Quellensammlung 2015

Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie
Quellensammlung
Fünfte, überarbeitete Auflage, August 2015
Höhere Kaderausbildung der Armee
Militärakademie an der ETH Zürich
Dozentur Strategische Studien
Vorwort
Das vorliegende Kompendium „Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie” ist
eine Quellensammlung, die in der gleichnamigen Vorlesung der Dozentur Strategische
Studien der MILAK als Begleitlektüre verwendet wird. Strategisches Denken wird an der
Dozentur mit historischer Tiefe behandelt, freilich mit einem Schwerpunkt auf zeitgeschichtlicher und aktueller Sicherheitspolitik und (Militär-)Strategie. Angesichts der
begrenzten Zeit in der Vorlesung ist eine Selektion der Autoren ebenso unvermeidlich wie
diskutabel – jeder Streifzug verlangt den sprichwörtlichen Mut zur Lücke. Auch wenn die
Auswahl der Themen und Texte sich letztlich danach richtet, was man als zur
Allgemeinbildung der zukünftigen Berufsoffiziere der Schweizer Armee gehörig erachtet, ist
über die Auswahlkriterien Rechenschaft abzulegen. Dabei geht es um die Klärung der drei
Begriffe, die den Vorlesungsinhalt umschreiben:
Nach Werner Hahlweg definiert sich der „Klassiker” dadurch, dass er „in und über seiner Zeit
steht”. Das heisst, ein „Klassiker” beurteilt das strategische Denken und Handeln seiner
Vorgänger im Lichte des Geschehens seiner Zeit und wirkt durch die Beachtung, die er mit
seinen Erkenntnissen und Abstraktionen findet, in die Nachwelt hinein; in Einzelfällen
gestaltet er das Geschehen seiner Zeit auch massgeblich mit. Ein “Klassiker” ist also
zugleich Rezipient und Bezugsgrösse für die Rezeption, gelegentlich auch Akteur, und
verkörpert damit zugleich Kontinuität und Innovation. Angesichts der selektiven, ja oft
geradezu eklektischen Rezeptionsgeschichte ergibt sich allerdings die Herausforderung,
jene Texte und ihre Kernpassagen der „Klassiker” zu ermitteln, die in besonderem Masse
auf die Nachwelt gewirkt haben. Dieser Versuch wird hier unternommen. Ausgangspunkt ist
dabei primär die Bedeutung eines Textes in unserer Gegenwart, sekundär aber durchaus
auch seine Wirkung auf den Verlauf der beiden Weltkriege.
Zweitens stellt sich die Frage nach dem Wesen des „strategischen Denkens und Handelns”
in der Kriegsgeschichte. Dieses sei hier in einem traditionellen Sinne verstanden als die
Wechselwirkung zwischen den politischen Zielen und dem Aufbau bzw. der Verwendungsweise der Gewaltmittel. Letztere kann durchaus auf operativer oder taktischer Ebene
stattfinden – ganz im Sinne des „strategic corporal” von Charles Krulak. Entsprechend
erklärt sich auch die Aufnahme operativ-taktischer Konzepte –, soweit sie den Anspruch
erheben dürfen, nicht zeit- und raumgebunden, sondern in einem gewissen Masse
allgemeingültig zu sein.
Unter „Kriegstheorie” schliesslich soll der wiederkehrende Versuch verstanden werden, das
Clausewitz‘sche „Chamäleon” Krieg in seiner Gesamtheit bzw. in seinem tieferen Wesen zu
erfassen und in einer kohärenten Konzeption wiederzugeben. Die Kriegstheorie ist somit der
Versuch, alle Faktoren zu ergründen, welche auch in einem zukünftigen Krieg massgeblich
sein sollen, ohne aber ausdrückliche Handlungsempfehlungen abzugeben, wie dies die
Strategielehre tut. Allem strategischen Denken liegt eine bestimmte Kriegstheorie oder ein
Kriegsbild zugrunde, nur in Ausnahmefällen aber, wie etwa bei David Galula, werden
Strategieempfehlungen explizit von einer Kriegstheorie abgeleitet.
Das Kompendium beinhaltet ausserdem eine kurze Bibliographie von Standardwerken, die
sich für einen raschen Zugriff auf einzelne „Klassiker” der Strategiegeschichte und der
Kriegstheorie und ihre historische Einordnung besonders eignen. Auch diese Werke gehören zur Grundlage der Vorlesung.
Die Texte sind in der Reihenfolge ihrer Behandlung in der Vorlesung abgedruckt. Die Textgestaltung der zitierten Edition wurde übernommen – mit Ausnahme der deutschen Übersetzungen von nicht-deutschen Originaltexten. Auslassungen innerhalb des Textausschnitts
sind mit […] markiert, eigene Zusätze finden sich ebenfalls in eckigen Klammern.
Birmensdorf, im August 2015
Dr. Mauro Mantovani
Dozent Strategische Studien
a
Inhaltsverzeichnis
1.
Sun Tsu (5. Jh. v. Chr.?), Die Kunst des Krieges ............................................................ 1
2.
Thukydides (ca. 460-397 v. Chr.), Melierdialog (um 400 v. Chr.) ..................................... 4
3.
Flavius Vegetius Renatus, Maximen der Kriegführung (um 400 n. Chr.) ......................... 9
4.
Niccolò Machiavelli (1469-1527), Der Fürst (1513) ........................................................ 10
5.
Antoine Henri Jomini, (1779-1869), Précis de l’art de la guerre (1836/37) ..................... 12
6.
Carl von Clausewitz (1780-1831), Vom Kriege (1832) ................................................... 17
7.
Helmuth von Moltke (1800-1891), Ueber Strategie (1871) ............................................ 31
8.
Alfred Thayer Mahan (1840-1914), The Influence of Sea Power upon History (16601783) (1890) ................................................................................................................. 33
9.
Julian S. Corbett (1854-1922), Some Principles of Maritime Strategy (1911) ................ 36
10. Alfred von Schlieffen (1833-1913), Der Krieg in der Gegenwart (1909) ......................... 39
11. Halford J. Mackinder (1861-1947), The Geographical Pivot of History (1904) ............... 41
12. Giulio Douhet (1869-1930), Il Dominio dell’Aria (1921) .................................................. 46
13. John F.C. Fuller (1878-1966) über den “Plan 1919” (1923) ........................................... 47
14. Hans von Seeckt (1866-1936), Moderne Heere (1929) ................................................. 48
15. Erich Ludendorff (1865-1937), Der totale Krieg (1936) .................................................. 51
16. Ferdinand Otto Miksche (1905-1992), Blitzkrieg (1942)................................................. 52
17. George F. Kennan (1904-2005), The Sources of Soviet Conduct (Juli 1947) ................ 56
18. Basil H. Liddell Hart (1895-1970), Strategy. The Indirect Approach (1967).................... 59
19. André Beaufre (1902-1975), Introduction à la Stratégie (1963) ..................................... 70
20. André Beaufre (1902-1975), Dissuasion et Stratégie (1964) ......................................... 71
21. Thomas C. Schelling (*1921), The Strategy of Conflict (1960)....................................... 73
22. Robert E. Osgood (1920-1986), The Reappraisal of Limited War (1970) ...................... 75
23. Edward N. Luttwak (*1942), Strategy: The Logic of War and Peace (1987)................... 78
24. David A. Deptula (*1952), Effects-Based Operations (Arlington) (2001) ........................ 81
25. Friedrich Engels (1820-1895), Der Aufstand als Kunst (1852) ....................................... 85
26. Friedrich Engels (1820-1895), Die Kriegsführung des Proletariats (1852) ..................... 85
27. Wladimir I. Lenin (1870-1924), Die revolutionäre Armee und der Strassenkampf (1905)87
28. Michail W. Frunse (1885-1925), Front und Hinterland in einem künftigen Krieg (1925) . 88
29. Alexander A. Swetschin (1878-1938), Operational Art (1927) ....................................... 90
30. Gregori S. Isserson (1898-1976): Operational Prospects for the Future (1938) ............. 92
31. Wassilij D. Sokolowski (1897-1968), Militär-Strategie (1963)......................................... 94
32. Charles E. Callwell (1859-1928), Small Wars (1906) ..................................................... 98
33. Charles W. Gwynn (1870-1962), Imperial Policing (1934) ........................................... 100
34. Thomas E. Lawrence (“of Arabia”) (1888-1935), Science of Guerilla Warfare (1929) .. 102
35. Mao Tse-tung (1893-1976), Ein Funke kann die ganze Steppe in Brand setzen (1930)103
36. Mao Tse-tung (1893-1976), Krieg und Politik (1938) ................................................... 103
37. Mao Tse-tung (1893-1976), Die militärischen Prinzipien zur Erringung des Sieges über
Chiang Kai-shek (1947)............................................................................................... 103
38. Ernesto (Che) Guevara (1928-1967), Beginn, Entwicklung und Ende des Guerillakrieges
(1960) ......................................................................................................................... 106
39. Hans von Dach (1927-2003), Der totale Widerstand (1957) ........................................ 108
40. Vo Nguyen Giap (*1911), Eine gestählte Armee, eine heroische Armee (1967) .......... 115
41. Vo Nguyen Giap (*1911), Art Militaire (1970) .............................................................. 115
42. David Galula (1919-1967), Counterinsurgency Warfare. Theory and Practice (1964) . 117
43. Charles C. Krulak (*1942), The Strategic Corporal: Leadership in the Three Block War
(1999) ......................................................................................................................... 121
44. Ayman al-Zawahiri (*1951), Ritter unter dem Banner des Propheten (2001) ............... 124
45. David J. Kilcullen (*1967), Best-Practice Counterinsurgency (2009)............................ 128
46. David H. Petraeus (*1952), COMISAF’s Counterinsurgency Guidance (1.8.2010) ...... 131
Weiterführende Literatur und Quellensammlungen ............................................................ 134
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
1. Sun Tsu (5. Jh. v. Chr.?), Die Kunst des Krieges1
Die Bewertung der Lage
Der Krieg ist für jeden Staat ein Ereignis von grosser Bedeutung. Er ist der Ort, der über
Leben und Tod entscheidet, er ist der Weg, der das Überleben sichert oder in den
Untergang führt. Unumgänglich ist es ihn zu untersuchen […]
Die Kriegführung gehorcht dem Prinzip der Täuschung.
Der Fähige gibt sich daher den Anschein der Unfähigkeit, Einsatzbereitschaft gibt sich
den Anschein von Zurückhaltung, Nähe gibt sich den Anschein von Ferne, und Ferne
gibt sich den Anschein von Nähe.
Wer auf Gewinn aus ist, wird geködert,
wer sich ungeordnet zeigt, wird überrumpelt,
wer massiert auftritt, gegen den wappnet man sich,
wer stark ist, dem wird ausgewichen,
wer reizbar ist, wird provoziert,
wer sich zurückhaltend zeigt, wird zur Überheblichkeit verleitet,
wer ausgeruht ist, wird zermürbt,
und wo Eintracht herrscht, wird Zwietracht gesät.
Die Kriegführung
Ihr [der Armee] Einsatz zielt auf den baldigen Sieg. Lässt der Erfolg auf sich warten,
ermüden die Truppen, und die Kampfmoral leidet. […] Die Belagerung einer Stadt
erschöpft die Kräfte, und ausgedehnte Feldzüge belasten die Ressourcen eines Staates.
[…]
Es heisst daher, dass selbst der unbedarfte Feldherr auf einen schnellen Erfolg aus ist;
noch nie hat man erlebt, dass ein geschickter Befehlshaber einen Feldzug in die Länge
gezogen hätte. Dass ein Staat Nutzen aus einem langwierigen Krieg gezogen hätte, ist
noch nie dagewesen.
Planung des Angriffs
Die Regeln für den militärischen Einsatz besagen:
Die Eroberung eines heilen Landes ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt seine
Zerstörung.
Die Unterwerfung einer heilen Armee ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt ihre
Zerschlagung.
Die Übernahme eines heilen Bataillons […], einer heilen Kompanie […], einer heilen
Gruppe ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt ihre Vernichtung.
1
Sunzi, die Kunst des Krieges, aus dem Chinesischen übertragen von Volker Klöpsch, Frankfurt
am Main, S. 12f., 14, 17ff., 31 und 51.
1
a
2
Daher ist nicht derjenige der Inbegriff der Tüchtigkeit, der in hundert Schlachten hundert
Siege erringt, sondern derjenige, der sich die Truppen des Gegners ohne Kampf
unterwirft.
Als die höchste Kriegskunst gilt es, die Strategie des Gegners zu bekämpfen, danach
kommt die Bekämpfung der Allianzen, wieder danach die Bekämpfung der Truppen und
erst am Ende der Angriff auf die befestigten Städte.
Die Belagerung von befestigten Städten sollte nur erfolgen, wenn keine andere Wahl
bleibt. […]
Wer sich auf die Kriegführung versteht, unterwirft die Armeen, ohne Schlachten zu
schlagen, erobert die Städte, ohne sie zu belagern, und zerstört die fremden Reiche,
ohne sich auf endlose Kämpfe einzulassen. Er führt seine Feldzüge als Bewahrer. Dann
behalten die Truppen ihre Kampfkraft, und der Gewinn kann als vollkommen gelten. All
das sind die Regeln für die Planung des Angriffs […]
An fünf Dingen lässt sich der Sieg vorherzusagen:
Es siegt die Seite, die weiss, wann zu kämpfen ist und wann nicht.
Es siegt die Seite, die sich auf die zahlenmässige Über- oder Unterlegenheit der
Truppen einzustellen weiss.
Es siegt die Seite, auf der Vorgesetzte und Untergebene von einem Willen beseelt sind.
Es siegt die Seite, die vorbereitet auf einen unvorbereiteten Gegner trifft.
Es siegt die Seite, auf der die militärische Führung fähig ist und der Herrscher nicht
eingreift.
Das Gefecht
[…] doch nichts ist am Ende so schwierig wie das Gefecht.
Die Schwierigkeit des Gefechts liegt darin, verschlungene Pfade als den geraden Weg
zu erkennen und eine ungünstige Lage in den eigenen Vorteil zu verkehren; indem er
[der Feldherr] den Feind auf verschlungene Wege leitet und ihn mit der Aussicht auf
einen Vorteil lockt, ist er vor ihm am Ziel, selbst wenn er nach ihm aufgebrochen ist. Wer
das vermag, beherrscht die Taktik der Verkehrung von Verschlungenem und Geradem.
Das Gefecht verspricht Gewinn, und das Gefecht beinhaltet Gefahren. Setzt man bei
diesem Kampf um einen Gewinn die gesamte Armee ein, leidet die Beweglichkeit,
schickt man die leichten Truppen ins Feld, bleibt der Tross mit dem schweren Gerät auf
der Strecke […]
Die Kriegsführung fusst auf der Täuschung, wird durch die Aussicht auf den Gewinn
angetrieben und vollzieht sich in ständig sich wandelnden Konstellationen.
Die neun Geländearten
Wirf die Truppen dorthin, wo es keinen Ausweg gibt, und sie werden kämpfen bis in den
Tod, ohne an eine Niederlage zu denken, denn weder Offiziere noch Mannschaften
werden ihre Kräfte schonen, wenn es auf Leben und Tod geht.
Wenn die Truppen sich in grösster Bedrängnis finden, kennen sie keine Furcht mehr,
wenn es kein Entrinnen gibt, bleiben sie fest, wenn sie weit vorgedrungen sind, halten
sie zusammen, und wenn sie keine Wahl mehr haben, kämpfen sie.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Aus diesem Grunde sind solche Verbände auch ohne Anweisung auf der Hut, tun auch
ohne Aufforderung ihre Pflicht, stehen einander auch ohne Absprache zur Seite und
halten auch ohne Befehle die Treue.
Der Angriff mit Feuer
Der Herrscher darf nicht aus blossem Zorn ein Heer in Marsch setzen, der Feldherr nicht
aus reiner Rachsucht in die Schlacht führen. Setze die Truppen in Bewegung, wenn es
einen Vorteil verspricht, und halte inne, wenn es keinen Vorteil bringt.
Der Zorn kann nämlich wieder in Freude umschlagen und die Rachsucht sich in
Wohlgefallen verkehren, doch ein untergegangenes Reich kann nicht wiederbelebt
werden, und die Toten können nicht wiederauferstehen.
Darauf hat der erleuchtete Herrscher acht, und der tüchtige Feldherr nimmt es als
Mahnung. Das ist der Weg, der dem Staat den Frieden und der Armee den Fortbestand
sichert.
3
a
2. Thukydides (ca. 460-397 v. Chr.), Melierdialog (um 400 v. Chr.)2
Im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) kämpften Athen, unterstützt vom Attischen Seebund, und
Sparta, unterstützt vom Peloponnesischen Bund, um die Vorherrschaft in Griechenland. Die Militäraktion
Athens gegen Melos reiht sich in mehrere solcher Aktionen gegen abtrünnige Verbündete und Neutrale ein.
Im folgenden Sommer [416 v. Chr.] fuhr Alkibiades mit einer Flotte von 20 Schiffen nach
Argos und nahm dort alle Argiver fest, die im Verdacht standen, Freunde Spartas zu
sein: 300 Männer versetzten die Athener auf die umliegenden Inseln, die sie
beherrschten.
Auch gegen die Insel Melos fuhren die Athener mit einer Flotte von 30 eigenen Schiffen,
6 aus Chios und 2 aus Lesbos; an eigenen Truppen waren es 1200 Gepanzerte, 320
Schützen, wovon 20 beritten, von den Verbündeten und Inselstädten etwa 1500
Gepanzerte. Melos ist eine Gründung von Sparta und wollte sich den Athenern nicht
fügen wie die anderen Inselstädte, sondern hielt sich anfänglich ruhig, ohne eine Partei
zu ergreifen; später aber, als die Athener die Melier durch Verheerung ihres Landes
zwingen wollten, wurden sie erklärte Feinde. Darauf landeten die Feldherren Kleomedes,
des Lykomedes Sohn, und Tisias, des Tisimachos Sohn, mit der genannten
Heeresmacht in Melos. Bevor sie aber die Feindseligkeiten eröffneten, schickten sie
Gesandte, um zu verhandeln. Die Melier liessen diese Gesandten jedoch nicht vor dem
Volk auftreten, sondern nur vor den Behörden und dem Rat der Adligen. Dort sprachen
die athenischen Gesandten das Folgende:
Die Athener: „Wenn wir unsere Worte schon nicht an das Volk richten können – offenbar,
damit das Volk nicht durch unseren ununterbrochenen Vortrag verleitet werde […] – so
haltet euch doch, ihr hier versammelten Männer, an das folgende Vorgehen. Gebt auch
ihr eure Antwort nicht in einer einzigen fortlaufenden Rede, sondern Punkt für Punkt;
unterbrecht uns, wann immer wir etwas sagen, das euch unannehmbar scheint. Sagt
nun zuerst, ob ihr mit diesem Vorgehen einverstanden seid!”
Hierauf antworteten die melischen Ratsherren: „Wir haben dagegen, dass wir einander
friedlich und gelassen überzeugen wollen, nichts einzuwenden. Aber euer kriegerisches
Auftreten bereits vor unserer Tür stimmt damit offensichtlich nicht überein. Denn wir
sehen euch herkommen, um selber zu richten in dem zu führenden Gespräch. Deshalb
dürfte, falls wir das Recht auf unserer Seite behalten und nicht nachgeben, der Ausgang
des Gesprächs für uns Krieg bedeuten, falls wir aber nachgeben, Sklaverei.”
Die Athener: „Wenn ihr argwöhnische Mutmassungen über den Ausgang dieser
Zusammenkunft anstellen wollt, so beenden wir das Gespräch besser gleich jetzt; wenn
ihr aber sachlich, gemäss den aktuellen Umständen über die Erhaltung eurer Stadt
beraten wollt, so wollen wir weiter reden.”
Die Melier: „Es scheint uns natürlich […], dass man in solcher Bedrängnis auf mancherlei Gedanken verfällt. Tatsächlich geht es in dieser Versammlung um unsere Rettung
und deshalb soll die Verhandlung so stattfinden, wie ihr vorschlagt.”
Die Athener: „Wir wollen also nicht schöne und weitschweifige Reden vortragen, etwa
dass wir als Sieger über die Perser zur Herrschaft berechtigt seien oder erlittenes
Unrecht vergelten müssten. Glaubt aber auch nicht, dass uns die Behauptung überzeugen wird, ihr hättet Sparta – obwohl ihr eine Kolonie Spartas seid – keine
2
Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, hg. von G. P. Landmann, Mannheim 2006, Buch V, S. 84-116.
4
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Heeresfolge geleistet und uns nichts zuleide getan. Versucht vielmehr das Mögliche zu
erreichen, in beidseitiger aufrichtiger Gesinnung. Berücksichtigt dabei, dass das Recht
nur gilt zwischen Menschen, die an Kräften gleich sind. Wer hingegen an Macht
überlegen ist, der wird gegenüber dem Schwächeren das Mögliche durchsetzen.”
Die Melier: „Wenn ihr das Recht beseitigt und nur auf den Vorteil bedacht seid, so wäre
es unseres Erachtens nützlich, wenn ihr nicht aufheben würdet, was allen zugute kommt:
Dass nämlich, wer in Gefahr ist, immer noch auf die Gesetze hoffen darf, auch wenn sie
nicht streng ausgelegt werden. Dies gilt nicht weniger auch zu euren Gunsten: Denn
wenn ihr jemals unterliegen solltet, dann könnten auch die anderen nicht fürchterliche
Rache nehmen.”
Die Athener: „Wir fürchten uns nicht vor dem Ende unserer Herrschaft. Denn wer über
andere herrscht wie die Spartaner, der ist kein Schrecken für die Besiegten – übrigens
richtet sich unser Kampf auch gar nicht gegen Sparta –, wohl aber ist ein unterworfener
Staat, der sich gegen seinen Herrn auflehnt, ein Schrecken. Doch überlasst uns diese
Sorge. Wir sind hergekommen, um unsere Macht zu erweitern und diese Verhandlungen
führen zur Rettung eurer Stadt. Denn so könnten wir ohne Anstrengung über euch
herrschen und ihr bliebet heil, was zum Nutzen beider Seiten wäre.”
Die Melier: „Wie aber kann uns der Verlust der Freiheit ebenso viel nützen, wie euch die
gewonnene Herrschaft?”
Die Athener: „Es wird euch doch gewiss zuträglicher sein, euch unterzuordnen als die
härtesten Bedingungen zu erleiden, und wir werden ebenfalls dabei gewinnen, wenn wir
euch nicht zu Grunde richten.”
Die Melier: „Könnt ihr nicht akzeptieren, dass wir mit keiner Seite verbündet sind und uns
stillhalten, dabei aber eure Freunde sind statt eure Feinde?”
Die Athener: „Nein, denn eure Feindschaft ist für uns nicht so nachteilig, sie würde sogar
unsere Macht zeigen. Eure Freundschaft hingegen wäre bei anderen Untertanen ein
Beweis unserer Schwäche.”
Die Melier: „Machen eure Untertanen tatsächlich keinen Unterschied zwischen Städten,
die euch nichts angehen, und euren Kolonien, die von euch abfielen und wieder von
euch bezwungen wurden?”
Die Athener: „Nun ja, unsere Untertanen wissen wohl, dass es keiner Seite an Rechtsgründen fehlt. Wenn sie sich behaupten können, sei dies stets der Macht zuzuschreiben.
Wenn ihr als schwache Insel der Seemacht Athen nicht trotzt und euch unterwerft,
vermehrt ihr unsere Macht und damit unser aller Sicherheit.”
Die Melier: „Und in unserem Vorschlag erkennt ihr keinen Sicherheitsgewinn? Ihr habt
unser Argument der Gerechtigkeit nicht gelten lassen und von uns verlangt, dass wir uns
nach euren Vorteilen ausrichten. Wir versuchen nun ebenso, euch unseren Vorteil
darzulegen und euch zu überzeugen, dass dieser mit euren Vorteilen zusammenfällt. Ihr
macht auch durch ein solches Vorgehen alle Bündnisfreien in diesem Krieg zu Feinden.
Denn diese müssten aus unserem Beispiel folgern, dass ihr sie ebenso behandeln
würdet. Ihr würdet damit nur eure bisherigen Feinde stärken und jene zu Feinden
machen, die es nie werden wollten.”
5
a
Die Athener: „Gefährlich sind uns weniger die Städte auf dem Festland, die gerade
wegen ihrer Freiheit lange zögern werden, bevor sie etwas gegen uns unternehmen.
Gefährlich sind uns wohl aber die unabhängigen Inseln wie ihr oder jene Inseln, die
durch den Zwang unserer Herrschaft erbittert sind. Denn diese sind am ehesten so
unvernünftig, sich selbst und uns in Gefahr zu stürzen.”
Die Melier: „Wenn ihr zum Äussersten bereit seid, um eure Herrschaft zu behalten, und
eure Untertanen, um vom Joch loszukommen, so müssten wir, so lange wir noch frei
sind, wohl sehr feige sein, wenn wir nicht alles in der Welt versuchen würden, bevor wir
uns in die Sklaverei begeben.”
Die Athener: „Nicht, wenn ihr vernünftig überlegt! Es geht hier nicht um Mannesehre in
einem Kampf von gleich und gleich, sondern es geht darum, eure Haut zu retten in
einem Kampf gegen einen weit überlegenen Gegner.”
Die Melier: „Das Kriegsglück schlägt sich nicht immer auf die Seite der überlegenen
Macht. Wenn wir uns sofort unterwerfen würden, gäben wir auch die Hoffnung auf;
wagen wir hingegen etwas, so dürfen wir hoffen uns zu behaupten.”
Die Athener: „Die Hoffnung kann einen in der Gefahr aufrichten, sofern man über
ausreichende Mittel verfügt; sie mag einem dann zwar schaden, doch wird sie einen
nicht völlig zugrunde richten. Wer aber sein ganzes Glück auf die Hoffnung setzt, der
lernt diese Illusion zu spät auf seinem Niedergang kennen und hat nach dieser
Erkenntnis keine Zuflucht mehr. Seht zu, ihr Schwachen, dass es euch nicht auch so
ergeht wie manchen, die sich hätten retten können, in der Bedrängnis aber ihre Hoffnung
auf Prophezeiungen und Orakelsprüche setzten und so ins Verderben stürzten.”
Die Melier: „Ihr wisst wohl, dass es für uns schwer ist, gegen eure Übermacht
anzukämpfen und dem Schicksal zu trotzen. Wir setzen aber darauf, dass uns die Götter
nicht benachteiligen werden, denn wir sind im Recht gegen einen ungerechten Angreifer.
Unseren Mangel an Macht ergänzt der Bund mit Sparta, welches – auch wenn es dazu
nicht verpflichtet ist – wegen der Blutsverwandtschaft und aus Gründen der Ehre sich
gedrängt fühlen wird, uns beizustehen. Unsere Zuversicht ist daher nicht völlig
unbegründet.”
Die Athener: „An der Gunst der Götter wird es auch uns nicht fehlen. Denn keine unserer
Forderungen widerspricht der Vorstellung der Menschen von den Göttern. Erfahrungsgemäss und natürlicherweise herrschen die Götter ebenso wie die Menschen über alle,
denen sie an Macht überlegen sind. Nach diesem Gesetz richten wir uns. Wir haben es
nicht erfunden oder als erste angewandt, sondern wir haben es vorgefunden und werden
es auch weitervererben. Ihr würdet mit Sicherheit ebenso handeln wie jeder andere, der
dieselbe Macht wie wir besitzt. Deshalb befürchten wir nicht, dass wir von den Göttern
weniger Beistand zu erwarten haben als ihr. Was eure Hoffnung angeht, dass euch die
Spartaner aus Ehrgefühl helfen werden, so bewundern wir eure Naivität, beneiden euch
aber nicht um eure Einfalt. Unter ihren Landesgesetzen handeln die Spartaner zumeist
ehrenvoll. Im Umgang mit anderen aber liesse sich manches sagen […] Kurzum, uns ist
kein Volk bekannt, das so schamlos wie sie dasjenige für schön erklärt, was ihnen passt,
und dasjenige für gerecht, was ihnen nützt. Tatsächlich ist ihre Haltung eurer Rettung
nicht förderlich.”
6
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Die Melier: „Gerade dieser Vorteil für sie bestärkt uns am meisten in unserer Hoffnung:
Sie werden nicht ihre eigene Gründung Melos aufgeben, so dass ihre Freunde in
Griechenland sie treulos nennen, ihre Feinde aber hilfreich.”
Die Athener: „Meint ihr nicht auch, dass der Nutzen mit der Sicherheit einher geht,
während es gefährlich ist, das Schöne und Gerechte zu vollbringen? Gerade Letzteres
wagen doch die Spartaner im allgemeinen am wenigsten.”
Die Melier: „Wir glauben, dass sie die Gefahr mit weniger Bedenken auf sich nehmen als
für andere, weil wir so nahe der Halbinsel Peloponnes gelegen sind (im Hinblick auf
zukünftige Dienste) und treuer sind als andere Blutsverwandte.”
Die Athener: „Wohlan. Der zur Hilfe Gerufene wird sich nicht auf die Zuneigung des Hilfe
Suchenden verlassen, sondern auf dessen reale Macht; darauf achten die Spartaner
mehr als sonst jemand. Gerade dieses Misstrauen ist der Grund dafür, dass sie nur
zusammen mit vielen Verbündeten in fremdes Gebiet einfallen. Es ist also
unwahrscheinlich, dass sie angesichts unserer Seeherrschaft auf eine Insel übersetzen
werden.”
Die Melier: „Dann könnten sie ja auch andere schicken. In den Weiten des kretischen
Meeres ist es selbst für dessen Beherrscher schwieriger, feindliche Schiffe aufzubringen
als es für jemanden ist zu entkommen. Und misslingt ihnen dies, so könnten sie sich
auch gegen euer Land wenden und gegen eure Verbündeten […]. Ihr hättet dann die
Mühe und Last nicht um ein Land, das euch nichts angeht, sondern um euer eigenes
Land und um euer Bündnis.”
Die Athener: „Wenn solches geschähe, hätten wir darin Erfahrung. Ihr wisst ja, dass wir
Athener noch nie aus Furcht vor anderen eine Belagerung aufgegeben haben. Wir
stellen aber fest, dass ihr entgegen eurer Zusage, ihr wolltet über eure Existenz
verhandeln, in diesem langen Gespräch noch nichts vorgebracht habt, wovon sich
Menschen ihre Rettung erhoffen können. Ihr setzt auf die Zukunft, aber mit euren Mitteln
seid ihr nicht in der Lage, die aktuelle Bedrohung zu meistern. Es wäre vernünftig, uns
durch einen gescheiteren Entschluss als den bisherigen umzustimmen. Denn ihr werdet
euch doch nicht leiten lassen von der Ehre, die schon so vielen Menschen in der selbst
gesuchten Gefahr zum Verderben gereicht hat. […] Hütet euch davor, wenn ihr
vernünftig seid. Es ist nicht würdelos, einem der mächtigsten Staaten nachzugeben,
indem ihr als Verbündete jährlich eine massvolle Steuer entrichtet und dafür im Besitz
des Eurigen bleibt. Ihr habt die Wahl zwischen Krieg und einem sicheren Frieden; lasst
euch durch den Kitzel nicht zum Krieg verführen. Derjenige fährt am besten, der gleich
Mächtigen die Stirn bietet, Mächtigeren aber nachgibt und gegen die Schwächeren Mass
hält. Überlegt auch gut, was ihr tun wollt, wenn wir vor der Türe sind, und bedenkt: es
geht um euer einziges Vaterland, und euer Entschluss ist entscheidend.”
Damit zogen sich die Athener zurück. Die Melier gingen nun allein zu Rate und blieben
bei ihrer früheren Meinung, die sie den Athenern mitteilten:
„Athener, wir sind noch derselben Meinung wie vorhin und wollen nicht unsere
700jährige Stadt kurzerhand ihrer Freiheit berauben lassen. Wir wollen versuchen, uns
zu erhalten, indem wir die Stadt der Vorsehung der Götter, die sie bisher immer
geschützt hat, sowie dem Beistand der Spartaner anvertrauen. Wir bieten euch noch
einmal an, euch als Freunde zu betrachten und keiner Partei feind zu sein, wenn ihr uns
7
a
dafür in Frieden lasst und wir nach eurem Abzug einen Frieden schliessen, der uns
beiden dient.”
So lautete der Bescheid der Melier. Die Athener brachen die Verhandlungen ab mit den
Worten: „Nun, ihr seid offensichtlich die einzigen Menschen der Welt, die lieber auf die
Zukunft als auf die Gegenwart bauen und dabei einem Wunschdenken frönen. Euer
blindes Vertrauen auf die Spartaner wird zu eurem Untergang führen.”
Hierauf begaben sich die athenischen Gesandten wieder zu ihrem Heer zurück; und da
die Melier sich nicht fügen wollten, eröffneten die Feldherren nun gleich den Krieg. Sie
bauten eine Mauer rings um die Stadt Melos, wobei sie die Arbeit unter ihren Völkern
nach deren Herkunft verteilten. Später liessen sie zur Bewachung eigene und
verbündete Truppen zurück, zu Lande und zur See, und fuhren mit der Hauptmacht
wieder nach Hause, die Zurückgebliebenen setzten die Belagerung fort. […]
Einmal nahmen die Melier in einem nächtlichen Angriff von der athenischen
Ummauerung ein Stück ein, das gegenüber dem Markt lag, töteten einige Männer und
schafften Getreide und andere Güter, so viel sie konnten, in die Stadt; dann zogen sie
sich zurück und blieben ruhig. Nach diesem Vorfall richteten die Athener die Bewachung
besser ein. Damit ging der Sommer zu Ende. […]
Im folgenden Winter machten die Melier einen weiteren Ausfall gegen ein anderes Stück
des athenischen Mauerrings, wo nicht viele Wachttruppen standen. Als nach diesem
Vorfall später ein weiteres Heer aus Athen kam, befehligt von Philokrates, des Demeas
Sohn, und nun die Belagerung mit aller Macht führte, und auch Verrat mitspielte, ergab
sich Melos auf Gnade und Ungnade. Die Athener richteten alle erwachsenen Melier hin,
die ihnen in die Hände gerieten, die Frauen und Kinder aber verkauften sie in die
Sklaverei. Den Ort gründeten sie selber neu, indem sie später 500 attische Bürger dort
ansiedelten.
8
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
3. Flavius Vegetius Renatus, Maximen der Kriegführung (um 400 n. Chr.)3
In allen Schlachten und auf allen Feldzügen liegen die Verhältnisse so, dass das, was
Dir [dem damaligen (west-)römischen Kaiser] nützt, dem Gegner schadet; zu Deinem
Schaden wirkt sich dagegen das aus, was ihm nützt. Wir sollen daher nie etwas tun oder
unterlassen, was seiner Absicht entspricht, sondern nur das, was wir für richtig ansehen.
Du beginnst gegen Dein Interesse zu handeln, wenn Du das nachahmst, was er zu
seinem Vorteil unternimmt; sollte er dagegen das nachahmen wollen, was Deinem
Vorteil entspricht, so wird ihm das zu seinem Schaden gereichen.
Im Krieg wird derjenige weniger Gefahr laufen, der mehr im Grenzdienst gestanden hat
und sich mehr um die Truppenausbildung gekümmert hat. Bevor Du Deine Truppe auf
die Probe gestellt hast, sollst Du sie nicht in den Kampf führen.
Es ist besser, den Feind durch Mangel, List und Schrecken zu überwinden, als in einer
offenen Feldschlacht. Der Zufall ist für den Ausgang einer Schlacht oft entscheidender
als die Tüchtigkeit. Es gibt keinen besseren Entschluss als den, der dem Gegner bis zur
Ausführung verborgen bleibt. Eine günstige Gelegenheit entscheidet im Krieg oft mehr
als Tüchtigkeit.
Grossen Nutzen erzielt man dadurch, dass man die feindlichen Soldaten für sich gewinnt
und bei sich aufnimmt, sofern sie in guter Absicht kommen. Überläufer schaden dem
Feind mehr als Gefangene.
Es ist besser, in der Tiefe seiner Stellung über mehrere Reserven zu verfügen, als sich
mit einer ausgedehnten Front aufzustellen.
Es ist schwer, den zu besiegen, der seine und des Gegners Kräfte richtig einschätzt.
Tüchtigkeit ist wichtiger als zahlenmässige Überlegenheit. Oft beeinflusst das Gelände
den Gang des Gefechtes mehr als die Tüchtigkeit.
Selten erzeugt die Natur tapfere Männer, unermüdlicher Fleiss schafft sie jedoch bei
guter Anleitung.
Ein Heer wird im strengen Dienst innerlich stark, bei Müssiggang jedoch wertlos.
Führe Deine Truppe niemals in den Kampf, wenn sie nicht an den Sieg glaubt.
Das Ungewohnte schreckt den Feind, das Gewohnte macht ihn zuversichtlich.
Wer in aufgelöster Ordnung den Feind unbedacht verfolgt, der wird den Sieg, den er
eben erst errungen hat, dem Gegner zuschieben.
Wer die Versorgung vernachlässigt, wird ohne Schwertstreich besiegt werden.
Den Gegner mehr durch Hunger als mit dem Schwert zu bedrängen, ist ein gutes
Verfahren. […] Damit der Feind Deiner Absicht nicht mit irgendwelchen Vorkehrungen
entgegenwirken kann, soll ihm verborgen bleiben, wie Du den Kampf führen willst.
3
Flavius Vegetius Renatus, Epitoma rei militaris. Das gesamte Kriegswesen, hg. von F. Wille, Aarau-Frankfurt a.M.Salzburg 1986, Buch 3, 26.
9
a
4. Niccolò Machiavelli (1469-1527), Der Fürst (1513)4
Von den Eigenschaften, derentwegen die Menschen
und besonders die Fürsten gelobt oder getadelt werden
Es bleibt […] zu prüfen, von welcher Art das Verhalten eines Fürsten gegenüber seinen
Untertanen und seinen Freunden sein muss. Da ich weiss, dass schon viele hierüber
geschrieben haben, fürchte ich, für anmassend gehalten zu werden, wenn auch ich
darüber schreibe, insbesondere da ich bei der Erörterung dieses Themas von den
Argumenten der anderen abweiche. Da es aber meine Absicht ist, etwas Nützliches für
den zu schreiben, der versteht, schien es mir angemessener, der Wirklichkeit der Dinge
nachzugehen als den blossen Vorstellungen über sie. Viele haben sich Republiken und
Fürstentümer vorgestellt, die nie jemand gesehen oder tatsächlich gekannt hat; denn es
liegt eine so grosse Entfernung zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es
sein sollte, dass derjenige, welcher das, was geschieht, unbeachtet lässt zugunsten
dessen, was geschehen sollte, dadurch eher seinen Untergang als seine Erhaltung
betreibt; denn ein Mensch, der sich in jeder Hinsicht zum Guten bekennen will, muss
zugrunde gehen inmitten von so vielen anderen, die nicht gut sind. Daher muss ein
Fürst, wenn er sich behaupten will, die Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese
anwenden oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit.
Indem ich also die blossen Vorstellungen über den Fürsten beiseite lasse und nur von
seiner Wirklichkeit spreche, stelle ich zunächst fest, dass allen Menschen, wenn auf sie
die Rede kommt, und besonders den Fürsten, da sie am höchsten stehen, einige solcher
Eigenschaften zugeschrieben werden, die ihnen Tadel oder Lob eintragen. So wird der
eine für freigebig gehalten, der andere für knausrig […]; manch einer wird für
gebefreudig gehalten, manch einer für habgierig; mancher für grausam, mancher für
milde; der eine für wortbrüchig, der andere für treu; dieser für weibisch und furchtsam,
jener für ungestüm und mutig; dieser für menschenfreundlich, jener für hochmütig; dieser
für ausschweifend, jener für enthaltsam; dieser für aufrichtig, jener für hinterlistig; dieser
für schroff, jener für nachgiebig; dieser für besonnen, jener für leichtsinnig; dieser für
fromm, jener für ungläubig und ähnliches mehr. Ich weiss wohl, dass ein jeder zugeben
würde, es wäre am löblichsten, wenn ein Fürst von allen vorgenannten Eigenschaften
nur diejenigen hätte, die für gut gehalten werden; da man sie aber weder alle besitzen
noch vollständig verwirklichen kann, weil die menschliche Natur dies nicht erlaubt, ist es
nötig, dass er den schlechten Ruf derjenigen Laster zu vermeiden weiss, die ihn die
Herrschaft kosten würden, und dass er sich auch vor solchen Lastern, die ihn nicht um
die Herrschaft bringen würden, zu hüten versteht, wenn es ihm möglich ist; vermag er
dies jedoch nicht, so kann er sich ihnen mit geringeren Bedenken überlassen. Auch darf
es ihn dann nicht kümmern, in den Ruf solcher Laster zu geraten, ohne die er schwerlich
seine Herrschaft bewahren könnte; wenn man nämlich alles genau betrachtet, wird man
finden, dass manche Eigenschaft, die den Anschein der Tugend hat, bei ihrer
Verwirklichung seinen [d.h. des Fürsten] Untergang herbeiführt, und dass manch andere
[Eigenschaft], die den Anschein des Lasters hat, ihm bei ihrer Verwirklichung zu
Sicherheit und Wohlbefinden verhilft. […]
Von der Grausamkeit und der Milde, und ob es besser ist,
geliebt als gefürchtet zu werden oder umgekehrt
4
Niccolò Machiavelli, Il Principe/Der Fürst (italienisch/deutsch), Kap. XV, XVII und XVIII, hg. von P. Rippel, Stuttgart 1986.
10
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Indem ich zu den übrigen der oben genannten Eigenschaften komme, sage ich, dass
jeder Fürst danach trachten muss, für milde und nicht für grausam gehalten zu werden;
doch muss er sich vorsehen, keinen falschen Gebrauch von der Milde zu machen.
Cesare Borgia [italienischer Renaissanceherrscher, 1475-1507] galt als grausam;
trotzdem hat er durch seine Grausamkeit die Romagna wieder in Ordnung gebracht und
geeint sowie dort Frieden und Ergebenheit wiederhergestellt. Bei genauer Betrachtung
wird man feststellen, dass er auf diese Art viel mehr Milde besass als das Volk von
Florenz, das – um dem Ruf der Grausamkeit zu entgehen – zuliess, dass Pistoia zerstört
wurde. Einen Fürsten darf es deshalb nicht kümmern, der Grausamkeit bezichtigt zu
werden, wenn er dadurch bei seinen Untertanen Einigkeit und Ergebenheit aufrecht
erhält; er erweist sich als milder, wenn er nur ganz wenige Exempel statuiert, als
diejenigen, die aus zu grosser Milde Missstände einreissen lassen, aus denen Mord und
Raub entstehen; denn hierdurch wird gewöhnlich einem ganzen Gemeinwesen Gewalt
angetan, während die Exekutionen auf Befehl des Fürsten nur Gewalt gegen einzelne
darstellen. Unter allen Fürsten ist es dem neu an die Macht gekommenen unmöglich,
den Ruf der Grausamkeit zu vermeiden, da eine neu erworbene Herrschaft voller
Gefahren ist. […]
Inwieweit Fürsten ihr Wort halten müssen
Wie löblich es für einen Fürsten ist, sein Wort zu halten und aufrichtig statt hinterlistig zu
sein, versteht ein jeder; gleichwohl zeigt die Erfahrung unserer Tage, dass diejenigen
Fürsten Grosses vollbracht haben, die auf ihr einmal gegebenes Wort wenig Wert gelegt
und sich darauf verstanden haben, mit List die Menschen zu hintergehen; und
schliesslich haben sie sich gegen diejenigen durchgesetzt, welche auf die Redlichkeit
gebaut hatten.
Ihr müsst nämlich wissen, dass es zweierlei Kampfweisen gibt: die eine mit der Waffe
der Gesetze, die andere mit blosser Gewalt; die erste ist dem Menschen eigen, die
zweite den Tieren; da aber die erste oftmals nicht ausreicht, ist es nötig, auf die zweite
zurückzugreifen. Daher muss ein Fürst es verstehen, von der Natur des Tieres und von
der des Menschen den rechten Gebrauch zu machen. […]
Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch zu
machen, muss er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen auswählen; denn der Löwe
ist wehrlos gegen Schlingen und der Fuchs [ist wehrlos] gegen Wölfe. Man muss also
ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu
schrecken. Diejenigen, die sich einfach auf die Natur des Löwen festlegen, verstehen
hiervon nichts. Ein kluger Machthaber kann und darf daher sein Wort nicht halten, wenn
ihm dies zum Nachteil gereicht und wenn die Gründe weggefallen sind, die ihn
veranlasst hatten, sein Versprechen zu geben. Wären die Menschen alle gut, so wäre
diese Regel schlecht; da sie aber schlecht sind und ihr Wort Dir gegenüber nicht halten
würden, brauchst Du Dein Wort ihnen gegenüber auch nicht zu halten. Auch hat es noch
nie einem Herrscher an ‚rechtmässigen‘ Gründen gefehlt, um seinen Wortbruch zu
verschleiern. […]
Ein Fürst muss also alle oben genannten guten Eigenschaften nicht wirklich besitzen,
wohl aber den Anschein erwecken, sie zu besitzen. Ich wage gar zu behaupten, dass sie
schädlich sind, wenn man sie besitzt und ihnen stets treu bleibt; dass sie aber nützlich
sind, wenn es nur scheint, dass man sie besitzt.
11
a
5. Antoine Henri Jomini, (1779-1869), Précis de l’art de la guerre (1836/37)5
III. De la stratégie.
Définition et principe fondamental
L’art de la guerre, indépendamment des parties que nous venons d’exposer
succinctement, se compose encore, comme on l’a vu plus haut, de cinq branches
principales: la stratégie, la grande tactique, la logistique, la tactique de détail, et l’art de
l’ingénieur. Nous ne traiterons que les trois premières […]
Nous supposons donc l’armée entrant en campagne: le premier soin de son chef sera de
convenir, avec le gouvernement, de la nature de la guerre qu’il fera; ensuite il devra bien
étudier le théâtre de ses entreprises; puis il choisira, de concert avec le chef de l’Etat, la
base d’opérations la plus convenable, selon que ses frontières et celles de ses alliés s’y
prêteront.
Le choix de cette base, et plus encore, le but qu’on se proposera d’atteindre,
contribueront à déterminer la zone d’opérations qu’on adoptera. Le généralissime
prendra un premier point objectif pour ses entreprises; il choisira la ligne d’opérations qui
mènerait à ce point, soit comme ligne temporaire, soit comme ligne définitive, en
s’attachant à lui donner la direction la plus avantageuse, c’est-à-dire celle qui promettrait
le plus de grandes chances sans exposer à de grands dangers.
L’armée marchant sur cette ligne d’opérations, aura un front d’opérations et un front
stratégique: derrière ce front elle fera bien d’avoir une ligne de défense pour servir
d’appui au besoin. Les positions passagères que ses corps d’armée prendront sur le
front d’opérations ou sur la ligne de défense, seront des positions stratégiques.
Lorsque l’armée arrivera près de son premier objectif et que l’ennemi commencera à
s’opposer à ses entreprises, elle l’attaquera ou manœuvrera pour le contraindre à la
retraite; elle adoptera à cet effet une ou deux lignes stratégiques de manœuvres,
lesquelles étant temporaires pourront dévier, jusqu’à certain point, de la ligne générale
d’opérations, avec laquelle il ne faut point les confondre.
Pour lier le front stratégique à la base, on formera, à mesure qu’on avancera, la ligne
d’étapes et les lignes d’approvisionnements, dépôts, etc.
Si la ligne d’opérations est un peu étendue en profondeur et qu’il ait des corps ennemis
à portée de l’inquiéter, on aura à choisir entre l’attaque et l’expulsion de ses corps, ou
bien à poursuivre l’entreprise contre l’armée ennemie, soit en ne s’inquiétant pas des
corps secondaires, soit en se bornant à les observer: si l’on s’arrête à ce dernier parti, il
en résultera un double front stratégique et de grands détachements.
L’armée étant près d’atteindre son point objectif et l’ennemi voulant s’y opposer, il y aura
bataille: lorsque ce choc sera indécis, on s’arrêtera pour recommencer la lutte; si l’on
remporte la victoire, on poursuivra ses entreprises pour atteindre ou dépasser le premier
objectif et en adopter un second.
5
Antoine Henri Jomini, Précis de l’art de la guerre ou Nouveau Tableau analytique des principales combinaisons de la
stratégie, de la grande tactique et de la politique militaire, Paris 1994 (reproduction intégrale du Précis), pp. 77-83, 198200, 339-342.
12
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Lorsque le but de ce premier objectif sera la prise d’une place d’armes importante, le
siège commencera. […]
Dans le cas, au contraire, où l’armée aurait les forces suffisantes pour tirer un plus grand
fruit de sa victoire, ou bien qu’il n’y aurait pas de siège à faire, elle marcherait à un
second objectif plus important encore. Si ce point se trouve à une certaine distance, il
sera urgent de se procurer un point d’appuis intermédiaire; on formera donc une base
éventuelle au moyen d’une ou deux villes à l’abri d’insulte qu’on aurait sans doute
occupées: en cas contraire, on formera une petite réserve stratégique, qui couvrira les
derrières et protégera les grands dépôts par des ouvrages passagers. Lorsque l’armée
franchira des fleuves considérables on y construira à la hâte des têtes de pont; et si les
ponts se trouvent dans des villes fermées de murailles, on élèvera quelques
retranchements pour augmenter la défense de ces postes et pour doubler ainsi la
solidité de la base éventuelle ou de la réserve stratégique qu’on y placerait.
Si au contraire la bataille a été perdue, il y aura retraite afin de se rapprocher de la base
et d’y puiser en nouvelles forces, tant par les détachements que l’on attirerait à soi, que
par les places et camps retranchés qui arrêteraient l’ennemi ou l’obligeraient à diviser
ses moyens. […]
Telle est la marche ordinaire d’une guerre; telle sera aussi celle que nous suivrons pour
procéder à l’examen des différentes combinaisons que ces opérations amènent.
Toutes celles qui embrassent l’ensemble du théâtre de la guerre sont du domaine de la
stratégie, qui comprendra ainsi:
10 la définition de ce théâtre et des diverses combinaisons qu’il offrirait;
20 la détermination des points décisifs qui résultent de ces combinaisons et de la
direction la plus favorable à donner aux entreprises;
30 le choix et l’établissement de la base fixe, et de la zone d’opérations;
40 la détermination du point objectif qu’on se propose, soit offensif, soit défensif;
50 les fronts d’opérations, les fronts stratégiques et ligne de défense;
60 le choix des lignes d’opérations qui mènent de la base au point objectif ou au front
stratégique occupé par l’armée;
70 celui des meilleures lignes stratégiques à prendre pour une opération donnée; les
manœuvres différentes pour embrasser ces lignes dans leurs diverses combinaisons;
80 les bases d’opérations éventuelles et les réserves stratégiques;
90 les marches d’armées considérées comme manœuvres;
100 les magasins considérés dans leurs rapports avec les marches des armées;
110 les forteresses envisagées comme moyens stratégiques, comme refuges d’une
armée, ou comme obstacles à sa marche: les sièges à faire et à couvrir;
120 les points où il importe d’asseoir des camps retranchés, têtes de pont, etc.;
130 les diversions et les grands détachements qui deviendraient utiles ou nécessaires;
Indépendamment de ces combinaisons qui entrent principalement dans la projection du
plan général pour les premières entreprises de la campagne, il est d’autres opérations
13
a
mixtes, qui participent de la stratégie pour la direction à leur donner, et de la tactique
pour leur exécution, comme les passages de fleuves et rivières, les retraites, les quartier
d’hiver, les surprises, les descentes, les grands convois, etc.
La deuxième branche indiquée est la tactique, c’est-à-dire les manœuvres d’une armée
sur le champ de bataille, ou de combat, et les diverses formations pour mener les
troupes à l’attaque.
La troisième branche est la logistique ou l’art pratique de mouvoir les armées, le détail
matériel des marches et des formations, l’assiette des camps non retranchés et
cantonnements, en un mot l’exécution des combinaisons de la stratégie et de la tactique.
Plusieurs controverses futiles ont eu lieu pour déterminer, d’une manière absolue, la
ligne de démarcation qui sépare ces diverses branches de la science: j’ai dit que la
stratégie est l’art de faire la guerre sur la carte, l’art d’embrasser tout le théâtre de la
guerre. La tactique est l’art de combattre sur le terrain où le choc aurait lieu, d’y placer
ses forces selon les localités et de les mettre en action sur divers points du champ de
batailles, […]
Ainsi, indépendamment des mesures d’exécution locale qui sont de son ressort, la
grande tactique selon moi, comprendra les objets suivants:
10 le choix des positions et des lignes de batailles défensives;
20 la défense offensive dans le combat;
30 les différents ordres de bataille, ou grandes manœuvres propres à attaquer une ligne
ennemie;
40 la rencontre de deux armées en marche et batailles imprévues;
50 les surprises d’armées […];
60 les dispositions pour conduire les troupes au combat;
70 l’attaque des positions et camps retranchés;
80 les coups de mains;
Toutes les autres opérations de la guerre rentreront dans le détail de la petite guerre,
comme les convois, les fourrages, les combats partiels d’avant-garde ou d’arrière-garde,
l’attaque même des petits postes, en un mot tout ce qui doit être exécuté par une
division ou détachement isolé.
Du principe fondamental de la guerre
Le but essentiel de cet ouvrage est de démontrer qu’il existe un principe fondamental de
toutes les opérations de la guerre, principe qui doit présider à toutes les combinaisons
pour qu’elles soient bonnes. Il consiste:
10 A porter, par des combinaisons stratégiques, le gros des forces d’une armée,
successivement sur les points décisifs d’un théâtre de guerre, et autant que possible sur
les communications de l’ennemi sans compromettre les siennes.
20 A manœuvrer de manière à engager ce gros des forces contre des fractions
seulement de l’armée ennemie.
14
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
30 Au jour de bataille, à diriger également, par des manœuvres tactiques, le gros de ses
forces sur le point décisif du champ de bataille, ou sur la partie de la ligne ennemie qu’il
importerait d’accabler.
40 A faire en sorte que ces masses ne soient pas seulement présentes sur le point
décisif, mais qu’elles y soient mises en action avec énergie et ensemble, de manière à
produire un effort simultané. […]
[…]
Résumé de la stratégie
Des divers articles qui le composent on peut conclure selon moi, que la manière
d’appliquer le principe général de la guerre à tous les théâtres d’opérations possibles,
consiste en ce qui suit:
10 A savoir tirer partie des avantages que pourrait procurer la direction réciproque des
deux bases d’opérations, selon ce qui a été développé à l’article 18 [« Des bases
d’opérations »] en faveur des lignes saillantes et perpendiculaires à la base ennemie.
20 A choisir, entre les trois zones que présente ordinairement un échiquier stratégique,
celle sur laquelle on peut porter les coups les plus funestes à l’ennemi, et où l’on court
soi-même le moins de risques.
30 A bien établir et bien diriger ses lignes d’opérations, en adoptant, pour la défensive,
les exemples concentriques donnés par l’archiduc Charles en 1796, et par Napoléon en
1814; ou bien celui du maréchal Soult en 1814 pour les retraites parallèles aux
frontières.
Dans l’offensive, au contraire, on aura à suivre le système qui assura les succès de
Napoléon en 1800, 1805, 1806, par la direction donnée à ses forces sur une extrémité
du front stratégique de l’ennemi, ou bien celui de la direction sur le centre, qui lui réussit
si bien en 1796, 1809, 1814. Le tout selon les positions respectives des armées, et selon
les diverses maximes présentées à l’article 21 [« Des zones et des lignes
d’opérations »].
40 A bien choisir ses lignes stratégiques éventuelles de manœuvre, en leur donnant la
direction convenable pour pouvoir toujours agir avec la majeure partie de ses divisions,
et pour empêcher au contraire les parties de l’armée ennemie de se concentrer ou de se
soutenir réciproquement.
50 A bien combiner, dans le même esprit d’ensemble et de centralisation, toutes des
positions stratégiques, ainsi que tous les grands détachements qu’on serait appelé à
faire pour embrasser les parties indispensables de l’échiquier stratégique.
60 Enfin à imprimer à ses masses la plus grande activité et la plus grande mobilité
possibles, afin que par leur emploi successif et alternatif sur les points où il importe de
frapper, on atteigne le but capital de mettre en action des forces supérieures contre des
fractions seulement de l’armée ennemie.
C’est par la vivacité des marches qu’on multiplie l’action de ses forces, en neutralisant
au contraire une grande partie de celles de son adversaire: mais si cette vivacité suffit
souvent pour procurer des succès, ses effets sont centuplés si l’on donne une direction
habile aux efforts qu’elle amènerait, c’est-à-dire lorsque ces efforts seraient dirigés sur
15
a
16
les point stratégiques décisifs de la zone d’opérations, où ils pourraient porter les coups
les plus funestes à l’ennemi.
Cependant, comme l’on n’est pas toujours en mesure d’adopter ce point décisif,
exclusivement à tout autre, on pourra se contenter parfois d’atteindre en partie le but de
toute entreprise, en sachant combiner l’emploi rapide et successif de ses forces sur des
parties isolées, dont la défaite serait alors inévitable. Lorsqu’on réunira la double
condition de la rapidité et de la vivacité dans l’emploi des masses, avec la bonne
direction, on ne sera que plus assuré de remporter la victoire et d’en obtenir de grands
résultats.
Les opérations qui prouvent le mieux ces vérités sont celles […]
[…]
Conclusion
[…] La stratégie, comme nous l’avons dit, est l’art d’amener la plus grande partie des
forces d’une armée sur le point le plus important du théâtre de la guerre, ou d’une zone
d’opérations.
La tactique est l’art d’utiliser ces masses sur le point où des marches bien combinées les
auront rendues présentes; c’est-à-dire l’art de les mettre en action au moment et au
point décisif du champ de bataille sur lequel le choc définitif doit avoir lieu: lorsque des
troupes songent plus à fuir qu’à se battre, elles ne sont plus des masses agissantes,
dans le sens que nous donnons à cette expression. […]
Pour bien jouer ce grand drame de la guerre, le premier des devoirs sera [donc] de bien
connaître le théâtre sur lequel on doit agir, afin de juger les avantages du double
échiquier sur lequel les deux partis manœuvreront, en appréciant les avantages de
l’ennemi comme ceux de son propre parti. Cette connaissance acquise, on avisera aux
moyens de se préparer une base d’opérations; ensuite il s’agira de choisir la zone la plus
convenable pour y diriger ses efforts principaux, et d’embrasser cette zone de la manière
la plus conforme aux principes de la guerre en choisissant bien ses lignes et fronts
d’opérations. L’armée assaillante devra s’attacher surtout à entamer sérieusement
l’armée ennemie en adoptant à cet effet d’habiles points objectifs de manœuvre; puis
elle prendra ensuite pour objectif de ses entreprises subséquentes, des points
géographiques proportionnés aux succès qu’elle aura obtenus.
L’armée défensive, au contraire, devra calculer tous les moyens de neutraliser cette
première impulsion de son adversaire, en traînant les opérations en longueur, autant que
cela pourra se faire sans compromettre le sort du pays, et en ajournant le choc décisif,
jusqu’au moment où une partie des forces ennemies se trouverait usée par les fatigues,
ou disséminée pour occuper les provinces envahies, masquer des places, couvrir des
sièges, protéger la ligne d’opérations et les dépôts, etc.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
6. Carl von Clausewitz (1780-1831), Vom Kriege (1832)6
Erster Teil/Erstes Buch: Über die Natur des Krieges
1. Kapitel: Was ist der Krieg?
1. Einleitung
Wir denken die einzelnen Elemente unseres Gegenstandes, dann die einzelnen Teile
oder Glieder desselben und zuletzt das Ganze in seinem inneren Zusammenhange zu
betrachten, also vom Einfachen zum Zusammengesetzten fortzuschreiten. Aber es ist
hier mehr als irgendwo nötig, mit einem Blick auf das Wesen des Ganzen anzufangen,
weil hier mehr als irgendwo mit dem Teile auch zugleich immer das Ganze gedacht
werden muss.
2. Definition
Wir wollen hier nicht erst in eine schwerfällige publizistische Definition des Krieges
hineinsteigen, sondern uns an das Element desselben halten, an den Zweikampf. Der
Krieg ist nichts als ein erweiterter Zweikampf. Wollen wir uns die Unzahl der einzelnen
Zweikämpfe, aus denen er besteht, als Einheit denken, so tun wir besser, uns zwei
Ringende vorzustellen. Jeder sucht den anderen durch physische Gewalt zur Erfüllung
seines Willens zu zwingen; sein nächster Zweck ist, den Gegner niederzuwerfen und
dadurch zu jedem ferneren Widerstand unfähig zu machen.
Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu
zwingen.
Die Gewalt rüstet sich mit den Erfindungen der Künste und Wissenschaften aus, um der
Gewalt zu begegnen. Unmerkliche, kaum nennenswerte Beschränkungen, die sie sich
selbst setzt unter dem Namen völkerrechtlicher Sitte, begleiten sie, ohne ihre Kraft
wesentlich zu schwächen. Gewalt, d. h. die physische Gewalt (denn eine moralische gibt
es ausser dem Begriffe des Staates und Gesetzes nicht), ist also das Mittel, dem Feinde
unseren Willen aufzudringen, der Zweck. Um diesen Zweck sicher zu erreichen, müssen
wir den Feind wehrlos machen, und dies ist dem Begriff nach das eigentliche Ziel der
kriegerischen Handlung. Es vertritt den Zweck und verdrängt ihn gewissermassen als
etwas nicht zum Kriege selbst Gehöriges.
3. Äusserste Anwendung der Gewalt
Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches
Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zu viel Wunden zu verursachen, und
das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muss
man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist,
sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der
Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfange die Mitwirkung der
Intelligenz auf keine Weise ausschliesst, so muss der, welcher sich dieser Gewalt
rücksichtslos, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn
der Gegner es nicht tut. Dadurch gibt er dem anderen das Gesetz, und so steigern sich
beide bis zum äussersten, ohne dass es andere Schranken gäbe als die der
innewohnenden Gegengewichte.
6
Carl von Clausewitz, Vom Kriege, Berlin 1998, S. 17ff.
17
a
So muss man die Sache ansehen, und es ist ein unnützes, selbst verkehrtes Bestreben,
aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben ausser acht zu lassen.
Sind die Kriege gebildeter Völker viel weniger grausam und zerstörend als die der ungebildeten, so liegt das in dem gesellschaftlichen Zustande, sowohl der Staaten in sich
als unter sich. Aus diesem Zustande und seinen Verhältnissen geht der Krieg hervor,
durch ihn wird er bedingt, eingeengt, ermässigt: aber diese Dinge gehören ihm nicht
selbst an, sind ihm nur ein Gegebenes, und nie kann in der Philosophie des Krieges
selbst ein Prinzip der Ermässigung hineingetragen werden, ohne eine Absurdität zu
begehen.
Der Kampf zwischen Menschen besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Elementen,
dem feindseligen Gefühl und der feindseligen Absicht. Wir haben das letztere dieser
beiden Elemente zum Merkmal unserer Definition gewählt, weil es das allgemeine ist.
Man kann sich auch die roheste, an Instinkt grenzende Leidenschaft des Hasses nicht
ohne feindliche Absicht denken, dagegen gibt es viele feindselige Absichten, die von gar
keiner oder wenigstens von keiner vorherrschenden Feindschaft der Gefühle begleitet
sind. Bei rohen Völkern herrschen die dem Gemüt, bei Gebildeten die dem Verstande
angehörenden Absichten vor; allein dieser Unterschied liegt nicht in dem Wesen von
Roheit und Bildung selbst, sondern in den sie begleitenden Umständen, Einrichtungen
usw.: er ist also nicht notwendig in jedem einzelnen Fall, sondern er beherrscht nur die
Mehrheit der Fälle, mit einem Wort: auch die gebildetsten Völker können gegeneinander
leidenschaftlich entbrennen.
Man sieht hieraus, wie unwahr man sein würde, wenn man den Krieg der Gebildeten auf
einen blossen Verstandesakt der Regierungen zurückführen und ihn sich immer mehr
als von aller Leidenschaft loslassend denken wollte, so dass er zuletzt die physischen
Massen der Streitkräfte nicht wirklich mehr brauchte, sondern nur ihre Verhältnisse, eine
Art Algebra des Handelns.
Die Theorie fing schon an, sich in dieser Richtung zu bewegen, als die Erscheinungen
der letzten Kriege sie eines Besseren belehrten. Ist der Krieg ein Akt der Gewalt, so
gehört er notwendig auch dem Gemüt an. Geht er nicht davon aus, so führt er doch
darauf mehr oder weniger zurück, und dieses Mehr oder Weniger hängt nicht von dem
Grade der Bildung, sondern von der Wichtigkeit und Dauer der feindseligen Interessen
ab.
Finden wir also, dass gebildete Völker den Gefangenen nicht den Tod geben, Stadt und
Land nicht zerstören, so ist es, weil sich die Intelligenz in ihre Kriegführung mehr mischt
und ihnen wirksamere Mittel zur Anwendung der Gewalt gelehrt hat als diese rohen
Äusserungen des Instinkts.
Die Erfindung des Pulvers, die immer weitergehende Ausbildung des Feuergewehrs
zeigen schon hinreichend, dass die in dem Begriff des Krieges liegende Tendenz zur
Vernichtung des Gegners auch faktisch durch die zunehmende Bildung keineswegs
gestört oder abgelenkt worden ist.
Wir wiederholen also unseren Satz: der Krieg ist ein Akt der Gewalt, und es gibt in der
Anwendung derselben keine Grenzen; so gibt jeder dem anderen das Gesetz, es
entsteht eine Wechselwirkung, die dem Begriff nach zum äussersten führen muss. Dies
ist die erste Wechselwirkung und das erste Äusserste, worauf wir stossen.
18
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
(Erste Wechselwirkung.)
4. Das Ziel ist, den Feind wehrlos zu machen
Wir haben gesagt: den Feind wehrlos zu machen sei das Ziel des kriegerischen Aktes,
und wir wollen nun zeigen, dass dies wenigstens in der theoretischen Vorstellung
notwendig ist.
Wenn der Gegner unseren Willen erfüllen soll, so müssen wir ihn in eine Lage versetzen,
die nachteiliger ist als das Opfer, welches wir von ihm fordern; die Nachteile dieser Lage
dürfen aber natürlich, wenigstens dem Anscheine nach, nicht vorübergehend sein, sonst
würde der Gegner den besseren Zeitpunkt abwarten und nicht nachgeben. Jede
Veränderung dieser Lage, welche durch die fortgesetzte kriegerische Tätigkeit hervorgebracht wird, muss also zu einer noch nachteiligeren führen, wenigstens in der Vorstellung. Die schlimmste Lage, in die ein Kriegführender kommen kann, ist die gänzliche
Wehrlosigkeit. Soll also der Gegner zur Erfüllung unseres Willens durch den
kriegerischen Akt gezwungen werden, so müssen wir ihn entweder faktisch wehrlos
machen oder in einen Zustand versetzen, dass er nach Wahrscheinlichkeit damit
bedroht sei. Hieraus folgt: dass die Entwaffnung oder das Niederwerfen des Feindes,
wie man es nennen will, immer das Ziel des kriegerischen Aktes sein muss.
Nun ist der Krieg nicht das Wirken einer lebendigen Kraft auf eine tote Masse, sondern,
weil ein absolutes Leiden kein Kriegführen sein würde, so ist er immer der Stoss zweier
lebendiger Kräfte gegeneinander, und was wir von dem letzten Ziel der kriegerischen
Handlung gesagt haben, muss von beiden Teilen gedacht werden. Hier ist also wieder
Wechselwirkung. Solange ich den Gegner nicht niedergeworfen habe, muss ich fürchten,
dass er mich niederwirft, ich bin also nicht mehr Herr meiner, sondern er gibt mir das
Gesetz, wie ich es ihm gebe. Dies ist die zweite Wechselwirkung, die zum zweiten
Äussersten führt.
(Zweite Wechselwirkung.)
5. Äusserste Anstrengung der Kräfte
Wollen wir den Gegner niederwerfen, so müssen wir unsere Anstrengung nach seiner
Widerstandskraft abmessen; diese drückt sich durch ein Produkt aus, dessen Faktoren
sich nicht trennen lassen, nämlich: die Grösse der vorhandenen Mittel und die Stärke der
Willenskraft.
Die Grösse der vorhandenen Mittel würde sich bestimmen lassen, da sie (wiewohl doch
nicht ganz) auf Zahlen beruht, aber die Stärke der Willenskraft lässt sich viel weniger
bestimmen und nur etwa nach der Stärke des Motivs schätzen. Gesetzt, wir bekämen
auf diese Weise eine erträgliche Wahrscheinlichkeit für die Widerstandskraft des
Gegners, so können wir danach unsere Anstrengungen abmessen und diese entweder
so gross machen, dass sie überwiegen, oder, im Fall dazu unser Vermögen nicht
hinreicht, so gross wie möglich. Aber dasselbe tut der Gegner; also neue gegenseitige
Steigerung, die in der blossen Vorstellung wieder das Bestreben zum Äussersten haben
muss. Dies ist die dritte Wechselwirkung und ein drittes Äusserstes, worauf wir stossen.
(Dritte Wechselwirkung.)
19
a
6. Modifikationen in der Wirklichkeit
So findet in dem abstrakten Gebiet des blossen Begriffs der überlegende Verstand
nirgends Ruhe, bis er an dem Äussersten angelangt ist, weil er es mit einem Äussersten
zu tun hat, mit einem Konflikt von Kräften, die sich selbst überlassen sind, und die
keinen anderen Gesetzen folgen als ihren inneren […]
Anders aber gestaltet sich alles, wenn wir aus der Abstraktion in die Wirklichkeit
übergehen. Dort musste alles dem Optimismus unterworfen bleiben, und wir mussten
uns den einen wie den anderen denken, nicht bloss nach dem Vollkommenen strebend,
sondern auch es erreichend. Wird dies jemals in der Wirklichkeit auch so sein? Es würde
so sein, wenn:
1. der Krieg ein ganz isolierter Akt wäre, der urplötzlich entstünde und nicht mit dem
früheren Staatsleben zusammenhinge,
2. wenn er aus einer einzigen oder aus einer Reihe gleichzeitiger Entscheidungen
bestünde,
3. wenn er eine in sich vollendete Entscheidung enthielte und nicht der politische
Zustand, welcher ihm folgen wird, durch den Kalkül schon auf ihn zurückwirkte.
7. Der Krieg ist nie ein isolierter Akt
Was den ersten Punkt betrifft, so ist jeder der beiden Gegner dem anderen keine
abstrakte Person, auch für denjenigen Faktor im Widerstandsprodukt, der nicht auf
äussere Dinge beruht, nämlich den Willen. Dieser Wille ist kein ganz Unbekanntes; er tut
sich kund für das, was er morgen sein wird, in dem, was er heute war. Der Krieg entsteht
nicht urplötzlich; seine Verbreitung ist nicht das Werk eines Augenblicks, es kann also
jeder der beiden Gegner den anderen grossenteils schon aus dem beurteilen, was er ist,
was er tut, nicht nach dem, was er, strenge genommen, sein und tun müsste. Nun bleibt
aber der Mensch mit seiner unvollkommenen Organisation immer hinter der Linie des
Absolut-Besten zurück, und so werden diese von beiden Seiten in Wirksamkeit tretenden
Mängel ein ermässigendes Prinzip.
8. Er besteht nicht aus einem einzigen Schlag ohne Dauer
Der zweite Punkt gibt uns zu folgenden Betrachtungen Veranlassung.
Wäre die Entscheidung im Kriege eine einzige oder eine Reihe gleichzeitiger, so
müssten natürlich alle Vorbereitungen zu derselben die Tendenz zum Äussersten
bekommen, denn ein Versäumnis liesse sich auf keine Weise wieder einbringen; es
würden also aus der wirklichen Welt höchstens die Vorbereitungen des Gegners, soweit
sie uns bekannt sind, einen Massstab für uns abgeben können, und alles übrige fiele
wieder der Abstraktion anheim. Besteht aber die Entscheidung aus mehreren
sukzessiven Akten, so kann natürlich der vorgehende mit allen seinen Erscheinungen
am nachfolgenden ein Mass werden, und auf diese Weise tritt auch hier die wirkliche
Welt an die Stelle des Abstrakten und ermässigt so das Bestreben nach dem
Äussersten.
Nun würde aber jeder Krieg notwendig in einer einzigen Entscheidung oder in einer
Reihe gleichzeitiger enthalten sein müssen, wenn die zum Kampf bestimmten Mittel alle
zugleich aufgeboten würden oder sich aufbieten liessen; denn da eine nachteilige
20
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Entscheidung die Mittel notwendig vermindert, so kann, wenn sie in der ersten alle
angewendet worden sind, eine zweite eigentlich nicht mehr gedacht werden. Alle
kriegerischen Akte, die nachfolgen könnten, gehörten dem ersten wesentlich zu und
bildeten eigentlich nur seine Dauer.
Allein wir haben gesehen, dass schon bei den Vorbereitungen zum Kriege die wirkliche
Welt an die Stelle des blossen Begriffs, ein wirkliches Mass an die Stelle einer
äussersten Voraussetzung tritt; also schon darum werden beide Gegner in ihrer
Wechselwirkung hinter der Linie einer äussersten Anstrengung zurückbleiben und also
nicht sogleich alle Kräfte aufgeboten werden.
Aber es liegt auch in der Natur dieser Kräfte und ihrer Anwendung, dass sie nicht alle
zugleich in Wirksamkeit treten können. Diese Kräfte sind: die eigentlichen Streitkräfte,
das Land mit seiner Oberfläche und Bevölkerung und die Verbündeten.
Das Land mit seiner Oberfläche und Bevölkerung macht nämlich, ausserdem dass es
der Quell aller eigentlichen Streitkräfte ist, auch noch für sich einen integrierenden Teil
der im Kriege wirksamen Grössen aus, und zwar nur mit dem Teile, der zum
Kriegstheater gehört oder einen merklichen Einfluss darauf hat.
Nun kann man wohl alle beweglichen Streitkräfte gleichzeitig wirken lassen, aber nicht
alle Festungen, Ströme, Gebirge, Einwohner usw., kurz nicht das ganze Land, wenn
dieses nicht so klein ist, dass es von dem ersten Akt des Krieges ganz umfasst wird.
Ferner ist die Mitwirkung der Bundesgenossenschaft nicht von dem Willen der Kriegführenden abhängig, und es liegt in der Natur der Staatenverhältnisse, dass sie häufig
erst später eintritt oder sich verstärkt zur Herstellung des verlorenen Gleichgewichts.
Dass dieser Teil der Widerstandskräfte, welche nicht sogleich in Wirksamkeit gesetzt
werden können, in manchen Fällen einen viel grösseren Teil des Ganzen ausmacht, als
man auf den ersten Blick glauben sollte, und dass dadurch selbst da, wo die erste
Entscheidung mit einer grossen Gewalt gegeben und also das Gleichgewicht der Kräfte
sehr gestört worden ist, dieses doch wieder hergestellt werden kann, wird in der Folge
näher entwickelt werden. Hier genügt es uns zu zeigen, dass der Natur des Krieges eine
vollkommene Vereinigung der Kräfte in der Zeit entgegen ist. Nun könnte dies an und für
sich kein Grund sein, die Steigerung der Anstrengungen für die erste Entscheidung zu
ermässigen, weil eine ungünstige Entscheidung immer ein Nachteil ist, dem man sich
nicht absichtlich aussetzen wird, und weil die erste Entscheidung, wenn sie auch nicht
die einzige bleibt, doch umso mehr Einfluss auf die folgenden haben wird, je grösser sie
gewesen ist; allein die Möglichkeit einer späteren Entscheidung macht, dass der
menschliche Geist sich in seiner Scheu vor allzu grossen Anstrengungen dahinein
flüchtet, also bei der ersten Entscheidung die Kräfte nicht in dem Mass sammelt und
anstrengt, wie sonst geschehen sein würde. Was jeder der beiden Gegner aus
Schwäche unterlässt, wird für den anderen ein wahrer objektiver Grund der
Ermässigung, und so wird durch diese Wechselwirkung wieder das Streben nach dem
Äussersten auf ein bestimmtes Mass der Anstrengung zurückgeführt.
9. Der Krieg ist mit seinem Resultat nie etwas Absolutes
Endlich ist selbst die Totalentscheidung eines ganzen Krieges nicht immer für eine
absolute anzusehen, sondern der erliegende Staat sieht darin oft nur ein
vorübergehendes Übel, für welches in den politischen Verhältnissen späterer Zeiten
21
a
noch eine Abhilfe gewonnen werden kann. Wie sehr auch dies die Gewaltsamkeit der
Spannung und die Heftigkeit der Kraftanstrengung mässigen muss, versteht sich von
selbst.
10. Die Wahrscheinlichkeiten des wirklichen Lebens treten
an die Stelle des Äussersten und Absoluten der Begriffe
Auf diese Weise wird dem ganzen kriegerischen Akte das strenge Gesetz der nach dem
Äussersten getriebenen Kräfte genommen. Wird das Äusserste nicht mehr gefürchtet
und nicht mehr gesucht, so bleibt dem Urteil überlassen, statt seiner die Grenzen für die
Anstrengungen festzustellen, und dies kann nur aus den Daten, welche die
Erscheinungen der wirklichen Welt darbieten, nach Wahrscheinlichkeitsgesetzen
geschehen. Sind die beiden Gegner nicht mehr blosse Begriffe, sondern individuelle
Staaten und Regierungen, ist der Krieg nicht mehr ein idealer, sondern ein sich
eigentümlich gestaltender Verlauf der Handlung, so wird das wirklich Vorhandene die
Daten abgeben für das Unbekannte, zu Erwartende, was gefunden werden soll.
Aus dem Charakter, den Einrichtungen, dem Zustande, den Verhältnissen des Gegners
wird jeder der beiden Teile nach Wahrscheinlichkeitsgesetzen auf das Handeln des
anderen schliessen und danach das seinige bestimmen.
11. Nun tritt der politische Zweck wieder hervor
Hier drängt sich nun von selbst ein Gegenstand von neuem in die Betrachtung, den wir
daraus entfernt hatten: es ist der politische Zweck des Krieges. Das Gesetz des
Äussersten, die Absicht, den Gegner wehrlos zu machen, ihn niederzuwerfen, hatte
diesen Zweck bisher gewissermassen verschlungen. Sowie dieses Gesetz in seiner
Kraft nachlässt, diese Absicht von ihrem Ziel zurücktritt, muss der politische Zweck des
Krieges wieder hervortreten. Ist die ganze Betrachtung ein Wahrscheinlichkeitskalkül,
aus bestimmten Personen und Verhältnissen hervorgehend, so muss der politische
Zweck als das ursprüngliche Motiv ein sehr wesentlicher Faktor in diesem Produkt
werden. Je kleiner das Opfer ist, welches wir von unserem Gegner fordern, umso
geringer dürfen wir erwarten, dass seine Anstrengungen sein werden, es uns zu
versagen. Je geringer aber diese sind, umso kleiner dürfen auch die unsrigen bleiben.
Ferner, je kleiner unser politischer Zweck ist, umso geringer wird der Wert sein, den wir
auf ihn legen, umso eher werden wir uns gefallen lassen, ihn aufzugeben: also umso
kleiner werden auch aus diesem Grunde unsere Anstrengungen sein. So wird also der
politische Zweck als das ursprüngliche Motiv des Krieges das Mass sein, sowohl für das
Ziel, welches durch den kriegerischen Akt erreicht werden muss, als für die
Anstrengungen, die erforderlich sind. […]
20. Es fehlt also nur noch der Zufall, um ihn zum Spiel
zu machen, und dessen entbehrt er am wenigsten
Wir sehen hieraus, wie sehr die objektive Natur des Krieges ihn zu einem Wahrscheinlichkeitskalkül macht; nun bedarf es nur noch eines einzigen Elementes, um ihn zum
Spiel zu machen, und dieses Elementes entbehrt er gewiss nicht: es ist der Zufall. Es
gibt keine menschliche Tätigkeit, welche mit dem Zufall so beständig und so allgemein in
Berührung stände als der Krieg. Mit dem Zufall aber nimmt das Ungefähr und mit ihm
das Glück einen grossen Platz in ihm ein.
22
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
21. Wie durch seine objektive Natur, so wird der Krieg
auch durch die subjektive zum Spiel
Werfen wir nun einen Blick auf die subjektive Natur des Krieges, d.h. auf diejenigen
Kräfte, womit er geführt werden muss, so muss er uns noch mehr als ein Spiel
erscheinen. Das Element, in welchem die kriegerische Tätigkeit sich bewegt, ist Gefahr;
welche aber ist in der Gefahr die vornehmste aller Seelenkräfte? Der Mut. Nun kann
zwar Mut sich wohl mit kluger Berechnung vertragen, aber sie sind doch Dinge von
verschiedener Art, gehören verschiedenen Seelenkräften an; dagegen sind Wagen,
Vertrauen auf Glück, Kühnheit, Verwegenheit nur Äusserungen des Mutes, und alle
diese Richtungen der Seele suchen das Ungefähr, weil es ihr Element ist.
Wir sehen also, wie von Hause aus das Absolute, das sogenannte Mathematische, in
den Berechnungen der Kriegskunst nirgends einen festen Grund findet, und dass gleich
von vornherein ein Spiel von Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, Glück und Unglück
hineinkommt, welches in allen grossen und kleinen Fäden seines Gewebes fortläuft und
von allen Zweigen des menschlichen Tuns den Krieg dem Kartenspiel am nächsten
stellt. […]
23. Aber der Krieg bleibt doch immer ein ernsthaftes Mittel
für einen ernsthaften Zweck. Nähere Bestimmungen desselben
… Der Krieg einer Gemeinheit – ganzer Völker – und namentlich gebildeter Völker geht
immer von einem politischen Zustande aus und wird nur durch ein politisches Motiv
hervorgerufen. Er ist also ein politischer Akt. Wäre er nun ein vollkommener, ungestörter,
eine absolute Äusserung der Gewalt, wie wir ihn uns aus seinem blossen Begriff ableiten
mussten, so würde er von dem Augenblicke an, wo er durch die Politik hervorgerufen ist,
an ihre Stelle treten als etwas von ihr ganz Unabhängiges, sie verdrängen und nur
seinen eigenen Gesetzen folgen, so wie eine Mine, die sich entladet, keiner anderen
Richtung und Leitung mehr fähig ist, als die man ihr durch vorbereitende Einrichtungen
gegeben. So hat man sich die Sache bisher auch wirklich gedacht, sooft ein Mangel an
Harmonie zwischen der Politik und Kriegführung zu theoretischen Unterscheidungen der
Art geführt hat. Allein so ist es nicht, und diese Vorstellung ist eine grundfalsche. Der
Krieg der wirklichen Welt ist, wie wir gesehen haben, kein solches Äusserstes, was seine
Spannung in einer einzigen Entladung löst, sondern er ist das Wirken von Kräften, die
nicht vollkommen gleichartig und gleichmässig sich entwickeln, sondern die jetzt
hinreichend aufschwellen, um den Widerstand zu überwinden, den die Trägheit und die
Friktion ihr entgegenstellen, ein anderes Mal aber zu schwach sind, um eine Wirkung zu
äussern; so ist er gewissermassen ein Pulsieren der Gewaltsamkeit, mehr oder weniger
heftig, folglich mehr oder weniger schnell die Spannungen lösend und die Kräfte
erschöpfend; mit anderen Worten: mehr oder weniger schnell ans Ziel führend, immer
aber lange genug dauernd, um auch noch in seinem Verlauf Einfluss darauf zu
gestatten, damit ihm diese oder jene Richtung gegeben werden könne, kurz, um dem
Willen einer leitenden Intelligenz unterworfen zu bleiben. Bedenken wir nun, dass der
Krieg von einem politischen Zweck ausgeht, so ist es natürlich, dass dieses erste Motiv,
welches ihn ins Leben gerufen hat, auch die erste und höchste Rücksicht bei seiner
Leistung bleibt. Aber der politische Zweck ist deshalb kein despotischer Gesetzgeber, er
muss sich der Natur des Mittels fügen und wird dadurch oft ganz verändert, aber immer
ist er das, was zuerst in Erwägung gezogen werden muss. Die Politik also wird den
23
a
ganzen kriegerischen Akt durchziehen und einen fortwährenden Einfluss auf ihn
ausüben, soweit es die Natur der in ihm explodierenden Kräfte zulässt.
24. Der Krieg ist eine blosse Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln
So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloss ein politischer Akt, sondern ein wahres
politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen
desselben mit anderen Mitteln. Was dem Kriege nun noch eigentümlich bleibt, bezieht
sich bloss auf die eigentümliche Natur seiner Mittel. Dass die Richtungen und Absichten
der Politik mit diesen Mitteln nicht in Widerspruch treten, das kann die Kriegskunst im
allgemeinen und der Feldherr in jedem einzelnen Falle fordern, und dieser Anspruch ist
wahrlich nicht gering; aber wie stark er auch in einzelnen Fällen auf die politischen
Absichten zurückwirkt, so muss dies doch immer nur als eine Modifikation derselben
gedacht werden, denn die politische Absicht ist der Zweck, der Krieg ist das Mittel, und
niemals kann das Mittel ohne Zweck gedacht werden.
25. Verschiedenartigkeit der Kriege
Je grossartiger und stärker die Motive des Krieges sind, je mehr sie das ganze Dasein
der Völker umfassen, je gewaltsamer die Spannung ist, die dem Kriege vorhergeht,
umso mehr wird der Krieg sich seiner abstrakten Gestalt nähern, umso mehr wird es sich
um das Niederwerfen des Feindes handeln, umso mehr fallen das kriegerische Ziel und
der politische Zweck zusammen, um so reiner kriegerisch, weniger politisch scheint der
Krieg zu sein. Je schwächer aber Motive und Spannungen sind, umso weniger wird die
natürliche Richtung des kriegerischen Elementes, nämlich der Gewalt, in die Linie fallen,
welche die Politik gibt, umso mehr muss also der Krieg von seiner natürlichen Richtung
abgelenkt werden, um so verschiedener ist der politische Zweck von dem Ziel eines
idealen Krieges, umso mehr scheint der Krieg politisch zu werden. […]
28. Resultat für die Theorie
Der Krieg ist also nicht nur ein wahres Chamäleon, weil er in jedem konkreten Falle
seine Natur etwas ändert, sondern er ist auch seinen Gesamterscheinungen nach, in
Beziehung auf die in ihm herrschenden Tendenzen eine wunderliche Dreifaltigkeit,
zusammengesetzt aus der ursprünglichen Gewaltsamkeit seines Elementes, dem Hass
und der Feindschaft, die wie ein blinder Naturtrieb anzusehen sind, aus dem Spiel der
Wahrscheinlichkeiten und des Zufalls, die ihn zu einer freien Seelentätigkeit machen,
und aus der untergeordneten Natur eines politischen Werkzeuges, wodurch er dem
blossen Verstande anheimfällt.
Die erste dieser drei Seiten ist mehr dem Volke, die zweite mehr dem Feldherrn und
seinem Heer, die dritte mehr der Regierung zugewendet. Die Leidenschaften, welche im
Kriege entbrennen sollen, müssen schon in den Völkern vorhanden sein; der Umfang,
welchen das Spiel des Mutes und Talents im Reiche der Wahrscheinlichkeiten des
Zufalls bekommen wird, hängt von der Eigentümlichkeit des Feldherrn und des Heeres
ab, die politischen Zwecke aber gehören der Regierung allein an.
Diese drei Tendenzen, die als ebenso viele verschiedene Gesetzgebungen erscheinen,
sind tief in der Natur des Gegenstandes gegründet und zugleich von veränderlicher
Grösse. Eine Theorie, welche eine derselben unberücksichtigt lassen oder zwischen
ihnen ein willkürliches Verhältnis feststellen wollte, würde augenblicklich mit der
24
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Wirklichkeit in solchen Widerspruch geraten, dass sie dadurch allein schon wie vernichtet betrachtet werden müsste.
Die Aufgabe ist also, dass sich die Theorie zwischen diesen drei Tendenzen wie
zwischen drei Anziehungspunkten schwebend erhalte.
Auf welchem Wege dieser schwierigen Aufgabe noch am ersten genügt werden könnte,
wollen wir in dem Buche von der Theorie des Krieges untersuchen. In jedem Fall wird
die hier geschehene Feststellung des Begriffs vom Kriege der erste Lichtstrahl, der für
uns in den Fundamentalbau der Theorie fällt, der zuerst die grossen Massen sondern
und sie uns unterscheiden lassen wird. […]
Sechstes Kapitel: Nachrichten im Kriege
Mit dem Worte Nachrichten bezeichnen wir die ganze Kenntnis, welche man von dem
Feinde und seinem Lande hat, also die Grundlage aller eigenen Ideen und Handlungen.
Man betrachte einmal die Natur dieser Grundlage, ihre Unzuverlässigkeit und
Wandelbarkeit, und man wird bald das Gefühl haben, wie gefährlich das Gebäude des
Krieges ist, wie leicht es zusammenstürzen und uns unter seinen Trümmern begraben
kann. – Denn dass man nur sicheren Nachrichten trauen solle, dass man das Misstrauen
nie von sich lassen müsse, steht wohl in allen Büchern, ist aber ein elender Büchertrost
und gehört zu der Weisheit, zu welcher System- und Kompendienschreiber in
Ermangelung von etwas Besserem ihre Zuflucht nehmen.
Ein grosser Teil der Nachrichten, die man im Kriege bekommt, ist widersprechend, ein
noch grösserer ist falsch und bei weitem der grösste einer ziemlichen Ungewissheit
unterworfen. Was man hier vom Offizier fordern kann, ist ein gewisses Unterscheiden,
was nur Sach- und Menschenkenntnis und Urteil geben können. Das Gesetz des
Wahrscheinlichen muss ihn leiten. Diese Schwierigkeit ist nicht unbedeutend bei den
ersten Entwürfen, die auf dem Zimmer und noch ausser der eigentlichen Kriegssphäre
gemacht werden, aber unendlich grösser ist sie da, wo im Getümmel des Krieges selbst
eine Nachricht die andere drängt; ein Glück noch, wenn sie, einander widersprechend,
ein gewisses Gleichgewicht erzeugen und die Kritik selbst herausfordern. Viel schlimmer
für den Nichtgeprüften, wenn ihm der Zufall diesen Dienst nicht erweist, sondern eine
Nachricht die andere unterstützt, bestätigt, vergrössert, das Bild mit immer neuen Farben
ausmalt, bis die Notwendigkeit uns in fliegender Eile den Entschluss abgedrängt hat, der
bald als Torheit erkannt wird, so wie alle jene Nachrichten, als Lügen, Übertreibungen,
Irrtümer usw. Mit kurzen Worten: die meisten Nachrichten sind falsch, und die
Furchtsamkeit der Menschen wird zur neuen Kraft der Lüge und Unwahrheit. In der
Regel ist jeder geneigt, das Schlimme eher zu glauben als das Gute; jeder ist geneigt,
das Schlimme etwas zu vergrössern, und die Gefährlichkeiten, welche auf diese Weise
berichtet werden, ob sie gleich wie die Wellen des Meeres in sich selbst zusammensinken, kehren doch wie jene ohne sichtbare Veranlassung immer von neuem zurück.
Fest im Vertrauen auf sein besseres inneres Wissen muss der Führer dastehen wie der
Fels, an dem die Welle sich bricht. Die Rolle ist nicht leicht; wer nicht von Natur mit
leichtem Blute begabt oder durch kriegerische Erfahrungen geübt und im Urteil gestärkt
ist, mag es sich eine Regel sein lassen, sich gewaltsam, d. h. gegen das innere Niveau
seiner eigenen Überzeugung von der Seite der Befürchtungen ab auf die Seite der
Hoffnungen hinzuneigen; er wird nur dadurch das wahre Gleichgewicht erhalten können.
Diese Schwierigkeit richtig zu sehen, welche eine der allergrössten Friktionen im Kriege
25
a
ausmacht, lässt die Dinge ganz anders erscheinen, als man sie gedacht hat. Der
Eindruck der Sinne ist stärker als die Vorstellungen des überlegenden Kalküls, und dies
geht so weit, dass wohl noch nie eine einigermassen wichtige Unternehmung ausgeführt
worden ist, wo der Befehlshaber nicht in den ersten Momenten der Ausführung neue
Zweifel bei sich zu besiegen gehabt hätte. Gewöhnliche Menschen, die fremden
Eingebungen folgen, werden daher meistens unschlüssig an Ort und Stelle; sie glauben
die Umstände anders gefunden zu haben, als sie solche vorausgesetzt hatten, und zwar
umso mehr, da sie auch hier sich wieder fremden Eingebungen überlassen. Aber auch
der, welcher selbst entwarf und jetzt mit eigenen Augen sieht, wird leicht an seiner
vorigen Meinung irre. Festes Vertrauen zu sich selbst muss ihn gegen den scheinbaren
Drang des Augenblicks waffnen; seine frühere Überzeugung wird sich bei der Entwicklung bewähren, wenn die vorderen Kulissen, welche das Schicksal in die
Kriegsszenen einschiebt, mit ihren dick aufgetragenen Gestalten der Gefahr weggezogen und der Horizont erweitert ist. – Dies ist eine der grossen Klüfte zwischen
Entwerfen und Ausführen.
Siebentes Kapitel: Friktion im Kriege
Solange man selbst den Krieg nicht kennt, begreift man nicht, wo die Schwierigkeiten
der Sache liegen, von denen immer die Rede ist, und was eigentlich das Genie und die
ausserordentlichen Geisteskräfte zu tun haben, die vom Feldherrn gefordert werden.
Alles erscheint so einfach, alle erforderlichen Kenntnisse erscheinen so flach, alle
Kombinationen so unbedeutend, dass in Vergleichung damit uns die einfachste Aufgabe
der höheren Mathematik mit einer gewissen wissenschaftlichen Würde imponiert. Wenn
man aber den Krieg gesehen hat, wird alles begreiflich, und doch ist es äusserst schwer,
dasjenige zu beschreiben, was diese Veränderung hervorbringt, diesen unsichtbaren
und überall wirksamen Faktor zu nennen.
Es ist alles im Kriege sehr einfach, aber das Einfachste ist schwierig. Diese Schwierigkeiten häufen sich und bringen eine Friktion hervor, die sich niemand richtig vorstellt, der
den Krieg nicht gesehen hat. Man denke sich einen Reisenden, der zwei Stationen am
Ende seiner Tagereise noch gegen Abend zurückzulegen denkt, vier bis fünf Stunden
mit Postpferden auf der Chaussee; es ist nichts. Nun kommt er auf der vorletzten Station
an, findet keine oder schlechte Pferde, dann eine bergige Gegend, verdorbene Wege, es
wird finstere Nacht, und er ist froh, die nächste Station nach vielen Mühseligkeiten
erreicht zu haben und eine dürftige Unterkunft dort zu finden. So stimmt sich im Kriege
durch den Einfluss unzähliger kleiner Umstände, die auf dem Papier nie gehörig in
Betrachtung kommen können, alles herab, und man bleibt weit hinter dem Ziel. Ein
mächtiger eiserner Wille überwindet diese Friktion, er zermalmt die Hindernisse, aber
freilich die Maschine mit. Wir werden noch oft auf das Resultat kommen. Wie ein
Obelisk, auf den die Hauptstrassen eines Ortes zugeführt sind, steht in der Mitte der
Kriegskunst gebieterisch hervorragend der feste Wille eines stolzen Geistes.
Friktion ist der einzige Begriff, welcher dem ziemlich allgemein entspricht, was den
wirklichen Krieg von dem auf dem Papier unterscheidet. Die militärische Maschine, die
Armee und alles, was dazu gehört, ist im Grunde sehr einfach und scheint deswegen
leicht zu handhaben. Aber man bedenke, dass kein Teil davon aus einem Stücke ist,
dass alles aus Individuen zusammengesetzt ist, deren jedes seine eigene Friktion nach
allen Seiten hin behält. Theoretisch klingt es ganz gut: der Chef des Bataillons ist
verantwortlich für die Ausführung des gegebenen Befehls, und da das Bataillon durch
26
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
die Disziplin zu einem Stück zusammengeleimt ist, der Chef aber ein Mann von
anerkanntem Eifer sein muss, so dreht sich der Balken um einen eisernen Zapfen mit
wenig Friktion. So aber ist es in der Wirklichkeit nicht, und alles, was die Vorstellung
Übertriebenes und Unwahres hat, zeigt sich im Kriege auf der Stelle. Das Bataillon bleibt
immer aus einer Anzahl Menschen zusammengesetzt, von denen, wenn der Zufall es
will, der unbedeutendste imstande ist, einen Aufenthalt oder sonst eine Unregelmässigkeit zu bewirken. Die Gefahren, welche der Krieg mit sich bringt, die körperlichen
Anstrengungen, die er fordert, steigern das Übel so sehr, dass sie als die
beträchtlichsten Ursachen desselben angesehen werden müssen.
Diese entsetzliche Friktion, die sich nicht wie in der Mechanik auf wenig Punkte konzentrieren lässt, ist deswegen überall im Kontakt mit dem Zufall und bringt dann Erscheinungen hervor, die sich gar nicht berechnen lassen, eben weil sie zum grossen Teil
dem Zufall angehören. Ein solcher Zufall ist z. B. das Wetter. Hier verhindert der Nebel,
dass der Feind zu gehöriger Zeit entdeckt wird, dass ein Geschütz zur rechten Zeit
schiesst, dass eine Meldung den kommandierenden Offizier findet; dort der Regen, dass
ein Bataillon ankommt, dass ein anderes zur rechten Zeit kommt, weil es statt drei
vielleicht acht Stunden marschieren musste, dass die Kavallerie wirksam einhauen kann,
weil sie im tiefen Boden steckenbleibt usw. […]
Das Handeln im Kriege ist eine Bewegung im erschwerenden Mittel. Sowenig man
imstande ist, im Wasser die natürlichste und einfachste Bewegung, das blosse Gehen,
mit Leichtigkeit und Präzision zu tun, sowenig kann man im Kriege mit gewöhnlichen
Kräften auch nur die Linie des Mittelmässigen halten. Daher kommt es, dass der richtige
Theoretiker wie ein Schwimmmeister erscheint, der Bewegungen, die fürs Wasser nötig
sind, auf dem Trocknen üben lässt, die denen grotesk und übertrieben vorkommen, die
nicht an das Wasser denken; daher kommt es aber auch, dass Theoretiker, die selbst
nie untergetaucht haben oder von ihren Erfahrungen nichts Allgemeines zu abstrahieren
wissen, unpraktisch und selbst abgeschmackt sind, weil sie nur das lehren, was ein jeder
kann – gehen.
Ferner: jeder Krieg ist reich an individuellen Erscheinungen, mithin ist jeder ein unbefahrenes Meer voll Klippen, die der Geist des Feldherrn ahnen kann, die aber sein
Auge nie gesehen hat, und die er nun in dunkler Nacht umschiffen soll. Erhebt sich noch
ein widriger Wind, d. h. erklärt sich noch irgendein grosser Zufall gegen ihn, so ist die
höchste Kunst, Geistesgegenwart und Anstrengung da nötig, wo dem Entfernten alles
von selbst zu gehen scheint. Die Kenntnis dieser Friktion ist ein Hauptteil der oft
gerühmten Kriegserfahrung, welche von einem guten General gefordert wird. Freilich ist
der nicht der beste, der die grösste Vorstellung davon hat, dem sie am meisten imponiert
(dies gibt jene Klasse von ängstlichen Generalen, die unter den Erfahrenen so häufig zu
finden sind), sondern der General muss sie kennen, um sie zu überwinden, wo dies
möglich ist, und um nicht eine Präzision in den Wirkungen zu erwarten, die eben wegen
dieser Friktion nicht möglich ist. – Man wird sie übrigens theoretisch nie ganz
kennenlernen, und könnte man es, so würde jene Übung des Urteils immer noch fehlen,
die man Takt nennt, und die allemal in einem Felde voll unendlich kleiner und
mannigfaltiger Gegenstände nötiger ist als in grossen entscheidenden Fällen, wo man
mit sich und anderen Konzilium hält. So wie den Weltmann nur der fast zur Gewohnheit
gewordene Takt seines Urteils immer passend sprechen, handeln und sich bewegen
lässt, so wird nur der kriegserfahrene Offizier bei grossen und kleinen Vorfällen, man
27
a
möchte sagen bei jedem Pulsschlage des Krieges, immer passend entscheiden und
bestimmen. Durch diese Erfahrung und Übung kommt ihm der Gedanke von selbst: das
eine geht, das andere nicht. Er wird also nicht leicht in den Fall kommen, sich eine
Blösse zu geben, was im Kriege, wenn es häufig geschieht, die Grundfeste des
Vertrauens erschüttert und äusserst gefährlich ist.
Die Friktion, oder was hier so genannt ist, ist es also, welche das scheinbar Leichte
schwer macht. Wir werden in der Folge noch oft auf diesen Gegenstand zurückkommen,
und es wird dann auch klar werden, dass ausser Erfahrung und einem starken Willen
noch manche andere seltene Eigenschaften des Geistes zum ausgezeichneten
Feldherrn erforderlich sind.
Achtes Kapitel: Schlussbemerkungen zum ersten Buch
Wir haben mit der Gefahr, den körperlichen Anstrengungen, den Nachrichten und der
Friktion diejenigen Gegenstände genannt, welche sich als Elemente in der Atmosphäre
des Krieges zusammenfinden und dieselbe zu einem erschwerenden Mittel für alle
Tätigkeit machen. Sie lassen sich also in ihren hindernden Wirkungen wieder unter dem
Gesamtbegriff einer allgemeinen Friktion zusammenfassen. – Gibt es nun kein
milderndes Öl für diese Reibung? – Nur eins, und dieses eine steht dem Feldherrn und
dem Kriegsheer nicht nach Willkür zu Gebote: es ist die Kriegsgewohnheit des Heeres.
Gewohnheit stärkt den Körper in grossen Anstrengungen, die Seele in grossen
Gefahren, das Urteil gegen den ersten Eindruck. Überall wird durch sie eine kostbare
Besonnenheit gewonnen, welche vom Husaren und Schützen bis zum Divisionsgeneral
hinaufreicht und dem Feldherrn das Handeln erleichtert.
Wie das menschliche Auge im finsteren Zimmer seine Pupille erweitert, das wenige
vorhandene Licht einsaugt, nach und nach die Dinge notdürftig unterscheidet und zuletzt
ganz gut Bescheid weiss, so der geübte Soldat im Kriege, während dem Neulinge nur
die stockfinstere Nacht entgegentritt.
Kriegsgewohnheit kann kein Feldherr seinem Heere geben, und schwach ist der Ersatz,
den Friedensübungen gewähren; schwach im Vergleich mit der wirklichen Kriegserfahrung, aber nicht im Vergleich mit einem Heere, wo auch diese Übungen nur auf
mechanische Kunstfertigkeiten gerichtet sind. Die Übungen des Friedens so einzurichten, dass ein Teil jener Friktionsgegenstände darin vorkomme, das Urteil, die
Umsichtigkeit, selbst die Entschlossenheit der einzelnen Führer geübt werde, ist von viel
grösserem Wert, als diejenigen glauben, welche den Gegenstand nicht aus Erfahrung
kennen. Es ist unendlich wichtig, dass der Soldat, hoch oder niedrig, auf welcher Stufe
er auch stehe, diejenigen Erscheinungen des Krieges, die ihn beim erstenmal in
Verwunderung und Verlegenheit setzen, nicht erst im Kriege zum erstenmal sehe; sind
sie ihm früher nur ein einziges Mal vorgekommen, so ist er schon halb damit vertraut.
Das bezieht sich selbst auf körperliche Anstrengungen. Sie müssen geübt werden,
weniger, dass sich die Natur, als dass sich der Verstand daran gewöhne. Im Kriege ist
der neue Soldat sehr geneigt, ungewöhnliche Anstrengungen für Folgen grosser Fehler,
Irrungen und Verlegenheiten in der Führung des Ganzen zu halten und dadurch doppelt
niedergedrückt zu werden. Dies wird nicht geschehen, wenn er bei Friedensübungen
darauf vorbereitet wird.
Ein anderes, weniger umfassendes, aber doch höchst wichtiges Mittel, die Kriegsgewohnheit im Frieden zu gewinnen, ist das Heranziehen kriegserfahrener Offiziere
28
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
anderer Heere. Selten ist in Europa überall Frieden, und nie geht der Krieg in den
anderen Weltteilen aus. Ein Staat, der lange im Frieden ist, sollte also stets suchen, von
diesen Kriegsschauplätzen sich einzelne Offiziere, aber freilich nur solche, die gut
gedient haben, zu verschaffen, oder von den seinigen einige dahin zu schicken, damit
sie den Krieg kennenlernen.
Wie gering auch die Anzahl solcher Offiziere zur Masse eines Heeres erscheinen möge,
so ist doch ihr Einfluss sehr fühlbar. Ihre Erfahrungen, die Richtung ihres Geistes, die
Ausbildung des Charakters wirken auf ihre Untergebenen und Kameraden, und
ausserdem sind sie auch dann, wenn sie nicht an die Spitze eines Wirkungskreises
gestellt werden können, als der Gegend kundige Männer zu betrachten, die man in
vielen einzelnen Fällen befragen kann.
Zweites Buch: Über die Theorie des Krieges
1. Kapitel: Einteilung der Kriegskunst
[…] Die Kriegführung nun ist also die Anordnung und Führung des Kampfes. Wäre
dieser Kampf ein einzelner Akt, so würde kein Grund zu einer weiteren Einteilung sein;
allein der Kampf besteht aus einer mehr oder weniger grossen Zahl einzelner, in sich
geschlossener Akte, die wir Gefechte nennen, wie wir das im ersten Kapitel des ersten
Buches gezeigt haben, und die neue Einheiten bilden. Daraus entspringt nun die ganz
verschiedene Tätigkeit, diese Gefechte in sich anzuordnen und zu führen und sie unter
sich zum Zweck des Krieges zu verbinden. Das eine ist die Taktik, das andere die
Strategie genannt worden.
Die Einteilung in Taktik und Strategie ist jetzt im Gebrauch fast allgemein, und jeder
weiss ziemlich bestimmt, wohin er ein einzelnes Faktum stellen soll, ohne dass er sich
des Einteilungsgrundes klar bewusst ist. […]
Es ist also nach unserer Einteilung die Taktik die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im
Gefecht, die Strategie die Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zweck des Krieges.
[…]
Zweiter Teil/Sechstes Buch: Verteidigung
27. Kapitel: Verteidigung des Kriegstheaters
[…] So wie sich der Schwerpunkt immer da findet, wo die meiste Masse beisammen ist,
und wie jeder Stoss gegen den Schwerpunkt der Last am wirksamsten ist, wie ferner der
stärkste Stoss mit dem Schwerpunkt der Kraft erhalten wird, so ist es auch im Kriege.
Die Streitkräfte jedes Kriegführenden, sei es ein einzelner Staat oder ein Bündnis von
Staaten, haben eine gewisse Einheit und durch diese Zusammenhang; wo aber
Zusammenhang ist, da treten die Analogien des Schwerpunktes ein. Es gibt also in
diesen Streitkräften gewisse Schwerpunkte, deren Bewegung und Richtung über die
anderen Punkte entscheidet, und diese Schwerpunkte finden sich da, wo die meisten
Streitkräfte beisammen sind. So wie aber in der toten Körperwelt die Wirkung gegen den
Schwerpunkt in dem Zusammenhang der Teile ihr Mass und ihre Grenze hat, so ist es
auch im Kriege, und es kann hier wie dort ein Stoss leicht grösser werden, als der
Widerstand verträgt, und damit ein Luftstoss, eine Kraftverschwendung entstehen.
Wie verschieden ist der Zusammenhang des Heeres [von] einer Fahne, welche durch
den persönlichen Befehl eines Feldherrn in die Schlacht geführt wird, und der einer
verbündeten Kriegsmacht, die auf 50 oder 100 Meilen ausgedehnt oder gar nach ganz
29
a
verschiedenen Seiten hin basiert ist! Dort ist der Zusammenhang als der stärkste, die
Einheit als die nächste zu betrachten; hier ist die Einheit sehr entfernt, oft nur noch in der
gemeinschaftlichen politischen Absicht, und da auch nur dürftig und unvollkommen vorhanden und der Zusammenhang der Teile meistens sehr schwach, oft ganz illusorisch.
Gebietet also von der einen Seite die Gewalt, welche wir dem Stoss zu geben
wünschen, die grösste Vereinigung der Macht, so müssen wir von der anderen jede
Übertreibung als einen wirklichen Nachteil fürchten, weil sie eine Kraftverschwendung
mit sich führt, und diese wieder den Mangel an Kraft auf anderen Punkten.
Diese Centra gravitatis in der feindlichen Kriegsmacht zu unterscheiden, ihre Wirkungskreise zu erkennen, ist also ein Hauptakt des strategischen Urteils. Man wird sich
nämlich jedesmal fragen müssen, welche Wirkungen das Vorgehen und Zurückgehen
des einen Teiles der gegenseitigen Streitkräfte auf die übrigen hervorbringen wird. […]
Dritter Teil/Siebentes Buch: Der Angriff
5. Kapitel: Kulminationspunkt des Angriffs
Der Erfolg im Angriff ist das Resultat einer vorhandenen Überlegenheit, wohlverstanden
physische und moralische Kräfte zusammengenommen. Wir haben im vorigen Kapitel
gezeigt, dass sich die Kraft des Angriffs nach und nach erschöpft; möglicherweise kann
die Überlegenheit dabei wachsen, aber in der grossen Mehrheit der Fälle wird sie
abnehmen. Der Angreifende kauft Friedensvorteile ein, die ihm bei den Unterhandlungen
etwas gelten sollen, die er aber auf der Stelle bar mit seinen Streitkräften bezahlen
muss. Führt dieses im Vorteil des Angriffs sich täglich vermindernde Übergewicht bis
zum Frieden, so ist der Zweck erreicht. – Es gibt strategische Angriffe, die unmittelbar
zum Frieden geführt haben – aber die wenigsten sind von der Art, und die meisten
führen nur bis zu einem Punkt, wo die Kräfte noch eben hinreichen, sich in der
Verteidigung zu halten und den Frieden abzuwarten. – Jenseits dieses Punktes liegt der
Umschwung, der Rückschlag; die Gewalt eines solchen Rückschlages ist gewöhnlich
viel grösser, als die Kraft des Stosses war. Dies nennen wir den Kulminationspunkt des
Angriffs. – Da der Zweck des Angriffs der Besitz des feindlichen Landes ist, so folgt,
dass das Vorschreiten solange dauern muss, bis die Überlegenheit erschöpft ist; dies
treibt also an das Ziel und kann auch leicht darüber hinausführen. – Bedenkt man, aus
wieviel Elementen die Gleichung der Kräfte zusammengesetzt ist, so begreift man, wie
schwer es in manchen Fällen auszumachen ist, wer von beiden die Überlegenheit auf
seiner Seite hat. Oft hängt alles an dem seidenen Faden der Einbildung.
Es kommt also alles darauf an, den Kulminationspunkt mit einem feinen Takt des Urteils
herauszufühlen. – Hier stossen wir auf einen scheinbaren Widerspruch. – Die Verteidigung ist stärker als der Angriff, man sollte also glauben, dass dieser nie zu weit führen
könne, denn solange die schwächere Form stark genug bleibt, ist man es ja für die
stärkere umso mehr.
30
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
7. Helmuth von Moltke (1800-1891), Ueber Strategie (1871)7
Die Politik bedient sich des Krieges für die Erreichung ihrer Zwecke, sie wirkt
entscheidend auf den Beginn und das Ende desselben ein, so zwar, dass sie sich
vorbehält in seinem Verlauf ihre Ansprüche zu steigern oder aber mit einem minderen
Erfolg sich zu begnügen.
Bei dieser Unbestimmtheit kann die Strategie ihr Streben stets nur auf das höchste Ziel
richten, welches die gebotenen Mittel überhaupt erreichbar machen. Sie arbeitet so am
besten der Politik in die Hand, nur für deren Zweck, aber im Handeln völlig unabhängig
von ihr.
Die nächste Aufgabe der Strategie ist die Bereitstellung der Streitmittel, der erste
Aufmarsch der Armee. Es kommen dabei die vielseitigsten politischen, geographischen
und staatlichen Erwägungen in Betracht. Ein Fehler in der ursprünglichen Versammlung
der Heere ist im ganzen Verlauf des Feldzuges kaum wieder gut zu machen. Aber diese
Anordnungen lassen sich lange vorher erwägen und – die Kriegsbereitschaft der Truppe,
die Organisation des Transportwesens vorausgesetzt – sie müssen unmittelbar zu dem
beabsichtigten Resultat führen.
Anders verhält es sich bei der weiteren Aufgabe der Strategie: die kriegerische Verwendung der bereitgestellten Mittel, also bei den Operationen.
Hier begegnet unserem Willen sehr bald der unabhängige Wille des Gegners. Diesen
können wir zwar beschränken, wenn wir zur Initiative fertig und entschlossen sind,
vermögen ihn aber nicht anders zu brechen, als durch die Mittel der Taktik, durch das
Gefecht.
Die materiellen und moralischen Folgen jedes grösseren Gefechtes sind aber so weitgreifender Art, dass durch dieselben meist eine völlig veränderte Situation geschaffen
wird, eine neue Basis für neue Massregeln. Kein Operationsplan reicht mit einiger
Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus. Nur
der Laie glaubt in dem Verlauf eines Feldzuges die konsequente Durchführung eines im
voraus gefassten, in allen Einzelheiten überlegten und bis ans Ende festgehaltenen,
ursprünglichen Gedankens zu erblicken.
Gewiss wird der Feldherr seine grossen Ziele stetig im Auge behalten, unbeirrt darin
durch die Wechselfälle der Begebenheiten, aber die Wege, auf welchen er sie zu
erreichen hofft, lassen sich auf weit hinaus nie mit Sicherheit feststellen. Er ist im Laufe
des ganzen Feldzuges darauf angewiesen eine Reihe von Entschlüssen zu fassen auf
Grund von Situationen, die nicht vorherzusehen sind. Alle aufeinander folgenden Akte
des Krieges sind sonach nicht prämeditierte Ausführungen, sondern spontane Akte,
geleitet durch militärischen Takt. Es kommt darauf an in lauter Spezialfällen die in den
Nebel der Ungewissheit gehüllte Sachlage zu durchschauen, das Gegebene richtig zu
würdigen, das Unbekannte zu erraten, einen Entschluss schnell zu fassen, und dann
kräftig und unbeirrt durchzuführen.
Zu der Rechnung mit einer bekannten und einer unbekannten Grösse – dem eigenen
und dem feindlichen Willen – treten noch dritte Faktoren, die sich vollends jeder
Voraussicht entziehen, Witterung, Krankheit und Eisenbahnunfälle, Missverständnisse
7
Moltkes Taktisch-strategische Aufsätze aus den Jahren 1857 bis 1872, hg. vom Grossen Generalstab, Abteilung für
Kriegsgeschichte, Berlin 1900, S. 287-289.
31
a
und Täuschungen, kurz alle die Einwirkungen, welche man Zufall, Verhängnis oder
höhere Fügung nennen mag, die aber der Mensch weder schafft noch beherrscht.
Und doch ist dadurch die Kriegführung der blinden Willkür nicht verfallen. Ein Wahrscheinlichkeitskalkül müsste ergeben, dass alle jene Zufälligkeiten schliesslich eben so
oft zum Schaden oder Vorteil des einen wie des anderen Theiles gewesen sind, und der
Feldherr, welcher in jedem Einzelfall, wenn nicht das Allerbeste, so doch das
Verständige anordnet, hat immer noch Aussicht sein Ziel zu erreichen.
Es liegt auf der Hand, dass dazu theoretisches Wissen nicht ausreicht, sondern dass
hier die Eigenschaften des Geistes wie des Charakters zur freien praktischen, zur
künstlerischen Entfaltung gelangen, geschult freilich durch militärische Vorbildung und
geleitet durch Erfahrungen, sei es aus der Kriegsgeschichte oder aus dem Leben selbst.
Über den Ruf eines Feldherrn freilich entscheidet vor Allem der Erfolg. Wieviel davon
sein wirkliches Verdienst, ist ausserordentlich schwer zu bestimmen. An der unwiderstehlichen Gewalt der Verhältnisse scheitert selbst der beste Mann, und von ihr
wird ebenso oft der mittelmässige getragen: Aber Glück hat auf die Dauer doch zumeist
wohl nur der Tüchtige.
Wenn nun im Kriege, vom Beginn der Operationen an, Alles unsicher ist, ausser was der
Feldherr an Willen und Tatkraft in sich selbst trägt, so können für die Strategie
allgemeine Lehrsätze, aus ihnen abgeleitete Regeln und auf diese aufgebaute Systeme
unmöglich einen praktischen Werth haben.
Erzherzog Karl [von Österreich, 1771-1847, schrieb „Grundsätze der höheren Kriegskunst”, 1808], zwar erklärt die Strategie für eine Wissenschaft, die Taktik für Kunst. Er
mutet der „Wissenschaft der obersten Feldherrn” zu, dass sie „den Gang der kriegerischen Unternehmungen bestimme”, die Kunst habe nur die strategischen Entwürfe
auszuführen.
General v. Clausewitz hingegen sagt: „Strategie ist der Gebrauch des Gefechts zum
Zweck des Krieges”, und in der Tat gewährt die Strategie der Taktik die Mittel zum
Schlagen und die Wahrscheinlichkeit, zu siegen durch die Leitung der Armeen und ihr
Zusammentreffen auf dem Kampfplatz. Andererseits aber eignet sie sich auch den Erfolg
jeden Gefechts an und baut auf demselben weiter. Vor dem taktischen Siege schweigt
die Forderung der Strategie, sie fügt sich der neu geschaffenen Sachlage an.
Die Strategie ist ein System der Aushülfen. Sie ist mehr als Wissenschaft, ist die Übertragung des Wissens auf das praktische Leben, die Fortbildung des ursprünglich
leitenden Gedankens entsprechend den stets sich ändernden Verhältnissen, ist die
Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigen Bedingungen.
32
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
8. Alfred Thayer Mahan (1840-1914), The Influence of Sea Power upon History
(1660-1783) (1890)8
Naval strategy has indeed for its end to found, support, and increase, as well in peace as
in war, the sea power of a country. […]
Chapter I. Discussion of the Elements of Sea Power
[…] The principal conditions affecting the sea power of nations may be enumerated as
follows: I. Geographical Position. II. Physical Conformation, including, as connected
therewith, natural productions and climate. III. Extent of Territory. IV. Number of
Population. V. Character of the People. VI. Character of the Government, including
therein the national institutions.
I. Geographical Position. − It may be pointed out, in the first place, that if a nation be so
situated that it is neither forced to defend itself by land nor induced to seek extension of
its territory by way of the land, it has, by the very unity of its aim directed upon the sea,
an advantage as compared with a people one of whose boundaries is continental. This
has been a great advantage to England over both France and Holland as a sea power.
[…] The geographical position may be such as of itself to promote a concentration, or to
necessitate a dispersion, of the naval forces. Here again the British Islands have an
advantage over France. The position of the latter, touching the Mediterranean as well as
the ocean, while it has its advantages, is on the whole a source of military weakness at
sea. […] The geographical position of a country may not only favour the concentration of
its forces, but give the further strategic advantage of a central position and a good base
for hostile operations against its probable enemies. This again is the case with England;
on the one hand she faces Holland and the northern powers, on the other France and
the Atlantic. When threatened with a coalition between France and the naval powers of
the North Sea and the Baltic, as she at times was, her fleets in the Downs and in the
Channel, and even that off Brest, occupied interior positions, and thus were readily able
to interpose their united force against either one of the enemies which should seek to
pass through the Channel to effect a junction with its ally. […]
II. Physical Conformation. – […] The seabord of a country is one of its frontiers; and the
easier the access offered by the frontier to the region beyond, in this case the sea, the
greater will be the tendency of a people toward intercourse with the rest of the world by
it. If a country be imagined having a long seabord, but entirely without a harbour, such a
country can have no sea trade of its own, no shipping, no navy. This was practically the
case with Belgium when it was a Spanish and an Austrian province. […] Numerous and
deep harbors are a source of strength and wealth, and doubly so if they are the outlets of
navigable streams, which facilitate the concentration in them of a country’s internal trade;
but by their very accessibility they become a source of weakness in war, if not properly
defended. […]
III. Extent of Territory. − The last of the conditions affecting the development of a nation
as a sea power, and touching the country itself as distinguished from the people who
dwell there, is Extent of Territory. […] As regards the development of sea power, it is not
the total number of square miles which a country contains, but the length of its coast-line
and the character of its harbors that are to be considered. As to these it is to be said that,
8
Alfred Thayer Mahan, The Influence of Sea Power upon History (1660-1783), Boston 1890, pp. 23 und 28-89.
33
a
the geographical and physical conditions being the same, extent of sea-coast is a source
of strength or weakness according as the population is large or small. A country is in this
like a fortress; the garrison must be proportioned to the enceinte. A recent familiar
instance is found in the American War of Secession. […]
IV. Number of Population. − After the consideration of the natural conditions of a country
should follow an examination of the characteristics of its population as affecting the
development of sea power; and first among these will be taken, because of its relations
to the extent of the territory, which has just been discussed, the number of the people
who live in it. It has been said that in respect of dimension it is not merely the number of
square miles, but the extent and character of the sea-coast that is to be considered with
reference to sea power; and so, in point of population, it is not only the grand total, but
the number following the sea, or at least readily available for employment on ship board
and for the creation of naval material, that must be counted. For example, formerly and
up to the end of the great wars following the French Revolution, the population of France
was much greater than that of England; but in respect of sea power in general, peaceful
commerce as well as military efficiency, France was much inferior to England. […]
V. Character of the People. – […] If sea power be really based upon a peaceful and
extensive commerce, aptitude for commercial pursuits must be a distinguishing feature
of the nations that have at one time or another been great upon the sea. History almost
without exception affirms that this is true. […] All men seek gain and, more or less, love
money; but the way in which gain is sought will have a marked effect upon the
commercial fortunes and the history of the people inhabiting a country. […] The tendency
to trade, involving of necessity the production of something to trade with, is the national
characteristic most important to the development of sea power. Granting it and a good
seaboard, it is not likely that the dangers of the sea, or any aversion to it, will deter a
people from seeking wealth by the paths of ocean commerce. Where wealth is sought by
other means, it may be found; but it will not necessarily lead to sea power. Take France.
[…] In yet another way does the national genius affect the growth of sea power in its
broadest sense; and that is in so far as it possesses the capacity for planting healthy
colonies. Of colonization, as of all other growths, it is true that it is most healthy when it is
most natural. Therefore colonies that spring from the felt wants and natural impulses of a
whole people will have the most solid foundations; and their subsequent growth will be
surest when they are least trammelled from home, if the people have the genius for
independent action. Men of the past three centuries have keenly felt the value to the
mother-country of colonies as outlets for the home products and as a nursery for
commerce and shipping; but efforts at colonization have not had the same general origin,
nor have different systems all had the same success. The efforts of statesmen, however
far-seeing and careful, have not been able to supply the lack of strong natural impulse;
[…]
VI. Character of the Government. – […] it must be noted that particular forms of
government with their accompanying institutions, and the character of rulers at one time
or another, have exercised a very marked influence upon the development of sea power.
The various traits of a country and its people which have so far been considered
constitute the national characteristics with which a nation, like a man, begins its career;
the conduct of the government in turn corresponds to the exercise of the intelligent willpower which, according as it is wise, energetic and persevering, or the reverse, causes
34
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
success or failure in a man’s life or a nation’s history. […] To turn now from the particular
lessons drawn from the history of the past to the general question of the influence of
government upon the sea career of its people, it is seen that that influence can work in
two distinct but closely related ways:
First, in peace: The government by its policy can favour the natural growth of a people’s
industries and its tendencies to seek adventure and gain by way of the sea; or it can try
to develop such industries and such sea-going bent, when they do not naturally exist; or,
on the other hand, the government may by mistaken action check and fetter the progress
which the people left to themselves would make. In any one of these ways the influence
of the government will be felt, making or marring the sea power of the country in the
matter of peaceful commerce; upon which alone, it cannot be too often insisted, a
thoroughly strong navy can be based.
Secondly, for war: The influence of the government will be felt in its most legitimate
manner in maintaining an armed navy, of a size commensurate with the growth of its
shipping and the importance of the interests connected with it. More important even than
the size of the navy is the question of its institutions, favoring a healthful spirit and
activity, and providing for rapid development in time of war by an adequate reserve of
men and of ships and by measures for drawing out that general reserve power which has
before been pointed to, when considering the character and pursuits of the people.
Undoubtedly under this second head of warlike preparation must come the maintenance
of suitable naval stations, in those distant parts of the world to which the armed shipping
must follow the peaceful vessels of commerce. The protection of such stations must
depend either upon direct military force, as do Gibraltar and Malta, or upon a
surrounding friendly population, such as the American colonists once were to England,
and, it may be presumed, the Australian colonists now are. Such friendly surroundings
and backing, joined to a reasonable military provision, are the best of defences, and
when combined with decided preponderance at sea, make a scattered and extensive
empire, like that of England, secure; for while it is true that an unexpected attack may
cause disaster in some one quarter, the actual superiority of naval power prevents such
disaster from being general or irremediable. History has sufficiently proved this.
England’s naval bases have been in all parts of the world; and her fleets have at once
protected them, kept open the communications between them, and relied upon for
shelter. Colonies attached to the mother-country afford, therefore, the surest means of
supporting abroad the sea power of a country. [...]
35
a
9.
Julian S. Corbett (1854-1922), Some Principles of Maritime Strategy (1911)9
Conditions of Strength in Limited War
The object of naval warfare must always be directly or indirectly either to secure the
command of the sea or to prevent the enemy from securing it.
The second part of the proposition should be noted with special care in order to exclude
a habit of thought, which is one of the commonest sources of error in naval speculation.
That error is the very general assumption that if one belligerent loses the command of
the sea it passes at once to the other belligerent. The most cursory study of naval history
is enough to reveal the falseness of such an assumption. It tells us that the most
common situation in naval war is that neither side has the command; that the normal
position is not a commanded sea, but an uncommanded sea. The mere assertion, which
no one denies, that the object of naval warfare is to get command of the sea actually
connotes the proposition that the command is normally in dispute. It is this state of
dispute with which naval strategy is most nearly concerned, for when the command is
lost or won pure naval strategy comes to an end.
This truth is so obvious that it would scarcely be worth mentioning were it not for the
constant recurrence of such phrases as: “If England were to lose command of the sea, it
would be all over with her.” The fallacy of the idea is that it ignores the power of the
strategical defensive. It assumes that if in the face of some extraordinary hostile coalition
or through some extraordinary mischance we found ourselves without sufficient strength
to keep the command, we should therefore be too weak to prevent the enemy getting it—
a negation of the whole theory of war, which at least requires further support than it ever
receives.
And not only is this assumption a negation of theory; it is a negation both of practical
experience and of the expressed opinion of our greatest masters. We ourselves have
used the defensive at sea with success, as under William the Third and in the War of
American Independence, while in our long wars with France she habitually used it in
such a way that sometimes for years, though we had a substantial preponderance, we
could not get command, and for years were unable to carry out our war plan without
serious interruption from her fleet.
So far from the defensive being a negligible factor at sea, or even the mere pestilent
heresy it is generally represented, it is of course inherent in all war, and, as we have
seen, the paramount questions of strategy both at sea and on land turn on the relative
possibilities of offensive and defensive, and upon the relative proportions in which each
should enter into our plan of war. At sea the most powerful and aggressively-minded
belligerent can no more avoid his alternating periods of defence, which result from
inevitable arrests of offensive action, than they can be avoided on land. The defensive,
then, has to be considered; but before we are in a position to do so with profit, we have
to proceed with our analysis of the phrase, “Command of the Sea”, and ascertain exactly
what it is we mean by it in war.
In the first place, “Command of the Sea” is not identical in its strategical conditions with
the conquest of territory. You cannot argue from the one to the other, as has been too
9
Julian Corbett, Some Principles of Maritime Strategy, London 1911, pp. 91-95.
36
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
commonly done. Such phrases as the “Conquest of water territory” and “Making the
enemy’s coast our frontier” had their use and meaning in the mouths of those who
framed them, but they are really little but rhetorical expressions founded on false
analogy, and false analogy is not a secure basis for a theory of war.
The analogy is false for two reasons, both of which enter materially into the conduct of
naval war. You cannot conquer sea because it is not susceptible of ownership, at least
outside territorial waters. You cannot, as lawyers say, “reduce it into possession”,
because you cannot exclude neutrals from it as you can from territory you conquer. In
the second place, you cannot subsist your armed force upon it as you can upon enemy’s
territory. Clearly, then, to make deductions from an assumption that command of the sea
is analogous to conquest of territory is unscientific, and certain to lead to error.
The only safe method is to inquire what it is we can secure for ourselves, and what it is
we can deny the enemy by command of the sea. Now, if we exclude fishery rights, which
are irrelevant to the present matter, the only right we or our enemy can have on the sea
is the right of passage; in other words, the only positive value which the high seas have
for national life is as a means of communication. For the active life of a nation such
means may stand for much or it may stand for little, but to every maritime State it has
some value. Consequently by denying an enemy this means of passage we check the
movement of his national life at sea in the same kind of way that we check it on land by
occupying his territory. So far the analogy holds good, but no further.
So much for the positive value which the sea has in national life. It has also a negative
value. For not only is it a means of communication, but, unlike the means of
communication ashore, it is also a barrier. By winning command of the sea we remove
that barrier from our own path, thereby placing ourselves in position to exert direct
military pressure upon the national life of our enemy ashore, while at the same time we
solidify it against him and prevent his exerting direct military pressure upon ourselves.
Command of the sea, therefore, means nothing but the control of maritime communications, whether for commercial or military purposes. The object of naval warfare is
the control of communications, and not, as in land warfare, the conquest of territory. The
difference is fundamental. True, it is rightly said that strategy ashore is mainly a question
of communications, but they are communications in another sense. The phrase refers to
the communications of the army alone, and not to the wider communications which are
part of the life of the nation.
But on land also there are communications of a kind which are essential to national life –
the internal communications which connect the points of distribution. Here again we
touch an analogy between the two kinds of war. Land warfare, as the most devoted
adherents of the modern view admit, cannot attain its end by military victories alone. The
destruction of your enemy’s forces will not avail for certain unless you have in reserve
sufficient force to complete the occupation of his inland communications and principal
points of distribution. This power is the real fruit of victory, the power to strangle the
whole national life. It is not until this is done that a high-spirited nation, whose whole
heart is in the war, will consent to make peace and do your will. It is precisely in the
same way that the command of the sea works towards peace, though of course in a far
less coercive manner, against a continental State. By occupying her maritime communications and closing the points of distribution in which they terminate we destroy the
37
a
national life afloat, and thereby check the vitality of that life ashore so far as the one is
dependent on the other. Thus we see that so long as we retain the power and right to
stop maritime communications, the analogy between command of the sea and the
conquest of territory is in this aspect very close. And the analogy is of the utmost
practical importance, for on it turns the most burning question of maritime war, which it
will be well to deal with in this place.
38
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
10. Alfred von Schlieffen (1833-1913), Der Krieg in der Gegenwart (1909)10
So gross aber auch die Schlachtfelder sein mögen, so wenig werden sie dem Auge
bieten. Nichts ist auf der weiten Öde zu sehen. Wenn der Donner der Geschütze nicht
das Ohr betäubte, so würde nur schwaches Feuerblitzen die Anwesenheit von Artillerie
verraten. Man wüsste nicht, woher das rollende Infanteriefeuer käme, wenn nicht ab und
zu bald hier, bald dort eine dünne Linie für einen Augenblick einen Sprung nach vorwärts
machte, um ebenso rasch wieder zu verschwinden. […] Kein Napoleon, umgeben von
einem glänzenden Gefolge, hält auf einer Anhöhe [Ausschau]. Auch mit dem Fernglas
würde er nicht viel zu sehen bekommen. Sein Schimmel würde das leicht zu treffende
Ziel unzähliger Batterien sein. Der Feldherr befindet sich weiter zurück in einem Hause
mit geräumiger Schreibstube, wo Draht- und Funkentelegraph, Fernsprech- und
Signalapparate zur Hand sind, Scharen von Kraftwagen und Motorrädern, für die
weitesten Fahrten gerüstet, der Befehle harren. Dort, auf einem bequemen Stuhle vor
einem breiten Tisch hat der moderne Alexander auf einer Karte das gesamte
Schlachtfeld vor sich, von dort telephoniert er zündende Worte, und dort empfängt er die
Meldungen der Armee- und Korpsführer, der Fesselballone und der lenkbaren
Luftschiffe, welche die ganze Linie entlang die Bewegungen des Feindes beobachten,
dessen Stellungen überwachen.
Diese Meldungen werden sich von denjenigen früherer Zeiten hauptsächlich durch die
Höhe der Zahl, weniger durch den Inhalt unterscheiden. Ziemlich übereinstimmend
werden sie lauten, wie sie seit Jahrhunderten gelautet haben, dass der Feind sich
andauernd verstärkt, dass die Artillerie grosse Verluste erleidet, die Infanterie nicht
vorwärtszukommen vermag und eine Verstärkung dringend erforderlich ist. Der Feldherr
wird diesen Wünschen nicht nachgeben können. Hätte er sich auch eine starke Reserve
zurückbehalten, so würde sie bald verbraucht sein, wenn er nach allen Seiten auf die
Entfernung vieler Meilen und Tagesmärsche den berechtigt erscheinenden Hilferufen
entsprechen wollte. Da das Gefecht doch nur mit verhältnismässig wenigen Mannschaften geführt werden kann, so würde die Absendung von starken Unterstützungen,
die wegen Mangel an Platz keine Deckung finden, nur die Verluste vermehren. Die
wesentliche Aufgabe des Schlachtenlenkers ist damit erfüllt, dass er, lange bevor ein
Zusammenstoss mit dem Feinde erfolgen kann, allen Armeen und Korps die Strassen,
Wege und Richtungen angibt, in welchen sie vorgehen sollen, und ihnen die ungefähren
Tagesziele bezeichnet. Der Anmarsch zur Schlacht beginnt, sobald die Truppen die
Eisenbahn verlassen haben. Von den Endbahnhöfen aus werden Korps und Divisionen,
die einen den Marsch beschleunigend, die anderen etwas verhaltend, den Platz zu
erreichen suchen, der ihnen in der Schlachtordnung angewiesen ist. Da die Gefechtsfronten sich verbreitern, so werden auch die dem Schlachtfeld zustrebenden Kolonnen
mindestens in der nämlichen Breite marschieren können, die sie im Gefecht einnehmen
sollen. Das Zusammenziehen zur Schlacht wird an Bedeutung verlieren. Diejenigen
Korps, welche auf den Feind stossen, werden den Kampf, ohne auf weitere
Unterstützung zu rechnen, durchführen müssen. […]
Der Russisch-Japanische Krieg hat bewiesen, dass der blosse Angriff auf die feindliche
Front trotz aller Schwierigkeiten sehr wohl gelingen kann. Der Erfolg eines solchen
Angriffs ist aber auch im günstigsten Falle nur ein geringer. Der Feind wird allerdings
10
Alfred von Schlieffen, Der Krieg in der Gegenwart, aus: ders., Gesammelte Schriften, Berlin 1913, Band 1, S. 11-22.
39
a
zurückgedrückt, wiederholt aber nach einiger Zeit an anderer Stelle den vorübergehenden Widerstand. Der Feldzug schleppt sich hin. Solche Kriege sind aber zu einer
Zeit unmöglich, wo die Existenz der Nation auf einen ununterbrochenen Fortgang des
Handels und der Industrie begründet ist, und durch eine rasche Entscheidung das zum
Stillstand gebrachte Räderwerk wieder in Lauf gebracht werden muss. Eine Ermattungsstrategie lässt sich nicht [be]treiben, wenn der Unterhalt von Millionen den Aufwand von
Milliarden erfordert. Um aber einen entscheidenden und vernichtenden Erfolg zu
erzielen, ist ein Angriff von zwei oder drei Seiten, also gegen die Front und gegen eine
oder beide Flanken erforderlich. Ein solcher Angriff ist verhältnismässig leicht für den,
der sich im Besitz der grösseren Zahl befindet. Auf eine solche Überlegenheit ist aber
unter den gegenwärtigen Verhältnissen schwer zu rechnen. Die für einen starken
Flankenangriff erforderlichen Mittel sind nur dadurch zu gewinnen, dass die gegen die
feindliche Front zu verwendenden Kräfte möglichst schwach gemacht werden. So
schwach sie aber gemacht werden, sie dürfen sich nicht darauf beschränken wollen, im
gedeckten Haltenbleiben mit aus der Ferne abgegebenem Feuer den Feind zu
„beschäftigen”, ihn nur „festhalten” zu wollen. Unter allen Umständen muss die Front
„angegriffen”, auch gegen die Front „vorwärts” gegangen werden.
40
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
11. Halford J. Mackinder (1861-1947), The Geographical Pivot of History (1904)11
[…] As in the case of Europe, so in other marginal lands of Euro-Asia there are records
of earlier invasions. China had more than once to submit to conquest from the north;
India several times to conquest from the north-west. In the case of Persia, however, at
least one of the earlier descents has a special significance in the history of Western
civilization. Three or four centuries before the Mongols, the Seljuk Turks, emerging from
Central Asia, overran by this path an immense area of the land, which we may describe
as of the five seas – Caspian, Black, Mediterranean, Red, and Persian. They established
themselves at Kerman, at Hamadan, and in Asia Minor, and they overthrew the 430
Saracen dominion of Bagdad and Damascus. It was ostensibly to punish their treatment
of the Christian pilgrims at Jerusalem that Christendom undertook the great series of
campaigns known collectively as the Crusades. Although these failed in their immediate
objects, they so stirred and united Europe that we may count them as the beginning of
modern history – another striking instance of European advance stimulated by the
necessity of reacting against pressure from the heart of Asia.
The conception of Euro-Asia to which we thus attain is that of a continuous land, ice-girt
in the north, water-girt elsewhere, measuring 21 million square miles, or more than three
times the area of North America, whose centre and north, measuring some 9 million
square miles, or more than twice the area of Europe, have no available water-ways to
the ocean, but, on the other hand, except in the subarctic forest, are very generally
favourable to the mobility of horsemen and camelmen. To east, south, and west of this
heart-land are marginal regions, ranged in a vast crescent, accessible to shipmen.
According to physical conformation, these regions are four in number, and it is not a little
remarkable that in a general way they respectively coincide with the spheres of the four
great religions – Buddhism, Brahminism, Mahometanism, and Christianity. The first two
are the monsoon lands, turned the one towards the Pacific, and the other towards the
Indian ocean. The fourth is Europe, watered by the Atlantic rains from the west. These
three together, measuring less than 7 million square miles, have more than 1000 million
people, or two-thirds of the world population. The third, coinciding with the land of the
Five Seas, or, as it is more often described, the Nearer East, is in large measure
deprived of moisture by the proximity of Africa, and, except in the oases, is therefore
thinly peopled. In some degree it partakes of the characteristics both of the marginal belt
and of the central area of Euro-Asia. It is mainly devoid of forest, is patched with desert,
and is therefore suitable for the operations of the nomad. Dominantly, however, it is
marginal, for sea-gulfs and oceanic rivers lay it open to sea-power, and permit of the
exercise of such power from it. As a consequence, periodically throughout history, we
have here had empires belonging essentially to the marginal series, based on the
agricultural populations of the great oases of Babylonia and Egypt, and in free watercommunication with the civilized worlds of the Mediterranean and the Indies. But, as we
should expect, these empires have been subject to an unparalleled series of revolutions,
some due to Scythian, Turkish, and Mongol raids from Central Asia, others to the effort
of the Mediterranean peoples to conquer the overland ways from the western to the
eastern ocean. Here is the weakest spot in the girdle of early civilizations, for the isthmus
of Suez divided sea-power into Eastern and Western, and the arid wastes of Persia
11
Halford J. Mackinder, The Geographical Pivot of History, in: The Geographical Journal, No. 4 (April 1904),
vol. XXIII, pp. 7-12.
41
a
advancing from Central Asia to the Persian gulf gave constant opportunity for nomadpower to strike home to the ocean edge, dividing India and China, on the one hand, from
the Mediterranean world on the other. Whenever the Babylonian, the Syrian, and the
Egyptian oases were weakly held, the steppe-peoples could treat the open tablelands of
Iran and Asia Minor as forward posts whence to strike through the Punjab into India,
through Syria into Egypt, and over the broken bridge of the Bosphorus and Dardanelles
into Hungary. Vienna stood in the gateway of Inner Europe, withstanding the nomadic
raids, both those which came by the direct road through the Russian steppe, and those
which came by the loop way to south of the Black and Caspian seas.
Here we have illustrated the essential difference between the Saracen and the Turkish
controls of the Nearer East. The Saracens were a branch of the Semitic race, essentially
peoples of the Euphrates and Nile and of the smaller oases of Lower Asia. They created
a great empire by availing themselves of the two mobilities permitted by their land – that
of the horse and camel on the one hand, that of the ship on the other. At different times
their fleets controlled both the Mediterranean as far as Spain, and the Indian ocean to
the Malay islands. From their strategically central position between the eastern and
western oceans, they attempted the conquest of all the marginal lands of the Old World,
imitating Alexander and anticipating Napoleon. They could even threaten the steppe
land. Wholly distinct from Arabia as from Europe, India, and China were the Turanian
pagans from the closed heart of Asia, the Turks who destroyed the Saracen civilization.
Mobility upon the ocean is the natural rival of horse and camel mobility in the heart of the
continent. It was upon navigation of oceanic rivers that was based the Potamic stage of
civilization, that of China on the Yangtse, that of India on the Ganges, that of Babylonia
on the Euphrates, that of Egypt on the Nile. It was essentially upon the navigation of the
Mediterranean that was based what has been described as the Thalassic stage of
civilization, that of the Greeks and Romans. The Saracens and the Vikings held sway by
navigation of the oceanic coasts.
The all-important result of the discovery of the Cape road to the Indies was to connect
the western and eastern coastal navigations of Euro-Asia, even though by a circuitous
route, and thus in some measure to neutralize the strategical advantage of the central
position of the steppe-nomads by pressing upon them in rear. The revolution
commenced by the great mariners of the Columbian generation endowed Christendom
with the widest possible mobility of power, short of a winged mobility. The one and
continuous ocean enveloping the divided and insular lands is, of course, the
geographical condition of ultimate unity in the command of the sea, and of the whole
theory of modern naval strategy and policy as expounded by such writers as Captain
Mahan and: Mr. Spencer Wilkinson. The broad political effect was to reverse the
relations of Europe and Asia, for whereas in the Middle Ages Europe was caged
between an impassable desert to south, an unknown ocean to west, and icy or forested
wastes to north and north-east, and in the east and south-east was constantly
threatened by the superior mobility of the horsemen and camelmen, she now emerged
upon the world, multiplying more than thirty-fold the sea surface and coastal lands to
which she had access, and wrapping her influence round the Euro-Asiatic land-power
which had hitherto threatened her very existence. New Europes were created in the
vacant lands discovered in the midst of the waters, and what Britain and Scandinavia
were to Europe in the earlier time, that have America and Australia, and in some
42
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
measure even Trans-Saharan Africa, now become to Euro-Asia. Britain, Canada, the
United States, South Africa, Australia, and Japan are now a ring of outer and insular
bases for sea-power and commerce, inaccessible to the land-power of Euro-Asia.
But the land power still remains, and recent events have again increased its significance.
While the maritime peoples of Western Europe have covered the ocean with their fleets,
settled the outer continents, and in varying degree made tributary the oceanic margins of
Asia, Russia has organized the Cossacks, and, emerging from her northern forests, has
policed the steppe by setting her own nomads to meet the Tartar nomads. The Tudor
century, which saw the expansion of Western Europe over the sea, also saw Russian
power carried from Moscow through Siberia. The eastward swoop of the horsemen
across Asia was an event almost as pregnant with political consequences as was the
rounding of the Cape, although the two movements long remained apart.
It is probably one of the most striking coincidences of history that the seaward and the
landward expansion of Europe should, in a sense, continue the ancient opposition
between Roman and Greek. Few great failures have had more far-reaching
consequences than the failure of Rome to Latinize the Greek. The Teuton was civilized
and Christianized by the Roman, the Slav in the main by the Greek. It is the RomanoTeuton who in later times embarked upon the ocean; it was the Graeco-Slav who rode
over the steppes, conquering the Turanian. Thus the modern land-power differs from the
sea-power no less in the source of its ideals than in the material conditions of its mobility.
In the wake of the Cossack, Russia has safely emerged from her former seclusion in the
northern forests. Perhaps the change of greatest intrinsic importance which took place in
Europe in the last century was the southward migration of the Russian peasants, so that,
whereas agricultural settlements formerly ended at the forest boundary, the centre of the
population of all European Russia now lies to south of that boundary, in the midst of the
wheat-fields which have replaced the more western steppes. Odessa has here risen to
importance with the rapidity of an American city.
A generation ago steam and the Suez canal appeared to have increased the mobility of
sea-power relatively to land-power. Railways acted chiefly as feeders to ocean-going
commerce. But trans-continental railways are now transmuting the conditions of landpower, and nowhere can they have such effect as in the closed heart-land of Euro-Asia,
in vast areas of which neither timber nor accessible stone was available for road-making.
Railways work the greater wonders in the steppe, because they directly replace horse
and camel mobility, the road stage of development having here been omitted.
In the matter of commerce it must not be forgotten that ocean-going traffic, however
relatively cheap, usually involves the fourfold handling of goods – at the factory of origin,
at the export wharf, at the import wharf, and at the inland warehouse for retail
distribution; whereas the continental railway truck may run direct from the exporting
factory into the importing warehouse. Thus marginal ocean-fed commerce tends, other
things being equal, to form a zone of penetration round the continents, whose inner limit
is roughly marked by the line along which the cost of four handlings, the oceanic freight,
and the railway freight from the neighbouring coast, is equivalent to the cost of two
handlings and the continental railway freight. English and German coals are said to
compete on such terms midway through Lombardy.
43
a
The Russian railways have a clear run of 6000 miles from Wirballen in the west to
Vladivostok in the east. The Russian army in Manchuria is as significant evidence of
mobile land-power as the British army in South Africa was of sea-power. True, that the
Trans-Siberian railway is still a single and precarious line of communication, but the
century will not be old before all Asia is covered with railways. The spaces within the
Russian Empire and Mongolia are so vast, and their potentialities in population, wheat,
cotton, fuel, and metals so incalculably great, that it is inevitable that a vast economic
world, more or less apart, will there develop inaccessible to oceanic commerce.
As we consider this rapid review of the broader currents of history, does not a certain
persistence of geographical relationship become evident ? Is not the pivot region of the
world's politics that vast area of Euro-Asia which is inaccessible to ships, but in antiquity
lay open to the horse-riding nomads, and is to-day about to be covered with a network of
railways? There have been and are here the conditions of a mobility of military and
economic power of a far-reaching and yet limited character. Russia replaces the Mongol
Empire. Her pressure on Finland, on Scandinavia, on Poland, on Turkey, on Persia, on
India, and on China, replaces the centrifugal raids of the steppemen. In the world at large
she occupies the central strategical position held by Germany in Europe. She can strike
on all sides and be struck from all sides, save the north. The full development of her
modern railway mobility is merely a matter of time. Nor is it likely that any possible social
revolution will alter her essential relations to the great geographical limits of her
existence. Wisely recognizing the fundamental limits of her power, her rulers have parted
with Alaska; for it is as much a law of policy for Russia to own nothing overseas as for
Britain to be supreme on the ocean.
Outside the pivot area, in a great inner crescent, are Germany, Austria, Turkey, India,
and China, and in an outer crescent, Britain, South Africa, Australia, the United States,
Canada, and Japan. In the present condition of the balance of power, the pivot state,
Russia, is not equivalent to the peripheral states, and there is room for an equipoise in
France. The United States has recently become an eastern power, affecting the
European balance not directly, but through Russia, and she will construct the Panama
canal to make her Mississippi and Atlantic resources available in the Pacific. From this
point of view the real divide between east and west is to be found in the Atlantic ocean.
The oversetting of the balance of power in favour of the pivot state, resulting in its
expansion over the marginal lands of Euro-Asia, would permit of the use of vast
continental resources for fleet-building, and the empire of the world would then be in
sight. This might happen if Germany were to ally herself with Russia. The threat of such
an event should, therefore, throw France into alliance with the over-sea powers, and
France, Italy, Egypt, India, and Corea would become so many bridge heads where the
outside navies would support armies to compel the pivot allies to deploy land forces and
prevent them from concentrating their whole strength on fleets. […]
I have spoken as a geographer. The actual balance of political power at any given time
is, of course, the product, on the one hand, of geographical conditions, both economic
and strategic, and, on the other hand, of the relative number, virility, equipment, and
organization of the competing peoples. In proportion as these quantities are accurately
estimated are we likely to adjust differences without the crude resort to arms. And the
geographical quantities in the calculation are more measurable and more nearly constant
than the human. Hence we should expect to find our formula apply equally to past history
44
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
and to present politics. The social movements of all times have played around essentially
the same physical features, for I doubt whether the progressive desiccation of Asia and
Africa, even if proved, has in historical times vitally altered the human environment. The
westward march of empire appears to me to have been a short rotation of marginal
power round the south-western and western edge of the pivotal area. The Nearer,
Middle, and Far Eastern questions relate to the unstable equilibrium of inner and outer
powers in those parts of the marginal crescent where local power is, at present, more or
less negligible.
In conclusion, it may be well expressly to point out that the substitution of some new
control of the inland area for that of Russia would not tend to reduce the geographical
significance of the pivot position. Were the Chinese, for instance, organized by the
Japanese, to overthrow the Russian Empire and conquer its territory, they might
constitute the yellow peril to the world's freedom just because they would add an oceanic
frontage to the resources of the great continent, an advantage as yet denied to the
Russian tenant of the pivot region.
45
a
12. Giulio Douhet (1869-1930), Il Dominio dell’Aria (1921)12
Dominare l’aria significa trovarsi in grado di impedire al nemico di volare, conservando a
se stessi tale facoltà. Mezzi aerei, capaci di trasportare in volo quantità più o meno
grandi di proiettili, esistono. La costruzione di una adeguata quantità di tali mezzi aerei
non richiede risorse eccezionali. Materie attive, esplodenti, incendiarie e venefiche si
fabbricano correntemente. Una flotta aerea atta a rovesciare centinaia e centinaia di
tonnellate di tali materie attive è di agevole costituzione. L’ordine di grandezza delle
offese aeree, sia dal lato materiale che dal lato morale, è superiore all’ordine di
grandezza di tutte le altre offese conosciute.
Chi possegga il dominio dell’aria e disponga di una adeguata forza offensiva, mentre da
un lato preserva tutto il proprio territorio ed il proprio mare dalle offese aeree nemiche e
toglie all’avversario la possibilità di qualsiasi azione ausiliaria aerea (concorso degli aerei
alle operazioni di terra e di mare), dall’altro si trova in grado di esercitare sul nemico
azioni offensive di un ordine di grandezza terrificante, contro le quali all’avversario non
resta alcun modo di reagire. Mediante tali azioni offensive può tagliare l’esercito e la
marina nemica dalle loro basi ed esercitare nell’interno del paese avversario distruzioni
d’ogni genere, atte a spezzare rapidamente la resistenza materiale e morale.
Tutto ciò rappresenta una possibilità attuale, non avvenire. E questa possibilità attuale
dice che conquistare il dominio significa vincere, ed essere battuti nell’aria significa
essere vinti e costretti ad accettare quelle qualsiasi condizioni che al nemico piaccia
imporre. […]
Io enunciai il valore del dominio dell’aria dodici anni fa, quando i primi aeroplani
cominciavano a starnazzare, non a volare. Da allora cercai di mettere in rilievo l’arma
nuova, dissi che l’arma aerea doveva venire considerata la terza sorella dell’Esercito e
della Marina; dissi che avremmo visto le migliaia di aeroplani ed avremmo avuto i
ministeri dell’aria. Dissi che il dirigibile doveva morire di fronte al nuovo mezzo che
avrebbe certamente dominato. E tutto ciò che dissi allora si andò mano mano
verificando, esattamente. […]
Io dico: bisogna, nella preparazione della Difesa nazionale, mutare completamente
indirizzo, perché la forma delle eventuali guerre a venire sarà completamente diversa da
quella del passato.
12
Giulio Douhet, Il Dominio dell’Aria, Roma 1921, cap. VI.
46
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
13. John F.C. Fuller (1878-1966) über den “Plan 1919” (1923)13
On May 24, 1918, the General Staff of the Tank Corps made out another project, which
carried the attack on the enemy’s morale a step further.
From 1914 onwards, traditional warfare had sought to overcome the enemy’s resistance
by defeating his fighting troops. Such a defeat would result in the demoralization of his
command and his administrative services. The demoralization of his command would
react on the will of the enemy’s people, who might be reduced to so nervous a condition
that they would either overthrow their government or force it to sue for peace. As the
means of this method of warfare were superiority of weapon-power and man-power, that
is brute force, and as, in the spring of 1918, the Germans were numerically superior to
the Allies, there appeared no immediate chance of winning the war by traditional
methods. Consequently, it was considered that some other solution should be attempted.
The proposals made were as follows:
The strength of the enemy’s fighting forces depended on the solidity of their organization,
which, in its turn, rested on the integrity of the enemy’s command and system of supply.
If these two props could be knocked away, then the whole of the battle front supported
by them would collapse. In order to effect this moral debacle of the enemy’s body, the
Tank Corps General Staff suggested that, for the 1919 campaign, two separate forces of
tanks should be employed:
(i.) A force of fast moving machines which, under cover of darkness or smoke, would, at
top speed, rush through the enemy’s fighting body and, making for all Divisional, Corps
and Army Headquarters, paralyse these brain and nerve centres by direct attack;
simultaneously, other fast machines were to attack all railheads, supply and signal
centres, and reduce the personnel at these points to a state of panic.
(ii.) A force of slower and more heavily armoured machines were to precede the
attacking infantry and assault the enemy’s front at the moment the faster machines were
demoralizing and destroying the brains and stomach.
It was considered that if an attack of this nature could be delivered on a frontage of from
80 to 160 kilometres, such a demoralizing blow would be delivered that the greater part
of the German front in France would crumble and produce such a condition of despair
within Germany that the Germans would accept defeat.
13
John F.C. Fuller, The Reformation of War, London 1923, S. 117f.
47
a
14. Hans von Seeckt (1866-1936), Moderne Heere (1929)14
Zu welchem militärischen Erfolg hat nun dieses allseitige Volksaufgebot, dieser Riesenaufmarsch der Heere geführt? Der Krieg endete nicht trotz aller Anstrengungen mit der
entscheidenden Vernichtung des Feindes auf dem Schlachtfeld, sondern läuft im
Wesentlichen im Kräfte verzehrenden Abringen des Stellungskrieges aus, bis vor der gewaltigen Übermacht die Widerstandskraft des einen der Gegner, auf personellem,
materiellem und endlich auch moralischem Gebiet, versiegt – nicht versagt. Ist der
Sieger seines Erfolges recht froh geworden? Stehen die Ergebnisse des Krieges im
richtigen Verhältnis zu den Opfern an Volkskraft? Müssen, wenn kriegerische
Auseinandersetzungen unvermeidlich sind, jedes Mal ganze Völker sich aufeinander
stürzen? Der Soldat muss sich die Frage vorlegen, ob diese Riesenheere im Sinne
entscheidungsuchender Strategie überhaupt noch führbar sind und ob nicht jeder Krieg
zwischen diesen Massen wieder erstarren muss.
Vielleicht hat sich das Prinzip des Massenheeres, des Volksaufgebots schon heute überschlagen, die fureur du nombre steht am Ende. Die Masse wird unbeweglich; sie kann
nicht mehr manövrieren, also nicht siegen; sie kann nur erdrücken. […]
Im Begriff des Krieges liegt der Wettstreit zwischen Mensch und Material. Gegen das
Schwert wird der Schild erfunden, gegen die Brisanzgranate der Betonunterstand, gegen
das Gas die Maske. So wird der Wettstreit weitergehen, solange es Krieg gibt, und
einmal wird die Angriffswaffe die Oberhand haben, bis sich die Verteidigung ihr
angepasst hat. Die Technik arbeitet auf beiden Seiten. Es ist daher ganz falsch, vom
Sieg des Materials über den Menschen zu sprechen. Das Material hat über die
Menschenmasse, nicht über den Menschen gesiegt, und wird das nie, weil es nur in der
Hand des Menschen Leben gewinnt.
Der Fehler liegt darin, dass man eine unbewegliche, fast wehrlose Menschenmasse
einer brutalen Materialwirkung gegenüberstellte. Je mehr wir die Massen der Kämpfer
steigern, umso sicherer ist der Sieg des Materials; denn dessen Grenzen sind weiter
gesteckt als selbst die des reichsten Menschenreservoirs. Es bleibt somit nur der Kampf
des menschlichen Geistes gegen das tote Material. Je weiter sich die Technik entwickelt,
je mehr sie ihre Erfindungen und Mittel in den Dienst des Heeres stellen kann, umso
höher werden die Anforderungen an den sie ausnutzenden Soldaten. Wer nur eine
Ahnung davon hat, welche technischen Kenntnisse, welche vielfältigen und nur durch
sorgfältig ausgebildete Fachmänner zu bedienenden Instrumente, welche geschulten
und beherrschten Geisteskräfte dazu gehören, um das Feuer einer modernen Artillerie
wirksam zu lenken, der wird zugeben müssen, dass diese Voraussetzungen einer aus
flüchtiger Ausbildung entstandenen Truppe nicht mitzugeben sind und dass sie daher
der kleinen Zahl geübter Techniker auf der Feindseite gegenüber im schlimmsten Sinn
Kanonenfutter ist. […]
Der Krieg wird mit dem gegenseitigen Angriff der Luftflotten beginnen, weil sie die am
schnellsten verwendungsbereiten und an den Feind zu bringenden Kräfte sind. Dieser
Feind sind zunächst nicht die Hauptstädte und Kraftquellen, sondern die gegnerischen
Luftstreitkräfte, und erst nach deren Überwindung richtet sich der Angriff gegen die
anderen Ziele. Bei annähernd gleichen Kräfteverhältnissen wird es nicht schnell zu einer
14
Hans von Seeckt, Gedanken eines Soldaten, Berlin 1929, S. 85-100.
48
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
endgültigen Entscheidung kommen […] Die Störung der personellen und materiellen
Mobilmachung ist eine der Hauptaufgaben des Fliegerangriffs.
Der durch die Luftwaffe eingeleitete Angriff wird von den verwendungsbereiten Truppen,
also im Wesentlichen dem Friedensheer, mit möglichster Beschleunigung übernommen
werden. Je hochwertiger dieses Heer ist, je grösser seine Beweglichkeit, je entschlossener und befähigter seine Führung, um so grösser ist seine Aussicht, die ihm
begegnenden feindlichen Kräfte in kurzer Zeit aus dem Feld zu schlagen, den Feind an
der Aufstellung und Entwicklung weiterer Kräfte zu hindern und ihn vielleicht schon
friedensbereit zu machen. Während die beiden Berufsheere um die erste Entscheidung
kämpfen, beginnt hinter ihnen die Aufstellung der Verteidigungskräfte des Landes. Der
im ersten Akt des Krieges Siegreiche wird versuchen, durch seine überlegene
Bewaffnung, Ausbildung und Beweglichkeit diese ihm an Zahl überlegene, an Qualität
unterlegene Masse nicht zur Entfaltung ihrer Kräfte, vor allem nicht zum Bilden
geschlossener Materialfronten kommen zu lassen, während ihm aus den eigenen
Menschen- und Kräftereserven die Unterstützung zugeführt werden, deren er zur
Aufrechterhaltung seiner Schlagkraft bedarf. Ich sehe also, um mich noch einmal kurz
zusammenzufassen, die Zukunft der Kriegführung in der Verwendung hochwertiger und
bewegungsfähiger, also kleinerer Heere, deren Wirkung durch die Flugwaffe eine
wesentliche Steigerung erfährt, und in der gleichzeitigen Bereitstellung der gesamten
Wehrkraft, sei es zur Nährung des Angriffs, sei es zur aufopfernden Verteidigung der
Heimat. […]
Es sei hier aber noch ein Blick auf die Bewaffnungsfrage geworfen, die mit der unerlässlichen wirtschaftlichen Kriegsvorbereitung im engsten Zusammenhang steht.
Bei der Erörterung dieser Frage müssen wir von dem Satz ausgehen, dass eine Armee
fast nie, oder doch nur vorübergehend, die Waffe besitzt, die sie sich wünscht und die
die zur Zeit beste ist; denn in dem Augenblick, in dem eine Waffe eingeführt ist, ist sie
bei der schnellen Entwicklung der Technik auch schon veraltet. Die Kosten der Um- und
Neubewaffnung einer grossen Armee sind so enorm, dass jeder Staat solche
Massnahmen erst gezwungen vornimmt.
Je kleiner eine Armee ist, umso leichter wird es sein, sie modern zu bewaffnen, während
die dauernde Bereithaltung moderner Bewaffnung für Millionenheere Unmöglichkeit wird.
Die Forderung, das Operationsheer sowohl jederzeit verwendungsbereit zu halten, wie
es erstklassig zu bewaffnen, zwingt dazu, diese Bewaffnung in voller Zahl, in möglichst
hoher Qualität und mit den nötigen Ersatzvorräten und Ergänzungsquellen bereit zu
halten. Die Kosten dieser Forderung wirken an sich einschränkend auf die Stärke des
Friedensheeres. Für die einmal angenommene Stärke muss aber nicht nur die für nötig
gehaltene Bewaffnung und Ausrüstung in den Händen der Armee sein, sondern auch die
Vorräte für den ersten Ersatz müssen bereit liegen, die so lange zu reichen haben, bis
die Neufertigung durch die besonders hierfür bestehenden Fabriken einsetzt. Diese
Forderung wäre an sich selbstverständlich und nichts Neues, wenn hier nicht mit der
wesentlich kleineren Operationsarmee an Stelle des zu bewaffnenden Volksaufgebots
gerechnet würde. Diese Volksbewaffnung ist auf eine ganz neue Basis zu stellen. Die
Bereithaltung eines modernen Rüstungsmaterials für die Millionenheere wird zur
Unmöglichkeit, wenn man die berechtigte Forderung aufstellt, dass diese Massen bei
ihrer geringen soldatischen Ausbildung der Unterstützung durch das Material ganz
besonders bedürfen. Die Anhäufung grosser Reservebestände ist das Unwirtschaft-
49
a
lichste, was es geben kann und gleichzeitig infolge natürlicher Überalterung von zweifelhaftem militärischem Wert; man denke nur an eine Magazinierung von Tausenden von
Flugzeugen, die oft schon nach einem Jahr durch neue Typen wertlos gemacht werden.
Für die Massenbewaffnung gibt es nur einen Weg: Die Feststellung des Typs der Waffe
zusammen mit der Vorbereitung der Massenanfertigung im Bedarfsfall.
50
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
15. Erich Ludendorff (1865-1937), Der totale Krieg (1936)15
Der kommende Krieg wird noch ganz andere Anforderungen an das Volk in der Bereitstellung seiner seelischen, physischen und materiellen Kräfte für die Kriegsführung
stellen, als es schon der Weltkrieg tat. Die Abhängigkeit der Wehrmacht vom Volk und
namentlich von seiner seelischen Geschlossenheit wird in Zukunft gewiss nicht geringer,
sondern noch erheblich grösser sein […] Das Wesen des totalen Krieges beansprucht
buchstäblich die gesamte Kraft des Volkes, wie er sich gegen sie richtet. […]
Seelische Geschlossenheit des Volkes, die Grundlage des totalen Krieges
Die Wehrmacht wurzelt im Volke, sie ist ein Bestandteil desselben; wie die physische,
wirtschaftliche und seelische Stärke des Volkes ist, so wird in dem totalen Kriege die
Stärke der Wehrmacht sein. Seelische Kraft ist es, die Wehrmacht und Volk die
Geschlossenheit gibt, die sie im Lebenskampf für die Volkserhaltung in solchem Kriege
brauchen, der zudem nicht heute beginnt und morgen beendet ist, sondern sich lang,
sehr lang hinziehen kann. Seelische Geschlossenheit ist es, die letzten Endes
ausschlaggebend für den Ausgang dieses Krieges um die Lebenserhaltung des Volkes
ist, kein Staat wird es heute an Rüstungen, an Ausbildung und Ausstattung der
Wehrmacht fehlen lassen. Die seelische Geschlossenheit allein befähigt das Volk, der
schwer ringenden Wehrmacht immer neue seelische Kraft zuzuführen, für die
Wehrmacht zu arbeiten und in dem Ungemach des Krieges und unter den feindlichen
Kriegshandlungen selbst sieg- und widerstandsfreudig zu sein. Gewiss kann die
Wehrmacht im Frieden im Hinblick auf die seelische Geschlossenheit des Volkes eine
Art Sonderstellung einnehmen; aber mit der Mobilmachung, wo aus dem
Beurlaubtenstande Millionen männlicher Volksgeschwister die Wehrmacht verstärken,
wird bereits diese Sonderstellung zurücktreten, bis nach und nach die seelische
Beschaffenheit des Volkes und zwar je länger der Krieg dauert um so mehr, auch die
seelische Beschaffenheit der Wehrmacht wird und diese völlig beherrscht, wenn nicht
Siege an der Front der Wehrmacht und dem Volke unmittelbar seelische Kräfte
zuführen. […]
Der Feldherr: Der Mann, der mit Kopf, Willen und Herzen den totalen Krieg für die
Lebenserhaltung des Volkes zu führen hat, ist der Feldherr. Niemand kann ihn von der
Verantwortung, die er hierbei trägt, entlasten. Wer Krieg zu führen hat, aber nur Ausführender der Gedanken eines anderen oder des Willens eines anderen ist und
sozusagen die Kriegführung zwischen den Mahlzeiten erledigt, ist kein Feldherr und
gehört nicht an diese Stelle schwerster Arbeit, höchsten eigenen Könnens und festesten
eigenen Willens. […] König Friedrich der Grosse war absoluter Monarch und Feldherr.
Feldherrntum fand in ihm seine Lösung. Seitdem herrscht über Feldherrnsein Unklarheit
zum Schaden von Kriegsführung und Volk.
15
Erich Ludendorff, Der totale Krieg, München 1936, S. 9-11 und 107ff.
51
a
16. Ferdinand Otto Miksche (1905-1992), Blitzkrieg (1942)16
Two campaigns in Spain, one in Poland, two in France with a brief pause between them,
one in the Balkans, and one in Libya – the methods of the Blitzkrieg have shown their
value, where there are plenty of roads and few roads, open country or good cover or
mountains, in the desert and even, with necessary adaptations, in the Arctic conditions of
Norway. Let us make sure that these new methods of war, so thoroughly proved, are
now equally thoroughly understood.
What are the principles of the Blitzkrieg and how should they be distinguished from the
methods that they have defeated? In the first place the basic principle is that of
infiltration, but of infiltration carried to new levels by the use of new material – infiltration
motorized, that becomes so clearly a new method that we shall call it ‘irruption’.
Infiltration used to be a tactical method only, a way in which infantry moving forward, as
slowly as men on their feet must always move, worked their way through weak points in
the opponent’s line. A classic example of infantry infiltration was Ludendorff’s great
attack of March 1918. This was infiltration as a tactic only, on a small scale. Strategically
this attack was not modern infiltration; it was break-through on a wide front. Strategically
Ludendorff was not attempting to infiltrate with large forces through and behind his
opponent, not trying to use these forces for a pincer movement behind the defences that
had been pierced. He was not attempting strategical irruption, which in those days had
not become possible.
The new method of attack, the Blitzkrieg, is completely different from the old attempt, on
classic Great War lines, to make a break-through. At Verdun or at the Somme or
elsewhere the attempt to make a break-through involved attacks by infantry, other arms
acting in support, over widely extended fronts. It was a wide pressure aiming at
occupying slices of ground. This was the sort of attack that the Poles had expected, and
the French. So did all other armies that accepted French military doctrine.
How were the Germans led to reject this form of attack, and develop instead the idea of
piercing the positions of the defence on relatively narrow fronts? Where does the basic
idea of the Blitzkrieg come from? It does not only come from the fact that the Germans
saw, and saw first, the true characteristics of modern transport, the power of the petrol
engine to concentrate masses of troops and material in a very short time on a couple of
miles of front. This capacity of the new material of transport plays its part in the
development of the Blitzkrieg, but here as in all other aspects of war doctrine is more
important than equipment. The Blitzkrieg derives in its basic idea from the influence of
von Schlieffen.
This great theorist infected the Germans with their immense respect for the Carthaginian
victory at Cannae in 216 BC. References to this battle occur with monotonous regularity
in all German military literature. This was a battle won by complete envelopment of the
flanks, and later the rear, of the Roman Army. And Schlieffen taught the Germans to
strive constantly to reach decision on the enemy flanks or rear. The immense size of
modern armies, filling the whole battlefield, make it impossible to reach the flanks or rear
of the enemy by simple manoeuvre – the last attempt to do this which had any likelihood
of success on the grand scale was Schlieffen’s own plan for a move through Belgium
16
Ferdinand Otto Miksche, Blitzkrieg, London 1942, S. 50-55.
52
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
and round Paris, which came to grief in the hands of smaller men in 1914. Since no
modern army has open undefended flanks, the attacking force must create, by the form
of its initial attack, the unprotected enemy flanks against which its main pressure will
develop. The attacker must pierce, penetrate, before he can envelop a section past
which his thrust has gone. This leads to the search for the weak point. This search for
the weak point and concentration against it is the chief characteristic of modern German
methods, both on the scale of world strategy and in the tiny details of a tactical operation.
Modern defensive positions disposed in some depth are difficult to attack frontally, by
infantry, even if these infantry are well trained in tactical infiltration. Therefore for success
part of the attacking force must be first brought, preferably in a motorized form, to the
flank or rear of the defended position that they are to storm, because then they can more
easily infiltrate into it, ‘in reverse’. In this sense an irruption through the enemy’s line
must precede a more normal infiltration into it.
The problem for the German General Staff was how to use motorization and new
weapons for the new form of break-through. They saw that motorization permitted a very
rapid concentration to give local superiority, and that this local superiority need not to be
thinned out over forty or fifty miles of front but could be used to pierce a narrow gap. In
most of their campaigns of this war the main weight of their offensive has been thrown
on to a front of only a dozen miles or so. Why not? A dozen miles will contain a good
road or two, and some open country across which tracked vehicles can move easily.
Such a gap would not be wide enough for slow-moving masses of men and guns, who
would jam within it, but it is wide enough for fast moving vehicles to pass through. And
that is the aim.
But even in the creation of this gap the Germans normally do not choose to attack on the
whole twelve-mile front at once. Pressure is likely to occur along the whole of the front
attacked, as it may occur elsewhere to distract the enemy. But the real force of the attack
is normally concentrated at perhaps three separate points; each attack will be on a front
of only one and a half to two miles, and each may head in a direction divergent from the
others. On these three tiny fronts the Panzer divisions concentrate so that they can
break through to attack the defence zones, already opposing infiltration, from the flanks
and rear.
Then the whole twelve-mile front is opened, so that the main attacking forces can pass
through the breach; and the breach is continually enlarged by flank attack or attack from
the rear against the enemy’s defended zone.
Logically, the process is this: the aim is Cannae, the method irruption. Next stage in the
argument: the aim is irruption, the method is concentration on a narrow front. But here
comes in also a third stage in the argument, which should logically be interposed
between concentration and irruption, as the method by which the concentrated forces
achieve the piercing of the enemy’s defences. The aim is to carry local superiority due to
concentration forward: the method is described by the two German words Schwerpunkt
and Aufrollen.
These two words are the two most striking features of German military doctrine. They
have both a strategic and an operative and tactical meaning, right down to the minutest
details of fighting as conducted by small units. They are just as much a feature of infantry
operations as of operations carried out by mechanized and motorized units, these latter
53
a
of course being most suitable to carry these tactical conceptions into effect. Let us
consider the exact meaning of these two words.
A Schwerpunkt implies a strictly local superiority methodically organized during the entire
battle. The movement of a Schwerpunkt is a continual seeking for the weakest points of
resistance, in order to attack them with local superiority. It is a constant swaying back
and forth to maintain initiative, superiority, and surprise even in the smallest details of the
fight.
The Aufrollen which alternates with the movement of the Schwerpunkt is the immediate
and methodical exploiting of each local success by side thrusts. The Aufrollen thus
protects the flanks of the advancing units.
A methodical organization of local superiority, i.e. of the Schwerpunkt continually
pressing against local weak points, results in the formation of pockets which are so well
known a feature of modern battle, both in an operative sense and in a strictly tactical
sense.
These two notions lead to the tactics known in German technical literature as Flächenund Lückentaktik (tactics of the space and gap). A modern battle is no longer fought
along a wide front but over wide areas. Thus it appears as a series of local actions
forming a whole by their interconnection.
Carrying out this tactical conception in offensive action calls for a rolling organization of
the Schwerpunkt. This must be made easily adaptable to any situation that may arise in
the course of the battle, not only from the point of view of composition of the forces
taking part in it but also of command.
Conducting a battle on these lines requires attacking teams (Angriffsgruppen) that are
practically independent and able to fight on their own. These must include accompanying
weapons of every description to back up their advance in the most efficient manner. This
calls for a large measure of decentralization. Commanding officers must develop and
encourage initiative at every stage.
In the old struggle of the line and the column, modern methods of fire and movement
have brought the column to the fore again. German columns are linked together in depth.
The attack is fed in depth.
The Schwerpunkt and the direction of the thrust are chosen first, before the action.
Should they prove unsuccessful, both point and direction of thrust are switched over by
building up a new thrust-point from the reserves. By this continual changing of the
direction of the thrust, an offensive modern battle actually seems like a flash of lightning
(Blitz). The direction of the main thrust continually changes in the course of the battle,
pressing in every direction where points of weak resistance are encountered; continually
following the line of least resistance.
Therefore the whole process of piercing enemy resistance consists of a series of flank
attacks on the various elements of resistance. It is a continual flow of forces coming up
from the rear and endeavouring to find the easiest channel, combined with a rolling up of
the edges of any gap, to widen the opening through which the main concentration will
advance.
54
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
The advantages of this tactic, known as the Schwerpunkttaktik, are threefold. In the first
place the attention of the defence is scattered everywhere and tied down everywhere.
Secondly the attacking force, even in the smallest details of combat, maintains
superiority, initiative, and surprise. And finally the attacking force deceives its opponent
as to its real intention and the mission of its reserves. […]
55
a
56
17. George F. Kennan (1904-2005), The Sources of Soviet Conduct (Juli 1947)17
Vorausgehend beschreibt Kennan, wie die russischen Kommunisten den Kapitalismus wahrnehmen.
Gemäss ihrer marxistisch-leninistischen Ideologie ist der Kapitalismus das Grundübel schlechthin, weil er
der Befreiung der Arbeiterklasse entgegen stehe, und damit dem Untergang geweiht: Eine Revolution der
Arbeiterklasse werde ihn zu einem unbestimmten Zeitpunkt hinwegfegen. Zugleich sähen die Kommunisten
den Kapitalismus als Hauptfeind, zunächst – bis in die 1920er Jahre hinein – innenpolitisch. Im Zuge der
Machtergreifung Stalins sei dieses Feindbild gesteigert (etwa durch die Propagierung eines
Belagerungszustandes Russlands) und damit der Ausbau des Unterdrückungsapparates ebenso legitimiert
worden, wie eine beliebige Manipulation der „Wahrheit”, welche die kommunistische Partei für sich allein
reklamiert. Tatsächlich gehe es den russischen Kommunisten nur um die Zementierung ihrer Macht und die
Überspielung eines tief in ihrer Geschichte wurzelnden Gefühls der Verunsicherung. Ihre Aussenpolitik
gegenüber der kapitalistischen Welt sei gekennzeichnet durch die Strategie langfristigen, nachhaltigen
Druckes.
[I]t is clear that the main element of any United States policy toward the Soviet Union
must be that of long-term, patient but firm and vigilant containment of Russian expansive
tendencies. It is important to note, however, that such a policy has nothing to do with
outward histrionics: with threats or blustering or superfluous gestures of outward
“toughness”. While the Kremlin is basically flexible in its reaction to political realities, it is
by no means unamenable to considerations of prestige. Like almost any other
government, it can be placed by tactless and threatening gestures in a position where it
cannot afford to yield even though this might be dictated by its sense of realism. The
Russian leaders are keen judges of human psychology, and as such they are highly
conscious that loss of temper and of self-control is never a source of strength in political
affairs. They are quick to exploit such evidences of weakness. For these reasons it is a
sine qua non of successful dealing with Russia that the foreign government in question
should remain at all times cool and collected and that its demands on Russian policy
should be put forward in such a manner as to leave the way open for a compliance not
too detrimental to Russian prestige.
Part III
In the light of the above, it will be clearly seen that the Soviet pressure against the free
institutions of the western world is something that can be contained by the adroit and
vigilant application of counter-force at a series of constantly shifting geographical and
political points, corresponding to the shifts and maneuvers of Soviet policy, but which
cannot be charmed or talked out of existence. The Russians look forward to a duel of
infinite duration, and they see that already they have scored great successes. It must be
borne in mind that there was a time when the Communist Party represented far more of
a minority in the sphere of Russian national life than Soviet power today represents in
the world community.
But if the ideology convinces the rulers of Russia that truth is on their side and that they
can therefore afford to wait, those of us on whom that ideology has no claim are free to
examine objectively the validity of that premise. The Soviet thesis not only implies
complete lack of control by the west over its own economic destiny, it likewise assumes
17
“Mr. X” [George F. Kennan], The Sources of Soviet Conduct, in: Foreign Affairs, vol. 25, July 1947, pp. 566-582, hier:
pp. 580-582.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Russian unity, discipline and patience over an infinite period. Let us bring this
apocalyptic vision down to earth, and suppose that the western world finds the strength
and resourcefulness to contain Soviet power over a period of ten to fifteen years. What
does that spell for Russia itself?
The Soviet leaders, taking advantage of the contributions of modern techniques to the
arts of despotism, have solved the question of obedience within the confines of their
power. Few challenge their authority; and even those who do are unable to make that
challenge valid as against the organs of suppression of the state.
The Kremlin has also proved able to accomplish its purpose of building up Russia,
regardless of the interests of the inhabitants, and industrial foundation of heavy
metallurgy, which is, to be sure, not yet complete but which is nevertheless continuing to
grow and is approaching those of the other major industrial countries. All of this,
however, both the maintenance of internal political security and the building of heavy
industry, has been carried out at a terrible cost in human life and in human hopes and
energies. It has necessitated the use of forced labor on a scale unprecedented in
modern times under conditions of peace. It has involved the neglect or abuse of other
phases of Soviet economic life, particularly agriculture, consumers’ goods production,
housing and transportation.
To all that, the war has added its tremendous toll of destruction, death and human
exhaustion. In consequence of this, we have in Russia today a population which is
physically and spiritually tired. The mass of the people are disillusioned, sceptical and no
longer as accessible as they once were to the magical attraction which Soviet power still
radiates to its followers abroad. The avidity with which people seized upon the slight
respite accorded to the Church for tactical reasons during the war was eloquent
testimony to the fact that their capacity for faith and devotion found little expression in the
purposes of the regime.
In these circumstances, there are limits to the physical and nervous strength of people
themselves. These limits are absolute ones, and are binding even for the cruelest
dictatorship, because beyond them people cannot be driven. […]
Part IV
It is clear that the United States cannot expect in the foreseeable future to enjoy political
intimacy with the Soviet regime. It must continue to regard the Soviet Union as a rival,
not a partner, in the political arena. It must continue to expect that Soviet policies will
reflect no abstract love of peace and stability, no real faith in the possibility of a
permanent happy coexistence of the Socialist and capitalist worlds, but rather a cautious,
persistent pressure toward the disruption and, weakening of all rival influence and rival
power.
Balanced against this are the facts that Russia, as opposed to the western world in
general, is still by far the weaker party, that Soviet policy is highly flexible, and that
Soviet society may well contain deficiencies which will eventually weaken its own total
potential. This would of itself warrant the United States entering with reasonable
confidence upon a policy of firm containment, designed to confront the Russians with
unalterable counter-force at every point where they show signs of encroaching upon the
interests of a peaceful and stable world.
57
a
But in actuality the possibilities for American policy are by no means limited to holding
the line and hoping for the best. It is entirely possible for the United States to influence
by its actions the internal developments, both within Russia and throughout the
international Communist movement, by which Russian policy is largely determined. This
is not only a question of the modest measure of informational activity which this
government can conduct in the Soviet Union and elsewhere, although that, too, is
important. It is rather a question of the degree to which the United States can create
among the peoples of the world generally the impression of a country which knows what
it wants, which is coping successfully with the problem of its internal life and with the
responsibilities of a World Power, and which has a spiritual vitality capable of holding its
own among the major ideological currents of the time. To the extent that such an
impression can be created and maintained, the aims of Russian Communism must
appear sterile and quixotic, the hopes and enthusiasm of Moscow’s supporters must
wane, and added strain must be imposed on the Kremlin’s foreign policies. For the
palsied decrepitude of the capitalist world is the keystone of Communist philosophy. [...]
It would be an exaggeration to say that American behavior unassisted and alone could
exercise a power of life and death over the Communist movement and bring about the
early fall of Soviet power in Russia. But the United States has it in its power to increase
enormously the strains under which Soviet policy must operate, to force upon the
Kremlin a far greater degree of moderation and circumspection than it has had to
observe in recent years, and in this way to promote tendencies which must eventually
find their outlet in either the breakup or the gradual mellowing of Soviet power. For no
mystical, Messianic movement – and particularly not that of the Kremlin – can face
frustration indefinitely without eventually adjusting itself in one way or another to the logic
of that state of affairs. […]
Thus the decision will really fall in large measure in this country itself. The issue of
Soviet-American relations is in essence a test of the overall worth of the United States as
a nation among nations. To avoid destruction the United States need only measure up to
its own best traditions and prove itself worthy of preservation as a great nation.
Surely, there was never a fairer test of national quality than this. In the light of these
circumstances, the thoughtful observer of Russian-American relations will find no cause
for complaint in the Kremlin’s challenge to American society. He will rather experience a
certain gratitude to a Providence which, by providing the American people with this
implacable challenge, has made their entire security as a nation dependent on their
pulling themselves together and accepting the responsibilities of moral and political
leadership that history plainly intended them to bear.
58
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
18. Basil H. Liddell Hart (1895-1970), Strategy. The Indirect Approach (1967)18
The Theory of Strategy
Having drawn our conclusions from an analysis of history it seems advantageous to construct on the fresh foundation a new dwelling-house for strategic thought.
Let us first be clear as to what is strategy. Clausewitz, in his monumental work, On War,
defined it as ‘the art of the employment of battles as a means to gain the object of war’.
In other words strategy forms the plan of the war, maps out the proposed course of the
different campaigns which compose the war, and regulates the battles to be fought in
each.
One defect of this definition is that it intrudes on the sphere of policy, or the higher
conduct of the war, which must necessarily be the responsibility of the government and
not of the military leaders it employs as its agents in the executive control of operations.
Another defect is that it narrows the meaning of ‘strategy’ to the pure utilization of battle,
thus conveying the idea that battle is the only means to the strategical end. It was an
easy step for Clausewitz’s less profound disciples to confuse the means with the end,
and to reach the conclusion that in war every other consideration should be subordinated
to the aim of fighting a decisive battle.
Relation to Policy
To break down the distinction between strategy and policy would not matter much if the
two functions were normally combined in the same person, as with a Frederick or a
Napoleon. But as such autocratic soldier-rulers have been rare in modern times and
became temporarily extinct in the nineteenth century, the effect was insidiously harmful.
For it encouraged soldiers to make the preposterous claim that policy should be
subservient to their conduct of operations, and, especially in democratic countries, it
drew the statesman on to overstep the definite border of his sphere and interfere with his
military employees in the actual use of their tools.
Moltke reached a clearer, and wiser, definition in terming strategy ‘the practical
adaptation of the means placed at a general’s disposal to the attainment of the object in
view’.
This definition fixes the responsibility of a military commander to the government by
which he is employed. His responsibility is that of applying most profitably to the interest
of the higher war policy the force allotted to him within the theatre of operations assigned
to him. If he considers that the force allotted is inadequate for the task indicated he is
justified in pointing this out, and if his opinion is overruled he can refuse or resign the
command; but he exceeds his rightful sphere if he attempts to dictate to the government
what measure of force should be placed at his disposal.
On the other hand, the government, which formulates war policy, and has to adapt it to
conditions which often change as a war progresses, can rightly intervene in the strategy
of a campaign not merely by replacing a commander in whom it has lost confidence, but
by modifying his object according to the needs of its war policy. While it should not
interfere with him in the handling of his tools, it should indicate clearly the nature of his
18
Basil H. Liddell Hart, Strategy. The Indirect Approach, London 1967, pp. 347ff.
59
a
task. Thus strategy has not necessarily the simple object of seeking to overthrow the
enemy’s military power. When a government appreciates that the enemy has the military
superiority, either in general or in a particular theatre, it may wisely enjoin a strategy of
limited aim.
It may desire to wait until the balance of force can be changed by the intervention of
allies or by the transfer of forces from another theatre. It may desire to wait, or even to
limit its military effort permanently, while economic or naval action decides the issue. It
may calculate that the overthrow of the enemy’s military power is a task definitely beyond
its capacity, or not worth the effort – and that the object of its war policy can be assured
by seizing territory which it can either retain or use as bargaining counters when peace is
negotiated.
Such a policy has more support from history than military opinion hitherto has
recognized, and is less inherently a policy of weakness than some apologists imply. It is,
indeed, bound up with the history of the British Empire, and repeatedly proved a lifebuoy
to Britain’s allies as well as of permanent benefit to herself. However unconsciously
followed, there is ground for inquiry whether this ‘conservative’ military policy does not
deserve to be accorded a place in the theory of the conduct of war.
The more usual reason for adopting a strategy of limited aim is that of awaiting a change
in the balance of force – a change often sought and achieved by draining the enemy’s
force, weakening him by pricks instead of risking blows. The essential condition of such
a strategy is that the drain on him should be disproportionately greater than on oneself.
The object may be sought by raiding his supplies; by local attacks which annihilate or
inflict disproportionate loss on parts of his force; by luring him into unprofitable attacks;
by causing an excessively wide distribution of his force; and, not least, by exhausting his
moral and physical energy. This closer definition sheds light on the question, previously
raised, of a general’s independence in carrying out his own strategy inside his theatre of
operations. For if the government has decided upon a limited aim or ‘Fabian’ grand
strategy the general who, even within his strategic sphere, seeks to overthrow the
enemy’s military power may do more harm than good to the government’s war policy.
Usually, a war policy of limited aim imposes a strategy of limited aim, and a decisive aim
should only be adopted with the approval of the government which alone can decide
whether it is ‘worth the candle’.
We can now arrive at a shorter definition of strategy as – ‘the art of distributing and
applying military means to fulfil the ends of policy’. For strategy is concerned not merely
with the movement of forces – as its role is often defined – but with the effect. When the
application of the military instrument merges into actual fighting, the dispositions for and
control of such direct action are termed ‘tactics’. The two categories, although convenient
for discussion, can never be truly divided into separate compartments because each not
only influences but merges into the other.
Higher, or Grand Strategy
As tactics is an application of strategy on a lower plane, so strategy is an application on
a lower plane of ‘grand strategy’. While practically synonymous with the policy which
guides the conduct of war, as distinct from the more fundamental policy which should
govern its object, the term ‘grand strategy’ serves to bring out the sense of ‘policy in
execution’. For the role of grand strategy – higher strategy – is to co-ordinate and direct
60
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
all the resources of a nation, or band of nations, towards the attainment of the political
object of the war – the goal defined by fundamental policy.
Grand strategy should both calculate and develop the economic resources and manpower of nations in order to sustain the fighting services. Also the moral resources – for
to foster the people’s willing spirit is often as important as to possess the more concrete
forms of power. Grand strategy, too, should regulate the distribution of power between
the several services, and between the services and industry. Moreover, fighting power is
but one of the instruments of grand strategy which should take account of and apply the
power of financial pressure, of diplomatic pressure, of commercial pressure, and, not
least of ethical pressure, to weaken the opponent’s will. A good cause is a sword as well
as armour. Likewise, chivalry in war can be a most effective weapon in weakening the
opponent’s will to resist, as well as augmenting moral strength.
Furthermore, while the horizon of strategy is bounded by the war, grand strategy looks
beyond the war to the subsequent peace. It should not only combine the various
instruments, but so regulate their use as to avoid damage to the future state of peace –
for its security and prosperity. The sorry state of peace, for both sides, that has followed
most wars can be traced to the fact that, unlike strategy, the realm of grand strategy is
for the most part terra incognita – still awaiting exploration, and understanding.
Pure, or Military, Strategy
Having cleared the ground, we can build up our conception of strategy on its proper
plane and original basis that of ‘the art of the general’.
Strategy depends for success, first and most, on a sound calculation and co-ordination of
the end and the means. The end must be proportioned to the total means, and the
means used in gaining each intermediate end which contributes to the ultimate must be
proportioned to the value and needs of that intermediate end – whether it be to gain an
objective or to fulfil a contributory purpose. An excess may be as harmful as a deficiency.
A true adjustment would establish a perfect economy of force, in the deeper sense of
that oft-distorted military term. But, because of the nature and uncertainty of war, an
uncertainty increased by lack of scientific study, even the greatest military ability could
not achieve a true adjustment, and success lies in the closest approximation to truth.
This relativity is inherent because, however far our knowledge of the science of war be
extended, it will depend on art for its application. Art can not only bring the end nearer to
the means, but by giving a higher value to the means, enable the end to be extended.
This complicates calculation, because no man can exactly calculate the capacity of
human genius and stupidity, nor the incapacity of will.
Elements and Conditions
In strategy, however, calculation is simpler and a closer approximation to truth possible
than in tactics. For in war the chief incalculable is the human will, which manifests itself
in resistance, which in turn lies in the province of tactics. Strategy has not to overcome
resistance, except from nature. Its purpose is to diminish the possibility of resistance,
and it seeks to fulfil this purpose by exploiting the elements of movement and surprise.
61
a
62
Movement lies in the physical sphere, and depends on a calculation of the conditions of
time, topography, and transport capacity. (By transport capacity is meant both the means
by which, and the measure in which, force can be moved and maintained.)
Surprise lies in the psychological sphere and depends on a calculation, far more difficult
than in the physical sphere, of the manifold conditions, varying in each case, which are
likely to affect the will of the opponent.
Although strategy may aim more at exploiting movement than at exploiting surprise, or
conversely, the two elements react on each other. Movement generates surprise, and
surprise gives impetus to movement. For a movement which is accelerated or changes
its direction inevitably carries with it a degree of surprise, even though it be unconcealed;
while surprise smoothes the path of movement by hindering the enemy’s countermeasures and counter-movements.
As regards the relation of strategy to tactics, while in execution the borderline is often
shadowy, and it is difficult to decide exactly where a strategical movement ends and a
tactical movement begins, yet in conception the two are distinct. Tactics lies in and fills
the province of fighting. Strategy not only stops on the frontier, but has for its purpose the
reduction of fighting to the slenderest possible proportions.
Aim of Strategy
This statement may be disputed by those who conceive the destruction of the enemy’s
armed force as the only sound aim in war, who hold that the only goal of strategy is
battle, and who are obsessed with the Clausewitzian saying that ‘blood is the price of
victory’. Yet if one should concede this point and meet its advocates on their own
ground, the statement would remain unshaken. For even if a decisive battle be the goal,
the aim of strategy must be to bring about this battle under the most advantageous
circumstances. And the more advantageous the circumstances, the less, proportionately,
will be the fighting.
The perfection of strategy would be, therefore, to produce a decision without any serious
fighting. History, as we have seen, provides examples where strategy, helped by
favourable conditions, has virtually produced such a result […]. The most striking and
catastrophic of recent examples was the way that, in 1940, the Germans cut off and
trapped the Allies’ left wing in Belgium, following Guderian’s surprise break-through in
the centre at Sedan, and thereby ensured the general collapse of the Allied armies on
the Continent.
While these were cases where the destruction of the enemy’s armed forces was
economically achieved through their disarming by surrender, such ‘destruction’ may not
be essential for a decision, and for the fulfilment of the war-aim. In the case of a state
that is seeking, not conquest, but the maintenance of its security, the aim is fulfilled if the
threat be removed – if the enemy is led to abandon his purpose. […]
While such bloodless victories have been exceptional, their rarity enhances rather than
detracts from their value – as an indication of latent potentialities, in strategy and grand
strategy. Despite many centuries’ experience of war, we have hardly begun to explore
the field of psychological warfare.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
From deep study of war, Clausewitz was led to the conclusion that – ‘All military action is
permeated by intelligent forces and their effects.’ Nevertheless, nations at war have
always striven, or been driven by their passions, to disregard the implications of such a
conclusion. Instead of applying intelligence, they have chosen to batter their heads
against the nearest wall.
It rests normally with the government, responsible for the grand strategy of a war, to
decide whether strategy should make its contribution by achieving a military decision or
otherwise. Just as the military means is only one of the means to the end of grand
strategy – one of the instruments in the surgeon’s case – so battle is only one of the
means to the end of strategy. If the conditions are suitable, it is usually the quickest in
effect, but if the conditions are unfavourable it is folly to use it.
Let us assume that a strategist is empowered to seek a military decision. His
responsibility is to seek it under the most advantageous circumstances in order to
produce the most profitable result. Hence his true aim is not so much to seek battle as to
seek a strategic situation so advantageous that if it does not of itself produce the
decision, its continuation by a battle is sure to achieve this. In other words, dislocation is
the aim of strategy; its sequel may be either the enemy’s dissolution or his easier
disruption in battle. Dissolution may involve some partial measure of fighting, but this has
not the character of a battle.
Action of Strategy
How is the strategic dislocation produced? In the physical, or ‘logistical’, sphere it is the
result of a move which (a) upsets the enemy’s dispositions and, by compelling a sudden
‘change of front’, dislocates the distribution and organization of his forces; (b) separates
his forces; (c) endangers his supplies; (d) menaces the route or routes by which he could
retreat in case of need and re-establish himself in his base or homeland.
A dislocation may be produced by one of these effects, but is more often the
consequence of several. Differentiation, indeed, is difficult because a move directed
towards the enemy’s rear tends to combine these effects. Their respective influence,
however, varies and has varied throughout history according to the size of armies and
the complexity of their organization. With armies which ‘live on the country’, drawing their
supplies locally by plunder or requisition, the line of communication has negligible
importance. Even in a higher stage of military development, the smaller a force the less
dependent it is on the line of communication for supplies. The larger an army, and the
more complex its organization, the more prompt and serious in effect is a menace to its
line of communication.
Where armies have not been so dependent, strategy has been correspondingly
handicapped, and the tactical issue of battle has played a greater part. Nevertheless,
even thus handicapped, able strategists have frequently gained a decisive advantage
previous to battle by menacing the enemy’s line of retreat, the equilibrium of his
dispositions, or his local supplies.
To be effective, such a menace must usually be applied at a point closer, in time and
space, to the enemy’s army than a menace to his communications; and thus in early
warfare it is often difficult to distinguish between the strategical and tactical manoeuvre.
63
a
In the psychological sphere, dislocation is the result of the impression on the
commander’s mind of the physical effects which we have listed. The impression is
strongly accentuated if his realization of his being at a disadvantage is sudden, and if he
feels that he is unable to counter the enemy’s move. Psychological dislocation
fundamentally springs from this sense of being trapped.
This is the reason why it has most frequently followed a physical move on to the enemy’s
rear. An army, like a man, cannot properly defend its back from a blow without turning
round to use its arms in the new direction. ‘Turning’ temporarily unbalances an army as it
does a man, and with the former the period of instability is inevitably much longer. In
consequence, the brain is much more sensitive to any menace to its back.
In contrast, to move directly on an opponent consolidates his balance, physical and
psychological, and by consolidating it increases his resisting power. For in the case of an
army it rolls the enemy back towards their reserves, supplies, and reinforcements, so
that as the original front is driven back and worn thin, new layers are added to the back.
At the most, it imposes a strain rather than producing a shock.
Thus a move round the enemy’s front against his rear has the aim not only of avoiding
resistance on its way but in its issue. In the profoundest sense, it takes the line of least
resistance. The equivalent in the psychological sphere is the line of least expectation.
They are the two faces of the same coin, and to appreciate this is to widen our
understanding of strategy. For if we merely take what obviously appears the line of least
resistance, its obviousness will appeal to the opponent also; and this line may no longer
be that of least resistance.
In studying the physical aspect we must never lose sight of the psychological, and only
when both are combined is the strategy truly an indirect approach, calculated to dislocate
the opponent’s balance.
The mere action of marching indirectly towards the enemy and on to the rear of his
dispositions does not constitute a strategic indirect approach. Strategic art is not so
simple. Such an approach may start by being indirect in relation to the enemy’s front, but
by the very directness of its progress towards his rear may allow him to change his
dispositions, so that it soon becomes a direct approach to his new front.
Because of the risk that the enemy may achieve such a change of front, it is usually
necessary for the dislocating move to be preceded by a move, or moves, which can best
be defined by the term ‘distract’ in its literal sense of ‘to draw asunder’. The purpose of
this ‘distraction’ is to deprive the enemy of his freedom of action, and it should operate in
both the physical and psychological spheres. In the physical, it should cause a distension
of his forces or their diversion to unprofitable ends, so that they are too widely
distributed, and too committed elsewhere, to have the power of interfering with one’s
own decisively intended move. In the psychological sphere, the same effect is sought by
playing upon the fears of, and by deceiving, the opposing command. ‘Stonewall’ Jackson
aptly expressed this in his strategical motto – ‘Mystify, mislead, and surprise’. For to
mystify and to mislead constitutes ‘distraction’, while surprise is the essential cause of
‘dislocation’. It is through the ‘distraction’ of the commander’s mind that the distraction of
his forces follows. The loss of his freedom of action is the sequel to the loss of his
freedom of conception.
64
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
A more profound appreciation of how the psychological permeates and dominates the
physical sphere has an indirect value. For it warns us of the fallacy and shallowness of
attempting to analyse and theorize about strategy in terms of mathematics. To treat it
quantitatively, as if the issue turned merely on a superior concentration of force at a
selected place, is as faulty as to treat it geometrically: as a matter of lines and angles.
Even more remote from truth – because in practice it usually leads to a dead end – is the
tendency of text-books to treat war as mainly a matter of concentrating superior force. In
his celebrated definition of economy of force Foch termed this – ‘The art of pouring out
all one’s resources at a given moment on one spot; of making use there of all troops,
and, to make such a thing possible, of making those troops permanently communicate
with each other, instead of dividing them and attaching to each fraction some fixed and
invariable function; its second part, a result having been attained, is the art of again so
disposing the troops as to converge upon, and act against, a new single objective.’
It would have been more exact, and more lucid, to say that an army should always be so
distributed that its parts can aid each other and combine to produce the maximum
possible concentration of force at one place, while the minimum force necessary is used
elsewhere to prepare the success of the concentration.
To concentrate all is an unrealizable ideal, and dangerous even as a hyperbole.
Moreover, in practice the ‘minimum necessary’ may form a far larger proportion of the
total than the ‘maximum possible’ – It would even be true to say that the larger the force
that is effectively used for distraction of the enemy, the greater is the chance of the
concentration succeeding in its aim. For otherwise it may strike an object too solid to be
shattered.
Superior weight at the intended decisive point does not suffice unless that point cannot
be reinforced in time by the opponent. It rarely suffices unless that point is not merely
weaker numerically but has been weakened morally. Napoleon suffered some of his
worst checks because he neglected this guarantee – and the need for distraction has
grown with the delaying power of weapons.
Basis of Strategy
A deeper truth to which Foch and other disciples of Clausewitz did not penetrate fully is
that in war every problem, and every principle, is a duality. Like a coin, it has two faces.
Hence the need for a well-calculated compromise as a means to reconciliation. This is
the inevitable consequence of the fact that war is a two-party affair, so imposing the
need that while hitting one must guard. Its corollary is that, in order to hit with effect, the
enemy must be taken off his guard. Effective concentration can only be obtained when
the opposing forces are dispersed; and, usually, in order to ensure this, one’s own forces
must be widely distributed.
Thus, by an outward paradox, true concentration is the product of dispersion.
A further consequence of the two-party condition is that to ensure reaching an objective
one should have alternative objectives. Herein lies a vital contrast to the single-minded
nineteenth century doctrine of Foch and his fellows – a contrast of the practical to the
theoretical. For if the enemy is certain as to your point of aim he has the best possible
chance of guarding himself – and blunting your weapon. If, on the other hand, you take a
65
a
line that threatens alternative objectives, you distract his mind and forces. This,
moreover, is the most economic method of distraction, for it allows you to keep the
largest proportion of your force available on your real line of operation – thus reconciling
the greatest possible concentration with the necessity of dispersion.
The absence of an alternative is contrary to the very nature of war. It sins against the
light which Bourcet shed in the eighteenth century by his most penetrating dictum that
‘every plan of campaign ought to have several branches and to have been so well
thought out that one or other of the said branches cannot fail of success’. This was the
light that his military heir, the young Napoleon Bonaparte, followed in seeking always, as
he said, to ‘faire son thème en deux façons’. Seventy years later Sherman was to relearn the lesson from experience, by reflection, and to coin his famous maxim about
‘putting the enemy on the horns of a dilemma’. In any problem where an opposing force
exists, and cannot be regulated, one must foresee and provide for alternative courses.
Adaptability is the law which governs survival in war as in life – war being but a
concentrated form of the human struggle against environment.
To be practical, any plan must take account of the enemy’s power to frustrate it; the best
chance of overcoming such obstruction is to have a plan that can be easily varied to fit
the circumstances met; to keep such adaptability, while still keeping the initiative, the
best way is to operate along a line which offers alternative objectives. For thereby you
put your opponent on the horns of a dilemma, which goes far to assure the gaining of at
least one objective – whichever is least guarded – and may enable you to gain one after
the other.
In the tactical field, where the enemy’s dispositions are likely to be based on the nature
of the ground, it may be more difficult to find a choice of dilemma-producing objectives
than it is in the strategical field, where the enemy will have obvious industrial and railway
centres to cover. But you can gain a similar advantage by adapting your line of effort to
the degree of resistance that is met, and exploiting any weakness that is found. A plan,
like a tree, must have branches – if it is to bear fruit. A plan with a single aim is apt to
prove a barren pole.
Cutting Communications
In the planning of any stroke at the enemy’s communications, either by manoeuvre round
his flank or by rapid penetration of a breach in his front, the question will arise as to the
most effective point of aim – whether it should be directed against the immediate rear of
the opposing force, or further back. […]
The Method of Advance
[…] Instead of the simple idea of a concentrated stroke by a concentrated force, we
should choose according to circumstance between these variants:
(i) Dispersed advance with concentrated single aim, i.e. against one objective.
(ii) Dispersed advance with concentrated serial aim, i.e. against successive objectives.
(These will each demand preliminary moves to distract the enemy’s attention and forces,
unless the possibility of taking alternative objectives enables us to rely on such
distracting effect being produced already by the enemy’s perplexity.)
66
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
(iii) Dispersed advance with distributed aim, i.e. against a number of objectives simultaneously.
(Under the new conditions of warfare, the cumulative effect of partial success, or even
mere threat, at a number of points may be greater than the effect of complete success at
one point.)
The effectiveness of armies depends on the development of such new methods –
methods which aim at permeating and dominating areas rather than capturing lines; at
the practicable object of paralysing the enemy’s action rather than the theoretical object
of crushing his forces. Fluidity of force may succeed where concentration of force merely
entails a perilous rigidity. […]
The Concentrated Essence of Strategy and Tactics19
This brief chapter is an attempt to epitomize, from the history of war, a few truths of
experience which seem so universal, and so fundamental, as to be termed axioms.
They are practical guides, not abstract principles. Napoleon realized that only the
practical is useful when he gave us his maxims. But the modern tendency has been to
search for principles which can each be expressed in a single word – and then need
several thousand words to explain them. Even so, these ‘principles’ are so abstract that
they mean different things to different men, and, for any value, depend on the individual’s
own understanding of war. The longer one continues the search for such omnipotent
abstractions, the more do they appear a mirage, neither attainable nor useful – except as
an intellectual exercise.
The principles of war, not merely one principle, can be condensed into a single word –
‘concentration’. But for truth this needs to be amplified as the ‘concentration of strength
against weakness’. And for any real value it needs to be explained that the concentration
of strength against weakness depends on the dispersion of your opponent’s strength,
which in turn is produced by a distribution of your own that gives the appearance, and
partial effect of dispersion. Your dispersion, his dispersion, your concentration – such is
the sequence, and each is a sequel. True concentration is the fruit of calculated
dispersion.
Here we have a fundamental principle whose understanding may prevent a fundamental
error (and the most common) – that of giving your opponent freedom and time to
concentrate to meet your concentration. But to state the principle is not of much practical
aid for execution.
The above-mentioned axioms (here expressed as maxims) cannot be condensed into a
single word; but they can be put into the fewest words necessary to be practical. Eight in
all, so far – six are positive and two negative. They apply to tactics as well as strategy,
unless otherwise indicated.
Positive
1. Adjust your end to your means. In determining your object, clear sight and cool
calculation should prevail. It is folly ‘to bite off more than you can chew’, and the
beginning of military wisdom is a sense of what is possible. So learn to face facts while
19
Dieses Kapitel wurde textuell identisch von der Ausgabe "The Strategy of Indirect Approach" von 1946, pp. 178-181
übernommen.
67
a
68
still preserving faith: there will be ample need for faith – the faith that can achieve the
apparently impossible – when action begins. Confidence is like the current in a battery:
avoid exhausting it in vain effort – and remember that your own continued confidence will
be of no avail if the cells of your battery, the men upon whom you depend, have been
run down.
2. Keep your object always in mind, while adapting your plan to circumstances. Realize
that there are more ways than one of gaining an object, but take heed that every
objective should bear on the object. And in considering possible objectives weigh their
possibility of attainment with their service to the object if attained – to wander down a
side-track is bad, but to reach a dead end is worse.
3. Choose the line (or course) of least expectation. Try to put yourself in the enemy’s
shoes, and think what course it is least probable he will foresee or forestall.
4. Exploit the line of least resistance – so long as it can lead you to any objective which
would contribute to your underlying object. (In tactics this maxim applies to the use of
your reserves; and in strategy, to the exploitation of any tactical success.)
5. Take a line of operation which offers alternative objectives. For you will thus put your
opponent on the horns of a dilemma, which goes far to assure the chance of gaining one
objective at least – whichever he guards least – and may enable you to gain one after
the other.
Alternative objectives allow you to keep the opportunity of gaining an objective; whereas
a single objective, unless the enemy is helplessly inferior, means the certainty that you
will not gain it – once the enemy is no longer uncertain as to your aim. There is no more
common mistake than to confuse a single line of operation, which is usually wise, with a
single objective, which is usually futile. (If this maxim applies mainly to strategy, it should
be applied where possible to tactics, and does, in effect, form the basis of infiltration
tactics.)
6. Ensure that both plan and dispositions are flexible – adaptable to circumstances.
Your plan should foresee and provide for a next step in case of success or failure, or
partial success – which is the most common case in war. Your dispositions (or formation)
should be such as to allow this exploitation or adaptation in the shortest possible time.
Negative
7. Do not throw your weight into a stroke whilst your opponent is on guard – whilst he is
well placed to parry or evade it. The experience of history shows that, save against a
much inferior opponent, no effective stroke is possible until his power of resistance or
evasion is paralysed. Hence no commander should launch a real attack upon an enemy
in position until satisfied that such paralysis has developed. It is produced by
disorganization, and its moral equivalent, demoralization, of the enemy.
8. Do not renew an attack along the same line (or in the same form) after it has once
failed. A mere reinforcement of weight is not sufficient change, for it is probable that the
enemy also will have strengthened himself in the interval. It is even more probable that
his success in repulsing you will have strengthened him morally.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
The essential truth underlying these maxims is that, for success, two major problems
must be solved – dislocation and exploitation. One precedes and one follows the actual
blow – which in comparison is a simple act. You cannot hit the enemy with effect unless
you have first created the opportunity; you cannot make that effect decisive unless you
exploit the second opportunity that comes before he can recover.
The importance of these two problems has never been adequately recognized – a fact
which goes far to explain the common indecisiveness of warfare. The training of armies
is primarily devoted to developing efficiency in the detailed execution of the attack. This
concentration on tactical technique tends to obscure the psychological element. It fosters
a cult of soundness, rather than of surprise. It breeds commanders who are so intent not
to do anything wrong, according to ‘the book’, that they forget the necessity of making
the enemy do something wrong. The result is that their plans have no result. For, in war,
it is by compelling mistakes that the scales are most often turned.
Here and there a commander has eschewed the obvious, and has found in the
unexpected the key to a decision – unless fortune has proved foul. For luck can never be
divorced from war, since war [sic] is part of life. Hence the unexpected cannot guarantee
success.
But it guarantees the best chance of success.
69
a
19. André Beaufre (1902-1975), Introduction à la Stratégie (1963)20
Conclusion sur la Stratégie
Dans cette présentation de la stratégie, j’ai choisi de me placer d’emblée du point de vue
de la stratégie totale, celle qui a pour objet de conduire les conflits violents ou insidieux,
menés simultanément dans les divers domaines, politique, économique, diplomatique et
militaire, donc présentant un caractère total. C’est qu’en effet la stratégie devient
généralement inintelligible si on la limite au domaine militaire, car trop de facteurs
décisifs lui échappent. Même dans les circonstances les plus favorables (cas de la
stratégie napoléonienne) une explication purement militaire demeure incomplète, et par
là trompeuse.
Pour la même raison, je n’ai pas cru pouvoir retenir la dualité stratégie-diplomatie sur
laquelle se fonde par exemple Raymond Aron […] parce qu’elle conduit à diviser
arbitrairement un problème essentiellement unique […] Au lieu de cette division
verticale, je préfère la division horizontale entre la Politique au-dessus et la stratégie
totale en dessous, parce qu’ainsi on respecte la hiérarchie des préoccupations et que
l’on maintient l’unité des raisonnements particuliers à chacun de ces échelons.
Mais naturellement, sous la Politique se situe toute la pyramide des stratégies (la
stratégie totale au sommet combinant les diverses stratégies générales propres à
chaque domaine, elles-mêmes harmonisant les stratégies opérationelles de leur ressort)
qui domine l’ensemble des Tactiques et des Techniques. La stratégie militaire n’est que
l’une de ces stratégies générales et selon les cas elle joue un rôle capital ou un simple
rôle auxiliaire.
On a vu que le jeu stratégique pouvait s’effectuer – comme la musique – selon deux
« modes ». Le mode majeur est la stratégie directe, où la force représente un facteur
essentiel. Le mode mineur est la stratégie indirecte où le rôle de la force paraît s’effacer
devant celui de la psychologie et des combinaisons. Naturellement, ces deux modes
peuvent se mêler en proportions variables pour produire un grand nombre de
« modèles » dont nous avons examiné les principaux.
Ce qu’il faut bien voir, c’est que ces « modes » et ces « modèles » ne représentent que
des solutions diverses dans la même formule générale: ils visent le même but, la
décision par la capitulation psychologique de l’adversaire, et ils emploient la même
fondée sur la lutte pour la liberté d’action. […]
Dans ce choix comme dans la conduite ultérieure des opérations, la pierre de touche est
la liberté d’action. La lutte pour la liberté d’action est en effet l’essence de la stratégie. Il
en résulte que la protection de sa propre liberté d’action (la sûreté) et l’aptitude à priver
l’adversaire de sa liberté d’action (par la surprise et par l’initiative) constituent les bases
du jeu stratégique. […]
En analysant ainsi les rouages du raisonnement stratégique, on est amené à reconnaître
d’une part la situation dialectique des adversaires, définis chacun par quatre
coordonnées (les forces matérielles, les forces morales, le moment et le lieu) et d’autre
part les modifications dialectiques apportées à cette situation dans le temps et dans
l’espace en vue de la liberté d’action. Cette succession de situations dialectiques,
20
André Beaufre, Introduction à la Stratégie, Paris 1963, pp. 119ff.
70
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
équivalent du film de la lutte, est ce que nous avons appelé le « facteur manœuvre » qui
marie la mécanique rationnelle et les combinaisons dans une escrime conduite en vue
de la décision. […]
Aujourd’hui l’arme atomique a forcé à comprendre que, sous des principes peu
nombreux et immuable, les choix de la stratégie sont nécessairement variables et
conjecturaux, ce qui d’ailleurs justifie la pluralité des « modèles », opposée aux
orthodoxies exclusives des théories anciennes.
Dès lors, pour limiter les chances d’erreur aux terribles conséquences, il devient indispensable d’organiser au mieux l’étude de la conjoncture. Contrairement à nos
traditions, il est devenu extrêmement important de bien prévoir, plus important que de
réaliser des forces dont la valeur serait incertaine. Pas de stratégie moderne sans
organes d’études puissamment outillés, sans une très bonne méthode d’analyse de
situation, sans une parfaite connaissance de l’évolution et des possibilités d’inventions
de tous ordres susceptibles d’être utilisées. Nous sommes très loin de tout cela!
20. André Beaufre (1902-1975), Dissuasion et Stratégie (1964)21
Conclusions
… Je me limiterai ici d’abord à celles des conclusions que je crois essentielles. Bien
qu’elles puissent paraître banales ou presque évidentes, j’ai le sentiment qu’elles sont
encore trop souvent mal incorporées à nos conceptions relatives à la stratégie et aux
relations internationales.
1o – les dangers exorbitants que présentent les armes nucléaires sont devenus tels que
la guerre ouverte est devenue très difficile à imaginer dans les zones où l’emploi des
armes nucléaires conserve un minimum de plausibilité. Il s’ensuit que, dans ces zones,
le rôle des forces armées et singulièrement celui des forces nucléaires ne doit pas être
envisagé sous l’angle de leur emploi dans une guerre éventuelle comme nous étions
habitués à le faire, mais sous l’angle de la prévention de la guerre, donc de la
dissuasion.
2o – Cette transformation profonde du caractère et de l’influence des armements
entraîne une inversion presque complète des concepts: le danger de destruction crée la
stabilité, l’excès de stabilité recrée le danger (de guerre). Ainsi se dessinent de plus en
plus clairement les règles subtiles d’un jeu nouveau dans les relations internationales qui
vise à maintenir la dissuasion par un dosage convenable de danger et de stabilité. Ce
jeu est une forme de la stratégie totale, la stratégie de dissuasion.
3o – La stratégie de dissuasion, longuement disséquée dans ce livre, se cantonne tout
entière dans le non-emploi des armes grâce à l’exploitation judicieuse de l’existence des
armes. Bien que se situant hors du domaine des opérations de guerre, elle ne constitue
– contrairement à ce que l’on croit parfois – ni une politique, ni une diplomatie. C’est un
instrument puissant, très puissant même, au service de la politique: c’est une stratégie.
21
André Beaufre, Dissuasion et Stratégie, Paris 1964, pp. 199-201.
71
a
4o – Parce qu’elle est, comme toute stratégie, subordonnée à la politique, les solutions
de la stratégie de dissuasion ne prennent leur sens qu’en raison du but politique
poursuivi. Comme dans tout dialogue entre le stratège et le politique, le stratège ne peut
que faire valoir les limites de ses possibilités et recommander les formules qui lui
paraissent les plus favorables, mais c’est le politique qui décide en fonction d’une
gamme de données plus étendues.
5o – Parce que la stratégie de dissuasion n’emploie pas ses armes, les conditions
techniques y jouent un rôle moins déterminant que dans la stratégie de guerre. Certes,
la valeur technique des armes est importante, mais leur valeur psychologique et politique
est si considérable qu’elle transcende la technique dans une large mesure: c’est ainsi
que la force stratégique française a eu une influence bien avant d’exister matériellement.
La stratégie de dissuasion s’avère ainsi d’un caractère beaucoup plus abstrait et
équivoque que la stratégie de guerre.
72
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
21. Thomas C. Schelling (*1921), The Strategy of Conflict (1960)22
Limited War as a Generator of Risk
Limited war as a deterrent to aggression […] requires interpretation as an action that
enhances the probability of a greater war. If we ask how the Western forces in Europe
are expected to deter a Russian attack or to resist if it comes, the answer usually runs in
terms of a sequence of decisions. In case of attack on a moderate scale, we could make
the decision to fight limited war; it would not be a decision to proceed with mutual
annihilation. If we can resist the Russians on a small scale, they must either give up the
idea or themselves take a step upward on a scale of violence. At some point there is a
discontinuous jump from limited war to general war, and we hope to confront them with
that choice. If this is not the typical sequence of decisions envisaged, it at least seems
typical in one respect: it involves deliberate decisions – decisions to take an action or to
abstain from it, to initiate a war or not to, to step up the level of violence or not to, to
respond to a challenge or not to.
But another interpretation can be put on limited war. The danger of all-out war is almost
certainly increased by the occurrence of a limited war; it is almost certainly increased by
an enlargement of limited war. This being so, the threat to engage in limited war has two
parts. One is the threat to inflict costs directly on the other side, in casualties,
expenditures, loss of territory, loss of face, or anything else. The second is the threat to
expose the other party, together with one’s self, to a heightened risk of general war.
Here again is a threat that all-out war may occur, not that it certainly will occur, if the
other party engages in certain actions. Again, whether it does or does not occur is not a
matter altogether controlled by the threatener. Just how all-out war would occur – just
where the fault, initiative, or misunderstanding may occur – is not sure. Whatever it is
that makes limited war between great powers a risky thing, the risk is a genuine one that
neither side can altogether dispel if it wants to. The final decision, or the critical action
that initiates an irreversible process, is not something that should necessarily be
expected to be taken altogether deliberately. ‘Chance’ helps to decide whether general
war occurs or not, with odds that are a matter of judgment based on the nature of the
limited war and the context in which it occurs.
Why would one threaten limited war rather than all-out war to deter an attack? First, to
threaten limited war – according to this analysis – is to threaten a risk of general war, not
the certainty of it; it is consequently a lesser threat than the massively retaliatory threat
and more appropriate to certain contingencies. Second, it has the advantage, in case the
enemy misjudges our intentions or commitments, of an intermediate stage: we can
engage in limited war, creating precisely the risk for both of us that we threatened to
create, without thereby making general war the price we both pay for the enemy’s
mistaken judgment. We pay instead the lesser price of a risk of general war, a risk that
the enemy can reduce by withdrawal or settlement.
Third, in case the enemy is irrational or impetuous, or we have misjudged his motives or
his commitments, or in case his aggressive action has gotten up too much momentum to
stop, or his actions are being carried out by puppets or satellites that are beyond his
immediate power to control, there is some prudence in threatening risk rather than
certainty. If we threaten all-out war, thinking it not too late to stop him, and it is, we must
22
Thomas C. Schelling, The Strategy of Conflict, New York 1960, pp. 90-92.
73
a
either go ahead with it or have our threat discredited. But if we can threaten him with a
one-in-twenty chance of all-out war in the event he proceeds, and he does proceed, we
can hold our breath and have nineteen-to-one odds of getting off without general war. Of
course, if we scale down the risk to us, we scale it down to him too; it may degrade the
threat to put too much safety in it. But in cases where there is danger that we completely
misjudge the enemy’s commitment to an action, or completely misjudge his ability to
control his own agents, allies, or commanders, the more moderate risk may deter
anything that is still within his control.
74
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
22. Robert E. Osgood (1920-1986), The Reappraisal of Limited War (1970)23
One of the most significant developments in international politics since World War II is
the change of attitude towards armed force in the advanced Western countries. Between
the two world wars total warfare was commonly viewed as virtually the only kind of
warfare relevant to military preparedness and strategy. In such a war victory would
depend on destroying in the most thorough way the enemy’s capability and will to fight.
But in the cold war quite a different view has become widespread – the view that the
principal objective of military policies is the avoidance of general war and the limitation
and control of lesser wars according to political ends short of traditional military victory.
One aspect of this change of attitude is the great attention devoted to limited war
strategy and preparedness in the United States, especially in the last ten or twelve years.
To an extent that must amaze early proponents of limited war, who sought to overcome
the formidable antipathy toward the concept during the Korean War and the EisenhowerDulles Administration, the rationale of limited war has gained widespread acceptance in
the United States and, to a somewhat lesser degree, in allied countries. In the 1960s the
United States went far in implementing the concept with strategies, weapons, and
organization. Among research, academic and military analysts the concept of limited war
inspired a great outpouring of strategic doctrine. In the Kennedy Administration limited
war became official doctrine and achieved something approaching popularity. […]
The concept and practice of limited war are as old as war itself; but the consciousness of
limited war as a distinct kind of warfare, with its own theory and doctrine, has emerged
most markedly in contrast and reaction to three major wars, waged between several
major states, in behalf of popular national and ideological goals, by means of mass
conscription and massive firepower: the Napoleonic Wars, World War I, and World War
II. The contemporary interest in limited war springs partly from a determination to avoid
World War III.
The relevance of limited war to contemporary international politics is manifest in the
occurrence of more than fifty internationally significant local wars of various kinds since
World War II, while there have been no general wars, and the armed forces of the most
powerful states have come no closer to fighting each other than the American-Soviet
confrontation in the Cuban missile crisis of 1962. The great majority of these wars,
however, did not directly involve a nuclear or even a major power; most of them were
insurgent or civil wars, none of them (except the Hungarian intervention in 1956) was
fought between advanced industrial states or on the territory of an advanced state. They
were limited, as before World War II, by such factors as the restricted fighting capacity of
the belligerents, the one-sided nature of the contest, or the inherent limits of internal war.
With the diffusion of power and intensification of local conflicts, such wars in the Third
World may become an increasingly disturbing element in international politics, if only
because they could involve major powers. But the kinds of wars that have occasioned
the systematic concern with strategies and weapons of limited war are wars that the
United States fought, that might have expanded into much wider and more violent
conflicts, but that remained limited because the United States and its adversaries
deliberately refrained from conducting military operations with their full capacities.
Equally important, the concern has arisen from the desire to deter or limit hypothetical
23
Robert E. Osgood, The Reappraisal of Limited War, in: Alastair Buchan (ed.), Problems of Modern Strategy, London
1970, pp. 92-95, 112-114.
75
a
wars that have not occurred – especially wars that might have resulted from limited
aggressions impinging on America’s vital interests abroad. […]
On the most general grounds the conception of limited war surely remains relevant –
indeed, imperative. On grounds of morality and expediency alike, it is essential that
states – especially nuclear states – systematically endeavour to control and limit the use
of force where force is unavoidable. The fact that American public officials and
spokesmen now generally take this for granted, while little over a decade ago high
government officials commonly asserted that once war occurs it has no limits save those
determined by the capacity to gain a military victory, must be regarded as a major and,
hopefully, lasting triumph of reason over viscera. […]
It is significant how weak and ineffectual American ‘all-or-nothing’ sentiment has been in
the Vietnamese as compared to the Korean war. The idea of the United States confining
itself to a limited war, which was novel and antithetical in Korea, has been widely taken
for granted in Vietnam. Indeed, the most influential American critics have urged more,
not less, stringent restrictions on combat despite the fact that the danger of nuclear war
or of Chinese or Russian intervention never seemed nearly as great as in Korea. Those
(including some prominent conservative Senators and Congressmen) who took the
position that the United States ought either to escalate the war drastically in order to win
it or else disengage, clearly preferred the latter course. But their frustration did not
manifest a general rejection of the conception of limited war but only opposition to the
particular way of applying that conception in Vietnam.
Thus the popular disaffection with the Vietnamese war does not indicate a reversion to
pre-Korean attitudes toward limited war. Rather, it indicates serious questioning of the
premises about the utility of limited war as an instrument of American policy, the
premises that originally moved the proponents of limited-war strategy and that underlay
the original confidence of the Kennedy Administration in America’s power to cope with
local Communist incursions of all kinds. In Vietnam the deliberate limitation of war has
been accepted by Americans simply from the standpoint of keeping the war from
expanding, or from the standpoint of de-escalating it, whereas in Korea the desire to
keep the war limited had to contend with a strong sentiment to win it for the sake of
containment. In Korea the principal motive for limitation was the fear that an expanding
war might lead to general war with China or nuclear war with the Soviet Union, but in
Vietnam the limits were motivated as much by the sense that the political objective was
not sufficiently promising to warrant the costs of expansion. This change of emphasis
reflects more than the unpopularity of the war in Vietnam. It also reflects the
domestication, as it were, of limited war – that is, of the deliberate, calculated restriction
of the ends and means of fighting – as an operational concept in American foreign policy.
Some of the reasons for the strength of sentiment for keeping the war limited, however,
bear upon the political question of whether to intervene in local wars at all. They suggest
that the specific lessons about the strategy and constraints of limited war that one might
derive from Vietnam are likely to be less important than the war’s impact on the political
premises that underlay American intervention.
The political premises that Vietnam has called into question are more profound, yet more
limited, and at the same time less explicit than the sentiment embodied in the popular
refrain ‘no more Vietnams’. If Vietnam exerts a fundamental impact on American policy
with respect to limited-war interventions, it will not be merely because of the national
76
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
determination to avoid future Vietnams and to restrict American commitments to a scope
more compatible with American power and the will to use it. The whole history of the
expansion of American commitments and involvements is pervaded with the longing to
avoid new commitments and involvements. Yet a succession of unanticipated crises and
wars has led the nation to contravene that longing. Sometimes the desire to avoid the
repetition of unpleasant involvements had only led to a further extension of
commitments, which in turn has led to further involvements. That is what happened when
the Eisenhower-Dulles Administration formed deterrent alliances (including SEATO) to
avoid another Korean war.
The reason for this contradiction is not really a sublimated national longing for power – at
least not power for its own sake – but rather the nation’s persistent pursuit of a policy of
containment, which under the prevailing international conditions has repeatedly
confronted it with predicaments in which the least objectionable course has seemed to
be the exercise and extension, rather than the abstention or retraction, of American
power. If a fundamental change in America’s use of limited-war strategy as an instrument
of policy takes place, it will be because the premises of containment are no longer
convincing to the nation and Vietnam has acted as the catalyst to enforce this realization.
77
a
78
23. Edward N. Luttwak (*1942), Strategy: The Logic of War and Peace (1987)24
Introduction
Si vis pacem, para bellum (If you want peace, prepare war) goes the Latin tag attributed
to Roman wisdom, still much used today by speakers preaching the virtues of strong
armament. Thus we are told that a prepared ability to fight dissuades attack that
weakness could invite, thereby averting war. It is just as true that a prepared ability to
fight can ensure peace in quite another way, by making war unnecessary as the weak
are induced to give way to the strong without a fight; but that corollary would not be
advertised nowadays, as it might have been before 1914. Worn down by overuse into a
cliché, the Roman admonition has lost the power to arouse our thoughts, but it is
precisely its banality that is significant: the phrase is of course paradoxical in presenting
blatant contradiction as if it were a straightforwardly logical proposition – and that is
scarcely what we would expect of a mere banality.
Why is the contradictory argument accepted so unresistingly, indeed dismissed as
obvious? To be sure, there are some who disagree, and the entire new academic
venture of “peace studies” is dedicated to the proposition that peace should be studied
as a phenomenon in itself and actively worked for in real life: si vis pacem, para pacem,
its advocates might say. But even those who explicitly reject the paradoxical admonition
do not denounce it as a self-evidently foolish contradiction that any breath of
commonsense should sweep away. On the contrary, they see it as a piece of
wrongheaded conventional wisdom, to which they oppose ideas that they themselves
would describe as novel and unconventional.
And so the question remains: why is the blatant contradiction so easily accepted?
Consider the absurdity of equivalent advice in any sphere of life but strategic: if you want
A strive for B, its opposite, as in “if you want to lose weight, eat more; if you want to
become rich, earn less” – surely we would reject all such. It is only in the realm of
strategy, which encompasses the conduct and consequences of human relations in the
context of actual or possible armed conflict, that we have learned to accept paradoxical
propositions as valid.
Of this the most obvious example is the entire notion of nuclear “deterrence”, by now so
thoroughly assimilated that to many it seems prosaic. To defend, we must stand ready to
attack at all times. To derive their benefit, we must never use the nuclear weapons that
we continue to build so assiduously. To be ready to attack is evidence to peaceful intent,
but to prepare defenses is aggressive, or at least “provocative” – such are the
conventional views on the subject. Controversy on the safety of nuclear deterrence is
periodically rekindled, and there is certainly much debate on every detailed aspect of
nuclear-weapons policy. But the obvious paradoxes that form the very substance of
nuclear deterrence are deemed unremarkable.
The large claim I advance here is that strategy does not merely entail this or that
paradoxical proposition, contradictory and yet recognized as valid, but rather that the
entire realm of strategy is pervaded by a paradoxical logic of its own, standing against
the ordinary linear logic by which we live in all other spheres of life (except for warlike
games, of course). In settings where conflict is merely incidental to purposes of
production and consumption, of commerce and culture, of social relations and
24
Edward N. Luttwak, Strategy: The Logic of War and Peace, Cambridge, MA/London 1987, pp. 3-8.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
consensual governance, with strife and competition more or less bound by law and
custom, a non-contradictory linear logic applies, whose essence is captured by what we
think of as commonsense.
Within the sphere of strategy, on the other hand, where human relations are conditioned
by armed conflict actual or possible, another and quite different logic is at work. It often
violates ordinary linear logic by inducing the coming together and even the reversal of
opposites, and it therefore, incidentally, tends to reward paradoxical conduct while
confounding straightforwardly logical action, by yielding results ironical if not lethally selfdamaging.
Chapter 1
The Conscious Use of Paradox in War
Consider an ordinary tactical choice, of the sort frequently made in war. An advancing
force can move toward its objective on one of two roads, one good and one bad, the first
broad, direct, well-paved, the second narrow, circuitous, and unpaved. Only in the
conflictual realm of strategy would the choice arise at all, for it is only if combat is
possible that a bad road can be good precisely because it is bad and may therefore be
less strongly held or even left unguarded by the enemy. Equally, the good road is apt to
be bad because it is the better road, whose use by the advancing force is more likely to
be anticipated and opposed.
In this case, then, the paradoxical logic of strategy reaches the extreme of a full reversal:
instead of A moving toward its opposite B, as war preparation is supposed to preserve
the peace, A actually becomes B, and B becomes A. Nor is the example contrived. On
the contrary, a paradoxical preference for inconvenient times and directions,
preparations visibly and deliberately left incomplete, approaches seemingly too
dangerous, for combat at night and in bad weather, is a common aspect of tactical
ingenuity – and for a reason that derives from the essential nature of war. Although each
separate element in the conduct of warfare can be very simple, a matter of moving from
one place to another perhaps only yards away, of using weapons whose workings
should have been drilled a thousand times, of issuing and understanding orders often of
stark simplicity, the totality of these simple things can become enormously difficult when
there is a live enemy opposite, who reacts to undo everything being attempted, with his
own strength.
First there are the merely mechanical complications that arise when action is confounded
by the enemy’s own action, as in the naval battles of the age of sail where each side
tried to present broadside guns to impotent prow or hull; as in the air combat of frontfiring fighters even today, when each pilot seeks to turn so as to reach behind the other;
and as in land combat perpetually, whenever there are strong fronts, weak flanks, and
weaker rears. But of far greater consequence is the elemental difficulty created by the
enemy’s use of his own force, his own deadly weapons. In the imminence of possible
death, the easiest action that entails increased exposure will remain undone unless all
sorts of complex intangibles (morale, cohesion, and leadership among them) can
overcome the instinct of survival. And once the centrality of these intangible mysteries is
duly recognized in what happens and fails to happen, no simplicity remains even in the
most elementary of tactical actions conducted against a living, reacting enemy.
79
a
To have the advantage of an enemy who cannot react because he is surprised and
unready, or at least who cannot react promptly and in full force, all sorts of paradoxical
choices may be justified. Violating commonsense notions of what is best, as the shorter
route is preferable to the longer, as daylight is preferable to the confusions of night, as
full and ample preparation is preferable to hurried improvisation, the worst option may
deliberately be chosen in the hope that the unfolding action will for that very reason be
unexpected by the enemy, find him unready, and therefore diminish his ability to react.
Surprise can now be recognized for what it is: not merely one factor of advantage in
warfare among many others, but rather the suspension, if only brief, if only partial, of the
entire predicament of strategy, even as the struggle continues. Without a reacting
enemy, or rather according to the extent and degree that surprise is achieved, the
conduct of war becomes mere administration.
Although a widely influential thesis for the conduct of war has been erected on this one
proposition [i.e. Basil Liddell Hart’s concept of the “indirect approach”], advising
paradoxical choices whenever possible in order to shape military action according to the
“line of least expectation”, the advice is routinely ignored, and with good reason.
80
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
24. David A. Deptula (*1952), Effects-Based Operations (Arlington) (2001)25
Defining Rapid Decisive Operations: Parallel Warfare
What was different about the concept of the air campaign in the Gulf War from previous
air campaigns? What allowed planning against such a large number of targets in so short
a time? What allowed the Coalition to achieve its aims so quickly and with relatively little
loss of life on both sides? What does this mean for the size, shape, and use of military
forces in the future? This essay explores these key questions to illustrate the transformation of warfare demonstrated for the first time in the Gulf and how those changes
anticipate the conduct of future warfare. Understanding the changes in the traditional
application of force that occurred during the Gulf War should facilitate the exploitation of
technology and development of warfighting concepts to better meet the defense
challenges of the future […]
The successful prosecution of parallel war requires more than compressing sequential
attacks into one simultaneous attack. Parallel war exploits three dimensions – time,
space, and levels of war – to achieve rapid dominance. In the opening hours of the Gulf
War, all three dimensions were exploited:
•
Time – within the first 90 minutes over 50 separate targets were on the master
attack plan. Within the first 24 hours, over 150 separate targets were designated
for attack.
•
Space – the entire breadth and depth of Iraq was subjected to attack. No system
critical to the enemy escaped targeting because of distance.
•
Levels of war – national leadership facilities (strategic level), Iraqi air defense and
Army operation centers (operational level), and Iraqi deployed fighting units – air,
land, and sea (tactical level) – came under attack simultaneously.
Simultaneous application of force (time) across each level of war uninhibited by
geography (space) describes the conduct of parallel warfare. However, the crucial
principles defining parallel warfare are how time and space are exploited in terms of what
effects are desired, and for what purpose, at each level of war – the essence of effectsbased operations. The term rapid decisive operations (RDO) is a recent addition to the
defense lexicon that can be used to capture the fundamental nature of the results
achieved during the Gulf War. However, RDO seeks to achieve a similar result with
greater rapidity and less mass. Accordingly, effects-based operations will be central to its
success.
Effective control of enough of the adversary’s enabling operational level systems will
paralyze his ability to function at the strategic level. At that stage, the enemy has no
choice but acquiesce to the will of the controlling force or face ever increasing degrees of
loss of control […]
Simultaneous application of force (time) across each level of war uninhibited by
geography (space) describes the conduct of parallel warfare. However, the crucial
principles defining parallel warfare are how time and space are exploited in terms of what
effects are desired, and for what purpose, at each level of war – the essence of effectsbased operations […]
25
David A. Deptula, Effects-Based Operations: Change in the Nature of Warfare, Arlington 2001, pp. 3, 5, 17, 24-26.
81
a
Effects-Based Operations: Why Is It Important?
Parallel warfare is a manifestation of the “revolution in military affairs,” and effects-based
operations is a critical enabler. More than a methodology for applying new technology,
effects-based operations calls for a basic realignment in war planning. The character of
warfare is changing and the degree of that change is considerable – analogous to the
difference in world views between Ptolemy and Copernicus. Ptolemy reasoned that the
universe revolved around the earth – not unlike the way some think about ground
operations being at the center of all warfare. Copernicus set science straight, recognizing
that the earth was but one part of a much greater universe, which revolved around the
sun – not unlike the actual relationship between air, land, and sea operations and how
they contribute to a joint theater campaign. The lesson this planetary metaphor offers to
strategists is manifest. Though not necessarily as black-and-white as the order of the
universe, adherence to legacy concepts of operation despite the illumination of new
ideas is needlessly and dangerously stagnant. Accordingly, it is imprudent to ignore the
implications and potential advantages of effects-based operations. The implications of
effects-based operations include: First, effects-based operations offer a viable alternative
to attrition and annihilation as the means to compel an adversary’s behavior. Second,
effects-based operations exploit current weapon systems while transitioning to emerging
technology. Third, to best exploit the potential of effects-based operations, the military
must institute organizational changes.
In the Gulf War of 1991, aerospace power – from all the services – proved its potential
as a definitive military instrument. Aerospace power did not act in isolation, however. It
worked in conjunction with support from surface forces. Sea forces conducted a maritime
interdiction campaign throughout the application of aerospace power. Ground forces
helped to protect Saudi Arabia and reoccupied Kuwait after the air campaign had
paralyzed enemy systems allowing Coalition ground forces to operate with minimal
casualties. Retired Marine Corps Lieutenant General Bernard Trainor and New York
Times correspondent Michael Gordon concluded in The Generals’ War, “It was also the
first war in history in which airpower, not ground forces, played the dominant role.”
Nearly a decade later, aerospace power assumed the predominant role in Operation
Allied Force [of 1999]. Combining global attack and parallel, precision engagements,
aerospace forces demonstrated a step in the maturation of new concepts of warfare –
once they were allowed to be employed. Because of political and military challenges and
limitations, Allied Force was by no means a pure example of parallel warfare.
Nonetheless, the air war over Serbia evidenced the potential of advanced technologies
with effects-based warfare. Slobodan Milosevic’s ultimate capitulation supports the
assertion of NATO spokesman Jamie Shea that “we [the coalition] are able to turn off
and on the light switch in Belgrade, and hopefully also thereby to turn the lights on … in
the heads and minds of the Belgrade leadership as they realize that they have no option
but to meet the essential demands of the international community.” Though we cannot
know the exact calculus that forced Milosevic to concede, the basic math was undeniably
taught through aerospace application of force to achieve specific effects other than the
destruction of his Forces – perhaps the “latent potentiality” Liddell Hart envisioned. While
the tenets of effects-based operations can be applied in every medium of warfare, the
relative advantages of aerospace power – speed, range, flexibility, precision,
perspective, and lethality – fit seamlessly in this strategic construct. Joint aerospace
power has the potential to achieve effects at every level of war directly and quickly. As a
82
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
result, it will remain the dominant means for conducting parallel war through effectsbased operations in major regional conflicts in the future. However, more important than
the characteristics of aerospace power is the strategic perspective associated with its
most effective use – a perspective that views the theater or globe as well as the
aerospace medium as an indivisible whole where weapons and information warfare
actions are selected based on their ability to influence. Effects-based operations have
the potential to reduce the force requirements, casualties, duration of conflict, forward
basing, and deployment of forces previously required to prevail in war. In short, the
parallel approach changes the basic character of war. The Desert Storm air campaign
gave us a glimpse of its potential, and the air war over Serbia at least incrementally
improved the vision, but these were only the beginning. Aerospace power systems are
rapidly evolving beyond manned aircraft, but the philosophy behind the use of those
systems will remain. It is an evolution of the philosophy born with the airplane – the
antithesis of attrition and annihilation warfare. It is the philosophy of control over an
adversary’s strategic activity and the commensurate disruption of his decision-making
process by direct influence and effect on the adversary’s ability to act. It is strategic
vision, rather than flying skills or rapid surface engagements, that will add value to the
ongoing transformation of war. It is the fundamental recognition that legacy concepts,
while instructive, may impair the development of transcendent ideas for military and
national strategy. For in reality, the parallel approach is a springboard for better linking
military, economic, and political elements to conduct national security strategy in depth.
At some point – hopefully sooner rather than later – we must revisit our entire national
security architecture with the goal of better integrating the departments that have grown
into separate and distinct “empires.” Some in the Russian military, studying very closely
the conduct of the Gulf War, recognize the potential of new military technologies and
strategies for the orchestration of war. Identifying Desert Storm as one of the “rare
‘turning points’ in military affairs fixing the evolution of warfare” at the “juncture of two
epochs in military art,” they see the end of multi-million-man armies and the emergence
of “aerospace war” as the determinant of military actions. Acknowledging that strategic
objectives can be achieved through direct use of “aerospace strikes,” they have gone so
far as to postulate that, “victory can be achieved without the seizure and occupation of
territory by ground forces.” The viability of the Russian claim gained credence given the
outcome of the air war over Serbia. However, more relevant is the potential danger that
exists if our own military institutions become blind to the possibility of change in the
nature of war. Seeing new technologies and “transformation” only as a means to
modernize a preferred way to conduct war, rather than a means to exploit change in the
nature of war, may prove disastrous. Potential antagonists recognize the significance in
the “revolution in military affairs” now underway – it would behoove us to do the same. At
the beginning of the 21st Century, we must address how to close the strategy-resource
gap created by demand for military forces that exceeds supply due to the post-Cold War
drawdown. Conventional wisdom suggests that there is one of two solutions: one, we
either change the strategy to decrease demand, or two, we increase the military
resources necessary to supply the strategy. However, there is another option – change
our concepts of operation to capitalize on the modern capability resident in our
aerospace and information power. The goal of war is to compel an adversary to act
according to our strategic interests. Ultimately our goal should be to be able to do so
without that adversary even knowing they have been acted upon. If one thinks about the
conduct of warfare from this perspective, then desired effects should determine
83
a
engagement methods, and force application becomes only one of a spectrum of options.
Focusing on effects – the end of strategy, rather than the traditional military means to
achieve them through force-on-force – enables us to consider different and perhaps
more effective ways to accomplish the same goal with fewer resources. The challenge
for a military steeped in the traditions, paradigms, and strategies of the past is
recognizing the change, embracing it, and capitalizing on it before someone else does.
Machiavelli said: “There is nothing more difficult to carry out, nor more doubtful of
success, nor more dangerous to handle, than to initiate a new order of things.” He might
also have added that there is nothing more worthwhile.
84
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
25. Friedrich Engels (1820-1895), Der Aufstand als Kunst (1852)26
Nun ist der Aufstand eine Kunst ebenso wie der Krieg oder andere Künste und gewissen
Regeln unterworfen, deren Vernachlässigung zum Verderben der Partei führt, die sich
ihrer schuldig macht. Diese Regeln, logische Folgerungen aus dem Wesen der Parteien
und der Verhältnisse, mit denen man in solchem Falle zu tun hat, sind so klar und
einfach, dass die kurze Erfahrung von 1848 die Deutschen mit ihnen ziemlich bekannt
gemacht hat. Erstens darf man nie mit dem Aufstand spielen, wenn man nicht fest
entschlossen ist, alle Konsequenzen des Spiels auf sich zu nehmen. Der Aufstand ist
eine Rechnung mit höchst unbekannten Grössen, deren Wert sich jeden Tag ändern
kann; die Streitkräfte, gegen die man zu kämpfen hat, haben den Vorteil der
Organisation, Disziplin und der herkömmlichen Autorität ganz auf ihrer Seite. Kann man
nicht grosse Gegenmächte dagegen aufbringen, so ist man geschlagen und vernichtet.
Zweitens, ist der Aufstand einmal begonnen, dann handle man mit der grössten
Entschiedenheit und ergreife die Offensive. Die Defensive ist der Tod jeder bewaffneten
Erhebung; diese ist verloren, noch bevor sie sich mit dem Feinde gemessen hat.
Überrasche die Gegner, solange ihre Kräfte zerstreut sind, sorge täglich für neue, wenn
auch kleine Erfolge; erhalte dir das moralische Übergewicht, das der Anfangserfolg der
Erhebung dir verschafft hat; ziehe so jene schwankenden Elemente auf deine Seite, die
immer dem stärksten Antrieb folgen und sich immer auf die sichere Seite schlagen;
zwinge deine Feinde zum Rückzug, noch bevor sie ihre Kräfte gegen dich
zusammenziehen können; kurz, nach den Worten Dantons, des grössten bisher
bekannten Meisters revolutionärer Taktik: de l’audace, de l’audace, encore de l’audace!
26. Friedrich Engels (1820-1895), Die Kriegsführung des Proletariats (1852)27
Die moderne Kriegsführung setzt […] die Emanzipation der Bourgeoisie und der Bauern
voraus, sie ist der militärische Ausdruck dieser Emanzipation.
Die Emanzipation des Proletariats wird auch einen besonderen militärischen Ausdruck
haben, wird eine aparte neue Kriegsmethode erzeugen. Cela est clair. Es lässt sich
sogar schon bestimmen, welcher Art die materiellen Grundlagen dieser neuen
Kriegführung sein werden.
Aber ebenso weit, wie die blosse Eroberung der politischen Herrschaft durch das jetzige
konfuse, teilweise den Schwanz anderer Klassen bildende französische und deutsche
Proletariat entfernt ist von der wirklichen Emanzipation des Proletariats, die in der
Aufhebung aller Klassengegensätze besteht, ebenso weit entfernt ist die anfängliche
Kriegsführung der zu erwartenden Revolution von der Kriegsführung des wirklich
emanzipierten Proletariats.
Die wirkliche Emanzipation des Proletariats, die vollständige Beseitigung aller Klassenunterschiede und die vollständige Konzentrierung aller Produktionsmittel in Deutschland
und Frankreich setzt die Mitwirkung Englands und mindestens die Verdoppelung der
jetzt in Deutschland und Frankreich vorhandenen Produktionsmittel voraus. Gerade das
aber setzt eine neue Art der Kriegsführung ebenfalls voraus. Die grossartigen
26
27
Engels Lenin. Militärpolitische Schriften, hg. v. E. Wollenberg, Offenbach und Frankfurt a.M. 1953, S. 18.
Engels Lenin. Militärpolitische Schriften, hg. v. E. Wollenberg, Offenbach und Frankfurt a.M. 1953, S. 22f.
85
a
Entdeckungen Napoleons in der Kriegswissenschaft können nicht durch ein Wunder
beseitigt werden. Die neue Kriegswissenschaft muss ein ebenso notwendiges Produkt
der neuen gesellschaftlichen Verhältnisse sein wie die von der Revolution und Napoleon
geschaffene das notwendige Resultat der durch die Revolution gegebenen neuen
Verhältnisse war. Wie es sich aber in der proletarischen Revolution für die Industrie nicht
darum handelt, die Dampfmaschinen abzuschaffen, sondern sie zu vermehren, so
handelt es sich für die Kriegsführung darum, die Massenhaftigkeit und Beweglichkeit
nicht zu vermindern, sondern zu potenzieren.
Die Voraussetzungen der Napoleonischen Kriegsführung waren vermehrte Produktivkräfte; die Voraussetzung jeder neuen Vervollkommnung in der Kriegsführung müssen
ebenfalls neue Produktivkräfte sein. [Als weitere Produktivkräfte nennt Engels „Eisenbahnen und elektrische Telegraphen” sowie „Armee-Massen”]
Summa summarum, die Revolution wird mit den modernen Kriegsmitteln und der
modernen Kriegskunst gegen moderne Kriegsmittel und moderne Kriegskunst kämpfen
müssen. Die Chancen des militärischen Talents sind für die Koalition mindestens ebenso
gross wie für Frankreich: ce seront alors les gros bataillons qui l’emporteront.
86
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
27. Wladimir I. Lenin (1870-1924), Die revolutionäre Armee und der Strassenkampf
(1905)28
Entwicklungsetappen des Aufstands
Der allgemeine bewaffnete Volksaufstand reift und organisiert sich vor unseren Augen
unter dem Einfluss der elementaren Entwicklung der Ereignisse. Die Zeiten liegen gar
nicht so weit zurück, wo die einzige Äusserung des Volkskampfes gegen den
Absolutismus Revolten waren, das heisst unbewusste, unorganisierte, spontane,
zuweilen barbarische Empörungen. Aber die Arbeiterbewegung als die Bewegung der
vorgeschrittensten Klasse, des Proletariats, wuchs rasch über dieses Anfangsstadium
hinaus. Die zielbewusste Propaganda und Agitation der Sozialdemokratie hat ihre
Schuldigkeit getan. An Stelle der Revolten traten organisierte Streikkämpfe und
politische Demonstrationen gegen den Absolutismus. Die brutalen Massenexekutionen
„schulten” im Laufe von einigen Jahren das Proletariat und das einfache Volk der Städte
und bereiteten es zu höheren Formen des revolutionären Kampfes vor. Der
verbrecherische und schändliche Krieg, in den der Absolutismus das Volk hineintrieb,
brachte den Becher der Volksgeduld zum Überlaufen. Es begannen Versuche der
bewaffneten Abwehr der Menge gegen die zaristischen Truppen. Es begannen regelrechte Strassenschlachten zwischen dem Volke und dem Militär, Barrikadenkämpfe. […]
Der Kampf begann in den Aufstand umzuschlagen. Die schändliche Rolle als Henker der
Freiheit, als Büttel der Polizei musste allmählich auch der zaristischen Armee selbst die
Augen öffnen. Die Armee begann zu schwanken. Anfangs vereinzelte Fälle des
Ungehorsams, Empörungsausbrüche der Reservisten, Proteste der Offiziere, Agitation
unter den Soldaten, Weigerung einzelner Kompagnien oder Regimenter, auf ihre
Arbeitsbrüder zu schiessen. Dann – Übertritt eines Teils der Armee auf die Seite des
Aufstandes.
28
F. Engels – W. I. Lenin. Militärpolitische Schriften, Bd. II: W. I. Lenin, hg. v. K. Schmidt, Berlin 1930, S. 45f.
87
a
28. Michail W. Frunse (1885-1925), Front und Hinterland in einem künftigen Krieg
(1925)29
Die […] wichtigste Schlussfolgerung aus den Erfahrungen des […] imperialistischen
Krieges 1914-1918 besteht in einer Hervorhebung der Rolle und Bedeutung des
Hinterlandes im Gesamtverlauf militärischer Operationen.
Der Leitsatz, der besagt, dass ‚der Ausgang des Krieges nicht nur unmittelbar an der
Kampffront, sondern auch auf jenen Linien entschieden wird, wo die zivilen Kräfte des
Landes stehen’, wurde jetzt zu einem gängigen Axiom. […] Der Schwerpunkt verlagert
sich auf eine entsprechende Organisation der Industrie und überhaupt der gesamten
Wirtschaft des Landes.
Aus dem Dargelegten ergibt sich die Notwendigkeit, die Prinzipien der Strategie zu
überprüfen. Beim Zusammenstoss erstklassiger Gegner kann die Entscheidung nicht
durch einen einzigen Schlag herbeigeführt werden. Der Krieg wird den Charakter eines
langwierigen und erbitterten Kampfes annehmen, der alle ökonomischen und politischen
Grundfesten der kämpfenden Seiten einer Prüfung unterzieht. In der Sprache der
Strategie ausgedrückt bedeutet dies, von der Strategie blitzartiger, entscheidender
Schläge zur Strategie der Ermattung überzugehen. […]
Diese Schlussfolgerung, die in den Hauptzügen richtig ist, muss durch eine Korrektur
ergänzt werden, die sich aus dem Klassencharakter zukünftiger Kriege ergibt.
Das Wesen dieser Korrektur besteht darin, dass sich die moralische Standhaftigkeit
einer bestimmten kämpfenden Seite bei einer scharfen Zuspitzung der Klassengegensätze als sehr schwach erweisen kann und der Wirkung des ersten ernstlichen
militärischen Schlages nicht standhält. […] Somit ergibt sich für uns […], dass es
durchaus nicht nötig ist, auf die Strategie blitzartiger Schläge absolut zu verzichten. Aus
diesen Gründen muss in unseren Tagen die Verbindung zwischen Front und Hinterland
noch bedeutend enger, unmittelbarer und entscheidender werden. […] In der gleichen
Richtung wirkt auch das zweite Moment, das mit der Entwicklung der Kriegstechnik und
mit der Vervollkommnung der Vernichtungsmittel zusammenhängt: Die Umwandlung der
Luftwaffe in eine entscheidende Waffengattung, die Vervollkommnung der chemischen
Kampfmittel, die mögliche Anwendung von ansteckenden Mikroben usw. – das alles wirft
im Wesentlichen die Vorstellung von der ‚Front’ und dem ‚Hinterland’ im alten Sinne
dieser Wörter über den Haufen. Die Front im Sinne eines Raumes, der unmittelbar von
den Kampfhandlungen erfasst wird, verliert den Charakter der früheren lebendigen
Barriere, die dem Feind den Zutritt ins Hinterland verwehrt. […]
Diese Vorbereitungen (des Hinterlandes schon in Friedenszeiten) müssen zum Ziel
haben: erstens, die Front ständig mit all dem zu versorgen, was sie zur Führung
militärischer Operationen benötigt; zweitens, Versorgung des Hinterlandes mit allem,
was nötig ist, um seine Arbeitsenergien und seine moralische Standhaftigkeit auf dem
erforderlichen Niveau zu halten. So wird diese Aufgabe von allen modernen
Weltmächten gestellt, die ihre praktische Lösung anstreben.
Für uns ist dieses Problem – das Problem der Organisation des Sowjetstaates für den
Kriegsfall – von ausschliesslicher Bedeutung. Die Riesenausmasse unseres Territoriums, die verhältnismässig dünne Besiedlung, das unzureichende Eisenbahnnetz, die
29
Michail W. Frunse, Über sozialistische Landesverteidigung, Berlin (-Ost) 1977, S. 184-196.
88
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
schwach entwickelte Industrie, die allgemeine technische Zurückgebliebenheit usw. –
alles versetzt uns, im Vergleich zu einem möglichen Feind, in eine ziemlich ungünstige
Lage hinsichtlich der Mobilmachungsbereitschaft.
Hieraus ergibt sich die dringende […] Aufgabe: die gemeinsame Arbeit, das Land für die
Verteidigung vorzubereiten, zu verstärken; das Land bereits in Friedenszeiten so zu
organisieren, dass es schnell, leicht und schmerzlos auf Kriegswirtschaft umgestellt
werden kann. Der Weg hierzu besteht darin, dass bereits in Friedenszeiten fester Kurs
auf die Ausrichtung der Arbeit des ganzen Zivilapparates auf den Krieg genommen wird.
[…]
Die Aufgabe, das Land unter den heutigen Bedingungen zur Verteidigung vorzubereiten,
ist bei weitem nicht allein im Rahmen der durch Armee und Militärbehörde gegebenen
Möglichkeiten zu verwirklichen. Diese Aufgabe muss zur Sache des ganzen Landes, des
gesamten Sowjetapparates werden. Hier nur einige Beispiele dafür, in welcher Richtung
diese Arbeit verlaufen muss. […] [Frunse nennt hier die „Ausbildung des
Kommandeursbestandes”, den „Tross”, den „Traktorenbau” und die „Nachrichten- und
Transportmittel”.] Eine solche ‚Militarisierung’ ist voll und ganz durchführbar, aber unter
zwei obligatorischen Bedingungen: erstens, dass das Hinterland – und vor allem der
Zivilapparat – sich seiner Rolle in einem künftigen Krieg voll bewusst ist und die
Notwendigkeit erkennt, sich hierauf rechtzeitig vorzubereiten und zweitens, dass eine
lebendige, unmittelbare Verbindung zwischen dem Militärapparat und dem Zivilapparat
besteht. Diese Verbindung muss organisatorisch dadurch gefestigt werden, dass die
Armee Vertreter in die entsprechenden Zivilorgane und Institutionen entsendet, die dem
Fachgebiet der ersteren entsprechen.
Eine besonders wichtige Rolle fällt in dieser Hinsicht unseren Wirtschaftlern zu. Sie
dürfen nicht vergessen, dass der Krieg die Mobilisierung ‚aller ökonomischen
Ressourcen des Landes – der industriellen, landwirtschaftlichen und finanziellen –
erfordert, die im Rahmen der gleichen Strategie organisiert, koordiniert und gelenkt
werden müssen, welche die Operationen der rein militärischen Kräfte dirigiert’.
89
a
90
29. Alexander A. Swetschin (1878-1938), Operational Art (1927)30
[T]actical creativity is governed by operational art. Combat operations are not selfcontained, they are only the basic material from which an operation is formed. Only in
very infrequent cases can one rely on achieving the ultimate goal of combat operations
in a single battle. Normally this path to the ultimate goal is broken down into a series of
operations separated by more or less lengthy pauses, which take place in different areas
in a theatre and differ significantly from one another due to the differences between the
immediate goals one’s forces temporarily strive for. We call an operation an act of war if
the efforts of troops are directed toward the achievement of a certain intermediate goal in
a certain theatre of military operations without any interruptions. An operation is a
conglomerate of quite different actions: namely, drawing up the plan of the operation;
logistical preparations; concentrating one’s forces at the starting position; building
defensive fortifications; marching; fighting battles which lead to the encirclement or
destruction of a portion of the hostile forces and the forced withdrawal of other hostile
forces, either as a result of a direct envelopment or as a result of a preliminary
breakthrough, and to the capture or holding of a certain line or geographical area.
Tactics and administration are the material of operational art and the success of the
development of an operation depends on both the successful solution of individual
tactical problems by the forces and the provision of all the material they need to conduct
an operation without interruption until the ultimate goal is achieved. On the basis of the
goal of an operation, operational art sets forth a whole series of tactical missions and a
number of logistical requirements. Operational art also dictates the basic line of conduct
of an operation, depending on the material available, the time which may be allotted to
the handling of different tactical missions, the forces which may be deployed for battle on
a certain front, and finally on the nature of the operation itself. We cannot acknowledge
the full superiority of objective battlefield condition over our will. Combat operations are
only one aspect of the greater whole represented by an operation, and the nature of the
planned operation. […]
Strategy as an Art
[…] Strategy is the art of combining preparations for war and the grouping of operations
for achieving the goal set by the war for the armed forces. […] While operational art must
take into account the possibilities presented by the immediate rear (front logistics), the
strategist must take into account the entire rear, both his own and the enemy’s,
represented by the state with all its economic and political capabilities. […]
Strategy cannot be indifferent to operational art. The nature of the war with which a
strategist deals should not be an abstract concept separate from military activity. The
strategist should subordinate the actual kinds of operations undertaken, their scale and
intensity, their sequence and the relative importance assigned to them to his
understanding of the possible nature of the war. This makes it necessary for the
strategist to dictate basic policies to operational art and, if a particular operation is
extremely important, even concentrate the direct leadership of the operation in his own
hands.
30
Aleksandr A. Svechin, Strategy (1927), ed. by. K. D. Lee, Minneapolis 1992, p. 68f.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
However, like the tactician and operations specialist, a strategist is not completely
independent in his field. Just as tactics is an extension of operational art and operational
art is an extension of strategy, strategy is an extension of politics. […]
Quite often we encounter the terms naval strategy, air force strategy, colonial war
strategy and so forth. This terminology is obviously based on a misunderstanding. We
can only speak of naval operational art when naval forces are given separate operation
goals, and we could speak of air force operational art, but with even greater hedging. […]
91
a
30. Gregori S. Isserson (1898-1976): Operational Prospects for the Future (1938)31
[…]
The essence of the issue rests in the fact that, in breaking any opposing resistance, the
deep operation carries its efforts into the depth and here, delivering annihilating blows,
actually promises to develop maneuver operations, the likes of which the history of past
warfare has never known.
Thus, if operations of the World War at first developed a picture of a large enveloping
maneuver and then a positional front, which it was hopeless to think of completely
overcoming, then deep operations of a modern war will evidently develop along the line
of first overcoming opposing resistance, and then developing wide maneuver operations
into the depth.
Thus, the course of armed conflict is changing in comparison with 1914 in reverse order
of its successive development.
This, however, should not be conceived of in too simplified a form.
Overcoming a single opposing front and developing maneuver operations into the depth
cannot immediately resolve the outcome of the armed conflict. Efforts carried into the
depth will, before long, encounter new resistance in the form of a meeting counterstroke
or a new front organized in the depth.
Moreover, the initial period of war provides unquestionable opportunities for maneuver
operations. Thus, it conditions a maneuver prologue to the development of the armed
conflict.
This prologue cannot, however, be too prolonged. And dispersal of operations of fastmoving formations (mechanized forces, cavalry, and motorized forces) also will evidently
not be too great.
Maneuver actions from the staging area will, obviously, soon run into an occupied front,
and then speed will have to yield to force.
Finally, despite the complete restrictiveness of conditions in space, it is impossible to
exclude the prospect for enveloping maneuver movement; this cannot be lost sight of
under any circumstances whatsoever – in no way can it be rejected.
Each of these possibilities must be exhausted with all completeness and decisiveness
that conditions will allow.
Renunciation of developing maneuver operations at the beginning of the conflict, when
deployment conditions will allow them, would be doctrinal neglect of those potentials
which historical conditions have still preserved.
The essence of this question rests, however, in the fact that sooner or later – sooner,
under modern conditions – an enveloping maneuver will encounter frontally opposing
resistance which must be broken and annihilated, to acquire once again the potential for
maneuver. Thus, in this case as well the course of events will lead to some general
channel for their development in a theater of military operations.
One can roughly imagine the following sequence for the course of these event:
31
Orenstein, Harold S. (trad.), The evolution of Soviet operational art, 1927-1991, vol. 1, London 1995, S. 86-88.
92
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
-
maneuver operations of invasion during the initial period of war;
overcoming of opposing resistance;
development of maneuver operations into the depth;
meeting new resistance in the depth;
overcoming again opposing resistance; and
resumption of a new round of operations, including alternation of these stages,
etc., to the entire depth of the offensive, until the ultimate aim is achieved.
[…]
Therefore, where the achievement of decisive aims will be sought in modern war, we
should see enormous masses of forces and means echeloned in the depth, while
simultaneously extending one’s own overwhelming attack into the entire depth of
opposing resistance, breaking through the front by means of sweeping, penetrating
onslaught, and then bursting into the maneuver space of the enemy’s operational depth.
Forces and means must be enormous for such an operation.
Powerful, long-range heavy aviation, airborne infantry, and super-long-range artillery –
this is what must immediately spread an overwhelming attack in the entire enemy depth.
Powerful combined-arms infantry formations, numerous tanks from the smallest to the
largest ground forces armored carriers, powerful artillery of varied caliber up to the
heaviest and longest-range, and numerous light combat airplanes assaulting the target
on the battlefield – this is what must break through an opposing front by means of a
penetrative onslaught.
Powerful, fast-moving, independent mechanized formations, modernized cavalry and
motorized infantry supported by this mass of combat airplanes – this is what must
explode into the enemy’s operational depth.
And finally, numerous motor vehicle columns, transports, and trains loaded with
abundant materiel reserves – this is what must continuously feed the voracious future
front.
Such, in general, is the picture of a grandiose deep operation as a form of struggle which
will be characteristic and typical for this era. […]
93
a
31. Wassilij D. Sokolowski (1897-1968), Militär-Strategie (1963)32
Nach alledem kann man die Militärstrategie folgendermassen definieren: Die
Militärstrategie ist ein System von wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Gesetzmässigkeiten des Krieges als eines bewaffneten Kampfes für bestimmte Klasseninteressen. Von einer Untersuchung der Kriegserfahrungen, der militärischen und
politischen Lage, der wirtschaftlichen und moralischen Möglichkeiten des Landes, der
neuen Kampfmittel und der Anschauungen des wahrscheinlichen Gegners ausgehend,
erforscht sie die Bedingungen und den Charakter des zukünftigen Krieges, die Art seiner
Vorbereitung und Führung, die Teilstreitkräfte und die Grundlagen ihres strategischen
Einsatzes sowie die Grundlagen der materiellen und technischen Sicherstellung der
Führung des Krieges und der Streitkräfte.
Dies ist zugleich der Bereich der praktischen Tätigkeit der obersten militärpolitischen
Führung, der Oberkommandos und der höheren Stäbe, der die Kunst der Vorbereitung
des Landes und der Streitkräfte auf den Krieg und der Führung des bewaffneten
Kampfes unter konkreten historischen Bedingungen betrifft.
Wesen und Charakter der Militärstrategie unter den Bedingungen des modernen
Raketen- und Kernwaffenkrieges – Bekanntlich übt die Entwicklung der technischen
Mittel des bewaffneten Kampfes auf den Charakter des Krieges und der Militärstrategie
einen wesentlichen Einfluss aus.
Das Aufkommen der Raketen- und Kernwaffen hatte einen grundlegenden Wandel in
den bisherigen Vorstellungen vom Charakter des Krieges zur Folge. Der moderne
Raketen- und Kernwaffenkrieg lässt sich mit früheren Kriegen hinsichtlich des
Ausmasses der Zerstörung und Vernichtung in keiner Weise vergleichen. Der
Masseneinsatz von Raketen und Kernwaffen gestattet es, ein Land oder eine Reihe von
Ländern – selbst wenn sie ein relativ grosses Territorium, eine hochentwickelte
Wirtschaft und eine Bevölkerung von vielen Millionen Menschen besitzen – im Kriege
innerhalb kurzer Zeit auszuschalten.
Ungeheuer vergrössert sich auch die räumliche Ausdehnung des modernen Krieges. Die
fast unbegrenzte Reichweite der Einsatzmittel für Kernwaffen verleiht dem modernen
Krieg eine solche Weiträumigkeit, dass die Grenzen zwischen Front und Hinterland
verwischt werden und sich der frühere Begriff des Kriegsschauplatzes völlig verändert.
Die Militärstrategie wird unter den Verhältnissen des modernen Krieges zu einer
Strategie von in grosser Tiefe geführten Raketen- und Kernwaffenschlägen in Verbindung mit Operationen aller Teilstreitkräfte mit dem Ziel der gleichzeitigen Bekämpfung
und Vernichtung des Wirtschaftspotenzials und der Streitkräfte in der gesamten Tiefe
des feindlichen Territoriums, um die Kriegsziele innerhalb kurzer Zeit zu erreichen.
Von dieser Definition aus gesehen, bedürfen viele bisher gültige Grundsätze, Normen
und Regeln, die noch während des Ersten und Zweiten Weltkrieges für die Militärstrategie massgebend waren, heute einer gründlichen Überprüfung oder verlieren
überhaupt an Bedeutung.
Eine völlig neue Behandlung erfordert jetzt das seit alter Zeit bestehende Prinzip der
Massierung von Kräften und Mitteln in der entscheidenden Richtung. Während in allen
32
Wassilij D. Sokolowski (Hg.), Militär-Strategie (1963), hg. von U. Nerlich, Frauenfeld 1965, S. 48-52.
94
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
vergangenen Kriegen die Zusammenfassung der entscheidenden Anstrengungen in der
Hauptrichtung durch die Zusammenziehung von Menschen und Material und ihre
Massierung in einem relativ begrenzten Abschnitt der Landfront erreicht wurde, kann die
gleiche Wirkung jetzt offensichtlich auch durch Massierung von Raketen- und Kernwaffenschlägen erzielt werden.
Die Zusammenziehung von Truppen an Durchbruchstellen und der Aufmarsch
zahlreicher Truppenverbände in relativ schmalen Abschnitten, wie sie noch während des
Zweiten Weltkrieges üblich waren, können jetzt schwerwiegende Folgen haben. Zudem
besteht hierfür gar keine Notwendigkeit, da geschlossene Fronten der Vergangenheit
angehören und somit auch ein Begriff wie „Durchbruch“ seine frühere Bedeutung
verloren hat. Die grösste Bedeutung liegt jetzt nicht mehr bei der Hauptangriffsrichtung,
sondern bei den Räumen, auf die sich die Anstrengungen konzentrieren, da Kernwaffenschläge gleichzeitig gegen Objekte in vielen Richtungen und in der ganzen Tiefe
des feindlichen Territoriums geführt werden können. Ebenso wichtig ist die exakte
Berechnung der für die einzelnen Objekte erforderlichen Kräfte und Mittel sowie die
Festlegung der Reihenfolge und Dauer der Bekämpfung dieser Objekte.
Unter den Verhältnissen des Raketen- und Kernwaffenkrieges sieht auch das strategische Prinzip des sparsamen Einsatzes der Kräfte anders aus. Es liegt auf der Hand,
dass es kaum vernünftig ist, mit der Ausnutzung der potentiellen Möglichkeiten des
Staates zu rechnen und den Grossteil der Kräfte für Kampfhandlungen in den späteren
Phasen des Krieges in Reserve zu halten, wenn der Ausgang des Krieges weitgehend
vom Ausmass und der Wirksamkeit der gleich zu Beginn des Krieges gemachten
Anstrengungen abhängt. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt jetzt die grosse Mehrzahl
der Militärtheoretiker der hochentwickelten Länder der Welt.
In der Strategie früherer Kriege spielte das Prinzip des Teilsieges stets eine grosse
Rolle. Es galt als unleugbare Tatsache, dass sich der Gesamtsieg im Kriege aus einer
Vielzahl von Teilerfolgen an verschiedenen Fronten und in verschiedenen Bereichen der
Kampfhandlungen zusammensetzt. Die modernen strategischen Mittel des bewaffneten
Kampfes, die den Oberkommandos unmittelbar unterstellt sind und die es gestatten,
entscheidende Ergebnisse für die Erringung des Sieges im Krieg häufig sogar ohne
Beteiligung von Kräften und Mitteln auf taktischer und operativer Ebene zu erzielen, sind
ein Beweis dafür, dass Teilerfolge jetzt durch Erfolge allgemeiner strategischer Art
herbeigeführt werden können.
Somit bietet sich der Strategie, die in der Vergangenheit von den Leistungen der Technik
und der operativen Kunst lebte, jetzt die Möglichkeit, die Kriegsziele mit eigenen Mitteln
durchzusetzen, und zwar unabhängig vom Ausgang der Kämpfe und Operationen in den
verschiedenen Bereichen des bewaffneten Kampfes. Auch der Gesamtsieg im Kriege ist
daher schon nicht mehr die Krönung oder die Summe von Teilerfolgen, sondern das
Ergebnis einer einzigen Aktion, bei der das gesamte vor dem Kriege aufgespeicherte
Potenzial des Staates eingesetzt wird.
Der Wandel, den die Strategie infolge des Aufkommens neuer Mittel des bewaffneten
Kampfes durchmacht, betrifft nicht nur die Grundsätze und Regeln der Strategie,
sondern auch die wichtigsten strategischen Begriffe.
So wandelt sich jetzt der Begriff des Kriegsschauplatzes vollständig. Nach der klassischen Definition verstand man unter Kriegsschauplatz das Territorium oder Gewässer,
95
a
auf dem sich die Kriegshandlungen unmittelbar abspielten. Die Grenzen dieses
Schauplatzes wurden von der äussersten Reichweite der Waffen bestimmt, die noch bis
zum Zweiten Weltkrieg selten über die Tiefe des operativen rückwärtigen Gebietes
hinausging. Somit gehörte das strategische Hinterland und das gesamte Territorium
eines kriegführenden Landes, das ausserhalb dieser Grenzen lag, nicht zum
Kriegsschauplatz.
Die Entwicklung der Fernbomberwaffe, das Aufkommen der Kernwaffen und besonders
der interkontinentalen Raketen veränderte den Begriff des Kriegsschauplatzes beträchtlich. Nach der modernen Auffassung kann der Kriegsschauplatz das gesamte Territorium
des kriegführenden Landes bzw. der kriegführenden Koalition, ganze Kontinente sowie
weite Seegebiete und Lufträume einschliesslich kosmischer Räume umfassen. Nach
diesem Merkmal können die traditionellen Kriegsschauplätze in Gruppen zusammengefasst werden, und zwar in eine westliche, eine nahöstliche, eine fernöstliche usw.
Somit wird das Operationsgebiet heute nicht durch den Wirkungsbereich der Waffen
begrenzt, da dieser fast unbegrenzt ist. Dieses Gebiet kann nach den Grenzen eines
Kontinents oder eines Seegebiets festgelegt werden oder auch nach Räumen, in denen
zu vernichtende strategische Objekte liegen.
Der strategische Angriff und die strategische Verteidigung als strategische Kampfarten
haben unter den Verhältnissen des Raketen- und Kernwaffenkrieges ihre frühere
Bedeutung verloren. Sie spielten eine führende Rolle, als die Verwirklichung der
Hauptziele und die Erfüllung der Hauptaufgaben des Krieges den Landstreitkräften unter
Mitwirkung der Luftwaffe (und in Küstengebieten auch der Kriegsmarine) oblag und die
Operationen der Landstreitkräfte die Grundlage der Kriegführung bildeten. Unter den
Verhältnissen des Raketen- und Kernwaffenkrieges werden die Hauptziele und aufgaben des Krieges von den strategischen Raketentruppen durch massierte Raketenund Kernwaffenschläge erreicht bzw. gelöst. Die Landstreitkräfte führen unter Mitwirkung
der Luftwaffe im modernen Krieg wichtige strategische Operationen durch: Sie
vernichten intakt gebliebene feindliche Truppengruppierungen durch zügigen Angriff,
besetzen das feindliche Territorium und verhindern eine Invasion feindlicher Truppen in
das eigene Gebiet. Der strategische Einsatz der anderen Teilstreitkräfte wird in
folgendem bestehen: Die Truppen der Heimatluftverteidigung schützen das Heimatgebiet und Truppengruppierungen vor feindlichen Kernwaffenschlägen; die Kriegsmarine
operiert auf den Seekriegsschauplätzen, um die feindlichen Flottenverbände zu
zerschlagen, stört die Überseeverbindungen des Gegners und schützt die eigenen
Verbindungen sowie die eigene Küste vor Angriffen von See her.
Der strategische Angriff und die strategische Verteidigung als strategische Kampfarten
können ihre Bedeutung im Falle von Kampfhandlungen mit herkömmlichen Mitteln bei
einigen Arten von lokalen Kriegen behalten, deren Entstehung auch unter modernen
Verhältnissen nicht völlig ausgeschlossen werden kann.
Die Raketen- und Kernwaffen haben auch den Begriff der strategischen Entfaltung
erheblich verändert.
Die noch bis zum Zweiten Weltkrieg übliche Vorstellung von der strategischen Entfaltung
der Streitkräfte als einem Komplex von konsequent und planmässig durchgeführten
Massnahmen zur Sicherung, Gesamtmobilisierung, Konzentrierung und Entfaltung der
Streitkräfte auf dem Kriegsschauplatz, die in der Spannungszeit oder mit Kriegsbeginn
getroffen werden, ist jetzt offensichtlich veraltet.
96
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Unter modernen Verhältnissen kann die Mehrzahl dieser Massnahmen im Voraus durchgeführt und in der Spannungszeit lediglich abgeschlossen werden.
Somit ist nach der neuen Auffassung die strategische Entfaltung ein Prozess der
Schaffung strategischer Gruppierungen der Streitkräfte zu Beginn des Krieges, der
gemäss dem Kriegsplan und den Bedingungen des Kriegsausbruchs abläuft. Eine
wichtige Rolle spielt in diesem Prozess die Herstellung der erhöhten Kampfbereitschaft
der Streitkräfte.
Die Weiterentwicklung der Einsatzmittel für Kernwaffen, ihre grosse Reichweite und die
Möglichkeit, geplante Kernwaffenschläge aufzugeben und innerhalb kürzester Zeit
gegen andere Ziele zu führen, verändern den bisherigen Begriff der strategischen
Bewegung. Wurde diese früher als Schaffung der zweckmässigsten Gruppierung von
Kräften und Mitteln auf dem Kriegsschauplatz bzw. in der strategischen Richtung
definiert, so besteht sie jetzt offensichtlich in der Schaffung günstiger Bedingungen durch
Verlagerung und Massierung von Kernwaffenschlägen zur Lösung der Hauptaufgaben
des Krieges sowie zur Erzielung strategischer Erfolge durch alle Teilstreitkräfte.
Eine strategische Bewegung wurde im vergangenen Krieg durch die Verlegung von
Grossverbänden mit der Eisenbahn oder mit Kraftfahrzeugen von einer Front bzw. von
einem Kriegsschauplatz zum anderen durchgeführt. Wegen der grossen Verwundbarkeit
der Verbindungswege und des Mangels an Zeit für solche Umgruppierungen ist diese Art
der Durchführung einer Bewegung schwer anwendbar und in einigen Fällen auch wenig
zweckmässig.
Folglich kann die strategische Bewegung unter den Verhältnissen des Raketen- und
Kernwaffenkrieges als Verlagerung der Anstrengungen von einer strategischen Richtung
(oder einem Objekt) auf eine andere – und zwar hauptsächlich durch beweglichen
Einsatz von Kernwaffen – definiert werden. Bewegungen im früheren Sinne können
vorwiegend innerhalb der Kriegsschauplätze mit Kräften des Heeres, der Luftwaffe und
der Kriegsmarine zur Anwendung kommen.
Die hier untersuchten Grundprinzipien und -begriffe der Strategie bestätigen die
Gesetzmässigkeit der radikalen Änderungen, die das Aufkommen neuer Kampfmittel für
die Strategie mit sich bringt.
Damit sind die allgemeinen Grundsätze der Strategie im Hinblick auf die Begriffsbestimmungen, ihre Stellung innerhalb der Militärwissenschaft sowie im Hinblick auf ihr
Wesen und die Wandlungen, die sie infolge des Aufkommens der Raketen- und
Kernwaffen durchmacht, dargelegt.
97
a
32. Charles E. Callwell (1859-1928), Small Wars (1906)33
Small war is a term which has come largely into use of late years, and which is
admittedly somewhat difficult to define. Practically it may be said to include all
campaigns other than those where both the opposing sides consist of regular troops. It
comprises the expeditions against savages and semi-civilized races by disciplined
soldiers, it comprises campaigns undertaken to suppress rebellions and guerilla warfare
in all parts of the world where organized armies are struggling against opponents who
will not meet them in the open field, and it thus obviously covers operations very varying
in their scope and in their conditions.
The expression ‘small war’ has in reality no particular connection with the scale on which
any campaign may be carried out; it is simply used to denote, in default of a better,
operations of regular armies against irregular, or comparatively speaking irregular,
forces. For instance, the struggle in 1894-95 between Japan and China might, although
very large forces were placed in the field on both sides, from the purely military point of
view almost be described as a small war; for the operations on land were conducted
between a highly trained, armed, organized, and disciplined army on one side, and by
forces on the other side which, though numerically formidable, could not possibly be
described as regular troops in the proper sense of the word. Small wars include the
partisan warfare which usually arises when trained soldiers are employed in the quelling
of sedition and of insurrections in civilized countries; they include campaigns of conquest
when a Great Power adds the territory of barbarous races to its possessions; and they
include punitive expeditions against tribes bordering upon distant colonies. The
suppression of the Indian Mutiny and the Anglo-French campaign on the Peiho, the
British operations against the Egyptian army in 1882, and the desultory warfare of the
United States troops against the nomad Red Indians, the Spanish invasion of Morocco in
1859, and the pacification of Upper Burma, can all alike be classed under the category of
small wars. Whenever a regular army finds itself engaged upon hostilities against
irregular forces, or forces which in their armament, their organization, and their discipline
are palpably inferior to it, the conditions of the campaign become distinct from the
conditions of modern regular warfare, and it is with hostilities of this nature that this
volume proposes to deal. […]
The teachings of great masters of the art of war, and the experience gained from
campaigns of modern date in America and on the continent of Europe, have established
certain principles and precedents which form the groundwork of the system of regular
warfare of to-day. Certain rules of conduct exist which are universally accepted. Strategy
and tactics alike are in great campaigns governed, in most respects, by a code from
which it is perilous to depart. But the conditions of small wars are so diversified, the
enemy’s mode of fighting is often so peculiar, and the theatres of operations present
such singular features, that irregular warfare must generally be carried out on a method
totally different from the stereotyped system. The art of war, as generally understood,
must be modified to suit the circumstances of each particular case. The conduct of small
wars is in fact in certain respects an art by itself, diverging widely from what is adapted to
the conditions of regular warfare, but not so widely that there are not in all its branches
points which permit comparisons to be established. […]
33
Charles E. Callwell, Small Wars: Their Principles and Practice, London 1906 (= 3. Ausgabe; 1. Ausgabe 1896), pp. 2124.
98
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Tactics necessarily depend largely on armament, and while the weapons which regular
troops take into the field have vastly improved in the last 40 years, it must be
remembered that the arms of the enemy have also improved. Even savages, who a few
years ago would have defended themselves with bows and arrows, are often found nowa-days with breech-loading rifles – the constant smuggling of arms into their territories,
which the various Powers concerned seem wholly unable to suppress, promises that
small wars of the future may involve very difficult operations.
99
a
33. Charles W. Gwynn (1870-1962), Imperial Policing (1934)34
[T]he police duties of the Army […] may be roughly grouped in three categories, though
in the course of events an incident may pass from one category to another. In the first
category are small wars; deliberate campaigns with a definite military objective, but
undertaken with the ultimate object of establishing civil control. The conduct of such wars
differs in no respect from defensive or punitive wars undertaken to check external
aggression. No limitations are placed on the amount of force which can legitimately be
exercised, and the Army is free to employ all the weapons the nature of the terrains
permits. Such campaigns are clearly a purely military responsibility. They involve
operations of a military character for which the Army receives training, and there is an
extensive literature dealing with their conduct in all its aspects. I have not, therefore,
included any example of this type.
The second category […] includes cases when the normal civil control does not exist, or
has broken down to such an extent that the Army becomes the main agent for the
maintenance of or for the restoration of order. To a greater or less degree it is then
vested with responsibility for the action to be taken. In certain cases, as when martial law
is proclaimed, the civil authority abdicates its position temporarily and is superseded by
military government in the area proclaimed. More commonly, responsibility is shared
between the two authorities in giving effect to measures required to restore control.
Special powers which they do not ordinarily possess may be given to military officers; but
in any case they are required on their own responsibility to take such action as a
necessity of the situation demands. – To the third category belong those occasions when
the civil power continues to exercise undivided control but finds the police forces on
which it normally relies insufficient. In such cases the Army is employed ‘in aid of the civil
power’ and its responsibility goes little further than for the methods the troops adopt to
give effect to the directions of the civil magistrate. – In both these latter categories the
Army is bound to exercise the minimum force required to attain its object.
Of these three categories of police duties, it is the second which has become of special
importance in modern times. In the Victorian era, when the Empire was in process of
expansion, small wars were of frequent occurrence and at that time might well have
been considered the Army’s principal police task. Now that civil control has been
established in practically all parts of the Empire, small wars are of less frequent
occurrence, and when they do occur, are generally defensive or punitive operations to
protect our frontier regions from aggression. But the civil control which has been
established still rests on insecure foundations; the edifice in some cases is liable to
collapse and to require rebuilding. In others where the structure appeared to be secure it
has developed weaknesses. The principal police task of the Army is no longer to prepare
the way for civil control, but to restore it when it collapses or shows signs of collapse.
Subversive movements take many forms and are of varying intensity; but even when
armed rebellion occurs, it presents a very different military problem from that of a
deliberate small-war campaign. There is an absence of a definite objective, and
conditions are those of guerrilla warfare, in which elusive rebel bands must be hunted
down, and protective measures are needed to deprive them of opportunities. The
admixture of rebels with a neutral or loyal element of the population adds to the
difficulties of the task. Excessive severity may antagonize this element, add to the
34
Charles W. Gwynn, Imperial Policing, London 1934, pp. 3-5.
100
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
number of the rebels, and leave a lasting feeling of resentment and bitterness. On the
other hand, the power and resolution of the Government forces must be displayed.
Anything which can be interpreted as weakness encourages those who are sitting on the
fence to keep on good terms with the rebels.
101
a
34. Thomas E. Lawrence (“of Arabia”) (1888-1935), Science of Guerilla Warfare
(1929)35
Here is the thesis: Rebellion must have an unassailable base, something guarded not
merely from attack, but from the fear of it: such a base as the Arab revolt had in the Red
Sea ports, the desert, or in the minds of men converted to its creed. It must have a
sophisticated alien enemy, in the form of a disciplined army of occupation too small to
fulfil the doctrine of acreage: too few to adjust number to space, in order to dominate the
whole area effectively from fortified posts. It must have a friendly population, not actively
friendly, but sympathetic to the point of not betraying rebel movements to the enemy.
Rebellions can be made by 2% active in a striking force, and 98% passively sympathetic.
The few active rebels must have the qualities of speed and endurance, ubiquity and
independence or arteries of supply. They must have the technical equipment to destroy
or paralyze the enemy’s organized communications, for irregular war is fairly Willisen’s
[Karl Wilhelm von Willisen, preussischer General und Militärschriftsteller] definition of
strategy, “the study of communication,” in its extreme degree, of attack where the enemy
is not. In 50 words: Granted mobility, security (in the form of denying targets to the
enemy), time, and doctrine (the idea to convert every subject to friendliness), victory will
rest with the insurgents, for the algebraic factors are in the end decisive, and against
them perfections of means and spirit struggle quite in vain.
35
Thomas E. Lawrence (of Arabia), Science of Guerrilla Warfare, in: Encyclopedia Britannica (14th edn.) 1929, p. 953.
102
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
35. Mao Tse-tung (1893-1976), Ein Funke kann die ganze Steppe in Brand setzen
(1930)36
Unsere Taktik ist die Taktik des Partisanenkampfes. Sie läuft im Wesentlichen auf
folgendes hinaus: ‚Die Truppen dezentralisieren, um die Massen zur Erhebung zu
bringen, und die Truppen konzentrieren, um mit dem Gegner abzurechnen.’ ‚Der Feind
greift an – wir weichen zurück; der Feind ist zum Stehen gekommen, wir lassen ihm
keine Ruhe; der Feind ist ermüdet, wir greifen an; der Feind zieht sich zurück – wir
verfolgen ihn;’ ‚Bei der Ausdehnung stabiler abgetrennter Gebiete muss man die Taktik
des etappenweisen Vorrückens anwenden; falls man von einem starken Gegner verfolgt
wird, die Politik des Kreiseziehens anwenden.’ ‚Mit geringstem Zeitaufwand unter
Anwendung bestmöglicher Methoden breiteste Massen zur Erhebung bringen.’ Diese
Taktik gleicht der Arbeit mit einem Fischernetz, das man im gegebenen Augenblick
auswerfen und im gegebenen Augenblick einziehen kann. Wir werfen es weit aus, um
die Massen zu gewinnen, und wir ziehen es ein zum Kampf mit dem Gegner. In den
letzten drei Jahren haben wir eine solche Taktik angewandt.
36. Mao Tse-tung (1893-1976), Krieg und Politik (1938)37
Manche Leute halten es für unmöglich, dass eine Guerillaeinheit sich längere Zeit hinter
der Linie des Feinds halten kann. Dieser Standpunkt beruht auf einer Unkenntnis der
Beziehung zwischen Armee und Volk. Die Volksmassen sind wie Wasser, in dem sich
die Armee wie ein Fisch bewegt. Wie kann man von einem Fisch, der sich im Wasser
bewegt, behaupten, er könne nicht existieren? Wenn eine Armee nicht in der Lage ist,
Disziplin zu halten, gerät sie in Gegensatz zu den Volksmassen und trocknet durch ihr
eigenes Handeln das Wasser aus. In diesem Fall kann sie natürlich auch nicht
existieren. Alle Guerillaeinheiten müssen dieses Prinzip klar verstehen.
37. Mao Tse-tung (1893-1976), Die militärischen Prinzipien zur Erringung des
Sieges über Chiang Kai-shek (1947)38
Unsere militärischen Prinzipien sind:
1. Erst den zersplitterten und isolierten Feind, dann den konzentrierten und starken
Feind angreifen.
2. Erst kleine Städte, mittelgrosse Städte und ausgedehnte ländliche Gebiete, dann
die Grossstädte einnehmen.
3. Das Hauptziel ist, die lebende Kraft des Feindes zu vernichten, nicht Städte und
Gebiete zu halten oder einzunehmen, Die Behauptung oder Einnahme von
Städten und Gebieten ist das Ergebnis der Vernichtung der lebenden Kraft des
Feindes, und häufig kann eine Stadt oder ein Gebiet erst endgültig gehalten oder
36
Werner Hahlweg, Lehrmeister des kleinen Krieges. Von Clausewitz bis Mao Tse-tung und (Che) Guevara, Darmstadt
1968, S. 106.
37
Stuart R. Schram, Das politische Denken Mao Tse-Tungs, München 1975, S. 266.
38
Stuart R. Schram, Das politische Denken Mao Tse-Tungs, München 1975, S. 271
103
a
eingenommen werden, nachdem sie bzw. es mehrere Male den Besitzer
gewechselt hat.
4. Für jede Kampfhandlung muss eine absolut überlegene Truppenstärke
zusammengezogen werden (das Zwei-, Drei- oder Vierfache, manchmal sogar
das Fünf- oder Sechsfache der feindlichen Stärke), die feindlichen Kräfte müssen
lückenlos umzingelt werden, man muss sich bemühen, sie völlig zu vernichten
und niemand aus dem Netz entschlüpfen zu lassen. Unter besonderen
Umständen wird die Methode angewandt, den Feind vernichtend zu schlagen,
das heisst, wir führen unter Konzentration aller unserer Kräfte einen
Frontalangriff und gleichzeitig auch einen Angriff auf eine oder beide Flanken, mit
dem Ziel, den einen Teil seiner Streitkräfte zu vernichten und den anderen in die
Flucht zu schlagen, so dass unsere Armee ihre Verbände rasch zur
Zerschlagung anderer gegnerischer Truppen einsetzen kann. Wir müssen auf
alle Fälle Ermattungsgefechte vermeiden, bei denen wir mehr verlieren als
gewinnen oder sich Gewinn und Verlust gerade die Waage halten. Auf diese
Weise sind wir wohl im ganzen gesehen (zahlenmässig) unterlegen, aber in
jedem Einzelfall, in jeder konkreten Schlacht sind wir absolut überlegen, womit
uns der Sieg in der Schlacht sicher ist. Mit der Zeit werden wir auch im ganzen
gesehen die Oberhand gewinnen und schliesslich den Feind vollständig
vernichten.
5. Keine Schlacht darf ohne Vorbereitung geschlagen werden, und man darf sich
auf keine Schlacht einlassen, ohne dass der Erfolg verbürgt ist; wir müssen alle
Anstrengungen unternehmen, Vorbereitungen für jede Schlacht zu treffen, um
uns den Sieg bei dem gegebenen Verhältnis zwischen unseren Bedingungen und
denen des Feindes zu sichern.
6. Wir müssen unseren Kampfstil voll entfalten, d.h. mutig kämpfen, keine Opfer
scheuen, keine Erschöpfung fürchten und unablässig Kämpfe führen (in einem
kurzen Zeitraum ohne Ruhepause ein Gefecht nach dem anderen austragen).
7. Alle Anstrengungen sind zu unternehmen, um den Feind in beweglichen
Operationen zu vernichten. Zugleich muss auch der Taktik der Angriffe auf
befestigte Stellungen Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit feindliche
Stützpunkte und Städte erobert werden können.
8. Was die Angriffe auf Städte betrifft, sind alle nur schwach verteidigten
Stützpunkte und Städte dem Feind entschlossen zu entreissen. Alle Stützpunkte
und Städte, die vom Feind nur mit Kräften mittlerer Stärke verteidigt werden und
wo die Bedingungen ihre Einnahme erlauben, sind im gegebenen Augenblick zu
erobern. Bei allen vom Feind stark verteidigten Stützpunkten und Städten soll
man warten, bis die Bedingungen herangereift sind und sie dann erobern.
9. Alle Waffen, die wir dem Feind entreissen, und ein Grossteil der Gefangenen
dienen der Ergänzung unserer eigenen Bestände. Die wichtigste Quelle von
Menschen und Kriegsmaterial für unsere Armee ist die Front.
10. Die Zeitspanne zwischen zwei Schlachten muss gut genutzt werden, um die
Truppen ausruhen zu lassen, sie zu konsolidieren und auszubilden. Die Zeit der
Ruhe, der Konsolidierung und Ausbildung darf im allgemeinen nicht zu lang
bemessen sein, und dem Feind soll nach Möglichkeiten keine Atempause
gegeben werden.
104
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Das sind die hauptsächlichen Methoden der Volksbefreiungsarmee zur Niederwerfung
Chiang Kai-sheks. Diese Methoden entstanden im Feuer der langjährigen Kämpfe der
Volksbefreiungsarmee gegen die inneren und äusseren Feinde und entsprechen völlig
unserer gegenwärtigen Situation.
105
a
38. Ernesto (Che) Guevara (1928-1967), Beginn, Entwicklung und Ende des
Guerillakrieges (1960)39
Über das Wesen des Guerillakrieges wurde bereits mehrfach gesprochen. Betrachten
wir jetzt ein klassisches Beispiel des Verlaufs eines Guerillakampfes unter günstigen
operativen Bedingungen. Mit anderen Worten, wir wollen hier wiederum einige
Erfahrungen der kubanischen Revolution theoretisch verallgemeinern.
In den ersten Tagen oder Wochen des Guerillakrieges besteht eine mehr oder weniger
gut bewaffnete und miteinander vertraute Gruppe, die sich in einem für den Feind
möglichst unzugänglichen Gebiet verbirgt. Ihre Verbindungen mit der Landbevölkerung
sind auf ein Minimum begrenzt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt führt die Gruppe ihre
erste erfolgreiche Operation durch. Damit wird sie im ganzen Gebiet populär. Darauf
werden sich ihr landlose und landarme Bauern anschliessen und ebenso junge
Menschen aus anderen Klassen, die nach hohen humanistischen Idealen streben. Jetzt
kann sich die Guerillagruppe schon wesentlich offener in den bewohnten Gebieten
bewegen, ihre Beziehungen zu der dortigen Bevölkerung erweitern, neue Überfälle
durchführen und sich danach wieder zurückziehen. Eine solche Gruppe kann bereits
feindliche Kolonnen unerwartet angreifen und deren Vorhut vernichten.
Immer mehr Menschen werden sich dieser Gruppe anschliessen. Sie wird zahlenmässig
wachsen, organisatorisch jedoch unverändert bleiben. Ihre Operationen werden immer
kühner und in Bezirken mit grösserer Bevölkerungsdichte durchgeführt.
In der Folgezeit wird die von uns betrachtete Guerilla nur für mehrere Tage berechnete
provisorische Lager einrichten, die sie wieder verlässt, wenn sie vom Anmarsch
feindlicher Kräfte Mitteilung erhält, bombardiert wird oder einfach nur deshalb, weil sie
einen günstigeren Lagerplatz gefunden hat. Die zahlenmässige Stärke dieser Guerilla
wächst in der Folge weiter an. Die ihr angehörenden Guerilleros führen in der
Bevölkerung eine Aufklärungsarbeit mit dem Ziel durch, aus jedem Bauern einen
Anhänger des Befreiungskrieges zu machen. Schliesslich wählt sie ein für den Feind
unzugängliches Gelände aus, um ein festes Lager zu errichten. Damit werden auch die
ersten kleinen Betriebe einer Guerillaindustrie ins Leben gerufen, Werkstätten zur
Reparatur von Waffen und Schuhen, ein Betrieb zur Herstellung rauchfertiger Tabake
und Zigaretten, Nähstuben, Bäckereien, Lazarette, Funkstationen, wenn möglich auch
eine Druckerei und anderes.
In diesem Stadium erweitert sich die Organisation der Guerilla. Ihre Struktur verändert
sich, sie wird zum Kopf einer grossen Bewegung und schafft sich einen Verwaltungsapparat, der die Funktionen einer Regierung ausübt. Es werden Gerichtsorgane
geschaffen, Gesetze und Verordnungen erlassen und, wenn möglich, die Schulungsund Bildungsarbeit unter den Bauernmassen forciert fortgesetzt. Dazu werden auch
Arbeiter herangezogen.
Die Guerilla wird immer stärker. Greift sie der Feind an, endet das für ihn mit
Niederlagen. Mit den dabei erbeuteten Gewehren kann die Guerilla dann weitere
Guerilleros bewaffnen. Ihre Stärke wächst. In dieser Etappe bedeutet das Anwachsen
der Guerilla noch keine Erweiterung ihres Aktionsradius, aus dem Bestand dieser
39
Ernesto (Che) Guevara, "Der Guerillakrieg" (1960), in: ders., Guerilla - Theorie und Methode. Sämtliche Schriften zur
Guerillamethode, zur revolutionären Strategie und zur Figur des Guerilleros, hg. von H. Kurnitzky, Berlin 1968, S. 20-123,
hier: S. 79-81.
106
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Guerilla werden vielmehr Säulen oder Abteilungen zusammengestellt, die in andere für
Guerillaoperationen günstige Gebiete geschickt werden.
Dort beginnen sie in ähnlicher Form den Kampf, durchdringen dieses Gebiet, sichern
sich die Unterstützung der Bevölkerung und verstärken sich durch den Zustrom neuer
Kräfte. Dadurch wird zugleich das Zentrum, das ausgesandt hat, gestärkt. Es entwickelt
sich zu einer Regierung des Guerillagebietes. Die Guerillaregierung erlässt die
notwendigen Gesetze und Verordnungen und eröffnet Schulen zur militärischen und
allgemeinen Ausbildung der Guerilleros. Im Verlauf des Guerillakrieges wachsen auch
die Fähigkeiten und Kenntnisse der Kommandanten; in dem Masse wie die Guerilla
qualitativ und quantitativ wächst, erhöht sich aber auch die Verantwortlichkeit der
Kommandanten.
Zu gegebener Zeit werden in die weiter entfernt gelegenen, für Guerillaaktionen
günstigen Gebiete neue Guerillas entsandt, die sich in ihrer Tätigkeit von den Erfahrungen der ersten Guerilla leiten lassen. In diesen neuen Gebieten wiederholt sich
dann das gleiche wie in den vorherigen. Bei all dem darf man aber nie das noch
vorhandene feindliche Territorium vergessen, das für Guerillaoperationen ungünstig ist.
In dieses Territorium dringen kleinere Guerillagruppen ein, um Überfälle auf
Verbindungswege durchzuführen, Brücken und die verschiedensten Objekte zu
sprengen und nicht zuletzt, um Panik zu verbreiten.
Der Guerillakrieg wird von Tag zu Tag grössere Ausmasse annehmen. Nachdem man
unter der Bevölkerung eine entsprechende Aufklärungsarbeit geleistet hat, wird den
Guerilleros auch das Vordringen in die für den Guerillakrieg weniger günstigen Gebiete
erleichtert; dadurch rückt die letzte Etappe des Guerillakrieges näher, und die Guerilleros
können ihre Operationen bis in die Randgebiete der grossen Städte vortragen.
In dem vom Feind noch besetzten Territorium werden sich die Sabotageakte der
Guerilleros vervielfachen. Das Leben in dieser Zone wird gelähmt, und sie wird schliesslich in die Hände der Guerilla übergehen. Die Folge davon wird sein, dass die Guerilla in
immer neue Gebiete eindringt und ihre Operationen den Charakter von Kriegshandlungen einer regulären Armee annehmen. Es entsteht jetzt eine Frontlinie, an der
die Guerillaarmee mit den Truppen des Feindes kämpft. Auch schwere Waffen und
sogar Panzer werden dabei in die Hände der Guerilla fallen, und sie wird jetzt dem
Kampf mit einem starken Feind nicht mehr auszuweichen brauchen. Im Gegenteil, der
Feind wird in dem ihm von der Guerilla aufgezwungenen Kampf unterliegen und
schliesslich angesichts der Gefahr seiner völligen Vernichtung kapitulieren.
Mit dieser kurzen Darstellung haben wir geschildert, wie sich im Befreiungskrieg unseres
Volkes die verschiedenen Etappen abzeichneten. Wir sind der Auffassung, dass sie in
gewissem Masse von allgemeiner Bedeutung sind.
107
a
108
39. Hans von Dach (1927-2003), Der totale Widerstand (1957)40
Einleitung
Vorwort des Verfassers
Der Verfasser ist sich im Klaren, dass er ein heikles und ungefreutes Kapitel angeschnitten hat. Immerhin ist es im Zeitalter des totalen Krieges, wo es im Kampfe nicht
nur um materielle, sondern ebenso sehr um weltanschauliche Dinge geht, nötig, sich mit
diesen Fragen zu beschäftigen.
Es kann angenommen werden, dass wir in einem Kriege grosse Teile unseres
Territoriums, wenn nicht überhaupt das ganze Staatsgebiet, vorübergehend an den
Gegner verlieren werden. Die Armee kann, im Wesentlichen gesehen, niedergekämpft
sein, selbst wenn sich noch beträchtliche Restteile davon im Alpengebiet (Réduit)
während längerer Zeit halten sollten.
Der grösste Teil der Soldaten sowie die Masse der Zivilbevölkerung wird aber den
Feldzug überlebt haben. Es stellt sich nun die Frage, ob nach dem Zusammenbruch der
Armee diese Überlebenden loyale Untertanen der neuen Machthaber werden sollen, die
in Selbstzufriedenheit auf Rettung und Befreiung durch das Ausland harren, oder ob der
alte Kampf in neuer Form mit allen Mitteln weitergeführt werden soll.
Es ist anzunehmen, dass bei der anerkannt grossen Freiheitsliebe der Bevölkerung
einerseits und der erwiesenen grossen Rücksichtslosigkeit des möglichen Gegners
anderseits es über kurz oder lang zwangsläufig zu Zusammenstössen zwischen
Besatzungsmacht und Besiegten kommen wird. Es dürfte deshalb nicht völlig unnütz
sein, Atmosphäre, Technik und Taktik des Kleinkrieges festzuhalten. […]
Operative, taktische und technische Grundlagen des Kleinkrieges
Kleinkrieg und ziviler Widerstand im Rahmen der schweizerischen Landesverteidigung.
Wir glauben an die Kraft des Herzens!
Wir glauben, dass zuletzt Recht
und Menschlichkeit und nicht Macht
und Hass triumphieren werden!
Wir glauben, dass Gott nicht mit den
stärkeren Bataillonen, sondern mit
der gerechteren Sache ist!
Die ständige Bereithaltung einer modernen und kriegsgenügend ausgerüsteten und ausgebildeten Armee ist das wichtigste Anliegen der schweizerischen Landesverteidigung.
Daneben dürfen aber auch zweitrangige Aufgaben nicht vernachlässigt werden. Eine
davon ist die Notwendigkeit, den Kleinkrieg und zivilen Widerstandskampf vorzubereiten.
***
Das Problem:
40
Hans von Dach, Der totale Widerstand. Kleinkriegsanleitung für jedermann, in: Schriftenreihe des Schweizerischen
Unteroffiziersverbandes Nr. 4, Biel 1957. Bd. 1, S. 7-14.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Wir werden kaum isoliert für uns allein angegriffen werden. Das «Unternehmen
Schweiz» wird vielmehr als Nebenaktion im Rahmen einer weltweiten Auseinandersetzung vor sich gehen.
Im Zuge der zu erwartenden weltumspannenden Kämpfe ist es sehr wohl möglich, dass
grosse Gebietsteile – die aber im Weltrahmen gesehen nur Randgebiete darstellen –
vorübergehend von den Kräften der freien Welt aufgegeben werden müssen. Wir können
in diesem Falle unsere Armee nicht im Zuge grossräumiger Absetzbewegungen über
weite Strecken zurücknehmen, sondern müssen als Schweizer den Kampf dort führen,
wo wir stehen, nämlich in der Schweiz. Und da wir allein nicht «siegen» können, sondern
in dieser Situation zwangsläufig die «erste Runde» verlieren müssen, bleibt nur der zäh
geführte Kleinkrieg und zivile Widerstandskampf als «zweite Runde», bis der grosse
Gegenschlag der freien Welt uns freikämpft.
In dieser Notlage ist der «totale Widerstand» einer Kapitulation vorzuziehen. Wenn wir
der Versklavung entgehen wollen, dürfen wir den Kampf nicht aufgeben, nur weil die
Feldarmee zerschlagen ist. Die Vorstellung ist überlebt, dass der Krieg lediglich eine
Angelegenheit der Armee ist, und dass der Kampf nur durch Sieg oder Niederlage der
Armee entschieden und beendet wird. Kampf der organisierten Armee bis zum bittern
Ende und dann Kapitulation und Stillhalten genügt heute nicht mehr!
Unsere Chancen, im Kleinkrieg zu bestehen:
Je weltumspannender der Krieg sein wird und über je weitere Gebiete der Gegner demgemäss seine Mittel verzetteln muss, umso weniger Truppen vermag er auf die Dauer
zur Niederhaltung aller besetzten Gebiete einzusetzen. Wohl ist es ihm möglich, eine
kleine Armee relativ rasch zu zerschlagen, doch ist dieser Aufwand gering, gemessen an
der Last, ein Gebiet jahrelang gegen zäh geführten Kleinkrieg niederhalten zu müssen.
Erfahrungsgemäss setzt erfolgreiche Kleinkriegsbekämpfung eine mehrfache zahlenmässige Überlegenheit an Infanterie voraus. Ferner hat nur gute Infanterie auf die Dauer
Erfolg. Diese zahlenmässig starke Infanterie kann auch durch noch so grosszügigen
Einsatz modernster schwerer Mittel (Panzer, Flugzeuge) nicht ersetzt werden, denn im
Kleinkrieg vermögen Maschinen den Menschen am wenigsten zu ersetzen.
Wenn wir nur 30 000 Mann Kleinkriegstruppen aufzustellen, beziehungsweise nach der
Niederlage im grossen Krieg beizubehalten vermögen (nicht einmal 10 % der Armee!) ist
der Gegner gezwungen, dauernd mindestens 100 000 bis 150 000 Mann (gleich 8-12
Divisionen) im Lande zu belassen, um den Kleinkrieg nur einigermassen niederzuhalten.
Grobe Erfahrungszahlen: Pro Quadratkilometer besetztes Gebiet 2 Mann Besetzungsmilitär. Für Kleinkriegsbekämpfung (Säuberung): Fünffache Obermacht an «Menschen»
Voraussetzung!
Da nicht nur die Schweiz besetzt sein wird, benötigt der Gegner anderswo noch viel
mehr Okkupationstruppen. Weil er gleichzeitig noch mit einer Weltmacht im Kampfe
liegt, sind unsere Chancen, im Kleinkrieg bestehen zu können, gar nicht so schlecht, wie
es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Eine in der ganzen freien Welt durchorganisierte Partisanenbewegung vermag auf jeden
Fall den Kampf der Armeen durch grosse Kräftebindung wesentlich zu entlasten. Die
Besetzung Europas (ganz sicher aber die Nutzbarmachung) wird praktisch unmöglich,
wenn alle Länder den Kleinkrieg und zivilen Widerstandskampf entfesseln.
109
a
110
***
Wenn die schweizerische Armee zusammenbricht, kapituliert und in Gefangenschaft
(lies «Sklaverei») geht, ist es dem Gegner leicht, mit verhältnismässig wenig eigenen
Mitteln und zusammen mit der 5. Kolonne, die ja auch bei uns existiert, das
demoralisierte Land zu «befrieden» und unser Wirtschaftspotential für seine Kriegsziele
zu organisieren und auszunützen.
Durch Stillhalten und falsches Sich-Ergeben in das unvermeidliche Schicksal werden nur
die Erfolgsaussichten (Endsieg) des Gegners im weltumspannenden Kampf gehoben.
Die eigenen Leiden werden somit verlängert und gesteigert und nicht etwa verkleinert
oder verkürzt, wie fälschlicherweise angenommen wird.
Dem Zusammenbruch des organisierten Widerstandes der Armee darf keine offizielle
Kapitulation folgen. Wir müssen somit auf beide Arten von Krieg vorbereitet sein. Gerade
weil wir schwach sind und den «grossen Krieg» – ob es uns passt oder nicht – bei einem
die Entscheidung suchenden Angriff über kurz oder lang verlieren werden. Diese
verlorene «erste Runde» besiegelt aber unser Schicksal noch lange nicht. Denn nun
folgt der hartnäckige und bis zur Endniederlage des Gegners im grossen Weltgeschehen
dauernde militärische Kleinkrieg und zivile Widerstandskampf. Es wäre falsch, auf den
Kleinkrieg, diese im grossen Rahmen gesehen so starke Kräfte bindende Waffe aus
Scheu, falschem Ehrbegriff oder überholten Vorstellungen zu verzichten. Bildet er doch
eine der schärfsten und abschreckendsten Waffen des Kleinstaates. Der Gegner wird
unsere Hemmungen zwar freudig begrüssen, aber kaum durch sein Verhalten belohnen.
Dem Tyrannen ist nichts lieber, als freiwillige Entwaffnung des Opfers. Und darauf würde
eine offizielle Kapitulation und der Verzicht auf Kleinkrieg schliesslich hinauslaufen.
Pro und kontra Kleinkrieg:
Die Gegner des Kleinkrieges führen immer wieder 3 Hauptargumente an:
1. Dass die Kampfform des Kleinkrieges nicht nur den Gegner, sondern auch die
sogenannte «Innere Ordnung» des eigenen Staates gefährde.
2. Dass der Kleinkrieg zu grausamen Repressalien und damit zu überaus hohen
Verlusten unter der Bevölkerung führe.
3. Dass die «Gesetze und Gebräuche des Landkrieges» missachtet würden.
Dem ersten Argument kann entgegengehalten werden:
-
Eine politische Ordnung, wie wir sie bejahen, bleibt beim einzig möglichen
Gegner nicht bestehen. Moderne Kriege sind «Weltanschauungskriege», in
denen es um Sein oder Nichtsein geht. Ziel ist heute nicht mehr der militärische
Sieg, sondern die Eingliederung in eine ideologische Machtsphäre.
-
Wer sich vom Widerstandskampf fernhält, ist in der Nachkriegszeit, die auch
wieder einmal kommt, moralisch erledigt und hat, wenn vielleicht auch nicht
gerade sein Mitspracherecht, so doch bestimmt seinen politischen Einfluss
verloren.
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
-
Wer mit dem Feind oder seinen Mitläufern aktiv oder passiv zusammenarbeitet,
verliert mit diesem zusammen den Krieg und zusätzlich noch die Ehre.
-
Wer aber im Widerstandskampf aktiv mitmacht, kann an politischem und moralischem Einfluss für die Nachkriegszeit nur gewinnen.
Dem zweiten Argument kann entgegengehalten werden:
-
Eine Periode der Besetzung wird bei einem totalitären Gegner auf jeden Fall mit
grossen Opfern an Menschen und Gütern verbunden sein. Auch ein freiwilliger
Verzicht auf den Kleinkrieg würde daran nicht viel ändern. Wenn wir dem Gegner
gestatten, sich ungestört einzunisten und unser Gebiet für seine Kriegszwecke zu
organisieren, geraten wir höchstens unter den Hammer der Fliegerverbände und
Fernwaffen der noch kämpfenden freien Welt.
-
Im Zweifelsfalle ist es aber besser, als Widerstandskämpfer im Gefecht gegen
den Landesfeind umzukommen, denn als für den Feind arbeitender Sklave in der
Fabrik von den Fernwaffen der Freunde erschlagen zu werden!
-
Die Bevölkerung wird den Kampf mit der Besetzungstruppe, die ein totalitäres
Regime vertritt, wenn vielleicht auch nicht gerade sofort, so doch sicher später
aufnehmen. Denn wer mehr will, als gerade bloss am Leben bleiben, wird früher
oder später gegen den ihm zugemuteten ewigen und brutalen Zwang rebellieren.
Um Weltanschauungen und politische Überzeugungen ist eben immer härter gekämpft worden, als um ein Stück Brot!
Die Ursprünge der Kampfhandlungen werden fast durchwegs Affekthandlungen
sein.
Dem dritten Argument kann entgegengehalten werden:
-
Die rücksichtslose Kampfführung der totalitären Mächte hat zu einer
Verwilderung und Verrohung der Kriegsbräuche geführt, die wir zwar tief
bedauern, aber nicht ändern können. [Fussnote: Historische Beispiele aus dem
Zweiten Weltkrieg …]
Vor dieser unerfreulichen Entwicklung dürfen wir die Augen nicht verschliessen
und müssen – ob es uns passt oder nicht – die notwendigen Konsequenzen
ziehen! Das sogenannte «Partisanenunwesen» des Zweiten Weltkrieges war
nicht zuletzt die direkte Antwort der Getretenen auf die rücksichtslose
Kampfführung des totalitären Angreifers.
-
Im übrigen ist es im Kleinkrieg möglich, sich an die Gesetze und Gebräuche des
Landkrieges zu halten.
Zusammenfassung:
Es geht für uns in grossen Zügen um folgendes:
1. Den Selbstbehauptungswillen («Glauben an die eigene Sache») aufrechtzuerhalten. Somit den der militärischen Auseinandersetzung vorausgehenden
111
a
Propaganda- und
verteidigung»).
Zersetzungskrieg
112
zu
gewinnen
(«Geistige
Landes-
2. Der Terrorwirkung des Atombeschusses (evtl. nur der Drohung damit) zu widerstehen («Zivilschutz»).
3. Den mit maximaler Kräftezusammenballung geführten «Durchmarschkrieg» zu
bremsen oder aber die «Ausradierungsaktion Schweiz» (Verschwindenlassen der
demokratischen Eiterbeule inmitten eines besetzten Europas) möglichst lange
hinauszuzögern. Diesen Kampf bei ungünstiger Entwicklung der Lage
(Niederlage der Feldarmee) durch Führung eines zähen Kleinkrieges und zivilen
Widerstandes ins Unbegrenzte fortzusetzen. [Fussnote: „Kleinkrieg ist die
Kampfweise jener, die sich nicht geschlagen bekennen. Hierdurch wird der Krieg
in die Länge gezogen. Denn für den Widerstandskämpfer endet die Auseinandersetzung nicht mit einer verlorenen Schlacht, sondern erst mit dem
Tode.“]
Es werden viele Bedenken und Warnungen gegen den Kleinkrieg erhoben. Viele «Fachleute» führen aus, dass der Partisane und Widerstandskämpfer im Zeitalter der Technik
nicht mehr zum Zuge komme. Gerade weil wir an schweren Mitteln arm sind, neigen wir
dazu, den Wert der Technik zu überschätzen und in ihr ein Allheilmittel zu sehen. Aber
täuschen wir uns nicht! Ein nächster Krieg wird ebenso sehr im Zeichen der Ideologie,
wie der Technik stehen. Neben den vielen technischen Neuerungen laufen wir leicht
Gefahr, dies zu vergessen. Das ist für uns umso gefährlicher, als wir das Rennen mit der
Kriegstechnik nie werden gewinnen können. Bestenfalls vermögen wir knapp Schritt zu
halten. Umso mehr haben wir Veranlassung, andere Gebiete nicht ganz zu vernachlässigen.
Trotz vieler menschlicher Mängel und Schwächen würde der einzelne Schweizer Bürger
im Falle einer Niederlage und Besetzung nicht tatenlos zusehen, wie der Gegner
Zehntausende als Arbeitssklaven deportieren, Tausende als potentielle Feinde
liquidieren und unsere Jugend zu einem System umerziehen würde, das wir nie
gutheissen könnten.
Für diesen letzten und äussersten Verzweiflungskampf sind wir unsern Leuten eine Anleitung schuldig, denn mit dem Willen zum Widerstand allein ist es nicht gemacht. Dieser
bildet nur die notwendige Grundlage. Darüber hinaus muss man noch Taktik und
Technik kennen. Unrichtige Vorstellungen sowie mangelhafte Vorbereitungen führen zu
unnötigen Verlusten. Wir dürfen nicht ahnungslos in eine doch immerhin mögliche
Besetzung hineinschlittern.
Bei einem allfälligen Verteidigungskrieg gegen den einzig möglichen Gegner müssen
auch wir – ob es uns passt oder nicht – «zum letzten Gefecht» antreten und den Kampf
mit einer Erbitterung und Glaubensstärke auskämpfen, die derjenigen des fanatisierten
Feindes um nichts nachsteht!
Früher konnte sich der einzelne Bürger aus dem Kampf heraushalten und die
Auseinandersetzung ruhig einem relativ kleinen Teil des Volkes, eben der Armee,
überlassen. Das hat sich mit dem Aufkommen der totalitären Mächte geändert. Vor
Faschisten und Nationalsozialisten konnte und vor Kommunisten kann man nicht
kapitulieren!
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Die Gewissheit, dass der Kampf erst aufhört, wenn der letzte Schweizer und die letzte
Schweizerin deportiert oder erschossen sind, dürfte bei der Lagebeurteilung durch einen
fremden Generalstab «ob sich der Fall Schweiz lohnt oder nicht» ebenso sehr ins
Gewicht fallen, wie das Vorhandensein einiger Hundert Panzer und Flugzeuge.
[Fussnote: „Womit nichts gegen Panzer und Flugzeuge gesagt sein will. Diese sind
absolut notwendig. Je mehr wir davon besitzen, umso besser! Aber sie genügen allein
nicht. Der Verfasser möchte, dass dies gut verstanden wird.“]
Über den Krieg und eine mögliche Niederlage hinaus zu planen, gehört mit zu den
gründlichen Verteidigungsvorbereitungen eines Kleinstaates!
Ziele des Kleinkrieges
Operative Ziele:
-
Fortsetzung des Widerstandes in jenen Landesteilen, die vom Gegner besetzt
sind, oder Weiterführung des Kampfes nach der Niederlage der regulären Armee,
mit dem Ziel, den Krieg zu verlängern.
Für schwache oder unglücklich kämpfende Nationen kann der Kleinkrieg sogar
wichtiger werden, als der Kampf der organisierten Armee! [es folgen historische
Beispiele]
-
Das ganze besetzte Gebiet soll in ständige Unruhe versetzt werden, so dass
sich niemand mehr allein und ohne Waffen bewegen darf.
-
Kleinkriegsverbände sollen Furcht und Verwirrung hinter der feindlichen Front
hervorrufen, den Gegner zu umständlichen, kräfteverzehrenden Sicherungsmassnahmen zwingen und ihm Verluste sowie materiellen Schaden zufügen.
Historisches Beispiel:
Gesamtverluste der deutschen Wehrmacht in den Partisanenkämpfen des
Zweiten Weltkrieges: ca. 300 000 Mann.
-
Fernziel des Kleinkrieges ist der allgemeine offene Aufstand, um den Gegner
wieder aus dem Lande zu vertreiben, wenn die allgemeine Kriegslage dies
gestattet, d.h. wenn die Besetzungsmacht am Rande des Zusammenbruchs
steht.
Historische Beispiele aus dem Zweiten Weltkrieg: […]
Taktisch / Technische Ziele:
-
die Verkehrswege (Eisenbahnen, Strassen)
-
das Übermittlungsnetz (Telephon, Funk, Radio, Fernsehen)
-
das Elektrizitätsnetz
-
Industriebetriebe, Depots
-
Stäbe, Verwaltungs- und Regierungsstellen.
113
a
Die Entstehung der Kleinkriegsverbände:
-
Der Kleinkrieg bedarf eines festen Kerns guter Truppen, welche den Mitläufern
und Helfern Rückhalt bieten.
Die gegnerische Taktik des blitzschnellen «Überspringens» der Fronten durch die
Luft oder des «Überrollens» durch Panzertruppen, die viele Verbände nur in
grossem Rahmen zerschlägt oder ausmanövriert, ohne sie indessen völlig zu
vernichten, verschafft uns diesen Kern.
-
In unserem Lande, wo jeder auch nur halbwegs Taugliche in irgend einer
militärischen Formation eingeteilt ist, wird sich die Masse der Träger des
Kleinkrieges immer aus abgesplitterten Teilen der Armee zusammensetzen
[Fussnote: „Diese zu sammeln sowie fehlende Spezialisten aus der Bevölkerung
zu ergänzen, stellt das erste Ziel dar.“].
-
Versprengte Kampagnie-, Bataillons- oder Regimentsstäbe sammeln die
«verlorenen Haufen» [Fussnote: „Kombattante Truppen, Ortswehren,
Betriebswehren, Polizei, kampfwillige Zivilpersonen.“]. Wo Stäbe fehlen,
übernehmen entschlossene Offiziere oder Unteroffiziere Organisation und
Leitung.
-
Die höhere Führung – soweit eine solche überhaupt noch besteht oder
Verbindung hat – muss sich auf die Herausgabe von «Weisungen für die
Kampfführung» beschränken.
-
[…]
114
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
40. Vo Nguyen Giap (*1911), Eine gestählte Armee, eine heroische Armee (1967)41
Der hervorstechendste Wesenszug des grossen Volkskrieges gegenwärtig in
Südvietnam ist die Methode des bewaffneten Kampfes, der mit politischem Kampf
kombiniert ist, der militärischen Operationen, die mit politischer Agitation verbunden sind,
und der Überzeugungsarbeit unter den feindlichen Truppen. Diese Kampfmethode wird
nicht nur in der Strategie, sondern auch in der Taktik angewandt, bei ganzen Feldzügen
ebenso wie in jeder Schlacht, gegen grosse Einheiten ebenso wie gegen kleine oder
sogar bei einzelnen Soldaten. […] In erster Linie heisst dies, zu kämpfen wie eine
revolutionäre Armee, die ständig ihre Überlegenheit auf politischer und moralischer
Ebene ins Spiel bringt, um über einen besser ausgerüsteten Feind zu triumphieren. Dies
bedeutet den Gebrauch unserer starken Seiten gegen die schwachen des Feindes, ein
ständiges Ergreifen der Initiative, ein ständiges Vortragen von Angriffen sowie den
Gebrauch von behelfsmässigen wie modernen Waffen, um den Feind zu vernichten.
Dies bedeutet zudem die Bekämpfung einer grossen Streitmacht mit einer kleinen und
umgekehrt, den Kampf bei Tag und Nacht, die Verbindung von schnell vereinigten
Unternehmungen mit gross angelegten und ununterbrochenen [Unternehmungen]. Dies
bedeutet die Führung von Überraschungsangriffen, Frontalangriffen, Flankenangriffen,
Rückenangriffen, tiefe Einfälle in die Lager des Feindes oder Nahkampf. Dies bedeutet
das Vortragen von gleichzeitigen Angriffen auf mehreren Fronten, Schläge gegen die
feindlichen Verbindungslinien, Basen, Flugplätze, Kriegsschiffe, die Schaffung von
Guerillagebieten rund um die Stellungen des Feindes, um ihn stückweise zu vernichten,
indem wir ihn an Stellen nach eigener Wahl treffen, abnutzen und Tag und Nacht
beunruhigen, indem wir ihn auf allen Operationsschauplätzen pausenlos bekämpfen,
indem wir ihn im Herzen mit Terror treffen, ihn zwingen, seine Kräfte zu verzetteln und
Rückschlag über Rückschlag zu erleiden.
41. Vo Nguyen Giap (*1911), Art Militaire (1970)42
1. Avant tout, notre art militaire, c’est l’art militaire de tout le people au combat. […]
2. Si notre mode de conduite de la guerre s’inspire à fond d’une pensée stratégique
offensive, notre art militaire, lui aussi, est essentiellement l’art de l’offensive. C’est l’art
de l’offensive des forces armées. […]
3. Notre art militaire est l’art de « vaincre le grand nombre par le petit nombre ». […]
4. Chercher activement à anéantir l’ennemi, tel est un des principes directeurs de notre
art militaire. […]
5. Notre art militaire est l’art de combattre avec dynamisme et esprit d’initiative, détermination et souplesse, ingéniosité et esprit créateur, mettant à profit au maximum l’élément
de secret et de surprise. […]
1o Il s’agit avant tout de donner une forte impulsion à l’activité opérationnelle des trois
catégories de troupes qui constituent l’ossature pour le peuple au combat, de mener la
guérilla et la guerre régulière en les combinant étroitement, de la façon la plus efficace.
[…]
41
Vo Nguyen Giap, Eine gestählte Armee, eine heroische Armee, Rede vom 15.2.1967, in: Werner Hahlweg, Lehrmeister
des kleinen Krieges. Von Clausewitz bis Mao Tse-tung und (Che) Guevara, Darmstadt 1968, S. 193f.
42
Vo Nguyen Giap, Politique, Stratégie, Tactique, Paris 1970, pp. 109-133.
115
a
2o Pour permettre à toutes les forces de guerre de développer au maximum leurs
capacités combatives, il importe d’édifier une bonne position stratégique. Le développement de la guérilla et de la guerre régulière de concert avec la lutte politique et l’insurrection armée, crée les conditions propices à l’édification d’une position stratégique
avantageuse. Edifier une position stratégique avantageuse, condamner l’ennemi à une
position stratégique désavantageuse, est un problème très important dans l’art militaire.
[…]
3o Déterminer judicieusement la direction et le moment de l’offensive. […]
4o Choisir les formes de combat les plus efficaces et en même temps déterminer les
formes d’organisation et les méthodes d’utilisation des forces les plus appropriées. […]
5o Chercher sans cesse à élever au maximum le degré d’efficacité au combat de nos
forces armées.
[…] Le trait saillant de notre art de conduire la guerre est de savoir développer notre
puissance, mettre en œuvre nos méthodes de lutte, empêcher l’ennemi de développer
sa puissance et de mettre en œuvre ses méthodes de lutte favorites, avec nos points
forts frapper directement les points faibles de l’adversaire, anéantir successivement ses
forces et briser tous ses desseins stratégiques à une échelle chaque jour plus grande,
pour finir par le vaincre totalement.
116
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
42. David Galula (1919-1967), Counterinsurgency Warfare. Theory and Practice
(1964)43
Can the counterinsurgent use terrorism too? It would be self-defeating since terrorism is
a source of disorder, which is precisely what the counterinsurgent aims to stop.
If conventional warfare does not work, if insurgency warfare cannot work, the
inescapable conclusion is that the counterinsurgent must apply a warfare of his own that
takes into account not only the nature and characteristics of the revolutionary war, but
also the laws that are peculiar to counterinsurgency and the principles deriving from
them.
The First Law: The Support of the Population is as
Necessary for the Counterinsurgent as for the Insurgent
What is the crux of the problem for the counterinsurgent? It is not how to clean an area.
We have seen that he can always concentrate enough forces to do it, even if he has to
take some risk in order to achieve the necessary concentration. The problem is, how to
keep an area clean so that the counterinsurgent forces will be free to operate elsewhere.
This can be achieved only with the support of the population. If it is relatively easy to
disperse and to expel the insurgent forces from a given area by purely military action, if it
is possible to destroy the insurgent political organisations by intensive police action, it is
impossible to prevent the return of the guerrilla units and the rebuilding of the political
cells unless the population cooperates.
The population, therefore, becomes the objective for the counterinsurgent as it was for
his enemy. Its tacit support, its submission to law and order, its consensus – taken for
granted in normal times – have been undermined by the insurgent’s activity. And the
truth is that the insurgent, with his organization at the grass roots, is tactically the
strongest of opponents where it counts, at the population level.
This is where the fight has to be conducted, in spite of the counterinsurgent’s ideological
handicap and in spite of the head start gained by the insurgents in organizing the
population.
The Second Law: Support is Gained Through an Active Minority
The original problem becomes now: how to obtain the support of the population –
support not only in the form of sympathy and approval but also in active participation in
the fight against the insurgent.
The answer lies in the following proposition, which simply expresses the basic tenet of
the exercise of political power:
In any situation, whatever the cause, there will be an active minority for the cause, a
neutral majority, and an active minority against the cause.
The technique of power consists in relying on the favourable minority in order to rally the
neutral majority and to neutralize or eliminate the hostile minority.
43
David Galula, Counterinsurgency Warfare. Theory and Practice, New York/London 1964, pp. 74-81.
117
a
In extreme cases, when the cause and the circumstances are extraordinarily good or
bad, one of the minorities disappears or becomes negligible, and there may even be a
solid unanimity for or against among the population. But such cases are obviously rare.
This holds true for every political regime, from the harshest dictatorship to the mildest
democracy. What varies is the degree and the purpose to which it is applied. Mores and
the constitution may impose limitations, the purpose may be good or bad, but the law
remains essentially valid whatever the variations, and they can indeed be great, for the
law is applied unconsciously in most countries.
It [the law] can no longer be ignored or applied unconsciously in a country beset by a
revolutionary war, when what is at stake is precisely the counterinsurgent’s power
directly challenged by an active minority through the use of subversion and force. The
counterinsurgent who refuses to use this law for his own purposes, who is bound by its
peacetime limitations, tends to drag the war out without getting closer to victory.
How far to extend the limitations is a matter of ethics, and a very serious one, but no
more so than bombing the civilian population in a conventional war. All wars are cruel,
the revolutionary war perhaps the most of all because every citizen, whatever his wish, is
or will be directly and actively involved in it by the insurgent who needs him and cannot
afford to let him neutral. The cruelty of the revolutionary war is not a mass, anonymous
cruelty but a highly personalized, individual one. No greater crime can be committed by
the counterinsurgent than accepting, or resigning himself to, the protraction of the war.
He would do as well to give up early.
The strategic problem of the counterinsurgent may be defined now as follows: “To find a
favourable minority, to organize it in order to mobilize the population against the
insurgent minority.” Every operation, whether in the military field or in the political, social,
economic, and psychological fields, must be geared to that end.
To be sure, the better the cause and the situation, the larger will be the active minority
favourable to the counterinsurgent and the easier its task. This truism dictates the main
goal of the propaganda – to show that the cause and the situation of the
counterinsurgent are better than the insurgent’s. More important, it underlines the
necessity for the counterinsurgent to come out with an acceptable countercause.
Victory in Counterinsurgency Warfare
We can now define negatively and positively what is a victory for the counterinsurgent.
A victory is not the destruction in a given area of the insurgent’s forces and his political
organization. If one is destroyed, it will be locally re-created by the other; if both are
destroyed, they will both be re-created by a new fusion of insurgents from outside. […]
A victory is […] the permanent isolation of the insurgent from the population, isolation not
enforced upon the population but maintained by and with the population. […]
Such a victory may be indirect; it is nonetheless decisive (unless of course, as in Algeria,
the political goal of the counterinsurgent government changes).
The Third Law: Support from the Population Is Conditional
Once the insurgent has established his hold over the population, the minority that was
hostile to him becomes invisible. Some of its members have been eliminated physically,
118
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
thereby providing an example to the others; others have escaped abroad; most have
been cowed into hiding their true feelings and have thus melted within the majority of the
population; a few are even making a show of their support for the insurgency. The
population, watched by the active supporters of the insurgency, lives under the threat of
denunciation to the political cells and prompt punishment by the guerrilla units.
The minority hostile to the insurgent will not and cannot emerge as long as the threat has
not been lifted to a reasonable extent. Furthermore, even after the threat has been lifted,
the emerging counterinsurgent supporters will not be able to rally the bulk of the
population so long as the population is not convinced that the counterinsurgent has the
will, the means, and the ability to win. When a man’s life is at stake, it takes more than
propaganda to budge him.
Four deductions can be made from this law. Effective political action on the population
must be preceded by military and police operations against the guerrilla units and the
insurgent political organizations.
Political, social, economic, and other reforms, however much they ought to be wanted
and popular, are inoperative when offered while the insurgent still controls the
population. An attempt at land reform in Algeria in 1957 fell flat when the FLN
assassinated some Moslem peasants who had received land.
The counterinsurgent needs a convincing success as early as possible in order to
demonstrate that he has the will, the means and the ability to win.
The counterinsurgent cannot safely enter into negotiations except from a position of
strength, or his potential supporters will flock to the insurgent side.
In conventional warfare, strength is assessed according to military or other tangible
criteria, such as the number of divisions, the positions they hold, the industrial resources,
etc. In revolutionary warfare, strength must be assessed by the extent of support from
the population as measured in terms of political organization at the grass roots. The
counterinsurgent reaches a position of strength when his power is embodied in a political
organization issuing from, and firmly supported by, the population.
The Fourth Law: Intensity of Efforts and Vastness of Means Are Essential
The operations needed to relieve the population from the insurgent’s threat and to
convince it that the counterinsurgent will ultimately win are necessarily of an intensive
nature and of long duration. They require a large concentration of efforts, resources, and
personnel.
This means that the efforts cannot be diluted all over the country but must be applied
successively area by area.
Strategy of the Counterinsurgent
Translated into a general strategy, the principles derived from these few laws suggest
the following step-by-step procedure:
In a Selected Area
1. Concentrate enough armed forces to destroy or to expel the main body of armed
insurgents.
119
a
2. Detach for the area sufficient troops to oppose an insurgent’s comeback in strength,
install these troops in the hamlets, villages, and towns where the population lives.
3. Establish contact with the population, control its movements in order to cut off its links
with the guerrillas.
4. Destroy the local insurgent political organizations.
5. Set up, by means of elections, new provisional local authorities.
6. Test these authorities by assigning the various concrete tasks. Replace the softs and
the incompetents, give full support to the active leaders. Organize self-defense units.
7. Group and educate the leaders in a national political movement.
8. Win over or suppress the last insurgent remnants.
Order having been re-established in the area, the process may be repeated elsewhere. It
is not necessary, for that matter, to wait until the last point has been completed.
The operations outlined above will be studied in more detail, but let us first discuss this
strategy. Like every similar concept, this one may be sound in theory but dangerous
when applied rigidly to a specific case. It is difficult, however, to deny its logic because
the laws – or shall we say the facts – on which it is based can be easily recognized in
everyday political life and in every recent revolutionary war.
This strategy is also designed to cope with the worst case that can confront a
counterinsurgent, i.e., suppressing an insurgency in what we have called a “red” area,
where the insurgent is already in full control of the population. Some of the operations
suggested can obviously be skipped in the “pink” areas, most can be skipped in the
“white” ones. However, the general order in which they must be conducted cannot be
tampered with under normal conditions without violating the principles of
counterinsurgency warfare and of plain common sense. For instance, small detachments
of troops cannot be installed in villages so long as the insurgent is able to gather a
superior force and to overpower a detachment in a surprise attack; Step 2 obviously has
to come after Step 1. Nor can elections be staged when the insurgent cells still exist, for
the elections would most likely bring forth the insurgent’s stooges.
120
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
43. Charles C. Krulak (*1942), The Strategic Corporal: Leadership in the Three
Block War (1999)44
In the span of less than three hours he had watched a humanitarian assistance mission
turn terribly wrong and move ever closer to outright disaster. Corporal Hernandez was
face to face with the grave challenges of the three block war and his actions, in the next
few minutes, would determine the outcome of the mission and have potentially strategic
implications.
The Three Block War
The fictional mission described above – Operation Absolute Agility – is similar to many
that have been conducted around the world in recent years and represents the likely
battlefield of the 21st Century. It also represents, in graphic detail, the enormous
responsibilities and pressures which will be placed on our young Marine leaders. The
rapid diffusion of technology, the growth of a multitude of transnational factors, and the
consequences of increasing globalization and economic interdependence, have
coalesced to create national security challenges remarkable for their complexity. By
2020, eighty-five percent of the world’s inhabitants will be crowded into coastal cities –
cities generally lacking the infrastructure required to support their burgeoning
populations. Under these conditions, long simmering ethnic, nationalist, and economic
tensions will explode and increase the potential of crises requiring U.S. intervention.
Compounding the challenges posed by this growing global instability will be the
emergence of an increasingly complex and lethal battlefield. The widespread availability
of sophisticated weapons and equipment will “level the playing field” and negate our
traditional technological superiority. The lines separating the levels of war, and
distinguishing combatant from “non-combatant,” will blur, and adversaries, confounded
by our “conventional” superiority, will resort to asymmetrical means to redress the
imbalance. Further complicating the situation will be the ubiquitous media whose
presence will mean that all future conflicts will be acted out before an international
audience.
Modern crisis responses are exceedingly complex endeavors. In Bosnia, Haiti, and
Somalia the unique challenges of military operations other-than-war (MOOTW) were
combined with the disparate challenges of mid-intensity conflict. The Corps has
described such amorphous conflicts as – the three block war – contingencies in which
Marines may be confronted by the entire spectrum of tactical challenges in the span of a
few hours and within the space of three contiguous city blocks. The tragic experience of
U.S. forces in Somalia during Operation Restore Hope illustrates well the volatile nature
of these contemporary operations. Author Mark Bowden’s superb account of “The Battle
of Mogadishu”, Blackhawk Down, is a riveting, cautionary tale and grim reminder of the
unpredictability of so-called operations other-than-war. It is essential reading for all
Marines.
The inescapable lesson of Somalia and of other recent operations, whether humanitarian
assistance, peace-keeping, or traditional warfighting, is that their outcome may hinge on
decisions made by small unit leaders, and by actions taken at the lowest level. The
Corps is, by design, a relatively young force. Success or failure will rest, increasingly,
44
Charles C. Krulak, "The Strategic Corporal: Leadership in the Three Block War", in: Marines Magazine, January 1999.
121
a
with the rifleman and with his ability to make the right decision at the right time at the
point of contact. As with Corporal Hernandez at CP [Check-point] Charlie, today’s
Marines will often operate far “from the flagpole” without the direct supervision of senior
leadership. And, like Corporal Hernandez, they will be asked to deal with a bewildering
array of challenges and threats. In order to succeed under such demanding conditions
they will require unwavering maturity, judgment, and strength of character. Most
importantly, these missions will require them to confidently make well-reasoned and
independent decisions under extreme stress – decisions that will likely be subject to the
harsh scrutiny of both the media and the court of public opinion. In many cases, the
individual Marine will be the most conspicuous symbol of American foreign policy and will
potentially influence not only the immediate tactical situation, but the operational and
strategic levels as well. His actions, therefore, will directly impact the outcome of the
larger operation; and he will become, as the title of this article suggests – the Strategic
Corporal.
The Strategic Corporal
[…] How do we prepare Marines for the complex, high-stakes, asymmetrical battlefield of
the three block war? How do we develop junior leaders prepared to deal decisively with
the sort of real world challenges confronting Corporal Hernandez? The first step of the
process is unchanged. Bold, capable, and intelligent men and women of character are
drawn to the Corps, and are recast in the crucible of recruit training, where time honored
methods instill deep within them the Corps’ enduring ethos. Honor, courage, and
commitment become more than mere words. Those precious virtues, in fact, become the
defining aspect of each Marine. This emphasis on character remains the bedrock upon
which everything else is built. The active sustainment of character in every Marine is a
fundamental institutional competency – and for good reason. As often as not, the really
tough issues confronting Marines will be moral quandaries, and they must have the
wherewithal to handle them appropriately. While a visceral appreciation for our core
values is essential, it alone will not ensure an individual’s success in battle or in the
myriad potential contingencies short of combat. Much, much more is required to fully
prepare a Marine for the rigor of tomorrow’s battlefield.
An institutional commitment to lifelong professional development is the second step on
the road to building the Strategic Corporal. The realignment of the Recruit Training and
Marine Combat Training programs of instruction reveal our reinvigorated focus on
individual training. Those programs remain the most important steps in the methodical
process of developing capable Marines. Our Formal Schools, unit training and education
programs, and individual efforts at professional education build on the solid foundation
laid at recruit training and sustain the growth of technical and tactical proficiency and
mental and physical toughness. The common thread uniting all training activities is an
emphasis on the growth of integrity, courage, initiative, decisiveness, mental agility, and
personal accountabilty. These qualities and attributes are fundamental and must be
aggressively cultivated within all Marines from the first day of their enlistment to the last.
Leadership, of course, remains the hard currency of the Corps, and its development and
sustainment is the third and final step in the creation of the Strategic Corporal. For two
hundred and twenty-three years, on battlefields strewn across the globe, Marines have
set the highest standard of combat leadership. We are inspired by their example and
confident that today’s Marines and those of tomorrow will rise to the same great heights.
122
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
The clear lesson of our past is that success in combat, and in the barracks for that
matter, rests with our most junior leaders. Over the years, however, a perception has
grown that the authority of our NCO’s has been eroded. Some believe that we have
slowly stripped from them the latitude, the discretion, and the authority necessary to do
their job. That perception must be stamped out. The remaining vestiges of the “zero
defects mentality” must be exchanged for an environment in which all Marines are
afforded the “freedom to fail” and with it, the opportunity to succeed. Micro-management
must become a thing of the past and supervision – that double-edged sword – must be
complemented by proactive mentoring. Most importantly, we must aggressively empower
our NCO’s, hold them strictly accountable for their actions, and allow the leadership
potential within each of them to flourish. This philosophy […] is central to our efforts to
sustain the transformation that begins with the first meeting with a Marine recruiter.
Every opportunity must be seized to contribute to the growth of character and leadership
within every Marine. We must remember that simple fact, and also remember that
leaders are judged, ultimately, by the quality of the leadership reflected in their
subordinates. We must also remember that the Strategic Corporal will be, above all else
[…] a leader of Marines.
123
a
44. Ayman al-Zawahiri (*1951), Ritter unter dem Banner des Propheten (2001)45
Konvergierende Phänomene
Jeder beliebige Beobachter kann in unserer muslimischen Welt und in Ägypten die
folgenden Phänomene erkennen.
Vom universellen Charakter unseres Kampfes
Die dem Islam feindlich gesinnten westlichen Kräfte haben klar ihren Gegner
ausgemacht, den sie den islamischen Fundamentalismus nennen. Sogar ihr einstiger
Gegner Russland ist ihrer Koalition beigetreten. Um den Islam zu bekämpfen, haben sie
sich diverser Instrumente bedient: der UN, der dienstbaren Regierungen der
muslimischen Völker, der multinationalen Konzerne, der internationalen Kommunikationssysteme, der internationalen Nachrichtenagenturen und Satellitensender sowie
der Nichtregierungsorganisationen, die dazu benutzt werden, um Spionage zu betreiben,
Komplotte zu schmieden, missionarisch tätig zu werden und Waffen zu schmuggeln.
Gegenüber dieser Koalition hat sich eine fundamentalistische Allianz gebildet, bestehend
aus den Dschihad-Bewegungen verschiedener muslimischer Länder und Staaten, die
durch den Dschihad befreit wurden, so Afghanistan und Tschetschenien. Auch wenn
diese Allianz erst am Anfang steht, so zeigt sie ein rapides und bedeutendes Wachstum.
Ihre Grösse muss nicht mehr bewiesen werden. Ihre Aktionen sprechen für sich selbst.
Sie flösst dem Westen eine Angst ein, die sein Denken beherrscht und ihn in Atem hält.
Denn eine wachsende Streitmacht versammelt sich unter dem Banner des Dschihads
gegen das Gesetz der neuen Weltordnung. Frei von jeder Knechtschaft gegenüber dem
herrschenden westlichen Imperialismus, birgt sie die Verheissung, den neuen Kreuzzug
gegen die Gebiete des Islam vernichtend zu schlagen. Sie dürstet danach, an den
Anführern der Bande der internationalen Gottlosigkeit (den USA, Russland und Israel)
Rache zu nehmen, und sie brennt darauf, das Blut der Märtyrer, die Verzweiflung der
Mütter, das Elend der Waisen, die Leiden der Gefangenen und die Wunden der
Gemarterten auf dem gesamten Gebiet der Muslime von Ostturkestan bis nach
Andalusien zu rächen.
Heute wohnen wir einem Phänomen bei, das neu, aber beständig und im Auftrieb
begriffen ist, dem Phänomen der jungen muslimischen Kämpfer, die ihrer Familie und
ihrer Heimat den Rücken kehren, auf das Geld pfeifen und auf ihre Studien oder ihre
Arbeit verzichten, um auf die Schlachtfelder des Heiligen Krieges zu ziehen. Mit dem
lang ersehnten Auftauchen dieser neuen Art Muslime entwickelt sich unter allen Söhnen
des Islam, die bestrebt sind, ihm den Sieg zu sichern, ein neues Bewusstsein, das sich
folgendermassen zusammenfassen lässt: Es gibt keine andere Lösung als den
Dschihad.
Was zur Entwicklung dieses Bewusstseins beigetragen hat, ist das Scheitern sämtlicher
anderer Mittel, die einen Ausweg aus der schweren Bürde des Dschihads hätten sein
sollen. Dazu stellen die algerischen Erfahrungen eine bittere Lektion dar: Sie haben den
Muslimen vor Augen geführt, dass der Westen nicht nur gottlos, sondern auch verlogen
und heuchlerisch ist, denn die Prinzipien, mit denen er sich aufplustert, sind nur für ihn
45
Ayman al-Zawahiri, Ritter unter dem Banner des Propheten, erschienen als Zeitungsserie ab 2.12.2001, zitiert nach AlQaida. Texte des Terrors, hg. v. G. Kepel und J.-P. Milelli, München-Zürich 2006, S. 352-382.
124
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
gut. Die muslimischen Völker profitieren von ihnen nur gerade so wie der Sklave, der von
der Mahlzeit seines Herrn den Brosamen aufpickt.
Denn der FIS [Front Islamique du Salut] hatte nach seiner Lehre gehandelt, wobei er
sich der historischen Wahrheiten bewusst war und Rücksichten auf die Konstanten der
Politik, das Kräftegleichgewicht und die Gesetze des Handelns genommen hat: Über die
Urnen wollte der FIS in den Präsidentenpalast und in die Ministerien einziehen, an deren
Toren dann aber die Panzer standen. Diese [Panzer] richteten ihre mit französischer
Munition geladenen Kanonen auf diejenigen, welche die Regeln des Kampfs zwischen
Gut und Böse vergessen hatten.
Die Schüsse der Offiziere der »Partei Frankreichs« holten die Männer des FIS aus den
Wolken ihrer Illusionen auf den Boden der Tatsachen zurück. Hatten sie geglaubt, dass
ihnen die Türen zur Macht weit offen stünden, so wurden sie nun zu ihrer Überraschung
durch die Tore von Gefängnissen und Lagern geschleift und landeten in den Zellen der
neuen Weltordnung.
Was uns zu der Schlussfolgerung gebracht hat, dass »der Dschihad die einzige Lösung
ist«, war die Grausamkeit und Ungerechtigkeit des neuen jüdisch-christlichen Kreuzzuges, der die Umma mit bodenloser Verachtung behandelt. Der Muslim im allgemeinen
und der Araber im Besonderen lebt, all seiner Habe verlustig und von allen Mächten
bedroht, wie ein Lamm unter den Wölfen. […]
Von der Mobilisierung der fundamentalistischen Bewegung
Die Umma mobilisieren, um sie am Kampf teilhaben zu lassen, und sich davor hüten,
einen elitären Kampf gegen die Macht zu eröffnen: die Dschihad-Bewegung muss sich
auf die Massen zubewegen, ihre Ehre verteidigen, sie beschützen, sie leiten und sie zum
Sieg führen, ihr im Opfer vorangehen und ihr die Dinge in einem Stil begreiflich machen,
der die Wahrheit allen, die nach ihr suchen, zugänglich macht. Sie muss die Grundlagen
des Glaubens und deren schlichte Wahrheiten ohne komplizierte Ausdrücke und hohle
Konstruktionen widergeben.
Unsere Dschihad-Bewegung muss auf die Arbeit an den Massen, das heisst auf die
Predigt in der Umma, ihr Augenmerk legen, am muslimischen Volk Dienst tun und die
Menschen über alle möglichen mildtätigen und erzieherischen Werke in ihr Anliegen
einbinden. Kein Platz darf ungenutzt bleiben. Wir müssen das Vertrauen, die Zuneigung
und den Respekt der Menschen gewinnen, denn sie werden uns nur dann lieben, wenn
sie spüren, dass wir sie lieben, uns um sie kümmern und sie beschützen. Kurzum, die
Dschihad-Bewegung muss im Inneren der Umma und vor ihr in die Schlacht eintreten
und sich davor hüten, ihr gegenüber in die Isolation zu geraten, indem sie einen elitären
Kampf gegen die Macht führt. […]
Die Dschihad-Bewegung muss die Umma in ihren Heiligen Krieg mit einbeziehen, und
die Umma wird an ihm nur dann teil nehmen, wenn für die Massen die Parolen der
Mudschaheddin verständlich sind.
Die Parole, welche die Umma gut verstanden hat und der sie seit 50 Jahren folgt, ist der
Aufruf zum Dschihad gegen Israel. Darüber hinaus hat sich die Umma seit einem
Jahrzehnt gegen die amerikanische [Truppen-]Präsenz begeistert mobilisieren lassen
und hat auf den Aufruf zum Dschihad gegen die Amerikaner positiv reagiert. Ein einziger
125
a
Blick auf die Geschichte der Mudschaheddin in Afghanistan, Palästina und
Tschetschenien zeigt, dass die Dschihad-Bewegung in jenem Moment eine zentrale
Stellung im Zentrum der Umma erlangt hat, als sie die nationale Befreiung von ihren
ausländischen Feinden zur Parole gemacht und dieser Befreiung das Profil eines
Kampfs des Islam gegen die Gottlosigkeit und die Ungläubigen gegeben hat. […]
Kleine Gruppen können unter den Amerikanern Angst und Schrecken verbreiten
Während dieses Dschihads werden die Positionen der Herrschenden und ihrer
Anhänger unter den Geistlichen, Intellektuellen, Richtern und Angehörigen der
Sicherheitsdienste deutlich hervortreten. Dann wird die islamische Bewegung den
Massen der Umma ihren Verrat aufzeigen und auch beweisen, dass sie durch ihren
Götzendienst zu diesem Verrat getrieben wurden, denn sie haben sich mit den Feinden
Gottes verbündet, sie haben sich den Mudschaheddin widersetzt, um den jüdischen und
christlichen Feinden der Umma zu dienen, womit sie sich an der Einheit Gottes
versündigt haben, weil sie den Götzendienern gegen die Muslime wegen deren
islamischem Glauben Vorschub geleistet haben.
Man kann einem Amerikaner oder einem Juden stets auf der Strasse nachschleichen
und ihn mit einem Revolverschuss oder Messerstich, mit einem selbstgebastelten
Sprengsatz oder mit einem Hieb mit der Eisenstange töten. Ihr Eigentum mit einem
Molotowcocktail in Brand zu setzen, geht ganz leicht. Mit den verfügbaren Mitteln
können kleine Gruppen unter den Amerikanern und Juden Angst und Schrecken
verbreiten.
Die Schlacht, welche die islamische Bewegung im allgemeinen und die des Dschihads
im Besonderen führen muss, ist die um die Bewusstwerdung innerhalb der Umma:
[…]
-
indem sie die Regierenden geisseln, die den Islam bekämpfen;
-
indem sie betonen, dass der Muslim der muslimischen Glaubenslehre gehorchen
muss und sich mit den Ungläubigen nicht verbünden darf;
-
indem sie jedem Muslim aufzeigen, dass er persönliche Verantwortung für die
Verteidigung des Islam, der heiligen Städten, seiner Gemeinschaft und seiner
Territorien trägt;
-
indem sie die Umma vor den „Palast-Ulema“ warnen und die Umma daran
erinnern, dass die Ulema des Dschihads und die Imame der Aufopferung einen
Anspruch auf sie haben und dass es ihre Pflicht ist, diese zu unterstützen und zu
schützen.
-
indem sie das ganze Ausmass der Aggression, der unsere Religion und die
heiligen Stätten ausgesetzt sind, sowie das Ausmass der Plünderung unserer
Ressourcen aufzeigen;
-
indem sie schliesslich das Ziel im Auge behalten, einen muslimischen Staat im
Herzen der muslimischen Welt zu errichten: Die Dschihad-Bewegung muss einen
Plan mit dem Ziel verfolgen, sich auf einem Gebiet der muslimischen Welt
niederzulassen und dort einen islamischen Staat zu errichten, den sie verteidigen
und von dem aus sie ihren Kampf zur Wiederherstellung des rechtgeleiteten
Kalifats nach Art des Propheten führen kann.
126
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Die Amerikaner und die Juden schlagen
Wenn die Kräfte der Unterdrückung uns zu einem Zeitpunkt, den wir nicht gewählt
haben, in die Schlacht treiben, müssen wir auf dem von uns gewählten Terrain reagieren
– und die Amerikaner und Juden in ihren Ländern schlagen. Dies hat drei Vorteile:
-
erstens versetzen wir dem Meister, der seinen Knecht schützt, einen Hieb;
-
zweitens ziehen wir die Umma auf unsere Seite, weil wir das Ziel anvisieren, das
sie als den Aggressor, unter dem sie leidet, getroffen sehen will;
-
drittens zeigen wir dem muslimischen Volk, dass uns das Regime unterdrückt,
um seine amerikanischen und jüdischen Herren zu schützen, und dass es dabei
seine Fratze zeigt: die des käuflichen Polizisten, der den Besatzern, den Feinden
der Umma, ergeben ist.
[…]
Von der Auswahl der Ziele und der Bedeutung der Märtyreroperationen
Den Stil der Provokation und des Angriffs verändern: Die islamische DschihadBewegung muss ihre Angriffe und Mittel des Widerstandes gegen ihre Feinde
vervielfältigen, um der aussergewöhnlichen Zunahme ihrer Kräfte, der Qualität ihrer
Waffen, ihrer Zerstörungskraft, ihrer Missachtung sämtlicher Verbote und sogar des
Kriegsrechts entgegenzutreten. Notwendig ist:
1. darauf zu achten, beim Feind möglichst grosse Schäden zu verursachen und
möglichst viele Menschen zu töten, weil dies die einzige Sprache ist, die der
Westen versteht, so grosse Anstrengungen und so viel Zeit diese Operationen
auch kosten mögen;
2. sich auf die Märtyreroperationen zu konzentrieren, die am geeignetsten sind,
dem Feind Verluste beizubringen, und für die möglichst wenig Mudschaheddin
geopfert werden müssen;
3. die Ziele und den Typ der Waffen so zu wählen, dass sie den Feind an seinen
sensiblen Punkten treffen, um ihn von der Unterdrückung, Verachtung und
Schändung aller heiligen Gewohnheiten und Dinge abzuschrecken, damit er
dank dieses Kampfs auf seinen gewöhnlichen Platz zurückkehrt;
4. erneut zu betonen, dass es in diesem Stadium des Kampfs sinnlos wäre, sich auf
den inneren Feind zu konzentrieren.
[…]
Die Umma zu befreien, die Feinde des Islam anzugreifen und gegen sie den
Dschihad zu führen, erfordert eine islamische Macht auf dem Boden eines
muslimischen Landes, welches das Banner des Dschihads aufpflanzt und die
Muslime um sich schart. Wird dieses Ziel nicht erreicht, so beschränkt sich unser Tun
auf einfache Störmanöver, die ihr Ziel verfehlen werden: die Wiederherstellung des
Kalifats und den Rückzug der Eindringlinge aus den Ländern des Islam.
127
a
45. David J. Kilcullen (*1967), Best-Practice Counterinsurgency (2009)46
Counterinsurgency: Possible, Not Recommended
Best-Practice Counterinsurgency
The Afghanistan and Iraq examples demonstrate that if we must engage in large-scale
counterinsurgency campaigns, then there are certain techniques that can work when
properly applied in support of a well-considered political strategy. Indeed, drawing
together our observations from Afghanistan and Iraq, as well as Timor, Thailand and
Pakistan, it is possible to distill a series of principles for effective counterinsurgency.
These are neither original, nor unique to current conflicts, or to the United States:
historically, all successful counterinsurgencies seem to have included some variation on
them. But current counterinsurgency campaigns are occurring in traditional, often tribal
societies, and under resource constraints that make classical counterinsurgency
methods (particularly the traditionally-recommended force ratio of 20 police or military
personnel per 100 local people) simply unrealistic. Nevertheless, the field evidence
suggests that effectiveness improves exponentially when counterinsurgents apply eight
“best practices” (discussed in more detail below):
1. A political strategy that builds government effectiveness and legitimacy while
marginalizing insurgents, winning over their sympathizers and co-opting local allies;
2. A comprehensive approach that closely integrates civil and military efforts, based on a
common diagnosis of the situation and a solid long-term commitment to the
campaign;
3. Continuity of key personnel and policies, with sufficient authority and resources to do
the job;
4. Population-centric security founded on presence, local community partnerships, selfdefending populations, and small-unit operations that keep the enemy off balance;
5. Cueing and synchronization of development, governance and security efforts, building
them in a simultaneous, coordinated way that supports the political strategy;
6. Close and genuine partnerships that put the host nation government in the lead and
build self-reliant, independently functioning institutions over time;
7. Strong emphasis by coalition forces on building effective and legitimate local security
forces, balanced by a willingness to close with the enemy in direct combat while these
forces are built; and
8. A region-wide approach that disrupts insurgent safe havens, controls borders and
frontier regions, and undermines terrorist infrastructure in neighboring countries.
A brief discussion of each of these principles follows.
46
David J. Kilcullen, The Accidental Guerrilla. Fighting Small Wars in the Midst of a Big One, London 2009, pp. 264-267.
128
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Political Strategy. Building the political legitimacy and effectiveness of a government
affected by an insurgency, in the eyes of its people and the international community, is
fundamental. Political reform and development represents the hard core of any
counterinsurgency strategy, and provides a framework for all other counterinsurgency
programs and initiatives. This requires a genuine willingness to reform oppressive
policies, remedy grievances and fix problems of governance that create conditions
extremists exploit. In parallel, the political strategy is designed to undermine support for
insurgents, win over their sympathizers to the government side, and co-opt local
community leaders to ally themselves with the government.
Comprehensive Approach. Best-practice counterinsurgency closely integrates political,
security, economic and information components. It synchronizes civil and military efforts
under unified political direction and common command-and-control, funding and
resource mechanisms. This requires a shared diagnosis of the situation – agreed
between civilian and military agencies, coalition and host nation governments, and
updated through continuous, objective situational assessment.
Continuity, Authority and Resources. Key personnel (commanders, ambassadors,
political staffs, aid mission chiefs, key advisers and intelligence officers) in a
counterinsurgency campaign should be there “for the duration”. If this is not possible,
they should serve the longest tour feasible. Key personnel must receive adequate
authority and sufficient resources to get the job done while taking a long-term view of the
problem, so that a consistent set of policies can be developed and applied over time.
Population-centric Security. Effective counterinsurgency provides human security to the
population, where they live, twenty-four hours a day. This, rather than destroying the
enemy, is the central task. It demands continuous presence by security forces that
protect population centers, local alliances and partnerships with community leaders, the
creation of self-defending populations through local neighborhood watch and guard
forces, and small-unit ground forces that operate in tandem with local security forces,
developing pervasive situational awareness, quick response times and unpredictable
operating patterns that keep the enemy off balance.
Synchronization of Security, Development and Governance. Timeliness and reliability in
delivering on development promises is critical in winning popular support. This requires
careful cueing of security operations to support development and governance activities,
and vice versa. In turn, counterinsurgents must synchronize all these activities to support
the overall political strategy through a targeted information campaign.
Partnership with the Host Nation Government. Best-practice strategy puts the host
government genuinely and effectively in the lead, via integrated “campaign management”
planning and consultation mechanisms. These apply coalition expertise to cover local
gaps, build the host government’s capacity, respect its sovereignty and leverage its local
knowledge and “home-ground advantage”.
Effective, Legitimate Local Security Forces. Effective counterinsurgency requires
indigenous security forces that are legitimate in local eyes, operate under the rule of law,
and can effectively protect local communities against insurgents. Building such forces
takes vastly more time and resources than is usually appreciated. While these forces are
being built, the coalition must be willing to close with the enemy in direct combat, thereby
minimizing insurgent pressure on local institutions. Direct combat (not remote engage-
129
a
ment) is essential to minimize collateral non-combatant casualties, ensure flexible
responses to complex ground environments, and allow rapid political and economic
follow-up after combat action.
Region-wide Approach. Because of the active sanctuary insurgents typically rely on in
neighboring countries, and the support they receive from trans-national terrorist
organizations and cross-border criminal networks, an integrated region-wide strategy is
essential. This must focus on disrupting insurgent safe havens, controlling borders and
frontier regions, and undermining terrorist infrastructure in neighboring countries, while
building a diplomatic consensus that creates a regional and international environment
inhospitable to terrorists and insurgents.
[…]
130
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
46. David H. Petraeus
(1.8.2010)47
(*1952),
COMISAF’s
Counterinsurgency
131
Guidance
FOR The Soldiers, Sailors, Airmen, Marines, and Civilians of NATO ISAF and US
Forces-Afghanistan
Team, here is my guidance for the conduct of counterinsurgency operations in Afghanistan. In keeping with the admonition in this guidance to “learn and adapt,” I will update
this document periodically in the months ahead. Indeed, this edition is my first update, as
I received useful feedback on the initial draft from Afghan partners and also received
advice from elders and Special Forces teams in Herat Province’s Zericho Valley. I
welcome further feedback.
As I noted during my assumption of command remarks, it is a privilege to serve with
each of you in this hugely important endeavor. And I appreciate all that you will do in
helping to turn this guidance into reality on the ground.
Secure and serve the population. The decisive terrain is the human terrain. The
people are the center of gravity. Only by providing them security and earning their trust
and confidence can the Afghan government and ISAF prevail.
Live among the people. We can’t commute to the fight. Position joint bases and combat
outposts as close to those we’re seeking to secure as is feasible. Decide on locations
with input from our partners and after consultation with local citizens and informed by
intelligence and security assessments.
Help confront the culture of impunity. The Taliban are not the only enemy of the
people. The people are also threatened by inadequate governance, corruption, and
abuse of power – recruiters for the Taliban. President Karzai has forthrightly committed
to combat these threats. Work with our Afghan partners to help turn his words into reality
and to help our partners protect the people from malign actors as well as from terrorists.
Help Afghans build accountable governance. Afghanistan has a long history of
representative self-government at all levels, from the village shura to the government in
Kabul. Help the government and the people revive those traditions and help them
develop checks and balances to prevent abuses.
Pursue the enemy relentlessly. Together with our Afghan partners, get our teeth into
the insurgents and don’t let go. When the extremists fight, make them pay. Seek out and
eliminate those who threaten the population. Don’t let them intimidate the innocent.
Target the whole network, not just individuals.
Fight hard and fight with discipline. Hunt the enemy aggressively, but use only the
firepower needed to win a fight. We can’t win without fighting, but we also cannot kill or
capture our way to victory. Moreover, if we kill civilians or damage their property in the
course of our operations, we will create more enemies than our operations eliminate.
That’s exactly what the Taliban want. Don’t fall into their trap. We must continue our
efforts to reduce civilian casualties to an absolute minimum.
Identify corrupt officials. President Karzai has said, “My government is committed to
fighting corruption with all means possible.” Help the government achieve that aim. Make
sure the people we work with work for the people. If they don’t, work with partners to
47
www.isaf.nato.int/from-the-commander/from-the-commander/comisaf-s-counterinsurgency-guidance.html. (19.1.2011)
a
enable action, or we will appear to be part of the problem. Bring networks of malign
actors to the attention of trusted Afghan partners and your chain of command. Act with
your Afghan partners to confront, isolate, pressure, and defund malign actors – and,
where appropriate, to refer malign actors for prosecution.
Hold what we secure. Together with our Afghan partners, develop the plan to hold an
area (and to build in it) before starting to clear or secure it. The people need to know that
we will not abandon them. Prioritize population security over short-duration disruption
operations. And when we begin to transition to Afghan lead, thin out rather than handing
off and withdrawing, maintaining headquarters even as we reduce combat elements.
Foster lasting solutions. Help our Afghan partners create good governance and
enduring security. Avoid compromises with malign actors that achieve short-term gains
at the expense of long-term stability. Think hard before pursuing initiatives that may not
be sustainable in the long run. When it comes to projects, small is often beautiful.
Money is ammunition; don’t put it in the wrong hands. Institute “COIN contracting”.
Pay close attention to the impact of our spending and understand who benefits from it.
And remember, we are who we fund. How we spend is often more important than how
much we spend.
Be a good guest. Treat the Afghan people and their property with respect. Think about
how we drive, how we patrol, how we relate to people, and how we help the community.
View our actions through the eyes of the Afghans and, together with our partners,
consult with elders before pursuing new initiatives and operations.
Consult and build relationships, but not just with those who seek us out. Earn the
people’s trust, talk to them, ask them questions, and learn about their lives. Inquire about
social dynamics, frictions, local histories, and grievances. Hear what they say. Be aware
of others in the room and how their presence may affect the answers you get. Crosscheck information and make sure you have the full story. Avoid knee-jerk responses
based on first impressions. Don’t be a pawn in someone else’s game. Spend time, listen,
consult, and drink lots of tea.
Walk. Stop by, don’t drive by. Patrol on foot whenever possible and engage the
population. Take off your sunglasses. Situational awareness can only be gained by
interacting face-to-face, not separated by ballistic glass or Oakleys.
Act as one team. Work closely with our international and Afghan partners, civilian as
well as military. Treat them as brothers-in-arms. Unity of effort and cooperation are not
optional.
Partner with the ANSF. Live, eat, train, plan, and operate together. Depend on one
another. Hold each other accountable at all echelons down to trooper level. Help our
ANSF partners achieve excellence. Respect them and listen to them. Be a good role
model.
Promote local reintegration. Together with our Afghan partners, identify and separate
the “reconcilables” from the “irreconcilables.” Identify and report obstacles to
reintegration. Help our partners address grievances and strive to make the reconcilables
part of the local solution, even as we work with our partners to identify and kill, capture,
drive out, or “turn” the irreconcilables.
132
DSS / MILAK, Klassiker der Strategiegeschichte und der Kriegstheorie. Quellensammlung
Be first with the truth. Beat the insurgents and malign actors to the headlines. Preempt
rumors. Get accurate information to the chain of command, to Afghan leaders, to the
people, and to the press as soon as possible. Integrity is critical to this fight. Avoid
spinning, and don’t try to “dress up” an ugly situation. Acknowledge setbacks and
failures, including civilian casualties, and then state how we’ll respond and what we’ve
learned.
Fight the information war aggressively. Challenge disinformation. Turn our enemies’
extremist ideologies, oppressive practices, and indiscriminate violence against them.
Hang their barbaric actions like millstones around their necks.
Manage expectations. Avoid premature declarations of success. Note what has been
accomplished and what still needs to be done. Strive to under-promise and over-deliver.
Live our values. Stay true to the values we hold dear. This is what distinguishes us from
our enemies. We are engaged in a tough endeavor. It is often brutal, physically
demanding, and frustrating. All of us experience moments of anger, but we must not give
in to dark impulses or tolerate unacceptable actions by others.
Maintain continuity through unit transitions. From day one, start building the
information you’ll provide to your successors. Share information and understanding in
the months before transitions. Strive to maintain operational tempo and local
relationships throughout transitions to avoid giving insurgents and malign actors a rest.
Empower subordinates. Resource to enable decentralized action. Push assets and
authorities down to those who most need them and can actually use them. Flatten
reporting chains (while maintaining hierarchical decision chains). Remember that it is
those at tactical levels – the so-called “strategic sergeants” and “strategic captains” –
who turn big ideas in counterinsurgency operations into reality on the ground.
Win the battle of wits. Learn and adapt more quickly than the enemy. Be cunning.
Outsmart the insurgents. Share best practices and lessons learned. Create and exploit
opportunities.
Exercise initiative. In the absence of guidance or orders, figure out what the orders
should have been and execute them aggressively.
133
a
Weiterführende Literatur und Quellensammlungen
Chaliand, Gérard, Anthologie mondiale de la stratégie: des origines au nucléaire, Paris
2001 (2. Auflage).
Couteau-Bégarie Hervé, Traité de Stratégie, Paris 2006 (5. Auflage).
Gat Azar, A History of Military Thought: From the Enlightenment to the Cold War, Oxford
2001.
Freedman Lawrence, Strategy. A History, New York 2013.
Hahlweg Werner (Hg.), Klassiker der Kriegskunst, Darmstadt 1960.
Heuser Beatrice, Den Krieg denken. Die Entwicklung der Strategie seit der Antike,
Paderborn etc. 2010.
Jordan, David; Kiras, James D.; Lonsdale David J.; Speller, Ian; Tuck, Christopher;
Walton, C. Dale (eds.), Understanding Modern Warfare, Cambridge 2009.
de Montbrial Thierry und Klein Jean, Dictionnaire de Stratégie, Paris 2000.
Mahnken Thomas G. and Maiolo Joseph A. (eds.), Strategic Studies. A Reader,
Abington 2008.
Münkler Herfried, Der Wandel des Krieges. Von der Symmetrie zur Asymmetrie,
Göttingen 2006 (2. Auflage).
Paret Peter (ed.), Makers of Modern Strategy. From Machiavelli to the Nuclear Age,
Princeton 1986.
134