Fußschmerz lass nach!

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
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Fußschmerz lass nach!
Ohne unsere Füße läuft im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Tagtäglich tragen sie uns
durch den Alltag. Solange sie gesund sind, werden sie von den meisten komplett ignoriert. Mit zunehmendem Alter können die Füße jedoch erhebliche Probleme machen:
Verletzungen, ein schiefer Zeh und ein Fersensporn sind die häufigsten.
Hallux valgus: Schmerzhafte Fehlstellung der Zehe
Schiefzehe, Überbein, Frostballen, Ballenzeh
– diese Begriffe meinen alle dasselbe, eine
krankhafte Veränderung der großen Zehe.
Der Mediziner nennt es: Hallux valgus. Etwa
jeder vierte Deutsche hat mehr oder weniger Probleme damit. Bei Frauen tritt die
Fehlstellung besonders häufig auf.
Auch Jugendliche schon betroffen
Zwar begünstigen enges Schuhwerk und
Übergewicht die Entstehung einer Schiefzehe, aber auch eine erbliche Vorbelastung
spielt eine große Rolle. So können auch
schon Jugendliche von einem Hallux valgus
betroffen sein. Zudem kann die schmerzhafte Fehlstellung durch Rheuma, Stoffwechselerkrankungen oder nach Unfällen entstehen. Dabei kippt das Grundgelenk der großen Zehe nach außen. An dieser Stelle entsteht eine „Beule“, die am Schuh reibt und
zu Entzündungen des Gelenks oder der
Schleimbeutel führt.
Einlagen und Gymnastik bei leichten Beschwerden
Am Anfang können Einlagen, Fußgymnastik
und ein gezielter Muskelaufbau die Be-
schwerden lindern. Schuhe mit hohen Absätzen erhöhen den Druck auf das schief
sitzende Gelenk und sollten möglichst gegen flache Schuhe ausgetauscht werden.
Barfuß laufen trainiert zudem die Fußmuskulatur.
Wer muss zur OP?
Sind alle herkömmlichen Behandlungsmethoden ausgeschöpft, kann eine Operation
die große Zehe korrigieren. Es gibt allerdings
etwa
einhundert
verschiedene
OPMethoden, die sich vom Grundprinzip her
ähneln. „Eine Faustregel in der Chirurgie
besagt: Wenn es zu viele Methoden gibt,
heißt das, es gibt keine, die unter allen Umständen helfen kann“, erklärt Prof. Stefan
Rammelt vom Uniklinikum Dresden „Der
Hallux valgus ist ein sehr komplexes Problem, das Knochen und Weichteile zugleich
betrifft. Je nach Stadium und Ausprägung
muss man individuell entscheiden, welches
Verfahren das Beste ist.“ Wer wirklich eine
OP braucht, richtet sich vor allem nach dem
Leidensdruck des Patienten und den Druckbeschwerden im Schuh. „Man darf nie vergessen, jede Operation hat auch Risiken“,
warnt Prof. Rammelt. „Man kann mit einem
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schiefen Zeh auch einhundert Jahre alt werden und nie Beschwerden haben.“ Der Eingriff garantiert auch keinen dauerhaften
Erfolg. Bei zehn Prozent aller Operierten
treten erneut Probleme auf.
Selbstauflösende Schrauben aus Magnesium
Bei vielen OP-Verfahren wird zur Korrektur
der Schiefzehe ein Stück Knochen entnommen und diese Stelle anschließend mit einer
Schraube aus Titan oder Stahl verschraubt.
Ist der Knochen zusammengewachsen,
muss diese Schraube dann in einer zweiten
OP wieder entfernt werden. Ein neues Verfahren setzt genau hier an: eine Schraube
aus Magnesium, die sich von selbst auflöst,
erspart den Patienten den zweiten Eingriff.
„Magnesium kann vom Körper resorbiert
und ausgeschieden werden. Ein Vorteil dieser Schraube ist, dass sie sich nicht nur auflöst und den Knochen stabilisiert, sondern
sogar die Knochenheilung noch fördert“,
erläutert Professor Christina StukenborgColsman von der Medizinische Hochschule
Hannover. Das neue Verfahren wird an einigen Kliniken in Deutschland derzeit getestet, allerdings gibt es noch zu wenige Langzeiterfahrungen.
Ärztelatein:
Hallux valgus … ist eine Fehlstellung der
Großzehe (Hallux). Diese wandert dabei
immer mehr zur Fußaußenseite (Valgusstellung). An der Fußinnenseite bildet sich eine
schmerzhafte Wölbung am Ballen.
Hallux ridigus… bezeichnet den Gelenkverschleiß, also Arthrose, zwischen dem ersten
Mittelfußknochen und dem Grundglied der
Großzehe. Er kann zu einer schmerzhaften
Versteifung des Gelenks führen. Ein Hallux
rigidus kann, muss aber nicht, gemeinsam
mit einem Hallux valgus auftreten.
Wunderwerk Fuß:
Unsere Füße bestehen aus 26 Knochen.
Beide Füße zusammen – das sind ein Viertel
aller Knochen unseres Körpers! Dazu kommen rund 60 Muskeln, 100 Bänder und 200
Sehnen – pro Fuß!
Der Fall: Trümmerbruch im Fuß
Der gefährlichste Ort in Deutschland ist das
eigene Zuhause. Fast drei Millionen Unfälle
passieren dort, wo man sich eigentlich am
sichersten fühlt. Bernd F. hat es im Garten
erwischt. Der Sachse wollte nur mal schnell
auf den Heuboden gehen, Futter für die
Kaninchen holen. „Ich hab mir die Leiter
angestellt wie immer. Als ich draufstand, ist
sie mit mir heruntergerutscht.“ Die Folge:
eine Trümmerfraktur in der Ferse und ein
gebrochener Mittelfuß.
Bernd F. wird operiert, doch selbst Wochen
später kann er kaum auftreten. „Immer
wenn ich die Ferse aufgesetzt habe, waren
die Schmerzen da. Es fühlte sich an, als ob
Knochen auf Knochen reibt.“ Er wird in das
Uniklinikum Dresden überwiesen. Die Experten dort sind auf Problembrüche spezialisiert. Bei Bernd F. müssen die Chirurgen vor
einer erneuten OP abwägen: welche Teile
des Fußes können sie retten, welche Teile
müssen sie versteifen? „Prinzipiell sollten
nur Gelenke versteift werden, die unrettbar
zerstört sind“, sagt Professor Stefan Rammelt. „Im Fall von Bernd F. ist es gelungen
das obere Sprunggelenk zu erhalten. Das
hintere untere Sprunggelenk mussten wir
jedoch versteifen.“ Zudem wurde das Gelenk mit Knochen aus dem Becken „aufgefüllt“. Der komplizierte Eingriff ist wichtig,
denn eine dauerhafte Fehlstellung im Fuß
kann auch negative Folgen für Knie, Hüfte
und sogar den Rücken haben. Bernd F. hat
die Operation gut überstanden. Sein rechter
Fuß ist zwar lange nicht so beweglich wie
der linke, doch der 62-Jährige kann wieder
seiner schweren körperlichen Arbeit in der
Gießerei nachgehen.
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Kleine Fußgymnastik
Enge Schuhe sowie mangelnde Bewegung lassen unsere Fußmuskulatur verkümmern. Mit einer
gezielten Gymnastik kann man Fußbeschwerden vorbeugen und sogar seinen Gleichgewichtssinn wieder schärfen. Denn unsere Füße sind über viele kleine Nerven mit unserem Gehirn verbunden.
Also raus aus den Schuhen und los geht’s!
Kreisen
Lassen Sie die Füße im Sitzen kreisen. Jeweils fünf Mal nach links und fünf Mal nach rechts.
Spreizen
Krallen Sie die Zehen erst nach innen und versuchen Sie sie dann möglichst weit auseinander zu
spreizen. Gar nicht so einfach! Zehn Mal wiederholen.
Greifen
Legen Sie einen Bleistift auf den Boden und rollen Sie mit der Fußsohle mehrfach hin und her.
Probieren Sie, den Stift mit den Zehen zu greifen. Oder klemmen Sie sich den Stift zwischen die
Zehen und schreiben damit Ihren Namen.
Rollen
Legen Sie einen Tischtennis oder Golfball unter die Füße. Lassen Sie den Ball unter der Sohle von
der Zehe bis zur Ferse rollen. Und dann wieder nach vorne!
Reißen
Versuchen Sie eine Zeitung mit Ihren Füßen in kleine Schnipsel zu zerreißen! Dabei kommen
nicht nur Ihre Fußmuskeln sondern wahrscheinlich auch Ihre Lachmuskeln in Bewegung!
Was tun bei Fersensporn?
Man sieht nichts, man tastet nichts, aber der Schmerz ist da. Jeder Schritt tut weh, so
als ob man auf eine Reiszwecke tritt. Ein Fersensporn betrifft etwa jeden zehnten
Deutschen und er kann höllische Schmerzen machen. Therapien gibt es viele. Doch was
hilft wirklich?
Die Ursache für den Schmerz ist zunächst
einmal nicht der Sporn an sich, sondern eine
chronisch entzündete Sehnenplatte unter
dem Fuß. Sie stützt das Fußgewölbe und
schützt die Unterseite vor Verletzungen. Ist
sie entzündet, versucht der Körper zum
Ausgleich die Auftrittsfläche durch Kalkeinlagerungen zu vergrößern. Ein plantarer
Fersensporn entsteht. Patienten brauchen
häufig viel Geduld und müssen einige Therapien ausprobieren, um Erleichterung zu
erfahren.
Medikamente: Am Anfang steht die medikamentöse Therapie. Sie lindert die Schmerzen und die Entzündung und sie ist die Basis
für jede weitere Therapie.
Einlagen: Für viele Mediziner ein Muss: die
mechanische Unterstützung durch Einlagen.
Im Sanitätshaus werden diese individuell
angepasst, auf Rezept. Mithilfe einer Einlage
kann der Fuß wieder ausgerichtet werden.
Durch eine weiche Polsterung beziehungsweise eine Aussparung im Fersenbereich
kann man den Druck von der schmerzenden
Stelle nehmen.
Krankengymnastik: Hier wird die Fußmuskulatur gekräftigt und Selbstheilungskräfte
werden aktiviert. Massagen lösen Verspannungen, Dehnungsübungen lockern Muskeln, Bänder und Sehnen im Fuß. So soll der
ganze Körper wieder ins Gleichgewicht
kommen. Denn durch den Fersensporn
kann es zu schmerzhaften Verspannungen
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im ganzen Körper kommen, bis hin zu Beckenschiefstand und quälenden Rückenschmerzen. Übungstipp: Die Fußsohle täglich mehrfach auf einem Golf- oder Tennisball rollen.
Tapen: Ein Tape kann in der Akutphase
zusätzlich für Entlastung sorgen. Uns so
geht es: Man braucht vier kurze TapeBänder. Das erste Tape wird quer vom
Großzehenballen zur Ferse geklebt. Das
nächste vom kleinen Zeh bis zur Ferse. Damit ein sternenförmiger Verband entsteht,
wird noch ein Tape in der Mitte vom Ballen
bis zur Ferse gesetzt. Zum Fixieren empfiehlt
sich noch ein Tape quer unter dem Mittelfuß.
Kortisonspritzen: Viele Jahre gehörten sie
zur Standardtherapie. Heute sind die Ärzte
mit solchen Injektionen eher vorsichtig. Sie
sind
zwar
entzündungshemmend,
bergen aber das Risiko für Infektionen.
Stoßwellentherapie: Dabei kommen Ultraschallwellen zum Einsatz. Diese sollen den
Zellstoffwechsel aktivieren, die Durchblutung fördern und so die Entzündung hemmen. Die Stoßwellentherapie kann sehr erfolgreich sein beim Fersensporn, aber sie
hilft nicht jedem Patienten und sie wird von
der Krankenkasse nicht übernommen.
Operation: Die Operation steht am Ende
jeder Therapie, wenn alle anderen Optionen
versagt haben. Die Operation ist kritisch zu
sehen, denn das Risiko für Nebenwirkungen
ist hoch. So kann es zu einem Riss der Sehne kommen, zu weiteren Schmerzen oder
der Fersensporn kann wieder kommen.
Der Fall: Höllenschmerzen durch Fersensporn
Ines S. ist als Heilerziehungspflegerin in einer Klinik den ganzen Tag auf den Beinen. Doch eine
ganze Zeit lang konnte sie ihrer Arbeit kaum nachgehen. Der Grund: ein Fersensporn an beiden
Füßen. „Ich hatte Höllenschmerzen. Der Anlaufschmerz nach dem Aufstehen war der Hammer.
Ich konnte teilweise nur mit Krücken aufstehen“, erzählt die 53-Jährige. Monatelang probiert sie
alle möglichen Therapien: Medikamente, Spritzen, Stoßwellentherapie, Einlagen. Erfolg bringt
schließlich die Summe der Behandlungen, viel Geduld und vor allem Eigeninitiative. „Ich habe
viel Krankengymnastik gemacht und mache sie bis heute mehrfach am Tag. Dehnungsübungen
an einer Treppenstufe, auf einer kalten Wasserflasche oder mit einem Tennisball tun mir gut“,
so Frau S. Doch sobald sie damit aufhört, fangen die Schmerzen wieder an. „Ich muss da dran
bleiben. Das schlimmste ist wohl, selbst nix zu tun. Ich kann nur anderen Betroffenen empfehlen, selbst aktiv zu werden.“ Zum Schuhkauf nimmt die gebürtige Oschatzerin immer auch ihre
orthopädischen Einlagen mit. „Ich kaufe jetzt flache Schuhe und brauche die auch eine Nummer
größer, damit die Einlagen rein passen. Aber das ist kein Problem für mich, denn die Schmerzen
will ich nicht noch mal so stark erleben.“
Fußpflege daheim
Ein bisschen Pflege tut auch den Füßen gut.
Hier einige Tipps zur Fußpflege:
Fußbäder sorgen nicht nur für saubere
Füße, sondern auch für eine gepflegte Haut.
Je nach Beschwerdebild kann man mit speziellen Badesubstanzen Zusatzeffekte erzielen. Salbei hemmt die Schweißproduktion,
Senfmehl oder Rosmarin wärmen kalte Füße. Aber nicht zu heiß baden, sonst quillt
die Haut zu sehr auf. Bei Fußpilzinfektionen
sollte man jeden Fuß lieber in getrennten
Gefäßen baden und separate Handtücher
verwenden. Nach dem Baden die Zehenzwischenräume gut abtrocknen!
Hornhaut ist zwar nützlich, da sie vor
Druckstellen schützt. Zuviel ist aber auch
nicht gut, da sie dann einreißt und Eintrittspforte für Bakterien ist. Überschüssige
Hornhaut am besten nach einem Fußbad
mit einer speziellen Fußfeile abfeilen.
Eine Massage entspannt nicht nur die Füße,
sondern tut auch dem Rest des Körpers gut.
Mit einem Massageöl „flutschen“ die Finger
noch besser über die Füße und die Haut
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wird gleichzeitig gepflegt. Danach am besten Frotteeschuhe oder Socken anziehen,
barfuß läuft man Gefahr auszurutschen.
Der Podologe ist der richtige Ansprechpartner für die Pflege von Problemfüßen.
Auch wenn die körperliche Konstitution es
nicht mehr erlaubt die Füße selbst zu pflegen, ist der Gang zur medizinischen Fußpflege sinnvoll. Bei Diabetikern beispielsweise übernimmt die Krankenkasse einen Großteil der Kosten.
Links ins Internet
Patienteninfos zu operativen Verfahren
Deutsche Gesellschaft für Fußchirurgie: www.gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de/
Podologenliste
Auf der Internetseite des Zentralverbandes der Podologen und Fußpfleger Deutschlands (ZFD)
kann man Podologen und medizinische Fußpfleger in der Nähe finden: www.podologenliste.de
Gäste im Studio
Prof. Dr. Stefan Rammelt, Uniklinikum Dresden (med. Experte), Sektionsleiter Fuß und
Sprunggelenk, Präsident Deutsche Assoziation Fuß und Sprunggelenk
Prof. Thomas Milani, TU Chemnitz, Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften
Gert Zaumseil, TU Chemnitz, Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften
Ines Schubert, Fersenspornpatientin
Bernd Flink, Patient mit Unfall-Fußfraktur
Anschrift
MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“
Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund;
E-Mail: [email protected]
Thema der Sendung am 10.09.2015: “Nebenwirkungen Medikamente“
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