Anwohnerinformation Kraftwerk Moorburg August 2015 Sehr geehrte Anwohnerinnen und Anwohner des Kraftwerks Moorburg, in unserem März-Newsletter haben wir Sie gefragt, wie wir unsere Informationen zum Kraftwerk Moorburg für Sie weiter verbessern können. Wir erhielten zahlreiche Zuschriften – Ihnen allen herzlichen Dank für die Teilnahme! Neben Hinweisen und Anregungen erreichten uns auch einige Fragen. Wir werden Ihre Fragen in diesem sowie in den kommenden Newslettern beantworten. In dieser Ausgabe starten wir mit Fragen zum Thema Schadstoffe. Die Informationen zu Emissionen des Kraftwerks setzen wir dann in der nächsten Ausgabe fort. Außerdem erwarten Sie in den nächsten Ausgaben Informationen zur Abscheidung von Kohlendioxid, zur Netzstabilität und weiteren Themen. Infobox zum Thema Quecksilber Neue Grenzwerte ab 2019 Grenzwerte legen Höchstwerte für die Freisetzung von Schadstoffen fest. Der Gesetzgeber orientiert sich dabei an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Schädlichkeit bzw. Gefährlichkeit von Stoffen. Der aktuelle Grenzwert in Deutschland beträgt 0,03 mg/m3; aufgrund verschiedener aktueller Forschungsergebnisse wird dieser Grenzwert jedoch derzeit kritisch hinterfragt. Ab 2019 sollen für alle Anlagen in der EU neue, deutlich geringere Grenzwerte gelten, nämlich ein Jahresmittelwert von voraussichtlich nur noch 0,01 mg/m3. Diese Werte werden in einem EU-Verfahren gegenwärtig neu festgelegt. Leserumfrage zum Newsletter Kraftwerk Moorburg Leserfrage: Wie sieht es mit der Quecksilberbelastung durch das Kraftwerk Moorburg aus? Antwort: Das Kraftwerk Moorburg bleibt im derzeitigen Betrieb deutlich unter den genehmigten Grenzwerten – und erfüllt sogar bereits die neuen, noch schärferen EU-Richtlinien. In den ersten Monaten seit Aufnahme des regulären Betriebs lagen die Quecksilberemissionen des Blocks B 3 im Mittel bei nur 0,004 mg/m – das ist die Hälfte des geplanten zukünftigen Grenzwertes. Wir erreichen diese erfreulich niedrigen Werte durch eine effiziente Verbrennungstechnik und die moderne Rauchgasreinigung. Der Quecksilberausstoß des Kraftwerks Moorburg ist damit um ein Vielfaches geringer als die zulässige Maximalmenge, die immer wieder in der öffentlichen Diskussion genannt wird. Die Emissionen werden kontinuierlich gemessen und mit der Aufnahme des Dauerbetriebs je Block direkt an die zuständige Behörde übertragen. Die Daten sind auch für Sie im Internet zugänglich unter www.vattenfall.de/moorburg – für Block A erfolgt die Übertragung der Daten erst ab Inbetriebnahme und der bis dahin erfolgten Kalibrierung der Messgeräte. Leserfrage: Ich habe gelesen, dass die Grenzwerte für den Quecksilberausstoß in den USA schon heute deutlich niedriger sind. Warum darf in Deutschland mehr Quecksilber ausgestoßen werden? Antwort: Bei den Grenzwerten für Quecksilber gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den USA und Europa. Der Ansatz in Europa ist ganzheitlich: Die Immissionen werden in Bezug auf alle sogenannten Schutzgüter – also Boden, Luft und Wasser – betrachtet. So haben wir in Deutschland sehr strenge Grenzwerte für die Einleitung in Gewässer und sehr hohe Anforderungen an die Qualität der Kraftwerks-Nebenprodukte (zum Beispiel Asche und Gips). Das ist in den USA so nicht der Fall, dort liegt der Schwerpunkt auf den Luftemissionen – die Belastung der Menschen durch Quecksilber im Wasser sowie die Vermeidung von giftigen Abfällen werden weniger berücksichtigt. Beispielsweise reduzieren viele amerikanische Kraftwerksbetreiber mit der Beimischung von Bromiden den Quecksilbergehalt. Dabei entsteht jedoch in großem Ausmaß giftiger Sondermüll. Im Gegensatz dazu ist das Ziel der deutschen Gesetzgebung, die Summe der Immissionen auf alle Schutzgüter möglichst gering zu halten und nicht einen sehr niedrigen Grenzwert bei einem einzelnen Schutzgut mit höheren Emissionen bei anderen zu erkaufen. Wer nur selektiv auf die Luftgrenzwerte in den USA verweist, vergleicht also Äpfel mit Birnen. Leserfrage: Wie viel Schwefelsäure stößt das Kraftwerk Moorburg aus? Antwort: Im Kraftwerk Moorburg entsteht keine Schwefelsäure. Aus dem in der Steinkohle enthaltenen Schwefel entsteht bei der Verbrennung Schwefeldioxid (SO2). Dieses wird jedoch in der Rauchgasentschwefelungsanlage zu mehr als 95 Prozent in Gips umgewandelt; dieser Gips wird anschließend an die Baustoffindustrie verkauft. Nur die verbleibenden weniger als fünf Prozent des SO2 werden noch mit den Rauchgasen ausgestoßen. SO2 war bekannt als ein Verursacher des sogenannten „sauren Regens“, denn in großen Mengen kann sich SO2 mit der Feuchtigkeit der Luft in Schwefelsäure verwandeln. Dies war insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren ein Problem, als es noch keine Rauchgas entschwefelungsanlagen gab und der SO2-Ausstoß vieler Anlagen mehr als 1.000 mg/m3 betragen konnte. Heute liegen die deutschen Grenzwerte für Schwefeldioxid bei 150 mg/m3; außerdem darf ein Schwefelabscheidegrad von mindestens 85 Prozent nicht unterschritten werden. Für das Kraftwerk Moorburg hat die Stadt Hamburg sogar nur 100 mg/m3 genehmigt; der tatsächliche Ausstoß in den vergangenen Monaten lag bei durchschnittlich 36 mg/m3. In diesem Bereich hat sich also in den letzten Jahrzehnten sowohl im Umweltrecht als auch in der Technologie viel getan, sodass heute niemand Sorge vor saurem Regen durch das Kraftwerk Moorburg haben muss. Blick in das Gipskreislager Bereits mehr als vier Monate erfolgreich in Betrieb Am 28. Februar wurde der Block B der Doppelblockanlage offiziell in Betrieb genommen – Anlass für eine erste Bilanz: Das Kraftwerk Moorburg kann bereits eine Million Haushalte versorgen Seit März war das Kraftwerk knapp 90 Prozent der Zeit in Betrieb, davon etwa ein Drittel der Zeit sogar bereits mit beiden Blöcken und oft mit Voll- Links im Bild: das Kohleschiff „Red Queen“, rechts die „MV Bonita”; das Schiff wurde mit angefeuchteter Flugasche beladen und kann damit Schwankungen im Netz ausgleichen. Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks in Brokdorf wird es im norddeutschen Raum außer Moorburg kein anderes Kraftwerk mehr geben, das rund um die Uhr mehr als 1.000 Megawatt Strom liefern kann. Block A weiterhin in der Testphase Blick von der Alten Süderelbe auf das Kraftwerk Moorburg, von links nach rechts zu sehen: die Kamine der Rauchgasentschwefelungsanlage, Elektrofilter, Dampferzeuger, Schaltanlagengebäude, Kohleförderband. Der sichtbare Wasserdampf, der aus den Kaminen entweicht, ist je nach Wetterlage (insbesondere je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit) und Lichtverhältnissen manchmal stärker oder weniger stark sichtbar. lastbetrieb. Mehr als 3.000.000 Megawattstunden Strom wurden seit Jahresbeginn bereits ins Netz eingespeist. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von mehr als einer Million Haushalten (bei einem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 3.000 Kilowattstunden). Anders sah es an sehr windstarken Tagen aus: Während der Orkan „Niklas“ Ende März in Hamburg tobte, wurde das Kraftwerk komplett heruntergefahren, weil ausreichend Strom aus Windkraftanlagen eingespeist wurde. Wegen der hohen Flexibilität der Anlage kann dies sehr schnell erfolgen. Innerhalb von 15 Minuten kann die Leistung eines Blocks um bis zu 300 Megawatt hoch- oder runtergefahren werden, um auf die wetterabhängigen Schwankungen in der Einspeisung von erneuerbaren Energien zu reagieren. Diese Flexibilität des Kraftwerks werden wir in Zukunft sogar noch weiter verbessern. Mittelfristig wird das Team des Kraftwerks in der Lage sein, mit beiden Blöcken die Leistung von etwa 400 Windrädern innerhalb weniger Minuten zu kompensieren, wenn diese zu- oder abgeschaltet werden müssen. Das Kraftwerk produziert nicht nur Strom – es sichert auch die Netzstabilität Hamburg sicher mit Strom zu versorgen ist die Aufgabe des Kraftwerks Moorburg – die Netzstabilität in Norddeutschland sicherzustellen ist eine weitere wichtige Aufgabe. Denn anders als erneuerbare Energien ist das Kraftwerk Moorburg bei jedem Wetter verfügbar Impressum Herausgeber: Vattenfall Europe Generation AG Vom-Stein-Straße 39 03050 Cottbus V.i.S.d.P.: Udo Gade Kontakt: Vattenfall GmbH Projektkommunikation Gunhild Nasner T 040 2718 3572 [email protected] Der Block A ist weiterhin im Erprobungsbetrieb; dabei wird auch die Flexibilität der Anlage noch weiter optimiert. Nachdem bei den planmäßigen Anlagentests während der Inbetriebsetzung festgestellt wurde, dass weitere Arbeiten am Generator des Blocks A ausgeführt werden mussten, wird der Block A nun voraussichtlich Ende des Sommers den Dauerbetrieb aufnehmen. Sofern keine Inbetriebsetzungstests eine geringere Last oder einen Stillstand erfordern, kann auch Block A bereits jetzt die volle Last von 800 Megawatt ins Netz einspeisen – und trägt damit schon heute zur Stromversorgung von Hamburg bei. Auch ohne Leserumfrage – wir sind weiterhin offen für Ihre Fragen rund um das Kraftwerk Moorburg. Rufen Sie uns gerne an, T 040 2718 3572, oder schreiben Sie uns: [email protected]. Wir wünschen Ihnen weiterhin einen angenehmen Sommer! Mit freundlichen Grüßen Udo Gade Projektdirektor Kraftwerk Moorburg Dr. Karsten Schneiker Leiter Kraftwerk Moorburg
© Copyright 2024 ExpyDoc