Fakultät für Mathematik und Informatik Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier (1738-1805) Ein Mathematiker als erster Professor der Bergakademie 1738 am 6. Juni in Dresden geboren; Vater: kursächsischer Hauptmann 1759 bis 1762 Studium der Rechtswissenschaften und hauptsächlich der Mathematik an der Universität Leipzig 1762 bis 1765 Zeichner in Freiberg, 1763-1764 zugleich Stipendiat für Markscheidekunst; 1766-1768 neben seiner Professur auch Student für Hüttenwesen (Matrikelnummer 4) 1766 zum Lehrbeginn an der Bergakademie der einzige Professor im Hauptamt; 27-jährig berufen für das „Mathematische Collegium und die Zeichenschule“; Vorlesungen über Reine Mathematik (Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie usw.) u. Zeichnen, noch ohne Differentialu. Integralrechnung, mit Anwendung im Bergbau und im Hüttenwesen 1769 zugleich Professor für Physik; hielt auch als Erster Vorlesungen über Mechanik (ab 1768) u. die Lehre vom Wetterzuge einschl. Bergwerksmaschinen (ab 1779); er las auch Markscheidekunst sowie Bergbau 1784 danach keine Vorlesungen mehr, aber weiterhin wissenschaftlich tätig 1784 Renovation des alten Adelsdiploms und Erhebung in den Reichsadelsstand durch Kaiser Joseph II. in Wien aufgrund seiner wiss. Leistungen In seiner Wohnung (Freiberg, Burgstraße 9) fanden jeden Freitag Diskussionsabende mit Studenten statt – auch nach 1784 Sein Haus war Treffpunkt berühmter Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst, Staatswesen, Militär u. Adelskreisen, darunter auch der Bergstudent u. Dichter Novalis als Verlobter seiner Tochter Julie 1805 am 27. Juli in Freiberg gestorben. Hoher Beamter im Kursächsischen Staatswesen im Oberbergamt Freiberg: 1769 Assessor 1773 Bergkommissionsrat 1784 Bergrat 1796 Oberaufseher 1800 Vizeberghauptmann 1802 Berghauptmann im Oberhüttenamt Freiberg: Hüttenkommissionsrat und Assessor im Kursächsischen Geheimen Finanzkollegium Dresden: als Bergrat (1785-1800) Verwalter (Direktor) vorbildlicher fiskalischer Unternehmen: Alaunwerk Schwemsal (1784-1792), Blaufarbenwerk Oberschlema (ab 1792) und Grube Churprinz Friedrich August in Großschirma 1787-1790 unter Charpentiers Leitung (nach Gellerts Verfahren) Errichtung des weltberühmten Amalgamierwerks Halsbrücke - auch „8. Weltwunder” genannt. Wissenschaftliche Leistungen führte ab 1766 erste Anwendungen der Mathematik in Bergbau, Hüttenwesen und Maschinenbau an der Bergakademie Freiberg ein zählte zu den bedeutendsten Feldgeologen seiner Zeit; größte wissenschaftliche Leistungen auf den Gebieten Mineralogie, Geologie, Bergbau und Hüttenkunde kritisierte in seinen Arbeiten zur Geologie und Mineralogie fundiert die Gangtheorie und andere geognostische Theorien von Bergrat Abraham Gottlob Werner Bedeutendste Buchveröffentlichungen: 1778: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande (mit beispielgebender farbiger geologischer Karte Sachsens; J. W. v. Goethe ließ diese Karte bis zum Harz erweitern) 1799: Beobachtungen über die Lagerstätte der Erze 1804: Beiträge zur geognostischen Kenntnis des Riesengebirges. Ölgemälde von Anton Graff (1798) Zeitgenossen über v. Charpentier Friedrich Schiller (1787): „Stille im Charakter, oder besser Sanftmut, wird durch die Mäßigung, welche die große Welt gibt, ungemein imponierend.” J. B. Erhard, Berliner Philosoph u. Arzt (1791): „Er liebt die Künste, malt sehr schön, und ist ein guter Mathematiker, zwei wichtige Vereinigungspunkte, und den dritten und hauptsächlichsten, ein biederes Herz ...” Novalis, Frühromantiker, in einem Gedicht über die Familie Charpentier (1798): „… Daß der Zauber nicht weicht, welcher das Band beglückt Eures Bundes …“ Henrich Steffens, Freiberger Student von 1800-02, später Rektor in Breslau und Berlin: „Und wir eilten, die Bekanntschaft der beiden, für uns bedeutendsten Männer der Stadt zu machen: Wir besuchten den Berghauptmann von Charpentier und den Bergrath Werner.” Johann Wolfgang von Goethe an den Heidelberger Mineralogen v. Leonhard (1816): „Daß Sie des braven und einsichtigen Charpentier gedenken, und zwar so ehrenvoll, war mir höchst erwünscht.” Adelsbrief für Charpentier mit Adelswappen und Siegel des Kaisers Joseph II. (1784) 250 Jahre Bergakademie Freiberg – 250 Jahre Mathematik-Professur
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