Man kennt sich und schätzt sich

Das Patienten-Magazin
4-2015
„Man kennt
sich und
schätzt sich“
KfH-Logistiker
Frank Nell bringt
Dialysematerial
direkt ins Haus.
Heimdialyse
Behandlung in den eigenen
vier Wänden
Wintertipps
Gut durch die kalte
Jahreszeit
Vor fast 50 Jahren (1968) wurde der erste deutsche Patient am
National Kidney Center in London für die Heimhämodialyse geschult.
In den nächsten zwei Jahren folgten weitere 35 Patienten, die mit
Unterstützung des KfH ebenfalls in England auf die Heimhämodialyse
vorbereitet wurden. Zur gleichen Zeit entstand in Deutschland das
erste Heimdialyse-Trainingszentrum. Es waren wohl die wichtigsten
Jahre, die zur nachhaltigen Etablierung der Heimdialyse in Deutschland geführt haben. Und es war zugleich die Geburtsstunde des
gemeinnützigen KfH – damals: Kuratorium für Heimdialyse. Die
Förderung der Heimdialyse ist nach wie vor eine unserer wichtigsten Bestrebungen. Grund genug, unser Schwerpunktthema in dieser
Ausgabe darauf auszurichten. Wussten Sie zum Beispiel, dass aktuell
der Anteil der KfH-Heimdialysepatienten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt fast doppelt so hoch ist? Und was unsere KfH-Logistiker
für die Heimdialysepatienten alles leisten, erfahren Sie ab Seite 10.
Neben vielen weiteren interessanten und unterhaltsamen Themen
haben wir dieser Ausgabe die aktuelle Jubiläumsbroschüre der
KfH-Stiftung Präventivmedizin beigeheftet, damit Sie sich ausführlich über die Stiftungsarbeit informieren können.
Das Jahr neigt sich nun dem Ende zu: Deshalb wünsche ich Ihnen
und Ihren Angehörigen an dieser Stelle von
Herzen ein frohes Weihnachtsfest, verbunden
mit den besten Wünschen für das Jahr 2016.
Prof. Dr. med. Dieter Bach
Vorstandsvorsitzender
KfH kompakt
3
Grippeschutzimpfung
und weitere Meldungen
KfH thema
4
Therapie zu Hause
Gut betreut bei der Heimdialyse
7
Betroffene beraten Betroffene
Der Selbsthilfeverein HDP e. V.
8
In Eigenregie
So funktioniert das Leben mit
PD und HHD
KfH wissen
10
Ein ganz besonderer Service
Dialysematerial direkt ins Haus
12
Zehn Jahre Stiftungsarbeit
Jubiläumsbroschüre zu den
Forschungsprojekten der
KfH-Stiftung Präventivmedizin
KfH leben
13
Jede Menge Lebenslust
Hobby als Kraftquelle
14
Acht Tipps für den Winter
Gesund durch die kalte Jahreszeit
16
„Unser Alltag geht weiter“
Porträt einer Familie mit
nierenkrankem Kind
17
Hilfe fern der Heimat
KfH — Einsatz für Flüchtlinge
18
Frisch aus dem Ofen
Heiße Köstlichkeiten
KfH service
20
Vom „Öcher Flair“
Reisetipp Aachen
22
Franz-Volhard-Medaille
und weitere Meldungen
22
23
Leserbriefe
24
lesen hören
Bücher Co., Rätselauflösung
und Impressum
Denksport
Titelfoto: wdv/Oana Szekely; Fotos: KfH/G. Lizatovic; Karin Kaiser/MHH; Tom Figiel; Fotolia/photo5963; KfH
Kompetenz für Heimdialyse
KfH kompakt
Ein kleines Wunder
Als nierenkranke Frau schwanger zu werden, ist schwierig. Doch Veronika F. ließ sich nicht
abschrecken. Nach der Geburt ihres ersten Kindes hatte sich bei der Hannoveranerin die
Nierenfunktion so verschlechtert, dass sie mit der Dialyse beginnen musste. Trotzdem wurde sie wieder schwanger. Das machte allerdings eine intensivere Behandlung notwendig.
PD Dr. Roland Schmitt (rechts im Bild) vom KfH-Nierenzentrum Hannover erklärt: „Während der Schwangerschaft arbeiten die Nieren auf Hochtouren, deshalb mussten wir die
Dialysedosis auf sechsmal pro Woche erhöhen, um Mutter und Baby nicht zu gefährden.“
Diese anstrengende Zeit haben Veronika und ihr Mann (im Bild neben ihr) längst vergessen,
denn der kleine Joseph kam gesund zur Welt und feierte am 11. November seinen ersten
Geburtstag. Für seine Familie ist er bis heute ein kleines Wunder.
Stipendium für junge Wissenschaftler
aller KfH-Patienten
sind Heimdialysepatienten.
Im Rahmen des Nephrologie-Kongresses 2015 wurde Dr. Anna Bertram, Klinik für
Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, mit dem
Fritz-Scheler-Stipendium ausgezeichnet. Mit den Forschungsergebnissen ihrer
Arbeit unterstützt sie transplantierte Patienten, lebensnotwendige Immunsuppressiva dauerhaft einzunehmen. Diese Medikamente verhindern, dass die Spenderniere
abgestoßen wird. Das von der KfH-Stiftung Präventivmedizin ins Leben gerufene und finanzierte Stipendium wird seit 2006 alle zwei Jahre gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft
für Nephrologie (DGfN) vergeben. Das Fritz-Scheler-Stipendium ist mit 25.000 Euro dotiert.
Kleine Injektion –
großer Schutz
Ein Grund zum Feiern
Das KfH-Nierenzentrum Weiden feierte am 7. Oktober sein 25-jähriges
Bestehen. „Wir sind dankbar für das Vertrauen, das unsere Patienten uns
seit so vielen Jahren entgegenbringen“, betont Dr. med. Franz Hermann
Beckmann, der gemeinsam mit Dr. med. Stephan Kirchner das KfHNierenzentrum ärztlich leitet. Zur Jubiläumsfeier reiste auch KfHVorstandsvorsitzender Prof. Dr. med. Dieter Bach an: „Das KfH-Nierenzentrum Weiden steht beispielhaft für unsere bundesweite qualitativ
hochwertige und integrative Versorgung nierenkranker Patienten vor Ort.“
Jahr für Jahr erkranken in Deutschland Millionen
Menschen jeden Alters an der Virusgrippe. Besonders gefährdet sind Patienten mit chronischen Krankheiten. Die jährliche Grippeschutzimpfung kann Sie
mit dem jeweils aktuellen Grippe-Impfstoff vor
schweren und lebensgefährlichen Krankheitsverläufen bewahren. Selbst wenn Sie
sich erst im Dezember impfen lassen,
kann die Impfung Sie noch vor
der nächsten Grippewelle schützen.
Sprechen Sie uns an.
95. Geburtstag
Kurt Sasse, Dialysepatient im KfH-Nierenzentrum
Eberswalde, wurde am 6. September 95 Jahre alt. Seit
2005 dialysiert Kurt Sasse in Eberswalde – jetzt feierte
der rüstige Rentner im Kreise des Behandlungsteams
seinen Geburtstag. Dr. Silke Röser (rechts) und die
leitende Pflegekraft Gabriele Grabarz (links) gratulierten
dem Jubilar.
KfH aspekte 4-2015 | 3
KfH thema
Therapie zu Hause
Dialyse zu festen Zeiten im
Nierenzentrum? Es geht auch
anders: mit der Heimdialyse. Das
KfH macht sich seit Jahrzehnten
stark für die Therapie in den
eigenen vier Wänden.
is in die 1970er-Jahre war die Heimhämodialyse das am häufigsten angewendete Verfahren zur Blutreinigung.
Heute ist die Zentrumsdialyse rein statistisch gesehen das dominierende Verfahren. Nach wie vor erleichtern aber
Heimdialyseverfahren vielen chronisch
nierenkranken Menschen das Leben mit
der Krankheit. Deshalb findet sich das „H“
im Wort Heimdialyse nicht nur in der
Kurzform „KfH“, sondern es spielt eine
wichtige Rolle im Behandlungsangebot
des KfH. Gut neun Prozent aller KfHPatienten sind Heimdialysepatienten –
fast doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Experten des KfH wie Dr. Michael
Nebel, Facharzt für Innere Medizin und
Nephrologie und Beauftragter für die Entwicklung der Heimdialyse, setzen sich
stark dafür ein, Heimdialyseverfahren zu
fördern und bekannter zu machen. Betroffenen, die vor der Auswahl eines für sie
geeigneten Dialyseverfahrens stehen,
empfiehlt er, sich frühzeitig mit der Heimdialyse zu beschäftigen und den behandelnden Arzt gezielt danach zu fragen.
B
Viele Vorteile
„Grundsätzlich sind Heimhämodialyse
und Peritonealdialyse gleichwertige Behandlungsverfahren“, betont Dr. Nebel.
„Doch nicht jedes Verfahren ist für jeden
Patienten geeignet. Welches infrage
kommt, sollte man daher mit dem Arzt
besprechen.“ Für beide Verfahren gilt, dass
4 | KfH aspekte 4-2015
man als Patient seine Selbstständigkeit
behält, meist problemlos weiter den Beruf
ausüben kann und an keine festen Behandlungszeiten wie im Nierenzentrum
gebunden ist. Dr. Elisabeth Heckel-Kratz,
leitende Ärztin am KfH-Nierenzentrum
Groß-Gerau, nennt einen weiteren Vorteil:
„Durch die Dialyse zu Hause ist man als
Patient nicht ständig mit Krankheiten und
medizinischen Einrichtungen konfrontiert. Dadurch kann man seine Krankheit
auch einmal vergessen.“
Gut vorbereitet
Das häufigste Verfahren ist die Hämodialyse, die in der Regel im Nierenzentrum
Abb. 1, Seite 6). Als Heimhämodialyse
(HHD) ist diese Therapie auch in der eigenen Wohnung möglich. Der Patient führt
die Dialysebehandlung dort selbstständig
durch, eventuell unterstützt durch den
Ehepartner oder einen Angehörigen. Dazu
wird der Patient –
gegebenenfalls
gemeinsam mit
dem Dialysepartner – zunächst
im KfH-Zentrum
geschult. „Das
Training dauert
in der Regel
Dr. Michael Nebel
drei Monate. Wer
ohne Partner dialysiert, erhält eine zusätzliche Vorbereitung, um alle notwendigen Handgriffe sicher alleine ausführen
zu können“, erklärt Dr. Nebel. Die reine
Wochendialysezeit beträgt bei der HHD
genau wie bei der Zentrumsdialyse 12 bis
15 Stunden. Allerdings wird meist sechsmal pro Woche zweieinhalb bis drei
Stunden lang dialysiert. Das ist für den
Körper schonender. Zusätzlicher Vorteil:
Wer häufige kurze Dialysen macht, hat
weniger strenge Diätvorschriften und
Beschränkungen der Trinkmengen als jemand, der seltener und länger dialysiert.
„Viele HHD-Patienten fühlen sich nach
der Umstellung auf die tägliche Dialyse
besser und sind körperlich leistungsfähiger. Teilweise kann sogar die Zahl der
Medikamente reduziert werden“, ergänzt
Dr. Nebel. Den Zeitpunkt der einzelnen
Dialysebehandlungen kann der HHDPatient selbst bestimmen – sofern die wöchentliche Behandlungsfrequenz und die
Gesamtbehandlungszeit gleich bleiben.
in Vollnarkose gesetzt wird. Das Ende des
Katheters ragt aus dem Bauch heraus und
kann unsichtbar unter der Kleidung auf
der Bauchhaut fixiert werden. Über den
PD-Katheter werden etwa zwei Liter sterile
Spüllösung (Dialysatlösung) aus einem
Beutel in die
Bauchhöhle eingefüllt, die nach
vier bis sechs
Stunden wieder
abgelassen werden. In dieser Zeit
sammeln sich die
Abfallstoffe, die
normalerweise
mithilfe der Nieren aus dem Körper
gespült werden, in dieser Lösung. Wird sie
abgelassen, werden diese Stoffe mit aus
dem Körper geschwemmt (Abb. 2, Seite 6).
Im Gegensatz zur Heimhämodialyse wird
die Peritonealdialyse kontinuierlich über
24 Stunden täglich durchgeführt. Nur unterbrochen von den vier Wechseln, bleibt
die Dialysatlösung 24 Stunden im Bauchraum. Den Zeitpunkt des Beutelwechsels
kann der Patient nach Rücksprache mit
seinem Nephrologen selbst festlegen – die
Lösung sollte mindestens drei und höchstens acht Stunden im Bauchraum bleiben. Bewährt haben sich Wechselzeiten
Fotos: Plainpicture/Robert Sanderson; KfH
Für viele Patienten
bedeutet die Heimdialyse
mehr Lebensqualität.
dreimal wöchentlich über jeweils vier bis
fünf Stunden durchgeführt wird. Eine andere Bezeichnung dafür ist Blutwäsche.
Denn das Blut wird aus einem speziellen
Zugang im Arm des Patienten, dem Shunt,
über ein Schlauchsystem in eine Dialysemaschine geleitet, dort gereinigt und dann
wieder in den Körper zurückgeführt (siehe
Bauchfell als Filter
Neben der Heimhämodialyse gibt es die
Peritonealdialyse (PD). Sie wird auch
Bauchfelldialyse genannt, weil das Bauchfell (Peritoneum), das die Bauchhöhle auskleidet, dabei als natürlicher Dialysefilter
genutzt wird. PD-Patienten haben keinen
Shunt am Arm, sondern einen Katheter im
Bauch. Dies ist ein dünner Schlauch, der
bei einem kleinen chirurgischen Eingriff
Assistierte Peritonealdialyse
Für Patienten mit weiteren Erkrankungen, wie einer ausgeprägten
Herzschwäche, kommt meist nur
eine Peritonealdialyse infrage. Falls
der Patient mit den erforderlichen
Handgriffen alleine nicht zurechtkommt und auch nicht von Angehörigen unterstützt werden kann, ist es
möglich, einen Pflegedienst für diese
Aufgabe zu beauftragen. Dies sollte
zunächst mit der Krankenkasse geklärt
werden. Auch die Pflegedienstmitarbeiter können bei Bedarf im KfH für
diese Aufgabe geschult werden.
KfH aspekte 4-2015 | 5
KfH thema
Gründliches PD-Training
Auch für die Peritonealdialyse wird jeder
Patient so lange in den notwendigen
Handgriffen geschult, bis er die Behandlung problemlos selbstständig durchführen kann. „Ein wesentlicher Punkt der
Ausbildung ist die Hygiene bei allen Arbeitsschritten, damit es nicht zu Infektionen der Bauchhöhle oder an der Katheteraustrittstelle kommt“, erklärt KfH-Experte
Nebel. „Dazu gehören zum Beispiel das
hygienische Arbeiten beim Beutelwechsel
und der sorgfältige Verbandswechsel am
Katheter.“ Natürlich werde man nach dem
Training nicht alleine gelassen, beruhigt
Dr. Nebel: „Das KfH bietet einen 24-Stunden-Notdienst an, über den immer Ärzte
oder Pflegepersonal erreichbar sind. Auch
die umgehende technische Notfallversorgung ist selbstverständlich gewährleistet.“
Bei der Heimhämodialyse finden zudem
regelmäßige Hausbesuche des KfHBehandlungsteams sowie die Wartung der
Geräte statt.
Viel Unterstützung
Wer sich für ein Heimdialyseverfahren
entscheidet, ist im Alltag flexibler, übernimmt aber auch mehr Verantwortung für
seine Behandlung. Außerdem müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt
sein. Dazu gehören bei der HHD ausreichend Platz in der Wohnung für das Dialysegerät, bei der PD wird Stauraum für das
Material benötigt. Im KfH kann man sich
daüber ausführlich informieren. Zudem
bekommen Heimdialysepatienten hier viel
Unterstützung: So organisiert und bezahlt
6 | KfH aspekte 4-2015
So funktioniert die Blutreinigung
Soffwechselabbauprodukte
Blutpumpe als Teil
des Dialysegerätes
Bluteinfluss
Abfluss
der Dialysierflüssigkeit
Dialysator
Zufluss der
Dialysierflüssigkeit
Arterielles Blut
vom Patienten
Venöses Blut
zum Patienten
Blutausfluss
Luftfänger
Abb. 1 Hämodialyse: Blutwäsche mit der künstlichen Niere.
Dialysierlösung
Darmschlingen
Enddarm
Geschlossenes
Schlauchsystem
Anschlussstück aus
Titanium
oder Plastik
Cuff
(subcutan)
mit Stoffwechselabbauprodukten angereicherte
Dialysierflüssigkeit
Peritoneum
(Bauchfell)
Harnblase
Douglas´scher Raum
Katheter
(tiefster Punkt der
Bauchhöhle)
Abb. 2 Peritonealdialyse: Den körpereigenen Filter nutzen.
das KfH die für beide Heimdialyseverfahren in der Wohnung notwendigen
Maßnahmen. Das Verbrauchsmaterial
wird regelmäßig direkt nach Hause geliefert (siehe Seite 10). Außerdem erhalten
Heimdialysepatienten – unabhängig von
Einkommen oder Vermögen – vom KfH
eine Pauschale für Kosten, die durch die
Behandlung zu Hause anfallen (Strom,
Wasser, Abwasser, Abfall und Telefon).
Diese musste kürzlich angepasst werden,
denn bisher geltende Pauschalen wurden
vor vielen Jahren auf Basis von Schätzungen festgelegt und entsprechen nicht mehr
den tatsächlichen Kosten oder waren oftmals zu hoch angesetzt. Das KfH darf aber
nur die tatsächlichen Kosten für Auslagen
erstatten. Sollte die individuelle Pauschale
im Einzelfall nicht zutreffen, können KfHPatienten einen Antrag auf Überprüfung
stellen, der im Zentrum erhältlich ist.
Mehr zur Heimdialyse erfahren Sie
unter: www.nierenwissen.de
Illustrationen: KfH
um 7, 12, 17 und 23 Uhr. Doch man bleibt
flexibel, denn die Behandlung lässt sich
bei Beachtung hygienischer Kriterien fast
überall durchführen: am Arbeitsplatz, im
Urlaub oder auf Ausflügen. Die Peritonealdialyse kann bei Bedarf auch durch eine
Maschine unterstützt werden. Die Behandlung erfolgt dann meist über Nacht
und dauert zwischen acht und zehn Stunden. Diese Methode empfiehlt sich bei
nierenkranken Kindern oder älteren
Menschen.
Betroffene
beraten
Betroffene
ermutigen andere, sich über ihre Krankheit zu informieren. Außerdem helfen
wir ihnen dabei, das für sie passende
Dialyseverfahren zu finden und im Alltag mobil und selbstständig zu bleiben.
Alle im Netzwerk sind ehrenamtlich tätig
und bilden sich für ihre Beratungstätigkeit regelmäßig fort. Der Verein arbeitet
dazu mit medizinisch-therapeutischen
Fachleuten und anderen Selbsthilfevereinen und -institutionen zusammen.
Bei der Entscheidung für oder gegen ein Heimdialyseverfahren ist für viele Patienten der Kontakt zu anderen
Dialysepatienten in der gleichen Situation sehr hilfreich.
Jörg Rockenbach vom Selbsthilfeverein Heim Dialyse
Patienten e. V. kann das bestätigen.
Was ist das Besondere am Austausch
mit anderen Nierenpatienten?
Bei uns kann man sich aus erster Hand
über den Umgang mit der Krankheit und
alle Heimdialyseverfahren informieren.
Unsere Ansprechpartner beim HDP sind
Patienten, die selbst Erfahrung mit der
Peritonealdialyse, der Heimhämodialyse
oder oft auch mit mehreren Verfahren
haben. Auch bereits transplantierte Menschen sowie Familienangehörige engagieren sich im Verein. Der Austausch mit
Menschen, die bereits in einer ähnlichen
Lebenssituation waren, ist eine große
Hilfe – gerade wenn man sich für oder
gegen ein bestimmtes Dialyseverfahren
entscheiden muss. Oft tut es aber auch
einfach nur gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Herr Rockenbach, Sie haben vor zwölf
Jahren mit der Heimhämodialyse
begonnen. Können Sie sich noch an die
vorangegangene Entscheidungsphase
erinnern?
Sehr gut sogar. Ich hatte damals das
Glück, im KfH-Nierenzentrum KölnMerheim rechtzeitig gute Ansprechpartner zu finden: Ärzte und Pflegekräfte
haben mir die Vor- und Nachteile der
unterschiedlichen Nierenersatzverfahren
erklärt. Doch letztendlich überzeugt haben
mich Gespräche mit anderen Patienten,
die bereits die Heimdialyse machten.
Hände nehmen kann. Um hier für Aufklärung und Information zu sorgen,
wurde ich Mitglied bei Heim Dialyse
Patienten e. V. (HDP), einem Selbsthilfeverein mit Mitgliedern in ganz Deutschland. Seit seiner Gründung 2004 hat
sich der HDP zu einem Netzwerk chronisch nierenkranker Menschen entwickelt. Unser Leitgedanke ist das Konzept
„Betroffene beraten Betroffene“. Wir
Fotos: Jörg Rockenbach, Thomas Lützenkirchen
Was war Ihre Motivation, sich in der
Selbsthilfe zu engagieren?
Ein großer Teil der Patienten weiß nicht,
dass man die Dialyse auch in die eigenen
Kontakt
Heim Dialyse Patienten e. V. (HDP)
Frankenweg 23
61381 Friedrichsdorf
Telefon 02171 9131568
[email protected]
www.hdpev.de
Jörg Rockenbach, 46, stellvertretender Vorsitzender des Vereins,
sowie die Mitglieder beim HDP-Sportseminar
KfH aspekte 4-2015 | 7
KfH thema
In Eigenregie
igentlich wollte ich ursprünglich eine
Hämodialyse mit Shunt machen. Denn
die Vorstellung, immer Flüssigkeit im
Bauch und einen Schlauch in der Bauchdecke zu haben, fand ich zunächst merkwürdig. Als ich dann aber ausführlich mit
meinem Arzt und vor allem mit anderen
Patienten im KfH-Zentrum Köln-Merheim
gesprochen habe, fiel meine Entscheidung
doch auf die PD. Darüber bin ich bis heute
sehr glücklich. Letztendlich hat mich überzeugt, dass ich damit zeitlich viel flexibler
bin. Man muss die Spülflüssigkeit nicht zu
einem bestimmten Zeitpunkt wechseln,
sondern kann die Behandlung auch mal
um eine oder zwei Stunden verschieben.
Heimdialyse statt Zentrumsdialyse –
zwei Patienten berichten über ihre
Erfahrungen mit den Verfahren.
E
Die PD gehört längst zu meinem Alltag. Die
Dialysatlösung wechsle ich viermal am
Tag. Das hört sich zwar viel an, lässt sich
aber gut machen. Wenn man erst mal den
Dreh raus hat, geht es sehr schnell: Ich
ziehe mir Handschuhe an und bereite die
Beutel vor. Meistens lege ich mich hin,
während die „alte“ Flüssigkeit abfließt –
das dauert etwa zehn Minuten. Der Auf-
fangbeutel liegt dabei auf dem Boden.
Danach läuft die frische Flüssigkeit aus
einem Beutel ein, den ich an einer Stange
aufhänge. Das geschieht in fünf bis zehn
Minuten. Insgesamt dauert der Wechsel
also etwa eine Viertelstunde. Wie das alles
funktioniert, habe ich nach der KatheterOP im Krankenhaus gelernt. Die Handgriffe sind total simpel, man braucht
wirklich keine Hilfe dabei. Ich habe über
70-jährige Patienten kennengelernt, die
damit sehr gut zurechtkommen.
Baden darf ich zwar nicht, aber Duschen ist kein Problem. Vorher klebe ich
ein spezielles Pflaster über die Stelle, an
der der Katheter austritt und desinfiziere
sie anschließend. Auch das geht superschnell. Beim Anziehen fixiere ich den
Ich würde mich jederzeit
wieder für die PD entscheiden.
Silvia Demir, 32, macht seit 2012 zu Hause
die Peritonealdialyse (PD).
8 | KfH aspekte 4-2015
Schlauch am Körper – als Frau kann man
ihn ja einfach am BH festklemmen. Außer
unter sehr enger Kleidung ist der Schlauch
nicht zu sehen. Viele Leute, die ich kenne,
wissen daher überhaupt nicht, dass ich
nierenkrank bin. Ins Schwimmbad sollte
man als PD-Patient nicht gehen, aber in
fließenden Gewässern zu schwimmen,
zum Beispiel im Meer, ist erlaubt. Letztes
Jahr waren wir mit dem Auto an der Cote
d’Azur. Die Beutelwechsel konnte ich im
Urlaub ganz normal fortsetzen.
Auch im Beruf gibt es keine Probleme. Ich
arbeite halbtags als Bürokraft – genau in
der Zeit zwischen zwei Beutelwechseln.
Ich hatte mir die Einschränkungen viel
schlimmer vorgestellt. Vor der Dialyse
hatte ich zum Beispiel Angst davor, dass
ich kaum noch etwas trinken darf. Heute
trinke ich zwar weniger als vorher, aber
immer, wenn ich Durst habe. Auch in der
Freizeit bin ich mit der PD sehr flexibel.
Wenn ich zum Sport gehe, kann ich statt
zwei ausnahmeweise auch mal nur einen
Liter Dialysatlösung einfüllen. Dann ist
der Bauch nicht so voll mit Flüssigkeit.
Dadurch kann ich ins Fitnessstudio gehen
und dort ganz normal trainieren.
Vor einer Entscheidung sollte man sich
beide Dialyseverfahren anschauen und
die Zeit nehmen, um sich genau zu informieren. Sehr wichtig fand ich auch, mit
anderen Patienten zu sprechen und ihre
Erfahrungen zu hören.
und die Trinkmenge achten, aber nicht so
extrem, wie ich es müsste, wenn ich nur
jeden zweiten Tag dialysieren würde.
Ich bin viel leistungsfähiger, das ist einfach toll!
Thomas Hudec, 35, dialysiert seit seinem 19. Lebensjahr.
Seit 2014 macht er die Heimhämodialyse (HHD).
it verschiedenen Dialyseverfahren
habe ich schon Erfahrungen und mir
wurde auch bereits eine Niere transplantiert. Leider hat das Spenderorgan bald
versagt und so war ich 2014 auf der Suche
nach einer Therapie, die mir mehr Unabhängigkeit bietet als die Dialyse im Zentrum. Die angebotenen Dialysezeiten ließen sich einfach nicht mit meinem Beruf
vereinbaren. Im KfH-Zentrum Groß-Gerau
habe ich mich ausführlich bei Ärzten und
Pflegern informiert und dann für die
Heimhämodialyse entschieden. Seitdem
dialysiere ich sechsmal pro Woche.
Wenn ich abends von meiner Arbeit
als Modellbaumeister im Gießereimodellbau heimkomme, mache ich meist noch
Sport, zum Beispiel Joggen. Gegen 18 Uhr
Fotos: Privat, Dr. med. Elisabeth Heckel-Kratz, wdv/Oana Szekely
M
beginne ich mit der Dialyse: Die reine Dialysezeit beträgt dreieinhalb Stunden. Mit
dem Aufbau der Maschine, dem Herrichten des Materials, Setzen der Nadeln und
Abbau bin ich bis etwa viertel vor elf beschäftigt. Die Dialysemaschine steht dabei
direkt neben dem Bett.
Der Einsatz lohnt sich wirklich. Natürlich
klingt sechsmal pro Woche viel, aber der
Körper wird besser entgiftet. Während der
Schulungsphase habe ich dreimal pro
Woche dialysiert. Da ging es mir schon
gut. Seitdem ich zu Hause dialysiere, hat
sich mein Gesundheitszustand weiter
deutlich verbessert und meine Leistungsfähigkeit ist angestiegen. Das ist einfach
toll. Klar, ich muss auf meine Ernährung
Ich hatte ein sehr gutes Training im KfH.
Die Selbstpunktion meines Shunts, also
das Setzen der Nadeln für die Verbindung zur Maschine, kostet mich keine
Überwindung mehr. Zudem ist es
weniger schmerzhaft, sich selbst zu
punktieren. Auch das Gerät ist einfach
zu bedienen. Fast alle Werte sind voreingestellt. Es wird einmal pro Jahr vom
KfH gewartet und falls zwischendrin
irgendwelche Probleme auftauchen, ist
schnell ein Techniker da. Das wiederholte
Durchspielen von „Was-passiert-wennSituationen“ war bei der Schulung besonders hilfreich: Was mache ich beispielsweise, wenn während der Dialyse
der Strom ausfällt? Oder wie reagiere ich
richtig, wenn mein Blutdruck plötzlich
absinkt? Das Training hat mir viel zusätzliche Sicherheit gegeben.
Natürlich hat man bei einer HHD
weniger Freizeit als bei einer Dialyse im
Zentrum – doch für mich ist entscheidend,
dass ich selbstständig bleibe und unabhängiger bin. Ich kann meine Dialyse
jederzeit auch eine Stunde früher oder
später beginnen. Außerdem bin ich im
gewohnten Umfeld und kann während
der Dialyse besser entspannen. Im Urlaub
suche ich mir ein Dialysezentrum vor Ort.
Aber die Selbstpunktion lasse ich mir auch
dort nicht nehmen.
Ich finde es gut, dass es die Heimdialyseverfahren gibt, damit man die Möglichkeit hat, berufstätig zu bleiben. Denn
meine Arbeit ist mir sehr wichtig. Deshalb
stehe ich im KfH-Zentrum Groß-Gerau
auch gerne als Ansprechpartner für neue
Patienten zur Verfügung.
KfH aspekte 4-2015 | 9
Ein ganz
besonderer
Service
Das liefert das KfH
JEDEM HHD-PATIENTEN
Lieferungen
4–6 pro
Jahr
250 – 500
Kilo Dialysematerial
je Lieferung
JEDEM PD-PATIENTEN
Das ganze Jahr über bringt das KfH
seinen Heimdialysepatienten das
Dialysematerial direkt ins Haus.
Einzigartig! Einer, der dies möglich
macht, ist der Fahrer und Logistiker
Frank Nell. Diesmal wird er drei
Tage unterwegs sein. Ein Ziel ist
die Familie Buchheit.
und 120 Mitarbeiter sind in den sieben
Logistikstandorten des KfH tätig,
23 von ihnen im Logistikzentrum Alzenau. Von hier aus werden 40 KfH-Nierenzentren und 330 Heimdialysepatienten
beliefert. Von den so betreuten Heimdialysepatienten machen 310 eine Peritonealdialyse (PD) und 20 eine Heimhämodialyse (HHD).
Frank Nell arbeitet seit dreieinhalb
Jahren für das KfH. Seine Aufgaben reichen vom transportfähigen Zusammenstellen der Waren über das Beladen des
Lkws bis hin zum Ausliefern. Er arbeitet in
einem Team mit anderen Fahrern. Um alle
Dialysepatienten optimal zu versorgen,
kommt es auf gutes Teamwork an. „Wenn
R
10 | KfH aspekte 4-2015
Lieferungen
12–13 pro
Jahr
400 – 500
ich eine Tour übernehme, spreche ich mich
vorher ausführlich mit meinem Kollegen
ab, der diese Tour in der Regel fährt. So
bin ich auf alles vorbereitet und weiß, ob
es irgendwelche Besonderheiten gibt. Und
bevor jemand überhaupt als Vertretung
für eine Tour eingesetzt wird, fährt er einmal als Beifahrer mit, damit ihn auch die
Patienten kennenlernen“, betont Nell.
Die Ware für die heutige Tour ist bereits kommissioniert: Die Kartons für
jedes einzelne Ziel sind auf eine Palette
gestapelt und verschweißt. Nell beginnt,
Lkw und Anhänger zu beladen. Stattliche 18,45 Meter ist der gesamte Lastzug
lang. Auf der dreitägigen Tour dient der
Anhänger als Lagerraum. Nell stellt ihn
auf einem günstig gelegenen AutobahnRastplatz ab und kehrt immer wieder dorthin zurück. Dementsprechend muss er
strategisch geschickt beladen. Dann kann
es endlich losgehen. Pro Jahr legt jeder
Kilo Dialysematerial
je Lieferung
Lastzug etwa 60.000 Kilometer im Dienste
des KfH zurück. Die einzelnen Touren
dauern zwischen einem und drei Tagen.
Der Patient kann sich zurücklehnen
Heute werden mehrere Heimdialysepatienten beliefert. Die meisten KfH-Fahrer
und Patient kennen sich schon seit vielen
Jahren und die Patienten wissen, dass sie
sich um nichts kümmern müssen. Frank
Nell erklärt: „Der Patient muss mir nur
die Tür öffnen, dann kann er sich zurücklehnen. Ich verstaue das Material
genau da, wo er es haben möchte. Dabei
setze ich alt vor neu, dass heißt, ich
räume die noch vorhandenen Materialien nach vorne und staple die neue Lieferung dahinter.“ Die durchschnittliche
Lieferung für einen PD-Patienten besteht
aus 40 und mehr Kartons, von denen
jeder rund zehn Kilo wiegt. Natürlich
haben Nell und seine Kollegen Hilfsmit-
Fotos: wdv/Oana Szekely
tel, mit denen sie die schweren Paletten
bewegen können. Doch manchmal können sie nicht eingesetzt werden, dann
heißt es unter Umständen 20-mal und
öfter in den dritten oder vierten Stock
hinauflaufen. Häufig eine knochenharte
Arbeit. Doch das gute Verhältnis zu den
Patienten entschädigt Nell dafür: „Viele
Patienten stehen schon an der Tür und
warten auf den Lkw – die meisten freuen
sich richtig, uns zu sehen.“ 30 bis 45 Minuten braucht der 50-Jährige bei jedem
Patienten – manchmal bleibt auch noch
etwas Zeit für ein kurzes Gespräch.
Wenn Frank Nell und seine Kollegen
die Patienten wieder verlassen, gehen sie
meist nicht mit leeren Händen: Echte
Abfälle wie Dialysebeutel oder Schläuche
muss jeder Patient selbst entsorgen, doch
wiederverwertbares Material wie Kartonagen, Folien oder Kanister nehmen die
Fahrer auf Wunsch mit. Und so füllt sich
der Lkw fast genauso schnell wieder, wie
er zuvor geleert wurde.
Wir stellen uns auf die Kunden ein
Frank Nells Ziel am Nachmittag ist
Schmelz im Saarland. Hier wartet der
18-jährige PD-Patient Samuel Jonathan
Buchheit auf seine Lieferung. Samuel
Jonathan geht noch zur Schule, deshalb
hat Nell die Lieferung ab 13 Uhr eingeplant. Wenn es sich machen lässt, stellen
sich die KfH-Fahrer bei der Planung ihrer
Touren gerne auf die Bedürfnisse ihrer
Kunden ein. Viele berufstätige Heimdialysepatienten wissen es zu schätzen, dass sie
bereits frühmorgens, bevor sie zur Arbeit
aufbrechen müssen, beliefert werden. Um
das zu ermöglichen, müssen die Fahrer
ihre Tour manchmal bereits um drei Uhr
morgens starten. Auch geteilte Lieferungen sind keine Seltenheit: Berufstätige
PD-Patienten, die sowohl auf der Arbeit
als auch zu Hause ihre Beutel wechseln,
erhalten je einen Teil der Lieferung an
beide Orte. In einigen Fällen haben PDPatienten auch einfach nicht genügend
Platz, die umfangreichen Vorräte zu lagern. Dann versucht die Tourenplanung
der KfH-Logistik, eine häufigere Belieferung möglich zu machen.
„Wir trinken auch gerne mal einen Kaffee
zusammen oder essen gemeinsam zu
Mittag“, erzählt Samuel Jonathan.
Frank Dürl, Leiter des KfH-Logistikbereichs Alzenau-Roth-Olching erklärt:
„Von allen KfH-Mitarbeitern sehen unsere Fahrer den einzelnen Patienten am
häufigsten. So entsteht natürlich im Laufe
der Zeit ein vertrauensvolles Verhältnis.“
Deshalb werden unser Mitarbeiter gründEs entsteht großes Vertrauen
lich und fortlaufend geschult. Auch wenn
Es ist kurz nach 13 Uhr. Frank Nell, der ein Patient innerhalb Deutschlands Urselbst einen 14-jährigen Sohn hat, freut laub macht, geht die Belieferung nahtlos
sich auf das Wiedersehen mit Samuel weiter. Das KfH organisiert dabei die
Jonathan. Er fängt an,
Belieferung durch das
die Palette vom Lkw
dem Ferienort nächstgezu laden. Samuel Jolegene Logistikzentrum.
nathan hat bereits die
Frank Nell sitzt inTür zum Keller am
zwischen wieder in seiHinterhaus
aufgenem Lkw. Die Temperaschlossen. Nell kann
tur im Fahrzeug wird
Frank Nell, KfH-Logistik
gleich anfangen, die
über eine Kühlheizung
Pakete abzuladen und im Kellerraum zu zwischen 15 und 25 Grad Celsius gehalten
stapeln. Das macht er immer an derselben – Sommer wie Winter. Das ist wichtig für
Stelle, sodass der junge PD-Patient genau die ordnungsgemäße Lagerung der transweiß, wo was zu finden ist. Die einen portierten Materialien. Und wie ist es so,
Pakete enthalten Beutel mit Dialysat-Flüs- im Lkw zu übernachten? „Wir haben ein
sigkeit, die anderen Schläuche und Kanü- bequemes Bett in der Schlafkabine und
len. „Die Fahrer sind sehr nett und man sogar Kaffeemaschine und DVD-Player. Es
kann sich auch mal unterhalten. Zum Bei- lässt sich gut aushalten“, antwortet Nell,
spiel über den bestandenen Führerschein“, setzt den Blinker und biegt auf den Rastsagt der 18-Jährige. Da sich immer zwei platz zu seinem dort abgestellten AnhänFahrer abwechseln, die alle vier Wochen ger ab. Von hier aus macht er sich auf den
Material bringen, kennt man sich sehr gut. Weg zu seinem nächsten Patienten.
Die meisten
Patienten kenne ich
schon viele Jahre.
KfH wissen
10 Jahre Stiftungsarbeit
Seit 2005 fördert die KfH-Stiftung Präventivmedizin Forschungsprojekte zu den unterschiedlichsten
Aspekten chronischer Nierenerkrankungen. Dabei werden wichtige Erkenntnisse zu Prävention
und Versorgung gewonnen, die den Patienten direkt zugute kommen. Zum Jubiläum sprach
KfH-aspekte mit Stiftungskoordinatorin Prof. Dr. med. Cornelia Blume.
Frau Professor Blume, die KfH-Stiftung
Präventivmedizin fördert seit 10 Jahren
zahlreiche Forschungsprojekte. Welche
sind das und wie kam es dazu?
Die KfH-Stiftung Präventivmedizin
wurde im Dezember 2005 vom KfH als
gemeinnützige Organisation gegründet,
um präventive Forschung in der Nierenheilkunde zu fördern. Ihr Anliegen ist es,
mit den gewonnenen Erkenntnissen Nierenerkrankungen – auch beim transplantierten Organ – noch früher zu erkennen
und vorbeugend zu behandeln, um Patienten jeden Alters vor einer andauernden Niereninsuffizienz zu bewahren.
Auch gilt es, bei bereits erkrankten Patienten zu verhindern, dass die Erkrankung so weit fortschreitet, dass eine Dialyse notwendig wird oder zumindest
diesen Verlauf zu verzögern. Bislang gibt
es dazu nur wenig wissenschaftliche
Erkenntnisse. Um die sogenannte präventivmedizinische Versorgung zu verbessern, hat die Stiftung bereits fünf
Studien mit insgesamt 15.000 Patienten
finanziell gefördert.
12 | KfH aspekte 4-2015
Was wurde in den Studien beispielsweise untersucht?
Bis heute weiß man nicht genau, warum
eine Nierenerkrankung bei bestimmten
Patienten schneller voranschreitet als bei
anderen und früher zur Dialysepflicht
führt. Die geförderten Studien sollen zeigen, wodurch die Erkrankung weiter fortschreitet und welche „Biofaktoren“ im
Körper dieses rasche Voranschreiten frühzeitig anzeigen. Untersucht werden zum
Beispiel genetische Faktoren, Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus oder
Bluthochdruck, die zu einer „Mikroinflammation“, also Entzündung und längerfristigen Verödung kleiner und kleinster Blutgefäße auch in der Niere führen.
schungsförderern fühlt sich die Stiftung
des KfH eher der Übertragung des Wissens
in die medizinische Praxis verpflichtet als
dem bloßen Erkenntnisgewinn.
Und welche Vorteile haben die neuen
Erkenntnisse für die Patienten?
Aus der Fülle der gewonnenen Studienergebnisse wird eine Kerndatenbank erstellt,
die alle wichtigen Erkenntnisse zusammenführt. Neben den Ergebnissen der
Einzelstudien sollen daraus Konzepte erarbeitet werden, um beispielsweise vermeidbarem Nierenversagen langfristig
vorzubeugen. Mit den gewonnenen Daten
können verbesserte, auf jeden Patienten
individuell zugeschnittene Behandlungsansätze entwickelt werden. Für Nierenpatienten bedeutet das, länger ohne Dialyse
auszukommen oder ein längeres Überleben ihres Spenderorgans. Die Erkenntnisse
kommen also direkt den Patienten zugute.
Im Gegensatz zu vielen anderen For-
Wie wird es mit der Stiftungsarbeit
weitergehen?
Seit Ende 2014 werden fünf weitere Projekte unterstützt. Schwerpunkt ist hier die
medizinische Versorgung nierenkranker
Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. Wie ist beispielsweise die Medikamentenversorgung bei Pflege- und
Altenheimbewohnern? Oder wie lässt
sich die Begleitung nierentransplantierter Jugendlicher ins Erwachsenenalter
verbessern? Werden Probleme erkannt,
lässt sich gezielt gegensteuern.
Wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen aus diesem Datenschatz?
Eine erste Fragestellung könnte sehr bald
mithilfe der Datenbank angegangen werden: Wie krank sind Patienten vor Dialysebeginn und wie ist die Situation danach?
Es gibt unterschiedliche Theorien dazu, ob
es für den Patienten besser ist, frühzeitig
mit der Dialyse zu beginnen oder erst später. Also: Wie lange lässt sich die eigene
Nierenfunktion erhalten und wann ist der
richtige Zeitpunkt für den Dialysebeginn?
Über alle Forschungsprojekte informiert
die Jubiläumsbroschüre der Stiftung.
Weitere Fakten gibt es im Internet:
www.kfh-stiftung-praeventivmedizin.de
KfH leben
arbeit den ganzen Tag machen
können. Jetzt fehlt mir dafür die
Leistungsfähigkeit“, gibt er zu.
„Trotzdem mache ich noch immer
so ziemlich alles, was ich früher gemacht habe.“ Urlaube – wie zuletzt
mit seiner Frau in Las Vegas oder
Mallorca-Touren mit seinem Karnevalskollegen – sind gut planbar.
„Auch bei den Vorbereitungen dafür
bekomme ich tolle Unterstützung
von der Uniklinik und dem KfHZenrum Bonn“, erzählt Klos.
Jede Menge Lebenslust
Seit vier Jahren ist Wolfgang Klos Dialysepatient. Dass er gleichzeitig eine echte
Frohnatur ist, zeigt er unter anderem als Moderator und Sitzungspräsident im
Bonner Karneval.
Illustration: Getty Images/GoodGnom; Fotos: Maren Kolf; Herbert Frohn
L
ampenfieber, gleißendes Scheinwerferlicht, laute Musik, 1.000 applaudierende Zuschauer – Wolfgang Klos genießt
diese Atmosphäre in vollen Zügen. Fast
fünf Stunden lang steht er in der Narrenzeit gleich mehrfach auf der Bühne und
moderiert Karnevalssitzungen. „Für mich
war immer klar, dass ich mich in der
Richtung engagieren wollte“, sagt der
53-Jährige. Schon vor Jahren moderierte
er regelmäßig in einer Gaststätte das
Programm. Und das offenbar ziemlich
gut, denn der örtliche Karnevalsverein
wurde auf ihn aufmerksam. 2004 wurde
Wolfgang Klos Mitglied bei den „SchwarzGelbe-Jonge“, einige Jahre später übernahm er die Leitung der Karnevalssitzung.
Seitdem moderiert der Bonner fünf
Sitzungen pro Session. Er lacht, er schunkelt und feiert. „Das hätte ich mir niemals
nehmen lassen“, sagt Wolfgang Klos. Eine
Entscheidung, die er im Jahr 2011 ganz
bewusst getroffen hat. „Damals hatte ich
einen Schlaganfall. Dabei stellte man fest,
dass dieser durch eine Unterfunktion der
Nieren ausgelöst wurde“, sagt Klos.
Bleibende Schäden behielt er nach
dem Schlaganfall nicht. Aber
seitdem ist er
dialysepflichtig
und hofft auf eine
Spenderniere. Bis
dahin macht er die
Peritonealdialyse.
Die sei für ihn unproblematisch und
auch in seinem Beruf als Sachbearbeiter in einer Pharmafirma gut zu bewältigen.
Fast alles wie früher
„Die Dialyse behindert mich im Alltag
überhaupt nicht“, sagt Klos. Zwar merkt
er, dass ihm körperliche Arbeiten mitunter
schwerer fallen. „Früher hätte ich Garten-
Immer auf dem Laufenden
Spätestens ab November ist er wieder
auf Karnevalsmusik programmiert.
„Nur in der Weihnachtszeit klinke ich
mich noch ein bisschen aus, bevor es
im Januar wieder in die heiße Phase
des Karnevals geht.“ Kontinuierlich
hält er sich auf dem Laufenden, um zu
wissen, was es bei den großen Bands
der Szene für Neuigkeiten gibt. Gemeinsam mit einem Literaten, der das Programm zusammenstellt, akquiriert die
Künstler. „Damit wir die Guten bekommen, laufen jetzt bereits die Vorbereitungen für 2016/2017“.
Für Klos ist dieses Engagement eine
Herzenssache. „Ich war 19 Jahre lang auch
im Vorstand eines Fußballvereins“, erzählt er.
Doch dafür war er
quasi ständig im Einsatz, deshalb gab er
die Tätigkeit nach
seiner Erkrankung
auf. „Jetzt konzentriere ich mich lieber
mit all meiner Energie auf die Karnevalszeit und den Rest des Jahres habe ich
mehr oder weniger frei. Denn das Karnevalshobby aufzugeben, das kam für mich
nie infrage. Im Gegenteil. Meine Motivation ist sogar stetig größer geworden“, sagt
er und ist überzeugt: „Ich glaube, dass solche Aktivitäten eine positive Lebenseinstellung – trotz Krankheit – definitiv
fördern und verbessern.“
KfH aspekte 4-2015 | 13
KfH leben
1
Sicherer Tritt
Bei Schnee- und Eisglätte können die
Wege für Fußgänger gefährlich werden.
Wer nicht unbedingt nach draußen muss,
sollte jetzt besser zu Hause bleiben. Falls Sie
doch hinaus müssen, vermeiden Sie unfreiwillige Rutschpartien am besten, wenn Sie Schuhe
mit gutem Profil wählen. Auch spezielle Schuhspikes und Überzieher geben Bodenhaftung. Außerdem lieber langsam mit kleinen Schritten gehen und
die Füße – auch wenn es lustig aussieht – etwas nach
außen drehen, dass stabilisiert den Körper besser.
8 Tipps für
den Winter
Draußen ist es nass, frostig und dunkel – so kommen
Sie trotzdem gut durch die kalte Jahreszeit.
Frische Luft
2
Gerade bei Kälte wollen viele nicht gerne
die Fenster öffnen. Aber ohne frische Luft
wird es stickig in der Wohnung und Feuchtigkeit, die durch Atmung, Schweiß, Kochen
und Duschen entsteht, kann zu Schimmelbefall führen. Daher ist tägliches kurzes
Stoßlüften auch im Winter wichtig. Die
warme und feuchte Innenluft wird durch
kühle und trockene Außenluft ausgetauscht.
Am besten lüften Sie in der Heizperiode mit
weit geöffneten gegenüberliegenden Fenstern und Innentüren. Ein paar Minuten –
mehrmals am Tag – reichen dazu völlig aus.
Eine Dauerlüftung über gekippte Fenster ist
im Winter nicht günstig, da zu viel Wärmeenergie verloren geht.
Foto: Plainpicture/Stephen Shepherd
3
14 | KfH aspekte 4-2015
Wohlige Wärme
Im Winter mögen wir es zwar schön warm, aber überheizen
Sie Ihre Räume nicht. Eine Temperatur von 20 bis 22 °C reicht
für ein gemütliches Raumklima völlig aus. Im Bad darf es
etwas wärmer sein. Im Schlafzimmer sorgen 18 bis 19° C für
eine angenehme Nachtruhe. Generell sollte man die Heizung
nachts oder wenn man nicht zu Hause ist um ein bis zwei
Grad runterdrehen. Das spart Heizkosten. Kälter als 16° C
sollte es im Winter in der Wohnung aber nicht werden, sonst
muss man die kalten Räume mit einem erhöhten Energieverbrauch wieder aufwärmen.
4
Passendes Licht
Draußen ist es dunkel, drinnen wird es mit
der richtigen Beleuchtung behaglich. Der
Bauratgeber Deutschland empfiehlt, den
Flur hell und einladend auszuleuchten. Im
Wohnzimmer sorgt indirekte Beleuchtung
mit weichem Licht für eine entspannte
und gemütliche Atmosphäre. Im Schlafzimmer ist eine dreigeteilte Beleuchtung
praktisch: ein helles Deckenlicht, eine gute
Bettbeleuchtung in Form von Leselampen
und ein helles Licht vor oder im Kleiderschrank. Arbeitszimmer und Küche werden am besten mit funktionalen Leuchten
wie zum Beispiel Deckenstrahlern ausgestattet. Eine hochwertige Energiesparlampe spendet bis zu 20-mal mehr Stunden Licht als eine Glühlampe. Bei einer
LED Lampe (LED von englisch light-emitting diode) sind es sogar 50 Stunden mehr
Licht. Achten Sie beim Kauf auf den
Lumenwert (lm) und die Lichtfarbe Kelvin
(K). Je höher der Lumenwert, desto heller,
je höher der Kelvinwert, desto eher kommt
das Licht einem kühlen Tageslichtweiß
näher, heißt es bei Stiftung Warentest.
5
Glückliche Vögel
Mit der Winterfütterung unterstützen Sie viele Vogelarten dabei, über
die kalte Jahreszeit zu kommen. Gemeinhin beginnt man mit dem
ersten Frost zu füttern, rät der Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Wichtig ist, dass die Futterstellen gut vor Regen, Schnee und Wind
geschützt sind, damit das Futter nicht nass wird. Außerdem darf kein
Kot ins Futter gelangen, sonst können sich schnell Krankheiten ausbreiten. Gut geeignet sind Futtersäulen (Futtersilos). Die Vögel können nicht im Futter herumlaufen und die meisten Silos sind „wartungsfrei“. Das heißt, sie müssen normalerweise nur vor und nach der
Wintersaison gereinigt werden. Als Basisfutter eignen sich Sonnenblumenkerne. Freiland-Futtermischungen enthalten noch weitere
Samen, Meisenknödel bieten ein Gemisch aus Fett und Samen. Brot
ist nicht geeignet, da es im Magen der Vögel aufquellen kann.
6
Scharfes Getränk
Interessant für alle, die leicht frieren: Ingwer
bringt nicht nur beim Kochen Schärfe, die
Inhaltsstoffe der Knolle sorgen auch für ein
angenehmes Wärmegefühl. Bereits mit einer
Tasse Ingwertee können Sie sich diesen Effekt
zunutze machen. Dazu ein etwa zwei Zentimeter großes Stück frischen, klein geschnittenen Ingwer mit kochendem Wasser übergießen. Nach fünf bis acht Minuten durch ein
Teesieb geben. Der Tee regt die Durchblutung
an und erwärmt den Körper von innen.
7
Warme Füße
8
Maßvolle Aktivität
Bewegung ist gesund, auch im Winter. Doch müssen vor
allem Nierenpatienten mit Herzschwäche bei extremer
Kälte (ab -5° C) aufpassen. Sie dürfen sich nicht zu stark
belasten, zum Beispiel durch Schneeschippen. Denn starke
Kälte kann Angina pectoris auslösen und bei außergewöhnlicher Anstrengung sogar zum Herzinfarkt führen.
Gegen kalte Füße hilft ein warmes Fußbad: Das
Wasser sollte maximal 35 °C warm sein. Baden
Sie Ihre Füße nicht länger als zehn bis 15 Minuten. Nierenpatienten mit Diabetes sollten spätestens nach drei bis fünf Minuten zum Handtuch greifen. Denn je mehr die Haut „aufweicht“,
desto leichter entstehen feine Risse zwischen den
Zehen und an der Ferse – und Keime können
eindringen. Nach dem Bad kann man eventuell
vorhandene Hornhaut mit Bimsstein oder einer
Feile entfernen. Hornhauthobel sind tabu, da
man sich damit schnell verletzen kann. Generell
gehört bei Diabetikern die Fußpflege in die fachmännischen Hände eines Podologen.
KfH aspekte 4-2015 | 15
KfH leben
„Unser Alltag geht weiter“
Die dreijährige Lotta hat eine angeborene Nierenanomalie und benötigt deshalb eine Bauchfelldialyse.
Seit einigen Monaten steht sie auf der Warteliste für eine Organspende. Ihre Eltern erzählen, wie sie mit
dieser besonderen, manchmal belastenden Situation umgehen.
ir haben bereits in der Schwangerschaft erfahren, dass mit Lottas
Nieren etwas nicht in Ordnung ist“, erinnert sich Katrin (37). Ihre Tochter kam
mehrere Wochen zu früh zur Welt, mit
einem Geburtsgewicht von gerade einmal
1.300 Gramm. Außerdem hatte sie eine
gravierende Lungenfehlbildung, die
immer wieder Beschwerden bereitete und
Krankenhausaufenthalte nötig machte.
Um die fehlende Nierenfunktion auszugleichen, halfen zunächst Medikamente.
„Nach einen Jahr reichte das aber nicht
mehr“, erklärt Lottas Vater Marc (37).
Privatdozent Dr. Jun Oh vom KfHNierenzentrum am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf und seine Kollegen empfahlen der Familie die Bauchfelldialyse,
auch Peritonealdialyse (PD) genannt.
Lotta bekam einen Dialysekatheter eingesetzt. Seitdem findet ihre Dialyse nachts
statt. Zehn Stunden lang läuft das sogenannte Cycler-Gerät, mit dem sie durch
einen weichen Schlauch verbunden ist.
W
16 | KfH aspekte 4-2015
dauern, ist für die Eltern aber längst
Routine. „Ich hätte früher nicht gedacht,
dass ich das alles schaffen würde“, sagt
Katrin. „Aber man gewöhnt sich daran
und wächst mit den Aufgaben.“
Inzwischen können auch die Eltern
nachts wieder besser schlafen. „Das war
aber nicht immer so“, erinnert sich Marc.
Früher brauchte Lotta nämlich nicht
nur das Dialysegerät, sondern auch eine
zusätzliche Nahrungspumpe. „Tagsüber
konnten wir ihr nicht so viel Nahrung
geben, weil sich Lotta häufig übergeben
musste. Also waren wir dazu übergangen, ihr nachts größere Mengen an Nahrung über die Pumpe zu geben“, erzählt
Marc. Eigentlich eine gute Lösung. Aber
der Schlauch der Nahrungspumpe ist
empfindlicher als der des Cycler-Geräts.
Knickte er ab, ertönte auch hier ständig
ein Alarm und die Eltern schreckten auf.
„Da kamen wir natürlich nie wirklich
zur Ruhe“, erinnert sich Katrin. Inzwi-
schen kann ihre Tochter aber ihre gesamte Nahrung am Tag bekommen, die
Nahrungspumpe ist überflüssig geworden. „Deshalb klappt es jetzt auch bei
uns wieder ganz gut mit dem Schlaf“,
sagt Vater Marc.
Immer auf Abruf
„Bei Kindern gilt die Dialyse immer nur
als medizinische Übergangslösung, weil
eine Nierentransplantation die beste Methode für die Entwicklung des Kindes
ist“, erklärt PD Dr. Jun Oh. Auch Lotta
steht seit einigen Monaten auf der Warteliste für eine Spenderniere. „Wir haben
mit der Aufnahme in die Liste länger gewartet als üblich“, erzählt ihr Vater. Wegen
ihrer Lungenprobleme sollte Lotta sich
erst einmal erholen und weiter stabilisieren. „Und wir wollten, dass sie erst einmal laufen lernt. Durch die vielen Krankenhausaufenthalte war sie lange sehr
geschwächt“, erklärt Marc. Für den alles
Fotos: Privat; UniversitaetsklinikumEppendorf
Dialyse ist Routine
Lotta hat einen unglaublich guten
Schlaf, sie bemerkt von der Behandlung
in der Nacht gar nichts“, sagt ihre Mutter
froh. Damit der Schlauch nicht durch
Bewegungen des Kindes abgeknickt und
die Dialyse dadurch gestört wird, befestigen die Eltern ihn sicherheitshalber an
Schlafsack und Gitterbett. „Wenn wir
das nicht machen, geht ein Alarm los,
weil die Spülflüssigkeit nicht mehr richtig fließen kann. Also haben wir uns
die Befestigungstricks überlegt“, erzählt
Marc. Morgens wird Lotta dann abgestöpselt. Der Beutel mit der Spülflüssigkeit wird gewechselt und der Katheter
mit neuen Pflastern versorgt. Die Prozedur kann durchaus eine halbe Stunde
Viel unterwegs – die Dialyse schränkt Lotta und ihre Eltern kaum ein.
entscheidenden Anruf liegen die Handys
der Eltern deshalb auch nachts immer
griffbereit. „Wir bewegen uns bei Unternehmungen immer in einem Radius von
zwei bis drei Stunden Anfahrt um das
Universitätsklinikum“, sagt Katrin. Wenn
plötzlich eine Niere für Lotta verfügbar
wäre, könnte so auch ein Rettungshubschrauber oder -wagen das Kind abholen.
„Aber wir lassen uns durch das Warten
auf ein Spenderorgan nicht verrückt
machen. Unser Alltag geht weiter. Durch
die PD sind wir mobil und im täglichen
Leben weniger eingeschränkt“, sagt
Marc. Dazu gehören Ausflüge zu den
Großeltern, Kurzurlaube oder gut vorbereitete Übernachtungen bei Freunden.
Jede Menge Pläne
Bald kommt Lotta in einen integrativen
Kindergarten mit einer heilpädagogi-
Lotta – manchmal kaum zu bremsen.
schen Gruppe. Dann hat sie täglich
Gleichaltrige um sich. Das ging bislang
nicht, denn Erkältungswellen und typische Kinderkrankheiten wären zu viel
für ihr schwaches Immunsystem gewesen. Über diese Entwicklung sind die
Eltern sehr froh. „In der heilpädagogischen Gruppe hat Lotta einen kleinen
geschützten Rahmen, mit weniger Kindern, dafür aber mehr Betreuern“, sagt
Katrin. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, dass Lotta stundenweise in eine
Gruppe geht, wo sie auch mit gesunden
Kindern zusammen sein kann. „Lotta ist
zwar noch nicht ganz so weit entwickelt
wie ihre Altersgenossen, aber sie macht
stetig Fortschritte, ist glücklich und
lacht sehr viel“, sagt ihr Vater.
Ihre eigene Lebensplanung haben die
Eltern auch nicht aufgegeben. Der Umzug
ins Eigenheim steht an, Katrin ist wieder
schwanger und das Ungeborene entwickelt sich gut. „Manche haben gesagt, wir
seien verrückt, weil wir bereits so gefordert sind und nicht auszuschließen ist,
dass es für Lottas Erkrankung genetische
Ursachen gibt“, sagt Marc. „Aber uns war
das wichtig – auch für Lotta. Es wird ihr
guttun, nicht alleine aufzuwachsen.“
Hilfe fern der Heimat
Unter den Flüchtlingen, die Deutschland derzeit erreichen, sind auch viele
chronisch kranke Kinder. Einige sind auf eine Dialyse angewiesen. In den
KfH-Zentren werden die jungen Patienten optimal betreut.
Auch im KfH-Nierenzentrum für Kinder
und Jugendliche in Hamburg werden zurzeit Flüchtlingskinder behandelt, darunter
zwei Schwestern aus Syrien. Die beiden
Mädchen, 7 und 11 Jahre alt, kamen über
Österreich nach Hamburg. In Wien wurden sie bereits einmal dialysiert und dann
nach Deutschland weitergeschickt. Sie
waren mit ihren Eltern auf der Flucht.
Stationäre Versorgung
Die jüngere Schwester, Hevin, hatte bereits
früher eine Peritonealdialyse gemacht,
doch ihre schweren Herzprobleme lassen
darauf schließen, dass die Therapie nicht
regelmäßig stattfand. Die Werte der älteren Schwester, Roha, waren so schlecht,
dass wir sofort mit einer Hämodialyse
beginnen mussten. Die Kinder wurden sta-
tionär aufgenommen, da das Zelt, in dem
ihre Familie zurzeit unterbracht ist, nicht
über die hygienischen und baulichen
Anforderungen für eine Dialyse verfügt.
Vorläufige Sonderschichten
„Die Kapazitäten sind eigentlich ausgereizt“, so Prof. Dr. Markus Kemper, leitender Arzt des KfH-Nierenzentrums für
Kinder und Jugendliche Hamburg. „Doch
um die Versorgung der Flüchtlingskinder
sicherzustellen, wird vorübergehend in
zwei Schichten dialysiert.“ Da Hevin und
Roha noch nicht zur Schule gehen, wurde
für sie eine zusätzliche Frühschicht eingerichtet. So kann auch die Dialyse der
jungen „Stammpatienten“ wie gewohnt
nach der Schule weitergehen. Im KfHNierenzentrum Hamburg gab es zu Be-
ginn vier Dialyseplätze. Inzwischen sind
es zehn für Hämodialysepatienten und
zudem werden 15 PD-Patienten betreut.
In den ersten zwei, drei Wochen, bis die
Flüchtlingskinder registriert und versichert sind, besteht immer eine gewisse
Unsicherheit bezüglich der Kostenübernahme. Doch im KfH gilt: „Wer behandelt
werden muss, den behandeln wir auch“,
betont Prof. Kemper.
Die Schwestern Roha und Hevin
kommen aus Syrien.
KfH aspekte 4-2015 | 17
Frisch aus dem Ofen
Ob Gemüsekuchen,
Quiche oder süße
Nachspeise: diese
heißen Köstlichkeiten
lassen sich leicht
zubereiten.
Zwiebelkuchen
en:
Zutaten für 6 Portion
Für den Teig:
400 g Mehl
30 g Hefe
1 Prise Zucker
150 ml lauwarme Milch
¼ TL Salz
4 EL Rapsöl
Für den Belag:
1,2 kg Zwiebeln
Speck
100 g durchwachsener
4 Eier
200 g saure Sahne
100 ml Sahne
Pfeffer, Paprikapulver,
gemahlener Kümmel
18 | KfH aspekte 4-2015
Zubereitung:
Mehl in eine Schüssel geben, eine
Vertiefung in die Mitte drücken, Hefe
hineinbröckeln, Zucker hinzufügen und
mit 3 bis 4 EL Milch zu einem Vorteig
verrühren. 15 Minuten zugedeckt gehen
lassen. Restliche Milch, Salz und Öl
zufügen und alles zu einem glatten Teig
kneten. Zugedeckt etwa 30 Minuten
gehen lassen. In der Zwischenzeit
Zwiebeln abziehen und in dünne
Ringe schneiden. Speck in
kleine Würfel schneiden
und in einer Pfanne
zunächst bei geringer
Temperatur 5 Minuten auslassen. Temperatur erhöhen und
Speck 5 Minuten anbraten.
Zwiebeln zufügen und alles ca. 10 Minuten bei mittlerer Temperatur dünsten und
abkühlen lassen. Eier, saure Sahne,
Milch und Gewürze glatt rühren und
unter die erkaltete Zwiebelmasse rühren. Teig noch einmal gut durchkneten,
auf bemehlter Arbeitsfläche dünn
ausrollen und auf ein mit Backpapier
ausgelegtes Backblech legen. 10 bis
15 Minuten gehen lassen und die
Zwiebelmasse darauf verteilen.
Bei 180 °C ca. 45 Minuten backen.
Nährwerte pro Portion:
Energie: 608 kcal /2546,4 kJ; Fett: 29,7 g;
Eiweiß: 20,8 g; Kohlenhydrate: 64,3 g;
Natrium: 307 mg; Kalium: 745 mg;
Phosphor: 344 mg
KfH leben
Quiche Lorraine
ionen:
Zutaten für 4 Port
200 g Mehl
se
40 g geriebenen Kä
uda)
Go
er
od
(z. B. Edamer
100 g kalte Butter
2 EL Wasser
g)
1 Stange Lauch (250
1 EL Rapsöl
2 Eier
200 g Schmand
50 ml Sahne
edelsüß
½ TL Paprikapulver,
mmel
Kü
½ TL gemahlener
und Pfeffer
etwas Muskatnuss
Nährwerte pro Portion:
Energie: 710 kcal /2971 kJ; Fett:
53,7 g; Eiweiß: 15,1 g; Kohlenhydrate: 42,4 g; Natrium: 102 mg;
Kalium: 424 mg; Phosphor: 268 mg
Zubereitung:
Mehl, in kleine Flocken geschnittene
Butter, Käse und Wasser zunächst mit
den Knethaken des Rührgerätes und
dann mit den Händen zu einem glatten
Teig kneten. In Klarsichtfolie wickeln
und 30 Minuten kalt stellen. Lauch
putzen, in Ringe schneiden und über
einem Sieb gründlich waschen. Öl in
einer Pfanne erhitzen und den Lauch
darin etwa 5 Minuten dünsten. Eier,
Schmand und Sahne glatt rühren und
mit Paprika, Kümmel, Muskat und
Pfeffer würzen. Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und eine
gefettete Quicheform damit auslegen.
Mit einer Gabel mehrfach einstechen, Lauch darauf verteilen
und die Eimischung darübergießen. Bei 180° C etwa
40 Minuten backen, bis
die Füllung
fest ist.
Stars der Saison
Fotos: Fotolia/ kitchenkiss.de/EM Art/PhotoEd/Tatjana Rittner
Während der natürlichen Erntezeit
schmeckt Gemüse am besten. Es wird
geerntet, wenn es optimal reif und
das Aroma voll entwickelt ist. Im
Gegensatz dazu reift importierte
Ware meist erst während des Transports oder der Lagerung nach – das
Aroma bleibt oft auf der Strecke.
Die meisten Gemüsesorten haben
leider nur im Sommer Hochsaison.
Aber auch der Winter hat einiges
zu bieten:
Gemüseart
Bratapfel de Luxe
Zutaten für 4 Pers
onen:
4 Äpfel
2 unbehandelte Or
angen
5 EL Wasser
40 g Butter
100 g Magerquark
4 EL Joghurt
1/2 TL Zimt
4 EL Ahornsirup
Kaliumgehalt
pro Portion (150 g)
Chicorée, gegart
Chinakohl, gegart
Lauch/Porree, gegart
Rotkohl, gegart
Wirsing, gegart
Zwiebeln
279 mg
179 mg
362 mg
285 mg
279 mg
210 mg
Nährwerte pro Portion:
Energie: 251 kcal /1051 kJ; Fett:
8,9 g; Eiweiß: 5,3 g; Kohlenhydrate: 36,2 g; Natrium: 19,5 mg;
Kalium: 281 mg; Phosphor: 84,5 mg
Zubereitung:
Backofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen. Äpfel waschen, Stiele
entfernen und Kerngehäuse ausstechen.
In eine Auflaufform setzen.
Eine Orange heiß waschen, abtrocknen
und die Schale in Zesten abziehen.
Beide Orangen auspressen und den
Saft mit den Orangenzesten und 5 EL
Wasser verrühren. Über die Äpfel
träufeln und die Butter in Flöckchen
auf den Äpfeln verteilen. Im Ofen
etwa 30 Minuten weich backen. In der
Zwischenzeit Quark mit Joghurt, Zimt
und 2 EL Ahornsirup glatt rühren. Die
fertigen Äpfel auf Teller setzen und
den Orangensaft im Bräter mit dem
übrigen Ahornsirup verrühren. Über
die Äpfel träufeln und je einen EL
Quark daraufgeben. Restlichen Quark
separat dazu reichen.
KfH aspekte 4-2015 | 19
KfH service
Vom
„Öcher
Flair“
Karl der Große, Dom und Printen – diese klassischen
Weltberühmtheiten locken gerade im Winter nach Aachen.
Aber die Stadt hat nicht nur Historisches zu bieten.
D
ie Statistik sagt schon viel über diese Stadt aus. „Aachen
knackt die Grenze“ meldete die Aachener Zeitung, als im
Januar 2015 die Einwohnerzahl erstmals die magische Viertelmillion-Marke überstieg. Auffällig dabei – wie immer – die Ausbuchtung im demografischen Schaubild, wo die männlichen
Studierenden der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen die gleichaltrigen Frauen zahlenmäßig hinter sich
lassen. In der innovativen Forschungsstadt gilt unabhängig
von Mann oder Frau: Jeder vierte Kaiserstädter ist zwischen
18 und 29 Jahre alt oder besser „jung“. Im Stadtbild, in den
zahlreichen Parks, bei den kulturellen Veranstaltungen, dem
Shoppingangebot und der Kneipenszene mischt die Jugend
jedenfalls kräftig mit. Und liefert damit ihren Anteil am legendären „Öcher Flair“ – so der Ausdruck auf Aachener Plattdeutsch.
Voller Schätze
Natürlich ist das Mittelalter in der Kaiserstadt weiter allgegenwärtig. So kamen 2014 erstaunliche 125.000 Pilger in einer einzigen Woche nach Aachen – also noch mal die Hälfte ihrer eigenen Einwohnerzahl – und gingen auf Tuchfühlung mit den vier
Aachener Heiligtümern. Diese Stoffreliquien, die Windeln und
das Lendentuch Jesu, das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers, werden seit 1349 alle sieben Jahre an
der berühmten Aachener Heiligtumsfahrt öffentlich gezeigt.
Die Domschatzkammer beherbergt weitere Reliquien und
Kunstschätze, darunter auch die prächtige Büste Karls des Großen. Der Dom ist natürlich das Wahrzeichen der Stadt und seit
1978 das erste deutsche Bauwerk überhaupt, das in die Liste
des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Im Rathaus
fanden 600 Jahre lang die prunkvollen Festmähler der Aachener
Königskrönungen im monumentalen Krönungssaal statt. Hier
weiß man sich auch heute noch in illustrer Gesellschaft, denn
jährlich wird hier der Internationale Karlspreis für Verdienste
um Europa verliehen – unter anderem schon an Bill Clinton,
Papst Johannes Paul II. und die niederländische Königin Beatrix.
Um die Stadt Aachen ranken sich zudem zahlreiche Sagen und
Legenden – nachzulesen in unserem Buchtipp auf Seite 23.
Drei Länder per Velo
„Europa lebt in Aachen“ heißt es ja so schön. Auf der Route
Charlemagne – einem Spaziergang durch Aachens Geschichte,
der am neuen Stadtmuseum Centre Charlemagne beginnt und
endet – liegt auch das „Grashaus“. Das ehemalige Rathaus der
Stadt dient heute als außerschulischer Lernort für Schulklassen
und Jugendgruppen, die dort an das Thema Europa herangeführt
werden. Und das beginnt ja wirklich direkt vor der Haustür: Die
Mein Tipp
Bertel Philippen, leitende Pflegekraft KfH-Nierenzentrum Aachen
Fotos: Fotolia/davis; Getty Images/AFP/Patrik Stollarz/Teka77; ats/Andreas Herrmann; KfH
„Nördlich von Aachen schlummert ein Kleinod: Das malerische Wurmtal. Für alle,
die es im Frühjahr wieder in die Natur zieht, bietet
Aachen den perfekten Ausgangspunkt für eine
abwechslungsreiche Radwanderung entlang des
Flüsschens. Vorbei geht’s an historischen Schlössern
und Burgen wie dem Schloss Rimburg, dem Schloss
Zweibrüggen, der Wasserburg Trips und der verwunschenen Schlossruine Leerodt. Entspannte Pausen können Sie in den Landcafés der nahe gelegenen Dörfer Immendorf, Beeck und Horst verbringen.
Schlemmer kommen im Sternerestaurant Burgstubenresidenz St. Jacques in Randerath auf ihre
Kosten. Eine Tour mit Aussicht und Genuss!“
Gastdialysepatienten sind herzlich willkommen:
KfH-Nierenzentrum, Schurzelterstraße 564,
52074 Aachen, Telefon 0241 989000
Weitere Tipps zu Aachen und zur Urlaubsregion
Nordrhein-Westfalen erhalten Sie im Internet bei:
www.kfh.de/Infomaterial/patientenbroschueren
www.staedteregion-aachen.de (mit Routenplaner)
westlichste Großstadt Deutschlands liegt im Grenzgebiet zu den
Niederlanden und Belgien in der Euregio Maas-Rhein. Dazu passend gibt es seit 2013 einen Radweg der besonderen, europäischen Art: Die Vennbahn, direkt im Dreiländereck gelegen, ist
eine ehemalige Bahntrasse. 100 Jahre lang diente sie dem Transport von Kohle und Eisenerz zwischen Aachen und dem Norden
Luxemburgs. Daher beträgt die Steigung auf diesem meist asphaltierten Radwanderweg auch nur maximal drei Prozent – ideal
also für Ungeübte, die das Grenzlandflair per Velo erleben wollen.
Nach der Devise „Radeln nach Zahlen“ kann man sich aber auch
eine eigene Route zusammenstellen: das städteregionale Knoten-
Aachens Top 3: Printen, Dom und
Karl der Große.
punktsystem der Radwege macht’s möglich. Bequem geht es auch mit dem Routenplaner der
Städteregion Aachen (siehe Kasten) für Radler
und Wanderer. Zum Beispiel über den 313 Kilometer langen Eifelsteig mit unterschiedlich langen Etappen: von Nord nach Süd, durch Täler
und über Hochebenen sowie offene Landschaften mit Magerrasen und Wacholder. Nach so viel
Erdverbundenheit darf dann auch mal Wasser kommen. Der Mythos, wonach Aachen die regenreichste Stadt Deutschlands ist,
hält sich beharrlich. Doch schon die Römer wussten an solchen
Tagen die heißen Quellen der Stadt zu schätzen. Aachen heißt eigentlich Bad Aachen! Karl der Große badete hier, selbst Casanova
soll da gewesen sein. In der modernen Interpretation des Heilbades taucht man heute zum Beispiel in den Carolus-Thermen ein.
Weihnachtliche Verlockungen
Ein Muss zu dieser Zeit des Jahres ist ein Besuch auf dem Aachener Weihnachtsmarkt! 2015 ist man beim Schlendern auf den
Plätzen und Gassen rund um den Dom sogar Statist eines besonderen Rekords: Der Aachener Weihnachtsmarkt darf sich der
zweitbeste Europas nennen, hat er doch in einer Online-Abstimmung namhafte Konkurrenten wie Basel, Brüssel, Köln, Dresden,
Leipzig, Nürnberg, Prag, Stockholm und Wien hinter sich
gelassen und gab sich nur Straßburg geschlagen. Hier gibt es
selbstverständlich auch die berühmten Aachener Printen.
Mehr als 4.500 Tonnen Printenmasse fabrizieren die Aachener
Betriebe und Bäckereien jedes Jahr. Die süßen Gebäckschnitten
setzen sich – so die Stadt Aachen selbst auf ihrer Homepage –
„allen Vergleichen zum Beispiel mit Leb- oder Honigkuchen zur
Wehr. Hart und hartnäckig, wie sie nun einmal sind“. Typisch
Öcher Flair eben …
KfH aspekte 4-2015 | 21
KfH service
Herausragende Arbeit
Er war ein genialer Wissenschaftler und Unikum – Paul
Ehrlich, der Vater der Immunologie und Chemotherapie. Seine Ideen schrieb er Mitarbeitern schon mal
auf den Hemdkragen. Er war überzeugt, dass es Substanzen gibt, die Krankheitserreger bekämpfen,
ohne den Organismus zu
schädigen. So entwickelte
er zum Beispiel ein Mittel
gegen Syphilis. Für die
Erforschung des Immunsystems erhielt er den
Nobelpreis für Medizin.
Zum 100. Todestag zeigt
die Ausstellung „Arsen
und Spitzenforschung“ im Historischen Museum
Frankfurt vom 29. Oktober 2015 bis 3. April 2016 das
Lebenswerk Paul Ehrlichs. Sie spürt seinen Arbeiten
und Ideen nach und verfolgt seine visionären Gedanken bis in die heutige Zeit. Zu sehen sind historische
Exponate unter anderem vom Paul-Ehrlich-Institut
Langen und aus seinem Nachlass.
www.historisches-museum-frankfurt.de
Leserbriefe
Ich schreibe Ihnen spontan, da ich über
die erfolgreiche Nierentransplantation
meines Mannes überglücklich bin. Wir
möchten damit anderen Dialysepatienten,
die vielleicht keine Hoffnung auf ein
Spenderorgan haben oder am Erfolg einer
Transplantation zweifeln, Mut und Zuversicht geben. Am 8. April, dem 5. Jahrestag
unserer Heimdialyse, kam der überraschende Anruf aus der Transplantationszentrale in Erlangen. Nach 282 Wochen
mit insgesamt 846 Dialysen sollte es so
22 | KfH aspekte 4-2015
Franz-Volhard-Medaille
Im Rahmen der Eröffnung der 7. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) am
12. September in Berlin wurde Professor Dr. Bernd
Grabensee aus Düsseldorf die höchste Ehrung der
DGfN verliehen: Der ehemalige KfH-Arzt erhielt
die Franz-Volhard-Medaille für langjährige
herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Nieren- und Hochdruckerkrankungen. Schwerpunkte seiner Arbeit
umfassen die gesamte Nierenheilkunde,
einschließlich Nierentransplantation,
Akut- und Notfallmedizin. Gemeinsam mit
ihm wurde Professor Dr. Karlwilhelm Kühn aus Karlsruhe ausgezeichnet.
weit sein. Mit der gepackten Krankenhaustasche fuhren wir hoffnungsvoll ins
Transplantationszentrum. Die OP fand am
nächsten Vormittag statt. Sie verlief ohne
Komplikationen, die Spenderniere wurde
angenommen und arbeitet seitdem gut.
Nach einem 14-tätigen Klinikaufenthalt,
einer Erholungszeit zu Hause und einer
dreiwöchigen Reha ging es stetig aufwärts. Alle Nachsorgeuntersuchungen
waren zufriedenstellend. Ende Juli hat
mein Mann seine erste kleine Radtour
unternommen und auch im Garten wieder
leichte Arbeiten verrichten können. Obwohl wir gut mit der Heimdialyse
zurechtgekommen sind und mein Mann
im Dialysezentrum in Nürnberg, bei den
Referenzdialysen
von den Mitarbeitern der Dialysestation und durch
das Team um
Prof. Braun bestens betreut war,
sind wir doch unendlich dankbar
und glücklich über die Nierenspende. Wir
wünschen anderen Patienten ebenfalls
viel Glück, Hoffnung und Zuversicht!
Susanne Mundl, Georgensgmünd
Die Redaktion freut sich über Leserbriefe,
kann aber leider nicht alle veröffentlichen und
behält sich das Recht der Kürzung vor.
Fotos: Fotolia/david_franklin; Getty Imasges/ivanastar; Paul-Ehrlich-Institut; Privat; Aey Congresse GmbH
Paul-Ehrlich-Ausstellung
Mit dem Julius Springer-Pädiatriepreis wird alle
zwei Jahre eine herausragende Arbeit ausgezeichnet, die in der Springer-Fachzeitschrift „Monatsschrift Kinderheilkunde“ erschienen ist. 2015
geht der Preis an Dr. Marcus Benz für seine
Arbeit zum nephrotischen Syndrom bei Kindern. Benz arbeitet als Arzt
für Kinder- und Jugendmedizin unter anderem im KfH-Nierenzentrum
für Kinder und Jugendliche am Städtischen Klinikum MünchenSchwabing und in seiner Kinderarztpraxis in Dachau.
Weihnachtlich
Olaf, der Elch, geboren mit einem übergroßen Geweih und als Waise
aufgewachsen, ist wegen seiner riesigen Schaufeln auf dem Kopf das
Gespött im Wald. Als ihm eines Tags eine davon abbricht, hat er zwar
keine Überweite mehr, ist aber scheinbar nicht mehr als Weihnachtselch zu gebrauchen. Aber nur scheinbar. Denn das Blatt wendet sich,
als er einen einäugigen Weihnachtsmann trifft. Olafs Erfinder ist der Jazzmusiker
Volker Kriegel, der sein Buch auch mit farbigen Illustrationen versehen hat.
Volker Kriegel: Olaf, der Elch. Heyne Verlag, 48 Seiten, 7,99 Euro,
ISBN: 978-3-453-40106-8
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Sabine Mathieu: Teufel – Printen –
Hexerei. Meyer & Meyer Regionalia,
144 Seiten, 13,95 Euro,
ISBN: 978-3-89899-964-9
Renate Bergmann: Das bisschen Hüfte, meine Güte. Der Audio Verlag, 240 Minuten,
14,99 Euro, ISBN: 978-3-86231-516-1
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Viele Sagen und Legenden umranken die Stadt Aachen. So heißt
es, dass die Aachener mehrfach
den Teufel hereingelegt
haben sollen. Als Beweis
seines Ärgers dient sein
Daumen, der bis heute
in der Domtüre steckt.
Aber auch das Geheimnis von Bahkauv, dem
wohl ältesten Aachener Fabelwesen, dessen Denkmal auch in
der Stadt zu finden ist, lüftet die
Autorin Sabine Mathieu. In ihrem
Buch schildert sie wahre und legendäre Geschichten aus Aachen
und verleiht ihnen Spannung,
indem sie sie in einen realen historischen Zusammenhang setzt.
Hinfallen, aufstehen, Körnchen trinken – das ist Renates Maxime. Derweil rollt
und rollt ihr Rollator. Trotzdem gibt es nach 82 Jahren, vier Ehemännern und
3.000 Flaschen Korn Schwierigkeiten mit der Hüfte. Deshalb steht eine „Ohpee“
für die Omi an, die sich seit 2013 im Internet tummelt und auch als Buchautorin
bekannt ist, weil sie nicht süß ist, sondern Zucker hat. Nach
dem Krankenhaus geht es direkt in die Reha, die Renate
kurzerhand zur Kur erklärt und die ihr sechs aufregende
Wochen in Wandlitz zwischen Raucherecken, Kurschatten
und höhenverstellbaren Betten beschert. Danach ist sie um
witzige Geschichten und Erkenntnisse, einen pinkfarbenen
„Jockeyanzug“ und ein paar Schuhe mit Spannweite H
reicher. Die Geschichten der rüstigen Renterin aus dem „ollen Bonzennest“
werden im Hörbuch von Schauspielerin Marie Gruber gelesen.
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1. SPALTE, 2. DIESEL, 3. STEREO, 4. HELFER,
5. FEODOR, 6. DEPOTS, 7. VERHAU,
8. HERREN, 9. ROSINE, 10. ITALER,
11. PAUKER, 12. KANSAS, 13. SEEAAL,
14. ANRUFE, 15. UEPPIG
Stapelrätsel
Impressum
Herausgeber: KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e. V., Gemeinnützige Körperschaft; Redaktion: Stabsstelle Kommunikation Ilja Stracke/Andreas Bonn (verantwortlich); Anschrift der Redaktion: KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e. V., Redaktion KfH aspekte,
Martin-Behaim-Straße 20, 63263 Neu-Isenburg, Telefon 06102 359464, Fax 06102 359451, E-Mail [email protected]
Verlag: wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbH & Co. OHG, Siemensstraße 6, 61352 Bad Homburg v. d. H.; Objektleitung: Karin Oettel;
Redaktion: Dr. med. Detlef v. Meien-Vogeler, Alexandra Müller, Barbara Döring; Gestaltung: Judith Maria Achenbach; Bildredaktion: Theresa Rundel
Druck: alpha print medien AG Darmstadt
KfH aspekte erscheint viermal pro Jahr.
KfH aspekte 4-2015 | 23
KfH service
Denksport
Gesichtsausdruck
Schmeichelei
Elite,
Auswahl
Initialen
Kafkas
Abk.:
Einfuhrerklärung
französischer
unbest.
Artikel
französisches
Adelsprädikat
von
Sinnen
asiatialkoholenglisch: sches
freie
Mischkönnen Reitergetränke
volk
Papagei
Neuseelands
Oper
von
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Taxi
(veraltet)
Schneemotorroller
vermuten
Wintersportart
Eckzahn
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UNOGeneralsekretär
Teil des
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Stadt
auf
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Schneeanhäufung
versteckt
auf jemanden
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Jazzvariante
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Atomrakete
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Perlmuttkugel
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Schiffe
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Gattin
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Treibenglisch:
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englischer
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leblos
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Frau
Jakobs
(A.T.)
Ehrenanrede
Rekord
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Farbstoff
Edelgasleuchte
Wintersporteinrichtung
Balkon,
Söller
Kosename
e. span.
Königin
DP-1811-0715-6
Sudoku
Stapelrätsel
Zahlen von 1 bis 9 sind so einzutragen,
dass sich jede dieser Zahlen nur einmal
in einem Neunerblock, nur einmal auf der
Horizontalen und nur einmal auf der
Vertikalen befindet.
Die gesuchten Begriffe sind, im Pfeilfeld beginnend, im Uhrzeigersinn um die
Zahlenwabe herum einzutragen.
1. Gletscherriss
2. dt. Motoreningenieur (Rudolf)
3. Raumton (Akustik)
1
4. freiwilliger Mitarbeiter
5. Zar von Russland
6. Sammelstelle (Mz.)
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7. künstliches Hindernis aus Draht
oder Astwerk
8. Gebieter (Mz.)
6
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9. Kuchenzutat
10. Ureinwohner Italiens
11. Lehrer in der
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Schülersprache
12. Staat der USA
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12
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13. Meeresfisch
15
14. Telefonat (Mz.)
15. schwelgerisch
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24 | KfH aspekte 4-2015
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3
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5
8
4
Foto: DEIKE/Seidl/Bergsteiger
Berg der
‚Zehn
Gebote‘