6 REGION Südostschweiz | Dienstag, 12. Januar 2016 «Eine Zweitwohnungssteuer ist falsch» Auch der neue Vorschlag des Gemeindevorstands von Silvaplana für die Einführung einer Zweitwohnungssteuer stösst auf Widerstand. Zweitwohnungsbesitzer und eine einheimische Initiativgruppe wollen die Steuer ersatzlos aufheben. von Fadrina Hofmann tung heraus kann ich nicht akzeptieren, dass man eine Bevölkerungsgruppe herauspickt und ihr eine Steuer aufzwingt, damit die Hotellerie, das Gewerbe und der Erstwohnungsbau unterstützt werden», erklärt er und ergänzt: «Als pensionierter Richter weiss ich: In einem Streit sind immer diejenigen Lösungen die besten, bei denen beide Parteien teilweise zufrieden und teilweise unzufrieden sind.» I ch bin enttäuscht, dass die Gemeinde nach wie vor der Meinung ist, dass die Zweitwohnungssteuer das Gelbe vom Ei sei.» Diese Worte stammen von Bruno Suter, Zweitwohnungsbesitzer aus Silvaplana. Seit vergangener Woche liegen die Unterlagen zum neuen Zweitwohnungssteuergesetz öffentlich auf. Neu soll die Steuer nur bezahlen müssen, wer die Zweitwohnung selber weniger als 90 Tage nutzt (Ausgabe vom 8.Januar). Suter und seine Familie wären demnach von der Steuer befreit. Trotzdem wehrt sich der Zweitwohnungsbesitzer gegen die Einführung einer Zweitwohnungssteuer in Silvaplana. «Im heutigen Tourismusumfeld ist eine Zweitwohnungssteuer falsch», meint er. Zweitwohnungseigentümer seien treue Gäste, die einen grossen Teil der Wertschöpfung bringen und erst noch Steuern zahlen. «Diese Gäste sollte man nicht vor den Kopf stossen», betont Suter. «Der Grundsatz ist falsch» Suter stammt aus dem Kanton Zürich und war jahrelang Richter. Er beschäftigt sich nun bereits seit 2010 mit dem Thema Zweitwohnungssteuer in Silvaplana und war auch Mitglied der Arbeitsgruppe, welche die Ausführungsverordnung der ursprünglich «Es geht um die Art und Weise» Steuer spaltet Silvaplana: Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer wehren sich gegen die geplante Zweitwohnungssteuer. vorgesehenen Steuer ausarbeitete. Voraussichtlich am 9. März entscheidet die Gemeindeversammlung über die Neuauflage der Zweitwohnungssteuer als Gegenvorschlag zur Initiative einer einheimischen Gruppe, welche mit einem Wiedererwägungsantrag die Steuer ersatzlos aufheben möchte. «Der Gemeindevorstand will an der Zweitwohnungssteuer grundsätzlich festhalten, jedoch den Anliegen der Zweitwohnungseigentümer soweit sinnvoll Rechnung tragen», heisst es im aktuellen Bericht zum Erlass der Zweitwohnungssteuer. Am neuen Vorschlag ist laut Suter immerhin positiv, dass die Eigennutzung in einem gewissen Umfang anerkannt wird. Der Bild Marco Hartmann Grundsatz sei aber dennoch falsch. Kaum eine Familie habe 90 Tage Ferien, um die eigene Ferienwohnung so oft zu nutzen. Ausserdem sei es auch «weder gerecht noch logisch», dass touristisch bewirtschaftete Wohnungen generell nicht steuerpflichtig seien, auch wenn die Betten darin kalt blieben. «Von meiner liberalen Grundhal- Laut Gemeindepräsidentin Claudia Troncana würden viele Zweitwohnungsbesitzer von der Steuer finanziell profitieren, da der Betrag schlussendlich tiefer ausfallen würde als bei einer Erhöhung der Kur- und Gästetaxe. Dies bestreitet Suter nicht. Um den Betrag gehe es nicht. «Wenn man mehr Geld für den Tourismus will, dann müssen die Tourismusabgaben erhöht werden. Diese tragen nämlich all jene.» Romina Reich ist Mitinitiantin des Wiedererwägungsantrags. Ihrer Meinung nach bringt die Zweitwohnungssteuer nur einen Imageschaden und Verärgerung bei den Stammgästen. «Es geht nicht ums Geld, es geht um die Art und Weise», meint auch sie. Einer einzelner Gruppe werde vorgeschrieben, was sie mit den eigenen vier Wänden tun müsse. Warum die Gemeinde die Steuer durchboxen wolle, könne sie nicht verstehen. «Der Druck zur Innovation ist zu wenig gross» Der Netzwerker tritt ab. Adrian Dinkelmann, Regionalmanager von Davos/Klosters, wechselt ins Bündner Amt für Wirtschaft. Was er bewirken konnte und warum der 30-Jährige davor warnt, sich auf Pioniertaten auszuruhen. von Béla Zier Nach rund drei Jahren ist Schluss. Adrian Dinkelmann, der erste Regionalmanager der für Davos/Klosters im Einsatz stand, wechselt per Mai als neuer Leiter der Regionalentwicklung ins Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden. Dass es seine bisherige Position braucht, davon ist Dinkelmann überzeugt: «Es ist schwierig, die Leute in Davos vom Gärtlidenken wegzubringen und sich zu vernetzen. Deshalb braucht es diese Stelle, die die einzelnen Leistungsträger zusammenbringen kann.» Wenn man in der Standortförderung von Davos tätig ist, gehe es nicht primär um die Frage von Firmenansiedlungen, denn dazu fehle insbesondere auch der Platz. Das habe er von Anfang an gewusst. Ein Grossteil seiner Arbeit habe der Bestandes- pflege gegolten, sei darauf ausgerichtet gewesen, dass «wir unsere Forschungsinstitute und Bildungsinstitutionen halten und die bestehenden wirtschaftlichen Strukturen stärken können.» Ist ein Regionalmanager heute mehr ein Besitzstandwahrer? Dinkelmann: «Er ist ein Netzwerker, einer der sicherstellt, dass die vor Ort tätigen Organisationen und Unternehmen zufrieden sind.» Im besten Fall führe das dazu, dass Unternehmen wachsen können, meint der 30-Jährige. «Stehen weniger unter Zugzwang» Neue berufliche Herausforderung: Adrian Dinkelmann verlässt Davos. Bild Béla Zier In Davos verhalte es sich so, dass sich die Destination logischerweise auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müsse. Man könne die lokalen Wirtschaftsstrukturen, ihre inhaltlichen Bestandteile, nicht neu erfinden. Diese müsse man, etwa im Gesundheitswesen, aber den neuen Marktgegebenheiten anpassen. Es sei wichtig, dass man sich Gedanken darüber mache, wo die Alleinstellungsmerkmale liegen. In Davos würden solche Differenzierungsmerkmale speziell im Gesundheits- und Sportbereich bestehen. Dinkelmann betont, dass man sich hinsichtlich der künftigen Entwicklung nicht auf vergangenen Pioniertaten ausruhen darf: «Das ist die grösste Gefahr, so kommen wir nicht weiter.» Und, so Dinkelmann dazu: «Was Davos braucht, um wirklich weiterzukommen und innovativ zu sein, sind Menschen, die bereit sind, ein gewisses unternehmerisches Risiko zu tragen.» Dazu benötige es aber auch eine Gesellschaft, die das zulasse und jemanden nicht «verurteilt und abschreibt», der etwas riskiere und damit scheitere. Auch er musste feststellen, dass in Davos starke Partikularinteres- sen bestehen. «Man hört den Spruch immer wieder, Davos geht es einfach noch zu gut. Das würde ich so nicht unterschreiben, aber ich bin überzeugt, dass wir natürlich weniger unter Zugzwang stehen als andere Destinationen. Das ist unser grosser Vorteil, weil wir so breit abgestützt sind und nicht nur den klassischen Feriengast haben», so Dinkelmann. Das aber bremse wiederum die Innovationsgeschwindigkeit: «Der Druck zur Innovation ist zu wenig gross.» (WEMF-/SW-beglaubigt, 2015) Reichweite 164 000 Leser (MACH-Basic 2015-2) Erscheint siebenmal wöchentlich Kundenservice/Abo Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 0844 226 226, E-Mail: [email protected] Verlag Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50, E-Mail: [email protected] Inserate Somedia Promotion, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 58 58, E-Mail: [email protected] Abopreise unter www.suedostschweiz.ch/aboservice «Die Gäste bringen den Lohn» In Davos, so der Ratschlag Dinkelmanns, müsse man branchenübergreifend vernetzter denken. Und man müsse wahrnehmen, wie sehr die Destination vom Tourismus abhängig ist: «Es sind schlussendlich die Gäste, die allen in Davos den Lohn bringen.» IMPRESSUM Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz. 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