Osterbrief 2016

OKR Eberhard Grüneberg
Vorstandsvorsitzender
Diakonie Mitteldeutschland
Osterbrief 2016
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Diakonie Mitteldeutschland,
sehr herzlich grüße ich Sie und wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest. Gesegnet wird es, wenn es etwas Zeit zum Innehalten und Erholen gibt, auch für die, die wie immer
an Feiertagen in Wohn- und Pflegeheimen ihren Dienst tun. Froh wird es, wenn die Familien
zusammenkommen und gemeinsam etwas unternehmen, sei es ein Spaziergang, ein Ausflug
oder ein Gottesdienstbesuch. Im Vorfeld solch eines Festes hat jede und jeder den Wunsch,
dass es besonders schöne Tage werden sollen.
Das liegt nicht zuletzt an der Bedeutung des Osterfestes. Ostern hat die Erneuerung des
Lebens zum Thema. Nicht nur, weil es in die Frühlingszeit fällt. Das Beispiel des gekreuzigten
und auferstandenen Jesus soll vielmehr aufzeigen: Auch nach der größten Not ist die Hoffnung auf einen grundlegenden Neubeginn des Lebens berechtigt. Und die Spanne dessen,
was erneuerungsbedürftig ist, kann von den eigenen persönlichen Beziehungen bis hin zu den
großen politischen Verhältnissen reichen.
Wenn darüber in den evangelischen Gottesdiensten in Mitteldeutschland nachgedacht wird,
wird es zwangsläufig auch um Positionen zu Flucht und Migration gehen. Angesichts der Lage
von Flüchtlingen an den europäischen Grenzen ist das Nebeneinander von tiefster Verzweiflung und letzter Hoffnung auf einen Neubeginn geradezu bedrängend deutlich. Die letzten
Monate haben gezeigt, dass die Unterschiede in den Meinungen zum Flüchtlingsthema quer
durch die Gesellschaft, durch die Parteien, ja auch durch die Gemeinden, Freundeskreise und Familien gehen.
Dass die Kirchen in Mitteldeutschland sich klar für die
Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen haben
und sich so auch im Umfeld von Kirchgemeinden
und diakonischen Einrichtungen viele haupt- und
ehrenamtliche Unterstützer von Flüchtlingsinitiativen gefunden haben, hängt auch damit
zusammen, dass es für solches Handeln
klare biblische Orientierungen gibt. Zum
Beispiel sagt Jesus: Was ihr einem
von diesem meinen geringsten
Brüdern und Schwestern
getan (oder nicht getan)
habt, das habt ihr mir
getan (oder nicht getan).
Und zu der Aufzählung
dessen, was er konkret
meint, gehört: Ich bin ein
Fremdling gewesen und
ihr habt mich beherbergt. So ist es nachzulesen im 25. Kapitel des
Matthäus-Evangeliums.
Osterbrief 2016
Bei allen kontroversen politischen und gesellschaftlichen Debatten ist festzuhalten: Nicht
zuletzt durch dieses aus einem biblischen Zeugnis heraus entstandene großartige Engagement von Frauen und Männern aus dem kirchlich-diakonischen Umfeld ist es möglich gewesen, so viele Menschen auch in Mitteldeutschland aufzunehmen, unterzubringen und zu
betreuen. Das ist etwas, worauf auch Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wo und wie
immer Sie daran Anteil hatten, stolz sein können.
Niemand kann im Moment wirklich sagen, wie sich die Flüchtlingssituation konkret weiterentwickeln wird. Das hängt von vielen Faktoren ab. Schon jetzt bleibt es aber dabei: Wenn
Menschen in Not sind, können Christinnen und Christen nicht wegsehen, sondern werden
durch ihren Glauben zur Hilfe bewegt. Zugleich wird allen, die unmittelbar in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, deutlich: Verschiedene Hilfsangebote müssen „interkulturell“ neu überdacht
werden. Auch die Frage nach einer Öffnung von Einrichtungen zur Mitarbeit von Flüchtlingen,
die kulturell und religiös anders geprägt sind, braucht eine gemeinsame Sicht unter den
Einrichtungsträgern. Die Integration von Flüchtlingen ist die nächste dringende Aufgabe, die
sowohl die Flüchtlinge selbst als auch unsere Einrichtungen fordert.
Das sind Themen, denen wir uns künftig stellen wollen und werden. Vielleicht führt ja auch
eine Diskussion darüber, was für uns in evangelischen Einrichtungen das kulturell und religiös
Prägende ist, für das wir stehen und mit dem wir uns identifizieren, zu einer Schärfung unseres eigenen Profils. Je besser wir zum Beispiel über die Inhalte unserer Feiertage wie Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt oder Weihnachten Bescheid wissen, je klarer uns ihr
Einfluss auf unsere mitteleuropäische Kultur ist, desto sprachfähiger sind wir als Diskussionspartner. Das ist auch eine Chance.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Diakonie Mitteldeutschland,
mit diesen Gedanken grüße ich Sie, auch im Namen meines Vorstandskollegen
Dr. Wolfgang Teske. Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und den Menschen, denen Sie nahe
sind, Gottes Schutz und Bewahrung und österliche Freude, die in die Zukunft hinein trägt.
Ihr
Eberhard Grüneberg