marketsinsight NOVEMBER 2015 AUSGABE DEUTSCHLAND DER NEWSLETTER FÜR PROFESSIONELLE INVESTOREN AKTIEN I RENTEN I ASSET ALLOKATION THEMA DES MONATS: Nachrangkapital im Fokus – viele Möglichkeiten für Anleger | Seiten 6 und 7 ÜBERRASCHUNG MIT EFFEKT Europäische Zentralbank stellt weitere Lockerung in Aussicht I Seiten 2 und 3 Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre 02 | EDITORIAL marketsinsight | November 2015 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, auch die Europäische Zentralbank (EZB) vermag immer noch zu überraschen: Die Ankündigung, die unkonventionellen Maßnahmen möglicherweise auszudehnen, löste an den Kapitalmärkten einen regelrechten Kaufrausch aus. In der Tat erscheint ein solcher Schritt gegenwärtig wenig gerechtfertigt. Euroland wächst mit rund 1,5 Prozent im Rahmen seines mittelfristigen Wachstumspotenzials. Trotz der Turbulenzen in China halten sich die Stimmungsindikatoren aus der Industrie und dem Dienstleistungsbereich konstant über 50. Die Kreditvergabe zieht endlich auch in den Peripherieländern wieder an. Die Geldmenge M3 wächst mit gut fünf Prozent erstmals seit Jahren stärker als das nominelle Bruttoinlandsprodukt. Zwar liegt die Inflationsrate mit derzeit 0,0 Prozent meilenweit vom angestrebten EZB-Ziel von zwei Prozent entfernt. Sobald sich jedoch der dramatische Einbruch der Ölpreise basisbedingt aus den Preisdaten herausarbeitet, dürfte zumindest wieder eine Eins vor dem Komma stehen. So bleibt die Vermutung, dass die EZB mit der geplanten weiteren Lockerung tatsächlich ein Währungsziel verfolgt. Schließlich hilft ein schwacher Euro nicht nur der müden Inflation, sondern stärkt auch die Exporte. Gerade wenig reformfreudige Länder wie Frankreich dürften diese Unterstützung gerne annehmen. Zusammen mit der EZB könnten zwei weitere große Notenbanken ihre Geldschleusen weiter öffnen. So hält sich die Bank of Japan angesichts Christian Heger ist INHALT Geschäftsführungsmitglied und Chief Investment Officer bei HSBC Global Asset ASSET ALLOKATION Lahmes Wachstum belastet Firmengewinne | Seite 3 Management (Deutschland) GmbH. enttäuschender Wachstumszahlen die Option offen, das Ankaufsvolumen nochmals anzuheben. In China wurde der Leitzins zum vierten Mal in diesem Jahr gesenkt. In Hinblick auf die schwachen Wirtschaftsdaten sind selbst unkonventionelle Maßnahmen wie der Kauf von Anleihen künftig nicht auszuschließen. Unter den vier großen Notenbanken denkt lediglich die Fed darüber nach, die extrem expansive Geldpolitik zu beenden. Aber auch hier sind zunächst allenfalls kosmetische Schritte zu erwarten. Ein Ende der reichhaltigen Liquiditätsversorgung ist daher noch weiter in die Ferne gerückt. Anleger sollten sich diesem Strom nicht entgegenstellen und an risikotragenden Wertpapieren festhalten. Ihr Christian Heger WÜNSCHEN SIE ÄNDERUNGEN BEIM VERSAND? Markets Insight möchte ich künftig nur per E-Mail erhalten Markets Insight soll mir künftig gleichzeitig online und postalisch gesendet werden Ich möchte Markets Insight abbestellen Wenn es eine iPad-Version von Markets Insight gäbe – würden Sie diese nutzen? Ja Nein Weiß nicht Wir freuen uns über Feedback per E-Mail unter: [email protected] Alternativ können Sie uns auch ein Fax senden: + 49 211 910 91775 Firma Name Anschrift E-Mail Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre AKTIEN Notenbanken treiben erneut die Kurse | Seite 4 RENTEN Währungen beeinflussen die Zinspolitik | Seite 5 THEMA DES MONATS Im Fokus stehen CoCos, Hybrids und Co. | Seite 6 Kontakt | Seite 8 IMPRESSUM Herausgeber HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH Anschrift Herausgeber und Redaktion HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH Königsallee 21/23, 40212 Düsseldorf [email protected] © Copyright: HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH 2015 Verantwortliche Redakteure Kathrin Quandt, Corinna Voglis Gestaltung und Produktion Mike Communications, Köln Fotos Titel: typhoonski/Thinkstock, S. 3, S. 4: Thinkstock, S. 6 – 7: Diana Taliun/Thinkstock Druck SD Service-Druck GmbH & Co. KG, Neuss Stand: 10. November 2015 ASSET ALLOKATION | 03 marketsinsight | November 2015 LAHMES WACHSTUM BELASTET FIRMENGEWINNE ASSET ALLOKATION: Die nachlassende Dynamik in China belastet die Weltkonjunktur. Der für 2016 erwartete Anstieg der Unternehmensgewinne in den Industrieländern steht auf wackligen Beinen. ren Eurozone wächst die Weltwirtschaft daher nur knapp über der für Unternehmensgewinne so wichtigen Marke von 2,5 Prozent. Ein kleiner externer Schock würde genügen, um den allseits erwarteten Anstieg der Unternehmensgewinne für 2016 zunichte zu machen. Anfällig sind insbesondere die USA. Bereits im dritten Quartal gingen die Gewinne der US-Unternehmen zum zweiten Mal in Folge leicht zurück. Der starke Dollar belastet den Export und erhöht den Preisdruck im Inland. Gleichzeitig steigen die Löhne stärker als die Inflationsrate. Die angekündigte Zinswende der Fed könnte zudem die Finanzierungskosten erhöhen. In den letzten Jahren wurde der Gewinn pro Aktie vornehmlich durch Aktienrückkäufe gesteigert, allein 2015 kauften Unternehmen bislang Aktien für rund 600 Milliarden Dollar zurück. Aktien aus Eurozone und Asien bevorzugt Die kräftige Erholung der letzten Wochen hat die Jahresbilanz vieler Aktienmärkte deutlich verbessert. Geht der Aufschwung nahtlos über in eine Jahresendrally? Zumindest der Blick auf die monetären Rahmendaten stimmt zuversichtlich. So denkt die EZB darüber nach, bereits im Dezember die Geldschleusen weiter zu öffnen. Zusammen mit China und Japan liegen somit drei der vier großen Notenbanken unverändert auf expansivem Kurs. Selbst die Töne der US-Notenbank Fed werden moderater. Zwar könnte die erste Zinserhöhung seit neun Jahren Mitte Dezember bevorstehen. Viele Zinsschritte dürften aber dank schwächerer US-Konjunktur kaum folgen. Die Zeiten rekordhoher Margen nähern sich daher dem Ende. Angesichts einer historisch überdurchschnittlichen Bewertung wachsen insbesondere nach der bevorstehenden Zinswende die Kursrisiken. Insgesamt erscheint es daher wenig sinnvoll, den gestiegenen Aktienkursen jetzt noch hinterherzulaufen. Zwar sprechen das Saisonmuster und mögliche geldpolitische Impulse eher für einen freundlichen Jahresausklang. Das Potenzial dürfte jedoch begrenzt sein. Unsere Favoriten auf der Aktienseite bleiben Euroland und Asien. Im Zinssegment könnte die positive Entwicklung in einigen Emerging Markets durchaus noch etwas weiterlaufen. zent haben die Emerging Markets die geringste Wachstumsrate seit 2009. Die entwickelten Volkswirtschaften profitieren zwar von günstigen Rohstoffen, für eine deutliche Wachstumsbeschleunigung fehlt dennoch die Kraft. In den USA haben sich die Hoffnungen auf eine höhere Dynamik Richtung drei Prozent verflüchtigt. 2,5 Prozent für 2015 und 2016 dürften schon als Erfolg gelten. Trotz einer wieder stabile- ASSET ALLOKATION: DAS PORTFOLIO UNTER DER LUPE Benchmark Empfohlene Gewichtung Emerging Markets auf Talfahrt Die Fortsetzung der reichhaltigen Liquiditätsversorgung weltweit hat jedoch auch eine für die Aktienmärkte weniger erfreuliche Ursache: die enttäuschende Entwicklung der Weltkonjunktur. Vor allem in den Emerging Markets hält die Talfahrt an. Brasilien und Russland befinden sich in einer schweren Rezession. China weist mit 6,9 Prozent zwar im dritten Quartal ein robustes Wachstum aus, die Stimmungsindikatoren in der Industrie verharren aber hartnäckig unter der kritischen Marke von 50. Die nachlassende Dynamik in China strahlt zunehmend auf die übrigen asiatischen Volkswirtschaften aus. Mit deutlich unter vier Pro- 10 % 25 % 25 % 27 % Fixed Income: Staatsanleihen Euroland Corporate Bonds Euro Inv. Grade Staatsanleihen Emerging Markets Welt 22 % Aktien: 15 % 12,5 % 10 % 7,5 % 14 % 18 % 5% 5% 4% Aktien Europa Aktien Asien (inkl. Japan) Aktien USA Aktien Emerging Markets Welt ex Asien Quelle: HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre Stand: 10.11.2015 04 | AKTIEN marketsinsight | November 2015 NOTENBANKEN TREIBEN ERNEUT DIE KURSE AKTIEN: Die Europäische Zentralbank sorgte wieder einmal für Feierstimmung an den Börsen. Fundamental gesehen scheint das Potenzial für Kursgewinne in Europa höher als in den USA. Und was schließen wir daraus? Die globale Konjunktur könnte mehr Dynamik verkraften. Die spezifischen Probleme in einigen Emerging Markets dürften deren Wachstumsaussichten vorerst weiter bremsen. Ebenso dürften anhaltend tiefe Rohstoffpreise einer konjunkturellen Hausse entgegenstehen. Zinserhöhungen in den USA kommen da wenig gelegen. Die Renditen für USTitel dürften dann schrittweise attraktiver werden und für einen Kapitalfluss aus den Emerging Markets zurück ins eigene Land sorgen. Das hätte offensichtliche Folgen für die Währungen in einigen Emerging Markets. Wir sprechen also nicht nur von unterschiedlicher Konjunkturdynamik. Auch die geldpolitischen Divergenzen dürften zu anhaltender Volatilität führen. Geduldig auf Rücksetzer warten Mit Spannung lauschten die Marktteilnehmer den Worten Mario Draghis, und der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) lieferte ihnen einmal mehr, was sie hören wollten. Ein Ende der lockeren Geldpolitik ist in der Eurozone nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Die EZB ist bereit, mit weiteren Maßnahmen und, falls nötig, mit noch mehr Liquidität ihren Kampf gegen die nachhaltig niedrigen Inflationsraten fortzusetzen. Das allein wurde schon positiv aufgenommen und führte zu Kursgewinnen. Die europäischen Aktienmärkte legten in einem Monat rund zehn Prozent zu – in einem Umfeld, in dem die übrigen fundamentalen Argumente bestenfalls gemischt ausfallen. Durchwachsene Berichtssaison Die Berichtssaison verlief in Europa eher durchwachsen. Die Ergebnisschätzungen waren im Vorfeld nach unten korrigiert worden, so dass selbst positive „Überraschungen“ in vielen Fällen vor diesem Hintergrund zu sehen sind. Nur wenige Unternehmen beeindruckten die Anlegerschar tatsächlich mit positiven Aussagen. Die Ereignisse um VW belasten nicht nur den deutschen Aktienmarkt. Der gesamte Automobilsektor samt Zulieferern steht seit Bekanntwerden der ersten Vorwürfe unter Druck. Zu erwartende Dauer: nicht zu prognostizieren. Ergebnis und Belastung für VW: nicht zu prognostizieren. Allein diese Tatsache führte über die letzten Wochen immer wieder zu Volatilitätsausbrüchen. Daneben kristallisiert sich eine weitere Quelle potenzieller Verunsicherung heraus: die Geldpolitik in den USA. Die Aktienmärkte feierten die Aussagen der EZB noch mit kräftigen Kursgewinnen, die selbst den Rentenmarkt – zumindest kurzzeitig – erfassten. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten in den USA fielen allerdings gemessen an den Konsenserwartungen überraschend positiv aus. Reflexartig setzte die bekannte Argumentationskette ein: starker Arbeitsmarkt gleich starke Konjunktur gleich Zinserhöhung im Dezember. In Europa fokussierten Anleger den ersten Aspekt, die starke Konjunktur, und trieben die Aktienmärkte erneut an. In den USA hingegen verharrten die Aktienmärkte im Wesentlichen auf den vorher erreichten Kurshöhen. Heftig war die Reaktion bei deutschen Anleihen: kräftige Kursverluste aus Angst vor einer Zinserhöhung in den USA. Was für einen Unterschied doch eine einzige Woche in der Gemütslage machen kann. Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre In diesem Umfeld gehen wir davon aus, dass die Gewinne auch im kommenden Jahr zwar noch steigen werden. Die zu erwartenden Zuwächse dürften aber im einstelligen Bereich bleiben. Im Kontext steigender Zinsen und historisch hoher Margen bei wenig dynamischer Weltkonjunktur dürfte das weitere Kurspotenzial in den USA vorerst jedoch überschaubar bleiben. Etwas anders mag dies in der Eurozone aussehen, insbesondere wenn die Zinsdifferenzen zu weiteren Kursgewinnen des US-Dollars gegenüber dem Euro führen. Ob die hiesigen Märkte sich jedoch nach 2015 auch 2016 gegenüber den USA als klarer Outperformer herausstellen können, darf mit Blick auf die unterdurchschnittliche Konjunkturdynamik und den heute schon relativ hohen Bewertungsrelationen hinterfragt werden. Wir bleiben bis auf weiteres bei einer neutralen Aktiengewichtung. Auch unter AbsoluteReturn-Gesichtspunkten halten wir das RisikoErtrags-Profil für neue Aktienengagements nicht für attraktiv genug. Die Volatilität wird uns Gelegenheit geben, auf ansprechenderem Niveau Positionen aufzubauen. Bis dahin bleiben wir geduldig. Im Kontext steigender Zinsen und historisch hoher Margen dürfte das Kurspotenzial in den USA überschaubar bleiben. Babak Kiani ist Co-Head Portfoliomanagement bei HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH. RENTEN | 05 marketsinsight | November Juli 2015 2015 WÄHRUNGEN BEEINFLUSSEN DIE ZINSPOLITIK RENTEN: Die von der Europäischen Zentralbank in Aussicht gestellten Zinssenkungen dürften den Euro weiter schwächen. Das erschwert es der US-Notenbank, die Zinsen in den USA zu erhöhen. Man hat aktuell das Gefühl, dass die EZB die Fed dominiert – eine eher ungewöhnliche Situation. Andreas Vester ist zuständig für das Fixed Income Portfolio Management bei HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH Als Mario Draghi den Leitzins im September 2014 auf das aktuelle Niveau von 0,05 Prozent und den Einlagensatz auf minus 0,20 Prozent gesenkt hatte, verkündete der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), dass das „untere Ende“ erreicht sei. 13 Monate später öffnete Draghi auf der letzten EZB-Sitzung ziemlich überraschend die Tür für erneute Zinssenkungen beziehungsweise eine weitere Senkung der Einlagenfazilität. Nun wissen wir alle, dass 13 Monate an den Kapitalmärkten eine halbe Ewigkeit sind und Marktgegebenheiten sich schnell ändern können. Aber aufgrund der fundamentalen Lage erscheinen die neuesten Überlegungen der EZB doch recht aggressiv. Gemessen am Wachstum der Eurozone waren die ersten beiden Quartale mit 0,5 und 0,4 Prozent eigentlich in Ordnung. Übersetzt in eine Jahresrate wuchs die Wirtschaft der Eurozone damit zuletzt mit 1,5 Prozent. Und gemessen an den gängigen Vorlaufindikatoren dürfte diese Rate mit einer gewissen Schwankungsbreite beibehalten werden. Wirtschaft der Eurozone erholt sich Auch monetäre Indikatoren haben sich in den letzten Monaten deutlich stabilisiert. So wächst die Geldmenge M3 derzeit mit einer jährlichen Rate von rund fünf Prozent. Die Kreditvergabe an Unternehmen schrumpft nicht mehr, und das entsprechende Pendant für Haushalte wächst mit 2,6 Prozent, Tendenz stark steigend. Auch die vierteljährliche Umfrage der EZB unter Banken, der Euro Area Bank Lending Survey, zeigt, dass Banken Kreditstandards weiter lockern und die Nachfrage nach Krediten zunimmt. Alle diese Punkte sollten die Zentralbank freuen. Schließlich ist das Ziel ihrer diversen Kaufprogramme, die Kreditvergabe in der Eurozone und damit die wirtschaftlichen Aktivitäten anzukurbeln. Nichtsdestotrotz scheint die EZB nicht vollends zufrieden. Sie hadert nach wie vor mit einer niedrigen Inflationsrate beziehungsweise mit aus ihrer Sicht zu niedrigen Inflationserwartungen. Zusätzlich weist sie auf Risiken aus den Emerging Markets hin. Der Ölpreisverfall hat vielen dieser Länder zugesetzt, so dass für unsere eigene Wirtschaft mit geringeren Exporten zu rechnen ist. Auch der Euro hat sich in den letzten Monaten stabilisiert. Die Währungsentwicklung ist vermutlich ein großes Ziel der EZB-Politik, auch wenn sie es so niemals öffentlich formulieren würde. Fakt ist, dass ein schwacher Euro hilft, Exporte anzukurbeln. Genau in diese Richtung muss man unseres Erachtens die aktuellen Zinssenkungsge- danken der EZB interpretieren. Mit seinen Äußerungen konnte Draghi jedenfalls den kurzfristigen Aufwärtstrend des Euros stoppen. Ob sich der im Jahr 2014 begonnene Abwärtstrend nun fortsetzt, hängt nicht nur von der EZB ab. Hier hat auch die US-Notenbank Fed ein Wörtchen mitzureden. Während sich weltweit praktisch alle wichtigen Zentralbanken im Zinssenkungsmodus befinden, ist die Fed allein auf weiter Flur. Sie kommuniziert weiterhin, dass es sinnvoll sei, die Zinsen noch in diesem Jahr zu erhöhen. Unserer Meinung nach sollte sie dies auch tun, um noch etwas von ihrer Glaubwürdigkeit zu bewahren. Dafür bleibt noch genau eine Möglichkeit, nämlich der 16. Dezember, der Tag der nächsten Fed-Sitzung. Zwei Zinsentscheidungen im Dezember Die EZB hat ihre letzte Sitzung bereits am 3. Dezember. Sollte sie dann die Zinsen und/oder die Einlagenfazilität senken, dürfte dies noch einmal ein erhebliches Abwärtspotenzial für den Euro bedeuten. Für die Fed wäre das problematisch. Wenn sie zwei Wochen später die Zinsen tatsächlich erhöht, bekäme der US-Dollar wahrscheinlich zusätzlichen Auftrieb. Es ist schwer vorstellbar, dass die Fed dies einfach so in Kauf nimmt und die USA damit zu einem Hort der (Währungs-)Stabilität macht. Ab einem gewissen Punkt dürfte ein starker US-Dollar die Wirtschaft in den USA negativ beeinflussen – wenn dies nicht bereits der Fall ist. Man hat damit aktuell das Gefühl, dass die EZB die Fed dominiert – eine eher ungewöhnliche Situation. RENTEN: GELDMENGENWACHSTUM UND KREDITVERGABE Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 20 15 10 5 0 –5 –10 05/05 03/06 01/07 Kredite an Unternehmen 11/07 09/08 07/09 Kredite an Haushalte 05/10 03/11 01/12 11/12 09/13 07/14 05/15 Geldmenge M3 Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Quelle: Datastream Stand: 30.09.2015 Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre 06 | THEMA DES MONATS marketsinsight | November 2015 IM FOKUS STEHEN COCOS, HYBRIDS UND CO. NACHRANGKAPITAL: Anleger können trotz Volatilität gelassen bleiben – mit einer fundamental-technischen Kreditanalyse bieten sich Chancen. VON KERSTIN TERHARDT Vor dem Hintergrund sich verdichtender Wachstumssorgen in weiten Teilen der Emerging Markets, vor allem in China und Brasilien, in Kombination mit einzelnamenbezogenen schlechten Nachrichten, waren die letzten Monate geprägt von hoher Kapitalmarktvolatilität. So führte insbesondere der überraschende Verzicht auf den ersten Zinsschritt der US-Fed im September zu Turbulenzen an den Kapitalmärkten, schickte die Aktienmärkte zeitweise auf Talfahrt und trieb die Risikoprämien für Unternehmens- und Finanzanleihen in die Höhe. In diesem Umfeld mussten vor allem hybride Unternehmensanleihen deutliche Kursabschläge hinnehmen, da hier zusätzlich auch einzelne, negative Unternehmensnachrichten im Versorger-, Rohstoff- und Automobilbereich zu deutlich ansteigenden Risikoprämien der Nachranganleihen der betroffenen Unternehmen führten. Auch nachrangige Finanzanleihen konnten sich diesem negativen Umfeld nicht gänzlich entziehen. Mit sich entspannendem Marktumfeld konnten die Äußerungen Mario Draghis zu einer potenziellen Ausweitung des „Quantitative Easing“ die Märkte wieder zu neuerlichen Kursgewinnen treiben. Allerdings sollte damit auch perspektivisch ein weiter anhaltendes Niedrig- zinsumfeld – sowohl in Euroland als auch in den USA – erwartet werden. Insbesondere da auch die Fed weiter betont, dass der zu erwartende Zinserhöhungszyklus deutlich moderater verlaufen dürfte als vergangene Zinserhöhungsphasen, sollte man mittelfristig dafür positioniert sein, dass sich an dem Renditeumfeld nur wenig ändern dürfte. Damit stehen institutionelle Investoren weiterhin vor der Herausforderung, höherrentierliche Assetklassen zu identifizieren und entsprechend stark zu investieren, um angestrebte Mindesterträge generieren zu können. Bei Betrachtung des Nettoneuangebotes an Unternehmens- und Finanzanleihen bleibt festzuhalten, dass der weiter steigenden Nachfrage nach höherrentierlichen Assetklassen ein nur schwach wachsendes Angebot gegenübersteht. Regenerationskraft oft stark Unter Risiko-Rendite-Aspekten ist der Schritt hin von einem klassischen Portfolio von Unternehmensanleihen und vorrangigen Finanzanleihen zu einem Portfolio unter Einbeziehung von Nachrangkapital durchaus zielführend, und die jüngsten Spreadausweitungen, insbesondere im Bereich der hybriden Unternehmensanleihen, Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre haben die Attraktivität der Assetklasse unseres Erachtens wieder gesteigert. Die deutlich höhere Marktsensitivität und die stärkere Korrelation zu den Aktienmärkten dieser Assetklasse haben in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Anleihen in Stressszenarien einer deutlich höheren Volatilität unterliegen als Senioranleihen. Unabhängig von der individuellen Kreditqualität mussten in Krisenzeiten nahezu alle Nachrangemissionen deutliche Kursabschläge hinnehmen. Wenn die individuelle Kreditqualität als positiv zu bewerten ist und sich keine Leistungsstörungen abzeichnen, wiesen die Emissionen bei sich wieder entspannender Kapitalmarktsituation allerdings eine starke Regenerationskraft auf, so dass diese Verluste binnen weniger Monate vollständig aufgeholt werden konnten und im stabilen Kapitalmarktumfeld attraktive Performancebeiträge erzielten. Gerade im September und Oktober 2015 war diese Entwicklung beispielhaft zu beobachten. Obwohl die negative Nachrichtenlage nur einzelne Emittenten betraf, stiegen Risikoprämien über nahezu alle Emissionen hinweg deutlich an. Generell gilt jedoch, dass negative Nachrichten nicht automatisch zu Leistungsstörungen führen, sondern diese nur durch die Erfüllung im Prospekt explizit genannter Voraussetzungen möglich werden. Daher ist die intensive fundamentalanalytische Begleitung der jeweiligen Emissionen der Schlüssel für den Erfolg des Investments und bietet somit nach einer adversen Marktbewegung THEMA DES MONATS | 07 marketsinsight | November 2015 auch Chancen. So war nach zum Teil heftigen Kursverlusten im September eine starke Erholung im Oktober zu verzeichnen, die die negative Entwicklung des Septembers weitestgehend aufholen konnte. Hier spielt auch die tendenziell gesunkene Marktliquidität eine entscheidende Rolle. Regulatorische Vorgaben haben gerade im Bankenbereich dazu geführt, dass geringere Handelsbestände auf den Bankenbüchern gehalten werden, so dass die „Sofortigkeit“ der Handelbarkeit stark zurückgegangen ist und hier durch die Handelsbereiche Angebot und Nachfrage zusammengeführt werden, ohne die Bestände temporär im eigenen Handelsbuch zu halten. Daher steigen Geld-Brief-Spannen in kritischen Marktphasen oftmals sprunghaft an, so dass Bewertungskurse teilweise deutlich unter Druck geraten. Somit spielt die Verfügbarkeit von Risikokapital eine wichtige Rolle, um in solche Marktbewegungen hinein nicht exekutieren zu müssen. Neben der jeweiligen Unternehmens- und der allgemeinen Markteinschätzung spielen bei der Analyse von Nachrangkapital auch die jeweiligen regulatorischen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. So unterliegen die regulatorischen Voraussetzungen für die Anrechenbarkeit als Eigenkapital einem stetigen Wandel, so dass Änderungen seitens der Aufsichtsgremien, der Steuerbehörden, aber auch in der Methodologie von Ratingagenturen im Einzelfall zu berücksichtigen sind. Ende Oktober führte eine Änderung der Einschätzung der Formulierung über Rating- migrationen für die Anrechenbarkeit als Eigenkapital bei Hybridanleihen bei einzelnen Emittenten zu deutlichen Kursreaktionen sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. Auch diese Veränderungen sind bei der Analyse zu beachten und zeigen, dass viele Faktoren für die Bewertung dieser Anlageklasse entscheidend sind. Emissionen haben Fahrt aufgenommen Emittenten benutzen Nachrangkapital zur Optimierung ihrer Bilanzstruktur. Da Zinszahlungen auf Fremdkapital steuerlich abzugsfähig sind und diese Emissionen gleichzeitig die Eigenkapitalposition des Emittenten stärken, sind auch Änderungen in diesen Rahmenbedingungen genau zu verfolgen. Insgesamt haben die Lehren aus den vergangenen Krisenzeiten zu einer deutlichen Verbesserung der Risikotragfähigkeit durch Verbesserung der Eigenkapitalausstattung bei gleichzeitiger Reduktion der Risikoaktiva geführt und damit auch das Risiko für Leistungsstörungen Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre Kerstin Terhardt ist reduziert. Die relative Attraktivität von Nachranganleihen auch für Emittenten hat sich im vergangenen Jahr ebenso an der Emissionstätigkeit von Nachranganleihen, begeben von Industrieunternehmen, gezeigt. Neben den etablierten Nachrangsegmenten von Banken und Versicherungen sind seit 2003 auch Industrieunternehmen als Emittenten von Nachrangkapital zu nennen. Bis in das Jahr 2012 hinein war hier jedoch nur eine moderate Emissionstätigkeit zu verzeichnen, welche im Jahr 2013 deutlich an Fahrt aufnahm, so dass sich das ausstehende Volumen von hybriden Unternehmensanleihen heute auf insgesamt über 50 Milliarden Euro beziffern lässt. Und auch für die Zukunft erwarten wir eine gut gefüllte Pipeline dieser Emissionen. Da gerade in dem Segment Nachrangkapital auf eine hohe Granularität des Portfolios abzustellen ist, führt das steigende Marktvolumen auch zu besseren Selektionsmöglichkeiten, was einen positiven Beitrag für die Portfoliokonstruktion leisten kann. Insgesamt bleibt unseres Erachtens festzuhalten, dass Nachranganleihen auch im anhaltend volatilen Kapitalmarktumfeld trotz ihrer höheren Marktsensitivität bei fundamentalanalytisch getriebener Selektion und Nutzung von Marktchancen einen positiven Performancebeitrag leisten können. Fondsmanagerin des HSBC Trinkaus Subordinated Credit. Die in diesem Text vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die persönliche Auffassung des Interviewten dar und können sich jederzeit ändern; solche Meinungsäußerungen müssen nicht publiziert werden. marketsinsight | November 2015 KONTAKT | 08 INSTITUTIONAL & CORPORATE-BUSINESS-TEAM IHR ANSPRECHPARTNER Leonhard Fröhling Head of Institutional & Corporate Business bei HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH, Telefon: 0211 / 910 3971 E-Mail: [email protected] Von links nach rechts: Markus Pottmeier, Direktor, Institutionelles Kundengeschäft, Olaf Riemer, Direktor, Institutional & Wholesale Business, Leiter Versicherungen & IFAs, Wiebke Merbeth, Prokuristin, Corporate Business, Markus Ackermann, Direktor, Institutional Business, Spezialist Emerging Markets, Leonhard Fröhling, Direktor, Head of Institutional & Corporate Business, Andreas Folgner, Direktor, Head of Corporate Business, Clemens Mayer-Schoene, Prokurist, Corporate Business Disclaimer Diese Publikation wurde von HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH erstellt, ist kein Angebot, keine Anlageberatung oder -empfehlung und keine unabhängige Finanzanalyse und kann eine Anlageberatung durch Ihre Bank nicht ersetzen. 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