Gute Versorgung? – Das Team macht den Erfolg

Gute Versorgung? –
Das Team macht den Erfolg
Liebe Patientinnen und Patienten,
liebe Angehörige und Interessierte,
mit dieser Broschüre beleuchten wir das Versorgungsnetz rund um den Schlaganfall. Wir werden Ihnen
zeigen, was unternommen wird, um eine gute Schlaganfallversorgung zu gewährleisten und sie noch
weiter zu verbessern.
Diese Arbeit beginnt nicht erst, nachdem ein Schlaganfall aufgetreten ist, sondern schon weit davor in
der Schlaganfall-Prävention. Nach der Akutbehandlung folgt die oft viele Jahre dauernde Rehabilitation.
Parallel dazu bieten Organisationen, Verbände und Selbsthilfegruppen Hilfestellung für Patienten und
Angehörige, um die neu entstandenen Hürden des Alltags zu meistern.
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unterstützt diesen Prozess mit großem Engagement und will dabei
auch stetig Verbesserungen erreichen. Dabei beziehen wir die Erfahrungen vieler einzelner Mitglieder
genauso ein wie die Kompetenz namhafter Experten und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen.
Das Team der Stiftung arbeitet dabei entlang der Schlaganfall-Versorgungskette in unterschiedlichen
Projekten eng zusammen. Immer im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse des Schlaganfall-Patienten.
Herzlichst
Schirmherr:
Michael Ballack
Dr. Michael Brinkmeier
Geschäftsleitung
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Aufklären statt
wegschauen
Welche Risikofaktoren gibt es?
Neben nicht zu beinflussenden Faktoren wie dem
Lebensalter gibt es gut bekannte beeinflussbare
Faktoren, die das Schlaganfallrisiko erhöhen. Dazu
gehören Lebensgewohnheiten genauso wie bestimmte Erkrankungen. Zum Beispiel:
Eine häufige, aber im Vergleich zu anderen wichtigen Risikofaktoren wie dem Bluthochdruck weniger bekannte Ursache von Schlaganfällen ist das
Vorhofflimmern. Rund 70 Prozent aller Schlaganfälle könnten theoretisch durch gezielte Vorbeugung verhindert werden (Quelle: Stiftung Deutsche
Schlaganfall-Hilfe). Vorbeugen kann aber nur, wer
weiß, dass und wie es möglich ist. Das ist der
Grund, warum Aufklärungskampagnen wie „Rote
Karte dem Schlaganfall“ auf Risikofaktoren und
Möglichkeiten zur Verhaltensänderung aufmerksam machen.
Lebensgewohnheiten
s Rauchen
s Mangelnde Bewegung
s Übermäßiger Alkoholkonsum
s Unausgewogene Ernährung und
starkes Übergewicht
Nur wer sich seines Risikos bewusst ist und
weiß was er tun kann, kann vorbeugen!
Daher gilt: Hinschauen, hinhören,
weitersagen!
Vorerkrankungen
s Bluthochdruck
s Diabetes
s Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern
s Erhöhte Cholesterinwerte und Störungen des
Fettstoffwechsels
Vorbeugen ist möglich
Sie können aktiv Ihr Risiko senken, einen Schlaganfall zu erleiden. Ein gesünderer Lebensstil kann
dabei helfen, in anderen Fällen müssen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck behandelt werden.
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Bemühen Sie sich um eine abwechslungsreiche,
fett- und salzarme Ernährung mit viel frischem Gemüse. Bauen Sie Bewegung als festen Bestandteil
in Ihren Alltag ein. Erkundigen Sie sich bei Ihrer
Krankenkasse oder dem Gesundheitsamt nach
(Reha-) Sportgruppen in Ihrer Nähe.
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Check-Ups – Sorgen Sie vor
0,5 Prozent betroffen. Bei den über 80-jährigen
bereits 5 bis 15 Prozent. Das Risiko zu Lebzeiten
Vorhofflimmern zu entwickeln, wird bei Personen,
die das 40. Lebensjahr erreicht haben, mit 25 Prozent berechnet, sodass regelmäßige Kontrolle insbesondere bei älteren Menschen sinnvoll ist.
Nehmen Sie regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen,
sogenannte Check-Ups, bei Ihrem Arzt wahr. Gerade Vorhofflimmern bleibt von den Betroffenen
häufig unbemerkt. Die Wahrscheinlichkeit an Vorhofflimmern zu leiden steigt mit dem Alter an. Bei
Menschen zwischen 40 und 50 sind weniger als
feinen Blutgefäße im Gehirn selbst verstopfen: Es
kommt zum Schlaganfall. Das dahinter liegende
Gewebe wird nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und kann nach und nach unwiderruflich absterben.
Der Schlaganfall ist die gefährlichste Folge von Vorhofflimmern. Jeder fünfte Schlaganfall ist darauf
zurückzuführen. Schlaganfälle, die durch Vorhofflimmern verursacht werden, verlaufen besonders
schwer und führen öfter zum Tod.
Deshalb ist Vorbeugung von Schlaganfällen
bei Vorhofflimmern sehr wichtig!
Durch das Vorhofflimmern können Blutgerinnsel
im Vorhof des Herzens entstehen. Ein solches Gerinnsel kann dort unbemerkt verbleiben. Wenn es
sich aber löst, wird es vom Blutkreislauf mitgenommen und kann so zum Gehirn gelangen. Dort
kann es die zum Hirn führenden Adern oder die
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Bei Vorsorgeuntersuchungen überprüft der Arzt
durch Abhören mit einem Stethoskop, Pulskontrolle und EKG (Elektrokardiogramm) Ihren Herzschlag. Dabei kann er mittels EKG Vorhofflimmern
feststellen – allerdings nur während es auftritt.
Besonders zu Beginn der Erkrankung ist das Flimmern nur vorübergehend. Deshalb können mehrere
EKGs, auch 24-Stunden-EKGs notwendig sein, bis
feststeht, ob Sie Vorhofflimmern haben.
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Medikamente können das Schlaganfallrisiko
bei Vorhofflimmern senken.
Es ist wichtig, dass Sie die Erkrankung verstehen,
um mögliche Risiken erkennen und vorbeugen
zu können. Die Ziele der Behandlung des Vorhofflimmerns sind:
s Beschwerden lindern: Dazu zählen Maßnahmen zur Frequenz- oder Rhythmuskontrolle,
damit das Herz ruhiger schlägt.
s Komplikationen wie Schlaganfälle vorbeugen:
Dazu werden beispielsweise Antikoagulantien
(Gerinnungshemmer) eingesetzt.
s Risikofaktoren behandeln bzw. mindern: Dabei
ist die begleitende Behandlung von Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes,
Übergewicht oder anderer Herzerkrankungen
Neuere Medikamente, wie Faktor lla- und XaHemmer, sind in der Einnahme für den Patienten
oft unkomplizierter und komfortabler, da keine
laufenden Kontrollen des INR-Wertes notwendig
sind. Sie bieten mindestens die gleiche effektive
Wirkung wie die schon lange auf dem Markt befindlichen Medikamente bei guter Verträglichkeit.
Ihr Arzt entscheidet, welches Medikament für Sie
wichtig.
am besten geeignet ist.
Heute gibt es verschiedene Medikamente, die helfen, das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern zu
senken. Das Prinzip dabei ist einfach: Damit sich
während des Flimmerns keine Blutgerinnsel bilden, wird das Blut verdünnt. Die herkömmlichen
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Präparate (Vitamin-K-Antagonisten) sind wirksam,
aber erfordern eine regelmäßige Kontrolle der
Gerinnung durch Blutabnahmen beim Arzt oder
durch Selbstmessungen zu Hause. Angegeben
wird die Blutgerinnung mittels des INR-Werts
(internationalisierte normalisierte Ratio), früher
„Quick-Wert“.
Die festen Bestandteile des Blutes können zu Blutgerinnseln verklumpen.
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So erkennen Sie einen
Schlaganfall
Die Symptome eines Schlaganfalls können unterschiedlich sein. Wichtig zu wissen ist, dass sie
plötzlich auftreten.
Um im Ernstfall schnell reagieren zu können, sollten
Sie die Symptome eines Schlaganfalls erkennen
können. Generell gilt: Auch im Verdachtsfall
sofort die 112 wählen!
Sprach-, Sprachverständnisstörung
Sprachstörungen können sich in leichteren Fällen
als stockende, abgehackte Sprache äußern, aber
auch das Verdrehen von Silben oder Verwenden
von falschen Buchstaben beinhalten. Der Betroffene kommuniziert mit seiner Umwelt im Telegrammstil, hat eine verwaschene oder lallende
Sprache. In seltenen Fällen kann er gar nicht mehr
sprechen.
Ferner kann es auch zu Sprachverständnisstörungen kommen. Das bedeutet, der Betroffene kann
Sehstörung
s Einschränkung des Gesichtsfeldes: Betroffene
übersehen Gegenstände und Menschen auf
der linken oder rechten Körperseite.
s¬ Störungen des räumlichen Sehens: Betroffene
sind unsicher und orientierungslos.
s¬ Sehen von Doppelbildern: Betroffene sehen
Gegenstände überlappend und fassen zum
Beispiel beim Griff nach der Kaffeetasse daneben.
s Drehschwindel: ein Gefühl wie Karussell
fahren.
s Schwankschwindel: ein Gefühl wie auf hoher
See.
Manche Betroffene fühlen sich auch, als ob sie
mit einem Fahrstuhl hinuntersausen würden.
Lähmung, Taubheitsgefühl
Eine plötzlich eintretende Lähmungserscheinung
auf einer Körperseite kann auf einen Schlaganfall
hinweisen. Ebenso möglich ist ein gestörtes Berührungsempfinden, ähnlich wie bei einem eingeschlafenen Fuß, oder ein Pelzigkeitsgefühl auf
einer Körperseite. Häufig sind Gesicht, Arm und
Hand stärker betroffen. Ein typisches Merkmal ist
ein herunterhängender Mundwinkel.
Sehr starker Kopfschmerz
Vorher nicht gekannte, extrem starke Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall hinweisen.
Ursache sind plötzlich auftretende Durchblutungsstörungen einer bestimmten Hirnregion oder Ein-
durch die Fehlfunktion im Gehirn nicht mehr verstehen, was man ihm sagt.
blutungen in das Hirngewebe. Sie können auch mit
Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Das Symptom des Kopfschmerzes kann zunächst allein
auftreten, aber mit etwas Zeitverzögerung auch
zu Lähmungen, zu Bewusstseinsverlust oder Verwirrtheit führen.
Schwindel mit Gangunsicherheit
Ein weiteres Schlaganfall-Symptom ist plötzlich
auftretender Schwindel, der sich unterschiedlich
äußern kann:
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Grafiken © Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Schnell richtig handeln im Ernstfall
Stroke-Units
Schnell und richtig handeln im Ernstfall
Wenn Sie eines oder mehrere der auf den letzten
Seiten beschriebenen Schlaganfall-Symptome bei
sich oder einer anderen Person zu erkennen glauben, zögern Sie nicht und rufen Sie sofort den
Notarzt.
Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde.
Schlaganfall-Stationen (Stroke Units)
Eine Schlaganfall-Station ist eine spezielle Einrichtung einer Klinik mit der Möglichkeit einer besonders intensiven Versorgung von Patienten mit
einem akuten Schlaganfall. In der Akutphase des
Schlaganfalls ist der Krankheitsverlauf meistens
noch instabil, sodass eine durchgehende Betreuung des Patienten erforderlich ist. Ziel ist die Beseitigung der Ursache, um eine Verbesserung der
Symptome zu erreichen. Besonders in der ersten
Krankheitsphase kann bei den Patienten noch viel
gemacht werden. Auf der Schlaganfall-Station arbeitet ein Team aus dafür besonders geschultem
ärztlichen und pflegerischen Personal zusammen
mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sprachtherapeuten und Sozialarbeitern.
Fotolia © vectorscheffe -30523187 - Notrufzentrale
Fotolia © william87 - 56130842 - Rescue Team Providing First Aid
schnellsten und sichersten Weg in eine auf
Schlaganfall spezialisierte Klinik kommen. Eine
Erstversorgung kann dann bereits im Rettungswagen vorgenommen werden.
Warten Sie bei Verdacht auf Schlaganfall nicht ab,
gehen Sie auch nicht erst zu Ihrem Hausarzt oder
fahren selbst ins Krankenhaus – rufen Sie besser
sofort die 112 an! Denn ein Rettungswagen ist
zügig vor Ort und stellt sicher, dass Sie auf dem
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Blut, Blutzucker und Temperatur.
s Darüber hinaus erfolgt eine gezielte medikamentöse Therapie zur Sekundärprävention sowie
der frühzeitige Beginn mit der Rehabilitation
durch das Schlaganfall-Team.
Kennzeichnend für die Schlaganfall-Station ist die
abgestimmte Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen der Klinik wie beispielsweise der Kardiologie, sodass bei Bedarf eine weiterführende
Diagnostik vorgenommen werden kann.
Die Schlaganfall-Spezialstationen werden nach
strengen Kriterien der Deutschen SchlaganfallGesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert.
Nach aktuellen Schätzungen werden mittlerweile
bis zu 70 Prozent aller Schlaganfälle in Deutschland auf Stroke Units behandelt (Quelle: Deutsche
Schlaganfall Gesellschaft). Die Ausstattung und
der Qualitätsstandard der zertifizierten Stroke
Units werden regelmäßig an Standards und Leitlinien angepasst und vor Ort überprüft. Damit ist
In der Schlaganfall-Station werden u.a. folgende
Maßnahmen durchgeführt:
s Sofortige Diagnostik des Schlaganfalls als Voraussetzung für die weiterführende Therapie.
s Die kontinuierliche Überwachung von Blutdruck, Herzaktion (EKG), Sauerstoffgehalt im
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Bayer Identity Net, Corporate Branding – Bayer
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe). Auch wenn
der Schlaganfall eine ernsthafte Bedrohung
bleibt, wachsen die Perspektiven für Betroffene,
Angehörige und Risikopatienten. Patienten, die in
einer Stroke Unit behandelt werden, haben deutlich höhere Überlebenschancen und erholen sich
auch insgesamt besser (Quellen: JAMA 2011,
Stroke. 2007).
ein auch international hoch bewerteter Qualitätsstandard geschaffen worden.
In kaum einem anderen Bereich der Medizin hat
es eine so rasante Entwicklung und Qualitätsverbesserung der Versorgung in den letzten 20 Jahren
gegeben wie beim Schlaganfall. In Deutschland
stehen für die knapp 270.000 Patienten, die jährlich einen Schlaganfall erleiden, rund 1.300 Betten
in derzeit 245 Schlaganfall-Stationen für die
spezialisierte Behandlung zur Verfügung (Quelle:
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Lähmungen, Sprachstörungen oder unterschiedlichen Formen der Pflegebedürftigkeit leben müssen.
s Ein Schlaganfall führt häufig auch zu einer Reihe
weiterer schwerwiegender Komplikationen, die
den Behandlungsverlauf sowie die Teilhabe am
sozialen Leben und die Lebensqualität beeinträchtigen können. Hierzu zählen Störungen im
psychischen Bereich wie z.B. Depressionen,
Reizbarkeit und Gefühlsschwankungen, d.h.
Störungen der emotionalen Kontrolle. Hinzu
kommen aber auch häufig Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie kognitive Störungen.
s Innerhalb von fünf Jahren erleiden bis zu 30
Prozent der Patienten einen weiteren Schlaganfall oder eine andere Herzkreislauferkrankung.
Das heißt, obwohl es durch die Beeinflussung
und Verminderung von Risikofaktoren gute
Möglichkeiten gibt, weitere Schlaganfälle zu
verhindern, können nicht alle Folgeereignisse
vermieden werden (Quelle: Stiftung Deutsche
Schlaganfall-Hilfe).
Rehabilitation und Langzeitversorgung
So wie sich die Akutversorgung von SchlaganfallPatienten in Deutschland auf einem international
hohen Niveau befindet, hat auch die Rehabilitation
hierzulande einen sehr guten Standard. Dennoch
gibt es in Hinblick auf die individuelle Versorgung
und die Koordination der gesamten Versorgungskette noch Herausforderungen und Verbesserungsbedarf.
s Innerhalb der ersten drei Monate nach Ereignis
versterben ca. 20 Prozent der Patienten. Etwa
40 Prozent aller Betroffenen werden langfristig
mit deutlichen Funktionseinschränkungen wie
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Hürden nach dem Schlaganfall
Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen stehen einem ganzen Berg von Aufgaben und Hindernissen gegenüber, die sie bewältigen müssen.
Da viele der Betroffenen langfristig Behinderungen
zurückbehalten, ist die wohl schwierigste Aufgabe,
sich mit der neuen Lebenssituation zu arrangieren
bzw. sich auch über kleine Verbesserungen und Erfolge freuen zu können.
Maßnahmen zur Sekundärprävention (Bewegung,
Ernährung, Stressabbau) therapeutisch abgestimmt und eingeübt werden. Die Einnahme von
Medikamenten wie Blutdrucksenker, Cholesterinsenker oder blutverdünnender Medikamente
muss ärztlich verordnet und die regelmäßige Einnahme in den Alltag integriert werden.
Mit einem Schlag kann sich alles ändern: Das
Körpergefühl ist ein anderes, nicht jeder kann seinen zuvor ausgeübten Beruf problemlos wieder
aufnehmen, die Mobilität ist eingeschränkt und
man wird von seinem Umfeld auf einmal anders
wahrgenommen. Nicht selten mündet das in einer sogenannten „Poststroke Depression“. Auch
für die Angehörigen bedeutet es eine große Umstellung und viel Organisationstalent, wenn ein geliebter Mensch plötzlich auf Hilfe und Pflege
angewiesen ist.
Fahrtauglichkeit bzw. die behindertengerechte
Umrüstung des PKW muss eingeleitet werden.
Für pflegebedürftige Patienten muss eine entsprechende Pflegestufe beantragt werden, ein
geeigneter Pflegedienst muss gefunden werden.
Durch die starke Fragmentierung unseres Gesundheits- und sozialen Unterstützungssystems,
muss eine Vielzahl von Leistungserbringern und
Institutionen aufgesucht werden, ohne dass eine
Gesamtkoordination der Leistungen erfolgt. Viele
Patienten und ihre Angehörigen vermissen deshalb einen Lotsen, der sie unterstützt.
Unterschiedliche Rehabilitations- und Therapiemaßnahmen müssen beim medizinischen Dienst
bzw. beim Hausarzt beantragt und organisiert
werden: Zum Beispiel Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, aber auch Maßnahmen zur psychischen Unterstützung können notwendig
werden und den Terminkalender füllen.
Hierzu zählen auch Behördengänge zur Beantragung von Sozialleistungen oder eines Behindertenausweises. Die Begutachtung der
Damit es nicht zu einem weiteren Schlaganfall
kommt, müssen lebensstilverändernde
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Versorgungslücken
aus Sicht der Wissenschaft
Hilfe und Anschluss finden
Neben der Unterstützung durch Ärzte und Therapeuten sowie die Krankenkasse finden viele Patienten und ihre Angehörigen in einer Selbsthilfegruppe auf vielfältige Weise Unterstützung. Informationen, wie Sie die nächstgelegene Selbsthilfegruppe erreichen, erhalten Sie von der Stiftung
Deutsche Schlaganfall-Hilfe, die deutschlandweit
ein großes Selbsthilfe-Netzwerk anbietet.
Viele praktische Tipps zu Behördengängen und
der neuen Lebenssituation bietet die kostenlose
Broschüre „Spielmacher fürs Leben – leichter mit
der Krankheit umgehen“, die unter www.rotekarte-dem-schlaganfall.de bestellt werden kann.
Spielmacher
fürs Leben –
leichter mit
der Krankheit
umgehen
Notwendigkeit der Versorgungsforschung
Parallel zu den individuellen Herausforderungen,
die sich nach einem Schlaganfall für jeden einzelnen Patienten und seine Angehörigen ergeben,
gibt es entsprechende Aufgaben und Tätigkeitsfelder für die sogenannte Versorgungsforschung,
die sich mit Möglichkeiten der Verbesserung der
Patientenversorgung beschäftigt. So gibt es derzeit nur wenige Studien, die der Frage nachgehen, wie sich langfristig das Leben der Patienten
nach der ersten Zeit im Krankenhaus entwickelt:
In der Regel wird lediglich die unmittelbare Phase
nach Entlassung aus der Akutversorgung dokumentiert, ohne einen Gesamtüberblick über die
Versorgungssituation zu erhalten. Solche Verlaufsstudien sind zwar aufwändig in der Durchführung,
Handlungsbedarf in der Rehabilitation
Auch im Bereich Rehabilitation besteht noch Entwicklungspotential. Circa 25 bis 30 Prozent aller
Patienten werden nach Beendigung der Akutbehandlung direkt in eine stationäre Rehabilitation
entlassen. Es fehlen aber beispielsweise abgestimmte Kriterien für die Entlassung in die unterschiedlichen Rehabilitationsformen, wie zum
Beispiel neurologische, geriatrische oder ambulante Rehabilitation. Auch eine Qualitätssicherung
mit Hilfe von standardisierten Qualitätsmerkmalen
(Indikatoren) und eine systematische Datenerhebung (stationär/ambulant) ist noch nicht in vollem
Umfang vorhanden.
können aber wichtige Hinweise für Defizite und
Verbesserungen in der Versorgung liefern und
helfen, dass Abläufe in der Leistungserbringung
noch weiter verbessert werden.
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Nachsorge
Fazit
Patienten nach einem Schlaganfall haben ein erhöhtes Risiko für einen weiteren Schlaganfall. Daher ist es wichtig, insbesondere die systematische
Nachsorge weiter zu verbessern und besser miteinander zu verzahnen.
Eine kontinuierliche Versorgungsverbesserung erfordert weitere Erkenntnisse z.B. in folgenden Bereichen:
s Dokumentationen von Patientenverläufen nach
der Akutversorgung und speziell zur Fortführung
sekundärpräventiver Maßnahmen.
s Forschung zu Faktoren, die eine schnelle Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen und
Leitlinien in die medizinische Praxis beeinflussen.
s Untersuchungen über langfristige Bedürfnisse von
Patienten und Angehörigen zu Auswirkungen ei-
In Deutschland kann Patienten bereits eine – auch
im internationalen Vergleich – sehr gute Versorgung angeboten werden: Das Versorgungsnetz
ist eng geknüpft, sodass die Zusammenarbeit
zwischen den ersthelfenden Rettungsassistenten,
akutversorgenden Ärzten und langzeitbetreuenden Physiotherapeuten, um nur einige zu nennen,
in den allermeisten Fällen Hand in Hand geht.
Dennoch besteht in bestimmten Bereichen weiterhin Handlungsbedarf, um diese Kette noch
weiter zu optimieren.
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe engagiert sich für eine umfassende Information der
Bevölkerung und unter fachlicher Federführung
der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft für die
Qualitätssicherung von Stroke Units in Deutschland. Im Verbund mit der europäischen Patientenorganisation Stroke Alliance for Europe ist sie eng
in europäische Studien (EU-Kommission) zur Verbesserung der Schlaganfallversorgung eingebunden. Sie unterstützt die Implementierung von
nes Schlaganfalls auf Behinderung, Folgeerkrankungen, Lebensqualität und zur Rolle von Betroffenen für die Verbesserung der Versorgung.
s Eine patientengerechte Erforschung und Weiterentwicklung der Möglichkeiten von Telemedizin
und moderner („smarter“) Informationstechnologie in der Nachsorge.
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integrierten Versorgungskonzepten durch regionale Pilotprojekte mit Partnern wie Kostenträgern,
Leistungserbringern, medizinischen Experten und
wissenschaftlichen Fachgesellschaften.
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Links/Adressen/Broschüren
Netzwerk der Hilfe
Integrierte Versorgungsmodelle stellen einen vielversprechenden Lösungsansatz für die Optimierung der Versorgungsstrukturen und -prozesse
entlang der gesamten Versorgungskette dar. Ziele
und Inhalte der Aktivitäten der Stiftung orientieren sich am Bedarf und den Bedürfnissen der
Schlaganfall-Patienten und ihrer Angehörigen.
Teilnehmer der regionalen Programme erhalten
Unterstützung durch einen Schlaganfall-Lotsen,
der dazu beiträgt, dass eine medizinisch, therapeutisch und pflegerisch optimale Versorgung
auch über Schnittstellen hinweg gewährleistet ist.
So werden Eigeninitiative und selbstbestimmte
Teilhabe der Patienten gefördert.
Regionalbeauftragte. Dies sind überwiegend
Fachärzte, die sich ehrenamtlich für die Deutsche
Schlaganfall-Hilfe einsetzen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Nachsorge
ist die Selbsthilfe. In mehr als 470 Selbsthilfegruppen bundesweit engagieren sich über 16.000
Menschen. Diese Hilfsangebote werden weiterhin
ausgebaut.
Links:
s¬http://www.rote-karte-dem-schlaganfall.de/
s¬http://www.schlaganfall-hilfe.de/
s¬http://www.antithrombose.de/service/thrombose-test
Weitere Broschüren:
Anstoß –
Bewegung hilft
„Anstoß –
Bewegung hilft“
Spielmacher
fürs Leben –
leichter mit
der Krankheit
umgehen
„Spielmacher fürs Leben – leichter
mit der Krankheit umgehen“
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Eigentor des Körpers –
den Schlaganfall verstehen
„Eigentor des Körpers –
den Schlaganfall verstehen“
Rund um den
Schlaganfall –
Antworten auf
wichtige Fragen
„Rund um den Schlaganfall –
Antworten auf wichtige Fragen“
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Schlaganfall-Lotsen sind Teil eines „Netzwerks der
Hilfe“ für Schlaganfall-Betroffene und ihre Angehörigen. Die Basis bilden umfassende Informations- und Beratungsangebote. Dazu zählt das
Internet-Portal, die Printmedien und die telefonische Beratung durch das Service- und Beratungszentrum der Stiftung, die mittlerweile 27
Regionalbüros in Deutschland und über 190
Gegenangriff – Prävention
für Vorhofflimmer-Patienten
„Gegenangriff – Prävention
für Vorhofflimmer-Patienten“
„Auswärts-Spiel –
Bewegen in der Natur“
Auswärts-Spiel –
Bewegen in der Natur
1
Kostenfrei zu bestellen unter
s¬WWWROTEKARTEDEMSCHLAGANFALLDE
s¬2OTE¬+ARTE¬DEM¬3CHLAGANFALL¬q¬0OSTFACH¬¬¬¬q¬¬+REFELD
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In Kooperation mit:
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Bayer Vital GmbH
Kostenfreie Service-Nummer:
0800-927 35 86 (8 –18 Uhr an Werktagen)
www.rote-karte-dem-schlaganfall.de
Praxisstempel
Materialnummer: 82213198 L.DE.GM.10.2013.1260