Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ des Vereins Naturverbunden Leben in Zusammenarbeit mit der KinderKinder und Jugendhilfe Wildnispädagogik für Kinder und Jugendliche mit psychosozialen Bedürfnissen im gruppendynamischen Kontext Verfasst von Carsten Löb, Dipl. Sozialpäd. (FH) (FH), Magdalena Riedmann,, Gruppe Schwaz Vorderes Zillertal und Daniela Gschösser, Maga, Leiterin des Jugendprojektes Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Ausgangssituation- Das Warum? Hintergründe- Wie wirkt Wildnispädagogik? Inhalte- Was wird im Jugendprojekt inhaltlich angeboten? Die Methode- Was steckt dahinter? Das Team- Wer wir sind? Der Rahmen- Wie, Wo und wann? Literaturverzeichnis S S S S S S S 2 3 4 5 6 7 9 1. Ausgangssituation- Das Warum? Das Profil von Kindern und Jugendlichen mit psychosozialen Schwierigkeiten verändert sich die letzten Jahre immer mehr: Im Vordergrund der Problematik zeigen sich Interaktions- Schwierigkeiten: die Kinder und Jugendlichen können sich schlecht konzentrieren, scheinen nicht bereit sich anzustrengen oder etwas durchzuhalten, die Frustrationstoleranz ist gering, die Regulation der (aggressiven) Impulse nur schwach vorhanden, es gibt relativ wenige oder nur oberflächliche soziale Kontakte und wenig nachhaltige Interessen, dagegen viel Beschäftigung mit virtuellen Welten. Hinter vermeintlicher Coolness und Imagebildung verbergen sich geringes Selbstwertgefühl und fehlende Identität: es fällt ihnen schwer, sich in ihrer Welt zu orientieren. „Wer bin ich in dieser Welt? Was kann und will ich mit meinem Leben bewirken?“ Wir gehen davon aus, dass der Prozess den (junge) Menschen durchlaufen um diese Fragen beantworten zu können wesentlich ist um den eigenen Platz in der Welt zu finden und ein Sinn- volles Leben zu leben. Dazu gehört, Zeit und Raum zu haben, um diese Fragen zu stellen. Unsere Erfahrung zeigt, dass diese und ähnliche Fragen auf ganz natürliche Weise zu arbeiten beginnen, wenn Menschen Zeit in der (wilden) Natur verbringen. „So wie ein Baby nach der Geburt einfach zu atmen beginnt und sich sein Körper auf die neue sauerstoffhaltige Umgebung einstellt, so sind die Körper und Gehirne mit Millionen eingebauter neurologischer Verbindungen zur Umwelt ausgestattet, die nur darauf warten, aktiviert zu werden. Um zu gesunden und voll funktionsfähigen [Menschen] heranzuwachsen und auch so zu bleiben, benötigen wir ausreichend Zeit, in der wir mit der wilden Natur interagieren und spielen, in ihr neugierig, wachsam und lebendig sein können und dabei entdecken, wie wir dort hineinpassen und wie wir mit unserer biologischen Welt verbunden sind.“ (McGown in: Grundlagen der Wildnispädagogik, 2010) Oben genannten Problematiken sind unserer Ansicht nach mitunter Hinweise für ein „Natur-DefizitSyndrom“. Der Begriff wurde von dem amerikanischen Umweltaktivisten Richard Louv definiert. Er bezieht sich auf die Auswirkungen, die ein Aufwachsen ohne einen direkten Zugang zur natürlichen 2 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Umgebung haben kann. „Die Folgen sind ihre Fluchten in virtuelle Welten, Hyperaktivität, Gewalt, Sucht sowie eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Natur und Umwelt.“ (Richard Louv, Das letzte Kind im Wald(?) 2011) 2. Hintergründe- Was wirkt in der Wildnispädagogik? Wildnispädagogik will dem entgegenwirken, indem sie Menschen unterstützt, Wege in die natürliche Umwelt zu finden. Ein Sinn- Volles Leben kommt über die Sinne zu uns. In der Natur sind ein Erleben mit allen Sinnen und ein komplexes Nachreifen der Persönlichkeit möglich. Es ist ein Weg, Kinder und Jugendliche für die Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung zu begeistern und ihnen ein inspirierendes Lernfeld zu ermöglichen, ohne sie von ihrer Alltagswelt zu trennen und ihnen dadurch Lebenserfahrungen zu ermöglichen die ihnen helfen, einen Platz in der Welt zu finden. Die Konsequenzen in der Natur sind direkt, einfach und unmittelbar spürbar. Sie müssen nicht von einer Lehr- oder Betreuungsperson ausgedacht werden. Die BetreuerInnen (=ausgebildete WildnispädagogInnen) stehen als Unterstützung zur Seite und kümmern sich um den Rahmen, in dem ein Erleben mit allen Sinnen möglich wird. Der sonst so stark präsente Teufelskreis, in dem auffällige Kinder ständig reglementiert werden müssen, fällt weg: in der Natur (als scheinbare Gegenwelt zur Schule und Zivilisation) und durch die andere Art zu lernen, ergeben viele Verhaltensauffälligkeiten keinen Sinn. Alternative Verhaltensweisen werden erlernt und trainiert. Dies funktioniert durch die erlebten direkten Konsequenzen in der Natur (siehe S 4) und über die Rückmeldung der Gruppe. Die BetreuerInnen geben ihrerseits Lösungsansätze oder zeigen Möglichkeiten, aber keine vorgefertigten Antworten. Auf Umwegen werden dadurch festgefrorene Muster gelöst, Fertigkeiten nachgeholt, Beziehungen neu erlebt und der Selbstwert gestärkt. In weiterer Folge kann das Erlernte dann wieder in der alltäglichen Umgebung eingesetzt werden. Den Kindern und Jugendlichen ist dabei im Tun meist gar nicht bewusst, dass sie irgendetwas lernen. Die BetreuerInnen haben in ihrer Ausbildung auf sehr praktische Weise gelernt, ihre Sinne zu trainieren, Draußen zu leben, Herausforderungen in der Gemeinschaft zu bestehen und ihre persönliche Verbindung zur Natur zu stärken. Regelmäßige Fortbildungen und das Trainieren der verschiedenen Routinen werden aus Leidenschaft gemacht. Dadurch werden die BetreuerInnen für Kinder und Jugendliche authentisch erlebt. Vor allem die selbst noch sehr jungen WildnistrainerInnen werden oftmals zum Vorbild und „Helden“ für die Kids und können damit die Entwicklung von manch einem beträchtlich voran bringen. Die Kinder gewinnen meist schnell Vertrauen zu den BetreuerInnen. Sie erkennen einen „Kompetenzvorsprung“, weil „die sich da draußen auskennen“ und man immer wieder auf die WildnistrainerInnen angewiesen ist, wenn man mit dem „eigenen Latein am Ende“ ist. Dabei halten sich die BetreuerInnen mit ihrem Wissen stets zurück und ermutigen die jungen Menschen Dinge zu erforschen, zu hinterfragen und mit möglichst allen Sinnen zu erleben. Das „Ergebnis“ ist dabei nicht so wichtig. Die WildnispädagogInnen scheinen sich dabei oftmals noch verrückter zu verhalten wie man selbst und es kommt zu wohltuender Auflösung festgefahrener Rollenmuster. 3 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ 3. Inhalte- Was wird im Jugendprojekt inhaltlich angeboten? In erster Linie geht es im Jugendprojekt darum, Kindern und Jugendlichen mit erschwerten Bedingungen einen Rahmen zu bieten, Zeit mit möglichst allen Sinnen in der Natur zu verbringen. In diesem Rahmen gibt es die Möglichkeit, verschiedene „Wildnis- Fertigkeiten“ zu erlernen (z.B. Feuer machen, Pflanzenwissen, Tierkunde, Spurenlesen, verschiedene Natur- Handwerke wie Ledergerben, Bogenbau, Korbflechten, …). Die Natur bleibt dabei immer wieder voller Rätsel und stellt sich als ein Buch ohne Anfang und Ende dar. Durch die Aneignung von verschiedenen Fertigkeiten und den „Herzroutinen“ bekommen die Kinder und Jugendlichen Sicherheit, sich in der Natur wohl zu fühlen, zu jeder Zeit und bei jedem Wetter Draußen sein zu können. Außerdem ist die Gruppenerfahrung fester Bestandteil des Jugendprojektes. Der Rahmen wird so gestaltet, dass sich für die Kinder und Jugendlichen herauskristallisiert, dass „Draußen“ in der Natur vieles nur gemeinsam geschafft werden kann. Innerhalb der Jugendprojekttreffen fallen bestimmte Aufgaben an, wie etwa das Sammeln von Feuerholz, Lager aufbauen, … Die Jugendlichen werden ermutigt, diese Aufgaben zu übernehmen und Aufgaben zum Wohl der Gemeinschaft zu erfüllen. Wichtig ist den BetreuerInnen stets eine von ihrer Seite wertschätzende Haltung gegenüber der Jugendlichen (Vorbildwirkung!). Die Konsequenzen lernen die TeilnehmerInnen von der Natur der Sache selbst. Ist zum Beispiel kein Feuerholz da, gibt es kein wärmendes Feuer. Kümmert sich niemand um ein Lager, kann es ungemütlich werden, wenn es beginnt zu regnen. Der Teilnehmer ist nicht nur kritischer Konsument, sondern immer gefordert, seinen Beitrag zu leisten. Die BetreuerInnen versuchen in Gesprächen mit den TeilnehmerInnen herauszufinden, wofür sich diese interessieren. Indem sie ihrerseits Interesse für die Lebensweise der Kinder und Jugendlichen zeigen, fühlen diese sich wertgeschätzt und angenommen. Und in Angeboten im Rahmen des Jugendprojektes kann auf Vorlieben der TeilnehmerInnen eingegangen werden. Es sind vor allem die „Kern- oder Herzroutinen“, welche die BetreuerInnen immer wieder versuchen, in die Projekttreffen einfließen zu lassen. Interessiert sich ein Kind oder Jugendlicher für eine dieser Routinen, kann dieses wirkungsvolle Werkzeug auch im eigenen Alltag angewendet werden. Solche Herzroutinen sind zum Beispiel „Geheimer Platz“, Geschichten erzählen und die Geschichte des Tages, Spuren lesen, Vogelsprache, „Animal Forms“, Sinnesmeditation und Spiele zum Erweitern der Sinne, Redekreis, Danksagung, Tagebuch, Journale und Landkarten erstellen, Handwerkstechniken,… Wird nur eine dieser Techniken wirklich zu einer Routine, weil sich ein/e TeilnehmerIn dafür begeistert und sie immer wieder anwendet, kann er oder sie sehr davon profitieren, da diese die Kraft haben, die eigene Wahrnehmung auszudehnen und die Welt in einem völlig neuen Blickwinkel zu sehen- das eigene Leben eingebunden im großen Netzwerk des Lebens. Die Inhalte der Jugendprojekt- Treffen können in 4 Bereiche des Handelns aufgeschlüsselt werden: •(Über)Lebensfähigkeiten in der Natur Hier nähern sich die TeilnehmerInnen an, sich in der Natur sicher und „zu Hause“ zu fühlen- unabhängig von Wetter, der Tageszeit und der Ausrüstung. Erlernt werden konkrete Fertigkeiten (Unterkunft bauen, 4 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Feuer machen, auch ohne Streichhölzer, Wasser und Nahrung finden und Zubereiten, einfache Hilfsmittel herstellen, Spurenlesen, etc.) und das Ausweiten der eigenen „Komfortzone“. •(Natur)Handwerk Mit zumeist einfachen Hilfsmitteln werden einfache Handwerkstechniken erlernt, die das Leben in der Natur erleichtern. Schnüre flechten, Glutbrennen, Töpfern, Schnitzen, Bogenbau, Leder gerben, verschiedenste Methoden des Kochens... Das gemeinschaftliche Sitzen und Arbeiten am Feuer spielt dabei oft eine zentrale Rolle. Das Arbeiten mit den Händen erdet (und frustriert manchmal), die unterschiedlichsten Begabungen und Interessen werden entdeckt, es gibt konkrete Ergebnisse zum Zeigen. •Der naturkundliche Pfad und das Erfahrungsforschen Die TeilnehmerInnen werden auf Umwegen dazu „verführt“ mehr über die Natur in Erfahrung bringen zu wollen. Erfahrungen entstehen über eigenes Beobachten und Nachforschen. •Die Wahrnehmungsschulung Unser heutiges „Wissen“ steht zumeist auf brüchigen Füssen, kommt aus Medien oder oftmals vom „Hören-sagen“, bzw. beruht auf Vorurteilen. Die Wahrnehmungskanäle sind verkümmert und „verstopft“. Entgegen der Dominanz des Augensinnes und der einseitigen kognitiven Orientierung, geht es darum, die anderen Sinne durch vielfältige Wahrnehmungsübungen und Einführung von regelmäßig wiederkehrenden „Herzroutinen“ zu aktivieren und zu schärfen. Diese Sinnesübungen sind oft eingebettet in abenteuerliche Aktionen, verrückten und lustigen Spielen. 4. Die Methode- Was steckt dahinter? Die Methode der Wildnispädagogik versteht sich als eine Art „unsichtbare Schule“ und wird als Mentoring bezeichnet. „Für die Leute (…) sieht es so aus, als würden sie nichts Anderes tun als durch den Wald zu rennen, Spiele zu spielen und Geschichten zu lauschen. Unter dieser Oberfläche liegt jedoch ein Plan, den sie niemals erkennen können.“ (McGown in: Grundlagen der Wildnispädagogik, 2010) Die Grundlagen der Wildnispädagogik, so auch der Titel des zitierten Buches, setzen sich aus traditionellem Wissen verschiedener Naturvölker und modernen Kenntnissen der Hirnforschung zusammen. Der amerikanische Anthropologe, Autor und Gründer der „Wilderness Awareness School“, Jon Young, hat die Begriffe Mentoring und Coyote-Teaching geprägt, um das Vorgehen zu beschreiben, welches dieses „unsichtbare“ Lernen ausmacht. „Bei der Kunst des Mentoring und des Coyote-Teaching geht es um den Prozess, durch den man eine Person immer weiter ‚ausdehnt‘: ihre Wahrnehmung, den Einsatz ihrer Sinne, ihre Mustererkennung, ihre Wertschätzung des Platzes, der zu ihr passt, ihr Wissen über sich selbst sowie das Verständnis und das Erzählen ihrer eigenen Geschichte in der Geschichte des Lebens.“ (Jon Young in: Grundlagen der Wildnispädagogik, 2010) Naturnah lebende Völker kannten und kennen diese Art und Weise des Unterrichtens, ohne einen Begriff dafür zu haben. Jon Young und eine Gruppe weiterer Menschen haben Wissen und Erfahrung verschiedener naturnah lebender Kulturen zusammen getragen und dabei einige „Kern- Eigenschaften“ entdeckt, die diese unsichtbare Schule möglich machen. Dazu gehört beispielsweise das 5 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Geschichtenerzählen, die Kunst des Fragenstellens, Vorbilder und eine tiefe Beziehung eines „Mentors“ mit dem Lernenden, so genannte „Kern- oder Herzroutinen“, und bestimmte andere kulturelle Elemente. Lernen geschieht im Mentoring- Prozess über die eigene Erfahrung zu der natürlich auch die gemachten Fehler gehören, die genauso wie Erfolge wertgeschätzt werden. Begleitet wird der Prozess von BetreuerInnen, die sich als „Mentor“, als Begleiter verstehen, die vermitteln und inspirieren. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Begeisterung zu wecken und aufrecht zu halten. Die MentorInnen stellen ganz bestimmte Fragen, um die Neugierde zu fördern („Die Kunst des Fragenstellens“). Die Antwort selbst wird dabei möglichst lange hinausgezögert. Gleichzeitig bleiben die MentorInnen selbst im Lernprozess, sehen sich niemals als „Fertig“, sondern als selbst begeistert Lernende. Auch die neuen Kenntnisse der Neurowissenschaft zeigen, warum Lernen wie es lange verstanden wurde, also das „Füttern“ des Gehirns mit Informationen, nicht wirklich funktionieren kann. So weiß man heute, dass effektives Lernen durch die Bildung von neuen Gehirnmustern funktioniert. Und dies wiederum kann nur geschehen, wenn ein Mensch begeistert ist. „Das kennen wir alle: wenn etwas wirklich wichtig ist, dann strengt man sich auch an, um es zu erreichen. Dann fokussiert man seine Aufmerksamkeit auf das angestrebte Ziel, dann unterdrückt man alle möglichen anderen Bedürfnisse, dann entwickelt man eine Strategie und macht einen Plan, um das, was so wichtig ist, nun auch wirklich umzusetzen. Und wenn das Ganze dann auch klappt, ist man hellauf begeistert. (…) Da sind (…) eine ganze Menge unterschiedlicher neuronaler Netzwerke, die in diesem Zustand der Begeisterung aktiviert werden…“ (Hüther, 2011) Ein wichtiger Teil vom Mentoring ist, wie oben erwähnt, der „Koyote-Unterricht“ (Coyote-Teaching). Der Koyote steht für den Trickser, eine Art Till Eulenspiegel, der scheinbar vieles verkehrt macht und oft genug für Verwirrung und Überraschungen sorgt. Wildnispädagogik hat das Ziel, Begeisterung für die Natur zu wecken, Naturverbindungen zu schaffen und dadurch die Entfremdung von unserer Umgebung und von uns selbst zu überwinden. Ziel ist nicht das Wissen über die Natur, sondern die Beziehung und Verbundenheit mit allem Lebendigen. Dadurch wird Empathie gestärkt und ein tiefes Verständnis für das Leben gewonnen. Im Jugendprojekt wird das Mentoring von den BetreuerInnen in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen angewendet und dadurch wird ein Lern- Prozess aktiviert, der für alle Beteiligten gilt. 5. Das Team- Wer wir sind? Das Jugendprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Kooperative Familienberatung Wörgl und dem Verein Naturverbunden Leben (ZVR 999842933) ins Leben gerufen. Geleitet und koordiniert wird das Projekt von Maga Daniela Gschösser, Pädagogin und Natur- und Wildnistrainerin. Grund für die Projektidee war das Bedürfnis, oben erwähnte mangelnde Naturerfahrung der Kinder und Jugendlichen auszugleichen und ihnen einen neuen Aktionsrahmen im Sinne der Resilienzförderung zu bieten. Die Leiterin sowie die BetreuerInnen des Jugendprojektes zeichnen sich durch einen eigenen sehr starken Naturbezug aus. Eigens gemachte und in den Alltag integrierte Erfahrungen machen ihr Handeln authentisch. Ständige Weiterbildungen führen dazu, dass das Feuer der Begeisterung in den BetreuerInnen lebendig bleibt und diese Lebendigkeit auch für die TeilnehmerInnen spürbar bleibt. 6 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Zusammengestellt ist die Gruppe der BetreuerInnen für das Jugendprojekt aus erfahrenen Natur- und WildnistrainerInnen (WildnispädagogInnen) mit eventuellen Zusatzausbildungen. Innerhalb einer Jugendprojektgruppe wird bestmöglich darauf geachtet, dass jeweils eine Betreuungsperson eine pädagogische oder sonstige Ausbildung und bestenfalls zusätzliche Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, auch außerhalb des Natur- und Wildnisbereichs hat (GruppenleiterIn) während eine zweite Betreuungsperson hauptsächlich auf die Wildnispädagogik spezialisiert ist. Dass der/die Zweite keine spezifisch pädagogische Ausbildung hat, ist durchaus vorteilhaft für das Gelingen eines Beziehungsaufbaus zu den Kinder und Jugendlichen. Es ist für die Gruppen sehr wichtig, dass in gemischtgeschlechtlichen Gruppen jeweils ein männlicher Betreuer und eine weibliche Betreuerin anwesend sind. Ein/e BetreuerIn übernimmt dabei jeweils die Aufgabe der Gruppenleitung. Es wird bestmöglich auf Kontinuität der Betreuungspersonen geachtet, da der Aufbau einer persönlichen Beziehung sich als sehr wesentlich gezeigt hat. Ist jedoch eine Betreuungsperson verhindert, gibt es die Möglichkeit, dass eine andere Person den Termin übernimmt. Dabei bleibt jeweils eine Bezugsperson für die Kinder und Jugendlichen bestehen. Die Betreuungspersonen arbeiten alle auf selbstständiger Basis, das heißt unter anderem, dass sie die Termine für die Gruppen individuell vereinbaren und auch in Kontakt und Austausch mit den jeweiligen SozialarbeiterInnen bzw. Ansprechpersonen für das Jugendprojekt an der Kinder- und Jugendhilfe sind. Eventuelle Termine für Gespräche mit Eltern/Erziehungsberechtigten werden ebenso selbstständig organisiert, wie auch die Inhalte der jeweiligen Termine, sowie einzelne Fortbildungen. Der Verein übernimmt die Gesamtverwaltung des Projektes und organisiert die JugendprojektbetreuerInnen- Treffen, die mindestens zweimal Jährlich stattfinden und die Möglichkeit des internen Austausches bieten. 6. Der Rahmen- Wie, Wo und Wann? Jugendprojektgruppen werden innerhalb eines bestimmten Bezirkes bzw. eines regionalen Umfeldes auf Anfrage der Kinder- und Jugendhilfe gestartet. Die Gruppen bestehen aus maximal 8 Kinder/ Jugendlichen und 2 BetreuerInnen. Als optimale Gruppengröße hat sich der Betreuungsschlüssel 1:3 herauskristallisiert. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass aus verschiedensten Gründen selten alle TeilnehmerInnen anwesend sind. Daher wurde ein Betreuungsschlüssel von 1:4 festgesetzt. Die Termine finden das ganze Jahr über einmal monatlich jeweils samstags oder sonntags von ca. 11.00 bis 18.00 Uhr und bei jeder Witterung statt. Sie werden halbjährlich/jährlich im Voraus bekannt gegeben. Änderungen vorbehalten. Im Laufe der Projektwoche bekommen die Eltern/Erziehungsberechtigten eine Erinnerungs- SMS mit Treffpunkt und eventuellen weiteren Informationen. Gibt es im Voraus viele Absagen, (wenn nur 2 TeilnehmerInnen kommen würden) wird der Termin nach Möglichkeit verschoben oder ganz abgesagt. Wenn am Treffpunkt zwei TeilnehmerInnen erscheinen, findet das Treffen statt, evtl. mit kürzerem Termin. AB 3 TeilnehmerInnen findet das Treffen ganz normal statt. 7 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ Treffpunkt bleibt für die jeweilige Projektgruppe derselbe, von dem aus verschiedene Exkursionen in nah gelegene Orte in der Natur stattfinden. Nach Möglichkeiten werden öffentliche Verkehrsmittel oder die Fußwege zum Erreichen der Orte gewählt. Die Kosten für das Jugendprojekt werden von der Kinder- und Jugendhilfe getragen. Eintritte, Fahrtkosten, Verpflegungskosten, Materialien usw. sind im vereinbarten Stundensatz für das Jugendprojekt enthalten. Voraussetzung für die Teilnahme am Jugendprojekt ist die Besprechung mit dem/der jeweiligen SozialarbeiterIn der Familie, in welchem die aktuelle Gruppendynamik einer evtl. schon bestehenden Gruppe oder die Zusammenstellung innerhalb einer neuen Gruppe besprochen wird. Außerdem ist die Freiwilligkeit der Teilnahme am Projekt Grundvoraussetzung. Die Eltern/ Erziehungsberechtigten und deren Kinder führen dann entweder mit den zuständigen SozialarbeiterInnen und/oder zusätzlich mit den Gruppenbetreuern ein Gespräch, es wird ein Hilfeplan erstellt und die „Einverständniserklärung“ unterschrieben. Hauptschwerpunkt des Jugendprojektes besteht in der direkten Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Je nach Bedarf können auch Eltern/Familiengespräche, Vernetzungstreffen und -gespräche statt finden, doch werden sich diese Tätigkeiten sehr begrenzt halten. Gerade in der Elternarbeit ist wichtig, dass für die Kinder und Jugendlichen klar bleibt, dass die BetreuerInnen für sie da sind. Das Jugendprojekt ist kein Ersatz für die Ambulante Familienarbeit, da sich die Tätigkeiten inhaltlich stark unterscheiden. Die Vernetzung mit der Kinder- und Jugendhilfe ist sehr sinnvoll und richtet sich vor allem nach den Bedürfnissen der SozialarbeiterInnen. Ein Vernetzungstreffen mit den GruppenleiterInnen und evtl. der Projektleitung ist halbjährlich sinnvoll: pro Projektgruppe sind halbjährliche Berichte vorgesehen, die aus einem allgemeinen Teil und einem spezifischen Teil für die/den jeweilige/n ProjektteilnehmerIn bestehen. So finden die Projektverlängerungen ebenso nach Absprache halbjährlich statt. 8 Das Jugendprojekt „Wildnis erleben“ 7. Literaturverzeichnis Verwendete Literatur • Richard Louv. Das letzte Kind im Wald? Geben wir unseren Kindern die Natur zurück! Beltz, 2011 • Jon Young, Ellen Haas, Evan McGown. Grundlagen der Wildnispädagogik. Mit dem CoyoteGuide zu einer tieferen Verbindung zur Natur. Biber- Verlag 2010 • Gerald Hüther. Was wir sind und was wir sein können. Ein neurobiologischer Mutmacher. Fischer Verlag 2013 Weiterführende Literatur zum Thema • • • • • • • Andreas Weber. Mehr Matsch. Kinder brauchen Natur. Joseph Cornell. Mit Kindern die Natur erleben. Ralf Greiner, Sandra Isermann. Koyote Fernprogramm. Tom Brown. Div. Literatur (z.B. Das Wissen der Wildnis.) Subonfu E. Somé. In unserer Mitte. Kinder in der Gemeinschaft. Kosmos. Verschiedene Naturführer. Jake Swamp. Giving Thanks: A Native American Good Morning Message Themenbezogene Internet- Links • • • • • Naturverbunden Leben: www.naturverbundenleben.at Natur- und Wildnisschule der Alpen: www.wildniszentrum.at Jon Young: www.jonyoung.org Wildnisschulenportal Europa: www.wildnisschulenportal-europa.de Waldläuferbanden Österreich: www.waldlaeuferbande.at 9
© Copyright 2024 ExpyDoc