Votrient® – nicht-klarzelliges Nierenzellkarzinom

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Votrient® – nicht-klarzelliges Nierenzellkarzinom
Votrient (Pazopanib) ist angezeigt zur Erstlinien-Behandlung von erwachsenen
Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom und zur Behandlung von
Patienten, die vorher eine Therapie ihrer fortgeschrittenen Erkrankung mit
Zytokinen erhalten hatten.1
Votrient ist weiterhin angezeigt zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit
ausgewählten Subtypen eines fortgeschrittenen Weichteilsarkoms, die vorher
eine Chemotherapie ihrer metastasierten Erkrankung erhalten hatten oder die
innerhalb von 12 Monaten nach einer (neo-)adjuvanten Therapie progredient
wurden. 1
Das Nierenzellkarzinom (NZK) ist eine heterogene Erkrankung, die sich in
mehrere histologische Subtypen mit unterschiedlichem Verlauf einteilen lässt. Bis
zu 85% der Nierenzellkarzinome (NZK) sind klarzellig. 2,3
In der Zulassungs-relevanten Phase III-Studie, in der die Wirksamkeit und
Sicherheit von Pazopanib als Monotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem
NZK untersucht wurde, waren Patienten mit nicht-klarzelligem NZK
ausgeschlossen.
Klinische Daten
Retrospektive Studie an Patienten mit nicht-klarzelligem NZK, die mit Pazopanib
behandelt wurden
Matrana et al. (2014) werteten retrospektiv die Ergebnisse von Patienten mit
nicht-klarzelligem NZK aus, welche mit Pazopanib in Erstlinientherapie und in
späteren Therapielinien (Folgetherapie) behandelt wurden. Von den 29 Patienten
mit nicht-klarzelligem, metastasiertem RCC erhielten 9 Pazopanib als
Erstlinientherapie und 20 in späteren Therapielinien nach Fortschreiten der
Erkrankung unter anderen zielgerichteten Therapien. 4
Sieben Patienten (24%) hatten ein papilläres NZK, vier Patienten (14%) ein
chromophobes, fünf Patienten (17%) ein unklassifiziertes NZK und 13 Patienten
(45%) waren an anderen Subtypen (NZK des Sammelrohrs, Translokation
Xp11.2 und verschiedene Subtypen mit sarkomatoiden Differenzierungen)
erkrankt.
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Die Ergebnisse der Wirksamkeit sind in Tabelle 1 dargestellt.4
Tabelle 1. Wirksamkeit von Pazopanib in Erstlinen- und Folgetherapie4
Erstlinentherapie
Folgetherapie
(n=9)
(n=20)
Medianes PFS, Monate
8,1 (5,7-NR)
4,0 (2,1-9,9)
(95% CI)
Medianes OS, Monate
31,0 (9,2-NR)
13,6 (6,4-NR)
(95% CI)
ORR, n (%)
Partielles Ansprechen
3 (33)a
1 (6)b
Stabile Erkrankung
5 (55)
14 (82)
Progressive Erkrankung
1 (12)
2 (12)
CI, Konfidenzintervall; NR, nicht erreicht; ORR, objektive Ansprechrate; OS, Gesamtüberleben; PFS,
progressionsfreies Überleben.
a
erzielt bei je einem Patienten mit papillärer Histologie, chromophobem und unklassifiziertem NZK.
b
erzielt bei einem Patienten mit schlecht differenziertem NZK mit sarkomatoiden Merkmalen.
Ein verbessertes Gesamtüberleben war bei Patienten in der Erstlinienbehandlung
mit einer vorherigen Nephrektomie und bei Patienten in den späteren
Therapielinien mit jüngerem Alter, nicht-weißer Rasse, Abwesenheit von
Knochenmetastasen, normaler Thrombozytenzahl, hohem Albuminspiegel,
Karnofsky Performance Score >80 und günstigem Memorial Sloan Kettering
Cancer Center Risikoscore assoziiert.4
Die häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse (UEs) waren Fatigue
(31%), Appetitlosigkeit/ Gewichtsverlust (24%), erhöhte Werte in den
Leberfunktionstests (24%), Durchfall (21%) und Übelkeit/ Erbrechen (17%). Die
meisten UEs (83%) waren vom Schweregrad 1-2. Sechs Patienten (21%)
beendeten die Therapie aufgrund der UEs. Nicht-behandlungsbedingte Todesfälle
wurden berichtet.4
Die Autoren schlussfolgerten, dass für Pazopanib eine klinisch relevante
Wirksamkeit bei Patienten mit metastasiertem nicht-klarzelligen NZK gezeigt
werden konnte, bei beherrschbaren unerwünschten Ereignissen.4
Phase II Studie zur Wirksamkeit von Pazopanib bei nicht-klarzelligem
Nierenzellkarzinom
Gegenwärtig wird eine Phase II Studie zur Wirksamkeit von Pazopanib bei nichtklarzelligem Nierenzellkarzinom durchgeführt. Die Behandlung erfolgt mit
800 mg oral verabreichtem Pazopanib täglich bis zur Krankheitsprogression oder
intolerablen, unerwünschten Ereignissen.5
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Fallberichte von Pazopanib bei nicht-klarzelligem NZK
Jacobs et al. publizierten den Fall eines 74-jährigen männlichen Patienten mit
papillärem NZK und Gehirnmetastasen welcher mit Pazopanib (800mg täglich)
nach einer intensitätsmodulierten Strahlentherapie behandelt wurde. Die
extrakraniale Erkrankung war unter der Pazopanib-Therapie für 6 Monate
kontrolliert, bei stabilen Gehirnmetastasen (basierend auf Auswertungen der
Magnetresonanztomographie). Nachdem die Erkrankung des Patienten weiter
fortschritt, wurde Pazopanib auf 1g/Tag hochdosiert. Der Patient zeigte eine
Regression der zervikalen Adenopathie und mehrerer Gehirnmetastasen mit
umgebenden Ödemen. Der Patient überlebte 23 Monate nach Diagnose der
Metastasierung.6
Ein Fallbericht von Matrana et al. (2011) beschreibt eine 82-jährige Patientin mit
chromophobem NZK, ein Subtyp des nicht-klarzelligen NZK mit guter Prognose.
Sechs Monate nachdem sich die Patientin einer Nephrektomie, Pankreatektomie,
Splenektomie und retroperitonealer Lymphknotendissektion unterzogen hatte,
entwickelte sie Metastasen in der Lunge. Die Patientin wurde mit täglich 800mg
Pazopanib über acht Monate behandelt. Im zweiten und vierten Monat konnte
eine Verkleinerung der größten Läsion von 1,3 x 1,4 cm auf 1,0 x 0,9 cm
beziehungsweise 0,7 x 0,6 cm erzielt werden. Die Erkrankung war nach 8
Monaten Therapie mit Pazopanib progredient, woraufhin für zwei Monaten eine
Therapie mit Sorafenib folgte. Die Autoren des Fallberichtes folgerten, dass
aufgrund des Fehlens robuster Daten zur klinische Wirksamkeit von
zielgerichteten Therapien bei fortgeschrittenem chromophoben NZK oder anderen
Typen von NZK mit sakomatioder Dedifferenzierung, Pazopanib als
Behandlungsoption in Betracht gezogen werden könne.7
Stand: 10/2015
NOVARTIS Pharma GmbH
LITERATUR:
1. Fachinformation Votrient
2. Heng DYC, Choueiri TK. Non-clear cell renal cancer: Features and medical
management. J Natl Compr Canc Netw. 2009;7(5):659-665.
3. Vera-Badillo FE, Templeton AJ, Duran I, et al. Systemic therapy for non-clear
cell renal carcinomas: A systemic review and meta-analysis. Eur Urol. 2015;
67(4):740-749
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4. Matrana M, A Baiomy, K Elsayes, et al. Outcomes of patients (pts) with
metastatic non-clear-cell renal cell carcinoma (nccRCC) treated with
pazopanib. J Clin Oncol. 2014;32(suppl 4);abs 456.
5. Costello et al. Phase II efficacy trial of pazopanib in non-clear cell metastatic
renal cell carcinoma (PINCR trial). J Clin Oncol 32: 5s, 2014 (suppl; abstr
TPS4606); https://clinicaltrials.gov/show/NCT01767636
6. Jacobs C, Kim D, Straka C, et al. Prolonged survival of a patient with papillary
renal cell carcinoma and brain metastases. J Clin Oncol. 2013;31(7):e114e117.
7. Matrana M, Ng C, Rao P, et al. Chromophobe renal cell carcinoma with
sarcomatoid dedifferentiation treated with pazopanib: a case report. Clin
Genitourin Cancer. 2011;9(2):137-139.
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