Einführung in die diachrone Sprachwissenschaft

Einführung in die diachrone
Sprachwissenschaft
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Präterito-Präsentien

reit – ritun
(ich ritt – wir ritten)

weiz – wizzun
(ich weiß – wir wissen)
Verben, die ihr Präsens wie das Präteritum der
starken Verben bilden
Präterito-Präsentien
Präterito-Präsentien sind ursprünglich starke Verben, die der
Form nach Präterita, der Bedeutung nach aber Präsentia
sind. D.h.: das Präsens wird durch die Vergangenheitsform
ausgedrückt. Ihr Präteritum bilden sie wie die schwachen
Verben (Dentalsuffix)
Präterito-Präsentien bilden somit eine Mischklasse zwischen
stV und swV
Präterito Präsentien
In ihrer präsentischen Bedeutung werden sie wie stV
gebildet, während sie das Präteritum nach dem Vorbild der
swV bilden, nämlich mit Hilfe der schwachen Endung –te (–
de), die ohne Bindevokal an die Pluralwurzel angeschlossen
wird. z.B.:


darf/durfen –> dorfte
kan/kunnen –> kunde
Die Präterito-Präsentien im
Althochdeutschen
Ablautreihe
Präs. Ind.
1.,3. Sg.
Präs. Ind. 2.
Sg.
Präs. Ind.
1.,3. Pl.
Infinitiv
Prät. Ind.
Bedeutung
I
weiz
weist
wizzun
wizzan
wissa
wissen, erkennen
I
eigun
II
toug
tugun
III
gan
gunnun
III
kann
kanst
III
darf
III
haben, besitzen
tohta
taugen
gunnan
gonda
gönnen
kunnun
kunnan
konda
kennen, können
darft
durfun
durfan
dorfta
bedürfen, brauchen
gitar
gitarst
giturrun
gitorsta
wagen
IV
scal
scalt
sculun
scolta
sollen, müssen
IV
ginah
V
mag
maht
magun,
mugun
VI
muoz
muost
muozun
sculan
im Überfluss haben
magan,
mugan
mahta,
mohta
vermögen, können
muosa
gönnen
Wir lesen, dass gereist sei, der Heilant müde von der Reise
Lesen uuir, thaz fuori
ther heilant fartmuodi.
zur Mittagszeit ??? dass, er sich an einen Brunnen setzte
Ze untare, uuizzun thaz,
er zeinen brunnon kisaz,
Da kam aus Samaria gerade eine Frau
Quam fone Samario
[...]
ein quena sario
Weshalb verlangst du, guter Mann, dass ich dir zu trinken gebe?
>Biuuaz kerost thu, guot man,
thaz ih thir geba trinkan?
Es essen doch, ??? Gott, die Juden unsere Nahrung nicht
Ia ne niezant, uuizze Christ
thie Iuodon unsera uuist.<
Frau, wenn du ???, welcher Art Gottes Geschenk ist
>UUib, obe thu uuissis,
[...]
uuielih gotes gift ist,

wizzun – (Stammvokal + Endung des Prät. Pl.) wir wissen
 Präsensübersetzung

wissis – (2. P. Sg- Konj. Prät. Endung und Pl. Prät.Vokal) –
du wüsstest (Konj. Prät.) wo ist das Dentalsuffix?

wisse Christ – 3. P. Sg. Konj. Präs. (Umgangssprache – als
Imperativ übersetzt)
Die Präterito-Präsentien im
Althochdeutschen
Wo ist hier das
Dentalsuffix?
Ablautreihe
Präs. Ind.
1.,3. Sg.
Präs. Ind. 2.
Sg.
Präs. Ind.
1.,3. Pl.
Infinitiv
Prät. Ind.
Bedeutung
I
weiz
weist
wizzun
wizzan
wissa
wissen, erkennen
I
eigun
II
toug
tugun
III
gan
gunnun
III
kann
kanst
III
darf
III
haben, besitzen
tohta
taugen
gunnan
gonda
gönnen
kunnun
kunnan
konda
kennen, können
darft
durfun
durfan
dorfta
bedürfen, brauchen
gitar
gitarst
giturrun
gitorsta
wagen
IV
scal
scalt
sculun
scolta
sollen, müssen
IV
ginah
V
mag
maht
magun,
mugun
VI
muoz
muost
muozun
sculan
im Überfluss haben
magan,
mugan
mahta,
mohta
vermögen, können
muosa
gönnen
Primärberührungseffekt



Velar (g,k) + Dental > -ht- (magan - *magta – mahta)
Labial (b,p) + Dental > -ft- (geben – Gift)
Dental (d,t) + Dental > -ss- (urgerm. Stamm *wait –
ahd. *witta – wissa)