Haushaltsrede FDP-Stadtrat Martin Pöhner zum Haushalt 2016 Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, im letzten Jahr habe ich den Haushalt sehr gelobt, in diesem Jahr möchte ich mein Statement etwas zurückhaltender und differenzierter formulieren. Meine Position als Stadtrat der FDP zum Haushalt 2016 lässt sich auf zwei Worte und ein Satzzeichen bringen: Ja, aber Ja zum Haushalt 2016, aber ich werde einige kritische Anmerkungen machen und muss etwas Wasser in den Wein gießen. Zunächst möchte ich begründen, warum ich dem Haushalt zustimme. 1. Es werden ganz klar die richtigen Investitionsschwerpunkte, die richtigen Schwerpunkte für nachhaltige Investitionen in die Zukunft unserer Stadt gesetzt: a) Sanierung der Schulen b) Kinder und Familien (z.B. 100.000 EUR zusätzlich für Spielplätze + Erlebnispädagogisches Zentrum Wolfsschlucht) c) Integrationsfonds in Höhe von 50.000 EUR für die Förderung von Projekten für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund d) Zentrale Weichenstellung für das Konversionsgelände, u.a. auch Ausweisung neuer Gewerbeflächen (Einstellung von Planungskosten hierfür) e) Wichtige Infrastruktur-und Sicherheitsmaßnahmen, z.B. für die Feuerwehr und beim Radweg am Regensburger Ring 2. Kein Verkonsumieren unerwarteter, zusätzlicher Einnahmen, sondern Bildung von Rücklagen mit Hilfe der 3,5 Millionen Euro an Mehreinnahmen aus den Schlüsselzuweisungen – das ist eine solide und vernünftige Politik. Hier möchte ich mich deutlich von den Grünen abgrenzen. Ihre Vorschläge, einen Großteil der 3,5 Millionen Euro sogleich für weitere Zusatzprojekte auszugeben, halte ich angesichts der äußerst angespannten Haushaltslage für unverantwortlich. Die Grünen betreiben hier eine Politik der Widersprüche: Einerseits reden sie von solider Haushaltspolitik und dann torpedieren sie sie mit ihren eigenen Vorschlägen. 3. Es konnte eine vernünftige und sachorientierte Lösung bei der Sandkerwa gefunden werden: Bei den Haushaltsberatungen wurde zum einen der ursprünglich vorgesehene Betrag von 100.000 EUR für die Lautsprecheranlage auf 30.000 EUR reduziert und es wurde zugleich von nahezu allen Parteien die klare Erwartung formuliert, dass die Lautsprecheranlage im Wesentlichen durch zusätzliche Einnahmen gegenfinanziert werden muss. Und nun komme ich zum Aber: Ich mache mir erhebliche Sorgen um die zunehmende Verschuldung unserer Stadt. Dabei möchte ich bewusst den Bereich der Konversion ausklammern. Das sind rentierliche Schulen. Der geplante Erwerb des Geländes Ende Januar 2016 bietet die Möglichkeit, dass die dafür notwendigen Investitionen durch entsprechende Gewinne wieder erwirtschaftet werden können. Mir bereitet jedoch große Sorge die zunehmende Verschuldung der Stadt bei ihren Kernaufgaben: Allein im Jahr 2016 machen wir bei den Kernaufgaben – über die verschiedenen Haushaltstöpfe hinweg – eine Nettoneuverschuldung von 5,6 Millionen Euro Dabei sind es vor allem zwei Haushaltstöpfe, in denen wir diese Nettoneuverschuldung machen: 2,6 Mio. neue Schulden im Zweckverband Gymnasien (nur städtischer Anteil) und rund. 3 Mio. Euro neue Schulden für das Bürgerrathaus. Bei den Gymnasien ist vollkommen klar, dass wir diese Investitionen machen müssen. Sie sind richtig, aber wir können das nicht jedes Jahr ohne Gegenfinanzierung machen. Wir müssen uns künftig fragen, auf welche Projekte wir verzichten um solche wichtigen Infrastrukturmaßnahmen wie die Sanierung der Gymnasien ohne Nettoneuverschuldung stemmen zu können. Beim Bürgerrathaus sind massive Fragezeichen angebracht. Eine Finanzierung dieses Projektes über eine Neuverschuldung halte ich für falsch. Dieses Projekt wäre durchaus verzichtbar oder die Verwaltung sollte endlich eine Kalkulation möglicher Einsparungen bzw. Gegenfinanzierungen für das Projekt vorlegen. Ich hätte mir gewünscht, dass bei den Haushaltberatungen angesichts der massiven Nettoneuverschuldung mehr Stadträte Einsparvorschläge gemacht hätten – ich kann mich an echte Einsparvorschläge nur von den Freien Wählern und von uns als FDP erinnern. Schließlich möchte ich drei Hoffnungen und Erwartungen für 2016 zum Ausdruck bringen: 1. Dass wir im Haushaltsvollzug absolut sparsam vorgehen mit dem ganz klaren Ziel, die 3,5 Mio. in der Rücklage nicht anzutasten, damit wir am Ende des Jahres 2016 dieser 3,5 Mio. aus den Schlüsselzuweisungen dazu verwenden können, um die Neuverschuldung 2016 um 3,5 Mio. zu senken. Dasselbe gilt für den zu erwartenden Rest beim Rechnungsergebnis des Haushalts 2015. 2. Dass wir den finanzpolitischen Kurs der Stadt in den kommenden Jahren von einem Inkaufnehmen von neuen Schulden auf eine echte solide Haushaltspolitik ohne Nettoneuverschuldung umstellen und damit im Haushaltsvollzug 2016 bereits anfangen, indem wir die Nettoneuverschuldung bereits hier auf ein Minimum senken! Außerdem müssen wir mehr Transparenz schaffen, d.h. unter anderem konkret, dass wir keine neuen Schulden mehr in versteckten Haushaltstöpfen machen dürfen. Wir dürfen nicht auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder heute Geld ausgeben, das diese in der Zukunft zurückzahlen müssen. Das ist eine unverantwortliche Politik! Wir dürfen in den nächsten Jahren keine Politik mehr auf Pump auf Kosten unserer Kinder machen. Wir leben in einer positiven Wirtschaftslage: Es ist gegen jede volkswirtschaftliche Vernunft, in einer Situation, in der es uns gut geht, noch mehr Schulden zu machen. Denn was machen wir erst dann, wenn es uns einmal schlecht geht? Eine antizyklische Konjunkturpolitik ist das, was wir gerade tun, nicht. 3. Dass wir im nächsten Jahr gemeinsam von vornherein einen Haushalt anstreben, der bei den Kernaufgaben tatsächlich ohne Nettoneuverschuldung auskommt. Ich werde nicht müde werden, dafür bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, und bei der Verwaltung Überzeugungsarbeit zu leisten. Abschließend möchte ich der Verwaltung und allen Mitarbeitern der Stadt für ihre sehr gute Arbeit im zu Ende gehenden Jahr danken – vom Oberbürgermeister bis hin zum kleinsten Mitarbeiter. Außerdem möchte ich Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat danken für die gute Zusammenarbeit in 2015. Ich wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2016! Martin Pöhner Stadtrat der FDP und FDP-Ortsvorsitzender
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