1 Druckverfahren Inhaltsverzeichnis A) Definitionen B) Hochdruckverfahren 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Autotypie Holzschnitt Holzstich Japanischer Farbholzschnitt Linolschnitt Metallschnitt Schrotschnitt Steinstich Stempeldruck Materialdruck C) Tiefdruckverfahren 1. Manuelle Stichverfahren: 1. Kaltnadeltechnik 2. Kupferstich 3. Punktstich 4. Punzenstich 5. Schabtechnik 6. Stahlstich 2. Ätzverfahren: 1. Aquatinta 2. Aussprengverfahren 3. Crayonmanier 4. Eisenradierung 5. Punktiermanier 6. Radierung 7. Vernis Mou D) Flachdruckverfahren 1. 2. 3. 4. Lithographie Algraphie Lichtdruck Zinkografie E) Durchdruckverfahren 1. Siebdruck 2. Monotypie Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 2 A) Definitionen: Druckgrafik: Der Begriff Grafik im engeren Sinne wird oft synonym mit dem Begriff Druckgrafik verwendet und meint im Gegensatz zur Handzeichnung die in drucktechnischen Verfahren entstandenen und vervielfältigten Bildwerke. Druckgrafiken sind künstlerische Darstellungen, die mit Hilfe drucktechnischer Verfahren in einer bestimmten Anzahl („Auflage“) vervielfältigt werden können. Der einzelne Druck wird als Abzug bezeichnet. Die Druckgrafik begann mit der Verbreitung des Papiers in Europa gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Sie kam damit auf der einen Seite dem wachsenden Kommunikations- und Bildungsbedürfnis der bürgerlichen Gesellschaft entgegen und bot auf der anderen Seite den Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke zu reproduzieren, was zur Verbreitung ihrer Bekanntheit sowie zusätzlichen Einnahmen führte. Beim Drucken wird die Darstellung unter Verwendung spezieller Druckfarben von einer Druckform, auch Druckstock oder Druckplatte genannt, auf einen Träger – im Allgemeinen ein saufähiges Papier – übertragen. Je nach Technik sind die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten sehr vielfältig. Man unterscheidet Hochdruck-, Flachdruck, Tiefdruck- und Durchdruckverfahren, je nachdem, welche Partien der Druckform Farbe annehmen bzw. abgeben. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 3 B) Hochdruckverfahren: a) Autotypie Die Zerlegung des Bildes in einzelne Rasterpunkte erfolgt durch einen Kreuzlinienraster, der in der Reproduktionskamera nahe dem Aufnahmematerial (Film, Platte mit steiler Gradation) angebracht ist über den das zu reproduzierende Foto oder sonstige Halbtonvorlage in ein Rasternegativ verwandelt wird. Dieses Rasternegativ wird auf eine mit einer lichtempfindlichen Schicht versehene Metallplatte (im Allgemeinen eine 1,75 mm starke Zinkplatte) kopiert. Die später erhabenen (= druckenden) Teile sind durch die bei der Belichtung gehärtete, nun säurefeste Schicht geschützt. So werden in einem Bad mit verdünnter Salpetersäure nur die nicht druckenden Teile tiefer geätzt – die „abgedeckten”, höher stehenden druckenden Bildteile werden später während des Drucks bei jeder Umdrehung des Druckzylinders der Buchdruckpresse mit der Farbwalze eingefärbt, bevor dann das Papier zwischen „Zylinder” und „Druckform” durchgeführt wird. Die Größe der Rasterpunkte schwankt einerseits je nach hellen oder dunklen Bildpartien, im Technischen aber auch je nach Rasterweite (das ist die Anzahl von Rasterpunkten, die nebeneinander auf einen Zentimeter passen). In der Regel verwendet man für den Druck auf raue Papiere (Zeitungs-/Naturpapiere) einen groben Raster (etwa 36 bis 48 Linien per cm), bei Feinpapieren (Kunstdruck-/Bilderdruckpapiere) einen feinen Raster (etwa 60 L/cm). Es gibt auch Autotypien aus Kunststoff, die im Auswaschverfahren hergestellt werden. b) Holzschnitt Für den H. verwendet man plan geschliffene Platten auf Hölzern mit feiner, kurzer Maserung, da sie kaum splittern und das Messer nicht so leicht in die Fasern abrutscht. Generell sind Obstbaumhölzer gut geeignet, aber auch handelsübliche schichtverleimte Platte und sogar Sorten feiner Spanplatten sind bedingt geeignet. c) Holzstich Anders als beim Holzschnitt, wo die Druckstöcke aus in Faserrichtung geschnittenen Langholzstücken bestehen, verwendet man für den Holzstich Platten aus (zusammengeleimten) Hirnholzstücken, also quer zur Faser geschnittenem Holz. Das Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 4 Hirnholz ermöglicht eine feinere Ausarbeitung, für die sog. Grabstichel mit verschiedenen Klingenprofilen verwendet werden. d) Japanischer Farbholzschnitt Kennzeichnend für den klassischen japanischen Farbholzschnitt ist das Fehlen von Licht- und Schatteneffekten. Gegenstände und Personen werden mit klaren, flüssigen Linien gezeichnet, Flächen sind farbig gefüllt oder leer gelassen und Formen sind häufig stilisiert. Ziel der Darstellung ist, wie in der gesamten klassischen chinesischen und japanischen Malerei, nicht die naturgetreue Wiedergabe eines Sujets, sondern die Darstellung seines Wesens, seines Charakters. Der Künstler deutet nur an, das Bild selbst setzt sich erst im Kopf des Betrachters zusammen. Ein weiteres Merkmal der Farbholzschnitte (und der Malerei) ist das Fehlen einer Perspektive bzw. das Fehlen eines eindeutigen Bildmittelpunktes. Die Illusion der räumlichen Tiefe wird durch sich überlagernde, aus dem Bild hinausreichende Gegenstände und durch neben- bzw. hintereinander gestellte Szenen erzielt. Für den Druck verwendet wurden passend zurechtgesägte und sorgfältig geglättete Holzplatten, meist aus dem Holz des wilden Kirschbaums. Ebenfalls zur Anwendung kamen gelegentlich Druckplatten aus dem Holz des Trompeten- und des Buchbaumes. Gedruckt wurde auf Japanpapier, das aus verschiedenen Pflanzenarten hergestellt wurde. Am häufigsten Verwendung fand dabei das aus dem Bast des Maulbeerbaums hergestellte Kozo-gami. Dieses Papier gab es in unterschiedlichen Qualitäten von sehr dünn und fast transparent bis hin zu relativ dick und cremeweiß. Gemeinsam war allen Papiersorten ihre hohe Reißfestigkeit, Elastizität und Saugfähigkeit. e) Linolschnitt Der Linolschnitt zeigt klare Flächen und glatte Umrisse. Es fehlt die durch die Maserung des Materials bedingte Struktur der Farbflächen, wie sie im Holzschnitt zu erkennen ist. Sowohl Weißlinienschnitt, Flächenschnitt als auch Schwarzlinienschnitt sind möglich. Bei dünnem Einfärben zeigt er aufgrund des gelegentlich porösen Materials gesprenkelte Strukturen. Beim Farblinolschnitt hat der Abzug oft dicke, ledrig-steif wirkende und zuweilen grießige Strukturen: Solche Blätter dürfen nicht gerollt werden, da die Farbflächen, die auf dem Papier liegen, brechen können. Bevor moderne Satztechniken die maschinelle Gestaltung großflächiger Schriftzüge ermöglichten, wurde er auch von Schriftsetzern gelegentlich zur Gestaltung von Reklamedrucken und Plakaten eingesetzt. Für den Linolschnitt benötigt man einen Schraubhalter mit verschiedenen Schneideklingen, ein Konturmesser, einen Geißfuß, einen Flachausheber, ein Hohleisen, eine Druckpresse, Linoleum, Farbe, Farbroller und Papier. Die Linolplatte sollte auf ein Schneidbrett gelegt werden. Als Werkzeuge dienen Schnitzmesser, Hohleisen und Geißfuß (U- und V-förmige Klingen) in verschiedenen Stärken. Das Linoleum lässt sich leichter schneiden, wenn es etwas erwärmt wird. Noch leichter und feinliniger lassen sich Reste von PVC-Bodenbelägen schneiden. Die Kanten der stehengebliebenen Fläche dürfen nicht unterhöhlt sein. Sie würden sonst beim Drucken nachgeben oder sogar ausbrechen. Um Verletzungen zu vermeiden, muss sich die Haltehand beim Herausschneiden immer hinter dem Schneidewerkzeug befinden. Es wird immer vom Körper weg geschnitten. Als Druckfarbe gibt es spezielle wasserlösliche Farben (Japanaqua) im Fachhandel zu kaufen. Mit einer Gummiwalze wird zunächst auf einer glatten Oberfläche (etwa einer Glasplatte) die Farbe verteilt und gleichmäßig aufgenommen. Dann wird die Platte eingefärbt, wobei auf eine gleichmäßige Verteilung zu achten ist. Es wird auf Papier gedruckt, das die Farbe gut annimmt, aber auch das Drucken auf Stoff und andere saugfähige Untergründe ist möglich. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 5 f) Metallschnitt die Kunst, aus weichem Metall Platten mit erhabenen Darstellungen anzufertigen, von denen gedruckt werden kann. Der M. ging im 14. und 15. Jahrh. neben der Holzschneidekunst einher, wurde aber bald von ihr verdrängt. S. auch Schrotblätter. g) Schrotschnitt ist ein seltenes grafisches Hochdruckverfahren, das im 15. Jahrhundert eine kurze Blütezeit erlebte. Der Druckstock war in der Regel aus weichem Metall oder Hirnholz. Die Flächen einer Darstellung, Hintergründe, Gewänder und manchmal auch die gesamte Linienführung wurden durch ornamental gleichmäßiges Einschlagen punktgroßer Punzen erzeugt, die Löcher in der Platte und damit weiße Punkte im Abdruck ergeben. h) Steinstich Link: http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj040/ar040079 i) Stempeldruck Als Hochdruckverfahren bietet der Stempeldruck ein schnelles Handling und bewährt sich überall dort, wo auf Geschwindigkeit und serielles Arbeiten Wert gelegt wird. Historisch wurde er bevorzugt beim Zeugdruck (Stoffdruck) verwendet, später im Umfeld von Verwaltungstätigkeiten. Kartoffeldruck, Rollstempel, Fotopolymer-Druck j) Materialdruck 1. Benutze ein Stück festen Karton als Basis für den Druckstock. 2. Gestalte deinen Druckstock, indem du den Karton mit Materialstücken beklebst. Viele ganz unterschiedliche Materialien eignen sich zum Drucken, z.B. Pappe, Wellpappe, Moosgummi, Kordel, Netze, Stoffreste, Blätter, Noppenfolie, Gummibänder usw. Alle Materialien, die du verwendest, sollten die gleiche Höhe haben, damit du eine ebenmäßige Druckfläche erhältst. 3. Gib Druckfarbe auf eine Glasplatte und streiche sie flächig aus. Rolle mit der Walze so lange darüber, bis du die Farbe gleichmäßig auf der Walze verteilt hast. Rolle dann die Farbe mit der Walze auf deinen Druckstock. Wiederhole das so oft, bis alle Materialien mit Farbe bedeckt sind. 4. Du kannst auch die Farbe mit einem Pinsel auf deinen Druckstock auftragen. 5. Lege ein Blatt Papier auf den Druckstock, halte es fest und reibe mit der flachen Hand drüber. 6. Ziehe das Papier vorsichtig ab. Tipp: Wenn du auf dunklem Papier drucken möchtest, kannst du die Farben mit Weiß mischen. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 6 C) Tiefdruckverfahren: Beim TDV drucken die in eine Platte aus Eisen, Zinkblech, Kupfer oder Kunststoff gearbeiteten Vertiefungen, indem man die ganze Platte mit ölhaltiger Kupferdruckfarbe einwalzt und anschließend wieder säubert („auswischt“), so dass die Druckfarbe nur in den Vertiefungen haften bleibt. Danach wird höhervolumiges saugfähiges und gut durchfeuchtetes, gequollenes Druckpapier auf die „Zeichnung“ gelegt und diese durch großen Druck auf das Papier übertragen., d.h. die Farbe wird regelrecht aus den Vertiefungen herausgezogen. 3. Manuelle Stichverfahren: a) Kaltnadeltechnik Sie gehört zu den manuellen, sog. „kalten“ Verfahren, bei denen mit hohem Druck mit einer Stahlnadel direkt in die blanke Platte geritzt wird. Tiefe und Breite der Linien werden allein durch Druck und Winkel der Nadel bestimmt, das Metall wird ledigleich verdrängt, was zu typischen Aufwerfungen, den sog. „Graten“ führt. Die Druckfarbe sammelt sich später an diesen Graten. So entstehen die charakteristischen samttonigen Verschattungen und Tiefen der K. b) Kupferstich gehört zu den grafischen Tiefdruckverfahren. Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte „gegraben“. Die dabei entstandenen Linien nehmen dann die Farbe auf, welche mit einer Walzenpresse auf das Papier gedruckt wird. Die Oberfläche einer 1 bis 3 Millimeter starken Kupferplatte wird vor der Gravur sorgfältig geschliffen und glatt poliert. Auf diese vorbereitete Fläche wird die seitenverkehrte Zeichnung übertragen und mit einem Grabstichel Linie für Linie in das Metall eingeschnitten. Der Kupferstich ist ein Tiefdruckverfahren. Linien erscheinen auf dem Papier schwarz, die unversehrten polierten Bereiche der Platte erscheinen weiß. Im Gegensatz zur Radierung wird das Werkzeug (der Stichel) vom Körper weg geschoben und das Material aus der Platte geschnitten. So entstehen beiderseits der Linie keine Grate wie bei der Kaltnadeltechnik. Die Abdrucke wirken daher „kälter“, technischer und nicht so malerisch wie eine Kaltnadelradierung. Da größere Flächen nicht aus der Metallplatte herausgestochen werden können – wie etwa beim Holzschnitt, der ein Hochdruck ist, –, müssen zahlreiche, dicht beisammenstehende Linien eine flächenähnliche Wirkung erzielen. Während der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel ein typisches Merkmal des Holzschnitts ist, erlaubt der Kupferstich Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 7 durch die Feinheit und schraffierende Überlagerung der Striche, durch die fließende Übergänge möglich sind, eine differenzierte und „körperhafte“ Wiedergabe des Dargestellten. Damit ist ein Detailreichtum möglich, der – verglichen mit dem Holzschnitt – eine größere Formenvielfalt erlaubt. c) Punktstich ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Die bildliche Darstellung ergibt sich dabei nicht aus Linien oder Flächen, sondern einzig aus Punkten in unterschiedlicher Stärke und Dichte, die ein Raster ergeben. In der modernen Grafik ist diese Technik selten. Das Stichverfahren Punktstich ist vom Ätzverfahren Punktier-Manier zu unterscheiden. Für den Punktstich werden in die Druckplatte, die meistens aus einer blank polierten Kupferplatte besteht, punktartige Vertiefungen eingeschlagen, die unterschiedliche Helligkeiten ergeben. Für die Punktiermanier werden diese Vertiefungen in einen auf diese Druckplatte aufgebrachten Hartgrund gestichelt und anschließend mit Säure in die Druckplatte geätzt. Unterschiedliche Helligkeiten ergeben sich dadurch, wie eng die Punkte gesetzt oder wie tief sie geätzt werden. d) Punzenstich auch Punzendruck, ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Eine (Druck) Platte wird punziert, indem mit Stahlstift oder -stempel die Formen in die Platte geschlagen werden. Dabei werden die Umrisslinien meistens gestochen. Punzenstich ist eine alte, heute jedoch seltene Technik, die sich aus einer Verzierungstechnik der Gold-, Silber- und Waffenschmiede entwickelt hat. Die Technik ähnelt dem Schrotschnitt und ist verwandt mit dem Treiben, bei dem Vertiefungen meist zu Reliefs eingeschlagen werden. e) Schabtechnik Bei der Schabtechnik wird die geglättete Kupferplatte mit einem gezähnten Granierstahl (auch Wiegeeisen oder Mezzotinto-Messer genannt) oder mit dem Kornroller (Roulette), einem mit Zähnen besetzten Rädchen oder einer Kugel (Moulette) durch Eindrücken kleiner Vertiefungen vollständig aufgeraut, bis die Platte mit einem dichten, völlig gleichmäßigen Raster bedeckt ist. Würde in diesem Zustand ein Abzug der Druckplatte hergestellt, entstünde ein gleichmäßig, samtig-schwarzer Druck. Auf der vorbereiteten Fläche glättet der Künstler mit einem Schabeisen oder Polierstahl die Stellen, an denen er Helligkeit wünscht. Die Platte muss umso stärker poliert sein, je heller der Druckton gewünscht ist. Beim folgenden Einschwärzen wird dann das Kupfer je nach Glätte und Rauheit weniger oder mehr Farbe aufnehmen und beim Druck dem Papier abgeben. Dadurch lassen sich sämtliche Tonwerte von ganz hell bis ganz dunkel für eine kontrastreiche Licht-Schatten-Wirkung erzeugen. Führungsschiene für ein Mezzotintomesser. (Wiegemesser) Das grafische Verfahren, das mit einem hohen Zeitaufwand einhergeht, eignet sich besonders zur Wiedergabe der Wirkung großer Gemälde. Da die Platten aber sehr empfindlich sind, ist höchstens eine Auflage von weniger als 100 Drucken pro Druckplatte in hoher Qualität möglich. f) Stahlstich ist ein grafisches Tiefdruckverfahren, das vor allem zur Herstellung von Banknoten, Briefmarken und den Druck von Illustrationen eingesetzt wurde (und für Banknoten noch heute verwendet wird). Ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem Kupferstich war die Möglichkeit, Kopien in nahezu unbegrenzter Zahl erstellen zu können. Die Zeichnung wird mit dem Grabstichel in eine enthärtete Stahlplatte graviert oder auch – wie bei der Radierung – geätzt. Die nach dem Stechen gehärtete Stahlplatte Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 8 wird auf eine weiche Stahlwalze durch Abrollen übertragen, um mit dieser anschließend gehärteten Walze wiederum eine neue weiche Stahlplatte zu prägen, [1] die dann wieder gehärtet wird. Das Verfahren eignet sich auch für sehr feine, kleine Darstellungen, erreicht aber nicht die satte Tiefe des Kupferstichs. 4. Ätzverfahren: a) Aquatinta Die A. ist ein Sonderform der (Ätz-) Radierung, die es erlaubt, flächige halbtonartige Effekte zu erzielen. Dabei wird die Druckplatte mit einer säurefesten Staubschicht aus Kolophonium und Mastix bestäubt. Durch leichtes Erwärmen der Platte von der Rückseite schmilzt das Pulver und haftet an der Platte. Bei dem darauf folgenden Ätzvorgang schützt jedes Staubkorn die darunter liegende Metallschicht, während die „Zwischenräume“ geätzt werden. Die A. eignet sich für malerische, reich differenzierte Hell-Dunkel-Wirkungen. b) Aussprengverfahren Reservage, spezielle Manier des Aquatintaverfahrens, bei dem das Motiv seitenverkehrt mit wasserlöslichen deckenden Farben auf eine Metallplatte gemalt wird. Nach dem Trocknen versieht man die Platte mit * Ätzgrund, der später im Wasserbad dort ausgesprengt wird, wo die Platte mit Farbe bedeckt ist, da der Ätzgrund auf der Farbe nicht haftet. Nach dieser Vorbehandlung wird mit dem Arbeitsprozess begonnen (* Aquatinta). Gegenüber dem herkömmlichen Aquatintaverfahren weist das Aussprengverfahren rauhere Umrisse auf. c) Crayonmanier Crayonmanier, Krayonstich, Kreidetechnik oder Pastellstich genannt, ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Die Druckplatte wird ähnlich wie bei der Radierung mit einem Ätzgrund überzogen. Mit einem Hämmerchen, dessen Oberfläche mit punktförmigen Erhebungen versehen ist, einer so genannten Moulette, werden die Linien der Zeichnung überklopft, so dass die Summe der kleinen Punkte, welche die Platte freilegen den Eindruck eines Kreidestrichs hervorrufen. Weitere Werkzeuge sind das Mattoir und die Roulette, die ebenfalls punktförmige Vertiefungen erzeugen. Abzüge, die mit dieser Technik hergestellt wurden, sind leicht mit Kreidelithographien zu verwechseln. Im Gegensatz dazu zeigen mit der Kreidemanier hergestellte Grafiken jedoch den für den Tiefdruck typischen Plattenrand. d) Eisenradierung Eine polierte Eisenplatte wird mit einem Lack ("Ätzgrund") überzogen, in den mit einer Nadel gezeichnet wird. An diesen Ritzungen bilden sich bei Säurebehandlung im Metall tiefe Ätzspuren. Sie nehmen nach dem Entfernen des Ätzgrundes leicht Farbe auf und bilden die druckenden Bereiche. Auch die Eisenradierung ist also ein Tiefdruckverfahren. Der Strich der Eisenradierung erscheint häufig unscharf begrenzt, das unterscheidet ihn häufig von dem der Kupferradierung, doch sind beide Techniken nicht immer sicher zu unterscheiden. Grund für den stockenden, ausfransenden Strich sind die in den Eisenblechen der frühen Neuzeit fast unvermeidlichen Konzentrationsunterschiede (Seigerungen), die zu variierenden Ätzergebnissen führten. Als Ätzmittel nahm man bis zum frühen 16. Jahrhundert mit Salz versetzte Essigsäure, später auch Salpeter- und Schwefelsäure. Der Stahlstich ist eine völlig andere graphische Technik. e) Punktiermanier auch Punzenstich, Punktierstich oder Opus Mallei ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Die bildliche Darstellung ergibt sich dabei nicht aus Linien oder Flächen, sondern einzig aus Punkten in unterschiedlicher Stärke und Dichte, die ein Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 9 Raster ergeben. In der modernen Grafik ist diese Technik selten. Das Stichverfahren Punktstich ist vom Ätzverfahren Punktier-Manier zu unterscheiden. Für den Punktstich werden in die Druckplatte, die meistens aus einer blank polierten Kupferplatte besteht, punktartige Vertiefungen eingeschlagen, die unterschiedliche Helligkeiten ergeben. Für die Punktiermanier werden diese Vertiefungen in einen auf diese Druckplatte aufgebrachten Hartgrund gestichelt und anschließend mit Säure in die Druckplatte geätzt. Unterschiedliche Helligkeiten ergeben sich dadurch, wie eng die Punkte gesetzt oder wie tief sie geätzt werden. f) Radierung Bei der (Ätz-) Radierung wird eine gut entfettete Metallplatte (Kupfer, Zink, Stahl) gleichmäßig mit einem Ätzgrund abgedeckt, in diesem wird dann mit einer Stahlnadel wie mit einem Bleistift gezeichnet bzw. geritzt, so dass das blanke Metall sichtbar wird. Anschließend wird die Platte in ein Säurebad aus Eisenchlorid oder 10 – 12 prozentiger Salpetersäure gelegt, so dass sich die Säure in die geritzten Stellen einfrisst und Vertiefungen entstehen, die später die Druckfarbe aufnehmen. g) Vernis Mou Bei der Weichgrundätzung wird ein wachsweicher Säureschutz auf die Druckplatte aufgebracht. In diesen „weichen Grund“ kann man nun strukturierte Gegenstände pressen, deren Oberflächenstruktur den Lack abhebt und zur Ätzung freilegt. Für die Zeichentechnik legt man ein weiches Zeichenpapier auf den Abdecklack und zeichnet das Motiv darauf. Dabei drückt sich der Strich in den weichen Grund. Zieht man dann das Papier ab, so wird an den Druckstellen der Säureschutz von der Platte gehoben, nun wird die Platte mit Salpetersäure (bei Zinkplatten) oder Eisen(III)-chlorid (bei Kupferplatten) geätzt. Das Ergebnis ist ein weicher, malerischer Strich. Sowohl der Charakter des Zeichenstiftes als auch die Körnung des aufgelegten Papiers bleiben im Druck erhalten. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 10 D) Flachdruckverfahren: Beim Flachdruck liegen zu druckende und nicht zu druckende Partien auf einer Ebene. Das bekannteste FDV in der Kunst ist die Lithografie. Sie basiert auf dem Prinzip der Abstoßung von Wasser und Fett. Asl Druck form kannz.B. ein sehr feiner Kalkschiefer dienen (Sollnhofer Kalkstein), der Wasser und Fett gleichermaßen gut aufnehmen kann. Er wird gleichmäßig glatt geschliffen und mit Alaun entsäuert. Das Bildmotiv wird anschließend mit einer fetthaltigen Tusche mit der Feder oder dem Pinsel oder mit fetthaltiger Kreide spiegelverkehrt direkt auf den Stein gezeichnet. Die bezeichneten Stellen nehmen das Fett – also die Druckfarbe –auf, stoßen Wasser jedoch ab. Die unbezeichneten Stellen nehmen Wasser auf und stoßen (in feuchtem Zustand) Fett ab. a) Lithographie Heute werden laut DIN 16500 vier Hauptdruckverfahren unterschieden, nämlich der Hoch-, Tief, Durch- und Flachdruck. In jedem dieser Druckverfahren bezieht sich der Name auf das Verhältnis zwischen druckenden und nichtdruckenden Partien auf der Druckform. So liegen beim Hochdruck die druckenden Teile erhaben, während die nichtdruckenden Partien vertieft sind. Beim Tiefdruck ist es genau umgekehrt. Beim Durchdruck besteht die Druckform aus einer siebartigen Schablone, in der die druckenden Stellen farbdurchlässig, die nichtdruckenden dagegen undurchlässig sind (Siebdruck). Beim Flachdruck schließlich liegen druckende und nichtdruckende Partien in einer Ebene. Das Prinzip basiert hier auf dem chemischen Gegensatz von Fett und Wasser. Während die druckenden Partien fettfreundlich sind, werden die nichtdruckenden Stellen mit einem Wasserfilm befeuchtet und stoßen die fettreiche [1] Druckfarbe ab. Der Steindruck gehört zu den Flachdruckverfahren und beruht darauf, dass ein feuchter Stein mit fetthaltiger Farbe eingewalzt wird, der die Farbe jedoch abweist, denn Fett und Wasser verbinden sich nicht, sondern stoßen einander ab. Die zuvor auf den Stein aufgebrachte Zeichnung nimmt jedoch die Druckfarbe an. Wird der Stein nun mit einem speziell beschichteten Papier oder Karton bedeckt, wird die Zeichnung durch hohen Pressdruck vom Stein auf das Papier übertragen. Für diesen Druckvorgang ist eine Steindruckpresse erforderlich. b) Algraphie ist ein Flachdruckverfahren zur Buchillustration, welches in seiner Weiterentwicklung zum Offsetdruck heute zu den wichtigsten lithografischen Verfahren zählt. Entwickelt wurde die Algraphie um 1890 von Karl Scholz, Leiter des auf Lithographien spezialisierten Mainzer Verlages Jos. Scholz, das Patent wurde Jos. Scholz 1892/1893 erteilt. Das Wort Algraphie ist eine Kurzform von Aluminium und dem griech. graphein = schreiben. Anders als bei der Lithographie wird bei der Algraphie kein Stein, sondern eine gekörnte Aluminiumplatte verwendet. Ebenso besteht Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 11 Ähnlichkeit bei der Verarbeitung zur Radierung auf Kupfer, wobei das Ätzen entfallen kann (Algraphische Radierung). Die Arbeitsmaterialien (Lithokreide, Lithofine, Tusche, Bleistift, Feder usw.) und die Arbeitsweise entsprechen denen der Lithographie vom Stein bzw. auf der Bearbeitung der Kupferplatte. c) Lichtdruck Vor dem Druck werden die Druckplatten üblicherweise mit einem Glycerin-WasserGemisch angefeuchtet. Durch das Aufquellen der Gelatine je nach Aushärtungsgrad – mithin je nach Belichtungsgrad – wird der wiederzugebende Tonwert bestimmt. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Belichtung und der Aufnahme von Druckfarbe an der entsprechenden Stelle. Es gilt: • geringe Härtung = starke Quellung, wenig Druckfarbe • starke Härtung = schwache Quellung, viel Druckfarbe Dabei spielt das in stark quellenden Bereichen reichlicher enthaltene Wasser eine Rolle: es stößt die fettige Druckfarbe ab, wohingegen die stärker ausgehärteten Bereiche diese annehmen. In der Lichtdruck-Flachform-Zylinderpresse erfolgt das Bedrucken in diesem Druckverfahren. Diese Lichtdruckschnellpressen sind ähnlich den Offset-Einfarben-Andruckflachpressen aufgebaut. Oft wurden umgebaute Steindruckmaschinen verwendet. Die tägliche Stückzahl liegt zwischen 600 und 1000 Bogen und erfordert eine hohe Berufserfahrung und Konzentration des Druckers. Das feine „Quellrelief“ ist durch weiteres nachträgliches Befeuchten der Druckform im Kontrast zu steuern. Stärkere Befeuchtung verringert, schwächere Befeuchtung steigert den Kontrast. Das Aussehen des Druckes lässt sich durch Chemikalien, die auf die druckende Gelatineschicht aufgebracht werden, beeinflussen. Formalin fixiert die Gelatine, Alaun macht einzelne Druckteile dunkler, da es härtend wirkt. Zyankali ist hygroskopisch, es zieht Wasser an, macht die Gelatine weicher und so werden einzelne Druckteile heller. Die relative Luftfeuchte in Drucknähe muss ständig gleich gehalten werden. Insofern muss der Fortdruck ständig beobachtet werden. Von einem Helfer wird der Druckbogen in die Druckmaschine eingelegt und vom Drucker wird er nach dem Druckvorgang aus der Maschine genommen und beurteilt. Die Auflage kann 1000 bis 2000 Drucke erreichen, danach muss eine neue Druckform erstellt werden. Die Gelatineschicht wird von den Druckvorgängen beansprucht und dabei beschädigt. Die erreichten Auflagen sind gering und der Arbeitsaufwand im Lichtdruck ist sehr hoch. Lichtdruck ist teuer, aber die Wiedergabequalität rechtfertigt den hohen Preis. In frühen Zeiten war der Lichtdruck im Arbeitsaufwand mit anderen Druckverfahren vergleichbar und stellte im Druckergebnis ein auf andere Weise nicht erreichbares Druckerzeugnis her. Eine Besonderheit beim Lichtdruck ist die ölbasierte, jedoch besonders feste und zähe Lichtdruckfarbe. Die Verarbeitung ist nur mit speziellen starken Farbreibemessern möglich. Vor jedem Einsatz ist sie unter sofortigem Zusatz von Ölfirnis erneut mit diesem Farbmesser (Druckerspatel) durchzuwalken, damit die Farbe gebrauchsfähig ist. Lichtdrucke können, wenn sie in Buchform relativ luftdicht abgeschlossen gelagert werden, einen stärkeren Geruch der verwendeten Chemikalien aussondern, zum Beispiel nach Ochsengalle, die während des Drucks verwendet wird, um störende, mitdruckende Randtöne zu vermeiden. d) Zinkografie Seitdem ist die Zinkografie verbessert und für die Buchdruckpresse nutzbar gemacht worden, wobei die druckenden Partien hochgeätzt werden. Das Druckbild kann entweder mit chemischer Tusche direkt auf die polierte Platte oder auf Umdruckpapier gezeichnet und umgedruckt werden, oder es wird von Buchdrucken, Lithografien und Kupferstichen auf Umdruckpapier gedruckt und übertragen. Eine weitere Möglichkeit ist die Übertragung mit Hilfe der Fotografie, ein mit Fotozinkografie bezeichnetes Verfahren. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 12 Der Umdruck erfolgt unter Einsatz eines speziellen Umdruckpapiers auf die Zinkplatte, das eine lösliche Schicht besitzt, die zusammen mit der Druckfarbe auf dem Metall haftet. Verstärkt wird das Druckbild durch den Überzug mit einer Lösung aus Gummi arabicum und verdünnter Farbe. Die getrocknete Platte wird danach mit einem feinen, aus einer Mischung von Wachs, Kolophonium und Asphalt gewonnenen Pulver eingestäubt, das man unter leichter Wärme anschmelzen lässt, während größere bildfreie Stellen sowie die ganze Rückseite mit einer Lösung aus Schellack und Spiritus bestrichen wird. Zur Ätzung legt man die Platte in ein flaches, mit Pech ausgegossenes Holzgefäß, das etwa 2 cm hoch mit einer Mischung aus 40 Teilen Regenwasser und 1 Teil reiner Salpetersäure gefüllt ist. Die Platte wird nach etwa 2 Minuten in reinem Wasser abgespült und getrocknet. Anschließend wird das Harzpulver abermals angeschmolzen und zwar so, dass es mit der Farbe der Zeichnung an deren Strichen leicht herunterfließt. Der Chemigraf trägt nun eine Farbmischung aus Buch- und Steindruckfarbe, der etwas Harz und Wachs zugesetzt wird, mit einer Lederwalze auf. Danach wird die Platte erneut in das Ätzwasser gelegt und der Ätzvorgang unter Verstärkung, gegebenenfalls Erneuerung der Ätzflüssigkeit bis zu sechsmal wiederholt. Nach der sechsten Ätzung wird die Farbe mit Terpentin und einer scharfen Bürste abgewaschen, die Platte in eine heiße Pottaschelösung gelegt und getrocknet. Größere Stellen, die nach dem Druck weiß erscheinen sollen, werden herausgemeißelt oder -gesägt, worauf noch eine Reinätzung erfolgt. Zum Ätzen verwendete Chlorsäure ergibt schöne, glänzende Flächen und reine, scharfe Linien. Obwohl es gelungen ist, die zinkografischen Ätzungen auf einen hohen Qualitätsstandard zu bringen, können sie den Holzschnitt nur da ersetzen, wo es weniger auf künstlerische Vollendung der Produktion als auf Schnelligkeit der Erzeugung von Illustrationen oder getreue Faksimilierung ankommt. Eine Weiterentwicklung der Zinkografie wird Elektrochemitypie genannt. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 13 E) Durchdruckverfahren: a) Siebdruck Der SD ist ein DF, bei dem die Druckform aus einem stabilen Rahmen besteht, auf den ein feinmaschiges Kunststoff- oder Seidengewebe (Sieb) gespannt ist. Bei der „direkten Methode“ wird das Sieb mit einem Zelluloseleim, Wachs oder Lack wie mit einer Farbe bemalt, so dass die Maschen des Gewebes verschlossen werden. Dadurch wird ein Durchdringen der Farbe beim Druck verhindert, die Zeichnung dagegen erscheint ausgespart, also negativ. Das Verschließen der Gewebemaschen mit Leim oder Wachs kann auch auf fotochemischem Wege geschehen, so dass auch fotografische Vorlagen gedruckt werden können. Der überwiegend gebrauchsgrafische genutzte Siebdruck wurde für künstlerische Zwecke vor allem in der Pop-Art von Andy Warhol eingesetzt. b) Monotypie ist ein im 17. Jahrhundert wohl von Giovanni Benedetto Castiglione (1616–1670) erfundenes Verfahren der Bildenden Kunst. Statt auf Papier oder Leinwand wird auf Glas-, Igelit- Acryl- oder Metallplatten gezeichnet oder gemalt und, solange die Farbe noch feucht ist, mittels Presse oder Handabreibung auf das Papier gedruckt. Geschieht das mit einer Druckpresse, hat der Abzug einen Plattenrand wie ein Tiefdruck. Die Bildgestaltung erfolgt als Druckvorgang entweder durch selektives Auftragen der Farbe oder durch selektives An- beziehungsweise Durchpressen des Druckstoffes etwa eines dünnen Papiers. Das Motiv wird mit feuchter Farbe auf Metall gemalt, der Abzug angefertigt, während die Farbe noch nass ist. Eine alternative Monotypietechnik funktioniert folgendermaßen: Auf eine absolut gleichmäßig mit einer Druckfarbe (zum Beispiel Offsetdruckfarbe, als Rest in einer Druckerei erhältlich) eingewalzte Glas-, Stein- oder Acrylplatte wird ein sehr dünnes Papier gelegt. Auf der Ober- (eigentlich Rück-) seite des Papiers wird das Motiv gezeichnet. Es kann vor dem Auflegen auf die eingewalzte Platte vorgezeichnet werden. Weiche Zeichengeräte, beispielsweise Graphitkreide, erzeugen einen weichen samtenen Strich, harte, wie zum Beispiel ein Kugelschreiber, eine entsprechend klare Linie auf der Unterseite. Halbtöne werden durch Anreiben mit dem Daumen oder Handballen erzeugt oder durch Verwendung von Farbflächen mit unterschiedlicher Fetthaltigkeit der Farbe. Bei Verwendung von Ölfarben sind ebenfalls Schattierungen durch Abtupfen mit einem Lappen oder Verdünnen der Farbe mit Terpentin möglich und bei Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren 14 einem Druck/Handabrieb auf Seidenpapier und ähnlichem Material erscheinen die Abzüge ähnlich einer Lithographie. Mehrfarbige Monotypien bekommt man durch neu oder zusätzlich mit weiteren Farben eingewalzte Glasplatten. Durch die Verbindung beider Techniken erreicht man reizvolle Ergebnisse. Durch Aneinanderreihen von Monotypien in der Senk- und Waagerechten erhält man Mosaike, die einen besonderen Reiz ausüben. Die Monotypie („ein einziges Bild“) ist somit eindeutig ein Original und kann nicht der herkömmlichen Druckgrafik zugerechnet werden, da das Hauptmerkmal der Druckgrafik, die Herstellung beliebig vieler (nahezu) identischer Abbildungen, nicht gegeben ist. Nicht die Druckform bestimmt das Bild, sondern die Art und Weise, wie die Farbe auf eine ebene Fläche aufgetragen und davon abgenommen wird. Die Verbindung zur Druckgrafik ist darin zu sehen, dass die Bildfläche nicht direkt, sondern in mittelbarer Arbeitsweise bearbeitet wird. Die Monotypie ist daher eine Verbindung von Malerei, Zeichnung und Grafik. Nadia Jüngst: Dossier zum Thema: Druckverfahren
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