Eine Erleichterung für Unheilbare - Palliativzentrum

VILLINGEN-SCHWENNINGEN
Freitag, 13. November 2015
Eine Erleichterung für Unheilbare
Palliativzentrum nimmt im Dezember erste Patienten auf / Am 21. November ist Tag der offenen Tür
Mit der Eröffnung des Palliativzentrums als neue Abteilung
des Schwarzwald-Baar Klinikums wird das bestehende Therapieangebot für nicht Heilbare
ergänzt und verbessert. Fast am
Ziel sind nun die den Verein
„Palliativzentrum VS“ tragenden Menschen.
Villingen-Schwenningen. Zur Finanzierung des per Tunnel mit dem
Klinikum verbundenen Gebäudes
zur Behandlung von Palliativpatienten fehle noch ein Betrag von 450 000
Euro, verriet Vereinsmitglied Arnold
Willmann bei der Ankündigung des
Eröffnungstermins am 7. Dezember.
„Wir machen weiter und werden die
Finanzierungslücke durch Spenden
schließen“, ist Helga Martin zuversichtlich. Auch sie gehört dem aus
einem Aktionsbündnis hervorgegangenen Verein „Palliativzentrum VS“
an.
Seit seiner Gründung im Jahr 2009
hat es der Verein geschafft, 1,7 Millionen Euro Spenden zur Finanzierung des insgesamt 4,3 Millionen
kostenden Behandlungszentrums zu
mobilisieren. „Von fünf bis zu 50 000
Euro reichten die zigtausend Spenden“, strahlt Schatzmeisterin Juliane
Tritschler. Die Zahlen machen eines
klar: Sowohl Betroffene, das medizinische Fachpersonal wie auch Men-
Klinikchef Dr. Matthias Geiser, Onkologe Dr. Frank Schaumann, Vorsitzender Professor Dr. Klaus Lang vom Verein Palliativzentrum VS, Stationsleiterin Juliane Tritschler, Palliativmedizinerin Dr. Annette Pottharst sowie Helga Martin und Arnold Willmann vom Gesamtvorstand des Vereins (von links) freuen sich auf die Eröffnung des Palliativzentrums.
Foto: Ulrich Schlenker
schen mit sozialer Kompetenz wollen
das Palliativzentrum.
Fachschwester Tritschler ist Stationsleiterin auf der zehn Einzelzimmer und ein Doppelzimmer umfassenden
palliativmedizinischen
Abteilung des Klinikums. Ein Team
aus 20 bis 25 Fachkräften mit weitspannenden Kenntnissen wird sich
um die bis zu zwölf Patienten kümmern. Pflegekräfte, Therapeuten und
natürlich Fachärzte sind darunter.
Palliativmedizinerin Annette Pott-
harst wird die Belegung der Betten
organisieren. „In Abstimmung mit
den ambulanten Ärzten und Organisationen wie der Brückenpflege wird
es eine Priorisierung geben“, ist ihr
klar. Die Ärztin merkt an, dass die
nicht heilbaren Patienten das Palliativzentrum nach einer Besserung
ihres Zustands wieder verlassen und
zu Hause weiter versorgt werden.
„Wir sind ein Zentrum in einem
Netzwerk“, stuft Onkologe Dr. Frank
Schaumann die neue Abteilung des
Neuapostolische Kirche überreicht Spende an AK Asyl
Kreiskrankenhauses ein. Die Abteilung hat den Status einer sogenannten „Besonderen Einrichtung“. „Es
gibt keine Fallpauschalen, wir werden Tagessätze abrechnen. Alle Kassen machen mit“, betont Klinikgeschäftsführer Dr. Matthias Geiser.
Besonders ist auch die räumliche
Ausstattung. Es gibt ein Wohnzimmer mit Sitzecke und einer Küchenzeile. Ein Multifunktionsraum steht
für Kunst- und Musiktherapien sowie
Gespräche zur Verfügung. „Palliativ
heißt, etwas leichter machen. Wir
wollen den Patienten das Leben erleichtern, es so lebenswert wie möglich machen“, sagt Vereinsvorsitzender Professor Dr. Klaus Lang.
Am 21. November hat die Bevölkerung am Tag der offenen Tür die
Möglichkeit, das Palliativzentrum zu
besichtigen. Von elf bis 16 Uhr gibt es
Führungen, Vorträge und Informationen vom Palliativverein. Der Einlass erfolgt über den Haupteingang
usr
des Klinikums.
„Mit Gottes Hilfe
schaffen wir das“
Arbeitskreis Asyl tagt in der Friedenskirche
Die Hilfsbereitschaft der ehrenamtlichen Kräfte ist in Schwenningen beim Thema Flüchtlinge
weiterhin groß. Die Helfer des
Arbeitskreises Asyl wollen die
anstehenden Aufgaben bewältigen. Syrer bedrohen sich jedoch gegenseitig.
Die Neuapostolische Kirche, Gemeinde Schwenningen, übergab eine Spende über 2000 Euro an den Arbeitskreis Asyl (AK Asyl) in Schwenningen. Die Neuapostolische Kirche hatte bei einem Gemeindefest gesammelt,
von ihrem zentralen Missionswerk in Stuttgart wurde der Betrag aufgestockt. Der stellvertretende Gemeindevorsteher Dieter Wahl und Gemeindevorsteher Bernd Pioch, gaben den Scheck an Reinhold Hummel, Evelyn Preuß und Hans-Ulrich Hofmann vom AK Asyl (von rechts). Laut Hofmann werde ein Teil des Geldes für
Bücher für das Sprach-Café in der Landeserstaufnahmestelle auf dem Messegelände verwendet.
wit/Foto: Heinz Wittmann
Werkstatt ins Feuerwehrhaus?
Fahrräder für Afrika suchen immer noch eine neue Bleibe
Lange arbeitete die Fahrradwerkstatt in der Sturmbühlstraße gut und erfolgreich. Bekanntlich wird das alte Haus abgerissen und die Fahrräder für Afrika
suchen eine neue Bleibe. Jetzt
möchte Initiator Ewald Baumann seine Werkstatt im alten
Feuerwehrhaus unterbringen.
Schwenningen. In einer Besprechung mit Baubürgermeister Detlev
Bührer hat Baumann die Zusicherung
erhalten, dass seine Werkstatt noch
bis Ende Februar eine Galgenfrist bekommt. Für die Zeit danach wird eine
dringende Lösung des Raumproblems gesucht.
In einem Schreiben an Oberbürgermeister Kubon schildert Ewald
Baumann seine bisherigen vergeblichen Bemühungen für die Unterbrin-
gung seiner Fahrradwerkstatt. So sei
in den vorhandenen leerstehenden
Industriegebäude (Beispiel: EmesUhren) meist der Stromanschluss
nicht mehr vorhanden. „Ohne Lichtverhältnisse kann Werkstattarbeit
nicht geleistet werden“, sagt Baumann.
Er fragte: „Wäre es möglich, einen
Teil des zur Zeit leerstehenden alten
Feuerwehrgebäudes wenigstens Vorübergehend, also bis zum endgültigen Umbau, als Fahrradwerkstatt zu
nutzen, da dort Elektrizitäts- und
Wasseranschluss noch vorhanden
sind?“ Baumann erinnert daran, dass
im bisherigen Domizil in der Sturmbühlstraße 2 derzeit keine Stromverbindung zum Nachbarn mehr möglich ist.
Man brauche im ehemaligen
Feuerwehrgebäude nur einen kleinen
überschaubaren Werkstattbereich,
wo man bei ausreichenden elektri-
schen Lichtverhältnissen vernünftig
arbeiten könne. Dazu gehört bei der
Fahrradwerkstatt das Ausschlachten
von Fahrrädern und Reparaturen, bei
denen sich auch Flüchtlinge beteiligen, und ihre eigenen Fahrräder herrichten. Baumann denkt auch weiterhin daran, Fahrradreparaturworkshops für Flüchtlinge anzubieten.
Dafür hätten die Räumlichkeiten in
der Sturmbühlstraße 2 nicht ausgereicht.
Bis Ende Februar werden wegen
der Lichtverhältnisse dort Fahrräder,
Zubehör, Werkzeug, Werkzeugmaschinen, Näh- und Strickmaschinen,
Rollstühle, Krücken und Rollatoren,
sowie französische und englische
Bücher und Magazine immer Samstags von zehn bis zwölf Uhr angenommen.
Sonstige Annahmezeiten und Abholung
unter
Telefon:
151/
bm
15 29 24 07.
Villingen-Schwenningen. „Ich bin
weiterhin der Meinung unserer Kanzlerin, wir schaffen das, auch wenn
Hardliner wie Innenminister de Maizière dagegenschießen. Ich ergänze,
wir schaffen das, mit Gottes Hilfe“,
sagte Hans-Ulrich Hofmann, Pastor
der
Evangelisch-methodistischen
Kirche am Mittwochabend beim Treffen der ehrenamtlichen Helfer des
Arbeitskreises Asyl in der Friedenskirche.
„'Wir schaffen das' kann man für
Schwenningen, ja für den Schwarzwald-Baar-Kreis sagen. Wir sind hier
besser als in vielen anderen Landkreisen aufstellt“, bestätigte Eberhard
Weckenmann, Sachgebietsleiter vom
Landratsamt. Die neue Unterkunft in
der Schwenninger Schubertstraße,
die eigentlich ab November genutzt
werden sollte, werde nun doch nicht
mehr in diesem Jahr Flüchtlinge beherbergen. Die Unterkunft in der Villinger Straße wurde weiter ausgebaut
und es wurden Wohnungen im Fürstenbergring in Villingen angemietet,
sodass die Schubertstraße zunächst
nicht benötigt werde. „Das ist gut so,
so kann dort in Ruhe auch noch das
Erdgeschoss und das Untergeschoss
ausgebaut werden“, sagte Weckenmann. Ab dem kommenden Jahr
würden 160 Flüchtlinge in der Schubertstraße betreut. In der Unterkunft
in der Alleenstraße seien derzeit 77, in
der Villinger Straße 64 Personen
untergebracht, die überwiegende
Mehrheit stammt aus Syrien.
Weckenmann erklärte, dass die
BEA (Bedarforientierte Landeserstaufnahmestelle) auf dem Messegelände Ländersache sei und nicht in
die Zuständigkeit des Kreises falle.
Problem sei, dass Flüchtlinge die
eigentlich in der BEA auf dem Messegelände gehören, immer wieder die
Eberhard Weckenmann vom Landratsamt informierte über die neuesten Entwicklungen bei der Unterbringung der
Flüchtlinge.
Foto: Heinz Wittmann
Einrichtungen des Kreises, wie etwa
die Duschen in der Alleenstraße und
der Villinger Straße nutzen würden.
Weckenmann: „Die Flüchtlinge aus
der BEA gehen ein und aus und
kümmern sich um nichts, dabei
müsste das doch strikt getrennt sein.“
Reinhold Hummel, Leiter und Geschäftsführer der Diakonischen Beratungsstelle, der im September noch
erklärt hatte, dass in Schwenningen
keine Zelte für die Flüchtlinge würden aufgestellt werden müssen, sagte, dass die BEA jetzt „eigentlich kein
ehrenamtliches Arbeitsfeld ist, dass
wir dort aber gerne ein Sprechcafé
einrichten würden.“
Ulrike Lichte berichtete von Mobbing unter den Syrern über soziale
Medien. „Das ging hin bis zu massiven Bedrohungen. Es kam zu Hausverboten beim Roten Kreuz und in
der Kleiderkammer und entsprechende Meldungen bei der Polizei.“
Bei Syrern, die die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen hätten, habe
sich ein Neidfaktor über den unterschiedlichen sozialen Status gebildet.
Lichte: „Die Gruppe, die hier bedroht,
hat sich erweitert. Das Ganze ist teilwit
weise auch religiös motiviert.“