schul - Bundesverband deutscher Banken

schul|bank
Ausgabe 06 2015
Wirtschaft für den Unterricht
Vermögen
Globales Geldvermögen ist gestiegen
S. 2
Finanzpolitik
Verhandlungen über Finanzausgleich
S. 3
China – neues Wachstumsmodell
notwendig
S. 4
Fotos: Bankenverband
Im Fokus
Bankenverband
SCHUL/BANKER – Anmeldung jetzt!
Bald ist es so weit: SCHUL/BANKER, der bundesweite Schüler­
genau so, wie sie auch in der Realität vom Management getrof-
wettbewerb des Bankenverbandes, startet zum 18. Mal in eine
fen werden. Für alle, die im kommenden Schuljahr dabei sein
neue Runde.
möchten: Infos und Anmeldung unter www.schulbanker.de.
Anmeldeschluss ist der 30. September 2015. Teilnehmen kön-
Ab November heißt es für engagierte Schülerinnen und Schü-
nen Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an
ler, einmal selbst Banker zu sein, das Management einer Bank
allgemeinbildenden Gymnasien und Gesamtschulen, Realschü-
eigenverantwortlich zu übernehmen und im Team alle für den
ler der 10. Klasse sowie Schüler an berufsbildenden Gymnasien
Geschäftsbetrieb erforderlichen Entscheidungen zu treffen –
(gymnasiale Oberstufe) in der Erstausbildung.
Vermögen
hat. Binnen eines Jahres stieg das Vermögen um fast 29 Prozent
Globales Geldvermögen ist gestiegen
auf 47,3 Billionen US-Dollar. In Westeuropa fiel das Wachstum
mit 6,6 Prozent auf 39,6 Billionen US-Dollar wesentlich beschei-
Trotz der aktuellen Niedrigzinsen ist das private Geldvermö­
dener aus – angesichts der wirtschaftlichen Flaute durch die
gen 2014 weltweit um 11,9 Prozent von 146,8 auf 164,3 Billio­
Eurokrise aber wenig überraschend. Allerdings: Das Pro-Kopf-
nen US-Dollar gestiegen – so das Ergebnis einer neuen Studie
Geldvermögen in Europa wird auch 2019 zehnmal so hoch sein
der Boston Consulting Group (BCG).
wie in der Asien-Pazifik-Region.
Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Welt-
Ungleiche Verteilung
regionen: Der asiatisch-pazifische Raum (ohne Japan) ist an
Eine weitere Entwicklung setzt sich auch in der neuesten Vermö-
Europa vorbeigezogen und wird bereits 2016 Nordamerika als
gensstudie von BCG ungebremst fort: Die privaten Geldvermö-
Region mit dem größten privaten Reichtum ablösen – noch im
gen wachsen wesentlich schneller als die Wirtschaftsleistung.
vergangenen Jahr prognostizierte BCG den Wachwechsel an
Letztere stieg im vergangenen Jahr laut dem Internationalen
der Spitze des globalen Reichtumsrankings erst für das Jahr
Währungsfonds (IWF) weltweit um 3,4 Prozent, die privaten
2018. Erstaunlich ist vor allem die Dynamik, mit der die Sum-
Geldvermögen hingegen um fast zwölf Prozent. Die Studie legt
me der Geldvermögenswerte (v.a. Bargeld, Aktien, Wertpapiere
zudem nahe, dass die Vermögen sehr ungleich verteilt sind und
und Fonds) in der Region um Indien und China jüngst zugelegt
dass diese Ungleichheit weiter zunimmt.
Rasantes Wachstum
Privatvermögen weltweit und global in Billionen US-Dollar
Netto-Geldvermögen pro Kopf 2013 in US-Dollar
4.693
+
12,3 %
+
11,9 %
Nordamerika
+6,2 %
p.a.
Westeuropa
53.962
w
eltweit
130,7
146,8
164,3
2012
2013
2014
222,1
Asien-Pazifik
(ohne Japan)
global
127.960
2019
Quelle: Handelsblatt
um
2,5 %
gegenüber dem Vorjah-
amt mit. Ein wichtiger Grund hierfür waren vor allem die
reszeitraum haben die
­stagnierenden Preise: Der nominale Lohnzuwachs lag bei
Real­löhne der Arbeitneh­
2,5 Prozent und kam in vollem Umfang in den Portemonnaies
mer in Deutschland von Januar bis März durchschnittlich zu-
der Beschäftigten an. 2014 hatte der Zuwachs der Reallöhne
gelegt. Seit Erhebung der Statistik im Jahr 2008 war dies der
noch bei 1,7 Prozent gelegen, 2013 waren sie sogar um
kräftigste jährliche Zuwachs, teilte das Statistische Bundes-
0,1 Prozent gefallen.
Lektüre-Tipp:
Nils Ole Oermann: Wirtschaftsethik. Vom freien Markt bis zur Share Economy
C.H. Beck Wissen, München 2015, 127 Seiten, Euro 8,95
Wer die wichtigsten wirtschaftsethischen Grundpositionen
urteilung ökonomischer Fragen haben. Oermann nimmt sich
und Konzepte anschaulich dargestellt bekommen möchte,
dabei unter anderem der Themen Fair Trade, Mindestlohn,
liegt mit diesem Buch goldrichtig. Der Wirtschaftsethiker Nils
Kinderarbeit und Steueroasen an. Mit klaren Positionierun-
Ole Oermann bleibt nicht im Abstrakten, sondern untersucht
gen und schlüssigen Formulierungen macht er es dem Leser
anhand konkreter Fallbeispiele, welche Bedeutung Begriffe
und der Leserin einfach, ihm zu folgen. Besonders lesenswert
wie Legitimität, Gerechtigkeit oder Verantwortung bei der Be-
ist der kurze Exkurs zur Ideengeschichte der Ökonomie.

Finanzmärkte im Blick
an der US-Börse ging es bergauf. Zu viel Euphorie war aller-
Griechenland-Einigung sorgt
für Auftrieb
dings angesichts der noch bevorstehenden Hürden nicht angesagt, schließlich musste das griechische Parlament noch auf
die Schnelle wichtige Reformvorhaben beschließen und auch
Der deutsche Aktienmarkt hat den Anlegern in den letzten Wo-
die nationalen Parlamente der Eurozonen-Länder mussten dem
chen weniger Freude bereitet als noch in den ersten Monaten
Griechenland-Deal erst einmal zustimmen, ehe das neue Kre-
dieses Jahres, als die Kurse fast nur eine Richtung zu kennen
ditpaket wirksam werden konnte. Neben Griechenland sorgte
schienen: aufwärts. Die höhere Unsicherheit der Marktteilneh-
zudem die Lage in China für reichlich Diskussionsstoff an den
mer – sei es durch die Krise um Griechenland oder die Turbu-
Märkten. Innerhalb von drei Wochen hatten die Aktienwerte
lenzen in China – hat sich zwischenzeitlich deutlich in den Kur-
an den chinesischen Börsen um ein Drittel verloren, nachdem
sen niedergeschlagen. Lag der DAX seit Jahresbeginn zeitweilig
sie zuvor monatelang rasant
um bis zu 25 Prozent im Plus, so blieb davon teilweise nur ein
gestiegen waren. Dies veran-
»Innerhalb von drei Wochen
Aufschlag von 9 Prozent übrig. Von dem im April erreichten Re-
lasste Chinas Regierung, so
hatten die Aktienwerte an
kordhoch von 12.391 Punkten war der Aktienindex Anfang/Mit-
heftig wie noch nie in den Ak-
te Juli immer noch mehr als 900 Punkte oder 7,5 Prozent ent-
tienmarkt einzugreifen und
den chinesischen Börsen um
fernt. Immerhin: Die Einigung im griechischen Schuldenstreit
für wieder steigende Kurse
hat vorübergehend für eine gelöste Stimmung am deutschen
zu sorgen. Teilweise wurden
Aktienmarkt gesorgt. Schon vor dem Wochenende, an dem
Aktienwerte vom Handel ausgeschlossen. Eine gesunde Ent-
sich die Euro-Regierungschefs auf ein drittes Hilfspaket einigen
wicklung, so Experten, sehe anders aus. Nicht wenige Analysten
konnten, hatten die Anleger auf eine Lösung des Griechenland-
befürchten, der Crash könne die Wirtschaft in der Volksrepublik
Konflikts gewettet und die Kurse kräftig steigen lassen. Auch
empfindlich schwächen und das weltweite Wachstum hemmen.
Finanzpolitik
ein Drittel verloren.«
Reform notwendig
Verhandlungen über Finanzausgleich
Zugleich haben die finanzschwachen Länder kaum Möglichkeiten, ihre Finanzlage durch die Steigerung der eigenen Einnah-
Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zur Reform
men zu verbessern. Wirtschaft und Wissenschaft halten deshalb
des Finanzausgleichs sind festgefahren. Grundlegende Ände­
einen umfassenden Umbau des Bund-Länder-Finanzausgleichs
rungen wären aber angezeigt.
für dringend geboten. Der Wissenschaftliche Beirat des Finanzministeriums etwa plädiert dafür, den Ländern Instrumente zu
Der Bund-Länder-Finanzausgleich in Deutschland ist ein kom-
geben, die eigenen Einnahmen selbstbestimmt zu senken oder
pliziertes Geflecht, da die Steuergelder über mehrere Verfah-
zu erhöhen. Dazu sollten sie die Möglichkeit erhalten, Zuschlä-
ren umverteilt werden. Neben dem Länderfinanzausgleich
ge bei der Grundsteuer oder der Einkommensteuer zu erheben.
zwischen den armen und reichen Ländern gibt es GemeinUmverteilungsmaschine Finanzausgleich
schaftssteuern wie die Einkommensteuer, den Umsatzsteuervorwegausgleich und verschiedene Arten von Bundeszuweisungen. Speziell der Finanzausgleich zwischen den Ländern
Finanzkraft des durchschnittlichen Steuerabkommens 2013, pro Kopf (in %)
vor Länderfinanzausgleich
nach Länderfinanzausgleich
wird nach Einschätzung verschiedener Finanzwissenschaftler
Hamburg
viel zu weit getrieben. Ihren Berechnungen nach wird die
Steuerkraft der ostdeutschen Flächenländer, die nur bei einem
Hessen
Drittel des bundesdeutschen Durchschnitts liegt, durch die
Bayern
diversen Umverteilungsmechanismen auf bis zu 115 Prozent
des Durchschnittsniveaus angehoben, wohingegen Hamburg
BadenWürttemberg
infolge der Umverteilung von fast 140 Prozent des deutschen
Sachsen
Mittelwerts auf 99 Prozent absackt. Nicht nur, dass hierdurch
SachsenAnhalt
Fehlanreize produziert werden, völlig unberücksichtigt bleibe
Thüringen
beim Finanzausgleich auch, dass in finanzschwachen Ländern
die Preise systematisch niedriger seien als in den wirtschafts-
MecklenburgVorpommern
starken Ländern. Es komme deshalb zu erheblichen Umkehrun­
gen der kaufkraftbereinigten Finanzkraft.
Quellen: Bundesfinanzministerium, Walter-Eucken-Institut

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40
60
80
100
120
140
bankenverband
Im Fokus
Länderstudie
China – neues Wachstumsmodell notwendig
Innerhalb dreier Jahrzehnte ist es der Volksrepublik China
ein Ende bereiten können, wenn es ihr gelingt, die Abhängigkeit
gelungen, von einem unbedeutenden Entwicklungsland zur
des Landes von Investitionen zu verringern und die Binnennach-
zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufzusteigen. Die Re­
frage zu stärken. Der Vergleich mit Deutschland zeigt, wie groß
gierenden in Peking setzten auf Investitionen und Exporte
der Spielraum für eine Ausweitung des Privatkonsums ist: Wäh-
– ein Wachstumsmodell, das jetzt aber an seine Grenzen zu
rend er in China 2013 lediglich 34 Prozent des BIP ausmachte,
stoßen scheint.
belief er sich im „Land der Sparer“ auf immerhin 56 Prozent.
Die Erschütterung des globalen Finanzsystems im Herbst 2008
Flucht nach vorne
ließ auch die chinesische Volkswirtschaft nicht unberührt: In-
Mit einer Stärkung der Binnennachfrage allein ist es allerdings
folge des globalen Wachstumseinbruchs nahm die Nachfrage
nicht getan. Peking muss zugleich dafür Sorge tragen, dass
nach Konsumgütern signifikant ab, was Chinas Exportwirt-
finanzielle Ressourcen nicht länger nach politischen, sondern
schaft einen schweren Schlag versetzte. Belief sich das chine-
nach wirtschaftlichen Kriterien verteilt werden. Der effiziente
sische Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 noch auf rekordver-
Einsatz von Ressourcen wird angesichts der demografischen
dächtige 14 Prozent, so war es im Folgejahr bereits auf unter
Entwicklung immer wichtiger. Denn die Zahl der Chinesen im
10 Prozent gesunken. Chinas Regierung verabschiedete dar-
arbeitsfähigen Alter geht bereits zurück. Und so wird es im-
aufhin ein gigantisches Konjunkturprogramm, um einen weite-
mer schwieriger, Produktivitätsgewinne durch die Verlagerung
ren Wachstumseinbruch zu verhindern: Binnen kürzester Zeit
von Arbeitskräften von den Feldern in die Fabriken zu erzielen.
wurden vier Billionen Yuan (umgerechnet rund 586 Milliarden
Wachstum durch Mehrarbeit ist keine Option für eine wirt-
US-Dollar) in die Wirtschaft gepumpt. Vor allem Staatsunterneh-
schaftlich erfolgreiche Zukunft des Landes.
men und Regierungen auf Provinz- und Kommunalebene, die
schon lange auf zusätzliche Mittel für den Infrastrukturausbau
China muss also die Flucht nach vorne antreten, um den Sprung
gehofft hatten, nutzten die Gelegenheit und nahmen Kredite
in ein Wirtschaftsmodell zu schaffen, das Wachstum aus höherer
in großer Höhe auf.
Wertschöpfung und mehr Effizienz schafft. Der Schlüssel hierzu
liegt in „eigenständiger Innovation“. Bereits seit Jahren kommt
Sinkendes Wachstum, steigende Schulden
kein Entwicklungsplan, keine Regierungserklärung mehr ohne
Zwar gelang es der chinesischen Regierung, das Wirtschafts-
dieses Schlagwort aus. Chinas Investitionen in die eigene Innova-
wachstum zu stabilisieren, wenn auch auf niedrigerem Niveau
tionsfähigkeit sind riesig. Doch von der technologischen Aufhol-
als vor 2008. Doch gleichzeitig führte der staatlich veranlasste
jagd zur eigenständigen Neuentwicklung bleibt ein weiter Weg.
Investitionsboom zu weiteren Überkapazitäten in der Schwerindustrie, zu einer Angebotsschwemme auf dem Immobilienmarkt
Zauberwort Innovation
und zu zahllosen Infrastruktur-Prestigeprojekten von zweifelhaf-
Ohne Wettbewerb keine Innovation – dieser Zusammenhang
tem Nutzen. Geisterstädte, Straßen und Brücken, die buchstäb-
ist auch der chinesischen Regierung bekannt. Doch einen un-
lich ins Nirgendwo führen, sind seitdem keine Seltenheit mehr.
gebremsten internationalen Wettbewerb mit uneingeschränkt
offenen Märkten lehnt sie ab. Aus ihrer Sicht birgt ein zu star-
Zudem hat sich China in der Folge des Konjunkturprogramms
ker Wettbewerb mit dem Ausland die Gefahr, dass die Entwick-
massiv verschuldet. Jüngsten Schätzungen zufolge stieg die
lung der eigenen Innovationsfähigkeit behindert wird. Damit
Gesamtverschuldung von Staat, Unternehmen, Finanzinstituten
beraubt sich China eines Teils der innovativen Dynamik, die
und Privathaushalten zwischen 2007 und 2014 von 158 Prozent
aus dem globalen Wettbewerb der Ideen entsteht. Zwar ist
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 282 Prozent an. Lokalregie-
der Schutz eigener Industrien partiell nachvollziehbar, denn
rungen sowie staatseigene Bau- und Immobilienunternehmen
Chinas starke Internetunternehmen wie Alibaba, Tencent und
stehen dabei besonders tief in der Kreide und obendrein vor der
Baidu wären wohl schon zu Beginn zerschlagen oder aufge-
schweren Aufgabe, ihre Schulden in einem von verlangsamtem
kauft worden, wenn der Staat sie nicht vor schlagkräftigen
Wachstum und zurückgehenden Gewinnen geprägten wirt-
Wettbewerbern wie Google und Co. bewahrt hätte. Auf der
schaftlichen Umfeld abzubauen. Damit wächst das Kreditausfall-
anderen Seite hätte Alibaba heute wohl deutlich weniger Inno-
risiko, die Finanzstabilität des Landes steht auf dem Spiel. Unab-
vationskraft, wenn es nicht auf dem heimischen Markt einem
dingbar ist daher u.a. eine Reform des Steuersystems. Doch der
intensiven Wettbewerb chinesischer Gegenspieler ausgesetzt
wachsenden Verschuldung wird die chinesische Regierung nur
gewesen wäre.

Im Fokus
Um einen solchen innerchinesischen Wettbewerb zu entfes-
Wissenschaftssystems hat für die chinesische Führung zwar
seln, wäre der Rückzug des Staates aus dem Markt unabding-
höchste Priorität, sie gefährdet allerdings die eigenen Bemü-
bar. Denn überall wo die Regierung Freiräume zulässt, tritt ein
hungen um ein innovativeres Bildungs- und Wissenschaftssys-
bemerkenswertes innovatives Potenzial zutage. In Zukunfts-
tem durch eine zuletzt massiv verschärfte Kontrolle von Ideen
branchen wie der Informations- und Telekommunikationstech-
und Kreativität.
nologie, der Medizintechnik und der Biotechnologie schließt
China rasant auf und ist dabei, den Sprung zur globalen Wett-
Mitten im Umbau
bewerbsfähigkeit zu schaffen. Innovationen gelingen zwar
Die Aufgaben für die Kommunistische Partei unter Führung
noch nicht systematisch und flächendeckend, gleichwohl zei-
des neuen und überaus mächtigen Partei- und Staatschefs Xi
gen die punktuellen Erfolge, wie schnell China möglicherweise
Jinping sind vielfältiger Natur. Im November 2013 verabschie-
in der Lage wäre, den Sprung zu einem auf Innovation basie-
dete sie eine umfangreiche Reformagenda, die den Übergang
renden Wachstum zu schaffen. Doch in vielen Bereichen der
zu einem neuen Wachstumsmodell ermöglichen soll. Vorgese-
Wirtschaft ist eine Lockerung staatlicher Kontrollen für Peking
hen sind unter anderem eine Reform des Fiskal- und des Finanz-
weiterhin keine Option.
systems sowie die Umstrukturierung von Staatsunternehmen.
Rund anderthalb Jahre nach Verabschiedung des Reformpro-
Ballast Staatsunternehmen
gramms fällt die Bilanz gemischt aus: In einigen Bereichen wur-
Dabei haben sich zentralstaatliche Programme wie der „Mit-
den bemerkenswerte Fortschritte erzielt, in anderen stagnieren
tel- und langfristige Rahmenplan für die wissenschaftliche und
die Reformen. In wieder anderen haben sie eine bedenkliche
technologische Entwicklung (2006-2020)“ als nur mäßig erfolg-
Wendung genommen. Die Generalüberholung des chinesi-
reich erwiesen. Der Rahmenplan legt Innovationsziele fest und
schen Wachstumsmodells ist noch lange nicht abgeschlossen.
benennt gleichzeitig ganz konkrete Schlüsseltechnologien, auf
Dieser Text basiert auf Artikeln aus dem IP-Länderporträt China
die sich Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitute
(2/2015).
konzentrieren sollen. In diesen Bereichen blieb der innovative
China wächst langsamer
Fortschritt bislang gering.
Überhaupt leidet die Innovationskraft der gesamten chine-
Entwicklung des chinesischen Bruttoinlandsprodukts
gegenüber dem Vorjahr (in %)
sischen Volkswirtschaft nicht zuletzt unter der Rolle, die die
Staatsunternehmen bis heute spielen. Die Mehrzahl von ihnen
ist nicht nur hoch verschuldet, sondern trotz großzügiger Sub-
2014¹
ventionen auch deutlich weniger profitabel als Chinas Privatunternehmen. Nur eine umfassende Reform könnte ihrer Ressour-
7,4 %
2013
7,7 %
2012
7,7 %
cenverschwendung ein Ende bereiten. Die aktuellen Pläne der
Regierung geben jedoch diesbezüglich kaum Grund zur Hoffnung, stehen doch die Zeichen weniger auf Effizienzgewinn als
2011
vielmehr auf einer Stärkung des Staatssektors. Dabei werden
Megafusionen als Mittel der Wahl zur Umwandlung von Staats-
9,3 %
2010
unternehmen in globale Champions gehandelt.
2009
10,5 %
9,2 %
Chinas Bildungssystem behindert Innovationskraft
Auch Chinas Bildungssystem behindert die Innovationskraft
2008
9,6%
des Landes. Intransparenz und Korruption bei der Mittelver2007
gabe sowie ineffektiver Ressourceneinsatz an Universitäten
hemmen deren Leistungsfähigkeit. Angesichts der großen
14,2 %
2006
Summen, die der Staat in die Schnittstelle zwischen Forschung
und Unternehmen steckt, gelingt der Transfer von Forschungs-
2005
12,7 %
11,3 %
ergebnissen in marktreife Produkte zu selten. Zudem ist das
prüfungsorientierte Bildungssystem, in dem noch immer das
2004
Auswendiglernen wichtiger für den Erfolg ist als der kreative
Umgang mit Wissen, ein Hindernis auf dem Weg in eine inQuelle: IWF; 1) Schätzung
novationsfähigere Gesellschaft. Die Reform des Bildungs- und

10,1 %
bankenverband
Geld
Der Abwärtstrend hat sich vorübergehend verlangsamt: Am so-
Bargeld bevorzugt
genannten Point-of-Sale (POS), also am Ort der Verkaufsstelle,
wurden 2014 in Deutschland 53 Prozent des Umsatzes in bar
Bargeld ist in Deutschland nach wie vor das beliebteste Zah­
getätigt. Im 6-Jahres-Vergleich der Jahre 2008 und 2014 ergibt
lungsmittel. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Bundesbank-
sich damit ein jährlicher Rückgang der wertmäßigen Barzah-
Studie mit Erhebungen aus dem vergangenen Jahr.
lungsquote von lediglich 0,8 Prozentpunkten pro Jahr. Gemessen an der Transaktionszahl ist der Barzahlungsanteil jedoch
Gründe für ausschließliche Barzahlung
zuletzt stärker gesunken: von 82 Prozent im Jahr 2011 auf nun
79 Prozent im Jahr 2014. Im Umkehrschluss bedeuten diese
Zahlen: Annähernd 30 Prozent der Umsätze am POS werden
Mehrfachnennungen möglich (max. 3), gemäß Selbstauskunft der Be­frag­ten
(in %), Basis: Befragte, die angaben, ausschließlich mit Bargeld zu zahlen
mittlerweile mit girocard bezahlt, 2008 waren es noch 25,5 Prozent. Die girocard ist daher das mit Abstand wichtigste unbare
65
Gefühl besserer Ausgabenkontrolle
Einfacher als mit Karte
Zahlungsinstrument am POS.
43
Sicherer als mit Karte
Ein Drittel zahlt immer bar
33
Schneller als mit Karte
Demgegenüber haben sich mobile und kontaktlose Verfahren
29
Schönes Gefühl, Bargeld in der Hand zu haben
noch nicht durchgesetzt. Die Bundesbank führt dies auf die
20
Kartenzahlungen werden registriert:
potenzieller Datenmissbrauch
13
Geheimnummer der Karte schlecht zu merken
12
Bessere Akzeptanz von Bargeld im Handel
9
Bargeld kostengünstiger für die Allgemeinheit
8
Kartenterminals oft schmutzig und unhygienisch
1
Sonstiges
1
Quelle: Deutsche Bundesbank
mangelnde Akzeptanz im Handel sowie auf die nicht ausreichende Ausstattung der Verbraucher mit Zahlungskarten und
mobilen Bezahlverfahren zurück. Die Hälfte der Kunden ist
übrigens bei der Wahl der Zahlungsinstrumente festgelegt: 33
Prozent der Befragten zahlen nach eigenen Angaben immer
bar, 17 Prozent zahlen unbar, wo immer es geht. Die Barzahler
verweisen u.a. auf eine bessere Ausgabenkontrolle und schätzen das Bezahlen mit Bargeld wegen seiner Unkompliziertheit.
Stand: 2014
Währung
Was ist ein Euro im Urlaub wert?
Wie teuer ist es im Urlaub?
Kaufkraft des Euro im Ausland
Auch in diesem Jahr ist die Kaufkraft des Euro für deutsche Ur-
Polen
lauber je nach Reiseland sehr unterschiedlich. So können Urlau-
Ungarn
ber in Ostmitteleuropa oft von einem günstigeren Preisniveau
Türkei
profitieren. In Polen beispielsweise zahlt man für Waren und
Portugal
Dienstleistungen, die in Deutschland etwa 1,79 Euro kosten,
Griechenland
lediglich einen Euro. Ähnlich günstig ist es für Urlauber in Un-
Spanien
garn. Doch auch südliche Länder wie Portugal, Griechenland
Italien
und die Türkei können Kaufkraftvorteile bieten.
Österreich
1,79
1,76
1,55
1,27
1,18
1,11
1,00
0,94
0,94
Frankreich
In Italien, Österreich und Frankreich ist das Preisniveau dage-
Schweden
gen ähnlich wie in Deutschland. Traditionell teurer ist der Ur-
Finnland
laub in skandinavischen Ländern. So ist der Euro in Dänemark
Dänemark
nur etwa 74 Cent wert, in Norwegen nur etwa 70 Cent. Das
Norwegen
wohl teuerste Urlaubsdomizil in Europa dürfte die Schweiz
Schweiz
sein. Dort beträgt die Kaufkraft des Euro nur etwa 57 Cent.
Quelle: OECD
Deutsch­
land
1,00
0,85
0,83
0,74
0,70
0,57
Stand: April 2015
Impressum | Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken e.V., Postfach 04 03 07, 10062 Berlin | Verantwortlich: Iris Bethge
Redaktion: Dr. Henrik Meyer, Annette Matthies-Zeiß (Assistenz), Telefon +49 30 1663-1293, [email protected], schulbank.de
Druck: Druckstudio GmbH, Professor-Oehler-Straße 10-11, 40589 Düsseldorf | Gestaltung: KD1 Designagentur, Köln
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