Frischer Wind für Olympische Winterspiele in der Schweiz

MEDIENINFORMATION
Frischer Wind für Olympische Winterspiele in der Schweiz
Zukunftsorientiertes Konzept mit neuen Ideen und neuen Köpfen
Chur, 10. Dezember 2015. Die Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden wollen der
Region dringend nötige Impulse verleihen. Deshalb initiierten sie eine Kandidatur für die
Olympischen Winterspiele 2026. Für die Ausarbeitung eines neuen Konzepts gewannen die
Wirtschaftsvertreter ein tatkräftiges Team unter der Leitung von Andreas Wieland, CEO der
Hamilton. Der Grosse Rat hat die Regierung beauftragt, das Projekt der Bündner Wirtschaft zu
unterstützen.
«Wir respektieren den Willen der Stimmbevölkerung, die im März 2013 eine Olympiakandidatur des
Kantons Graubünden knapp abgelehnt hat», erklärt Ernst Wyrsch, Präsident hotelleriesuisse
Graubünden, an der Medienkonferenz am Donnerstag in Chur. Seither habe sich die wirtschaftliche
Situation leider markant verändert. Die Wirtschaft spüre akzentuiert die Folgen der
Zweitwohnungsinitiative und der Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses. Auch der
Wirtschaftsentwicklungsbericht der Regierung aus dem Jahre 2014 hat auf die verschiedensten
Schwachstellen der Bündner Wirtschaft hingewiesen.
«Wir sind überzeugt, dass wir dringend neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Impulse brauchen
und jetzt Verantwortung für unsere Nachkommen übernehmen müssen», sagt Wyrsch. Die
Dachorganisationen hätten aus diesem Grund die Initiative ergriffen und Wege gesucht, dem
Negativtrend, der sich auch in einer verstärkten Abwanderung von Fachkräften manifestiert,
entgegenzuwirken. Die Dachorganisationen sind überzeugt, dass eine Kandidatur für Olympische
Winterspiele diesen nötigen Impuls gibt. «Dafür braucht es ein komplett neues Konzept mit neuen
Ideen und neuen Köpfen», erklärt er.
Künftige Investoren motivieren
Im Bereich Tourismus fordert der Bericht Wirtschaftsentwicklung eine stärkere und gezielte Förderung
von Grossveranstaltungen, da «Grossveranstaltungen zur Profilierung des jeweiligen Standorts
beitragen». Wyrsch freut sich zwar an den innovativen Ideen aus der Tourismusbranche. «Das reicht
aber nicht, um die Bevölkerung in Graubünden zu halten – insbesondere in den Randregionen», ist er
überzeugt. Der Kanton müsse wieder attraktiver werden, um wettbewerbsfähig und interessant zu
bleiben. «Künftige Investoren sollen motiviert werden, in Graubünden wieder vermehrt zu
investieren», sagt der Hotelier.
Ende August 2015 überwies CVP-Grossrat Remo Cavegn den von 90 Grossräten unterzeichneten
Auftrag betreffend Unterstützung einer Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2026 an die
Regierung. In ihrer Antwort im Oktober anerkannte die Regierung den Handlungsbedarf und die
Notwendigkeit für wirksame Massnahmen zur Stärkung der Wirtschaftskraft und der
Wettbewerbsfähigkeit. «Allein schon eine Kandidatur würde finanzielle und personelle Ressourcen
freisetzen, die andernfalls nicht oder nicht im selben Ausmass zur Verfügung stehen würden»,
schreibt die Regierung. Deshalb signalisierte sie eine «grosse Offenheit» gegenüber einer Diskussion
um Olympische Winterspiele in Graubünden. Diese Haltung hat der Grosse Rat bestätigt. Mit 73:13
Stimmen hat er (gestern) Mittwoch der Regierung den Auftrag erteilt, die von der Bündner Wirtschaft
lancierte Kandidatur zu unterstützen.
Kandidatur gibt notwendige Impulse
Für Urs Schädler, Präsident des Bündner Gewerbeverbandes, ist wichtig, dass der Bericht
Wirtschaftsentwicklung im Kanton Graubünden «kein Papiertiger bleiben darf, sondern im Interesse
des ganzen Kantons umgesetzt» wird. Die wirtschaftliche Entwicklung in Graubünden sei
«besorgniserregend». Es brauche dringend geeignete Impulse, um der verstärkten
Abwanderungsproblematik und der rückläufigen Entwicklung geschlossen entgegenzutreten. «Die
Organisation von dezentralen und ressourcenschonenden Olympischen Winterspielen ist ein solcher
Impuls», ist er überzeugt. Nur schon der Weg einer Kandidatur sei ein lohnender Effort, um die nötige
Aufbruchsstimmung zu erzeugen. «Wir haben die Pflicht, Voraussetzungen zu schaffen, dass auch
nächste Generationen hier leben und arbeiten können.»
Bei der Ausarbeitung einer neuen Kandidatur seien die Sensibilitäten von Wirtschaft und Gesellschaft
zu respektieren. «Es braucht frische, motivierte Kräfte, die in Wirtschaft und Tourismus verankert sind
und über die nötigen Erfahrungen und Verbindungen verfügen, um ein solches Projekt anstossen, zu
entwickeln und leiten zu können», erklärt Schädler. Als ehemaliger Vizedirektor der Rhätischen Bahn,
Vertreter von Schweiz Tourismus in Japan sowie Präsident von Graubünden Ferien erfüllt HamiltonCEO Andreas Wieland das Anforderungsprofil als Leiter Projektentwicklung in idealer Weise. «Er steht
auch für Teamgeist und Teamarbeit. Über seine Zusage haben wir uns sehr gefreut», sagt der
höchste Gewerbevertreter des Kantons.
Dezentrale Spiele statt temporäre Bauten
Im Zentrum des neuen Konzepts steht die Vision von «digitalen Spielen», damit die Wettkämpfe über
die virtuelle Realität in die Wohnzimmer getragen werden und so alle emotional teilnehmen können,
die nicht am Pisten- oder Spielfeldrand stehen. «Wir wollen beweisen, dass es dank Einsatz
modernster Technik möglich ist, spannende und zugleich umweltverträgliche und nachhaltige Spiele
durchzuführen, die auf der bestehenden und auf den neusten Stand gebrachten Infrastruktur
beruhen», erklärt Andreas Wieland die zentrale Zielvorgabe. Auch hierbei knüpft das Konzept an den
Bericht zur Wirtschaftsentwicklung im Kanton Graubünden an, der die nötige Digitalisierung des
Kantons hervorhebt.
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Der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) folgend, sollen die Wettkämpfe in
bestehenden Anlagen stattfinden. «Wir nutzen die bestehende Infrastruktur und bringen sie auf den
modernsten Stand, um den Athletinnen und Athleten die bestmöglichen Voraussetzungen für
Höchstleistungen zu bieten. Neue Anlagen werden nur gebaut, wenn es wirklich nötig ist und dann nur
an einem Standort, an dem ein Bedarf nachgewiesen und die spätere Nutzung gewährleistet ist», hält
Wieland fest. Entsprechend wird auf teure temporäre Bauten verzichtet und auf dezentral organisierte
Spiele gesetzt. «Wir möchten die Winterspiele dort ausrichten, wo es am meisten Sinn macht und
verschiedene Regionen in das Projekt einbinden», erklärt er. Für die einzelne Region sollen die
Dimensionen jene einer entsprechenden Weltmeisterschaft nicht übersteigen.
Bildungsstandort stärken
«Den Begriff Nachhaltigkeit wollen wir mit neuen Inhalten füllen», sagt Andreas Wieland weiter. Dieser
dürfe sich nicht auf Infrastrukturen wie Strassen, Bahnverbindungen und Gebäude beschränken. Die
Olympischen Winterspiele sollen den nächsten Generationen ein wertvolles Vermächtnis hinterlassen.
Die Rahmenbedingungen für Kommunikationsmittel müssten verbessert werden. «Modernste
Glasfaser-Technologie, virtuelle Infrastrukturen, der zukünftigen Technologie angepasste
Übertragungsmöglichkeiten – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, auf die wir bei der Ausarbeitung des
Konzepts eingehen werden», verspricht er. Die Innovation und der Nutzen für die künftigen
Generationen stehen im Vordergrund. Gesellschaft und Wirtschaft sollen in den involvierten Regionen
dank Olympia einen grossen Schritt Richtung digitales Zeitalter machen.
Von Beginn an werden die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur, die Interstaatliche
Hochschule für Technik in Buchs und weitere Institutionen aus Bildung und Forschung in das Projekt
eingebunden. «Wir heben sie damit auf ein internationales Niveau und stärken so den
Bildungsstandort», ist Wieland überzeugt. So könne das Image der Schweiz als Hightech-Gesellschaft
unterstrichen werden. «Das vorhandene Know-how soll mit der Organisation von Olympischen
Winterspielen weiterentwickelt werden», so Andreas Wieland. Im Zusammenhang mit der
Durchführung internationaler Grossveranstaltungen fliessen erfahrungsgemäss namhafte Beträge in
die Forschung, deren Ergebnisse sowohl dem Sport als auch der Gesellschaft zugutekommen. Eine
deutliche Aufwertung der Paralympics ist ihm ebenfalls ein grosses Anliegen. «Die ausgezeichnete
Infrastruktur im Gesundheitswesen soll bekannt werden und zum Einsatz kommen. Das Segment
Gesundheitstourismus wollen wir fördern und aufbauen», erklärt er. Auch soll die Region zu einem
interessanten Standort für Medizintechnik-Unternehmen werden.
Vorhandene Kompetenzen im Projektteam vereinen
Neben dem grossen Gemeinschaftsnutzen für alle Sparten sieht der Leiter Projektentwicklung in der
Austragung von Olympischen Winterspielen in der Schweiz auch einen grossen Nutzen für den Sport
im Land. «Grossanlässe sind ein wichtiger Treiber für die Sportförderung und haben darüber hinaus
eine starke Ausstrahlung in breite Bevölkerungsschichten: Sie bringen junge Menschen zum Sport»,
ist der ehemalige Nachwuchslangläufer überzeugt. Sport sei mehr als nur Freizeitbeschäftigung und
Fitness. «Im Sport lernen Jugendliche Werte wie Fairness, Respekt und Freundschaft kennen, die sie
durch ihr ganzes Leben begleiten.»
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Für die Erarbeitung des Konzepts stellt Wieland ein Team mit neuen Köpfen zusammen. «Die
angefragten Personen verfügen über eine grosse fachliche Kompetenz, ein Projekt selbständig mit
Durchsetzungswillen erarbeiten zu können», erklärt er. Es brauche den Mut, sicher zu führen und
Grenzen zu setzen. «Sie müssen vernetzt denken können und neben ihrem Ressort das ganze
Projekt im Blickfeld haben», so Wieland weiter. Sozialkompetenz in Form von ausgeprägter
Teamfähigkeit sei ebenso wichtig wie die Einsicht, der Sache und nicht in erster Linie sich selbst zu
dienen. Begleitet wird das Projektteam durch eine strategische Begleitgruppe mit Persönlichkeiten aus
Politik und Behörden. Diese wird sich unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie das neue
Konzept hinsichtlich der Volksabstimmung den Bündnerinnen und Bündnern präsentiert wird.
Volksabstimmung im Herbst 2016 oder Frühjahr 2017
Bei der Besetzung aller Positionen im Team setzt Andreas Wieland auf existierende Kompetenzen.
«Das Know-how für die Organisation und die Durchführung von internationalen Veranstaltungen ist
vorhanden. Das wollen wir nutzen, integrieren und weiterentwickeln», sagt er. Um das neue Konzept
auszuarbeiten, baut Wieland primär auf neue Köpfe mit neuen Ideen, ohne vorhandenes Know-how
zu vernachlässigen. So nutzt das Projektteam für den Bereich sportliches Konzept das Wissen des
führendenden Schweizer Sportmarketing Unternehmens InfrontRingier und dessen Managing Director
Gian Gilli, einstiger Sportdirektor von Swiss Olympic und Direktor der Kandidatur 2022. Damit sollen
bewusst eine Abkehr vom Olympia-Konzept 2022 manifestiert sowie eine breitere Einbindung der
verschiedenen Tourismusregionen im Kanton unter gleichzeitigem Einbezug von geeigneten
Standorten auch ausserhalb des Kantons ermöglicht werden.
Derzeit arbeitet Swiss Olympic an den Richtlinien für eine Schweizer Olympiakandidatur. Diese
werden Anfang 2016 bekannt sein. «Wir werden unser Konzept und unsere Unterlagen gemäss
diesen Vorgaben erstellen», erklärt Barla Cahannes, im Projektteam zuständig für Kommunikation und
Koordination. Noch vor dem Grundsatzentscheid von Swiss Olympic über eine mögliche Schweizer
Kandidatur wird das Stimmvolk im Kanton Graubünden an der Urne über das Projekt Olympia 2026
befinden. Die Volksabstimmung ist für September 2016 oder Februar 2017 vorgesehen. Im Herbst
2017 entscheidet das IOC über die Candidate Cities; vergeben werden die Olympischen Winterspiele
2026 am IOC-Kongress im Juli 2019.
Die Chancen für eine Schweizer Kandidatur für die Olympischen Spiele im Jahr 2026 stehen
grundsätzlich gut, da die Winterspiele 2018 und 2022 in Asien stattfinden. Überdies wird erstmals die
im Jahr 2014 verabschiedete Agenda 2020 des IOC bei der Vergabe der Olympischen Winterspiele
2026 gänzlich zum Tragen kommen. Gemäss der ersten Empfehlung des Manifests sind die
Organisation von dezentralen Spielen sowie die Nutzung von bestehenden Sportanlagen explizit
erwünscht. Ausserdem will das IOC mit der Agenda 2020 mit klaren Richtlinien die Kosten für eine
Bewerbung senken.
Weitere Informationen erhalten Sie via Barla Cahannes, Tel. 078 745 50 22, Mail [email protected]
Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden, Hinterm Bach 40, Postfach 63, 7002 Chur, Tel. 081 257 03 23,
Fax. 081 257 03 24, [email protected]
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