Artikel life

Das Magazin für die ETH-Community
April 2016
Dialog über Daten
Was die personalisierte Medizin für die ETH Zürich bedeutet
Panorama
Projekt refine
Neue Datenbank für
Personal- und Finanzdaten
Bis 2018 will die ETH eine neue Ressourcen- und
Finanzplattform (refine) aufbauen. Dazu werden
derzeit alle Finanz- und Personaldaten auf eine
SAP-Datenbank der neuesten Generation migriert.
Illustration: Patric Sandri
Die Nutzung von ETHIS ändert sich dadurch nicht.
Mehr Infos ab Mitte April auf «Intern aktuell»:
www.ethz.ch/internaktuell →
Berufsbildung
«Critical Thinking»-Initiative
Fabienne Jaquet
übernimmt die Leitung
Mit dem neuen Jahresprogramm
kommt auch ein neuer Leiter
Das zweite Jahresprogramm zu «Critical Thinking in der Lehre» ist da: Es soll
Foto: Andrea Schmits
Studierende dazu anregen, über den Tellerrand des eigenen Fachgebiets zu
blicken und Neues zu entdecken. Dozierende werden mit einem kleinen Angebot auch angesprochen. Die Schulleitung hat den langjährigen Leiter des
Collegium Helveticum, Gerd Folkers (D-CHAB), per 1. Januar 2016 zum Leiter
der «Critical Thinking»-Initiative gewählt.
www.ethz.ch/ct-jahresprogramm →
Fabienne Jaquet heisst die neue Leiterin der Berufsbildung an der ETH Zürich. Sie wird am 1. Juni
die Nachfolge von Dieter Schorno antreten, der nach
18 Jahren an der ETH per 30. Juni 2016 pensioniert
ETH Store
Pralinen in Kuppelform
wird. Fabienne Jaquet bringt mehrjährige Erfahrung aus der Firma login Berufsbildung AG mit,
Im ETH Store an der Sonneggstrasse sind jetzt Pralinen
die als Ausbildungsverbund die SBB und über 60
im Design des Hauptgebäudes erhältlich. Diese sind wahl-
Partnerfirmen aus der Welt des Verkehrs vereint.
weise mit Mandel-Gianduja-Füllung in Milchschokolade oder
www.ethz.ch/berufsbildung →
mit Haselnuss-­Gianduja in dunkler Schokolade erhältlich und werden von der
Luzerner Firma Max Chocolatier hergestellt. Grössere Mengen können über
ein Formular im Webshop bestellt werden.
Die Zahl
0,3%
Die Masseneinwanderungsinitiative hat
Folgen für die Forschung: In Horizon 2020
werden nur noch 0,3 Prozent der Projekte
von der Schweiz aus koordiniert. Von 2007
bis 2013 waren es noch 3,9 Prozent.
www.sbfi.admin.ch →
2
life 1 / 2016
www.eth-store.ch →
Impressum
«life – Das Magazin für die ETH-Community»
ist ein Medium der internen Kommunikation der
ETH Zürich und wird von der Hochschulkommunikation (HK) vierteljährlich auf Deutsch und
Englisch herausgegeben.
Redaktion
Norbert Staub (Leiter Interne ­Kommunikation)
Florian Meyer, Andrea Schmits, Clare Bourne,
Inken De Wit
Gestaltung
Evelyn Graf
Korrektorat
Beate Marder (deutsch), Lilian Dutoit (englisch)
Übersetzung
Louise Killeen Translations Limited
Basiskonzept
Agentur Paroli AG
Druck
Neidhart + Schön AG
Auflage
16 800 Expl.
Kontakt
Magazin life, ETH Zürich,
HG FO 37.6, 8092 Zürich
Mail an die Redaktion: [email protected]
Weitere Informationen: www.ethz.ch/life
Coverillustration
Markus Roost & Roland Hausheer
Archiv für Zeitgeschichte
Wie die ETH Zürich den Nachwuchs fördert
50 Höhepunkte aus 50 Jahren
Am 3. März 2016 hat der Lokaltermin der ETH Zürich zum Thema «Talent-
Das Archiv für Zeit-
schmiede ETH – Begabungen zur Entfaltung bringen» stattgefunden. ETH-Prä-
geschichte wird 50
sident Lino Guzzella, Rektorin Sarah Springman und Detlef Günther, Vize-
Jahre alt. Anhand von
präsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, haben darüber referiert,
50 ausgestellten Do-
was es für die erfolgreiche Aus- und Weiterbildung in Zeiten von Vernetzung,
kumenten führt das
Technologie und beschleunigtem Wandel braucht.
afz im Jubiläums-
www.ethz.ch/unterstuetzung-studium-laufbahn →
jahr die Besucher
Foto: Archiv für Zeitgeschichte
Lokaltermin
am Hirschengraben
62 durch seine Entwicklung seit 1966.
Cybathlon
www.afz.ethz.ch →
Human Resources
Ihre Meinung zählt:
­Wirken Sie mit bei der
ETH-Mitarbeitenden­
befragung vom 30. März
bis zum 22. April 2016
Foto: Alessandro della Bella
www.ethz.ch/mitarbeitendenbefragung →
Vergünstigte Tickets für Mitarbeitende
AVETH
Ab sofort können Tickets für den Cybathlon in Kloten gekauft werden. Seien
Physiker wird Präsident
Sie dabei, wenn sich am 8. Oktober 2016 entscheidet, welche Teams mit den
ausgeklügeltsten Technologien und geschicktesten Testpiloten den Wettkampf
Arik Jung heisst der neue Präsident der AVETH.
für sich entscheiden. ETH-Mitarbeitende erhalten die Einzeltickets zum Preis
Die Mittelbau-Vereinigung wählte den Physik­dokto­
von 15 Franken und Familientickets für 35 Franken an der Info-Loge im Haupt-
randen am 2. März 2016 zum Nachfolger von F
­ lorian
gebäude oder in der Campus Info am ETH-Standort Hönggerberg. Bei der
Thöle, Doktorand in der Material­wissenschaft.
Veranstaltung messen sich Menschen mit körperlichen Behinderungen dank
www.aveth.ethz.ch →
neuester technischer Assistenzsysteme.
www.cybathlon.com →
Vertrauensperson
Bernhard Plattner gewählt
Der emeritierte Professor für Technische Informatik (D-ITET) Bernhard Plattner ist neu die Ver-
Photo: Giulia Marthaler
Bildung, Forschung, Innovation
Forschungspolitik in Diskussion
Der Bundesrat hat die Bildungs-, Forschungs- und
Innovationsbotschaft 2017–2020 veröffentlicht.
Schwerpunkte sieht er u.a. beim wissenschaftlichen Nachwuchs und in der Humanmedizin. Zudem
trauensperson der ETH Zürich für Fragen und
beantragt er Anpassungen im ETH-Gesetz. Die
Anliegen, welche die Integrität in der Forschung
Hochschulen sind wegen der Finanzierung besorgt.
und die gute wissenschaftliche Praxis betreffen.
www.sbfi.admin.ch →
www.ethz.ch/forschungsethik →
www.swissuniversities.ch →
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Thema
Mit Blick auf den
ganzen Menschen
Weshalb können Krankheiten je nach Person völlig unterschiedlich verlaufen?
Um solche Fragen möglichst individuell zu beantworten, arbeiten ETH-Forschende
eng mit Medizinern zusammen.
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life 1 / 2016
Text Florian Meyer
Illustration Markus Roost & Roland Hausheer
Wir alle leben nur einmal. Das macht
unsere Gesundheit zu einem wertvollen
Gut. Was für einen Menschen wirklich gesund ist, ist so individuell wie sein Körper
und seine Persönlichkeit. Die «personalisierte Medizin» bezeichnet Ansätze, mit
denen sich die Krankheitsmerkmale von
Menschen individueller als bisher verstehen und behandeln lassen.
Für Forschende der ETH Zürich eröffnet sie eine fruchtbare Perspektive, um
mit klinisch Forschenden neue Konzepte
der Prävention, Diagnose, Therapie und
Rehabilitation zu entwickeln. «Die personalisierte Medizin ist eine längerfristige
und sehr wichtige Aufgabe für die Wissenschaft», sagt Detlef Günther, Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, «und es ist ebenso naheliegend
wie notwendig, dass die ETH Zürich, die
Universitäten und die Universitätsspitäler
noch enger zusammenarbeiten.»
Als analytischer Chemiker (D-CHAB)
arbeitete er vor zwei Jahren selber mit
Forschenden der Universität Zürich
und des Universitätsspitals Zürich an
einer hochauflösenden bildgebenden
Messtechnik, mit der man Brustkrebs
genauer nachweisen kann.
In den nächsten vier Jahren will die
ETH Zürich die medizinbezogene Lehre
und Grundlagenforschung ETH-übergreifend fördern. Damit führt sie die Strategie
der vergangenen vier Jahre weiter, die
2012 zur Gründung des Departements
Gesundheitswissenschaften und Technologie (D-HEST) geführt hat. Auch der
Bund will die personalisierte Medizin von
2017 bis 2020 mit einer nationalen Förder­
initiative unterstützen und namentlich die
Datenbasis verbessern.
Eine Disziplin, die sich stark an die
personalisierte Medizin annähert, ist die
Biologie. Die Departemente Biosysteme
(D-BSSE) und Biologie (D-BIOL) haben
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Foto: Gian Marco Castelberg
Thema
«Wie die Räder
eines Schweizer Uhrwerks»
Für Detlef Günther, ETH-Vizepräsident für Forschung und
Wirtschaftsbeziehungen, ist die
personalisierte Medizin eine
Gemeinschaftsaufgabe, die die
ETH Zürich, die Universitäten und
die Universitätsspitäler näher
zusammenführt.
Welche Bedeutung hat die
­personalisierte Medizin für
die ETH Zürich?
Die Natur- und Ingenieurwissenschaften haben einen Stand des Wissens erreicht, an dem sie wesentlich
zum medizinischen Fortschritt beitragen können. Biologische, computergestützte oder bildgebende Verfahren liefern Daten, die sich mit den
klinischen Daten der universitären
Spitäler verknüpfen lassen und neue
Ansätze ermöglichen, um individuellere Behandlungen für die Patienten
zu entwickeln. Das ist eine fantastische Chance für die ETH und für die
Medizin.
Wie wollen Sie als Vizepräsident
diese Entwicklung unterstützen?
Aufgrund der gemeinsamen Fragen
kommt der Hauptantrieb zur
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life 1 / 2016
Zusammenarbeit von den Forschenden selbst. Da muss ich nichts steuern. Als Vizepräsident konzentriere
ich mich auf die Rahmenbedingungen.
Die personalisierte Medizin und die
Medizintechnologien eröffnen ein fast
unerschöpfliches Potenzial für Forschungsprojekte. Die ETH unterstützt
schon viele medizinbezogene Projekte und wird dieses Thema von 2017
bis 2020 auch weiterhin als Schwerpunkt fördern. Zudem beteiligen wir
uns aktiv an der nationalen Förder­
initiative, die den Umgang mit Patientendaten und biologischen Basisdaten
schweizweit vereinheitlichen soll.
Wo sehen Sie die
Herausforderungen?
Wenn wir wirklich individuellere Diagnosen oder Therapien entwickeln
wollen, müssen die Forschungsgruppen zusammenarbeiten wie die
Räder eines Schweizer Uhrwerks.
Das erfordert ein Bewusstsein für
das gemeinsame Ganze und eine
­Publikationsform, die alle Beteiligten
­honoriert – wie heute am Cern. Bei
den Daten gibt es ethische und rechtliche Fragen, die man regeln und mit
der Öffentlichkeit diskutieren muss.
zuletzt die Zusammenarbeit mit den
Universitätskliniken und Universitäten
ausgebaut. «In der Biologie erforschen wir
die molekularen Ursachen, weshalb eine
Person gesund bleibt oder krank wird»,
erklärt Rudolf Aebersold, der Vorsteher
des Departements Biologie. «Heute bietet
sich die Chance, unser Grundlagenwissen
zum Wohl der Patienten mit dem medizinischen Wissen zu verbinden.»
Annäherungen an die Individualität
Ein Treiber ist die Genom-Sequenzierung:
Heutige Sequenziertechnologien können
die Erbinformationen in den Genomen
schneller und umfassender untersuchen.
Dank sinkender Kosten werden sie zunehmend zur Analyse des menschlichen
Organismus eingesetzt. Daneben können
solche Verfahren weitere molekulare
Daten erzeugen. Zum Beispiel können die
Forschenden auf mehreren molekularen
Ebenen untersuchen, welche Nebenwirkungen bestimmte Medikamente auf Herz
und Leber haben. «Dabei entstehen Datensätze, die erstmals so umfassend sind,
dass sie zuverlässige und dennoch individuelle Ergebnisse ermöglichen», sagt
Ralph Schlapbach, Dozent am D-BIOL.
Wenn sich zwei Personen mit derselben Infektion anstecken, wieso wird die
eine sterbenskrank und die andere nicht?
Genetische Veränderungen verändern
zwar auch das Risiko jedes einzelnen Menschen, bestimmte Krankheitsmerkmale
auszubilden, doch sind sie selten allein die
Krankheitsursache. Wie schwer jemand
erkrankt, hängt auch von Umwelteinflüssen und seinem Lebenswandel ab.
Um komplexe, biochemische Prozesse
wie den Stoffwechsel oder die Entstehung von Krebs zu untersuchen, haben
ETH-Biologen früh einen integralen Ansatz verfolgt: Sie untersuchen das Genom
nicht separat, sondern ganzheitlich im
Zusammenhang mit lebensnotwendigen
Proteinen, Stoffwechselprodukten und
anderen Biomolekülen. Der integrale Ansatz ebnet einen Weg, um die individuellen
Krankheitsverläufe zu verstehen. «Biologisch stellt sich die Frage, wie die ‹genomische Variabilität› zu den individuellen
Unterschieden in der Ausprägung einer
Krankheit beiträgt», sagt Rudolf Aebersold, Professor für Systembiologie.
Der Dialog über Daten
Hier setzt der Dialog über Daten mit der
klinischen Forschung ein: Die Verknüpfung der molekularbiologischen mit medizinischen Daten kann individuellere
Behandlungen für Patienten ermöglichen.
Wichtig für diesen Dialog sind spezia­
li­sierte Technologieplattformen wie das
ETH Phenomics Center (EPIC), NEXUS
Personalized Health Technologies oder
das Functional Genomics Center (FGCZ),
welche die notwendige Forschungs­
infrastruktur bereitstellen und deren
Mitarbeitende das Studiendesign und
die ­Methoden gemeinsam mit den Forschenden entwickeln.
Im Dialog über Daten gefragt sind
Bioinformatiker wie Niko Beerenwinkel,
Professor für Computergestützte Biologie
(D-BSSE) und Co-Leiter des Kompetenzzentrums Personalisierte Medizin UZH/
ETH (CC-PM), oder Gunnar Rätsch, Professor für Biomedizininformatik (D-INFK).
Weil sehr grosse Mengen komplexer
Daten entstehen, sind neue Methoden der
Bioinformatik und Statistik notwendig,
um die medizinisch relevante Information
vom blossen Rauschen zu trennen und um
verschiedene Datensätze miteinander zu
verknüpfen. Dafür braucht es jedoch auch
schweizweite rechtliche und ethische
Rahmenbedingungen.
Licht am Ende Tunnels
Daten erzeugen auch die bildgebenden
Verfahren. Auch sie können zunehmend
den Aufbau von Organen und die Abläufe im Körper abbilden, sagt Sebastian
Kozerke, Professor für biomedizinische
Bildgebung (D-ITET) und Sprecher des
Kompetenzzentrums für Experimentelle
und Klinische Bildgebungstechnologien
(EXCITE Zürich). Neue Methoden erlauben die Früherkennung von Krankheiten
und die Kontrolle des Therapieverlaufs.
Aktuelle Forschungsergebnisse aus
Kozerkes Gruppe zeigen, dass man Stoffwechselveränderungen nichtinvasiv und in
Echtzeit mittels Magnetresonanzspektroskopie (MRS) messen kann. Dieser Nachweis sei ein «Licht am Ende Tunnels»,
schrieben die Herausgeber der Zeitschrift
«Radiology» im März 2016, denn er führe
zu besseren Befunden, wenn Herzkranzgefässe erkranken. Zum Schluss sagt
Sebastian Kozerke: «Auch als Forscher
im Technologiebereich interessiert mich
der Blick auf die ganze Person und wie
die Gesundheit mit Wohlbefinden und
Lebenswandel zusammenhängt.» 
www.cc-pm.uzh.ch →
www.nexus.ethz.ch →
www.fgcz.ch →
www.excite.ethz.ch →
www.personalizedhealth.ch →
Was kann die ETH Zürich zur personalisierten Medizin beitragen?
«Die aussagekräftige Integration von
«Bildgebung ist unser Fenster in den
­molekularen Daten und klinischer
­Körper. Das Zusammenspiel von
­Information ist für uns eine spannende
­Bild­gebung, Therapieentwicklung und
Herausforderung.»
­Therapiekontrolle wird immer wichtiger.»
Daniel Stekhoven, Leiter Bioinformatik
und Statistik NEXUS und Blogautor
Sebastian Kozerke, Professor für
Biomedizinische Bildgebung (D-ITET)
«Der integrale, mehrdimensionale
«Technologieplattformen sind Konden­
­A nsatz und die Kreativität in der
sationspunkte, die dazu beitragen, das
Methodenentwicklung sind unser
­W issen der Forschungsgruppen
­Wettbewerbsvorteil.»
unter e
­ inem Dach zusammenzubringen
Ralph Schlapbach, Leiter
Functional Genomics Center (UZH / ETH)
und zu verbinden.»
«Wir Biologen sind keine Mediziner,
«Für therapeutische Innovationen in der
­sondern spezialisiert auf die Personali-
personalisierten Medizin ist es unab­
sierung und die molekularen Grundlagen
dingbar, Molekularbiologie und -techno-
der Individualität.»
logie mit klinischer Entwicklung eng zu
Markus Aebi,
Professor für Mykologie (D-BIOL)
verknüpfen.»
Claudine Blaser, Leiterin ETH Phenomics Center
Wilhelm Krek, Professor für Zellbiologie (D-BIOL)
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im Gespräch
«Wir sagen nicht,
man solle nur Insekten
essen»
Carlos Mora und Monika Wehrli sehen sich als Vermittler von Forschung und Technologie
im Hinblick auf gesellschaftliche Fragen der Schweiz.
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Text Florian Meyer Foto Marvin Zilm
Der Schweizer Think Tank reatch hat sich eine stärkere
öffentliche Präsenz von Wissenschaft und Technologie auf die Fahnen geschrieben. ETH-Studentin Monika
Wehrli und ETH-Doktorand Carlos Mora sind im Vorstand von reatch aktiv. Im Interview sagen sie, was sie
dabei antreibt.
Was war der Auslöser für die Gründung von reatch?
Mora: Wir waren eine Gruppe Studierender und wollten das
Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft und den technologischen Wandel stärken. Wir denken, dass die Wissenschaft
in politischen und öffentlichen Debatten nicht genug Aufmerksamkeit erhält und dass zum Teil wissenschaftliche Argumente
nicht ernst genommen werden. So gründeten wir im Mai 2014
reatch als Denkfabrik für Wissenschaft und Technologie.
Spüren Sie Vorbehalte gegenüber der Wissenschaft?
Mora: Wir stellen eine verbreitete Wissenschaftsskepsis fest.
In öffentlichen Debatten und TV-Formaten wie der «Arena»
werden zwar wissenschaftliche Argumente zitiert, man debattiert aber nicht um die Sache, sondern um Emotionen und
spielt Studie gegen Studie aus und Fakten gegen Fakten. Das
wertet die Wissenschaft an sich ab.
Wehrli: Diese Skepsis wollen wir mit neuen Eventformaten
abbauen, indem wir zu den Leuten hingehen, Fakten und Standpunkte darlegen, diskutieren und offen sind für Fragen.
War die Gründung von reatch eine Reaktion auf
die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative
im Februar 2014?
Wehrli: Nein. Entscheidend war, dass es wissenschaftliche
Themen gibt wie Energie, Gentechnik, Präimplantationsdia­
gnostik, Lebensmitteltechnologie oder Insekten-Nahrung, bei
denen ein Dialog mit der Gesellschaft wichtig ist.
reatch – Denkfabrik für Wissenschaft und Technologie
Carlos Mora (28) ist Biologe und doktoriert am Institut für
­Chemie- und Bioingenieurwissenschaften der ETH Zürich. Im
Vorstand von reatch ist er Vizepräsident und leitet die Arbeitsgruppe Wissenschaft, Technologie & Gesellschaft.
Monika Wehrli (22) studiert Lebensmittelwissenschaften an der
ETH Zürich. Im Vorstand von reatch leitet sie die Finanzen und
die Arbeitsgruppe Lebensmitteltechnologie.
reatch steht für «research and technology in Switzerland» und
bezieht sich auf den Fokus der Denkfabrik, die ­wissenschaftliche
Themen mit Blick auf gesellschaftliche Fragen vermittelt.
www.reatch.ch →
Was machen Sie im Zusammenhang mit essbaren Insekten?
Wehrli: Insekten sind seit diesem Jahr in der Schweiz als Nahrung zugelassen. Wir werden dazu eine Ausstellung mit dem
Titel «Insekten – Lebensmittel der Zukunft?» machen. Mit
Insekten zum Probieren. Wir sagen aber nicht, man solle nur
Insekten essen.
Sehen Sie sich eher als Lobbyisten oder als Aufklärer?
Mora: Wir sehen uns als Vermittler zwischen Wissenschaft
und Gesellschaft, nicht als politische Kraft. Wir sind nicht nur
an der ETH verankert, sondern an verschiedenen Universitäten.
Wir zeigen die Möglichkeiten und Risiken einer Erkenntnis oder
einer Technologie auf, aber wir sagen nie, unser Standpunkt
sei die einzige Wahrheit.
Wehrli: Wir laden oft Gäste aus der Politik zu unseren Veranstaltungen ein, aber reatch ist nicht politisch aktiv. Wir haben
keine Links-oder-Rechtspositionen. Unsere Standpunkte beruhen auf wissenschaftlich fundierten Fakten. Die sind rationaler
als Gefühlsargumente.
Sie befassen sich mit Tierversuchen oder Gentechnik.
Das sind emotionale Themen. Wie gehen Sie damit um?
Wehrli: Wir ziehen Fakten vor, nicht Emotionen. In den Diskussionen hat es aber Raum für emotionale Standpunkte. Das
lassen wir zu.
Mora: Als Think Tank, der sich für die Wissenschaft einsetzt,
möchten wir die Diskussionen ein wenig aus der Emotionalität
hinausführen, damit man sich, wenn man sich nicht einig ist,
wenigstens auf nachprüfbare Fakten und Argumente beruft.
Welche Erfahrungen machen Sie mit umstrittenen
Themen an Veranstaltungen?
Wehrli: Wir veranstalteten unlängst eine Diskussion zu Tierversuchen. Da gab es keine vehementen Reaktionen. Wir
argumentierten auch nicht dafür oder dagegen. Das wäre zu
einfach. Wir vermitteln den Menschen, die keine Experten sind,
die Standpunkte so, dass sie sich selber eine Meinung bilden
können. Wenn sie erkennen, dass es verschiedene Standpunkte
gibt, haben wir schon viel erreicht.
Mora: Bioethik und Abstimmungsthemen interessieren sehr.
Wir hatten eine Veranstaltung zu der neuen Gentechnologie
«CRISPR/Cas9». Da kamen so viele wie noch nie. Mit dem Tool
lässt sich die Erbsubstanz viel gezielter verändern. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Grundlagenforschung und für
Gen-Thera­pien, es lässt aber auch Eingriffe an Embryonen zu.
Das ist heikel. Da muss man den Dialog mit der Gesellschaft
führen, wenn man die Technologie auf gute Weise einführen will.
Wie vermitteln Sie komplexe Zusammenhänge,
ohne die Fakten zu verletzen?
Mora: Wir vereinfachen so wenig wie möglich und so viel wie
nötig. 
life 1 / 2016
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Einblick
Alles
aus einer Hand
Veränderungen in den Zentralen
­Organen der ETH Zürich: Seit Januar
2016 gibt es neu Abteilungen statt
Infrastrukturbereiche. «life» stellt
drei von ihnen vor und zeigt, wie
sich Abläufe, Aufgaben und Dienstleistungsangebote verändert haben.
Text Inken De Wit
Foto Oliver Bartenschlager
Ein sichtbares Zeichen der organisatorischen Veränderungen in den Zentralen
Organen der ETH Zürich ist die Campus
Info. Sowohl im Hauptgebäude als auch
auf dem Hönggerberg ist mit der Campus Info eine zentrale Anlaufstelle für
alle – seien es Besucher, Mitarbeitende
oder Studierende – entstanden. «Egal,
ob das Büro von Einstein oder eine Veranstaltung gesucht wird, Beratung beim
Versand eines Pakets oder Informationen
zu Parkiermöglichkeiten, die Campus
Info hilft bei allen Fragen weiter», erklärt
Stephanie Braunwalder, Leiterin Besucher- und Informationsmanagement der
Abteilung Services.
Um die Dienstleistungen, die bisher
an beiden Standorten der ETH auf
Campus Info
Ob Copycard, Briefmarken, Veran­stal­
tungs­hinweise oder weitere allgemeine
­Informationen zur ETH Zürich – die
­Campus Info hilft weiter und dient zudem künftig als Treffpunkt für alle
Gruppen. Die Campus Info wird auf dem
Hönggerberg und im Zentrum j­eweils
von Montag bis Freitag von 7:30–17:00
Uhr geöffnet sein.
www.ethz.ch/campusinfo →
10
life 1 / 2016
verschiedene Schalter verteilt waren,
bündeln zu können, wurde am Hönggerberg im Gebäude HIL ein Raum umgebaut,
der am 23. März 2016 mit einem Event
offiziell eröffnet wurde. Neben Informationen aller Art werden hier auch der
Postdienst, die Ausgabe für Büromaterial und Serviceleistungen rund um die
­Mobilität angeboten.
Im Hauptgebäude der ETH verteilt
sich die Campus Info aus baulichen
Gründen auf zwei Orte. Dazu wurde
der bestehende Informationsschalter
im Eingangsbereich an die Campus Info
angebunden, deren Haupträume sich im
D-Stock befinden. Nach umfassenden
Umbauarbeiten wurde hier Platz für einen Informationstresen, elektronische
Postfächer sowie Beratungsräume geschaffen. Gleich nebenan befindet sich
zudem das Druckzentrum. Darüber hinaus
verstecken sich hinter dem sichtbaren
Bereich noch etliche Räume, in denen zum
Beispiel die Post sortiert und Anfragen
bearbeitet werden.
Alle Dienstleistungen an einem Ort
Verantwortlich für die Campus Info zeichnet die neu gebildete Abteilung ­Services,
für die die Teams der Abteilung Dienste
und des Stabs Veranstaltungen (VS) zusammengelegt wurden. «Alle Dienstleistungen vor Ort kommen nun aus einer
Hand», fasst David Müller, Leiter Services,
zusammen. Die Campus Info stellt dabei
nur das Frontend dar. «Wir decken auch
das gesamte dahinterliegende Backend
ab», erläutert Müller. So kümmert sich
die 110-köpfige Abteilung auch um das
Veranstaltungsmanagement, die ETH-­
Logistik inklusive der Post, das Transportwesen sowie das Druckzentrum.
«Wer zum Beispiel eine Veranstaltung
plant, erhält bei uns zum einen die Bewilligung, dann Unterstützung bei der
Konzeption und Umsetzung inklusive
dem Druck von Plakaten und Einladungen und zum anderen auch Hilfe für den
Transport von Mobiliar und Sonstigem
für das Event». Einzig Hausmeister und
Haustechnik mit Aufgaben wie Fundbüro
oder Schlüsselverwaltung liegen nicht bei
der Abteilung Services, sondern weiterhin
bei den Info und Service Centers (ISC) der
Abteilung Betrieb.
Alles für die Studierenden
In den Zentralen Organen hat sich allerdings noch mehr getan. Die Infrastrukturbereiche wurden in Abteilungen umbenannt und einzelne Stabsstellen in
Abteilungen umgewandelt (vgl. Box).
So ist die neu entstandene Abteilung
­Studentische Dienste aus der vormaligen Stabsstelle Studienorientierung &
Coaching (SoC) entstanden.
«Vieles ist über die Jahre organisch
gewachsen, so dass nicht immer alle
Aufgaben, die zusammengehören, in einer Abteilung gebündelt waren», erläutert Regula Christen. Sie ist Leiterin der
­Studentischen Dienste (StS), die sich gemeinsam mit der Abteilung Akademische
Dienste (zuvor Rektorat) um alle Belange
der Studierenden kümmert. Während
die Akademischen Dienste Ansprechpartner für Studierende, Doktorierende
und Lehrende zum Lehrbetrieb sind,
stehen die Studentischen Dienste bei
allen weiterführenden Fragen zur Seite,
etwa bei der Suche nach Unterkünften,
Fragen zu Finanzen und Stipendien, und
unterstützen durch Beratungsangebote.
«Durch die Reorganisation können wir
Stephanie Braunwalder, David Müller und Evdokia Nazikidis Robert freuen sich über die neue Campus Info im ETH-Hauptgebäude.
life 1 / 2016
11
Einblick
«Wir können jetzt das
bei der Entwicklung neuer Angebote
Synergien besser nutzen», sagt Christen.
Alles für den Einkauf
Auch die Abteilung Finanzdienstleistungen wurde neu strukturiert. Sie bildet
neben den Abteilungen Rechnungswesen und Controlling eine selbstständige Untereinheit des Schulleitungsbereichs Finanzen und Controlling. «Fast
alle unsere Tätigkeiten drehen sich um
Beschaffung – sprich den Einkauf von
Waren und Dienstleistungen», erläutert
der Leiter der Finanzdienstleistungen,
Beat Schneiter. Neben dem Aushandeln günstiger Konditionen durch den
gebündelten Einkauf von Material und
Dienstleistungen fallen zudem rechtliche Fragen sowie die Erarbeitung von
Einkaufsrichtlinien ins Aufgabenfeld.
«Wir stellen auch Tools für Einkaufsprozesse zur Verfügung und unterstützen bei Verhandlungen.» Zudem ist die
Abteilung zuständig für Dienstleistungen
Angebot von Gastronomie, Detail­handel
und Street Food
­besser aufeinander
abstimmen.»
Beat Schneiter
Leiter Finanzdienstleistungen
im Versicherungswesen und Risikomanagement sowie für die Unterstützung bei
Reisen und von Partnerorganisationen.
Ergänzend zur Koordination der über
20 Restaurants und Cafés sind seit Januar
auch die mobilen Verpflegungsstände
im Zentrum und auf dem Hönggerberg
sowie der Einkauf von Büromaterialien den Finanzdienstleistungen zugeordnet, wodurch zwei Kollegen aus der
«Wir können bei der
Entwicklung neuer
­Angebote Synergien
besser nutzen.»
Regula Christen,
Leiterin Studentische Dienste
Abteilung Services zu Schneiters Team
in die Scheuchzerstrasse gewechselt
haben. «Wir können jetzt das Angebot
von Gastronomie, Detailhandel und Street
Food besser aufeinander abstimmen und
hoffen, künftig auch die Erfahrungen mit
dem Webshop für Bürobedarf auf die
wissenschaftlichen Verbrauchsmaterialien anwenden zu können», erläutert
Schneiter. Dann könnten neben Stiften
und Schreibblöcken auch weitere Verbrauchsmaterialien online bestellt und
direkt im Logistikzentrum verarbeitet
werden. «Bis wir das realisieren können,
wird jedoch noch einige Zeit vergehen»,
räumt Schneiter ein.
Ein bisschen dauern wird es noch, bis
die Veränderungen wirklich organisatorisch bis zur letzten E-Mail-Adresse,
dem letzten Türschild und dem letzten
Internetlink umgesetzt sind. Trotz monatelanger Vorbereitungen wollen neben
den grossen Veränderungen auch ausgesprochen viele Details bedacht sein. 
Änderungen der ETH-Organisationsstruktur
12
Seit dem 1. Januar 2016 bestehen die
Bezeichnung Rektorat für den gesamten
Prozessverantwortung und substanzielle
Zentralen Organe aus 14 Abteilungen und
Zuständigkeitsbereich der Rektorin frei.
formelle Finanzkompetenzen.
10 Stabsstellen. Aus vier bisherigen Stabs­
Seit Anfang 2015 zählen ETH Global und
stellen wurden Abteilungen: Services ,
ETH Sustainability zu den Stabsstellen.
Organisationsverordnung ETH Zürich:
Studentische Dienste, Lehrentwicklung
Alle Zentralen Organe unterstützen die
www.rechtssammlung.ethz.ch →
und -technologie sowie Sicherheit, Ge-
Schulleitung und die Departemente. Im
sundheit und Umwelt. Durch die Umbe-
Unterschied zu den Stabsstellen verfü-
Überblicksartikel auf «Intern aktuell»:
nennung in Akademische Dienste wird die
gen Abteilungen über abschliessende
www.ethz.ch/neue-organisation →
life 1 / 2016
Übrigens
Mehr Plätze für die Kleinen
Die Kinderbetreuung an der ETH Zürich wird ausgebaut. Ab Herbst 2016 können etwa
450 ­Kinder in Kitas der Stiftung kihz betreut werden.
Text Andrea Schmits Foto Marcel Biefer
330 Kinder sind derzeit bei kihz, der gemeinsamen Stiftung der Universität Zürich und der ETH Zürich angemeldet. Im
Herbst werden es rund 120 Kinder mehr
sein. Dieser Anstieg ist möglich durch einen Ausbau der Betreuungsplätze an verschiedenen Standorten: Auf dem Campus
Hönggerberg eröffnet am 1. September
die neue kihz-Kita Feyerabend im Parterre des Gebäudes HWO, das bis dahin
fertiggestellt sein wird und in dem sich
vorwiegend Studierendenwohnungen
befinden werden. Interessierte können
die Räume voraussichtlich am 27. Mai
besichtigen. In der kihz Feyerabend wird
geprüft, ob auch ein sogenanntes betreutes Kinderzimmer, in das Eltern ihre Kinder spontan bringen können, angeboten
werden kann.
«Nach dem Ausbau sollten wir den
Kindern, die aktuell auf der Warteliste stehen, einen Platz in einer kihz-Tagesstätte
anbieten können – vorausgesetzt natürlich, dass die Eltern hinsichtlich des Krippenstandortes und der Betreuungstage
flexibel sind», sagt kihz-Geschäftsführerin Monika Haetinger.
Ausbau auch im Zentrum
Auch rund um das ETH-Hauptgebäude
im Zentrum tut sich einiges. An der
­Sumatrastrasse entsteht im November
2016 eine neue Kita. Zudem wird der
heutige Kindergarten Platten ab August
schrittweise zur Kita umfunktioniert: Im
Sommer 2017 schliesst der Kindergarten,
weil aufgrund eines Entscheids des kantonalen Volksschulamts private Kindergärten nicht mehr subventioniert werden.
Geschlossen werden auch die zwei
kihz-Tagesstätten Wolfbach und Irchelpark, weil die Universität Zürich die Räume
anderweitig benötigt und es sich ausserdem um suboptimale Räume für eine Kita
handelte. Dennoch steigt im gesamten
die Zahl der Betreuungsplätze um rund
30 Prozent. Da die meisten Kinder nicht
die ganze Woche über anwesend sind,
profitieren von einem Betreuungsplatz
meist mehrere Kinder. «So werden wir
ab Herbst etwa 450 Kinder bei uns betreuen können», sagt Haetinger. «Und das
während bis zu elf Stunden am Tag.» Der
Ausbau sei nicht nur quantitativ: «Nach
dem Umzug können wir auch qualitativ hochwertigere Räume anbieten, die
unsere pädagogische Arbeit optimaler
unterstützen.»
Während die Kitas Kindern von vier
Monaten bis zum Kindergarteneintritt zur
Verfügung stehen, gibt es auch kihz-Angebote, von denen Eltern mit schulpflichtigen
Kindern profitieren: Die Schulferienbetreuung wurde von 12 auf 15 Themenwochen im Jahr erhöht. Zudem steht mit kihz
mobil ein Pool von 40 Mitarbeiterinnen
für flexible Betreuungseinsätze zur Verfügung – etwa zu Hause oder während
Veranstaltungen an der Hochschule. 
www.kihz.ch →
Hello Kids!
Die Servicestelle «Hello Kids!» unterstützt
ETH-Angehörige seit Oktober 2014 bei
Fragen rund um die Kinderbetreuung.
«Die ­Eltern schätzen das Angebot von
Hello Kids! sehr», sagt die Leiterin Carole
Die kihz-Kinder
­besichtigen die
­Baustelle, auf
der die neue Kita
­Feyerabend
entsteht.
Siegfried. «Bis Ende Januar 2016 konnten
wir rund 200 Anfragen beantworten.»
www.ethz.ch/hellokids →
life 1 / 2016
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Portrait
Paul Tanner
Leiter der Graphischen Sammlung der ETH Zürich
Abschied nach 24 Jahren
Text Andrea Schmits Foto Florian Bachmann
Fast ein Vierteljahrhundert lang hat Paul Tanner die Graphische
Sammlung der ETH Zürich geleitet. Nun geht der 65-jährige
Kunsthistoriker in Pension. «Ich habe mich immer nach den vier
Säulen einer Kunstsammlung gerichtet», sagt er rückblickend:
«Sammeln, bewahren, forschen und vermitteln.»
Dabei war es ihm wichtig, Schwerpunkte zu setzen: «Wir
sammeln nicht ein Blatt hier und eines da, sondern ganze
Werkgruppen bestimmter Künstler.» Rund 160‘000 Druckgrafiken und Zeichnungen zählt die Graphische Sammlung heute
und ist damit die grösste der Schweiz. Zu den Höhepunkten in
14
life 1 / 2016
Tanners Berufsleben gehörten die Ausstellungen. Besonders
thematische Ausstellungen, bei denen die Werke verschiedener
Künstler zu einem Thema gezeigt werden, haben es ihm – und
auch dem Publikum – angetan.
Ende April beginnt für Tanner ein neuer Lebensabschnitt.
Traurig ist er darüber nicht: «Ich freue mich darauf, mich
anderen Dingen zuzuwenden.» Die Kunst bleibt aber Teil
seines Lebens: «Ich möchte weiterhin Ausstellungen besuchen und die eine oder andere noch selber organisieren.»
Paul ­Tanners Nachfolgerin Linda Schädler tritt ihre neue
Stelle am 1. Mai 2016 an. 
www.gs.ethz.ch →
Forum
Illustration: Kornel Stadler
Felicitas Pauss,
Präsidentin der Konferenz
des ETH-Lehrkörpers (KdL)
VSETH
Achtung,
die Goldene Eule!
Eulen sind eigenartige Wesen – nacht­
aktiv, brillante Beobachter und mystisch
angehaucht. So gelten sie seit jeher als
Neue Lehrformen
zum Fliegen bringen
Symbol der Weisheit. Deshalb haben
die Studierenden dieses Symbol für den
Preis der exzellenten Lehre gewählt.
Die ETH-Studie­renden vergeben seit
10 Jahren die Goldene Eule. Sie zeichnet die beste Lehrveranstaltung der
An der ETH Zürich habe ich das Privileg,
mit unglaublich kreativen Menschen zusammenzuarbeiten. Dies zeigt sich vor
allem in der Forschungszusammenarbeit.
Im Gedankenaustausch mit Kolleginnen
und Kollegen wird aus einem Problem,
das sich als unlösbar darstellt, zunächst
eine Herausforderung und dann ein innovatives Projekt.
Die Innovationskraft einer Hochschule
wird auch von der Öffentlichkeit vor ­allem
mit Blick auf die Forschung beurteilt. Da­bei
geht vergessen, dass dieselben kreativen
Köpfe auch Dozierende sind, die junge
Talente in ihr Fachgebiet einführen und
sie darauf vorbereiten, als kritische Mitglieder der Gesellschaft Verantwortung
zu übernehmen.
Die Lehre findet grösstenteils hinter
verschlossenen Türen statt. So kommt es,
dass der Umbruch, der in den Hörsälen
und vor allem rund um die Auditorien
stattfindet, weitgehend unbemerkt bleibt.
Neue Formen und Vorgehensweisen im
Lehrbetrieb werden von der ETH zwar
seit Jahren gezielt gefördert, unter anderem durch den Innovedum-Fonds der
Rektorin. Doch wie innovativ die Wege in
der Lehre sein können und mit wie viel
Engagement und Esprit manche Dozierende diesen Weg gehen, wird generell
zu wenig gewürdigt. Zu diesem Schluss
sind wir zumindest in der Konferenz des
Lehrkörpers (KdL) gekommen – und haben den KITE Award ins Leben gerufen,
einen zweijährlichen Preis für «Key Inno­
vation in Teaching at ETH».
Mit dieser Auszeichnung wollen wir
innovative Lehransätze würdigen, noch
mehr Dozierende dazu motivieren, am
Umbruch mitzuwirken und so dazu beitragen, die Qualität der Lehre an der ETH
weiter zu steigern. Soweit das theoretische Konzept. Doch «the proof of the
pudding is in the eating», wie die Engländerin sagt. Wird der neue Preis die
notwendige Resonanz finden, damit er
sein Ziel erreicht?
Die ersten Anzeichen stimmen uns
zuversichtlich. Auf die Ausschreibung
des ersten KITE Award haben wir zwei
Dutzend Eingaben aus 12 Departementen erhalten. Darunter gibt es einzelne
Lehrveranstaltungen, ganze Studiengänge, aber auch unterstützende Angebote
für die Lehre. Ein Auswahlkomitee hat
die Vorschläge begutachtet – und war
begeistert von der Breite der Eingaben.
Es hat drei Projekte für die Endauswahl
erkoren, wovon eines… – Nun, ich würde
Ihnen hier gerne mehr über die Projekte
erzählen. Doch das darf ich nicht.
Die drei Projekte werden am 27. April
im Audimax vorgestellt, bevor Rektorin
Sarah Springman der Gewinnerin oder
dem Gewinner den KITE Award 2016 überreicht. Zu dieser Preisverleihung sind Sie
herzlich eingeladen. 
16 Depar­temente aus. Jedes Jahr am
Ende des Frühlingssemesters dürfen die
rund 14 000 Bachelor- und Masterstudierenden ein Urteil über die rund 2300
Lehrveranstaltungen abgeben. Dann küren die Fachvereine der Studierenden die
beste Leistung des Departements. Die
Eule soll die belohnen, die gute Arbeit
leisten und denen, die sich verbessern
können, einen Ansporn geben.
Doch woran erkennt man eine Eule?
Die geehrten Dozierenden zeichnen sich
vorwiegend durch ihren vorbildlichen
Einsatz für die Lehre und die Studierenden aus. Die Anwendung neuer Lehrmethoden und Unterrichtsarten wird dabei
sehr geschätzt. Seit kurzem kann man
die Preisträger an einer kleinen Eule erkennen – die bisherigen Preisträger tra­
fen sich zum Jahresbeginn und konnten
sich über Innovation in der Lehre austauschen. Diese Treffen werden in Zukunft
öfter stattfinden und wer weiss, welche
guten Lehrideen so entstehen werden.
Dabei erhielten sie eine silberne Anstecknadel in Form der Goldenen Eule.
Mit etwas Glück
dürfte es nun möglich
sein, die eine oder andere Eule dabei zu erwischen, wie sie durch
die Flure der ETH
flattert.
Kay Schaller, Präsident VSETH
Felicitas Pauss
www.vseth.ethz.ch →
www.kdl.ethz.ch →
life 1 / 2016
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zum Schluss
Strom aus Bioabfall
Rund 1300 Kilogramm organische Abfälle haben ETH-Angehörige im
HIL-­Gebäude auf dem Hönggerberg seit April 2015 in speziellen
­A bfalleimern gesammelt. Mit dem daraus gewonnenen Biogas kann
eine Vierzimmerwohnung 49 Tage lang mit Strom versorgt werden.
Aufgrund des grossen Erfolgs wird das Projekt «Organic Energy»
nun auf den gesamten Campus Hönggerberg ausgeweitet.
www.ethz.ch/organic-energy →