Blindell, Leon Fundación Cristo Vive Bolivien Kindergarten Chaskalla, Centro Cultural Rijchari Zwischenbericht 1. Quartal Das Ankommen hier in Bolivien bestand aus drei Komponenten. Die Erste war das Ankommen am Flughafen, das ausgesprochen herzlich ausfiel. Zu dem Anlass waren alle ehemaligen Freiwilligen, unsere Freiwilligenbeauftragte Marta und einige Erzieherinnen aus dem Kindergarten mit einigen Kindern gekommen, sodass wir sofort das Gefühl hatten willkommen zu sein. Durch dieses offene Willkommen hatten wir, trotz der langen Reise, nicht das Gefühl in „der Fremde“ anzukommen. Was das Ankommen zudem erleichterte war die Präsenz der ehemaligen Freiwilligen, die uns einiges über das lokale Leben verraten und uns einiges Kopfzerbrechen erspart haben. Dennoch denke ich, dass es für sie ein schwieriger Übergang war, zumal am Tag unserer Anreise für zwei der Ehemaligen die Abreise auf dem Programm stand. Einige Zeit später kam das Ankommen unserer Mitfreiwilligen hinzu, was sehr angenehm war, da wir viel kommuniziert, uns gegenseitig respektiert und dadurch schnell zusammengefunden haben. Durch dieses geschmeidige Ankommen war es möglich sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sie besteht aus zwei Teilen. Vormittags arbeiten wir in dem Kindergarten „Chaskalla“. Unsere Arbeitsfelder liegen da im Vorbereiten der Mahlzeiten, der Reinigung der Räume, aber natürlich auch in der Unterstützung der Erzieherinnen in ihrer täglichen Arbeit sowie der Einzelbetreuung der Kinder, für die in der alltäglichen Arbeit mit ca. 20 Kindern nicht der Raum bleibt. Nachmittags, in der Hausaufgabenhilfe, unterstützen wir die Kinder und Jugendlichen in der Bewältigung ihrer Hausaufgaben und begleiten und gestalten ihre nachmittäglichen Aktivitäten. Zudem helfen wir bei außerplanmäßigen Aktivitäten des Kulturzentrums, z.B. am Wochenende. Mein Arbeitstag beginnt um Punkt 8:00 Uhr morgens mit der Vorbereitung des Frühstücks. In meiner „Sala“ sind die Kinder mittlerweile zwischen vier und fünf Jahren alt, sodass sie schon sehr eigenständig essen. Nach dem Frühstück widmen wir uns der „Tarea“ ( = Aufgabe), die immer ein gewisses Lernziel hat. In meiner Gruppe geht es da primär um die Vorbereitung auf die Vorschule, also werden Dinge wie Zahlen und Buchstaben geübt. Durch verschiedene Übungen versuchen wir die Kinder eine Stunde daran heranzuführen. Nachdem das mit mehr oder weniger Erfolg passiert ist, gibt es die „Merienda“ – eine Art Brotzeit, die gefolgt wird von der Freispielphase. Hier spielen Kinder aller Altersgruppen im Außenbereich miteinander bis es Mittagessen gibt. Das Mittagessen selbst nimmt auch eine Stunde in Anspruch, was daran liegt, dass einige Kinder sich viel Zeit mit dem Essen lassen, träumen und herumspielen. Wenn alle Kinder ihr Essen beendet haben geht es zum Zähneputzen, bzw. für mich zum Fegen und Wischen der Sala, womit ich meine Arbeit für den Vormittag beende. Nach einer einstündigen Pause beginnt die Arbeit in der Hausaufgabenhilfe um 14:00 Uhr. Ich arbeite in der Gruppe der Jugendlichen im Alter von 13 – 16 Jahren. Allein bedingt durch das Alter bedeutet es, dass die Arbeit sich anders gestaltet als mit Jüngeren. Im Vordergrund steht natürlich das Erledigen ihrer Hausaufgaben, jedoch kommt es auch vor, dass sie keine Hausaufgaben haben, sie nicht mitbringen oder einfach so tun als hätten sie keine. Dann heißt es sich etwas auszudenken, dass sie geistig fordert und sie bis 15:30 Uhr vernünftig beschäftigt. Denn im Nachmittagsbereich gibt es meist eine Aktivität in Form eines Workshops oder Sport, bei dem ich behilflich bin. Um 17:00 Uhr beenden wir unsere Arbeit. Bei all dem begleitet werden und wurden wir durch die Fundación Cristo Vive Bolivia, repräsentiert durch ihre Mitarbeiter (besonders Marta und Marie). Beispielsweise begleiten sie uns bei Arztbesuchen und haben uns zielsicher durch unseren Visumsantrag geleitet. Allein wäre das in der kurzen Zeit unmöglich gewesen! Neben dieser formellen Hilfe, haben sie uns auch geholfen Hobbies und Freizeitbeschäftigungen zu finden – unsere Engel! Einmal monatlich halten wir eine „Reunion“ mit ihnen undallen Freiwilligen ab, in der wir uns über unsere Befindlichkeit austauschen und den vergangenen Monat reflektieren. Das gibt jedem/r die Gelegenheit, das was ihn/sie beschäftigt in der Gemeinschaft zu thematisieren. Auch der Geschäftsführer der Fundación (Vidal) kümmert sich väterlich um seine Voluntarios. Eine Anekdote an dieser Stelle: Während ich krank mit Amöben im Bett lag, kam er morgens um mich mit Keksen und Blumen zu wecken. Geht es herzlicher? Während Vidal, Marta und Marie uns hauptsächlich von ihrem Büro aus begleiten, stehen wir hier unter der pflegenden Obhut des Personals hier in Tirani. Das geht so weit, dass man schon fast das Gefühl hat eher eine große Familie als eine Arbeitsstelle vorgefunden zu haben. Insgesamt haben wir hier also eine sehr angenehme Situation vorgefunden, in die sich zu integrieren ohne Schwierigkeiten möglich ist. Es herrscht also eine generelle Zufriedenheit sowohl im menschlichen Umgang als auch im Allgemeinen bei der Arbeit. Da nichts Perfekt ist, gibt es natürlich einige Dinge, die ich während der verbleibenden Zeit noch gern verändern würde. Zum Beispiel möchte ich noch mehr Souveränität in beiden Arbeitsstätten erlangen, was sich im Ideal durch von mir organisierte Aktivitäten ausdrücken soll. Außerdem hoffe ich in der Zukunft auf eine bessere Kommunikation zwischen den FW und den Arbeitsstellen, damit unsere Hilfe auch immer an der sinnvollsten Stelle eingesetzt werden kann. Generell hoffe ich den Jugendlichen in der Hausaufgabenbetreuung noch ein bisschen mehr auf den Zahn zu fühlen, da ich ihr Verhalten oft verwirrend und unverständlich finde. Trotz dieser kleineren Veränderungswünsche freue ich mich auf neun weitere Monate hier in Bolivien!
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