ist der komplette Original-Bericht.

Gewähltes Gremium aller 23 Schwerter Kindertageseinrichtungen
gem. Kinderbildungsgesetz NRW
Stefan Simon (Vorsitzender)
Hagener Straße 190a
58239 Schwerte
Tel.: 02304/242644
Mobil: 0172/2349681
Fax: 02304/242648
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Besuch der Firma Vitesca in Wuppertal
Am 08. Juni 2015 hat der Fernsehsender RTL eine Sendung mit dem
Titel „Team Wallraff“ ausgestrahlt, in welcher unter anderem auch
die Firma Vitesca in Wuppertal „undercover“ untersucht wurde. Eine
Reporterin wurde eingeschleust und hat angebliche Missstände
aufgedeckt.
Die Firma Vitesca kocht täglich 25000 Essen und beliefert unter
anderem auch vier Kindertageseinrichtungen und eine Grundschule
in Schwerte.
Betroffen sind die städtischen Kitas in Ergste, Villigst, der KonradZuse-Straße und in Wandhofen.
In der Sendung wurde die Verarbeitung verschimmelter Gurken
und abgelaufener Fleischwaren angeprangert. Auch waren
Bilder von ekelhaften Kochbedingungen von Gänsekeulen zu
sehen. Es wurde der Vorwurf in den Raum gestellt, Vitesca
würde minderwertige und teilweise verdorbene Ware jenseits
des Mindesthaltbarkeitsdatums verarbeitet.
Schon während der Sendung erreichten mich Anrufe und
Emails von besorgten Eltern, die Aufklärung, bzw. den
sofortigen Stopp aller Lieferungen von Vitesca wünschen.
Ich habe das Prinzip, niemanden zu verurteilen, ohne mir vorher einen eigenen Einblick in seine
Arbeit zu verschaffen. Da meine eigene Tochter in den Kindergarten Wandhofen geht, betrifft mich
dieser vermeintliche Skandal auch persönlich.
Am 09.06. habe ich noch vor der Dienstbesprechung im Jugendamt
vorgesprochen und um eine Aufklärung gebeten. Mittags hat die Firma
Vitesca auf ihrer Internetseite eine Stellungnahme veröffentlicht, in der
die Eltern und Kunden ausdrücklich gebeten werden, die Produktion zu
besichtigen und die Abläufe zu verstehen.
Ich habe diese Einladung genutzt und bin unangemeldet hingefahren.
Leider fand sich so kurzfristig niemand, der mich begleiten wollte. Da
ich während meines Wehrdienstes bei der Bundeswehr für sechs
Monate in der Luftwaffentruppenküche des Fliegerhorstes Ahlhorn mit
täglich 1000 Mann Verköstigung eingesetzt war, maße ich mir ein
gewisses Verständnis für eine Großküche an.
Herr Reimann (Geschäftsführer), Herr Orlowski (Vertrieb) und
Herr Bouwman (Küchenleiter) haben mich sehr offen empfangen.
Ich wurde mit einem Kittel, einem Haarnetz und
Schuhüberziehern versorgt und durch den ganzen Betrieb geführt.
Um in den Küchenbereich zu gelangen muss man durch
Desinfektionsschleusen gehen. Die Schuhe werden mit
Desinfektionsmittel abgebürstet, die Hände muss man so lange
waschen, bis ein Sensor grünes Licht gibt, danach werden die
Hände automatisch mit Desinfektionsmittel besprüht. Erst dann
wird ein Drehkreuz freigegeben und man gelangt in den Bereich,
wo die Lebensmittel verarbeitet werden. Hier war alles sauber und
ordentlich. An den Wänden gibt es fest installierte
Hochdruckreiniger, die ein spezielles Düsen- und Mischsystem
haben, womit nach der Arbeit der gesamte Küchenbereich
gereinigt und desinfiziert wird.
In der Fernsehsendung wurde ein Bereich gezeigt, in
welchem Gurken geschnitten wurden. Der Zufall wollte es
so, daß genau die gleiche Situation heute auch stattfand.
Im Fernsehen wurde moniert, daß die Gurken mit und
ohne Schimmel im gleichen Wasser gewaschen würden.
An dem entsprechenden Tisch gibt es zwei Waschbecken
und eine Anweisung, deren eingeschweißtes Papier so
aussieht, als würde es dort schon wesentlich länger
hängen. Man versicherte mir, daß bei einer Anlieferung
von 1700kg Gurken immer welche dabei seien, die
gequetscht wurden und dadurch verderben. Diese werden
aussortiert und gar nicht bis zum Waschvorgang gelassen.
In diesem Raum ist mir etwas aufgefallen. Im Fernsehbericht
spricht die Reporterin angeblich an dieser Station mit einem
anderen Mitarbeiter, der ihr sagt, „schneid das einfach weg“. Der
Hintergrund im Film passt aber nicht zu der tatsächlichen
Umgebung. Es liegt hier mein Verdacht nahe, daß verschiedene
Gespräche zu einer Szene zusammengeschnitten wurden. Eine
Verarbeitung der gelben Gammelgurke aus der Sendung wäre in
jedem Fall in der nachfolgenden Verarbeitung aufgefallen und
hätte sogar in der Verpackung und bei der Zubereitung auffallen
müssen. Dieser Gurkensalat hat mich bei meinem gesamten
Rundgang begleitet, immer wieder tauchte er auf. Erst beim
Schneiden, dann bei der Soße und schließlich in der Verpackung.
Ich schließe daher aus, daß der Bericht im Fernsehen den
Tatsachen entspricht.
Des Weiteren wurde im
Fernsehen berichtet, daß
abgelaufenes Fleisch verarbeitet würde. Ich durfte alle Kühlräume
und das Tiefkühllager besichtigen. Frisches Fleisch wird
Schockgefroren. Dadurch wird es länger haltbar. Die im
Fernsehen gezeigten Etiketten waren die der Frischware. Ein
kleines Etikett gibt den Zeitpunkt des Einfrierens an. Das ist
ähnlich wie Zuhause. Bei der Verarbeitung von eingefrorenem
Fleisch ist das Frischedatum auch schon abgelaufen. Ich habe
mich heute vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses mit Frau Dr. Schuh vom Gesundheitsamt
beraten. Sie hat bestätigt, daß diese Methode absolut zulässig und völlig in Ordnung ist. Das wird in
allen lebensmittelverarbeitenden Betrieben so gehandhabt.
Die falsche Etikettierung einer Charge Hackfleisch sei allerdings tatsächlich vorgekommen.
Verdorben war dieses Fleisch aber nicht.
Mir ist in dem Fernsehbericht ganz besonders eine Szene in Erinnerung geblieben, in der
Gänsekeulen gekocht wurden und das Wasser ständig
über den Rand lief. Mir wurde heute erklärt, daß sich
beim Kochen von Geflügelfleisch immer Schaum bildet,
der aus Hygienegründen abgeschöpft werden muss.
Deshalb wird Wasser eingeleitet und der Schaum
kontinuierlich von der Oberfläche weggespült. Im
Fernsehen sieht das aber ganz besonders ekelig aus.
Im Fernsehen sah alles dunkel und bräunlich aus. Das
muß an der Spionagekamera gelegen haben. Die Räume
sind hell und weiß und durchgängig rein.
Nach der Verpackung in Folie werden die Speisen in den
sogenannten Chiller gebracht, worin sie innerhalb von 90
Minuten auf 3 Grad Celsius abgekühlt werden. Die Wagen, die
hierfür verwendet werden, sind nicht die gleichen, die vorher im
Konvektomaten (Dampfgarer) gewesen sind. Sie haben einen
anderen Etagenabstand und einen anderen Fuß, sodaß sie gar
nicht hinein passen würden. Auch hier liegt ein Fehler im
Fernsehbericht vor. Die Packungen werden gegart, in der
Tiefkühlung handwarm abgekühlt und dann auf die Wagen des
Chillers umgeladen, um dann auf 3 Grad Celsius abgekühlt zu werden.
Alle Vorgänge waren für mich schlüssig und lückenlos
nachvollziehbar. Ich habe nichts entdeckt, was mein Misstrauen
hervorgerufen hätte. Die Kühlketten werden eingehalten, die
Nahrungsmittel können lückenlos auf ihren Wegen und ihrer
Herkunft dokumentiert. Ich habe keine Anzeichen für eine
fahrlässige Verarbeitung oder sorglosen Umgang feststellen
können. Im Gegenteil. Ich habe die Mitarbeiter beobachtet. Sie
machen einen verantwortungsbewussten Eindruck. Da wirkte
nicht gestellt, weil Besuch da war, sondern ehrlich.
Viele Mitarbeiter haben selbst Kinder, die in ihren Kitas und
Schulen das Vitesca-Essen zu sich nehmen. Die
Lebensmittelüberwachung kontrolliert den Betrieb
regelmäßig. Der Wallraff-Bericht wurde im September 2014
gedreht. Danach war die Aufsichtsbehörde dort und hat
Vitesca ein gut bis sehr gut bescheinigt. Auf Einladung waren
die Kontrolleure am Dienstag wieder da und haben Proben
genommen. Die zuständige Mitarbeiterin des Wuppertaler
Veterinäramtes hat in einem WDR-Berischt der „Lokalzeit
Bergisches Land“ gestern gesagt, daß sie keinen Grund für
eine Beanstandung sehe. Bis Ende der Woche soll eine schriftliche Beurteilung vorliegen.
Ich kann allen Eltern und sonstigen Beteiligten nur empfehlen,
selbst nach Wuppertal zu fahren und sich die Firma Vitesca
anzusehen. Ich habe gehört, daß es überstürzte Forderungen nach
einem Anbieterwechsel gegeben haben soll. Auch Elternabende
sollen schon einberufen worden sein.
Ich bin der festen Überzeugung, daß bei Vitesca alles mit rechten
Dingen zugeht und die Fernsehsendung übertriebene
Darstellungen präsentiert hat, um die Einschaltquoten zu erhöhen.
Die Mitbestimmung beim Essen ist eines der höchsten Rechte, die uns das Kinderbildungsgesetz
zuspricht. Wir sollten es aber mit Verantwortung ausüben. Erst im letzten Jahr haben wir uns für
Vitesca als Lieferanten entschieden. Ich bin der Meinung, daß das richtig war. Wir wissen nicht, wie
es bei anderen Lieferanten aussieht. Bitte überstürzt nichts. Nehmt Euch die Zeit und fahrt nach
42327 Wuppertal, Derken 16 und seht Euch den Betrieb selbst an, bevor Ihr Euch ein Urteil bildet.
Überprüft das, was ich Euch hier geschrieben habe.
Eine bewusste Rufschädigung wollen wir uns doch auch nicht ankreiden lassen, oder?
Schwerte, den 10.06.2015
- Stefan Simon JAEB-Sprecher
Der Wagen des Konvektomaten Die Wagen des Chillers
Reinigungsanlage
Der Chiller mit blauem Sensor
Die Gurkenlieferung des Tages
Alle Bilder durfte ich ohne jegliche Behinderung machen. Dabei wurde mir sogar geholfen.