10 Unternehmensführung Lohnunternehmen 9 | 2011 LU Heinrich Aue Mit 25 Pionier in der Börde Lohnunternehmer in der Hildesheimer Börde, von hoch mechanisierten Ackerbauern umzingelt. Dort soll ein 25jähriger LU mit LKW und Selbstfahrer eine professionelle Stallmist – und Gärrestkette aufgebaut haben. Mit Stallmist und Gülle haben die Bördebauern doch eigentlich wenig im Sinn – oder? Keine Frage, den Mann sollte man besuchen. Ich bekam den Tipp, mir mal Heinrich Aue und seinen Job anzusehen von einer Kollegin. Die hatte ihn bei einer Veranstaltung getroffen und war offenbar beeindruckt. Der mache einen recht fitten Eindruck, sei noch jung und sein Lohnbetrieb in der Hildesheimer Börde, Hochburg der gut mechanisierten Ackerbauern. Außerdem sei er in der Güllelogistik gut sortiert. Heinrich Aue: Top-Basics – Fundierte Ausbildung (Meister) – Idee für Alleinstellung (Mist in die Börde) – Beratung annehmen (Controlling LU-Arbeitskreis) – Mitarbeitermotivation (Verantwortung abgeben) Controlling beherrschen Mein erster Anruf erreicht seinen Vater. „Ja, der Heinrich ist gerade im Arbeitskreis Controlling und hat sein Handy wohl ausgestellt“. Heute Nachmittag ist er wieder erreichbar. OK, Lohnunternehmer, die ihr Handy auch mal ausstellen sind mir eher selten begegnet und Controlling scheint für ihn also auch kein Fremdwort zu sein. Umso besser. Richtung Redakteurs-Feierabend, erreiche ich ihn am Telefon. Er hat noch keinen Dienstschluss, sondern sitzt im LKW und fährt Gärreste von der Biogasanlage zu seinem Holmer Selbstfahrer. „Gestern wurde Grünroggen gehäckselt und auf die Flächen grubbern wir jetzt das Substrat ein. Das wird uns noch einige Tage beschäftigen.“ Wenn ich Lust hätte, könnte ich ja mal vorbeikommen“. Genau das hatte ich vor und war schon mal froh, dass er nicht versucht hat mich aus Stressgründen abzuwimmeln. Im Gegenteil, bereits am Telefon erzählte er mir kurz seine Start-up-Geschichte als LU in der Börde. Reden kann er, offenbar kann er auch überzeugen. Controlling, also rechnen und planen ist ihm wichtig als Basis für seinen Job. Genau deshalb ist er im Arbeitskreis „Controlling“ des LU-Verbandes dabei? Schon jetzt gefällt mir der Mann. Wir verabreden uns für Unternehmensführung 11 Lohnunternehmen 9 | 2011 Heinrich Aue, ein „ young & smart contractor“ Foto: Landpixel den nächsten Tag 8 Uhr auf dem Feld nahe der B 494 zwischen Hildesheim und dem Örtchen Algermissen. „Rufen Sie mich an, ich lots Sie zu mir“. Pragmatisch der Mann, so machen wir das. Am nächsten Tag fahre ich gegen 7.30 Uhr durch die Weizen- und Rübenfelder der Hildesheimer Börde. Hier und dort taucht unvermittelt auch ein Maisfeld auf. Ein klares Indiz für nahe gelegene Biogasanlagen. Start ins eigene Unternehmen Aber mein Besuch gilt heute nicht Mais und Biogas, sondern Heinrich Aue, dem Jungunternehmer Heinrich Aue aus der Börde. Er fährt mit seinem LKW und Tankauflieger vor, koppelt den Schlauch an und hat jetzt Zeit mit mir zu reden. Heinrich Aue kommt von einem 60 ha landwirtschaftlichen Betrieb, hat die landwirtschaftliche Lehre durchlaufen, die Fachschule auf der dort sehr bekannten Michelsenschule in Hildesheim durchlaufen und mit der Meisterprüfung seine landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen. Im Jahre 2008 begann dann quasi sein Start-up Unternehmen mit Mist. Seine Idee war, organischen Dünger, wie Stallmist, aus den Veredlungsregionen in nordwestlichen Niedersachsen in die Börde zu bringen. Aus pflanzenbaulicher Sicht eine logische Idee. Als Sohn der Börde kennt er die Landwirte dort und traute sich zu Ackerbauern für Stalldung zu interessieren. young & smart Contractor Ein neues Logo in Lohnunternehmen. Darunter werden wir junge Frauen und Männer vorstellen, die ihren ersten oder zweiten Schritt auf der Karriereleiter innerhalb der Lohnunternehmer-Branche erfolgreich gemacht haben. Das Logo steht für – Jungunternehmer, und aufstrebende junge Mitarbeiter als Motor der Branche, – primär die 18 bis 35 jährigen, die mit ihrer Energie und Motivation Dynamik in die Branche bringen. – aber auch Themen rund um das berufliche know-how, Trends und Herausforderungen für die Karriere in der LU-Branche. Als er vor zwei Jahren tatsächlich anfing Stallmist aus Weser-Ems in die Hildesheimer Börde zu holen haben dort nicht wenige Ackerbauern mit dem Kopf geschüttelt. Tierdung und Bördeboden schlossen sich eigentlich aus. Das war gestern. Heute ist Heinrich Aue mit seinen 25 Jahren der professionelle Jungunternehmer in Sachen organischer Dünger. Heinrich Aue argumentierte hartnäckig und hatte Glück, dass mit seiner Betriebsgründung dort auch die Kosten für Mineraldünger machen Ackerbauern zum Nachdenken brachten. Außerdem entstanden dort die ersten Biogasanlagen. Heute ist er 25 Jahre jung und mit 4 festen Mitarbeitern der Spezialdienstleiste für Mist die Gärrestausbringung in der Börde. Alle Achtung und ohne Zweifel ein „young & smart Contractor“.Bemerkenswert ist auch, dass er bei seinen vier festen Mitarbeitern bereits eine Leitungsebene eingezogen hat. Einer ist verantwortlich für die Güllekette, der andere für die Festmistkette. Das bringe Motivation für die beiden Mitarbeiter und für ihn mehr Zeit rund um Schreibtisch und Kunden, betont Heinrich Aue. Top Technik und Mitarbeiter mit Verantwortung „Ich habe gleich mit Komplettpreisen begonnen“, erzählt Heinrich Aue. „Von der Beratung, über die Bestellung bis zur Ausbringung auf dem Acker ein Preis je Tonne“. Er begann mit einem 20 Tonnen Tebbe Streuer mit extrem breiten Reifen, Grenzstreueinrichtung und GPS-Or- „Der LKW als Transportfahrzeug ist Kundenwunsch und Streßvermeider besonders bei Ortsdurchfahrten“, betont Heinrich Aue. tung für die nachweislich genaue Ausbringung. Das Laden übernahm ein Radlader. Den Mist kaufte er aus der Region Cloppenburg – Vechta und ließ ihn per Spedition nach Hildesheim bringen. Im ersten Jahr erreichte er eine Menge von 7.000 Tonnen. Bereits in seinem ersten Jahr suchte er sich einen Mitarbeiter, der zur besseren Auslastung auch Radladerarbeiten in der Zuckerfabrik erledigte. . Die Nachfrage stieg. Im Jahr 2009 verdoppelte er die Ausbringmenge auf 14.500 t und Ende 2010 hatte Heinrich Aue bereits 26.000 t ausgebracht. Das alles mit nur einem Streuer. „Wir haben von Ende Juli bis Mitte Oktober wurde an nahezu jeden Tag Mist gestreut und dann jeweils so zwischen 15 und 20 Motorstunden pro Tag“, erzählt er. Plus Rüstzeiten und Büroalltag. Damit war das Limit für nur einen Streuer und für den Zwei-Mann-Betrieb definitiv erreicht. Außerdem waren die ersten Biogasanlagen am Netz und hatten mit dem Gärrest ihren eigenen organischen Dünger. „Also musste ich überlegen, wie ich die Stallmist kette ausbaue und parallel eine Flüssigschiene aufbaue. Aber gleich vernünftig.“ Heute, ein gutes halbes Jahr später, hat Heinrich Aue mit 25 Jahren sein vernünftiges System am Laufen. Wenn Sie wissen wollen, was Heinrich Aue unter „vernünftigem“ System versteht, dann lesen Sie weiter auf Seite 42. Hans-Günter Dörpmund, Redaktion Lohnunternehmer
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