Freie-Wähler-Gemeinschaft, Hofheim/Ts Stellungnahme zum Haushalt 2016 (vorgetragen vom FWG-Stadtverordneten Andreas Nickel) Es gilt das gesprochene Wort Hofheim, 16.12.2015 Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren, „Und täglich grüßt das Murmeltier“ so der Titel einer Filmkomödie mit Bill Murray aus dem Jahre 1993 und davon inspiriert das gleichnamige Motto meiner nachfolgenden Haushaltsrede….. Meine Damen und Herren, so habe ich letztes Jahr meine Rede begonnen. Dahingehende Überlegungen wieder eine Anlehnung an eine Filmhandlung zu verwenden, ein Märchen zu adaptieren oder gar eine Parabel gleich neu zu erfinden, habe ich jedoch wieder verworfen. Und glauben Sie, an Ideen hätte es nicht gemangelt. Das vergangene Jahr hat aber in einem derartigen Umfang zur Enttäuschung, Ernüchterung und Empörung über die schier unglaublichen Minderleistungen der Stadtregierung in Sachen Haushaltskonsolidierung beigetragen, dass nun ein unverblümt-prägnantes Statement folgen soll. Beginnen wir mit einer Nachschau der Konsolidierungsvisionen, an welchen uns Frau Bürgermeisterin als Kämmerin in ihrer Haushaltsrede am 08.10.2014 für das Haushaltsjahr 2015 teilhaben ließ. Ich zitiere: „Der Magistrat hat alle bestehenden Einrichtungen und alle geplanten Maßnahmen neu bewertet und eine Liste vorgelegt, die dem Motto folgt – Schrumpfen geht vor Schließung. Schließung ist dabei wörtlich und ernsthaft zu nehmen………….Zusätzlich haben wir uns Gedanken über die bauliche Zukunft der Stadtbücherei und Stadtarchiv gemacht. Beide Einrichtungen sollen deutlich in der Fläche reduziert werden. Primär soll versucht werden in städtischem Eigenbestand eine Unterbringung zu versuchen. Die jetzigen Räume sind nicht mehr geeignet und haben nun einen Sanierungsstau. Daher sollen beide Flächen nördlich und südlich des Kellereiplatzes einer externen Vermarktung zu geführt werden, damit diese städtebaulichen Lücken geschlossen werden können und über die Grundstücksverkäufe die Kreditaufnahme reduziert werden kann.“ FWG-Stellungnahme zum Haushalt 2016 Seite 1 von 5 Freie-Wähler-Gemeinschaft, Hofheim/Ts Ansprache Frau Stang, ……… Im Lichte dieser eingängigen Zielsetzungen war die FWG-Fraktion gar nicht allzu weit von einer Zustimmung zum eingebrachten Haushalt entfernt. Jetzt zur Bilanz vor dem Hintergrund der Fragestellung: Was wurde unternommen, um diese, Ihre Konsolidierungspläne zur realisieren. Das lässt sich leicht und knapp beantworten: „Nix“ Ganz im Gegenteil, da sind Sie mit ausgabenintensiven Vorlagen Ihres Dezernates im Bereich der freiwilligen Leistungen etwa ab der Jahresmitte derart gegenteilig vorgeprescht, als würden wir bei der Stadt Hofheim das Geld im Keller drucken. Und nur um aufzuzeigen, dass wir diese Entwicklung mehr als nur erahnt hatten, zitiere ich nachfolgend aus unserem richtungsweisenden Antrag 184/2014, der in Sitzung am 04.02.2015 forderte, umgehend eine Projektgruppe „Objektnutzung Kernstadt“ zu bilden, der unter Federführung der Verwaltung neben Vertretern aller Fraktionen auch Mitglieder der „Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt“ sowie des Ortsbeirates Hofheim-Kernstadt angehören sollten. Dieser wurde wie gewöhnlich, wenn es sich um gute, praktikable Ideen der Opposition handelt, mit der Koalitionsmehrheit abgelehnt. „Seit Jahren blockiert das unbeirrte Festhalten des Magistrats an einer idealtypischen Vollendung des Kellereiplatzensembles mit Medienzentrum und unter Abverkauf des von Bücherei und Stadtarchiv genutzten Gebäudes die kernstädtische Stadtentwicklung. Aktuell dürfte das herausragende Haushaltsdefizit jedoch endlich auch den Hauptamtlichen und der regierenden Koalition aufgezeigt haben, das eine Realisierung der Visionen selbst langfristig als nicht realisierbar einzustufen ist. Ein zielorientierter Prozess, wie die vielfältigen Bedarfe der Bücherei, des Stadtarchivs, des Stadtmuseums, des Jugendzentrums, der Verwaltung und verschiedener Vereine zukünftig kostenbewusst entwickelt werden können, scheint nicht im erforderlichen Maße betrieben zu werden bzw. vorangeschritten zu sein. In diesem Kontext wären aber umgehend Entscheidungen insbesondere im Hinblick auf Art und Umfang der Nutzung der städtischen Immobilien durch die verschiedenen Bedarfsträger zu treffen. Derartige Entscheidungen, die naturgemäß deutliche Kritik der tangierten Interessengruppen nach sich ziehen, sind aus unserer Sicht aufgrund der zeitlichen Nähe zur nächsten Kommunalwahl von den aktuellen politischen Entscheidungsträgern nicht zu erwarten. Nur die Einrichtung einer Projektgruppe, in der neben den Angehörigen der Verwaltung, des Ortsbeirates auch alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vertreten sind, kann verhindern, dass wichtige Entscheidungen aus wahltaktischen Gründen einfach nicht angegangen werden.“ FWG-Stellungnahme zum Haushalt 2016 Seite 2 von 5 Freie-Wähler-Gemeinschaft, Hofheim/Ts Ja, wie also nunmehr zu beweisen war! Allerdings waren diese Befürchtungen noch untertrieben, die Koalition hat sozusagen noch „einen draufgesetzt“. Zu den überschlägig 15 Millionen EUR, die für die paar tausend Quadratmeter rund um die Zentrumskoordinate Kellereiplatz in den vergangenen Jahren aufgewendet wurden, gesellen sich noch 4-5 weitere Milliönchen, die die Damen und Herren aus der Koalition für weitere Maßnahmen im Zusammenhang mit Wasserschloss und Hof Ehry investieren möchten. Dass diese überaus hohen Investitionen im Hofheimer Haushaltssicherungskonzept zum Haushaltsplan 2016 noch dazu als Konsolidierungsmaßnahmen aufgezählt werden, ist allenfalls als Meisterstück der Gauklerinnung zu begreifen. Ansprache Frau Stang: Frau Bürgermeisterin, dieser Haushalt ist definitiv nicht genehmigungsfähig und so wird die Entscheidung des Landrates sicherlich auch ausgehen. Verkündet wird die Entscheidung nach der Kommunalwahl, im Übrigen zu Ihrem Ansehensschaden beitragend. Leider müssen dann die Hofheimer Bürgerinnen und Bürger für die vielfältigen Fehlleistungen der Vergangenheit die „Zeche zahlen“. Vermutlich werden in der Folge wichtige Projekte in den Stadtteilen aber auch in der Kernstadt gestrichen werden müssen. Und darüber hinaus steht der Umstand, klassisch defizitär zu wirtschaften, in ursächlichem Zusammenhang zur erfolgten und unter Umständen bevorstehenden empfindlichen Schröpfung der Hofheimer Bürgerinnen und Bürger. So sieht der Erlass des Hessischen Innenministeriums zum Thema „Kommunale Finanzaufsicht“ vom 03.03.2014 doch vor: „Eine Gemeinde, deren Haushaltswirtschaft dauerhaft defizitär ist, hat ihre Ertragsmöglichkeiten auszuschöpfen, wenn der Haushaltsausgleich durch Reduzierung der Aufwendungen nicht erreicht werden kann. Dazu gehört auch die Erhebung von Straßenbeiträgen.“ Um gebetsmühlenartige Wiederholungen eigentlich unstrittiger Konsolidierungsstrategien zu vermeiden, beschränke ich mich dieses Jahr auf einen Leitsatz: Wohnbaugebiete zügig entwickeln – Ansiedlung von Betrieben in Gewerbegebieten fördern! Unsere Stadtentwicklung hinkt massiv. So werden Wohnbaugebiete erst nach langjährigen quälenden Prozessen ausgewiesen. Aber Neubürgerinnen und Bürger tragen zum Erhalt und Stärkung vorhandener Infrastruktur bei und sind nicht nur ganz nebenbei aufgrund der höheren Schlüsselzuweisungen bei der FWG-Stellungnahme zum Haushalt 2016 Seite 3 von 5 Freie-Wähler-Gemeinschaft, Hofheim/Ts Einkommenssteuer überaus haushaltsförderlich. Warum geht es denn in Hofheim immer nur so schleppend? Zum einen dürfte hier wenigstens zeitweise das Management der Verwaltungsspitze die Projekte nur unzureichend begleiten bzw. vorantreiben. Zum anderen sind es aber sicherlich auch gerade die Grünen, die über die konstruktive Begleitung des Prozesses hinaus fundamental die Baureife vereiteln. Irgendwann tummeln sich dann wirklich nur noch die nicht artgeschützten Ökopopulistenlurche und die grün-gelockten Klientelechsen im Terrain. Kommen wir nun zu dem diesjährigen „Ranking“ in Sachen Konsolidierungskompetenz, also zu einer Rangliste der Fraktionsvorschläge. Die BfH mussten wir leider wieder aus der Wertung nehmen, diesmal gab es zwar Vorschläge, aber die hatten entweder nur appellativen Charakter, wurden zurückgezogen oder waren sonst unverständlich. Bedauerlicherweise musste auch der Vorjahressieger, die FDP disqualifiziert werden. Hierbei handelte es sich aber um eine Maßnahme zum eigenen Schutz dieser Fraktion. Der einzige Vorschlag, nämlich die Grundsteuer B zu senken und so eine weitere Mindereinnahme zu erzielen, war offenkundig versehentlich aus einem Wahlkampflyer in den Antrag geraten. Leider konnten die wirklichen Haushaltsanträge, die vermutlich wiederum in den Flyer geraten waren, nicht bis zum Einsendeschluss des Wettbewerbes nachgereicht werden. Die FWG lief letztes Jahr aus Höflichkeit außerhalb der Konkurrenz. Das können wir uns dieses Jahr jedoch im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten! Wir haben tatsächlich dieses Jahr gewonnen! Ganz oben auf das Treppchen gelangten wir mit dem Vorschlag einer sinnhafteren, überschaubaren und vor allem ergebnisoffenen Investition in das Jugendhaus sowie einer Umschichtung zu Gunsten der Menschen, die mit Mobilitätseinschränkungen den Lorsbacher Bahnhof benutzen wollen. Dabei haben wir in der Addition noch Geld gespart. Platz 2 geht an die Koalition, trotz Abzügen wegen stellenweisen Überschreitens des Populismusgrenzwertes. Diesmal aufs Treppchen gelangten die Grünen mit Platz 3. Damit man es nicht so genau merkt, dass der Haushalt dadurch mehr be- als entlastet wird, habe sie nach der bewährten Praxis ihre Anträge in der Regel nicht ausgepreist und so erneut die Lücke im Reglement ausgenutzt. Letztlich bleibt nur noch der undankbare 4. Platz für Die Linke. Diesmal haben ihn die starken Abzüge in der „B-Note“, also im Zusammenhang mit Aspekten des politischen Stils, dann doch die Medaille gekostet. Manche Anträge eigenen sich auch nicht zur unbegrenzt häufigen Wiederholung. FWG-Stellungnahme zum Haushalt 2016 Seite 4 von 5 Freie-Wähler-Gemeinschaft, Hofheim/Ts Sehr geehrte Damen und Herren, wir werden aus den genannten Gründen auch dieses Jahr wieder den Haushalt in seiner Gesamtheit ablehnen müssen. Allerdings möchte ich diesmal den Schlusspunkt mit einem Antrag setzen, der die Realisierung einer längst überfälligen Maßnahme für die Lorsbacher Bürgerinnen und Bürger bezweckt. Ich hoffe auf Ihre Unterstützung und lassen Sie uns bitte in dieser Sache einstimmig sein! Antrag Im Haushalt 2016 ist ein Kostenansatz von 50.000,- EUR vorzusehen, der die umgehende Realisierung einer Zwischenlösung für die Personenbeförderung von Personen mit Behinderung oder sonst mobilitätseingeschränkten Personen vom Bahnhof Lorsbach zum barrierefreien Bahnhof Kernstadt ermöglicht. Begründung Der im Einklang mit dem Kommunalen Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderung formulierte FWG-Antrag (2015/016) wurde mit knapper Mehrheit der Koalition von wesentlichen Aussagen und zeitlichen Bindungen entkernt. Der neu vorzusehende Kostenansatz soll endlich die zeitnahe Aufnahme und den Betrieb einer Zwischenlösung in Form des Personentransportes zu bestimmten Zeiten zum Bahnhof Kernstadt gewährleisten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Andreas Nickel (Stadtverordneter der FWG) FWG-Stellungnahme zum Haushalt 2016 Seite 5 von 5
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