„… und raus bist du!“ – Verfolgung von Andersdenken

RAAbits Hauptschule 7–9 · Gesellschaftslehre 103
Verfolgung im Nationalsozialismus
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„… und raus bist du!“ – Verfolgung von Andersdenkenden und Minderheiten im Nationalsozialismus
Sabine Agel, Königsfeld im Schwarzwald
Geschichte Beispiele für Verfolgte im Nationalsozialismus (Juden, Homosexuelle,
geist­ig Behinderte, politisch Andersdenkende), von den ersten Schritten
der Verfolgung bis hin zur Ermordung, Gründe für die Verfolgung aus der
Sicht der Nationalsozialisten, Trainieren von Zivilcourage, Erkenntnisse
für die Gegenwart
Didaktisch-methodische Hinweise
Das Fach Gesellschaftslehre verfolgt u. a. die Ziele, Schülerinnen und Schülern Kenntnisse über die
wesentlichen Merkmale des Nationalsozialismus zu vermitteln. Dabei sollen sie das Leid und das
Unrecht erkennen, die den Opfern des Nationalsozialismus zugefügt wurden, und die Auswirkungen bewerten können, die der Nationalsozialismus für Gegenwart und Zukunft hat. Diese Ziele
werden im Rahmen dieser Unterrichtseinheit angestrebt. Dabei trainieren die Lernenden Sachkompetenzen, emotional-soziale Kompetenzen sowie Lern- und Selbstkompetenzen.
Ihre Sachkompetenz wird mit den Materialien M 1 und M 2 gefördert. Hier erwerben sie Wissen
darüber, welche Menschengruppen zu den von den Nationalsozialisten verfolgten Minderheiten
und Andersdenkenden gehörten, wie ein Prozess der Verfolgung abläuft und welche Gründe dazu
geführt haben, dass Verfolgung möglich war. Verfolgung gehört zu den wesentlichen Merkmalen
des Nationalsozialismus. Das Thema „Judenverfolgung“ sollte den Schülerinnen und Schülern in
der Regel bereits bekannt sein. Der Vollständigkeit halber und als Erinnerung wird das Thema unter
M 1 mitangesprochen. Die Materialien M 2 und M 3 konzentrieren sich jedoch auf andere Opfergruppen. Den Jugendlichen ist in der Regel weniger bekannt, dass auch noch andere Menschengruppen verfolgt wurden, auch bestimmte deutsche Bürgerinnen und Bürger. Die Schülerinnen und
Schüler üben sich in emotional-sozialen Kompetenzen, indem es ihnen unter M 3–M 5 mit verschiedenen Methoden und Materialien ermöglicht wird, sich mit den Verfolgten zu identifizieren. Die
Identifikation ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass sie das Leid und das Unrecht erkennen,
das den Opfern zugefügt wurde. Zu den Auswirkungen, die der Nationalsozialismus für die Gegenwart haben sollte, gehört auch, sich konstruktiv-kritisch mit dem Mitläufertum auseinanderzusetzen
und sich praktisch in Zivilcourage zu üben, was mit den Materialien M 3–M 5 ermöglicht wird.
Lernkompetenzen trainieren die Schülerinnen und Schüler, indem sie sich im Rahmen eines Stationenlernens unter M 2 selbstständig Wissen erarbeiten. Sie erwerben Selbstkompetenzen, indem sie
unter M 1–M 5 Werte in sozialen Zusammenhängen reflektieren.
Zu den Materialien im Einzelnen
Material M 1 steigt mit einer Bilderfolge in das Thema ein. Auf diesem Arbeitsblatt sind Angehörige
verschiedener Menschengruppen zu sehen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Mithilfe
von Sprechblasen melden sich einzelne Opfer zu Wort. Die Lernenden sehen sich die Bilder zunächst still an und lassen sie auf sich wirken. Anschließend erarbeiten sie im Brainstorming, was
sie bereits über die Verfolgung der genannten Menschengruppen im Nationalsozialismus wissen.
Die Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden war der Anfang eines Weges, der am
Ende in der Ermordung der entsprechenden Menschengruppen mündete. So begann z. B. die
Verfolgung behinderter Menschen 1933 zunächst mit dem Gesetz zur Verhütung des erbkranken
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Nachwuchses und der Durchführung von Zwangssterilisationen und führte 1941 u. a. in Hadamar
zu ihrer Ermordung durch Gas. Als nach den Protesten des Münsteraner Bischofs von Galen die Ermordung durch Gas eingestellt wurde, ging das Morden weiter: Es wurde lediglich die Mordmethode verändert, indem man die Betroffenen nun verhungern ließ oder durch Medikamentenüberdosen
tötete. Diese schrittweise sich steigernde Verfolgung lässt sich auch bei anderen Minderheiten und
Andersdenkenden im NS-Staat beobachten. Im Rahmen eines Stationenlernens erarbeiten sich Ihre
Schülerinnen und Schüler in M 2 entsprechendes Hintergrundwissen über die einzelnen Schritte der
Verfolgung und erfahren so, wie Verfolgung sich schleichend entwickelt. Sie bearbeiten (einzeln
oder in Kleingruppen) nacheinander die Aufgaben zu den drei verfolgten Personengruppen.
M 3 konfrontiert die Lernenden mit einem fiktiven Text, in dem mögliche Gründe für die Verfolgung
angedeutet werden. Im unterstützenden Unterrichtsgespräch erarbeiten sie, aus welchen Gründen
eine Berechtigung zur Verfolgung der genannten Gruppen abgeleitet wurde. Mithilfe von kreativen
Schreibaufträgen versetzen sie sich in die Lage von potenziellen Helfern der Verfolgten. Alternativ
überlegen sich die Schülerinnen und Schüler, welche Gefühle diejenigen Menschen gehabt haben
könnten, die entgegen ihrer Überzeugung dann doch nicht geholfen haben, und stellen diese in
einem Standbild dar. Eine Auswertung der Texte und des Standbilds erfolgt im Unterrichtsgespräch.
Dabei könnten Parallelen zum Thema „Mobbing in unserer Zeit“ hergestellt werden: Auch vom
Mobbing sind häufig Menschen betroffen, die in irgendeiner Form als anders empfunden werden
oder gegenüber denen Neid empfunden wird. Die Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden im Nationalsozialismus war u. a. deshalb so erfolgreich, weil als erste Maßnahme dafür
gesorgt wurde, dass die Opfer sozial isoliert wurden – ebenso wie beim Mobbing heute.
Unter M 4 geht es um die Frage, inwieweit sich Zivilcourage üben lässt. Dieses versuchen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Einmischungsrollenspiels und des Außenseiterspiels.
Unter M 5 setzen die Schülerinnen und Schüler schließlich ihre in M 1–M 4 neuerworbenen Erkenntnisse in einem selbst geschriebenen Theaterstück um.
Materialübersicht
M 1„Du gehörst doch nicht zu uns!“ – Minderheiten und Andersdenkende im Nationalsozialismus
M 2 Verfolgen leicht gemacht – der Weg in den Tod
M 3 Wieso, weshalb, warum? – Gründe für die Verfolgung
M 4 Vom Wegschauen und Hinschauen – wir beziehen Stellung
M 5Aus dem Gestern für die Gegenwart lernen – ein Theaterstück über Verfolgung und Einmischung
Für diese Einheit benötigen Sie:
M 1
M 2
M 5
Overheadprojektor, Stellwand, Papier für die Stellwand, kleine Zettel fürs Brainstorming
Computer mit Internetzugang
ggf. Requisiten, Kulissen, Kostüme für das Theaterstück, PowerPoint-Programm
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M 1„Du gehörst doch nicht zu uns!“ – Minderheiten
und Andersdenkende im Nationalsozialismus
Hier melden sich ein paar junge Menschen zu Wort.
Aufgabe 1
Schau dir die Bilder und Sprechblasen genau an. Wie wirken sie? Was siehst du?
Foto: akg-images
1
„Wenn ich noch sprechen könnte,­
würde ich dir erzählen, dass ich
Ruth hieß. Ich bin auf dem Bild
neun Jahre alt. Zwei Jahre später
haben die Nazis mich vergast,
weil ich Jüdin war.“
Foto: Schwules Museum, Berlin
2
3
„Wenn ich noch sprechen könnte,­
würde ich dir erzählen, dass ich
Christoph hieß. Im Alter von 23
Jahren wurde ich von den Nazis
­
geköpft, weil ich mit meinen Freunden
Flugblätter gegen sie verteilt habe.“
„Wenn ich noch sprechen könnte,­
würde ich dir erzählen, dass ich
Hans hieß. Die Nazis haben
mich ermordet, weil ich geistig
behindert war.“
4
Foto: Gedenkstätte
Deutscher Widerstand
Foto: Bundesarchiv, Bild 152-04-28 /
Friedrich Franz Bauer/CC-BY-SA
„Wenn ich noch sprechen könnte,
würde ich dir erzählen, dass ich
Richard hieß. Als ich 32 Jahre alt
war, haben mich die Nazis um­
gebracht, weil ich homosexuell war.“
Aufgabe 2
Was weißt du noch über die Verfolgung von Andersdenkenden und Minderheiten
im Nationalsozialismus?
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Lösung (M 1)
Aufgabe 1
Schau dir die Bilder und Sprechblasen genau an. Wie wirken sie? Was siehst du?
Auf dem ersten Bild sieht man ein Mädchen mit geflochtenen Zöpfen. Laut Sprechblase handelt es sich
um ein jüdisches Kind, das von den Nationalsozialisten vergast wurde. Das zweite Bild zeigt einen
lächelnden jungen Mann. Laut Sprechblase handelt es sich um einen von den Nationalsozialisten
ermordeten Homosexuellen. Auf dem dritten Bild ist ein vielleicht dreizehnjähriger Junge mit Down­Syndrom zu sehen. Laut Sprechblase handelt es sich um ein von den Nationalsozialisten ermordetes,
geistig behindertes Kind. Das vierte Bild zeigt einen jungen Mann mit Pfeife im Mund. Laut Sprechblase
handelt es sich um ein von den Nationalsozialisten hingerichtetes Mitglied einer Widerstandsgruppe.
Aufgabe 2
Was weißt du noch über die Verfolgung von Andersdenkenden und Minderheiten im Nationalso­
zialismus?
Wahrscheinlich werden die Lernenden mit der Verfolgung von Minderheiten im Nationalsozialismus
vor allem die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung assoziieren. Genannte Schlagwörter zum Thema
„Minderheiten“ könnten daher vor allem folgende Begriffe sein: Deportation, Vergasung, Auschwitz,
Arbeitslager, Konzentrationslager, arisch, Herrenrasse etc. Als typische Schlagwörter zum Thema
„Widerstand“ könnten z. B. genannt werden: Weiße Rose, Geschwister Scholl, Widerstandsgruppe,
Studenten, Männer des 20. Julis.
Hinweise
Folgende Personen sind auf den Bildern zu sehen:
Bild 1: Das Foto wurde um 1940 im jüdischen Kinderheim in Berlin-Prenzlauer Berg aufgenommen und
zeigt die neunjährige Ruth Fuss. Am 19. Oktober 1942 wurde sie mit ihrer zwölfjährigen Schwester­
Thea ins KZ Riga-Jungfernhof deportiert, wo beide am 22. Oktober 1942 ermordet wurden.
Bild 2: Auf diesem Bild ist Richard Barnack zu sehen. Seit 1938 trat er als Tänzer im In- und Ausland auf. Aufgrund seiner Homosexualität kam er Anfang 1942 nach wiederholten Haftstrafen ins
KZ Sachsenhausen, wo er im März 1942 unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.
Bild 3: Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus einer Fotografie, die 1934 in der Heilanstalt
Schönbrunn bei Dachau aufgenommen wurde. Sie zeigt insgesamt vier Jungen mit Down-Syndrom.
Weder wurden die Namen dieser Jungen dokumentiert noch ist ihr weiteres Schicksal bekannt. Es ist
jedoch anzunehmen, dass sie die Tötungsaktionen an geistig behinderten Menschen nicht überlebt
haben.
Bild 4: Das Foto zeigt Christoph Probst, ein Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Zum
Schutz seiner Familie (er war mit 23 bereits Vater von drei kleinen Kindern) hielt er sich eher im
Hintergrund und verfasste nur einen einzigen Entwurf zu einem Flugblatt. Diesen trug Hans Scholl
bei seiner Verhaftung bei sich. So wurde Christoph Probst am 22. Februar 1942 in MünchenStadelheim durch das Fallbeil hingerichtet.
Die Hintergrundinformationen zu den einzelnen Bildern lassen die Schicksale der abgebildeten
jungen Menschen noch näher rücken – besprechen Sie sie daher mit Ihrer Lerngruppe.
Lassen Sie beim gelenkten Brainstorming die von den Lernenden genannten Informationen schriftlich
festhalten (jede Assoziation = ein kleiner Zettel). Sie dienen als Vorbereitung für M 2 und M 3. Es
sollte eine Stellwand vorhanden sein mit einem großen Blatt Papier, das in drei Spalten eingeteilt
ist: „Wer waren die Opfer der Nationalsozialisten?“, „Der Weg in den Tod“ (Titel von M 2; mit
Zeitstrahl von 1933 bis 1945) und „Welche Gründe gab es, dass die Menschen verfolgt wurden?“
(Titel von M 3). Anhand dieser Präsentation können die Lernenden erkennen, über welches Wissen
sie bereits verfügen und welche Wissenslücken gefüllt werden müssen. Im Laufe der Unterrichtseinheit können neue Erkenntnisse und Daten immer wieder in den drei Spalten ergänzt werden, sodass
allmählich eine Informationswand entsteht.
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M 2
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Verfolgen leicht gemacht – der Weg in den Tod
Sicherlich hast du schon einiges speziell über die Judenverfolgung gehört. Vielleicht auch schon davon, dass generell alle Menschen verfolgt wurden, die von den
­Nationalsozialisten als „nicht der arischen Rasse zugehörig“ bezeichnet wurden,
wie auch die Sinti und Roma. Doch wusstest du schon, dass auch bestimmte deutsche Bürgerinnen und Bürger nicht vor Verfolgung sicher waren?
Aufgabe
Gehe auf die Internetseite www.inklusion-als-menschenrecht.de/
nationalsozialismus. Informiere dich dort zum Thema und
beantworte folgende Fragen:
1.Was beinhaltet das Gesetz zur Verhütung des erbkranken
Junge mit DownNachwuchses?
syndrom
2.Worum ging es bei der Aktion „T4“?
3.Wie wurden behinderte Menschen in psychiatrischen Anstalten von 1942–
1945 getötet?

Foto: Bundesarchiv, Bild 152-04-28 /
Friedrich Franz Bauer/CC-BY-SA
Station 1: B
ehinderte Menschen als Verfolgte im Nationalsozialismus
Gehe auf die Internetseite www.homo-denkmal.rosa-winkel.de.
Informiere dich dort unter „Geschichte der Verfolgung“ zum
Thema und beantworte folgende Fragen:
1.Was haben die Nationalsozialisten alles unternommen, um
Richard Barnack
die homosexuelle Kultur und Organisationsstruktur zu
zerschlagen?
2.Welche gesetzlichen und polizeilichen Grundlagen wurden ab 1934
­geschaffen, um Homosexuelle noch besser verfolgen zu können?

Station 3: Andersdenkende als Verfolgte im Nationalsozialismus
Aufgabe
Gehe auf die Internetseite www.dhm.de/lemo/kapitel/
zweiter-weltkrieg/widerstand. Informiere dich dort zum Thema
und beantworte folgende Fragen:
1.Wie haben die christlichen Kirchen gegen die National­Christoph Probst
sozialisten Widerstand geleistet?
2.Nenne Beispiele für andere Widerständler und erkläre, was sie gegen die
Nationalsozialisten getan haben.
Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Aufgabe
Foto: Schwules Museum, Berlin
Station 2: Homosexuelle als Verfolgte im Nationalsozialismus
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Lösung (M 2)
Station 1: Behinderte Menschen als Verfolgte im Nationalsozialismus
Aufgabe
Gehe auf die Internetseite www.inklusion-als-menschenrecht.de/nationalsozialismus. Informiere
dich dort zum Thema und beantworte folgende Fragen:
1.Was beinhaltet das Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses?
Zwangssterilisationsgesetz, bei dem von 1934 bis 1945 ca. 400 000 Menschen gegen ihren Wil­
len unfruchtbar gemacht wurden. Betroffen waren sogenannte „erbkranke Menschen“. Als erbkrank
galten Menschen mit bestimmten, als erblich geltenden körperlichen und geistigen Behinderungen
sowie mit psychischen Erkrankungen.
2.Worum ging es bei der Aktion „T4“?
Es ging um die Tötung von Bewohnern der psychiatrischen Einrichtungen durch die Nazis. Alle
Menschen mit schweren Krankheiten oder Behinderungen erfassten sie mit Erhebungsbögen und be­
gutachteten sie. Als bürokratische Zentrale des Ermordens galt die Tiergartenstraße 4 (T4) in Berlin.
3.Wie wurden behinderte Menschen in psychiatrischen Anstalten von 1942 bis 1945 getötet?
Nach dem Verbot der Gasmorde 1941 ließ man die Menschen teilweise verhungern, teilweise
verabreichte man ihnen Überdosen von Beruhigungsmitteln, an denen sie starben.
Station 2: Homosexuelle als Verfolgte im Nationalsozialismus
Aufgabe
Gehe auf die Internetseite www.homo-denkmal.rosa-winkel.de. Informiere dich dort unter „Ge­
schichte der Verfolgung“ zum Thema und beantworte folgende Fragen:
1.Was haben die Nationalsozialisten alles unternommen, um die homosexuelle Kultur und Organisationsstruktur zu zerschlagen?
Ende Januar 1933 wurden die Gaststätten und Zeitschriften homosexuell veranlagter Menschen
verboten sowie ihre Verlage und Organisationen zerschlagen. Hirschfelds Institut für Sexualwissen­
schaft wurde geschlossen, geplündert und die Bibliothek im Rahmen der Bücherverbrennung im Mai
1933 öffentlich verbrannt. Mit der KZ-Einlieferung bei Razzien erwischter Homosexueller ab Herbst
1933 wurde endgültig die homosexuelle Organisationsstruktur gesprengt.
2.Welche gesetzlichen und polizeilichen Grundlagen wurden ab 1934 geschaffen, um Homo­
sexuelle noch besser verfolgen zu können?
Ab 1934 wurden alle Männer, die homosexuelle Handlungen vollzogen hatten, namentlich in einer
Liste erfasst, die an ein extra eingerichtetes Sonderdezernat „Homosexualität“ weitergeleitet wurden.
Mit der Verschärfung des § 175 1935 wurde jede sexuelle Handlung zwischen Männern unter Strafe
gestellt und Homosexualität damit kriminalisiert. Spätestens ab 1940 konnte jeder, der mindestens
zweimal gegen den § 175 verstoßen hatte, mit dem Ziel der Ermordung ins KZ gebracht werden.
Station 3: Andersdenkende als Verfolgte im Nationalsozialismus
Aufgabe
Gehe auf die Internetseite www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg/widerstand. Informiere
dich dort zum Thema und beantworte folgende Fragen:
1. Wie haben die christlichen Kirchen gegen die Nationalsozialisten Widerstand geleistet?
In der katholischen Kirche gab es keine Widerstandsorganisation, wohl aber einzelne widerstän­
dische Geistliche wie den Münsteraner Bischof von Galen, der öffentlich die Euthanasieverbrechen
anprangerte. Auf Initiative des evangelischen Pastors Martin Niemöller wurde die protestantische
antinationalsozialistische „Bekennende Kirche“ gegründet, in der gegen die Nazis gepredigt wurde.
2.Nenne Beispiele für andere Widerständler und erkläre, was sie gegen die Nationalsozialisten
getan haben.
Mögliche Antworten: Weiße Rose: studentischer Widerstand mit Flugblättern gegen das Nazire­
gime, Rote Kapelle: Überbegriff für verschiedene Berliner Widerstandsgruppen, die Flugblätter
gegen das Naziregime verteilten und politische Diskussionen organisierten.
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M 3Wieso, weshalb, warum? – Gründe für die
Verfolgung
Wir schreiben das Jahr 1941. Margot B. bereitet das Abendessen zu. Ihr Mann ist
gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Sohn Rudolf sitzt am Küchentisch
und macht Hausaufgaben. Mit dabei ist auch ihre Untermieterin Maria E.
Aufgaben
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„Heute haben sie Paula Schmidt abgeholt“, sagt Margot B. Ihr Mann sieht sie an:
„Warum?“ „Frag doch nicht so dumm. Sie ist schwachsinnig, deshalb gehört sie in
eine Anstalt wie alle Schwachsinnigen.“
„Da kostet sie aber ganz schön viel Geld“, stellt ihr Sohn Rudolf fest. „Hier in meinem
Rechenbuch steht: ‚Der jährliche Aufwand des Staates für einen Geisteskranken beträgt
im Durchschnitt 766 Reichsmark (RM), ein Tauber oder Blinder kostet 615 RM, ein
Krüppel 600 RM. In Anstalten werden auf Staatskosten versorgt: 167 000 Geisteskranke, 8 300 Taube und Blinde, 20 600 Krüppel. Wie viele Millionen RM kosten diese
Gebrechlichen jährlich? Wie viele erbgesunde Familien könnten bei 60 RM durchschnittlicher Monatsmiete für diese Summe untergebracht werden?‘ Versteh ich nicht! Ich geh
mal schnell zu Herrn Pfeifer rüber, der kann Mathe so gut erklären.“
„Kommt überhaupt nicht infrage!“, antwortet Herr B. „Der ist doch schwul und
Schwule vergreifen sich an Kindern.“ „Wenn ich aber die Aufgabe doch nicht
kapiere“, mault der Junge. „Dann pass in der Schule besser auf“, schnauzt ihn der
Vater an und gibt ihm eine Ohrfeige: „Vielleicht erhöht die dein Denkvermögen!“
Der Junge sagt keinen Ton mehr. Frau B. lenkt ab: „Heute war wieder so eine Zigeunerin an der Tür. Die wollte mir ein Huhn verkaufen. Ich hab’ gleich dem Blockwart
Bescheid gesagt. Der hat ihr gesagt, dass sie ins KZ kommt, wenn sie mich noch
mal belästigt.“ „Klar, die gehört ja auch gar nicht zur
Herrenrasse“, stellt der Sohn fest.
Der Untermieterin, Maria E., wird beim Zuhören ganz
schlecht vor Wut. Wird sie etwas sagen? Etwas tun?
2.Welche Gründe deutet der Text an, weshalb
­Menschen verfolgt wurden?
Helfen oder lieber schweigen – eine
3.Schreibe den Text mit einem inneren Monolog
schwierige Entscheidung.
­weiter. Was wird Frau E. tun?
4.Stelle in einem Standbild die Gefühle von Menschen dar, die entgegen ihrer
eigentlichen Überzeugung keinen Widerstand gegen die Verfolgung geleistet
haben.
5.Überlege: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Mobbing heute und Verfolgung im
nationalsozialistischen Staat?
Foto: Thinkstock
1.Lies dir den Text in Ruhe durch.
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Verfolgung im Nationalsozialismus
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Lösung (M 3)
Aufgabe 2
Welche Gründe deutet der Text an, weshalb Menschen verfolgt wurden?
Behinderte Menschen lebten zur Zeit des Nationalsozialismus überwiegend in speziellen Anstalten.
So hatten gesunde Menschen nur wenig Kontakt zu ihnen und nahmen sie kaum als Mitmenschen
wahr. Je fremder jemand ist, desto geringer ist die Chance, dass ihm jemand bei Gefahr beisteht
(„Sie ist schwachsinnig, deshalb gehört sie in eine Anstalt wie alle Schwachsinnigen“, Z. 2/3). Die
Nationalsozialisten entwickelten eine Rassenlehre, in der die Menschen in wertvolle und minderwerti­
ge ­Menschen eingeteilt wurden. Dies erklärt die Selbstverständlichkeit, mit der behinderte Menschen
ebenso wie „Nichtarier“ wie beispielsweise Sinti und Roma als minderwertig betrachtet wurden („Da
kostet sie aber ganz schön viel Geld […]“, Z. 4, „Klar, die [Zigeunerin, Z. 16/17] gehört ja auch gar
nicht zur Herrenrasse […]“, Z. 19/20). Verbreitet wurde die Rassenlehre mit Propagandamaterial
und durch Infiltration des Alltags wie beispielsweise durch entsprechende Sachaufgaben in Schul­
büchern („Der jährliche Aufwand des Staates für einen Geisteskranken beträgt im Durchschnitt 766
Reichsmark (RM), […]“, Z. 5–10). Die Überzeugung, dass alle Menschen gleich viel wert sind und
das Recht auf Schutz vor Verfolgung haben, wurde so bei vielen Menschen regelrecht „aberzogen“.
Dies geschah u. a. auch mithilfe des im nationalsozialistischen Staat vorherrschenden autoritären
Erziehungsstils: Kinder und Erwachsene hatten bedingungslos zu gehorchen, eigenständiges Denken
und Widerspruch wurden bestraft („Wenn ich aber die Aufgabe doch nicht kapiere“ […] „Dann pass
in der Schule besser auf“, schnauzt ihn der Vater an und gibt ihm eine Ohrfeige […], Z. 13–15). Ein
weiterer Grund ist die Angst vor dem Fremden, die hinter entsprechenden Vorurteilen stecken könnte
(„Kommt überhaupt nicht infrage!“, antwortet Herr B. „Der ist doch schwul und Schwule vergreifen
sich an Kindern […]“, Z. 12/13).
Aufgabe 3
Schreibe den Text mit einem inneren Monolog weiter. Was wird Frau E. tun?
Wenn die Lernenden ihre Kenntnisse aus M 1 und M 2 über die Schicksale vieler Widerstands­kämpfer
berücksichtigen, werden sie vermutlich zu dem Schluss kommen, dass Frau E. nichts tun wird, da sie
Angst haben muss, ebenfalls verfolgt und ermordet zu werden. Wie leicht es im NS-Staat war, jemand
dem Tod auszuliefern, wird ebenfalls im Text angedeutet („Ich hab gleich dem Blockwart ­Bescheid
gesagt. Der hat ihr gesagt, dass sie ins KZ kommt, wenn sie mich noch mal belästigt […]“, Z. 17–19).
Der innere Monolog könnte den Kampf zwischen Gewissen und Selbsterhaltungstrieb schildern.
Aufgabe 4
Stelle in einem Standbild die Gefühle von Menschen dar, die entgegen ihrer eigentlichen Überzeugung
keinen Widerstand gegen die Verfolgung geleistet haben.
Diese Aufgabe versteht sich als Alternative zum inneren Monolog, da es manchen Jugendlichen leichter
fällt, ihre Gefühle plastisch auszudrücken. Im Standbild sollten Symptome von Angst dargestellt werden
wie Zittern, nervöse Ticks, beschleunigter Atem, Magenschmerzen, Muskelanspannung usw.
Aufgabe 5
Überlege: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Mobbing heute und Verfolgung im nationalsozialisti­
schen Staat?
1. Typische Opfer der Nationalsozialisten waren Menschen, die als anders empfunden wurden (Minder­
heiten und Andersdenkende). Auch vom Mobbing sind häufig Menschen betroffen, die in irgendeiner
Form als anders empfunden werden oder gegenüber denen eine Mehrheit Neid empfindet (Beispiel:
Jemand, der gut in Mathe, aber miserabel in Sport ist).
2. Mobbing fängt oft mit kleineren Gemeinheiten an und eskaliert. So wurden im NS-Staat die
Opfer auch nicht gleich zu Beginn der Verfolgung umgebracht. Erste Maßnahme war immer die
soziale Isolierung der Opfer. Beim Mobbing heute ist das nicht anders.
3. Im NS-Staat wurde Solidarität mit den Opfern mit dem Tod bestraft. Heute haben Zeugen von
Mobbing oft Angst, selbst gemobbt zu werden, und greifen deshalb meistens nicht ins Geschehen ein.
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M 4Vom Wegschauen und Hinschauen –
wir beziehen Stellung
Inzwischen hast du erfahren, dass Angst oft ein Grund dafür sein kann, sich nicht
einzumischen. Und das, obwohl man weiß, dass man sich einmischen müsste! Mut
zum Einmischen lässt sich aber üben – zum Beispiel mit einem Rollenspiel.
Rollenspiel 1: Wer hilft dem Obdachlosen?
1.Teilt euch in Vierergruppen auf.
2.Jedes Mitglied zieht eine Rollenkarte.
3.Übt das Rollenspiel ein und führt es vor.
4. Wenn du zum Publikum gehörst, beobachte die Szene:
Wird ihm jemand beistehen?
-– War die Einmischung erfolgreich?
–Was hat der Passant getan, um dem Obdachlosen zu helfen?
– Glaubst du, die Lösung funktioniert auch in Wirklichkeit?
–Hast du selbst eine andere Idee, wie das Problem gelöst werden könnte? Dann
gehe auf die Bühne und biete dem Passanten an, ihn abzulösen.
Rollenspiel 2: Als Außenseiter in fremder Gesellschaft
Freiwillige vor! Wer traut sich, allein neu zu einer fremden Gesellschaft zu stoßen?

5.Spielt dieses Rollenspiel entsprechend der Rollenkarten gemeinsam in der Klasse.
Rollenkarten für Rollenspiel 1
Person A
Du bist obdachlos und liegst gerade im
Park auf einer Bank. Dorthin hast du
dich zum Schlafen zurückgezogen.
Person B
Obdachlose nerven dich und deinen Kumpel.
Sie kosten den Staat nur Steuergelder. Den
da auf der Bank werdet ihr mal so richtig
aufmischen!
Person C
Obdachlose nerven dich und deinen Kumpel.
Sie kosten den Staat nur Steuergelder.
Den da auf der Bank werdet ihr mal so
richtig aufmischen!
Person D
Du bist ein Passant, der zufällig an der
Parkbank vorbeikommt. Du siehst, wie der
Obdachlose von zwei Typen angepöbelt wird.
Du weißt, dass du dich einmischen müsstest.
Rollenkarten für Rollenspiel 2
Außenseiter
Du bist ein Außenseiter. Du bist in einem
Raum mit vielen Menschen. Du versuchst,
die Menschen zu überreden, mit dir Kontakt
aufzunehmen.
Gruppe
Bildet im Raum Kleingrüppchen, in denen sich
alle wunderbar verstehen. Ihr braucht keine
neuen Mitglieder! Gleich kommt ein Außenseiter auf euch zu. Lasst euch nicht auf seine
Kontaktversuche ein.
Foto: Thinkstock
Aufgaben
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Verfolgung im Nationalsozialismus
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Hinweise (M 4)
Zu Rollenspiel 1: Eine Voraussetzung dafür, sich erfolgreich einzumischen, ist, dass man sich erst
einmal selbst erfolgreich verteidigen kann. Wenn die Schülerinnen und Schüler feststellen, dass es
gar nicht so einfach ist, sich erfolgreich einzumischen, wäre eine methodische Variante, den „Obdachlosen“ ausprobieren zu lassen, wie er sich erfolgreich selbst wehren könnte. Hier gelten als
zusätzliche Regeln: Aus der Opferrolle herauszugehen und selbst die Regie zu übernehmen (z. B.
sich nicht aus Feigheit, sondern aus Klugheit eine andere Bank suchen; dem Angreifer fest in die
Augen schauen; das Unerwartete tun, etwa sagen: „Ich weiß, ich bin überflüssig.“ etc.). Solche
Aktionen können Täter verwirren und dem Opfer weiteren Handlungsspielraum ermöglichen.
Mögliche Entwicklung von Rollenspiel 1
Der Passant könnte, wenn möglich, andere Passanten bitten, sich miteinzumischen. Dabei ist es
wichtig, Leute konkret anzusprechen, beispielsweise „Hallo, Sie, im roten Pullover …“. Je mehr
Personen aufmerksam werden, desto mehr verlagert sich das Gefühl, Verantwortung übernehmen
zu müssen, vom Einzelnen auf die Gruppe, weg von der Grundtendenz: „Sollen doch die anderen
eingreifen.“ Wenn der Passant der einzige potenzielle Helfer ist, sollte er ruhig bleiben und die Täter nicht verbal attackieren, sondern mit fester Stimme zum Unterlassen des Anpöbelns auffordern.
Auch Körperkontakt zum Angreifer ist nicht empfehlenswert, da sich dieser durch die physische
Grenzüberschreitung erst recht provoziert fühlen könnte. Wenn der Passant sieht, dass der Täter
nicht aufhört, sollte er die Polizei rufen.
Zu Rollenspiel 2: Dieses Spiel hat unterschiedliche Schwerpunkte: Zum einen geht es darum, wie
man es schafft, seine Mitmenschen zum Helfen zu motivieren. Es sollte also mit den Lernenden reflektiert werden, was der Außenseiter gemacht hat, um in die Gruppe aufgenommen zu werden.
Hat er z. B. die anderen angelächelt? (Das führt oft dazu, dass die anderen auch lächeln und damit
das Eis ein bisschen schmilzt). Hat er die Gruppe genau beobachtet und an nonverbalen Signalen
der Einzelnen erkannt, wen er am ehesten überreden kann, ihn in die Gruppe aufzunehmen? Damit
wird der Zusammenhalt der Gruppe gegen den Außenseiter empfindlich gestört.
Der zweite Schwerpunkt des Spiels ist es, über das eigene Gewaltpotenzial nachzudenken. Ermutigen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dazu, sich im Unterrichtsgespräch ehrlich zu äußern, wie
sie sich als Gruppenmitglied gefühlt haben, als sie einen Einzelnen ausgeschlossen haben, und
was sie davon gehabt haben könnten, dass sie psychische Gewalt ausgeübt haben (Beispiele: Zusammenhalt der Gruppe wird durch das Ausschließen gestärkt; man fühlt sich selbst stark und kann
Aggressionen abreagieren etc.).
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M 5Aus dem Gestern für die Gegenwart lernen – ein
Theaterstück über Verfolgung und Einmischung
Jetzt habt ihr viel darüber gelernt, wer im Nationalsozialismus verfolgt wurde, wie
sich Verfolgung schrittweise entwickelt, aus welchen Gründen Menschen verfolgt
werden und welche Möglichkeiten es gibt, sich einzumischen, wenn Menschen in
Bedrängnis geraten.
Aufgabe 1
Entwickelt ein Theaterstück, indem ihr Szenen einander gegenüberstellt, in denen
heute und zu Zeiten des Nationalsozialismus Menschen ausgeschlossen und verfolgt
wurden.
Es soll sich aus folgenden Szenen zusammensetzen:
Szene 1: Wer sind die Opfer?
Szene 2: Wie entwickelte sich
die Verfolgung?
Szene 4: Was kann man
als Beobachter
dagegen tun, dass
Menschen verfolgt
und ausgeschlossen
werden?
Foto: Thinkstock
Szene 3: Warum werden
Menschen verfolgt
und ausgeschlossen?
Wie setzen wir unsere Gedanken gut in Szene?
Aufgabe 2
Überlegt euch in einem ersten Schritt, an welchen Beispielen ihr die einzelnen Szenen
darstellen könnt – immer einmal zur Zeit des Nationalsozialismus und einmal in unserer
Zeit heute. Sammelt eure Ideen für die einzelnen Szenen und entscheidet gemeinsam,
welche Ideen ihr umsetzen wollt. Verteilt dann die Rollen für die einzelnen Szenen zur
Ausarbeitung.
Aufgabe 3
Übt das Theaterstück für eure Familie, Freunde und Fremde ein. Denkt dabei auch
an Kulissen, Kostüme und Requisiten.
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Verfolgung im Nationalsozialismus
RAAbits Hauptschule 7–9 · Gesellschaftslehre 103
Hinweise (M 5)
Ideen für eine mögliche Umsetzung
Szene
zur Zeit des Nationalsozialismus
heute
1
Fotos der Opfer (beispielsweise Bilder 2–4
aus M 1) vergrößern, ihre Gesichter durchstreichen. Die Fotos in Lebensgröße mithilfe
von PowerPoint an die Wand projizieren.
Zuschauer ca. fünf Minuten ohne Kommentar gucken lassen. Danach nüchterne
gleichgültige Stimme aus dem Off: „Es war
kaum jemand da, der ihnen geholfen hat.“
Schülerin oder Schüler (durch Maske nicht
erkennbar), gebeugte verkrampfte Körperhaltung, auf der Brust die Aufschrift: „Ich
bin ein Looser“. Zuschauer ca. zwei Minuten gucken lassen. Danach erneut nüchterne gleichgültige Stimme aus dem Off: „Der
lebt doch noch – Mobbing ist cool!“
2
Kurze Texte vorlesen, dabei entsprechende
Bilder aus 1. Szene erneut zeigen:
1. Sprecher: „Erst durfte ich keine Kinder
bekommen, dann haben die Nazis versucht, mich zu vergasen. Als van Galen
ihnen seine Verachtung ins Gesicht schrie,
haben sie mich totgespritzt.“
2. Sprecher: „Erst haben die Nazis unsere
Treffpunkte verboten, dann haben sie unsere Bücher verbrannt, dann haben sie mich
im KZ umgebracht.“
3. Sprecher: „Ich konnte einfach nicht mehr
zusehen. Meine Flugblätter waren für die
Nazis Grund genug, mich umzubringen.“
Miniszenen, in denen sich steigernde Mobbinghandlungen gezeigt werden:
1. Mädchen alleine auf dem Schulhof. Kommentar eines Jungen zu seinem Mitschüler:
„Die steht immer allein rum, die können wir
ärgern!“
2. Verbale Gewalt in Form von sexistischen
Sprüchen, Schulsachen verstecken etc.
3. Körperliche Gewalt gegen das Mädchen,­
mit dem Handy filmen und ins Internet stellen etc.
3
Schülerin oder Schüler sitzt in der Mitte eines Kreises, liest laut Nachricht vor,
dass Homosexuellen immer mehr Rechte
genommen werden; murmelt vor sich hin:
„Wie gemein – was soll ich tun?“ Bruder
tritt auf und belehrt sie bzw. ihn über die
nationalsozialistische Rassenlehre. Der Vater tritt hinter sie oder ihn und erzählt vom
Tod einer Widerstandsgruppe. Die Mutter
tritt hinzu und berichtet über die Aktion T4.
Da alle gleichzeitig sprechen, werden die
Stimmen immer lauter und kesseln die Person in der Mitte ein.
Schülerin oder Schüler will Mobbingopfer
aus Szene 2 helfen. Daraufhin wird sie
bzw. er selbst zum Opfer und rettet sich,
indem sie oder er sich selbst der Gruppe
der Mobber anschließt.
4
Stimme aus dem Off zu den erneut gezeig- Weitere Schülerin überlegt mit Mobbing­
ten Bildern aus Szene 1: „Wir haben uns opfer Möglichkeiten, sich zu wehren: z. B.
zu spät zum Einmischen entschieden.“
Erwachsene zum Wahrnehmen des Mobbings zu zwingen und zum Handeln zu bewegen etc.
Requisiten sollten eher sparsam eingesetzt werden, dies lenkt die Aufmerksamkeit verstärkt auf die
Handlung.
Zusatzmaterial: ggf. Requisiten, Kulissen, Kostüme für das Theaterstück, PowerPoint-Programm