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FACHBEITRAG - WORKING CAPITAL MANAGEMENT – DER CFO ALS SCHIEDSRICHTER!
Working Capital Management –
Der CFO als Schiedsrichter!
AUTOR: Dr. Hendrik Vater, DHL Supply Chain W
orking Capital umfasst das durch die operative Geschäftstätigkeit gebundene Umlaufvermögen. Es
besteht aus den Forderungen aus Lieferungen und
Leistungen und Vorräten einerseits sowie den Lieferantenverbindlichkeiten andererseits. Das Working Capital wird oft als
nicht zinsbringendes oder „totes“ Kapital betrachtet, welches die
Liquidität als auch die Kapitalrendite und die Wachstumschancen eines Unternehmens reduziert. Daher sollte das Working
Capital so gering wie möglich gehalten sein. Ein effizientes Working Capital Management (WCM) wird oft als billigste Form der
Finanzierung tituliert. Dies gilt besonders in volatilen Zeiten mit
restriktiver(er) Kreditvergabe.
Working Capital Management wird jedoch nicht selten fälschlicherweise auf zwei vergleichsweise einfache Sichtweisen reduziert: Dies gilt zunächst mit Blick auf aktuellen Finanzierungsbedarf getreu dem Motto „Need money - look into your own
company“. Dies verkennt, dass WCM nur dann erfolgreich sein
kann, wenn dieses langfristig und nachhaltig angelegt ist und
nicht erst aufgenommen wird, wenn Liquiditätsbedarf drängt!
Darüber hinaus wird WCM gerne auf aktives Eintreiben der Kundenforderungen und spätmöglichstes Zahlen der eigenen Liefe-
BILDER: Dr. Hendrik Vater, DHL Supply Chain
rantenrechnungen reduziert - auch dies ein Trugschluss: WCM
kann nur dann erfolgreich sein, wenn die unternehmenseigenen
Prozesse auf größt mögliche Cash-Effizienz ausgelegt und unermüdlich optimiert werden! Unternehmen mit erfolgreichem
WCM haben dies bereits in ihrer Strategie verankert und ihre
Prozesslandschaft dementsprechend ausgerichtet
Neueste Erkenntnisse aus dem Fachkreis Working Capital Management des Internationalen Controllervereins zeigen, dass ein
dauerhaft erfolgreiches Working Capital Management nur dann
erreicht werden kann, wenn die cash-relevanten Geschäftsprozesse optimiert und um einen durchgängigen Controllingprozess
ergänzt werden: Zielfindung, Planung, Reporting und Steuerung
des Working Capital.
Die das Working Capital betreffenden Prozesse können die wesentlichen Funktionsbereiche eines Unternehmens konfliktträchtig berühren; Unternehmen sollten daher nicht allein kurzfristig
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie Lieferantenverbindlichkeiten im Fokus haben, sondern sich vor allem auf das
Prozessmanagement und die Lösung resultierender Konfliktfelder
konzentrieren. Die nun vorgestellte Richtlinie adressiert diese begleitenden Zielkonflikte in bisher noch nicht vorliegender Tiefe.
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FACHBEITRAG - WORKING CAPITAL MANAGEMENT – DER CFO ALS SCHIEDSRICHTER!
Denn entscheidend für die Optimierung
des WC ist letztlich die bestmögliche
Lösung der unternehmensinternen Zielkonflikte. Mit Blick auf das WC stehen
die einzelnen Funktionsbereiche eines
Unternehmens häufig im Widerstand - ja
sogar diametral - zu einander. Der Einkauf
hat Rabatte, aber eher keine Ausdehnung
der Zahlungsziele im Blick. Der Vertrieb
möchte möglichst schnell und viel verkaufen - aufwendige Kreditwürdigkeitsprüfungen, credit limits, das Einfordern
überfälliger Forderungen und kurze Zahlungsziele sind da eher hinderlich. Hohe
Lagerbestände und konstante Verfügbarkeit wirken ebenfalls eher verkaufsfördernd. Innerbetrieblicher Transport und
Logistik begrüßen hohe Lagerbestände
und Puffer. Die Produktion ist dagegen
an hohen Losgrössen und ausreichend
verfügbaren Zwischenprodukten interessiert. Stets verfügbare Roh-, Hilfs- und
Betriebsstoffe sind unter Produktionsgesichtspunkten ebenfalls hilfreich - auch
wenn dies das Unternehmen mitunter
hohen (Finanzierungs-) Risiken aussetzt.
geschaffen, einheitliche Ziele definiert,
geplant und nachverfolgt werden und
die Interessen einzelner Funktions- und
Geschäftseinheiten auf ein einheitliches
Gesamtziel ausgerichtet werden, kann
das WC optimiert werden. Der Controller übernimmt die Funktion des internen
Schiedsrichters und sorgt für ausbalancierte Interessen!
Die Facharbeit des ICV zeigt, dass gerade
hier der Controller gefordert ist! Denn es
wird schnell klar – der dem WCM inhärente Funktionenkonflikt braucht einen
Fürsprecher und Moderator: hier kann
das Controlling einen entscheidenden
Wertbeitrag leisten! Indem Transparenz
Die Erkenntnisse aus der Facharbeit des
ICV zeigen, ein erfolgreiches WCM erfordert die aktive Steuerung durch Controller!
Zu Dr. Hendrik Vater:
Dr. Hendrik Vater, Chief Financial Officer, DHL Supply Chain Southern Europe,
Barcelona (Spanien) sowie Vorsitzender des Facharbeitskreises “Working Capital Management” des Internationalen Controllervereins (ICV).
ICV, Working Capital Management – Leitfaden für die nachhaltige Optimierung
von Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten, Haufe Verlag, Freiburg/München, 2013.
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