Körpersprache im Dialog - Dialogues-for-life

ZÜRCHER UNTERNEHMER
Nr. 12 / 2007
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Körpersprache im Dialog
Unser Körper ist überall mit dabei. Ohne ihn geht nichts, und er spricht immer ein Wörtchen mit.
Er bestimmt massgeblich unsere Kommunikation. Er widerspiegelt unsere Befindlichkeit,
verrät, was wir denken, und ist mit all seinen Sprachformen – Gestik, Haltung, Blick, Mimik, Stimmklang, etc. –
entscheidend daran beteiligt, wie wir und unsere Aussagen wahrgenommen werden.
Grund genug, sich in Erinnerung
zu rufen, dass wir uns in unserer
Kommunikation nicht allein auf
Argumente und den Intellekt verlassen dürfen. Untersuchungen
zeigen übereinstimmend, dass nur
7 Prozent des gesamten Kommunikationsflusses zwischen Menschen den logischen Inhalt ausmachen. Das heisst, dass die restlichen 93 Prozent der Informationen über Stimmklang und Körpersprache transportiert werden!
Sie bestimmen in wesentlichen
Teilen, was der Empfänger versteht und wahrnimmt. – «Wahrnimmt»: für wahr nimmt. Die nonverbale Kommunikation enthüllt,
was der Sender «meint» und sagt.
Nicht nur Argumente zählen
Und doch lassen wir im Alltag die
Ebene der Argumente dominieren und fokussieren uns auf den
Inhalt, um ja keine Informationen
zu überhören und unseren Standpunkt möglichst optimal zu vertreten. Gewiss, das ist wichtig.
Aber wenn wir zurückdenken an
bestimmte Begegnungen: Da sind
es zumeist andere Faktoren, die
haften bleiben und die rückblikkend zentral für eine Entscheidung waren: persönliche Ausstrahlung, Präsenz, Glaubwürdigkeit, Vitalität. Ohne diese Faktoren ist kein Geschäft zu machen. Und ohne sie ist kein Mitarbeiter zu führen. Sie bestimmen
letztlich den Eindruck, den ich
beim Gesprächspartner erwecke.
Kontinuität vermitteln
Bereits der erste Eindruck zählt. –
Aus Bewerbungsgesprächen wissen wir genau, wie wichtig er ist.
Im geschäftlichen Alltag jedoch
achten wir oft viel weniger darauf. Dabei ist er hier genau so entscheidend: gegenüber Geschäftspartnern gleichermassen wie gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Es gibt aber einen Unterschied zum Bewerbungsgespräch:
Unsere Aufmerksamkeit darf sich
nicht auf den Moment des allerer-
sten Zusammentreffens beschränken. Vielmehr muss das Bild, das
die anderen von uns gewonnen
haben, bei jeder Begegnung aufs
Neue bestätigt werden. Wir müssen in unserer körpersprachlichen
Ausstrahlung Kontinuität vermitteln, sonst ist unsere Glaubwürdigkeit schnell dahin und wir gelten als launisch und unberechenbar. Das bedeutet, dass meiner eigenen Haltung und der Körpersprache auch und gerade im Alltag entscheidende Bedeutung zukommt.
Die Individualität ist stärker
Körpersprache ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Manche wissen
genau, was «richtig» und was
«falsch» ist. Wir selbst haben Vorstellungen davon, welche Haltung von aussen gesehen vorteilhaft wirkt und welche nicht, was
«man» tun soll und was vermeiden. Aber halten wir uns daran?
Man kann seinen Körper nicht beliebig programmieren – und soll
es auch nicht. Unsere Individualität ist stärker. Sie soll es auch sein
und darf nicht der Norm zum Opfer fallen. Sie ist unser wichtigstes
Verkaufsmittel, Grundlage für unsere Glaubwürdigkeit. – Trotzdem ist das keine «carte blanche»
dafür, dass man sich einfach gehen lassen soll und schauen, wie
es grad‘ kommt: Auch die Körpersprache soll Inhalt einer gezielten
Vorbereitung sein.
Die Körpersprache nutzen!
Ausgangspunkt ist unsere Haltung.
Und zwar die innere Haltung zu
dem, was wir tun. Ich muss hinter
dem stehen können, was ich tue,
meinen Standpunkt nicht nur
vertreten, sondern einnehmen
können, auch ganz im wörtlichen
Sinn. Man soll sehen, wofür ich
einstehe. – Das ist das Eine.
Das andere ist die kontinuierliche Arbeit an unserer Präsenz.
Unser Körper kommt überall hin
mit. Oft sehen wir quasi «unbewohnte» Körper, die gelangweilt
neben der Person stehen – belebt
wird der Körper nur, wenn wir
Bild: Bilderbox.de
Von Reto Willy
Der erste Eindruck täuscht selten.
ihn auch agieren lassen, ihn dazu
einladen und freilassen: wenn
wir nicht nur den Verstand, sondern alle Sinne einsetzen. Wenn
wir uns wirklich auf die gegenwärtige Situation einlassen, gewissermassen mit Haut und Haar.
Nur dann werden wir lebendig,
nur dann sind wir wirklich präsent und authentisch. Erst wenn
ich mir angewöhne, nicht nur
auf die Körpersprache der Gesprächspartner zu achten, sondern auch meinen eigenen Körper voll und ganz mit ins Spiel zu
bringen. Hier liegt einer der wesentlichen Schlüssel zum Erfolg.
Körpersprache ist keine isolierte Sprache. Sie lebt aus dem
Zusammenhang und Einklang zwischen unseren Argumenten und
unserer inneren Haltung. Sie ist
uns angeboren und man verbiegt
sie nicht ungestraft. Somit kommt
es darauf an, sie adäquat zu verstärken, zur Geltung zu bringen
und somit die angestrebte Wirkung vollumfänglich zu erzielen,
ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Unser Körper ist überall mit
dabei. Ohne ihn geht nichts, und
er spricht immer ein Wörtchen
mit. Ziehen wir also Nutzen daraus!
DER AUTOR
Der Autor Reto
Willy ist Geschäftsführer und Inhaber
der reto willy.
dialogues,
Zürich
(Tel. 044 361 87 78,
www.rw-dialogues.ch). Er ist
spezialisiert auf Kommunikationstraining/Körpersprache im Dialog
für Führungskräfte und MitarbeiterInnen mit Kundenkontakt (Gespräche, Auftritt) sowie Coaching.