Zwischen Melancholie und Schalk dagm a r bru n n e r Königliche Diven dagm a r bru n n e r Les Reines Prochaines in concert. Das A-cappella-Quartett Cantuccini beglückt mit Qualität und Vielfalt. Sie heissen wie ein toskanisches Mandelgebäck und sind wie dieses ein Genuss, allerdings für die Ohren: das Vokalensemble Cantuccini. Dessen Mitglieder leben in Basel und treten seit 2009 landesweit an privaten und öffentlichen Feiern auf, mindestens zweimal pro Monat sind sie unterwegs und singen ein breites Repertoire: von Volksliedern aus der Schweiz und aller Welt über Madrigale bis zu Vocal Jazz und Barbershop-Melodien, aber auch vor Popsongs und Schlagern haben sie keine Berührungsängste. Das A-cappella-Quartett – heute bestehend aus Nora Roth (Sopran), Cordula Lötscher (Alt), Res Würmli (Tenor) und Philippe Rayot (Bass) – hat sich in einem Jugendchor der Musik-Akademie Basel unter der Leitung von Susanne Würmli-Kollhopp kennengelernt, einer engagierten Chorleiterin, die 2010 mit dem Basler Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Von ihr und dem Profi-Sänger Philippe Rayot stammen auch die meisten Arrangements der Cantuccini. Neben seinen Festauftritten pflegt das Ensemble eine eigenständige Konzerttätigkeit mit musikalischen und szenischen Programmen und konzertiert zudem mit verschiedenen Chören aus der Nordwestschweiz. 2014 konnten die Cantuccini am Festival ‹KlangBasel› mitwirken, und auf Tour mit ihrer aktuellen Eigenproduktion ‹Gleis 2 – Wege zum Glück› begeisterten sie Publikum und Presse. Gesang als Brückenbauer. Die einzigen Instrumente der Cantuccini sind ihre wohlgebildeten Stimmen, die sie mit Mimik, Gestik und gelegentlich mit Worten ergänzen. Dabei ist ihr Vortrag nie übertrieben, sondern frisch und unprätentiös, schwungvoll, warmherzig und präzis. ‹Bella Ciao› aus diesen Kehlen ist kein Gassenhauer, ‹Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück› keine Schnulze, Ohrwürmer von Mendelssohn, Gershwin, Elvis oder den Beatles klingen nie abgestanden, Volkslieder nicht heimattümelnd; vielmehr werden ihre Qualitäten hörbar. «Wir möchten die Menschen berühren, Emotionen und Erinnerungen wecken oder einfach Freude bereiten am Singen, am Leben», sagt Sopranistin Nora Roth, die auch das Programm im Kulturraum H95 mitgestaltet und seit kurzem die Leitung dieses Betriebs übernommen hat. Sie mag es, dass Gesang Stile, Generationen, Länder und Kulturen übergreifend funktioniert und verbindet. Ihre Begeisterung wirkt ansteckend, und man lässt sich gerne entführen in diese Klangwelt zwischen Melancholie und Schalk. Cantuccini in ‹Gleis 2›, Foto: Adriano Biondo Einen eigenwilligen, lüpfigen Sound zwischen Zirkus-, Pop- und Volksmusik kreieren die unbestrittenen Basler Königinnen des ‹professionellen Dilettantismus›, Les Reines Prochaines. Aus Alltag, Mythen und Kindheit schöpft das Quartett (Michèle Fuchs, Muda Mathis, Fränzi Madörin und Sus Zwick) Ideen für Texte, Musik und Performances, die sie auf Bild- und Tonträgern festhalten und in Konzerten präsentieren. Ihre im Kollektiv entwickelten Kompositionen sind gemäss Selbstdeklaration ‹luxuriös einfach› und ‹bekömmlich›, mit Gesang und vielen, z.T. schlichten Instrumenten, ihre Outfits auffällig, ihre Songs poetisch-politisch, ihre Auftritte von spielerischer, subversiver Kraft. Nun stellen die ‹widerspenstigen Weiber› ihr neues Programm ‹Fremde Torten im falschen Paradies› vor, in dem sie «mit kreativer Unklarheit Wege suchen, wie sie sich vom Überfluss befreien können». Les Reines Prochaines: Fr 30.10., 20.30, Palazzo, S. 54; Sa 31.10., Platanenhof, Basel; Do 3.12., Liestal u Kaserne Basel, www.reinesprochaines.ch Ausserdem: Nachwuchsförderprojekt ‹Helvetiarockt› für junge Frauen von 15–25 Jahren mit ‹Female Bandworkshop› in Basel: ab Oktober, Infos: www.helvetiarockt.ch Les Reines Prochaines, ‹Fremde Torten im falschen Paradies› Vokalensemble Cantuccini singt ‹Märchenhaftes›: Sa 24.10., 20.30, Kulturscheune, Liestal u S. 41 und So 25.10., 17 h, H95, Horburgstr. 95, Basel, www.cantuccini.ch Oktober 2015 | ProgrammZeitung | 13
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