Schlusslicht_Kleine Zeitung 30.04.2015

46 | LESERFORUM
DEBATTE
KLEINE ZEITUNG
DONNERSTAG, 30. APRIL 2015
LESERFORUM | 47
KLEINE ZEITUNG
DONNERSTAG, 30. APRIL 2015
SO DENKEN SIE DARÜBER
MARKUS BREITENEGGER
fordert die Politik auf, Medienregulierungen zu beschließen.
Das Ende der Mediengattungen
ie europäischen Medien stehen in regionalen Märkten
vor der Auflösung der klassischen Mediengattungen.
Mittlerweile finden sich alle Medienmarken nebeneinander
auf Screens mobiler Endgeräte. Was für eine Revolution das
bedeutet, beginnen wir erst jetzt zu verstehen. Die App eines TV-Senders kämpft um die gleiche Aufmerksamkeit wie
die einer Tageszeitung. Die wahre Herausforderung kam
durch die Key-Player aus dem Silicon Valley, die durch ihre
globale Bedeutung auch in den Regionalmärkten marktbeherrschende Stellungen eingenommen haben und in ganz
direkten Wettbewerb zu den regionalen Medienanbietern
getreten sind. Man muss zwei Arten von Anbietern unterscheiden: Contentmedien, die mit teuren Personalstrukturen Inhalte selbst produzieren und fiContentpro- nanzieren, und Metamedien, die als
Plattform algorithmusgesteuerte Inhalduzenten müste Dritter vermarkten und die Contentmedien überholen.
sen vom Spirit
Sind wir dieser Entwicklung ohne eine
der jungen
Chance ausgeliefert und müssen resigGründer im Sili- nieren? Meine These: Nein! Wenn wir
jetzt initiativ sind, können wir uns verlocon Valley lerrenes Terrain zurückerobern: Die regionen und mutige nale Politik muss schnell eine konvergente Medienregulierung beschließen.
Medienangebo- Im
Gegensatz zu TV haben die rechtlich
te entwickeln.
bevorzugten Metamedien keine Werbebeschränkungen, gewähren zulasten
von Print keinen Urheberrechtsschutz, kapitalisieren teilweise rechtswidrigen Content, zahlen keine Steuern in
Österreich und müssen keine Werbeabgabe leisten. Dabei
ist die Forderung nach einem ‚level playing field‘, einer
rechtlichen Gleichbehandlung von Meta- und Contentmedien, ohnehin nur eine milde Mindestforderung. Medienförderungen wie Rundfunkgebühren und öffentliche Inserate
sollen in Zukunft nicht den operativen Betrieb einzelner
Medienhäuser fördern, sondern Qualität und Neugründungen – und zwar nach einem Subsidiaritätsprinzip, was
bedeutet, dass nur das gefördert werden darf, was der Markt
nicht finanzieren kann, aber im öffentlichen Interesse liegt.
Wollen wir in Zukunft verhindern, dass Google und
Amazon ihre Marktdominanz missbrauchen, Youtube
unsere teuer produzierten Inhalte stiehlt und der FacebookNewsfeed ein Informationsmonopol bekommt, dann
müssen wir spätestens jetzt handeln, statt zu resignieren.
Mit Kampfeslust die österreichischen und europäischen
Gesetze anpassen, indem wir globale Datenmacht
beschränken oder zerschlagen. Statt durch falsche Fördersysteme dem internen Wettbewerb zu schaden, muss die
gemeinsame Energie auf den globalen Wettbewerb fokussiert werden. Wir müssen als österreichische Contentproduzenten gemeinsam vom Spirit der jungen Gründer im
Silicon Valley lernen und mutige Medienangebote entwickeln, die unsere User lieben.
Markus Breitenegger ist Geschäftsführer von Puls 4.
D
„
“
Suchtmittel oder
Genussmittel?
Man sitzt in Triest,
genauer in Grignano,
beim Abendessen, und wer
sitzt am Nachbartisch?
Krimiautor Veit Heinichen.
So passiert ist das kürzlich
Graz-Holding-Vorständin
Barbara Muhr
Es braucht mehr und besser verständliche
Aufklärung über Alkohol, meinen unsere Leser.
„Alkohol, der fatale tägliche Begleiter“,
28. 4.
ur Menschen mit dem Hang
zum Eigenbrötler oder militante Alkoholgegner können mit der grundsätzlich negativen Beschreibung des Genussmittels Alkohol Freude haben.
Für den durch den Artikel sensibilisierten Genusstrinker fällt es
schwer, herauszufinden, welche
Menge des Genussmittels verträglich bzw. gerade noch verträglich ist. Man müsste Chemiker sein, um mit den Zahlen, mit
denen herumgeschmissen wird,
klarzukommen. Österreich besteht zum Beispiel nicht nur aus
Biertrinkern usw.! Wie viel Milliliter Alkohol befinden sich in einer Flasche Wein, die 12,5 Volumprozente Alkohol hat? Wie viel
Milliliter Alkohol sind denn zehn
Gramm Alkohol?
Hier ist eine ordentliche, verständliche Aufklärung gefragt,
oder ging es nur darum, den Österreichern nach dem Rauchen
auch noch das Genussmittel Alkohol madigzumachen und
N
pflichtschuldig auf Verbote und
Einschränkungen
vorzubereiten?
Albert Tinnacher, Graz
Verharmlost
Die Aussage, dass 200.000 Österreicher zu exzessivem Trinken
neigen, sollte wach rütteln. Nach
Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation zählt Alkoholmissbrauch zu den weltweit
größten Gefahren für die Gesundheit. Wie es heißt, führt er
zu mehr Krankheiten und Todesfällen als der Missbrauch irgendeines anderen suchterzeugenden
Stoffs – Nikotin ausgenommen.
Trotz dieser Tatsachen wird
übermäßiger
Alkoholkonsum
von vielen nach wie vor verharmlost. In allen Altersgruppen steigt
trotz eindringlicher Warnungen
von Gesundheitsorganisationen
die Tendenz, sich einen Rausch
anzutrinken, drastisch an. Alkoholmissbrauch wird zu Recht als
einer der schlimmsten sozialen
Missstände bezeichnet, unter denen die Menschheit heute leidet.
Ing. Harald W. Schober, Weiz
LIEBE IST . . .
Nicht zu tolerieren
„E-Mail an . . . Mario Kunasek“, 29. 4.
Ich protestiere dagegen, dass
mein Steuergeld zur Verbreitung
von Hetzschriften gegen andere
Menschen missbraucht wird.
Derlei Aktionen gefährden unseren sozialen Frieden und sind
nicht tolerierbar.
Von ernst zu nehmenden Politikern erwarte ich mir mehr Reife
und Weitblick. Die Wahlkampfwerbung der FPÖ übersteigt jedes erträgliche Maß an Tolerierbarkeit! Ich will solche „Politik“
nicht!
© TMSI/DISTR. BULLS
LESER-REPORTER.
Dieses Foto übermittelte
uns Leser-Reporterin
Barbara Muhr
aus Graz.
Wir danken herzlichst!
Werden auch Sie Leser-Reporter/-in:
E-Mail:
[email protected]
Susanne K. Weber, M.A., Graz
Ihre Leserbriefe richten Sie bitte an
HERTHA BRUNNER [email protected]
Fax: 0316/875-4034
per Post an Kleine Zeitung Leserbriefe,
Gadollaplatz 1, 8010 Graz
Unzulässige Bewertung
Debatte: „Zu viel Geldleistungen für Familien“, 29. 4.
Sehr geehrter Herr Haller! Vielen
Dank für Ihre wissenschaftlich
korrekte Zurückweisung der unzulässigen Bewertung einer
Wifo-Ökonomin der Ergebnisse
ihrer Vergleichsstudie von staatlichen Geldleistungen an Familien in unterschiedlichen Ländern.
Wir leben in einer Demokratie,
da sollte die Entscheidungsfreiheit mehr Wert haben als permanente ideologische Einflussnahme. Kinderbetreuungsplätze kosten den Staat um ein Vielfaches
mehr, als wenn Eltern ihre Kinder
selber betreuen und dafür nur einen geringen Prozentsatz des
Geldes zur finanziellen Unterstützung erhalten. Allen Hausfrauen, Hausmännern und Müttern, Vätern sei an dieser Stelle
gesagt: Es ist wertvolle Arbeit,
die ihr leistet!
Martina Adametz, Graz
Grotesk
„Volksschüler lernen nur noch ,GabalierHymne‘“, 29. 4.
Das leidige Thema um die Töchter in unserer Bundeshymne
nimmt schon groteske Formen
an. Ist ein Liedertext überhaupt
Bitte geben Sie immer Ihre genaue Wohnanschrift und
Telefonnummer an. Wir behalten uns Kürzungen vor.
so viel Aufregung wert? Wie
wäre es, wenn sich die Empörten
einmal für gleichen Lohn, bei
gleicher Arbeit für Frauen einsetzen?
Hans Schwarzl, St. Marein bei Graz
Der Wählerwille?
„ÖVP holt sich reihenweise rote Hochburgen“, 24. 4.
Ich konnte es bis zuletzt ganz einfach nicht glauben, aber nun ist es
amtlich: Die tausendjährige
Bergstadt
Rottenmann wird
künftig mit dem 40-jährigen Alfred Bernhard erstmals von einem ÖVP-Bürgermeister regiert.
Aber nicht, weil die Volkspartei
so viel dazugewonnen hätte, sondern weil sie bei der entscheidenden Gemeinderatssitzung die
Namensliste des Helmut Schaupensteiner und Robert Stock von
der FPÖ für sich gewinnen konnte. Ob dies dem Wählerwillen
entspricht, sei dahingestellt.
Denn immerhin war und ist die
SPÖ noch immer die stimmenstärkste Partei in Rottenmann.
Ferdinand Hofer, Rottenmann
Schielen auf Wählerstimmen
„Kostenbremse im Wohnbau“, 22. 4.
Anpassbarer Wohnbau ist die Voraussetzung für Barrierefreiheit
und kostet im Neubau weniger
als 1,8 Prozent der Bausumme
(ETH Zürich). Wenn eine Altersschwäche oder Behinderung eintritt, kann zum Beispiel durch das
Entfernen einer nicht tragenden
Wand ein Nassraum größer gemacht werden, Lifte sind eingeplant. Menschen können in der
eigenen Wohnung bleiben und
versorgt werden und müssen
nicht ins teure Heim ausziehen.
Etwas, was wir uns alle wünschen, außerdem ist es sozialpolitisch sinnvoll angesichts der alternden Gesellschaft.
Statt darüber nachzudenken,
wie in diesem Land Verteilungsgerechtigkeit hergestellt und
zum Beispiel die Wohnbeihilfe
erhöht werden kann, spielen unsere Politiker zwei gleich wichtige Themen gegeneinander aus:
leistbares Wohnen und Barrierefreiheit. Hinter all dem die
Wohnbauträger als Lobbyisten
und das Schielen der „Reformpartner“ auf ein paar Wählerstimmen. Desaströs!
Mag. Sebastian Ruppe, Gründer
von Selbstbestimmt Leben
Steiermark, Graz
Schlusslicht
„Länder ringen um Rauchverbot bis 18“,
27. 4.
Österreich ist nicht nur bezüglich des Rauchverbots in der Gastronomie europäisches Schlusslicht, sondern auch bezüglich des
Jugendschutzes zu Tabak: Fast
überall in Europa – nämlich in jedem EU-Land außer Österreich,
Luxemburg und Belgien – darf
Tabak erst an 18-Jährige verkauft
und ab 18 konsumiert werden.
Maßstab dafür ist die Gefährlichkeit. Tabak ist so gesundheitsschädlich wie keine andere legale
Substanz. Jugendschutz bis 18 ist
daher eine sinnvolle Maßnahme.
Aus Studien weiß man auch: Wer
früh beginnt, hört später schwerer auf.
Waltraud Posch, Vivid,
Fachst. für Suchtprävention, Graz