbautechniker Martin König, hatte
sich mit dieser Art des Weinausbaus in seiner Abschlussarbeit auseinander gesetzt. Die
geernteten Trauben wurden in kleine luftdurchlässige Plastikkisten gelegt – pro Kiste nur
wenige Beeren, so dass sie gut umlüftet waren und so (ein-)trocknen konnten. Während
dieses Trocknungsprozesses ist etwa 35 Prozent der Masse verdunstet. Durch diese
Konzentrierung ist das Mostgewicht auf 125 Grad Öchsle gestiegen. Mit dem Endergebnis,
das nun auf die Flasche gezogen ist und einem Fachpublikum präsentiert wurde, ist Georg
Moosmann "zufrieden und glücklich".
Gemäß des deutschen Weingesetzes ist der Wein als "Deutscher Wein aus eingetrockneten
Trauben" zu bezeichnen, die Sorte darf auf der Flasche nicht ausgedruckt werden.
Auch dieses Jahr wird im Hause Moosmann wieder einen Süßwein aus eingetrockneten
Beeren ausgebaut werden. Zum Auftakt der Lese 2015 wurde am 9. September wieder ein
Müller-Thurgau für den Opal *S gelesen, der zur Zeit trocknet und aktuell schon 110 Grad
Öchsle misst. Der Opal *S ist ein Dessertwein und eignet sich zum Abschluss eines guten
Essens oder zum Abschluss einer Weinprobe. Die Herstellung ist aufwändig und das hat
bekanntlich seinen Preis: Die Halbliterflasche kostet 18,50 Euro.
Autor: Christian Ringwald
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