Die Ausgrenzung und die Vernichtung Die Integration

Die Integration
1929 Benedikt Juhl ist im Gemeinderat, gewählt 1927.
Juhl, Benedikt, * 5.5.1868 Meckenheim.
† 21.5.1943 Sobibor.
Abgemeldet 24.4.1936 nach Köln.
Emigration 1936 Niederlande.
Deportationsziel: Ab Westerbork, Niederlande,
18.5.1943 an Sobibor.
Die Ausgrenzung und die Vernichtung
1935 Amtsbürgermeister Mayer fordert
den Ausschluß von Leopold Salm
aus der Schützengesellschaft.
Stadtarchiv Meckenheim Akte 708, HVM 3339
Abschrift.
Der Amtsbürgermeister
als Ortspolizeibehörde
Meckenheim, den 4.Juli 1935
An
die St. Sebastianus Schützengesellschaft Ersdorf-Altendorf,
zu Händen des Herrn Fritz Dreeser sr. in Altendorf.
Es ist mir bekannt geworden, dass sich in Ihrem Verein noch der Jude
Leopold Salm aus Altendorf als Mitglied befindet.
Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich die polizeiliche Genehmigung
zur Abhaltung des Schützenfestes nur dann erteilen kann, wenn Salm aus
der Schützengesellschaft als Mitglied ausscheidet.
Sie wollen mir daher Ihre Entschließung unter Beifügung einer
Austrittserklärung des Salms, oder einer Abschrift des Schreibens des
Vereinsführers an Salm, wonach dieser aus dem Verein ausgeschlossen
wird, zukommen lassen.
1942 Haus der Familie Max Meyer, Hauptstraße 15.
* 14.2.1882 Meckenheim, † 1937 Meckenheim.
Viehhändler.
Meyer, Selma, geb. Weil, * 1.7.1889 Rexingen.
Meyer, Susanne, * 3.9.1885 Meckenheim.
Weil, Jenny, * 19.7.1893 Rexingen.
Alle Personen † Litzmannstadt.
Eingewiesen in Bonn-Endenich am 1.2.1942.
Am 15.6.1942 verzogen nach unbekannt
Deportation ab Köln am 15.6.1942 nach
Litzmannstadt.
Stern, Julius, * 2.2.1886 Hohenlimburg.
Stern, Auguste geb. Weil, * 14.6.1887 Rexingen.
Stern, Margot, * 15.1.1927 Hohenlimburg.
Alle Personen † Minsk.
Eingewiesen in Bonn-Endenich am 1.2.1942.
Am 20.7.1942 verzogen nach unbekannt.
Deportation ab Köln am 20.7.1942 nach Minsk.
Stern, Rolf, * 15.2.1923 Hohenlimburg.
Emigriert am 13.9.1938 nach USA.
Handschriftlich Mayer:
6.7.35
1. Salm hat seinen Austritt erklärt
(siehe Anlage)
2. zu den Akten
Foto Stadtarchiv Fotosammlung
1935 Leopold Salm erklärt nach 53
Jahren Mitgliedschaft seinen
Austritt aus der St. Sebastianus
Schützengesellschaft Ersdorf-Altendorf.
1930 Kinderspiel auf der Neustraße.
Arensberg, Liselotte, * 24.6.1922 Meckenheim.
† 1942 Minsk,
Eingezogen in Bonn-Endenich am 12.2.1942.
Deportationsziel: Ab Köln 20.7.1942 Minsk.
Arensberg, Rolf, * 14.1.1926 Meckenheim.
† 1942 Minsk.
Eingezogen in Bonn-Endenich am 12.2.1942.
Deportationsziel: Ab Köln 20.7.1942 Minsk.
An der Hauswand rechts oben ist ein Pferdekopf von den früheren Eigentümern angebracht worden.
Foto Archiv Heimatverein
1942 Amtsbürgermeister Mayer berichtet an die Geheime
Staatspolizei, dass alle Juden restlos aus
Meckenheim verzogen sind und schlägt einen
Treuhänder für die verlassenen Wohnungen vor.
Stadtarchiv Meckenheim Akte 708, HVM 3338
1938 Bürgermeister Matthias Mayer:
„In Meckenheim ist es am
Donnerstag, den 10. des Monats
zu Vergeltungsmaßnahmen
gegen die Juden gekommen“.
Von links nach rechts: Lotte Arensberg, Rolf Arensberg,
Lisbeth Huberts, Fritz Huberts, Michel Heppenstrick.
Foto Wilfried Löhr, Meckenheim
Stadtarchiv Meckenheim Akte 1385, HVM 2509
1930 Leopold Salm (15) im Kreis der Schützengesellschaft.
1925 war er Schützenkönig. 1932 wurde er mit einem
Fackelzug geehrt.1940 erfolgt mit Leopold Salm die
letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof.
1947 Amtsbürgermeister a.D. Matthias Mayer
wird entnazifiziert.
Staatsarchiv Düsseldorf NW 1049 Nr. 5806.
Amtszeit vom 20.7.1937-5.3.1945.
Matthias Mayer, * 11.6.1896 Gillenfeld, Kreis Daun, † 14.10.1974 Bonn.
Eintritt in die NSDAP am 1.Mai 1933, Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen
Volkswohlfahrt (NSV), Reichskriegerbund, seit 1924 Deutsche Jägerschaft,
Reichskolonialbund, Reichsluftschutzbund.
Entnazifizierungs-Einstufung V.
Abschrift.
Asbach/ Westerwald, den 17. Oktober 1947
Flamersfelderstraße
An
den Hauptausschuß für die Entnazifizierung für den Landkreis Bonn in Bonn.
Foto Christian Klein, Altendorf. In: Ottmar Prothmann, Chronik von Altendorf und Ersdorf. 2005.
Die Emigration.
1935- 1939 emigrieren 46 Meckenheimer
Bürger und Familienmitglieder.
4 Personen aus einer Familie wählen in
der Emigration den Freitod.
Die Deportation.
1939-1943 werden 64 Meckenheimer Bürger
und Familienmitglieder deportiert.
54 Personen sterben in den
Vernichtungslagern.
Stadtarchiv Meckenheim Akte 772, HVM 5
1938 Haus der Familie Benny Mendel, Bonner Straße 8.
Viehhändler.
Mendel, Benny. * 29.3.1882 Meckenheim.
Mendel, Isabella, geb. Grünberg, * 17.11.1885
Geseke.
Mendel, Minna, * 9.5.1918 Meckenheim.
Alle Personen emigriert am 29.12.1938 nach Chile.
Mendel, Alfred, * 17.6.1914 Meckenheim.
Emigriert am 23.3.1938 nach Palästina.
Unter Überreichung eines politischen Fragebogens mit den erforderlichen
Bescheinigungen bitte ich um Kategorisierung und bitte meiner Wiederverwendung im
öffentlichen Dienst ohne Einschränkung zuzustimmen.
Ich bin Berufsbeamter, seit 1910 im öffentlichen Dienst tätig und habe mir in meiner
35 jähriger Dienstzeit sowohl politisch wie auch dienstlich nichts zu schulden kommen
lassen.
Ich kann nachweisen, dass ich stets zum Wohle der mir anvertrauten Bevölkerung
gearbeitet habe. Die Förderung der Interessen des Einzelnen wie der Gemeinden und
des Amtes war stets mein oberster Grundsatz, was von der gesamten Bevölkerung
bestätigt werden kann. Die von mir geleiteten Behörden wurden von der
Aufsichtsbehörde stets als mustergültig anerkannt.
Ich bin auch nicht durch die Gunst der Partei zum Amtsbürgermeister gewählt
worden, sondern auf Grund meiner Fähigkeiten durch einstimmigen Beschluß der vom
Volk gewählten Amtsvertretung.
Meine Mitgliedschaft in der N.S.D.A.P. habe ich stets dazu benutzt, um Härten
auszugleichen und die Bevölkerung vor der Partei und Gestapo zu schützen.
Ich habe nachweislich eine Reihe von Personen vor der Einlieferung ins
Konzentrationslager bewahrt und mich für Freilassung eingesetzt.
Ich selbst bin wiederholt von Gestapo und S.D. politisch verfolgt und angezeigt
worden. Weil ich mich stets für das Recht einsetzte. Auch meine Ehefrau wurde von
der Gestapo verfolgt, weil sie Hitler für geisteskrank erklärt hatte.
Ich bin auch kein Militarist und Kriegstreiber gewesen, sondern ich habe den Krieg
und alle Gewaltmaßnahmen stets verurteilt.
Zusammenfassen kann ich behaupten und beweisen, dass ich aus Gründen der
Existenzerhaltung Parteigenosse geworden bin, ich bin jedoch nie Nationalsozialist
gewesen. Ein Mitgliedsbuch der N.S.D.A.P. wurde mir nie ausgestellt.
Ich bitte daher den Ausschuß um ein gerechtes Urteil und um meine Entlastung, damit
mir meine Existenz wieder gegeben wird.
Ich bitte zu berücksichtigen, dass ich nun bereits seit März 1945 außer Dienst und
ohne Gehalt bin.
Sollte ich von irgendeiner Stelle oder Person denunziert worden sein, was ich jedoch
nicht annehme, so bitte ich mich dem Ankläger gegenüber zu stellen.
Gez. M. Mayer
1988 Achtzehn frühere Meckenheimer
jüdische Bürgerinnen und Bürger
besuchen auf Einladung die Stadt
Meckenheim.
Die Reichskristallnacht.
1938 Die Reichskristallnacht in Meckenheim.
Ein authentischer Bericht von Minna
Pincus geb. Mendel.
Die ausführlichen Informationen können auf
dem digitalen Bildschirm gelesen werden.
Foto Archiv Heimatverein
Foto Stadtarchiv Meckenheim, Fotosammlung