Wasser und Feuer untertage… Das Ende des Lavanttaler Kohlenbergbaus 1967/68 Vortrag zur Jahrestagung 2015 für Sicherheit im Bergbau, Wolfsberg www.sifferlinger.eu 1 Übersicht Bergbau im Lavanttal • Von den Kelten bis ins 20. Jahrhundert Eisenerzbergbau • Eben so Goldbergbau, von besonderer Bedeutung unter den Römern, bis in die Neuzeit • Silberbergbau im Mittelalter • Braunkohlenbergbau im 19. und 20. Jahrhundert • Derzeit Eisenglimmer durch die Kärntner Montanindustrie • In Zukunft möglicherweise auch Lithium-Bergbau auf der Weinebene (Plan des derzeitigen Besitzers ab 2018) www.sifferlinger.eu 2 Geschichte Lavanttaler Kohlenbergbau • Es bestand immer ein enger Zusammenhang zwischen Kohlenbergbau und Industrie und Energieerzeugung! • • • • • • • • • • • 1804 Beginn Kohlenbergbau bei Andersdorf, 1810 bei Wiesenau 1832 Gründung der Wolfsberger Eisenwerks-Gesellschaft 1833 Beginn Kohlenbergbau in St. Stefan am Rotkogel Seit 1845 bis 1968 durchgehender Kohlenbergbau in St. Stefan 1947 großer Kohlen- und Energiemangel – österreichische Schwerindustrie und Verkehr stand monatelang still. Beschluss zum Bau des Kraftwerkes St. Andrä und der Zentralschachtanlage Wolkersdorf 1952 Inbetriebnahme Dampfkraftwerk I St. Andrä „Blütezeit des Kohlenbergbaus“ in den 1950ern 1958 Inbetriebnahme Zentralschachtanlage Wolkersdorf 1959 Inbetriebnahme Dampfkraftwerk II St. Andrä Europäische/Österreichische Kohlenkrise in den 1960ern 1968 Schließung der LAKOG www.sifferlinger.eu 3 Zentralschachtanlage Wolkersdorf www.sifferlinger.eu 4 ÖDK St. Andrä – Liefervertrag bis 1986 250 Mitarbeiter www.sifferlinger.eu 5 Kohlenbergbau und zugehöriges Kraftwerk www.sifferlinger.eu 6 Zentralschachtanlage Wolkersdorf – im Osten Tiefbau erforderlich www.sifferlinger.eu 7 Durchschnittliche Jahresförderung 800.000 t Braunkohle Oben: Zug-Förderung auf der Hauptsohle Links: Reißhackenhobel im Streb www.sifferlinger.eu 8 Die Belegschaft der LAKOG – 1.440 Mitarbeiter am 1. Jänner 1967 www.sifferlinger.eu 9 Sozialer Wohnbau: 220 Barbarawohnungen, 618 Eigenheime www.sifferlinger.eu 10 Modernisierung/Mechanisierung www.sifferlinger.eu 11 Hoher Gebirgsdruck www.sifferlinger.eu 12 Sehr schwierige Gebirgsbedingungen: Sohlenblähung, Schwimmsand www.sifferlinger.eu 13 Harte Arbeit, gut bezahlt www.sifferlinger.eu 14 Der gute Verdienst floss in die Lavanttaler Wirtschaft www.sifferlinger.eu 15 Tödlich verunglückte Bergleute • Von 1956 bis 1967 verunglückten im Bergwerk Wolkersdorf 21 Bergleute tödlich: Rudolf Schrantz, Alois Ladinek, Ewald Oberländer, Johann Weinberger, Georg Skarathod, Anton Mori, Josef Gritsch, Valentin Füller, Franz Schwaiger, Johann Sollhart, Ludwig Eder, Johann Radl, Johann Bachmann, Rudolf Groß, Helmut Lubi, Karl Dobernig, Karl Kremser, Walter Mitterer, Josef Nießl, Cölestin Sackl, Werner Schilcher. www.sifferlinger.eu 16 Krise des österreichischen und europäischen Braunkohlenbergbaus • nach 1945 eine Säule des Wiederaufbaus und der wirtschaftlichen Entwicklung • ab 1960 starke Konkurrenz durch Steinkohle, Erdgas, Erdöl • ab 1965 Reduktionen unausweichlich, LAKOG Personalaufnahmesperre, europaweit Bergwerksschließungen • 1966 Kärntner Landeskohlenkomitee, österreichisches Arbeitskomitee zur Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen • 1967: Schließung von Tauchen und Pölfing, weitere Schließungspläne Fohnsdorf 1969, LAKOG 1972 • 10. Juli 1967: Schwerer Wassereinbruch bei LAKOG • 1. November 1967: Grubenbrand bei LAKOG • Winter 1967/68 heftiger politischer Streit über die Zukunft der LAKOG • 31. März 1968: Schließung der LAKOG www.sifferlinger.eu 17 August 1966: Landeshauptmann Sima untertage www.sifferlinger.eu 18 Protest der LAKOG Bergleute am 1. Mai 1967 in Wien www.sifferlinger.eu 19 Juli 1967: Bundeskanzler Dr. Klaus im Lavanttal www.sifferlinger.eu 20 10. Juli 1967: Schwerer Wassereinbruch • Schwerer Wassereinbruch mit 3.000 l/min im Streb 25 L am 10. Juli 1967 um 03.00 Uhr. • Die bestehende Wasserhaltung konnte nur 800 l/min heben. • Daher die Gefahr, dass der Wassereinbruch am 17. Juli gegen 1800 Uhr die Wolkersdorfer Sohle erreicht und das Bergwerk flutet. Pumpenkammer 1. Sohle www.sifferlinger.eu 21 10. Juli 1967: Schwerer Wassereinbruch • Eine Woche kämpften die Bergleute, Schlosser und Elektriker mit Umbauten und Neueinbauten von Pumpen und Rohrleitungen gegen die Wassermassen. • 15 m unter der II. Liegendsohle konnte der Wasserspiegel stabilisiert werden. • Nachdem die Wasserförderung auf 4.000 l/min gesteigert wurde konnte mit dem Abpumpen und den wochenlangen Aufräumarbeiten begonnen werden. Schlosser und Elektriker mit zwei Hochdruckpumpen www.sifferlinger.eu 22 Das Grubengebäude am 1. November 1967 mit Brandherd www.sifferlinger.eu 23 Der Brandbereich 1.11.1961 07.00 Uhr eine Arbeitskür entdeckt den Brand im Querschlag H 13 Alamierung Evakuierung des Strebs 22 L Beginn Brandbekämpfung 07.20 Uhr Pumpenwärter meldet Rauch am Hauptsumpf der BAnlage 07.30 Uhr Pumpenwärter Josef Nießl meldet starken Rauch in der IV. Liegendsohle Anweisung zum Ausfahren Alarmierung der Grubenwehr 0745 Uhr Betriebsleiter fährt an Stromausfall im gesamten Tiefbau www.sifferlinger.eu 24 Der Brandbereich 08.00 Uhr Löscharbeiten im Querschlag H 13 und im Hauptfördergesenke LG 2 08.30 Uhr Betriebsdirektor trifft ein, informiert sich und ersucht Alpine-Montan um Unterstützung durch Fohnsdorfer Grubenwehr 09.00 Uhr erster Wolkersdorfer Grubenwehrtrupp fährt an zu LG 2, kann nicht mehr zu Brandherd vordringen 09.30 Uhr 2. Grubenwehrtrupp fährt an um nach den Vermissten drei Bergleuten zu suchen; Diesellok bleibt in Brandgasen stehen; Steiger Mitterer kommt dabei ums Leben; Trupp muss umkehren 09.50 Uhr Ventilator am Schacht St. Stefan II wird abgestellt 10.20 Uhr Betriebsleiter fährt aus www.sifferlinger.eu 25 Grubenwehr im Einsatz 10.30 Uhr Obersteiger Eberhard meldet Brand in H 13 gelöscht aber LG 2 in Vollbrand Anweisung an die gesamte nicht Grubenwehrbelegschaft auszufahren 11.30 Uhr Grubenwehr beginnt mit Abdämmen des Brandbereiches am Kopf der HG 1 Gesamte Lavanttaler Grubenwehr im Untertage-Einsatz 12.10 Uhr Eintreffen von drei Grubenwehrtrupps aus Fohnsdorf 14.00 Uhr Hitze und CO verhindert Bergung der Vermissten und Errichtung des Branddammes Dauereinsatz der Grubenwehren 23.45 Uhr Trupp 7 gelingt in der Nacht Bergung der Toten Mitterer und Schilcher www.sifferlinger.eu 26 Errichtung von Branddämmen 2.11. 05.30 Uhr Trupp 8 findet Josef Niessl tot auf 09.25 Uhr Trupp 10 kann den Toten bergen 14.00 Uhr Trupp 9 kann Stromversorgung und Ventilation Streb 25 L aktivieren Trupp 12 findet Pumpenwärter Sackl auf Strecke L32a tot 19.30 Uhr Trupp 13 nimmt Sonderbewetterung und Pumpen bei LA Betriebsleiter DI Füreder erläutert die 2 in Betrieb notwendige Maßnahmen 3.11. 18.25 Uhr erster Branddamm nördlich der LG 2 wird erreichtet Brand weitet sich auf der Wolkersdorfer Sohle aus 4.11. Errichtung der Branddämme durch Trupps 20 bis 27 www.sifferlinger.eu 27 Weiterer Einsatz 5.11. Einsatz der Grubenwehrtrupps 28 bis 35 6.11. Einsatz der Trupps 36 bis 42 7.11. Einsatz der Trupps 43 bis 48 8./9.11. Einsatz der Trupps 48 bis 60 12.11. mit Einsatz des Trupps 67 endet der unmittelbare Brandeinsatz Im Oktober 1967 wurde 46.980 t (Tagesförderung 1.876 t bei Soll von 1.800 t) gefördert. Durch den Brand wurden drei Strebbaue Es beraten DI Koestler, Abdank, Berghauptmann Dr. Ebenbichler, DI verloren, nur der Streb 2 U im Dauner Kuchlerflöz blieb erhalten und die Förderung im November mit 600 t Tagestonnen aufrechterhalten www.sifferlinger.eu 28 Grubenwehr im Einsatz – Angehörige warten www.sifferlinger.eu 29 4 Bergleute werden tot geborgen Bergleute erkundigen sich bei Grubenwehrmann Johann Hodnik über die Situation untertage www.sifferlinger.eu 30 Johann Hodnik nach einem Einsatz Die fünf Verünglückten www.sifferlinger.eu 31 St. Marein 6. November 1967 www.sifferlinger.eu 32 Der Abschied von den Verunglückten www.sifferlinger.eu 33 www.sifferlinger.eu 34 Einer der Branddämme www.sifferlinger.eu 35 Das halbe Bergwerk verloren … der Betrieb wird wieder aufgenommen Durch eine Gewaltanstrengung der Belegschaft und des Bergbaues konnte die Förderung im Dezember 1967 wieder auf 1.250 t Tagestonnen gesteigert werden. Es wurden in Rekordtempo neue Strecken aufgefahren (10 m Vortrieb pro Tag) und der Streb 25 L am 1. Dezember 1967 wieder in Betrieb genommen werden. Der Brand war erloschen . Die Arbeitsmoral was sehr gut. Für den Fortbestand des Bergwerkes reichte es wegen der wirtschaftlichen Situation nicht. DI Wlach bei der Besichtigung der Brandschäden www.sifferlinger.eu 36 Das Ende der LAKOG – die Politik • 1. 11. 1967: Grubenbrand • 6. 11. 1967: Begräbnisfeier St. Marein - „Unglück kein Grund zur Schließung“ • 20. 11. 1967: Antrag der Lavanttaler Bürgermeister • 19. 12. 1967: Einstimmiger Beschluss des Kärntner Landtages zur dreijährigen Fortführung bis genügend Ersatzarbeitsplätze vorhanden sind (1967 nur 187! In Aussicht) • 20. 12. 1967: Ministerratsbeschluss Schließung LAKOG Ende 1968 • 18. 1. 1968: Treffen Sima – Klaus • 22. 1. 1968: erfolgloser 24-stündiger Warnstreik • 30. 1. 1968: Ministerratsbeschluss Schließung der LAKOG per 31. 3. 1968 • 31. 3. 1968: Schließung und 15% Arbeitslosigkeit im Lavanttal www.sifferlinger.eu 37 Die Demontage im Mai 1968 www.sifferlinger.eu 38 Feier für Karl Kremser im Mai 1968 www.sifferlinger.eu 39 www.sifferlinger.eu 40
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